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Die Ahnen
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Die Ahnen

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»Ich bin der Flehende«, antwortete der Gast mit Selbst?berwindung, »und darf nicht hadern, ob du hoch, ob du niedrig mich reihen willst unter den Genossen deiner Bank. Meines Namens ber?hme ich mich nicht, aber ich berge ihn nicht, und zu ruhmloser Arbeit wirst du mich nicht stellen.«

»Er meint wie ich«, rief der F?rst.

»Stets f?rchten die Helden Minderung ihrer Ehre«, sprach l?chelnd die F?rstin. »Was ich bitte, ist leicht gew?hrt, nur kurze Zeit la? dir das Gewand gefallen, welches wir dem Fremdling im Hofe spenden; unterdes wirbt dir mein Herr im Volk gute Meinung. – Nicht ewig w?hrt der Kriegsruf an der Grenze, dem C?sar wird‘s an neuem Streit nicht fehlen, in wenig Monden ist das Ger?usch verhallt, indes gelingt‘s wohl auch, den K?nig zu gewinnen.«

»Ich will‘s bedenken bis zur Nacht,« sprach der Wirt, »denn klug r?t meine Hausfrau, und oft habe ich ihren Rat erprobt. Bis dahin h?lle dich, o Held, in demutvolles Wesen, denn vertraue mir, mit bedr?ngtem Herzen ersehne ich den Tag, wo ich in offener Halle k?nden kann, was deine und meine Ehre fordert.«

So verlie?en die M?nner der Herrin Kammer. Als aber am Abend der Hauswirt auf seinem Lager niedersa?, rief er unwillig: »Mir fri?t‘s am Herzen, da? ich ihn sehen soll zu unterst an der Bank.« Aber die F?rstin antwortete leise: »Erst pr?fe doch, ob er auch wert ist deines Schutzes. Denn ungew?hnlich ist des Fremden Art und freudenlos sein Schicksal. Sein Geheimnis bergen wir vor jedem, und auch vor Irmgard, unserem Kind.«

2. Das Festmahl

Im Hofe des F?rsten wurde den Landgenossen das Fest ger?stet. Die Hausfrau schritt mit den M?gden durch die R?ume, wo die Vorr?te der K?che bewahrt wurden, in langer Reihe hingen dort die Schinken, runde W?rste und in Rauch ged?rrte Zungen der Rinder; sie freute sich des guten Vorrats, lie? abheben f?r die K?che und befahl den M?gden, in die besten St?cke ein Zeichen zu ritzen, damit der Vorschneider diese den Tischen der ?ltesten aufsetze. Dann ging sie in den k?hlen Keller, der, von Stein gew?lbt, in einer Ecke lag, wo das Sonnenlicht wenig hinkam, hochbedeckt mit Erde und Rasen, dort w?hlte sie die F?sser mit starkem Biere und die Kr?ge mit Met und sah zweifelhaft auf einige gro?e fremdartige Tongef??e, die halb im Boden vergraben in einer Ecke standen. »Ich meine nicht, da? mein Herr des Weines begehren wird, doch wenn er danach ruft, so sagt dem Schenken, da? sie das kleine nehmen, denn die anderen stehen und harren auf einen gr??eren Festtag. Und sehet selbst zu, da? die ungeschickten Gesellen mir den teuern Ton nicht zerschlagen, denn was m?hsam im Stroh durch Rosse und M?nner hergef?hrt wurde aus dem welschen Land, dem k?nnte die lange Reise durch das Ungeschick der metgef?llten Knaben wohl verdorben werden.« Ernsthaft blickte sie noch einmal durch den gro?en Raum: »Es ist Vorrat genug f?r eines H?uptlings Haus und manches liebe Jahr mag der Met das Herz der M?nner erfreuen, m?gen die G?tter uns schaffen, da? unsere Helden alles fr?hlich und in Ehren leeren. Und h?re, Frida, man wei? ja wohl, was die M?nner zumal gebrauchen, aber beim Trunk tr?gt der Anschlag, auch wenn er reichlich war. La? noch drei Kr?ge von altem Met in Vorrat herausheben, und sage dem Schenken, wenn die M?nner friedlich sind und in ehrlichem Gespr?ch, so wird ihnen am Ende noch dies geboten, wenn sie aber widereinander eifern und zwietr?chtig hadern, so soll er vorsichtig sein mit dem Gie?en, da? uns kein gro?es Unheil entstehe.«

Die Herrin schritt zu dem K?chenhause, darin brannten m?chtige Feuer auf steinernen Platten. Die J?nglinge waren vor dem Hause besch?ftigt, die Opfertiere zu zerlegen, gro?e Hirsche und drei Eber des Waldes, und das Fleisch an lange Spie?e zu stecken. Die M?gde aber sa?en in langer Reihe vieles Gefl?gel rupfend, oder sie rundeten mit den H?nden gew?rzten Weizenteig zu ansehnlichen B?llen. Und Knaben des Dorfes warteten mit lachendem Antlitz auf die Zeit, wo sie die Spie?e drehen w?rden, damit auch ihnen vom Fest der Helden ein wohlschmeckender Anteil werde.

Unterdes schafften die Mannen des H?uptlings um die gro?e Halle. In der Mitte des Hofes stand der m?chtige Bau, aus dicken Fichtenbalken gef?gt, eine Treppe f?hrte zu dem ge?ffneten Tor, im Innern trugen zwei Reihen hoher Holzs?ulen die Balken des Daches, von den S?ulen bis zu den W?nden liefen auf drei Seiten erh?hte B?hnen; in der Mitte, gegen?ber der T?r stand darauf der Ehrensitz des Wirtes und der vornehmsten G?ste, daneben ein sch?n geschm?ckter Raum, einer Laube gleich, f?r die Frauen des Hauses, damit sie dem Festmahl der M?nner zuschauen konnten, so lange sie begehrten. Und die j?ngsten der Mannen schm?ckten die Holzlaube mit bl?henden Zweigen, die sie in der Flur abgehauen. Drau?en aber fuhr Wolf einen gro?en Wagen mit Binsen und Kalmus heran, den er am Ufer des nahen Teiches geschnitten, um den Fu?boden zu bestreuen.

»Hier ist gut sein, Gast,« begann Wolf gr??end zu Ingo, »auch dir war die Herrin gn?dig, du wandelst in neuem Gewande, das unsere Weiber gewebt; wie tr?gt sich das Tuch der M?dchen aus Th?ringeland?«

»Was gern geboten wird, sitzt dem Empf?nger bequem,« antwortete der Fremde l?chelnd, »ich freue mich, deine Stimme wieder zu h?ren, denn tagelang warst du ausw?rts.«

»Wir Herdgesellen holten mit den Hunden die Festbraten aus dem Wald«, versetzte der Mann. »Hilf, Theodulf,« rief er einem Gef?hrten zu, »soll ich allein den Wagen r?umen?«

Theodulf, ein stolzer Mann aus dem Gefolge, griff steifarmig in die Binsen und sprach ?ber die Schulter zu dem Fremden: »Wer gew?hnt ist, fremdes Gewand zu bitten, der soll nicht m??ig stehen, wenn bessere M?nner die H?nde r?hren.«

Ingo sah finster auf den Sprecher, eine hohe Kriegergestalt, breitbrustig, mit einer langen Narbe auf der Wange; dem Fremden begegnete mit gleichem Trotz der Mann des F?rsten, an den Augen des einen entz?ndete sich der Zorn des anderen, bis die Blicke beider Gegner wie Flammen gegeneinander spr?hten. Aber mit Selbstbeherrschung b?ndigte Ingo seinen Grimm und versetzte, den R?cken kehrend: »H?ttest du gutherzig gemahnt, folgte ich williger deiner Weisung.«

Der W?chter aber raunte ihm zu: »H?te dich, den zu reizen, er ist ein unwirscher Gesell, der gern Eisen bei?t, er stammt aus der Freundschaft der Herrin, und er dient nicht wie wir, denn er ist aus edlem Geschlecht, hat sich nur auf Zeit gelobt, und wird einst im reichen Erbe seiner V?ter stehen. Kein Wunder, da? ihn die Binsen stechen, wenn er sie tragen soll.«

»Wer dient, mu? tragen«, versetzte Ingo finster.

Aber auch die M?dchen sorgten um das Festkleid des Fremden. »Sieh, Herrin, wie stolz der Fremde in dem Wams schreitet, das ihm die F?rstin gespendet hat«, sagte Frida zu Irmgard. »Wackerer Sinn adelt geringes Kleid«, versetzte Irmgard.

»Gering?« rief Frida, »die Jacke ist vom allerbesten Tuch aus unseren Truhen, ich mu? sie doch kennen, denn ich selbst habe sie einst gen?ht. Seltsam ist es, da? die Herrin so feines Gewand an einen fahrenden Mann wendet.«

»Auch der Mann ist ja wohl kein Alltagssohn«, antwortete Irmgard.

»Das meine ich auch,« best?tigte Frida neugierig, »denn ich sah, wie die F?rstin ihn vorher im Hofe anredete, da er ihr in den Weg trat; von beiden Seiten war‘s ein Herrengru?, sie lachte ihm zu und strich mit der Hand an seine Kleider, als ob er ein vertrauter Mann aus der Freundschaft w?re.«

»Als der Fremde gestern abend an den Herd trat, wo die M?nner versammelt sa?en,« versetzte Irmgard, »da hatte vorher der Vater sorglos gescherzt mit dem Gesinde, doch als er den Fremden sah, wandelte sich ihm die Geb?rde, er hob sich, um dem Fremden entgegenzugehen, tat es aber nicht; doch feierlich war fortan sein Wesen und das Mahl so still, als ob ein Bote vom K?nigshofe am Herrentisch s??e.«

»Auch der Fremde schritt,« fuhr Frida eifrig fort, »da er eintrat, kr?ftig auf den Herrn zu, als wollte er sich bei dem Herrensitz lagern, und einer von den Knaben mu?te ihn an der Jacke zur?ckziehen auf seinen Platz, da? er die Ehrfurcht nicht verga?.«

»Ich sah‘s,« nickte Irmgard, »er lachte dazu«, und bei der Erinnerung lachte sie selbst.

»Und doch sitzt er ganz unten an der Bank,« rief Frida, »und jetzt, wo der witzige Wolf wieder seine gro?e Zunge r?hrt, hat er des Knaben Weisheit anzuh?ren.«

»Ist‘s ein Geheimnis,« sagte Irmgard leise, »so wird es uns M?dchen wohl zuletzt verk?ndet.«

»Du selbst aber, Herrin,« mahnte Frida, »hast ihm seither wenig Huld erwiesen. Die ersten waren wir doch, die er ehrbar gr??te, und drei Tage lang hast du ihm jede Rede geweigert. Unfreundlich wird der Mann dich schelten und hartmutig, nicht wagt er, dich anzureden, da er aus dem Elend kommt; darum biete du ihm endlich den Gru?.«

»So la? uns tun, was sich geb?hrt«, antwortete Irmgard. Sie trat mit ?berwindung zu dem Haufen der stolzen Knaben, welche dem F?rsten folgten, wenn dieser durch die D?rfer ritt oder in den Vorkampf der Schlacht trat. Aber als sie dem Fremden nahe kam, scheute sie sich vor den anderen zu ihm zu reden, sie hielt bei Theodulf an und sprach: »Sp?t ert?nte gestern dein Hifthorn am Tore, wie war die Jagdbeute, Vetter?«

Theodulf err?tete vor Freude, weil das Herrenkind ihn eher als die anderen begr??te, er erz?hlte ihr von seinem Jagdgl?ck und f?hrte sie zu einem Holzverschlag, wo ein zweij?hriger B?r unzufrieden sa?. »Die Hunde zausten ihm das Fell, ich band ihn mit Riemen und trug ihn lebend zum Hofe, er wird wohl ein Spielgesell f?r die Kinder im Dorfe.«

Als Irmgard den Braunen betrachtet hatte und sich mit Frida entfernte, rief diese unwillig: »F?rwahr, mit artigen Worten hast du dem Fremdling zugesprochen.«

»Nahe genug war ich bei ihm,« antwortete Irmgard, »und er schwieg doch.«

»Er wei? besser, was dem Herrenkinde geziemt«, versetzte Frida.

Aber Irmgard achtete seitdem auf den Fremden und als sie ihn abseit von den anderen am Zaun des Hofes lehnen sah, ging sie allein bei ihm vor?ber, hielt wie zuf?llig an und sprach: »Auf dem Holunderbaum ?ber deinem Haupt wohnt ein kleiner Grauvogel, der Nachts?nger. Die M?dchen beschw?ren jeden Abend das Wiesel und den Kauz, damit sie ihm nicht das Nest zersto?en. Singt er dir, so h?re ihm g?tig zu, da? er sich deines wohlmeinenden Sinnes freue. Sie sagen, er mahnt im Sange jeden an das, was ihm lieb ist.«

Ingo antwortete treuherzig: »Alles Gefl?gel, der Habicht in der Luft und der S?nger im Busch, singen dem fremden Mann dasselbe Lied in das Ohr, sie mahnen ihn an die Heimat. Dort streute einst die liebe Mutter den V?geln Winterkost, damit sie ihrem Sohne in seinem Leben gute Vorbedeutung s?ngen. Die Treue haben sie seitdem bew?hrt. Manches Mal haben die wilden Boten im Federkleid den unsteten Mann auf der Heide und im Holz vor Gefahr gewarnt. Sie sind die Genossen seines Schicksals geblieben; wie er wandern sie heimatlos ?ber die Menschenerde und wie er n?hren sie sich vom Raub, den sie greifen, oder von der Gabe, die ihnen ein Gastfreund spendet.«

»Und doch finden sie ?berall Flocken, aus denen sie ihr Nest bauen«, versetzte Irmgard.

»Wo aber darf der Heimatlose sein Haus zimmern?« fragte ernsthaft der Gast. »Wer bei der Schwelle seines Hauses steht und die Rosse auf dem Erbe der V?ter z?hlt, der wei? nicht, wie die Bed?rftigkeit am Herzen des stolzen Mannes nagt, wenn er Gabe nehmen mu?, der selbst anderen spenden m?chte.«

»Du klagst ?ber die Gastspenden im Hause, das dich an seinem Herd aufgenommen hat?« antwortete Irmgard vorwurfsvoll.

»Selig preise ich den Wirt und die Herrin, die im ansehnlichen Hause dem Landfremden huldreich sind«, versetzte der Gast. »Aber unsicher schweifen die Gedanken des Mannes, dem sie eine Ecke an ihrer Bank verg?nnen. Denn immer sp?ht der Fremdling sorgenvoll nach der Miene des Wirtes, ob dieser ihm auch die Gunst bewahre. Jeder im Hofe steht sicher auf seinem Recht, nur dem wildfremden Wanderer ist der Grund, auf dem er schreitet, wie d?nne Eisdecke, die vielleicht morgen unter ihm bricht, und so oft sich ein Mund gegen ihn ?ffnet, wei? er nicht, ob die Worte ihm Ehre bedeuten oder Schmach. Z?rne mir nicht um diese Klagen«, bat er. »Deine Augen und deine Worte haben geheime Sorgen meiner Brust herausgelockt und zu dreist wagte ich vertrauliche Rede. Mir w?re leidvoll, dir zu mi?fallen.«

»An deine Worte gedenke ich in Zukunft,« antwortete Irmgard leise, »so oft ich einsame Wanderer in unserem Hofe sehe. Du aber vertraue, da? du manchem hier willkommen bist. Die Th?ringe lieben freudigen Mut und gesellige Rede, erweise dich heut so unter den Nachbarn, und wenn ich dir Gutes raten darf, so weiche nicht abseit von den jungen M?nnern, wenn sie die Kampfspiele ?ben. Denn ich meine, da? es dir auch im Kampfe wohl gelingen mag. Gewinnst du Lob unter den Landsleuten, so freut sich unser Hof, denn dem Wirt ist es Ehre, wenn der Gast Ruhm erwirbt. Und ich merke, auch der Vater will dir wohl.« Sie neigte err?tend das Haupt und entwich aus der N?he des Fremden; er aber sah ihr freudig nach.

Der F?rst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die Edlen und die freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fu? und Ro? heranzogen und am ge?ffneten Tor von Hildebrand, dem Sprecher, begr??t wurden. Wer zu Ro? nahte, der stieg dort ab, und die Jungen f?hrten sein Pferd in ein weites Gehege und banden es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Hafer in die Krippe sch?tteten. W?rdig war Gru? und Anrede, in weitem Ringe standen die G?ste auf dem Hofe, eine stolze Genossenschaft, ansehnliche M?nner aus zwanzig D?rfern der Gegend, alle in ihrem Kriegsschmuck, den Eschenspeer in der Hand, Schwert und Dolch an der Seite, in sch?ner Lederkappe, die mit Z?hnen und Ohren des wilden Ebers geschm?ckt war; mancher ragte unter dem Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer ?ber dem wei?en Hemd und in hohen Lederstr?mpfen, die bis zum Leibe reichten, mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen Kr?mer beachtete, trug einen ?berwurf von fremdem Zeug, das feine Haare von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines Raubtiers gl?nzte. Schweigend standen die M?nner und freuten sich der Versammlung, nur einige, die zueinander traten, tauschten leise Worte ?ber die Ger?chte, welche durch das Land flogen von der gro?en Schlacht im Westen und von bedrohlicher Zeit. Aber wer die Meinung der Menschen kannte, wie Hildebrand, der Sprecher, der merkte wohl, da? ihr Sinn kraus war und ihre Gedanken ungleich. Lange w?hrte die Begr??ung, denn immer noch kamen einzelne, die sich versp?tet hatten, bis der Sprecher an den H?uptling trat und auf den Stand der Sonne wies.

Da f?hrte der Wirt seine G?ste vor die Halle, feierlich betraten sie im Zuge die Stufen; am Eingang empfing sie die Hausfrau, neben ihr stand die Tochter mit den M?gden. Ehrerbietig huldigten die M?nner den Frauen; die F?rstin reichte allen die Hand und fragte geb?hrlich nach ihren Frauen und dem Hausstand, den M?nnern von der Freundschaft bot sie die Wange zum Ku?. Die H?upter des Volks nahmen gewichtig Platz auf den Sesseln der B?hne und begannen ernstes M?nnergespr?ch, w?hrend der Schenk und die Diener in langer Reihe einzogen; diese trugen in Holzkannen den Fr?htrunk und behagliche Zukost, wei?e gew?rzte Brotkuchen und Fleisch aus dem Rauchfang.

Unterdessen r?steten die Jungen ungeduldig auf dem Rasengrund vor dem Hofe die Bahn zu kriegerischem Spiel. Die Knaben des Dorfes begannen den Kampf, damit auch sie das Lob der Krieger erwarben, sie rannten nach dem Ziel, sprangen ?ber ein Ro? und schossen mit dem Rohrpfeil nach der Stange. Bald aber ergriff der Eifer die J?nglinge, sie warfen die Speere, sie schleuderten den schweren Felsstein und sprangen ihm nach, und als Theodulf in m?chtigem Schwunge den schwersten Stein geworfen und den weitesten Sprung getan, klafterweit ?ber die anderen hinaus, da erscholl lautes Jauchzen bis zur Halle. Und die Alten und Weisen des Volkes behielt es nicht l?nger auf ihren Sitzen, auch sie eilten zur Schau auf den Rasen. Gro? wurde der Ring der Zuschauer, die Weiber des Dorfes standen in ihrem Festschmuck, gesondert die M?nner, und im Umkreis klang immer lauter der Zuruf und das Lob der Sieger.

Unter den Schauenden stand Ingo und achtete schweigend auf die behende Kraft. Da trat zu ihm Isanbart, ein alter H?uptling des Gaues, betrachtete ihn pr?fend und begann feierlich, so da? die Rede der anderen verstummte: »Auch in deinem Volke, Fremdling, woher du auch stammst, ?bt sich wohl der junge Krieger in Sprung und Waffen. An deinem Auge und Arm sehe ich, da? du des Spiels nicht ganz unkundig bist; vielleicht gef?llt dir‘s, unseren jungen M?nnern zu zeigen, was in deiner Heimat Brauch ist, wenn du auch nicht die Kunst eines H?uptlings verstehst. Bist du aus dem Ostlande, wie ich vernehme, so vermagst du wenigstens die Holzkeule zu schwingen, auch dieser Wurf erweist die Kraft des Mannes, obgleich meine Landgenossen ihn wenig ?ben. In der Halle sah ich ?ber dem Sitz des Wirtes ein solches Holz.«

Ingo antwortete dem ehrbaren Greise: »Wenn mir‘s der F?rst gestattet und die H?upter des Volkes, so will ich versuchen, was ich ehedem gelernt.«

Der F?rst winkte, einer aus dem Gefolge sprang nach dem Hofe und trug eine Waffe aus Eichenholz herzu, vom Griffe nach r?ckw?rts gekr?mmt, vorn mit scharfer Schneide. Die Keule ging von Hand zu Hand, lachend wogen die M?nner das leichte Werkzeug. »Eine Waffe dieser ?hnlich tr?gt unser Sauhirt, um W?lfe zu schlagen«, rief Theodulf ver?chtlich, aber Isanbart der Greis entgegnete strafend: »Du sprichst t?richt, ich sah von solchem Holz, nicht so schwer als dies, einen Sch?del brechen wie einen Tonkrug.« Und er legte die Keule dem Wirt in die Hand.

»Wer jemals in den Ostmarken ?ber eine Walstatt geritten ist,« sprach der F?rst, »der kennt die Wunden, welche dieser Knorren schl?gt. Doch von alten Kriegern habe ich geh?rt, da? ein Geheimnis in dem Holze liegt und da? man schwer des Wurfes m?chtig wird, denn t?ckisch soll es dem Unvorsichtigen das eigene Haupt treffen. Nicht unwert ist dieses Holz der Hand eines Edlen, denn es war vorzeiten eines K?nigs Waffe, und mein Vater brachte sie aus der Fremde heim.«

»Dann soll sie ihre Kunst dem Sohn erweisen«, rief Ingo freudig und fa?te danach. Mit kurzem Armschwung warf er die Keule, sie flog in krausem Bogen durch die Luft, doch als alle meinten, da? sie zu Boden schlagen w?rde, fuhr sie wie durch eine Schnur gezogen wieder nach dem Manne zur?ck; er packte sie in der Luft am Griff und warf sie wieder hierhin und dahin, immer schneller, und immer kehrte sie gehorsam vom Schwunge in seine Hand. So m?helos und lustig schien das Spiel mit dem Eichenkloben, da? die Zuschauer n?her traten und lautes Gel?chter durch den Kreis ging.

»Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes«, rief Theodulf verachtend.

»Es ist eines Mannes Handwehr,« versetzte der Fremde entgegen, »schwerlich ist dein Sch?del fester als diese Eisenkappe.« Er sprach zu Wolf, und dieser legte in Weite eines Speerwurfs einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. Der Fremde ma? das Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand, warf sie im Bogen nach dem Helm und sprang in gewaltigem Satze nach. Laut krachte das berstende Metall, und doch fuhr die Keule wieder zur?ck, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand und hielt sie hoch. Ein Ruf des Erstaunens scholl in dem Ringe, ein Haufe sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm.

»Wohlan,« begann Theodulf herablassend, »hast du uns deine Gewohnheit gezeigt, so versuch‘ es auch mit unserem Brauch. F?hrt den Springern die Rosse heran.«

Zuerst wurden zwei Rosse nebeneinander gestellt, Kopf an Kopf und Schweif an Schweif. Die Springer traten zur?ck und schwangen sich mit kurzem Anlauf hin?ber; fast allen gl?ckte der Sprung, aber bei drei Rossen gelang es nur einer kleinen Zahl, und ?ber vier sprang Theodulf allein, und als er hinter den Rossen zum Haufen der anderen zur?cktrat, sah er herausfordernd den Fremden an und winkte mit der Hand zur Folge. Der Fremde neigte das Haupt ein wenig und tat denselben Sprung so sicher, da? das Feld vom Beifall widerhallte. Da rief Theodulf das f?nfte Ro? heran zum schweren Sprung, nur selten vollbrachte ihn einer der Behendsten. Aber der Th?ring war gereizt und entschlossen, das ?u?erste zu tun. Er selbst ordnete die Pferde anders, da? der Schimmel als f?nfter stand, dann sah er um sich, empfing den Zuruf seiner Freunde und wagte den m?chtigen Sprung. Und er kam hin?ber, nur da? er beim Niedertauchen mit seinem R?cken den Schimmel streifte. Aber w?hrend er vortrat und sich ?ber das Jauchzen des Volkes freute, t?nte noch lauterer Zuruf hinter ihm und umgewandt sah er den Fremden, der diesmal schnell und m?helos in seinem R?cken den Sprung vollbrachte. Der Th?ring erblich vor Zorn, er ging schweigend an seinen Platz und m?hte sich vergebens, den Neid herabzudr?cken, der ihm aus den Augen brach. Die Alten aber traten zu dem Fremden und r?hmten seine Kunst, und der alte H?uptling begann: »Ich erkenne, Fremder, wenn mich nicht deine Geb?rde t?uscht, du bist nicht unkundig des Schwunges auch ?ber sechs Rosse, den sie K?nigssprung nennen, und der nicht in jedem Menschenalter einem Helden gelingt. Ich sah ihn einmal, da ich jung war, mein Volk niemals.« Und er rief laut: »F?hrt das sechste Ro? heran!« Da erhob sich im Kreise Gemurmel und die Entfernten dr?ngten n?her herzu, w?hrend die J?nglinge eilten, das Ro? zu stellen. Neben Ingo aber trat die F?rstin, sie war bek?mmert um die Niederlage ihres Verwandten und sprach leise zu dem Gaste: »Erw?ge, Held, leicht trifft der Pfeil des J?gers den Auerhahn, wenn er die Fl?gel breitend seine Stimme erhebt.« Aber Ingo sah auf Irmgard, welche in froher Erwartung hinter der Mutter stand und ihn freundlich anlachte, und er antwortete mit hei?en Wangen: »Z?rne mir nicht, Herrin, ich bin gefordert, nicht habe ich mich in den Kampf gedr?ngt; ungern entsagt der Mann der angebotenen Ehre.« Er trat r?ckw?rts zum Sprunge, hob sich gewaltig in die Luft und vollbrachte den Schwung, da? alles Volk jauchzte, und da er zur?ckkehrte, achtete er nicht auf die unwillige Miene der F?rstin, er freute sich, da? ihm die Kunst gelungen war und da? Irmgards Angesicht rosig ergl?nzte. Lange wogten die Zuschauer durcheinander, sprachen ?ber die K?hnheit des Fremdlings und r?hmten ihn, bis dem Wettkampf der M?nner andere Ziele gesetzt wurden. Ingo stand fortan still neben den H?uptlingen und niemand forderte ihn zu neuem Streit.

Schon neigte sich die Sonne von ihrer H?he, da nahte der Sprecher dem F?rsten und lud die Gesellschaft zum Mahle. In fr?hlicher Erwartung folgten die M?nner dem Rufe, sie wandten sich im Zuge nach dem Hofe zur?ck und schritten die Stufen der Halle hinauf. Der Sprecher und der Truchse? traten ihnen vor und ordneten an den Tafeln der Halle jeden nach Rang und Geb?hr. Dies war eine sorgliche Arbeit, denn jeder begehrte den Platz, der ihm geziemte: entweder am Tisch des H?uptlings, oder nahe bei ihm, lieber auf der rechten Seite als auf der linken. Es war eine lange Reihe von Tischen, die Sitze daran f?r die Vornehmsten mit einer Armst?tze und f?r die Ansehnlichen immer noch mit hoher Lehne, f?r die J?ngeren ein sch?ner Schemel. Schwer war‘s, allen mit dem Ehrensitz Gen?ge zu tun, aber der Sprecher verstand sein Amt und wu?te manchem seinen Platz zu loben wegen der Nachbarn und der N?he der Frauen und wegen gutem ?berblick ?ber den Saal. Zun?chst der T?r lagerten die Bankgenossen des Hausherrn in langer Reihe, dort hatte den Ehrenplatz Theodulf und ihm gegen?ber sa? ganz unten der Fremde. Da alle erwartend sa?en, trat der Schenk mit den Dienern ein und trug in sch?nen Holzbechern den Begr??ungstrank; der Wirt erhob sich, trank den G?sten gutes Heil zu, und alle standen auf und leerten die Becher. Darauf kam der Truchse? mit seinem Stabe und hinter ihm eine lange Reihe Diener, welche die erste Tracht auf die Tische setzten; da ergriff jeder sein Messer, das er an der Seite trug und begann r?stig das Mahl.

Im Anfang war es schweigsam um die B?nke, denn allen st?rte die Rede der eigene Hunger und sie r?hmten nur mit leisem Dank die reichliche F?rsorge der Herrin. Doch die ?ltesten in der N?he des F?rsten tauschten ernsthafte Worte, sie dachten an vergangene Taten der Helden und lobten die Tugenden ihrer Rosse. Die anderen aber horchten essend gern auf ihr Gespr?ch.

Und ein Edler an der Seite des F?rsten begann laut: »Das liebste f?rwahr im Sommer ist mir ein solches Hochfest, wo die Landgenossen einander auf gr?ner Wiese im Heergewand gr??en, die grauen H?upter erinnern sich alter Kriegsreisen, die schlachtenfrohe Jugend erweist im Spiele, da? ihre Kraft dereinst die Ehren der V?ter mehren wird. Die Sonne scheint warm und das Antlitz des Wirtes lacht den G?sten entgegen; auch das Herdenvieh springt umher und die ?hren der Gerste br?unen sich im S?dwind; fr?hlich wird des Mannes Herz in solcher Zeit und ungern gedenkt er der Sorgen. Dennoch ziemt dem Manne, auch beim Mahle das Schwert nicht weiter von sich zu legen, als der Arm reicht, denn wechselvoll ist alles Leben in den T?lern der Menschen, bald wohl verdeckt schwarzgrauer Wolkenschild den Himmel, ein wei?es Schneetuch den Grund; kein Gl?ck der Menschenerde dauert und der n?chste Tag mag neues Schicksal bringen. So geht auch jetzt durch das Volk eine Kunde aus dem R?merland, manche sorgen darum und ihre Gedanken fragen unsern Wirt, ob er Botschaft erhielt, die uns zu wissen frommt.«

Diese Rede sprach die Meinung aller aus und von allen Tafeln klang Beistimmung, dann wurde es sehr still; der F?rst aber antwortete mit Vorsicht: »Von gro?em Schlachtendrang vernahmen wir alle und erw?gen, ob er uns zum Heile sein werde. Dennoch rate ich nicht, da? wir Waldm?nner heut von dem Trinkhorn abw?rts sp?hen mit sorgenvollem Blick. Noch wissen wir nur, was die Wanderer zutrugen aus der Fremde, vielleicht was sie selbst geschaut, vielleicht undeutliches Ger?cht. Darum ritten unsere Boten ?ber den Wald s?dw?rts nach neuer Kunde. Wir harren ihrer Heimkehr, dann pr?fen die Weisen, ob die Botschaft wert ist, da? das Volk darum sorge.«

Da diese Worte kundgaben, da? der Wirt nichts ?ber den R?merkrieg berichten wollte, so entstand undeutliches Gemurr und Herr Answald merkte, da? die G?ste gern mehr vernommen h?tten und da? sie seines Schweigens nicht froh waren.

Darum trat jetzt auf ein stilles Zeichen des Herrn der Sprecher vor und rief mit lauter Stimme: »Die Schwertt?nzer nahen und erbitten sich Gunst.« Da schwieg jeder und r?ckte den Sessel zum Schauen zurecht, die Frauen erhoben sich von den Sitzen.

Ein Pfeifer und ein Sackbl?ser schritten voran, hinter ihnen zw?lf T?nzer, junge Krieger aus dem Volk und von des H?uptlings Bank im wei?en Unterkleid mit buntem G?rtel, das blitzende Schwert in der Hand; vor ihnen als dreizehnter Wolf, der Schwertk?nig, in rotem Gewande. Sie hielten am Eingang und gr??ten die Waffen senkend, darauf begannen sie den Sang des Reigens und schwebten in langsamem Schritt nach dem freien Raum vor der Herrenbank. In der Mitte hielt der Schwertk?nig, die zw?lf Genossen umkreisten ihn feierlich mit gehobenem Schwert. Er gab ein Zeichen, die Pfeifer bliesen, schneller wurden die Bewegungen, nach rechts schwang sich die H?lfte im inneren Ringe, die andere von au?en entgegengesetzt und jeder tauschte mit allen, denen er begegnete, Schwertschlag nach Ordnung der Hiebe. Dann tauchte zwischen den blinkenden Schwertern der K?nig hindurch, bald nach au?en, bald nach innen im Kreise schwebend, mit seiner Waffe fing und erwiderte er die Schl?ge der anderen. Kunstvoller wurden die Verschlingungen, heftiger die Bewegungen, einer nach dem anderen wand sich wie im Kampf durch die kreisende Reihe der ?brigen. Dann teilten sie sich in Haufen im Takte gegeneinander eilend und mit den Waffen streitend, bis sie zugleich je drei und je vier in der K?mpferstellung sich verflochten. Pl?tzlich senkten alle im gro?en Kreise die Schwerter zur Erde und verschr?nkten sie im Nu am Boden zu einem k?nstlichen Geflecht, das aussah wie ein Schild. Der Schwertk?nig trat darauf und die zw?lf Genossen verstanden ihn auf dem Schilde aus Schwertern geformt vom Boden heraufzuheben bis ?ber ihre Schultern, wo er stand und mit seinem Schwert den F?rsten, die G?ste und die Frauen gr??te. In gleicher Weise lie?en sie ihn langsam zu Boden, l?sten Eisen von Eisen und begannen aufs neue im Kreise gegeneinander zu springen, jetzt Spr?nge und Schwertschl?ge schnell wie der Blitz, kaum vermochte das Auge den einzelnen Streichen zu folgen, im Wirbel flirrte der blanke Stahl und schwangen sich die Leiber der M?nner unter den scharfen Waffen, die Pfeife gellte, das Sackrohr summte in wilden Kl?ngen, die Funken spr?hten von den Schwertern. So lief das Spiel der Helden in des F?rsten Halle, bis die T?nzer anhielten, wie durch Zauber gebannt, in der Stellung von K?mpfern je zwei gegen?ber. Darauf begann wieder der Reigensang der T?nzer und langsamen Schrittes feierlich gr??end schwebten sie beieinander vor?ber und schritten im Zuge zum Saale hinaus. Um die Sitze dr?hnte der Beifallssturm, die G?ste sprangen begeistert auf und riefen den T?nzern fr?hlichen Dank.

In der N?he des F?rsten erhob sich Rothari, ein Edler, und begann:

»Ich rede, wie ich denke, kunstvolleres Schwertspiel sahen meine Augen niemals bei anderen Leuten und wir Th?ringe sind auf der M?nnererde ger?hmt wegen solcher Kunst. Dort unten aber an der Bank des F?rsten sitzt ein Fremdling, kriegerischer Werke wohl m?chtig. Und wenn ich ihn nach der T?chtigkeit sch?tze, die er heute erprobt hat, so w?rde ich ihm seinen Stuhl hoch herauf unter die Starken setzen. Doch ungleich verteilen die G?tter ihre Gaben, auch ein Fremder, der seine Ahnen nicht kennt, mag ein achtbarer Kriegsmann werden. Die Leute sagen, da? zuerst aus dem Hof des F?rsten die Kunde von der R?merschlacht in unser Land geflogen sei, und da ich den Fremden sah, hielt ich ihn f?r den Boten; doch der Keulenwurf erwies, da? er aus dem Ostland stammt. Ich bringe dem Gaste in der Halle den Heilgru?.«

Ingo erhob sich und dankte. Da rief Theodulf laut: »Manchen sah ich springen und schwingen auf weichem Rasen, der hoher Spr?nge in der Feldschlacht vergi?t.«

»Recht mahnst du,« versetzte Ingo kalt, »doch manchem nagt auch Neid in der Seele, weil er selbst nicht als H?chster auf dem Rasen sich schwang.«

»F?r ehrenwerter als ein Springer gilt bei uns der Mann, der seine Narben vorn am Leibe tr?gt«, versetzte Theodulf.

»Ich aber lernte von Alten und Weisen, da? nicht unr?hmlicher sei, tiefe Wunden zu geben als zu erleiden.«

»Sicher geb?hrt dir die W?rde eines H?uptlings, dem sein Gefolge die Schilde vorh?lt gegen feindliche Speere, damit sein Antlitz mair?tlich daure zur Freude des Volks«, h?hnte wieder der Mann des F?rsten.

»Und ich h?rte manchen, der einen Schwertschlag empfangen, dar?ber glucksen wie ein Huhn ?ber sein Ei«, versetzte Ingo ver?chtlich.

»Ruhmlose Wunden auch birgt das Hemde, die Spuren der Streiche, die den R?cken bedr?ngten«, rief Theodulf mit flammendem Angesicht.

»Ruhmlos nenne aber ich die boshafte Zunge, die in der Halle nach dem Gastfreund sticht. Nicht ehrenwert d?nkt mir solche Rede, dem Th?ring geziemt nicht der falschen R?mer Brauch.«

»Kennst du so gut den Brauch der R?mer,« rief vom andern Tisch ein wilder Kriegsmann aus Theodulfs Freundschaft, »so hast du auch wohl ihre Streiche gef?hlt.«

»Im Kampfe stand ich den R?merkriegern«, rief Ingo sich vergessend. »Frag dort im Lager nach deinen Gesippen, nicht jeder gibt dir Antwort, der meinem Schwerte genaht.«

Laute Schreie f?llten die Halle, als der Fremde verriet, da? er gegen die R?mer gestanden hatte. »Gut sprachst du, Fremder«, schrie es von allen Seiten, und wieder an anderen Tafeln: »?bel prahlt der Fremde, hoch Theodulf!«

Der F?rst erhob sich und rief mit m?chtiger Stimme: »Den Wortkampf stille ich, an den Frieden mahne ich im festlichen Saal.« Da verstummten die lauten Rufe, aber der Streit der Meinungen schwebte ger?uschvoll um alle Tische, die Augen flammten und starke H?nde hoben sich. W?hrend dem Gewirr sprang ein J?ngling aus dem Gefolge des H?uptlings die Stufen herauf und schrie in die Halle: »Volkmar, der S?nger, reitet in den Hof.« »Er sei willkommen«, rief der F?rst. Und zu dem Sitz der Frauen gewandt fuhr er fort: »Irmgard, mein Kind, begr??e deinen Lehrer und geleite ihn zu unserm Tisch.« So befahl der kluge Wirt, um die Hadernden an die Gegenwart der Frauen zu mahnen. Seine Worte wirkten wie eine Beschw?rung auf die brausende Menge, die d?stern Mienen wurden hell und mancher ergriff den Krug und tat einen tiefen Trunk, um ein Ende zu machen mit seinen Gedanken und sich vorzubereiten auf das Lied des S?ngers. Irmgard aber trat aus der Laube und schritt durch die Reihen der M?nner zu der Schwelle. Auf den Stufen des Saals stand gedr?ngt die Jugend des Dorfes und starrte neugierig in die Halle. Da durchschritt Irmgard den Haufen und erwartete im Hofe den S?nger, der sich unter einem der D?cher zum Fest ger?stet hatte. Mit ehrbarem Gru? kam er auf sie zu, ein Mann von m??iger Gr??e mit leuchtenden Augen, das krause Goldhaar mit Grau durchzogen, zierlich trug er seinen ?berwurf von buntem Tuch, die nackten Arme mit Goldringen geschm?ckt, eine Kette um den Hals, das Saitenspiel in der Hand.

»Du kommst zu guter Stunde, Volkmar,« rief ihm die Jungfrau zu, »sie str?uben sich gegeneinander, es tut not, da? dein Lied ihnen das Herz erhebt. Bew?hre heut deine Kunst und wenn du kannst, singe ihnen Frohes.«

»Was hat ihnen den Sinn verst?rt?« fragte der S?nger, der gew?hnt war seine Kunst wie ein kluger Arzt zu spenden. »Ist‘s wieder der wilde Hofhalt des K?nigs Bisino, dem sie grollen, oder streiten sie um die R?merfahrt?«

»Die jungen M?nner halten nicht Frieden«, antwortete das Herrenkind.

»Ist‘s nichts weiter?« versetzte der S?nger gleichg?ltig. »Es w?re vergebene M?h‘, ihre Waffeng?nge auf gr?ner Heide zu hindern.« Da er aber die ernste Miene der Jungfrau erkannte, f?gte er hinzu: »Sind‘s die Tollk?pfe vom Hofe, dann, Herrin, f?rchte ich, da? mein Lied ihren Neid nicht zu tilgen vermag. K?nnte ich dein freundliches Lachen in ein Lied fassen und jedem in das Ohr singen, so w?rden sie alle mir folgen wie die L?mmer. Doch was ich heut bringe,« setzte er mit ver?ndertem Tone hinzu, »ist so schwer, da? sie dar?ber ihren Streit sicher vergessen. Es ist ?ble Zukost f?r ein Festmahl. Dennoch mu? ich hinein, ihnen die M?r verk?nden, ich wei? nicht, ob sie sich dann noch Sang begehren.«

»Willst du beim Mahl die Trauerbotschaft sagen?« fragte die Jungfrau sorglich, »das macht ihnen den Mut vollends schwer und emp?rt sie in Zorn.«

»Du kennst mich ja doch,« versetzte der S?nger, »ich gebe ihnen nur so viel, als sie vertragen k?nnen. Wen hat der F?rst zur Halle geladen?«

»Es sind unsere alten Landgenossen.«

»Sind Fremde darunter?«

»Niemand,« versetzte die Jungfrau z?gernd, »als ein armer Wanderer.«

»Dann sei ohne Sorgen,« schlo? der S?nger, »das Gem?t der Unseren kenne ich, und wie man ihnen den Abendtrunk mischt.«

W?hrend die Jungfrau durch eine Seitent?r in die Laube stieg, betrat der S?nger die Halle. Als er auf der Schwelle stand, erscholl ein Zuruf und Gru?, der laut von der Decke widert?nte. Stolz empfand Volkmar, da? er ein G?nstling war, er trat mit behendem Schritt in den freien Raum vor den Tisch des H?uptlings und verneigte sich tief gegen ihn und die Herrin.

»Sei tausendmal gegr??t, du Geliebter des Volkes!« rief ihm der F?rst entgegen, »die V?gel unseres Gaues, die im Winter geschieden waren, singen l?ngst ihr Sommerlied, nur den S?nger der Helden haben wir vergeblich ersehnt.«

»Nicht die V?gel h?rte ich in der Luft den Sommer verk?nden, die Kriegshunde des Gottes h?rte ich heulen im Winde und die bunte Wolkenbr?cke erblickte ich, auf der die Helden in endloser Schar zu der Halle der G?tter hinaufzogen. Den Rheinstrom sah ich dahinflie?en in roten Wellen, bedeckt mit Leibern der M?nner und Rosse, die Walstatt schaute ich und das blutige Tal, wo die H?gel der Erschlagenen liegen zum Fra? f?r die Raben, und K?nige wei? ich mit gefesselten Gliedern im R?merlager den Beilschlag erwartend.« Ein lauter Aufschrei folgte diesen Worten. »Erz?hle, Volkmar, wir h?ren«, sagte der F?rst.

Der S?nger fuhr durch die Saiten und es ward so still in dem Raum, da? man die tiefen Atemz?ge der G?ste vernahm. Darauf r?hrte er die Saiten und begann zuerst erz?hlend, dann mit gehobener Stimme und melodischem Tonfall singend seinen Bericht von der Schlacht zwischen den Alemannen und R?mern. Er nannte die Namen der K?nige und K?nigskinder, welche mit den Alemannen ?ber den Rhein dem C?sar entgegenzogen und zuerst die Reiter der R?mer in die Flucht schlugen und dann die erste Schlachtreihe. Darauf sang er: »Hinter die zweite Reihe der R?merscharen ritt gebietend auf seinem Rosse der C?sar, ?ber ihm schwebte als Banner das Drachenbild, der Riesenwurm mit gewundenem Leib, das heilige Schlachtzeichen der R?mer, purpurrot war der Wurm und aus dem aufgesperrten Rachen fuhr die z?ngelnde Flamme. Und der C?sar rief die Bataver vor und die Franken: ›Herauf, ihr Germanenhelden, nicht zwingen meine Welschen den Sturm der Feinde.‹ Der Herold ritt und die Franken hoben sich helleuchtend vom Boden, nach Scharen geordnet, m?chtig schwang Aimo, Arnfrieds Sohn, das Schwert in dem Vorkampf.«

»Das ist mein Bruder!« rief es von einem Tisch. »Heil Aimo!« dr?hnte es in einer Ecke des Saals.

»Sie zogen heran in geraden Reihen, die wei?en Schilde mit dem Stierbild geschm?ckt; hart war der Drang, wie Feuerflammen den Heidegrund so r?umte ihr Schwert die Walstatt vom Sturm der Alemannen. Doch in neuem Keil sprangen die Alemannen herein, voran die K?nige, und wieder wichen die R?mer. Da mahnte der C?sar seine letzte Schar, die im R?merheer der Dornhag des Feldherrn hei?t.«

»Archimbald!« rief es wild in dem Saale. »Eggo!« von einer anderen Seite.

»Dort stand als F?hrer ?ber hundert Mann ein h?nenhafter Gesell, der Th?ring Archimbald, und Eggo, sein Bruderssohn, wohlerfahren im Kriegsbrauch der R?mer. Sie stemmten das Knie im Boden fest, sie deckten den Leib mit dem Lindenschild und wehrten als dreifache Schildburg mit starrenden Speeren. Und wieder brachen die Alemannen heran, die Schilde krachten im Hieb der ?xte, die Speere fuhren durch R?stung und Leib, die Toten sanken in langen Reihen und ?ber die Leiber der Gefallenen dr?ngte der Schwall, Schild an Schild und Brust gegen Brust, wie Kampf der Stiere in umhegtem Pferch. Da schied sich das Schlachtengl?ck von den Alemannen, sie fuhren r?ckw?rts, ihnen graute vor dem Hauf der sterbenden Genossen. Die Sonne sank und das Kriegsheil schwand. Die gel?sten Scharen w?lzten sich fl?chtig zum Ufer des Stromes und hinter ihnen st?rmten mit Messer und Speer die R?mer wie die Meute hinter dem Hirsch; in den Rhein hinab sprang das fl?chtige Volk, die Sieger am Ufer mit lautem Geschrei warfen die Speere in ein wildes Gew?hl von M?nnern und Rossen, von toten Leibern und ertrinkenden Helden. Der Nix des Stromes streckte die Krallenh?nde umher und zog die Helden zur Tiefe in seine Behausung.«

Der S?nger hielt an, ein lautes St?hnen ging durch die Versammlung, nur einzelne Heilrufe erklangen dazwischen; der F?rst h?rte gespannt auf die Ausbr?che des Schmerzes und der Freude. Dann fuhr Volkmar fort, indem er die Trauerkl?nge mit kr?ftiger Weise vertauschte: »Der C?sar trat an den Uferrand und sah lachend hinab in der M?nner Not. Er rief seinem Bannertr?ger, der den Drachen trug, das rote Scheusal aus Purpur gewirkt, darin ein Gott der R?mer gef?gt den Siegeszauber, den Tod der Feinde: ›La? schweben den Drachen ?ber der Flut, da? er seine Z?hne zeige und die flammende Zunge dem sterbenden Volke. In der Luft hoch fliegt er gegen die Himmelshalle der Toten, wenn sie aufsteigen auf der Wolkenbr?cke, so weist er die Z?hne; der R?merdrache hemmt ihnen die Reise, da? sie abw?rts fahren den Weg der Fische, hinab in das Dunkel zu Helas Tor.‹ Da r?chte den Hohn der letzte Held, der mit den Waffen die R?mer bestand, Ingo, Ingberts Sohn von Vandalenland, der K?nigsohn aus G?ttergeschlecht. Er hatte gek?mpft an K?nig Athanarichs Achsel, voran im Kampfe, ein Schrecken der R?mer. Da das Schlachtengl?ck sich wendete, schritt er zur?ck mit seinem Gesinde, das ihm folgte auf dem Kriegspfad von Land zu Land, langsam und zornig wie ein brummender B?r wich er zum Ufer, wo am Fu? des Felsens die K?hne lagen. Dort trieb er zusammen die Frauen des Heers, die Schicksalsverk?nderinnen, die Blutbesprecherinnen, und zwang sie zur Abfahrt, da? die heiligen M?tter dem Schwerte der R?mer entrannen. Auch den S?nger dr?ngte er hinab in den Kahn und er selbst umschanzte hochherzigen Sinnes die Stelle der Abfahrt mit Waffe und Leib. Gel?st war das Leitseil, die K?hne schwebten, umschwirrt von den Speeren der R?mer auf gr?ner Flut; die Feinde dr?ngten und m?hsam k?mpfte die Schar am Fu? des Felsens den letzten Kampf. Da schaute der Held auf dem Steine ?ber seinem Haupt den Drachen des C?sar, den grimmigen Wurm, und im Sprunge durchbrach er die Wachen des R?mers; er sprang auf den Stein, mit B?rengriff fa?te er den Riesen, der das Banner trug, und warf ihn vom Felsen. Leblos tauchte in die Fluten der R?mer und das Banner erhebend rief der Held gewaltig den Schlachtruf und sprang mit dem Drachen hinab in den Strom. Ein Wutgeschrei gellte aus R?mermunde; die bittere Schmach vor den Augen des C?sar zu r?chen, den K?hnen zu schlagen, das heilige Zeichen der R?mer zu retten, warf Mann und Ro? sich wie toll in den Strom. Doch abw?rts trieb im wirbelnden Strome der rote Drache, der siegreiche Held. Noch einmal sah ich den Arm ihn heben und sch?tteln das Banner, dann sah ich ihn nimmer. Der C?sar lie? suchen an des Stromes Rand auf beiden Ufern mit tr?bem Sinn; zwei Tage darauf fand weit abw?rts ein Sp?her am Alemannenufer gebrochen den Bannerspeer, den Drachen des Feindes brachte keiner zur?ck. Da kehrte den M?nnern an den Ufern des Rheins der Mut in die Seelen, der Siegeszauber des C?sar war im Strome verloren und vergeltendes Unheil nahte dem R?merheere. Gesandte der Katten, die aufw?rts kamen, um dem R?mervolk B?ndnis zu bieten, sie hemmten die Reise, da sie erfuhren das b?se Vorzeichen. Gerochen war der Hohn des Siegers durch starken Arm, und geschwunden von der M?nnererde K?nig Ingo, der Held.«

Der S?nger schwieg und beugte das Haupt ?ber das Saitenspiel, still war es in der Halle, wie nach einer Totenklage, die Augen der M?nner gl?nzten und in den Gesichtern arbeitete die Bewegung. Aber in keinem mehr als in dem des Fremden. Da der S?nger eintrat und im Vor?bergehen sein Gewand ber?hrte, hatte er das Haupt niedergebeugt und, wie sein Nachbar Wolf ohne Freude wahrnahm, an dem Bericht des S?ngers weniger teilgenommen, als einem Krieger schicklich war, und die Bankgenossen hatten auf ihn gewiesen und spottende Worte getauscht. Als aber der S?nger von dem Kampf um das Drachenbild begann, da hob er das Antlitz, ein rosiges Licht flog ?ber seine Z?ge und so strahlend und verkl?rt war der Blick, den er nach dem S?nger warf, da?, wer auf ihn sah, die Augen nicht abwenden konnte, wie ein Goldschein hob sich das helle Lockenhaar um das begeisterte Antlitz. Und als der S?nger schwieg, sa? er noch unbeweglich.

»Sieh dorthin, Volkmar«, rief eine tiefe Frauenstimme vor Bewegung zitternd, und alle Blicke folgten der Richtung, nach welcher die Hand Irmgards wies, die hoch aufgerichtet in der Laube stand.

Der S?nger fuhr empor und starrte nach dem Fremden: »Der Geist des Stromes gab den Helden zur?ck«, rief er entsetzt, doch gleich darauf sprang er vor: »Selig ist der Tag, an dem ich dich schaue, Held Ingo, Ingberts Sohn, du mein Retter, der letzte K?mpfer in der Alemannenschlacht.«

Die G?ste fuhren von ihren Sitzen, die Halle erdr?hnte vom Jubelruf. Der S?nger st?rzte auf Ingo zu, beugte sich auf seine Hand und rief: »Leibhaftig halte ich dich. Niemals ward meinem Liede so sch?ner Lohn.« So f?hrte er den Fremden an den Tisch des F?rsten, der ihm mit nassen Augen entgegeneilte: »Gesegnet seist du, heldenhafter Mann, heut f?llt mir schwere Last vom Herzen, ich wu?te wohl, nicht l??t sich bergen des Helden Ruhm. Sei gegr??t in meinem Hause, du Gastfreund aus der V?ter Zeit. R?ckt den Sessel, Knaben, da? der F?rst sich den Edeln meines Volks geselle. Trage Wein herzu, Schenk; im Festbecher, mit dem R?mertrank aus R?mergolde trinken wir Heil dem k?niglichen Helden, dem Sohn unserer G?tter.«

3. Offene Herzen

Am fr?hen Morgen schritt Irmgard durch das tauige Gras dem Walde zu. Wei?er Nebel wallte am Boden und hing wie Gewand der Wassergeister um die B?ume. Aus dem Dampf der Wiese hob sich die helle Gestalt der Jungfrau, sie sang und jauchzte mit ger?teter Wange und langflatterndem Haar, selig im Herzen; so fuhr sie durch die wirbelnden Wolken dahin einer G?ttin der Flur vergleichbar. Denn sie hatte geh?rt und geschaut, was Heldentum hei?t und was den Mann emporhebt aus den Schrecken des Todes in die Gesellschaft der hohen G?tter; alle Landgenossen hatten sich vor der Heldenkraft des einen geneigt, der ihr heimlich gefiel und vertraulich war wie kein anderer. Sie stieg den Bergweg hinauf bis zu der Stelle, wo die Halle des Vaters hinter dem Baumlaub verschwand; dort stand sie allein zwischen Wald und Fels, unter ihr rauschte der Gie?bach, ?ber ihr schwebten die Lichtwolken des kommenden Tages. Sie trat auf den Stein und sang dem Felsen und dem rauschenden Wasser die Weise des S?ngers und die Worte des Liedes, die sie in der Halle geh?rt. Sie k?ndete freudig, was ihr von der Kunst des Volkmar im Ged?chtnis haftete, und als sie zu dem Sprung in den Rhein kam, gefiel er ihr sehr, sie sang in der Begeisterung: »Ihr klugen V?gel auf den B?umen, Boten der G?tter, und ihr kleinen Elbe unterm Farnstrauch, h?rt es noch einmal.« Und sie wiederholte die Worte. Und als der Held zuletzt im Strome verschwand, wurde ihr sein Verschwinden traurig, und da sie ein sinnvolles Weib war, so ergo? sich ihre Bewegung in neuen Worten und sie sang noch eine Klage des S?ngers. ?ber dem Rufen der Waldv?gel und dem leisen Klingen des Bergquells t?nte das Lied des jungen Weibes m?chtig vom Felsen zur?ck.

Da rollte in ihrer N?he ein Kiesel zum Bach, sie sah zur Seite und erkannte abseit eine Gestalt, die eingeh?llt in das luftige Gewebe der Nixen unter ihr an einem Baumstamm lehnte; der Held, dessen Ehre sie dem Walde verk?ndet, stand leibhaftig in ihrer N?he, und als sie erschrocken zur?cktrat, vernahm sie seine bittende Stimme: »Singe weiter, o Jungfrau, da? ich aus deinem Munde h?re, was gl?cklich macht. Lieber als alle Kunst Volkmars ist mir der Ton aus deiner Kehle. Denn als der S?nger sang und die Halle vom Zuruf der M?nner dr?hnte, da dachte ich immer an dich und die stolzeste Freude war mir, da? du die Kunde vernahmst.«

»Im Schrecken ?ber deinen Anblick schwinden die Worte«, antwortete Irmgard und suchte sich zu fassen, als er ihr n?her trat. »Unter dem Holunderbaum war ich mutiger, dich anzureden,« fuhr sie endlich fort, »doch auch damals bedurftest du, o Held, wenig meines Rates, und wenn ich daran gedenke, mu? ich mich ?ber meine Torheit wundern; verspotte du mich darum nicht. Denn geradeaus geht die Rede unter uns Waldleuten und einf?ltig sind unsere Gedanken. Mir aber tut weh, da? du zweimal aus meinem Munde geh?rt hast, was du schon wei?t; h?tte ich dich gekannt wie du bist, so h?tte ich meine gute Meinung ehedem dir besser verborgen und auch heute bedr?ckt mich die Scham, weil du mich belauschtest.«

»Verhehle mir nicht, Irmgard,« flehte der Gast, »wenn du huldvoll gegen mich gesinnt bist, denn glaube mir, selten h?rt ein Gebannter herzliche Rede aus dem Mund einer guten Frau. Auch wenn der S?nger ihn preist und der Wirt ihm zutrinkt, dennoch steht er ausgeschlossen vom Geschlecht und der Freundschaft; schwerlich gew?hrt dem G?terlosen ein ansehnlicher Mann seine Tochter als Ehegemahl und keine S?hne l??t der Fl?chtling auf der Erde zur?ck, die seiner Taten sich r?hmen.«

Irmgard sah ernsthaft vor sich nieder.