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Satan und Ischariot II
Satan und Ischariot II
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Satan und Ischariot II

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»Was schadet das? Er mußte wissen, daß ich auch ohne den Vater nicht so sehr, wie er dachte, ohne allen Schutz und alle Hilfe dastehe.«

»Sie werden aber doch gleich einsehen, daß Sie damit keineswegs sehr pfiffig gehandelt haben. Ich vermute, daß Sie nicht nur den Namen des Roten als denjenigen Ihres Beschützers genannt, sondern noch mehr ausgeplaudert haben.«

»Warum sollte ich nicht antworten, wenn er mich danach fragte!«

»Aus Klugheit. Haben Sie ihm etwa gesagt, daß die rote Schlange Ihnen einen Antrag gemacht und Ihnen ganz dasselbe Glück und Wohlleben versprochen hatte, wie vorher Melton?«

»Ja.«

»Und daß er Melton packen will, falls dieser Ihnen irgend eine Gewalt antun würde?«

»Gerade das mußte ich besonders erwähnen.«

»Dann danken Sie Gott, daß ich gekommen bin! Denn die listige Schlange hätte Sie nicht aus diesem Schacht geholt.«

»O, er wäre ganz gewiß gekommen.«

»Er kann es nicht. Nachdem Sie so unvorsichtig gewesen sind, Melton alles mitzuteilen, weiß dieser, woran er mit dem Roten ist. Er kennt in demselben nun nicht nur einen Nebenbuhler, sondern weiß auch, daß er ihm mißtraut und jede an Ihnen etwa begangene Strenge rächen will.«

»Das schadet nichts, denn ich weiß, daß er sich in der Gewalt der Yumas befindet und sich vor Ihrem Häuptlinge fürchten muß.«

»Und ich weiß, daß es ihm ganz im Gegenteile gar nicht einfällt, sich zu fürchten. Sie selbst sind der Beweis dafür. Er hat Sie trotz allem, was Sie gesagt und womit Sie gedroht haben, eingesperrt. Das beweist doch, daß er sich vor dem Indianer nicht fürchtet.«

»Er wird sehr bald einsehen, daß er sich irrt, denn ich habe ihm gesagt, daß die listige Schlange mich heute erwartet und nach mir forschen wird, wenn ich nicht komme.«

»Ah, das meinen Sie, klug angefangen zu haben und doch ist‘s das Törichtste, was Sie tun konnten, denn Melton ist nun vorbereitet und wird sich auf den Empfang Ihres roten Beschützers eingerichtet haben. Es steht zu erwarten, daß dieser nun selbst des Schutzes wenigstens ebenso bedarf wie Sie.«

»Denken Sie etwa, daß er sich an ihm vergriffen hat? Das brächte ihm doch den ganzen Stamm der Yumas auf den Hals, die sich an ihm rächen würden!«

»Glauben Sie doch das nicht! Melton, den Sie selbst einen Teufel in Menschengestalt nennen, ist nicht so dumm, das, was er tut und vielleicht schon getan hat, sie wissen zu lassen. Er kann den Häuptling unschädlich machen und beiseite schaffen, ohne daß sie es jemals erfahren. Sie haben, davon können Sie überzeugt sein, Ihren roten Anbeter durch Ihre Schwatzhaftigkeit in die größte Gefahr gebracht.«

»Wenn das wirklich der Fall sein sollte, so hoffe ich, daß Sie ihn aus derselben erretten werden! Unter den obwaltenden Umständen steht sehr zu erwarten, daß Melton gleich zu dem schlimmsten Mittel greift.«

»Wissen Sie übrigens, wo sich Ihre Landsleute befinden? Sie müssen doch mit Melton darüber gesprochen haben.«

»Wir haben oft von ihnen geredet, aber nicht so ausführlich.«

»Die Leute müssen doch essen und trinken. Wer versorgt sie mit Speise und Trank?«

»Melton sagte, daß Wasser unten sei; gefüttert werden sie einstweilen von zwei Indianern.«

»Was bekommen sie zu essen?«

»Nichts als Maiskuchen, die ich mit den Indianerinnen gebacken habe.«

»Da die Arbeiter nicht freiwillig hier sind, muß man sie gefangen halten und die notwendigen Maßregeln getroffen haben, daß sie nicht entfliehen und sich an denen, die sie zu versorgen haben, vergreifen können. Was für Vorkehrungen hat man da getroffen?«

»Sie haben Hand- und Fußschellen.«

»Wie hat Melton hier in dieser Wildnis zu solchen Marterwerkzeugen kommen können?«

»Er hat sie mitgebracht. Die Indianer, welche uns transportierten, hatten alle notwendigen Gegenstände auf ihre Packpferde geladen.«

»Können die Bedauernswerten denn in ihren Fesseln arbeiten?«

»Wahrscheinlich; aber jetzt arbeiten sie noch nicht. Die Arbeit wird erst beginnen, wenn noch einige Weiße angekommen sind, auf welche Melton wartet. Diese sind teils Aufseher und teils Sachverständige.«

»Hat man sie einzeln eingesteckt, oder befinden sie sich beisammen?«

»Soviel ich weiß, stecken sie beisammen.«

»Sie werden jetzt von zwei Indianern versorgt.

Diesen können sie doch trotz der Hand- und Fußschellen gefährlich werden!«

»Nein, denn es ist stets eine starke Tür dazwischen. Hoffentlich werden Sie dieselbe öffnen können?«

»Auf alle Fälle.«

»Dann lassen Sie die Gefangenen heraus?«

»Natürlich.«

»Und was geschieht mit Melton? Wollen Sie den vielleicht laufen lassen?«

»Den lasse ich nicht laufen, sondern hängen!«

»Ich will Ihnen sagen, wie Sie das anzufangen haben. Draußen im Freien dürfen Sie ihn nicht angreifen, denn er würde Sie niederschießen.«

»Das befürchte ich nicht.«

»O doch, denn er ist stets mit zwei Revolvern bewaffnet. Die legt er aber ab, sobald er sich daheim befindet. Sie müssen ihn also in seiner Wohnung aufsuchen.«

»Das beabsichtige ich allerdings, obgleich ich mich vor seinen Revolvern nicht fürchte.«

»Kennen Sie denn seine Wohnung?«

»Nein. Ich weiß nur, daß man in den Schacht steigen muß, um zu ihr zu gelangen; ich denke aber, daß Sie mir eine Beschreibung von ihr geben werden.«

»Das kann ich, denn ich kenne sie genau. Sie ist von einem gewissen Eusebio Lopez gebaut worden.«

»Eusebio Lopez? Ich habe vorhin die beiden Buchstaben E. L. gesehen; das werden die Anfangsbuchstaben dieses Namens sein. Die Wohnung ist zugleich ein Versteck, kann also wohl nicht sehr geräumig sein.«

»O, sie ist groß genug. Es hat oben auf dem Felsen eine Rinne gegeben, welche Lopez einfach zugemacht hat; dadurch ist ein verdeckter Gang entstanden, welcher im

Schacht beginnt und nach der Wohnung führt. Die Rinne ist an ihrem Ende, an der Felsenwand, sehr breit gewesen, und Lopez hat sie durch Mauern abgeteilt, wodurch mehrere Stuben entstanden sind, die wir bewohnen. Die äußere Wand sieht gerade wie der Felsen aus, weshalb man von unten nicht bemerken kann, daß da oben eine Wohnung ist. Die Fenster sind Mauerlöcher, die in der Entfernung gar nicht auffallen können.«

»Wie tief steigt man in den Schacht, um in den Gang zu kommen?«

»Vielleicht zwanzig Stufen eine Leiter hinab.«

»Ich sehe aber hier einen Förderkasten, welcher an einer Kette hängt; da ist doch anzunehmen, daß es oben eine Welle, einen Göpel gibt, durch welchen man den Kasten in die Höhe zieht?«

»Ein solcher Göpel ist allerdings da.«

»So ist die Leiter eigentlich überflüssig.«

»Sie führt auch nicht bis ganz herab, sondern nur bis in den Gang. Wer von da aus herunter will, muß in den Kasten steigen.«

»Gut. Und nun die Wohnung!«

»Die besteht aus vier Stuben. Zwei liegen am Ende des Ganges und zwei an den Seiten desselben.«

»In welcher ist Melton zu finden?«

»Wenn Sie dem Gange folgen, so liegt rechts der Raum, in welchem die alten Indianerinnen wohnen; links wohnte ich. Dann haben Sie zwei Türen vor sich, die hart nebeneinander liegen. Rechts wohnen die Weller, und links befindet sich Melton.«

»Was für Schlösser haben die Türen?«

»Sie können keine haben, denn sie sind nicht von Holz, sondern bestehen aus Matten, welche von oben herabhängen.«

»Wie ist das Lager Meltons beschaffen?«

»Er schläft auf Decken in der ersten Ecke links.«

»Wer bewegt den Göpel, wenn der Förderkasten auf- und niedersteigen soll?«

»Die Indianer, welche im Förderhause wachen. Das sind – horch!«

Sie wendete sich, indem sie sich unterbrach, in die Richtung des Schachtes. Dort klirrte die Kette, an welcher der Kasten hing; er bewegte sich; wir sahen, daß er aufgezogen wurde.

»Man ist oben noch wach,« sagte ich. »Warum will man den Kasten oben haben? Ob jemand herunter will?«

»Jedenfalls,« antwortete sie. »Sie werden jetzt erfahren, daß Sie vorhin unrecht hatten, denn der Häuptling wird jetzt kommen.«

»Das glauben Sie ja nicht! Wenn jemand kommt, so wird es entweder Melton oder der alte Weller sein.«

»Weller ist heute gar nicht da.«

»Wo befindet er sich?«

»Er ist mit mehreren Indianern fort, um Sie zu beobachten und es Melton zu sagen, wenn Sie kommen. Er scheint Sie nicht gesehen zu haben, sonst wäre er wieder zurück.«

»So ist er es also nicht, den wir jetzt hier unten zu erwarten haben. Melton wird es sein.«

»So haben Sie die beste Gelegenheit, ihn zu ergreifen!«

»Ob ich das tue, kommt auf die Umstände an. Man muß vorsichtig sein. Weller kann auch zurückgekehrt sein und mitkommen. Wir werden also abzuwarten haben, was geschieht. Darum muß ich Sie bitten, sich einstweilen wieder einriegeln zu lassen.«

»Einriegeln?« fragte sie erschrocken. »Das werde ich nicht. Ich bin tausendfroh, daß ich heraus bin.«

»Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Sie sicher wieder herauslasse. Ich will wissen, wer da kommt und warum er kommt; er muß darum hier alles in Ordnung finden und darf nicht vermuten, daß jemand bei Ihnen gewesen ist.«

Sie wollte nicht, fügte sich aber endlich doch, wenn auch mit großem Widerstreben. Ich verriegelte hinter ihr die Tür, und dann kroch ich mit dem Mimbrenjo hinter einen Haufen von Hölzern, welche dort, wo der alte, verlassene Gang begann, aufgeschichtet waren. Natürlich hatten wir unser Licht ausgelöscht.

Ich hätte keine Minute länger mit der sich weigernden Jüdin verhandeln dürfen, denn wir hatten uns kaum versteckt, so kam von oben ein Geräusch, aus welchem wir entnahmen, daß der Kasten wieder nach unten unterwegs sei. Das Geräusch näherte sich; ein Lichtschein fiel von oben; der Kasten wurde sichtbar und erreichte den Boden. Melton stand darin; er hatte eine Laterne im Gürtel hängen. Er stieg aus, bückte sich in den Kasten zurück und zog aus demselben einen Gegenstand, in welchem ich, obgleich wir ziemlich entfernt steckten, einen gefesselten Menschen erkannte. Hier unten verstärkte sich der Schall an den engen Mauern; darum hörte ich ganz deutlich jedes Wort, als Melton zu dem Gefesselten in höhnischem Tone sagte:

»Du hattest solche Sehnsucht nach deiner weißen Blume. Darum habe ich dich hierher gebracht, um sie dir zu zeigen. Paß auf!«

Er trat zu der Tür, hinter welcher die Jüdin steckte, öffnete dieselbe und rief hinein:

»Kommen Sie heraus, Fräulein; haben Sie die Güte! Es steht Ihnen eine freudige Ueberraschung bevor.«

Sie kam heraus. Er führte sie zu dem auf dem Boden liegenden Indianer und fragte:

»Kennen Sie diesen? Hoffentlich erinnern Sie sich noch, wer er ist!«

»Die »listige Schlange«!« rief sie betroffen aus. »Sie haben ihn überwältigt!«

»Ja, das habe ich! Sie sehen da, was für ein Held Ihr neuester Liebhaber ist. Er kam, um mich zur Rechenschaft zu ziehen und Sie zu befreien, und befindet sich nun selbst hierunter. Er wird die Sonne niemals zu sehen bekommen. Sie haben mir zu viel von ihm erzählt, als daß ich ihm das Leben schenken könnte.«

»Sie wollen ihn ermorden?« fragte sie schaudernd.

»Ermorden! Welch ein Ausdruck! Muß man es denn geradezu einen Mord nennen, wenn ich ihn ein wenig unter die Erde grabe und ihm eine so hübsche Decke gebe, daß er rasch einschläft? Wenn er dann nicht wieder aufwacht, so ist das seine Sache.«

»Also lebendig begraben!«

»Ja, wenn es Ihnen Vergnügen macht, es so und nicht anders zu nennen.«

»Unmensch, der Sie sind!«

»Ereifern Sie sich nicht! Ich werde Ihnen gleich beweisen, daß ich kein Unmensch, sondern ein Mensch, und zwar ein sehr gutherziger, bin. Sie lieben den roten Gentleman, und er ist Ihnen zugetan. Sie sollen, ehe er stirbt, zwei oder drei Stunden beisammen sein. Geben Sie Ihre Hände her, damit ich sie Ihnen auf den Rücken binde, sonst könnten Sie meine Güte mißbrauchen und Ihren Anbeter losbinden.«

Sie zögerte und sagte:

Denken Sie ja nicht, daß Sie straflos tun können, was Sie wollen! Die Yumas werden ihren Häuptling rächen.«

»Fällt ihnen nicht ein. Sie wissen nicht, daß ich es bin, der ihn verschwinden läßt.«

»Sie wissen aber doch, daß er jetzt bei Ihnen ist. Die Wächter haben ihn zu Ihnen gehen sehen.«

»Sie werden ihn aber wieder fortgehen sehen. Es ist finster droben, so daß ich es leicht bewerkstelligen kann, daß sie mich für ihn halten; aber das ist gar nicht notwendig. Ich habe die Wächter, um jetzt herabgelassen zu werden, wecken müssen. Sie werden nachher weiter schlafen und müssen es glauben, wenn ich behaupte, daß der Häuptling inzwischen fortgegangen ist. Also her mit den Händen! Ich sage das zum letzten Mal!«

Er hatte einen Riemen in der Hand. Ich war wirklich neugierig darauf, was sie tun würde. Sie wußte, daß ich hier war und ihr helfen würde. Ebenso wußte sie aber auch, daß ich sie, wenn sie sich binden ließ, dann befreien würde. Mochte sie ihm gehorchen oder mich rufen, mir war es gleich. Sie reichte ihm die beiden Hände hin und sagte:

»Da, binden Sie mich! Ich will nicht mit Ihnen ringen, da es mir graut, Sie zu berühren. Aber der Strafe werden Sie nicht entgehen!«

»Wollen Sie Prophetin sein, Judith? Das ist ein schlechtes Geschäft, denn die jetzige Menschheit besitzt keinen Glauben.«