banner banner banner
Onnen Visser
Onnen Visser
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Onnen Visser

скачать книгу бесплатно


Sekundenlang schwiegen alle, das Entsetzliche wirkte lähmend, dann aber sprachen sämtliche Stimmen zugleich:

»Vorwärts, vorwärts, das breite Loch lassen wir rechts liegen!«

»Wir dürfen nicht länger zögern, uns bleiben bis zum Eintritt der Flut nur noch fünfzig Minuten.«

»Aber dann steigt der Boden allmählich an. Wir haben noch eine volle Stunde, und das genügt.«

Wieder schoben vereinte Kräfte das Boot. Eine neue Gefahr tauchte langsam aber sicher aus dem Dunkel herauf; auch der Deich von Hilgenriedersiel hatte eine Wache französischer Zollbeamten. Nur um diesen letzteren in die Hände zu fallen, sollte der furchtbare Weg über das gefahrdrohende Watt zurückgelegt sein? – Das wäre entsetzlich.

»Kennst du dich gar nicht mehr aus, Uve? Und auch du nicht, Lars Meinders?«

Der letztere nickte. »Wir sind in der Furt«, sagte er, »aber zu weit rechts.«

»Hurra!« rief in diesem Augenblick Onnens Stimme, »hier ist eine Birke.«

Die beiden Führer eilten zu ihm. »Links hinüber!« riefen sie. »Jetzt geht noch alles gut!«

Ein sonderbar gurgelndes Geräusch ließ die Männer aufhorchen. Breit und schaumbedeckt rollte eine Welle vor ihre Füße, um im gleichen Augenblick wieder zurückzutreten und zu verschwinden. Das war keine Rinne, keine Vertiefung – so flutete nur das ansteigende Meer, so hob und senkte sich in gemessenen Pausen die Riesenbrust – da, da, es kam wieder – ja, es war das Meer, die Flut. »Eilt euch, eilt euch, so sehr ihr euer Leben liebt!«

Das Boot flog über den nassen Sand, die Schmuggler bissen ihre Zähne zusammen, sie sprachen kein Wort, sie flüchteten nur in toller, atemloser Hast, wie das Leben vor dem Tode flieht, vor dem entsetzlichen Gedanken der Vernichtung.

Ein helles Pünktchen blitzte auf – in weiter, weiter Ferne. Es schien mit jeder verrinnenden Sekunde größer zu werden.

»Licht in Hilgenriedersiel!«

»Das ist nicht das Dorf«, keuchte Lars Meinders. »Es muß dort hinüberliegen!«

»Auch da erscheint ein Licht!«

»Ruhig! Ruhig!« ermahnte der Kapitän. »Wo haben wir denn unsere Augen, Kinder? – Das Meer leuchtet!«

Überall in Nähe und Ferne schienen die Wellen mit flüssigen Feuertropfen besät, überall spielten und glühten schimmernde Brillanten, die sich in ganzen Wogen hoben und senkten. Ein brennendes Meer, brennende windgepeitschte Fluten – so entrollte sich das Bild voll wunderbarer ergreifender Schönheit.

Jetzt leuchtete alles. Weithin von Norderney bis zum Ostfriesischen Deiche schaukelten und schwellten die blitzenden Wassermassen; jede Woge warf funkelnde Rubinen den Schmugglern vor die Füße, jede schien in ihren Flammenschoß die dunklen Gestalten hinabziehen zu wollen auf Nimmerwiederkehr.

»Ob wir die Räder abreißen? Ob wir das Boot treiben lassen?«

»Geduld! Geduld! Seht ihr denn nicht den schwarzen Streifen? Das ist das feste Land!«

»Aber noch weit ab, weit ab! Jesus, mein Heiland, wenn dort Franzosen ständen!«

»In diesem Regen? Die feinen Muttersöhnchen würden ja schier den Schnupfen kriegen! Sie sind ohne Zweifel beizeiten unter Dach und Fach gekrochen.«

»Oder sie werden geknebelt wie drüben die beiden anderen. Alle Hagel, das Wasser steigt!«

Wenn jetzt die Welle heranrauschte, dann standen alle Männer still und hielten sich mit beiden Händen an den Bootsrändern, bis die Gewalt des Andranges nachließ, dann wurde die kurze Pause benutzt, um mit verdoppelter Hast zu laufen.

Ein Kampf, ein Ringen auf Tod und Leben. Jede Woge stieg höher, kam mit stärkerer, vollerer Wucht, jede erschwerte das Gehen auf dem durchweichten Grunde. Wo sich das Salzwasser mit dem vom Regen in den Kleidern der Schmuggler zurückgebliebenen mischte, da schien sekundenlang ein Kochen und Brodeln zu entstehen; Funken fielen herab, es glühte und leuchtete, bis langsam der Schimmer wich und neue Dunkelheit alles umhüllte.

Jetzt gingen die Wogen bis an den Bootsrand. Noch einen einzigen Zoll höher und das sonderbare Fahrzeug, halb Schiff, halb Karren, mußte versinken.

»Da ist der Deich! – Zwanzig Schritte weiter hinaus! – Haltet stand, Leute, haltet noch einige Minuten stand!«

»Pst! – da oben können Posten stehen!«

Die letzte Welle kam, hoch und donnernd schlug sie heran. Einer der Schmuggler stürzte, die übrigen rissen ihn mit vereinten Kräften empor – es war ein Augenblick, in dem alle glaubten, daß nun das Ende, das furchtbare, nahe sei.

»Onnen, wo bist du?«

»Hier, Vater!«

Mit einer Hand hielt der Kapitän die Kiste auf seiner Schulter, mit der anderen den Knaben. Wortlos kämpften in den wenigen Augenblicken zwischen Welle und Welle die abgehärteten seegewohnten Fischer, um den rettenden Strand zu erreichen.

Heye Wessel, der Riese, hatte festen Grund gefunden. Er warf seine Last von sich und faßte Posto, breitspurig, unerschütterlich wie der Koloß von Rhodos.

»Gib mir die Hand, Junge!«

Onnen kam als der zweite an das rettende Ufer, dann folgten mit dem Boote die übrigen. Ihnen nach, donnernd und brausend, stürzten die Wogen.

Stumm, keuchend, mit dem Schweiß der furchtbarsten übermenschlichsten Anstrengung auf den glühenden Stirnen standen die Schmuggler beieinander. Wie eine Riesenflamme glühte weithin das Meer, wie Millionen Diamanten sprühte es aus jeder Woge. Durch dies brandende, ungestüm schwellende Element, durch das wilde, tobende Wasser waren sie stundenweit gewandert, hatten sie die kostbare Ware unbeschadet hinübergebracht auf das feste schützende Land.

»Wißt ihr, wie mir ist?« raunte Heye Wessel. »Ich möchte Hurra schreien, daß alles Donnern und Brüllen der See sich ängstlich dagegen verkröche.«

»Um des guten Gottes willen nicht! Sollen dich die Parlewus hören?«

»Ich tu‘s ja nicht, Kamerad, aber – man möchte eben seinem Herrgott danken und das kann ich immer am besten, wenn ich einmal ganz gewaltig schreien darf!«

Uve Mensinga versuchte umsonst, mit dem völlig durchnäßten Taschentuch seine Stirn zu trocknen. »Wie sich der Witt da oben in den Dünen ärgern mag«, sagte er grimmig lachend. »Sitzt und lauert immerfort – aber es kommt niemand!«

»Still doch! Still doch! Bedenkt, wenn uns ein Franzose hören würde!«

Sie standen auf dem breiten, langsam ansteigenden Fahrdamm, der von der mehr benutzten Bootstreppe einige fünfzig Schritte weit entfernt war. Hier erwartete man auf keinen Fall Gäste, es ließ sich daher hoffen, daß der Übergang ohne Hindernis möglich sei – wenigstens mußte die Sache erst einmal versucht werden.

Lars Meinders als der schmächtigste und gewandteste von allen kroch in einiger Entfernung vorsichtig bis zur vollen Höhe des Deiches hinauf, dann sah er spähend umher; im nächsten Augenblick gab seine Hand den unten Wartenden ein Zeichen.

»Still!« hieß es. »Feinde in der Nähe!«

Sie horchten mit aussetzendem Herzschlag.

»Macht das Boot leer!« raunte der Kapitän. »Wir müssen im Notfall die Kisten einzeln tragen.«

Sie legten sämtlich Hand ans Werk, dann wurden in aller Stille die Räder abgeschraubt, aus dem untersten Grunde die Riemen hervorgesucht und das Boot zu Wasser gebracht, wo es zwei Männer an Seilen festhielten.

Lars Meinders glitt geräuschlos vom Deiche wieder herab. »Seht dorthin«, flüsterte er, auf das Meer hinaus deutend, »da naht unsere Rettung.«

Aller Köpfe wandten sich der bezeichneten Richtung entgegen. Ein weißes Segel schimmerte nahe am Strande; es war eine Schaluppe, die der Landungstreppe zusteuerte.

»Die ›Taube‹!« rief leise der Kapitän. »Sie kann uns nur ohne die Kisten aufnehmen! Das ist nichts, Meinders.«

Der Wattführer schüttelte den Kopf. »So meine ich‘s ja nicht, Mann. Onnen, mein guter Junge, gib doch einmal das Zeichen, daß sie da, wo sie jetzt sind, kreuzen und sich nicht aus Sicht entfernen, aber auch nicht näher herankommen sollen.«

Der Sohn des Kapitäns richtete sich höher auf. Dreimal erscholl das ärgerlich klingende Geschrei des Kampfhahnes, täuschend nachgeahmt, so daß es keinerlei Verdacht erregen konnte. Die Männer sahen gespannten Blickes hinüber – an Deck der »Taube« erschien und verschwand gedankenschnell ein blaues Licht, dann war alles dunkel.

»So ist‘s gut«, nickte Lars Meinders. »Nun gebt mir das Boot, Kameraden, und wenn ihr einen gellenden durchdringenden Pfiff hört, so bringt die Kisten in das Dorf. Laßt mich nur machen!«

»Willst du uns nicht wenigstens einige Erklärungen geben, Lars?«

Der Wattführer stieg in das Boot. »Wäre zu weitläufig«, sagte er. »Ihr habt eure Verhaltungsmaßregeln.«

Und geräuschlos die Riemen in das Wasser tauchend, fuhr er der Bootstreppe zu. Unruhig spähend und horchend blieb das kleine Häuflein der Schmuggler in völliger Ratlosigkeit zurück.

»Vater«, flüsterte Onnen wie aus gepreßter übervoller Brust, »Vater, ein ehrlich Gewerbe wäre mir doch lieber!«

Der Kapitän nickte. »Mir auch, Kind, aber die Franzosen haben uns alle Wege verlegt, haben unser Land ausgeplündert und uns an den Bettelstab gebracht. Wenn wir in Deutschland nichts mehr zu beißen und zu brechen haben, dann müssen wir dem Himmel danken, daß das reiche Frankreich uns seine Arme öffnet, dahin soll‘s kommen, wenigstens träumt‘s der freche Korse so.«

Onnens Augen blitzten. »Daß wir Franzosen würden; ganz und für immer, Vater? Daß es gar kein Deutschland mehr gäbe!«

»Ja! Ja!«

»Nie!« rief der Knabe. »Gott kann das Abscheuliche nicht geschehen lassen!«

»Wir wollen‘s hoffen; einstweilen müssen wir schmuggeln, wenn unsere Kranken und unsere Säuglinge noch ein Stückchen Zucker behalten sollen, die alten Frauen ihren Kaffee und Tee.«

Während dieser Unterhaltung war Lars Meinders bis zur Bootstreppe gerudert, hatte das Fahrzeug lose an einem Pfeiler befestigt und stieg nun die Treppe hinan, aber dermaßen ungeschickt, daß ihn der Wachtposten sogleich bemerkte.

»Qui vive?« rief er aufhorchend in das Dunkel hinein.

Lars Meinders erkünstelte einen halbunterdrückten Schreckensschrei, er polterte die Stufen hinab und plumpste in das Boot, als wolle er schleunigst flüchten.

Der Franzose, beutegierig wie alle diese angeworbenen, durchweg moralisch verkommenen Zollbeamten – der Franzose lief sogleich in die offene Falle des schlauen Wattführers hinein.

»Hierher!« schrie er. »Hierher! Hilfe!«

Eine Sekunde später sah Lars Meinders den Soldaten, welcher am Fahrdamm Wache hielt, schnellen Laufes herbeieilen; über sein ehrliches rotes Gesicht flog jenes stille Lachen, das ihm eigen war, er steckte zwei Finger in den Mund – ein langgezogener Pfiff gellte durch die Luft.

»Das war das Zeichen!« raunte Uve Mensinga.

»Schnell! Lars Meinders ist nicht der Mann, uns irre zu führen.«

Sie nahmen die Kisten wieder auf und Onnen schlüpfte als der erste den Fahrdamm hinan. »Alles leer!«

Wie schwarze Gespenster glitten die Schmuggler hinüber zum Dorfe, sechsmal nacheinander, ungehindert, im Fluge – dann waren alle Teekisten geborgen.

Der Wattführer hatte ihnen den Weg freigemacht, jetzt wußten sie es.

Während die Beamten das Zollboot vom Pflock lösten und sich anschickten, jenes andere Fahrzeug von der »Taube« abzuschneiden, entkamen die wirklichen Pascher ungehindert über den Deich in ein grünes Gärtchen, dessen Hecken ihnen genügende und sichere Verstecke boten. Im Schutze des hohen Walles blühten hier bescheidene Blumen, wuchsen Stachelbeeren und Flieder, sogar ein paar knorrige verkümmerte Apfelbäume, denen aber der salzige Wind die Kronen verdorrt hatte, wie überall am Nordseestrande.

Tief in der Mitte des bäuerlichen Besitzes lag ein niederes strohbedecktes Haus, dem jetzt die Schmuggler ihre Schritte zulenkten.

»Meine Schwester muß schon aufgestanden sein«, sagte flüsternd der Kapitän. »Es brennt Licht in der großen Stube.«

Sie schlichen auf dem schmalen Pfade zwischen dem Hause und der Stachelbeerhecke vorsichtig zum Fenster und Klaus Visser sah hinein. »Na! Na!« raunte er, »was ist denn das?«

Drinnen in der »Döns«, der geräumigen einzigen Stube des Bauernhauses, saß eine ältliche Frau und stützte den Kopf in beide Hände. Die Ellbogen vor sich auf den Tisch gestemmt, sah sie unverwandt ins Leere, während große Tränen, eine nach der anderen, über ihre bleichen Wangen herabrollten.

Außer dieser Frau befand sich niemand im Zimmer.

»Da ist etwas Schlimmes geschehen«, murmelte der Kapitän. »Ich will einmal anklopfen – dann folgt mir nach, Kameraden.«

Er ging um das Haus herum und bald sahen die übrigen, daß er Einlaß begehrt haben mußte, denn die weinende Frau fuhr plötzlich auf und schien zu erschrecken – sie öffnete die Tür wie jemand, der ein großes Glück erwartet, und ließ dann, als der Kapitän eintrat, mutlos die Arme sinken.

Er sprach mit ihr. Die Draußenstehenden sahen ihn die Fäuste ballen. »Herrgott, Herrgott, das ist zu arg!«

Sie alle hatten es verstanden, er winkte ihnen auch schon, und eilends, voll schlimmer Erwartung betraten sie das Haus. Frau Antje, die Herrin desselben, verhüllte das Fenster – sie weinte jetzt noch ärger als vorher.

»Tante Antje«, rief Onnen, »was fehlt dir? Wo ist Onkel Martin?«

Aber nur ein Schluchzen antwortete ihm. »Kinder«, sagte der Kapitän, »die Franzosen haben eine neue infame Schurkerei verübt! Das junge Volk soll zum Kriegsdienst ausgehoben werden, wie ihr wißt. Mancher hat sich beizeiten auf- und davongemacht – na und da stecken sie nun die Väter dieser Flüchtlinge einfach ins Gefängnis, als Geiseln für die Söhne. Schwager Martin Hansen ist gestern mit noch mehreren anderen aus Hilgenriedersiel abgeführt nach Norden.«

Frau Antje weinte bitterlich. »Mein Sohn ein Flüchtling«, schluchzte sie, »und mein Mann ein Gefangener! – Was soll nun aus Haus und Hof, aus dem Geschäft und den kleinen Kindern werden?«

Uve Mensinga näherte sich der unglücklichen Frau. »Was das Geschäft betrifft, so seid außer Sorge, Frau Antje«, sagte er, »der Lars Meinders und ich wollen schon Martin Hansens Dienst als Wattführer mit übernehmen und euch den Lohn getreulich abliefern. Die Pferde versorgt dieser oder jener aus dem Dorfe – und Fische bringen wir euch reichlich ins Haus. Getrost, Frau! Wenn die Not am größten, dann ist die Hilfe am nächsten. Der Korse stößt sich schon irgendwo ein Loch in den Kopf, so daß das Land wieder frei wird vom Übel.«

Er bot treuherzig der Weinenden die Hand und auch Klaus Visser bemühte sich, sie zu trösten, »Laß es gut sein, Antje, ich bin ja kein armer Mann, kann wohl dir und deinen Kindern über die böse Zeit hinweghelfen. Der Martin wird es leicht ertragen, da so ein paar Wochen oder Monate im Loch zu sitzen, er ist ja ein starker, kräftiger Mann.«

Die arme Frau trocknete ihre rinnenden Tränen. »Ich danke euch, Uve Mensinga«, sagte sie seufzend, »und auch dir, Bruder Klaus. Gott möge unser unglückliches Land beschützen! – Wißt ihr schon, was man sich Neues erzählt?«

»Nun?« rief der Kapitän. »Heraus damit!«

»Der Korse marschiert nach Rußland, dafür braucht er so viele Soldaten. Ach, sie sagen ja, daß er sich die ganze Welt untertänig machen will!«

»Holl Pust! (Halte auf!)« lächelte der Kapitän. »Gott stüert de Bööm, dat se nich in‘n Heben wast!« (Gott wehrt es den Bäumen, in den Himmel hineinzuwachsen.)

Die vermeintliche Schreckensnachricht schien den Fischern eine heimliche Hoffnung einzuflößen. Nach Rußland! Das konnte ja kein gutes Ende nehmen!

Aber es blieb jetzt für Vermutungen und Pläne keinerlei Zeit übrig; man mußte die Teekisten nach Emden schaffen, ohne einer einzigen der zahllosen umherstreifenden Zollpatrouillen in die Hände zu fallen, und da war guter Rat teuer, bis endlich Onnen einen Ausweg gefunden zu haben glaubte.

»Ich weiß, wie wir es machen!« rief er.

»Nun?« fragte der Kapitän, »und das wäre?«

»Die alte Kutsche, mit der Onkel Hansen seine wasserscheuen Badegäste über das Watt fährt, muß heraus und —«

»Prachtvoll!« unterbrach Klaus Visser, »wir setzen die beiden großen Lederpuppen, von oben bis unten mit Tee gefüllt, hinein. Zufällig sind die Dinger hier bei dem Krämer Hildebrandt in Hilgenriedersiel.«

»Und einen Paß habe ich auch«, meinte Heye Wessel. »Schwerenot, es kommt einem doch gut zustatten, wenn man mit den Schreibern auf der Präfektur zusammen zur Schule gegangen ist und für Geld und ein freundliches Wort so einen gestempelten Papierfetzen erhält, so oft man es wünscht.«

Er zog einen zusammengefalteten Bogen aus der Brieftasche und las den Inhalt vor: »Reisepaß von Emden nach Norderney und auf dem Landwege zurück, für Herrn Kaufmann Poppinga nebst Sohn und Tochter!‹ – Alle Wetter, woher nehmen wir die Tochter! Meine Amke macht sonst die Fahrt mit dem alten Hansen und dreht sich und wispert wie eine richtige Dame, aber die sitzt ja jetzt zu Hause auf Norderney!«