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Winnetou 4
Winnetou 4
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Winnetou 4

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»Ihr habt eine eigentümliche Art, Geschäfte zu besprechen!« rief Sebulon ärgerlich.

»Nur dann, wenn ich schon abgelehnt habe und dennoch gezwungen werde, von Neuem Zeit für die erledigte Angelegenheit zu opfern. Also – – bitte – —!«

Da nahm Hariman das Wort:

»Es handelt sich also um Eure drei Bände ,Winnetou‘, die wir Euch abkaufen wollen – – —«

»Um sie drucken zu lassen?« fiel ich ihm in die Rede.

»Kauft man etwa Bücher, um – – —«

»Bitte, keine Verstecke! Kurze Antwort! Ja oder nein! Wollt ihr sie übersetzen und drucken lassen?«

Sie schauten einander verlegen an. Keiner antwortete. Da fuhr ich fort:

»Da ihr schweigt, will ich an eurer Stelle antworten: Ihr wollt sie nicht drucken, sondern verschwinden lassen, und zwar aus Rücksicht auf euern eigentlichen Namen und auf euern toten Vater.«

Da sprangen Beide zu gleicher Zeit von der Bank auf und warfen mir Ausrufungen und Fragen zu, denen ich mit einer energischen Armbewegung ein Ende machte, indem ich rief:

»Still, still! Ich bitte, zu schweigen! Den Schriftsteller könntet ihr vielleicht täuschen, den Westmann aber nicht. Euer Name ist Sander. Ihr seid die Söhne jenes Sander, der mich leider zwang, von ihm so viel nicht Angenehmes zu erzählen. Ich hoffe, daß ich von euch Besseres berichten kann als von ihm!«

Sie standen zunächst unbeweglich, wie Bildsäulen aus Holz. Dann setzten sie sich wieder nieder, Einer nach dem Andern, als ob ihnen die Kraft fehle, stehen zu bleiben. Sie sahen vor sich nieder und sagten nichts.

»Nun?« fragte ich.

Da wendete sich Hariman an Sebulon:

»Ich sagte es dir voraus; du aber glaubtest es nicht. Ihm darf man nicht in dieser Weise kommen! Soll ich reden?«

Sebulon nickte. Da drehte Hariman sich wieder mir zu und fragte:

»Seid Ihr bereit, uns die Erzählungen zu verkaufen, um sie verschwinden zu lassen?«

»Nein.«

»Um keinen Preis?«

»Um keinen, sei er auch noch so hoch! Aber nicht etwa aus Rachsucht oder Halsstarrigkeit, sondern weil ein solcher Kauf Euch überhaupt nichts nützen würde. Was ich geschrieben habe, kann nicht wieder verschwinden. Es sind viele tausend deutsche Exemplare des ,Winnetou‘ hier in den Vereinigten Staaten verbreitet, und nach den hiesigen Gesetzen bin ich als Verfasser ungeschützt. Jedermann hat das Recht, zu übersetzen oder nachzudrucken, so viel ihm nur beliebt. Das weiß jeder Buchhändler, und Ihr habt mir durch Eure Offerte also schon drüben, als Ihr bei mir wart, bewiesen, daß Ihr keiner seid. Ich könnte Euer Geld einstecken und hinter Euch lachen. Wollt Ihr das?«

»Hörst du es?« fragte Hariman seinen Bruder. »Er ist ehrlich!«

Da stand Sebulon von seinem Platz wieder auf und stellte sich gerade vor mich hin. Seine Augen brannten, und seine Lippen bebten.

»Mr. Burton«, sagte er, »zeigt mir Eure Uhr!«

Ich erfüllte ihm diesen Wunsch.

»Nur noch zwei Minuten; dann ist die Viertelstunde zu Ende!« nickte er. »Ihr seht, ich gehe auf die Zeitportionen, die Ihr uns zuteilt, ein. Ich mache es genauso kurz, wie Ihr es wollt. Die Folgen aber kommen dann nicht über uns, sondern über Euch und Euer Gewissen! ja, wir heißen Sander, und unser Vater war der, den Ihr kennt. Verkauft Ihr uns den Winnetou?«

»Nein!«

»Fertig mit dem Schriftsteller! Die Zeit ist vorüber, genau bis auf die Sekunde. Nun fünfzehn weitere Minuten für den Westmann! Ich frage Euch: Was haben wir Euch dafür zu zahlen, daß Ihr uns Beide nach dem Nugget-tsil und nach dem ,Dunkeln Wasser‘ führt?«

»Ich tue das überhaupt nicht; ich bin kein Fremdenführer.«

»Aber wenn man es gut, sehr gut bezahlt?«

»Auch dann nicht. Ich brauche kein Geld. Ich tue niemals etwas für Geld.«

»Auch für die höchsten Summen nicht?«

»Nein!«

Da fragte Sebulon seinen Bruder.

»Soll ich? Darf ich?«

Nun nickte dieser, und Sebulon fuhr, zu mir gewendet, fort:

»Ihr werdet es dennoch tun, wenn auch nicht für Geld; darauf könnt ihr Euch verlassen! Kennt Ihr die Sioux?«

»Ja.«

»Und die Apatschen?«

»Welche Frage! Wenn Ihr meinen ,Winnetou‘ wirklich gelesen habt, so wißt Ihr ebensogut wie ich, wie überflüssig sie ist!«

»So hört, was ich Euch sage! Für die Wahrheit dieser meiner Worte legen wir beide unsere Hände in das Feuer. Nämlich die Häuptlinge der Sioux sind von den Häuptlingen der Apatschen eingeladen. Weshalb und wozu, das weiß ich nicht; ich habe nur so viel gehört, es soll Friede sein zwischen ihnen. Nur Häuptlinge sollen erscheinen, Niemand weiter. Die Sioux aber haben beschlossen, diese Gelegenheit zu benutzen, sich mit sämtlichen Gegnern der Apatschen zu vereinigen, um die letzteren zu vernichten. Glaubt Ihr das?«

»Man muß es prüfen«, antwortete ich kalt.

»So fahre ich fort: Es ist ein Ort bestimmt, an welchem sich die Feinde der Apatschen zusammenfinden, um den Kriegs- und Vernichtungsplan zu besprechen. Ich kenne diesen Ort.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Woher? Von wem?«

»Das ist Geschäftssache; Euch aber will ich es sagen, weil ich annehme, daß Ihr mir dann dankbar seid. Ich kenne die Sioux, und sie kennen mich. Unser Beruf als Pferde- und Rinderhändler hat uns häufig zu ihnen geführt. Jetzt haben sie uns ein Geschäft angeboten, welches so groß und so gewinnbringend ist, wie niemals eines zuvor. Wir sollen die Beute, die sie bei den Apatschen machen, übernehmen. Versteht Ihr, was ich meine?«

»Sehr wohl.«

»Und Ihr glaubt also, daß wir gut unterrichtet sind?«

»Auch das hat sich erst noch zu zeigen!«

»Es soll zum Kampf kommen, zu einem beispiellosen Blutvergießen. Ich weiß, daß Ihr ein Freund der Apatschen seid. Ich will sie retten. Ich will Euch Gelegenheit geben, die Pläne ihrer Feinde zunichte zu machen. Ich will Euch an den Ort bringen, an welchem diese Feinde sich beraten. Ich will auf allen Gewinn, der uns in Aussicht gestellt worden ist, verzichten. Und ich verlange dafür nur das eine, daß ihr uns zu den beiden Orten führt, die ich Euch bezeichnet habe. Nun sagt, ob Ihr das wollt! Aber sagt es schnell, bestimmt und deutlich heraus! Wir haben keine Zeit!«

Er hatte sehr rasch gesprochen, um möglichst wenig Zeit zu verbrauchen. Das klang doppelt »ängstlich und doppelt eindrucksvoll. Ich erkundigte mich trotzdem in langsamer, gemächlicher Weise:

»An den Ort, wo die Beratung stattfindet, wollt Ihr mich führen? Wohin geht dieser Weg?«

»Hinauf nach Trinidad.«

»Welches Trinidad meint Ihr? Es gibt ihrer mehrere.«

»Im Kolorado.«

In diesem Trinidad wohnte ein alter, guter Bekannter von mir, namens Max Pappermann, einst ein sehr brauchbarer Präriejäger, jetzt aber Besitzer eines sogenannten Hotels. Er war von deutscher Abstammung und hatte die Eigentümlichkeit, seinen Namen für die Quelle alles Unheils, welches ihn traf, zu halten. Er sprach seinen Vornamen nicht mit dem englischen e, sondern noch mit dem deutschen a aus, konnte aber infolge eines Sprachfehlers mit dem x nicht fertig werden; sein Max wurde stets zum Maksch. Obgleich er sich hierüber tief, tief unglücklich fühlte, kam es ihm doch gar nicht in den Sinn, das zu tun, was jeder Andere an seiner Stelle getan hätte, nämlich diesen Namen möglichst zu vermeiden; er gab ihn ganz im Gegenteile bei jeder Gelegenheit zu hören und wurde darum aus diesem und noch einem anderen Grund von jedermann »der blaue Maksch« genannt. Er hatte nämlich auf einem seiner Streifzüge durch den Westen das Unglück gehabt, sich die linke Seite des Gesichtes durch explodierendes Pulver zu verbrennen. Dabei war ihm zwar kein Auge verloren gegangen, aber die von dem Pulver getroffene Hälfte des Gesichtes hatte sich für immer blau gefärbt. Er war unverheiratet geblieben, aber ein lieber, prächtiger, treuer und aufopferungsvoller Kamerad, mit dem ich einige Male für nur kurze Zeit zusammengetroffen war. Ich hatte dabei im Verein mit Winnetou Gelegenheit gefunden, ihm bei einem Überfall durch die Sioux helfend beizustehen, und er vergrößerte diesen doch nur gelegentlichen Dienst in der Weise, daß er sich uns, wie er sich auszudrücken pflegte, zur »ewigen und eternellen Dankbarkeit« verpflichtet fühlte. Er war einer von den Westmännern, die ich wirklich und herzlich liebgewonnen hatte.

Zur Vervollständigung will ich hinzufügen, daß dieses Trinidad die Hauptstadt der Grafschaft Las Animas im nordamerikanischen Staate Kolorado ist, den Knotenpunkt mehrerer Bahnen bildet und noch heutigen Tages einen nicht unbedeutenden Viehhandel treibt. Dieser letztere Umstand war wohl die Ursache, daß auch die beiden Enters sowohl die Stadt als auch ihre Umgegend sehr gut kannten. Sebulon fuhr in seiner Auskunftserteilung fort, indem er mich fragte:

»Seid Ihr schon einmal da oben in Trinidad gewesen, Mr. Burton?«

Ich antwortete ausweichend:

»Muß mich erst besinnen. Bin an so vielen Orten gewesen, daß ich nicht wenige von ihnen aus dem Gedächtnis verloren habe. Also da oben liegt das Rendezvous aller Feinde der Apatschen?«

»Ja, aber nicht etwa in Trinidad selbst, sondern ein bedeutendes Stück von da in die Berge hinein.«

»So?! Ihr scheint mich für einen Abcschützen zu halten, weil Ihr mir zumutet, anzunehmen, daß die Roten, deren Absichten doch wohl geheim bleiben sollen, eine so belebte Stadt zum Stelldichein wählen. Diese Eure Ansicht über mich ist wohl nicht geeignet, mich zu einem Anschluß an Euch zu bewegen. Ich will nun nur noch fragen, wann man da oben einzutreffen hätte.«

»Wir reisen schon heut von hier ab, weil wir einen ganzen Tag in Chicago und zwei volle Tage in Leavenworth zu tun haben. Ihr könntet nachkommen. Die Beratung soll genau heut über zehn Tage sein. Wir würden Euch aber drei volle Tage vorher in Trinidad erwarten.«

»Gebt die Stelle näher an! Oder ist Trinidad so klein, daß ihr uns, wenn wir kommen, sofort sehen müßt?«

»Fragt nach dem Hotel des alten Pappermann, den man den ,blauen Maksch‘ zu nennen pflegt. Da bleiben wir über Nacht. Haben uns dort schon angemeldet. Aber, Sir, es sind schon elf Minuten vorüber. Wir haben also nur noch vier Minuten. Besinnt Euch schnell, und gebt uns Bescheid, sonst wird es zu spät!«

»Habt keine Sorge! Wir werden genau mit fünfzehn Minuten zu Ende sein.«

»Hoffentlich! Das liegt ja noch viel mehr in Eurem eigenen Interesse, als in dem unserigen!«

»Wieso?«

»Weil Ihr ohne uns die Apatschen nicht retten könntet!«

Jetzt mußte mein Schlager kommen, mit dem ich ihre Ansprüche und überhaupt ihre Selbstabschätzung herunterzustimmen hatte. Ich schaute ihm also wie belustigt in das Gesicht und sprach:

»Irrt ihr euch da nicht vielleicht? Glaubt ihr wirklich, daß es mir so schwerfallen würde, den Häuptling Kiktahan Schonka an der Devils pulpit zu finden?«

Das schlug ein! Und zwar sofort und äußerst wirkungsvoll! Hariman fuhr jetzt auch von seinem Sitz in die Höhe und rief erschrocken aus:

»Heavens! Er weiß es schon! Seid Ihr allwissend, Sir?«

»Ja, seid Ihr allwissend?« fragte auch Sebulon.

Sie standen nebeneinander vor mir wie zwei Knaben, die beim Apfelstehlen erwischt worden sind. Ich nahm meine Uhr heraus, sah auf das Zifferblatt und antwortete:

»Allwissend ist kein Mensch, kein einziger; aber da ich in diesem Augenblick nicht mehr Schriftsteller, sondern Westmann bin, versteht es sich ganz von selbst, daß ich meine Augen offen halte. Was ihr für ein Geheimnis hattet, das kannte ich, schon ehe ihr es mir jetzt sagtet. Ihr seid also auf einem vollständig falschen Weg, wenn ihr meint, daß ich euch eure Mitteilungen mit dem Nugget-tsil und mit dem Dunkeln Wasser zu bezahlen habe. Das Verhältnis liegt vielmehr grad umgekehrt: Ihr könnt nicht durch die Sioux, sondern nur durch die Apatschen etwas gewinnen, und nur ich würde es sein, der euch diesen Gewinn besorgt.«

Nun stand auch ich von meinem Platz auf und fuhr fort:

»Ich werde heut über sieben Tagen in Trinidad sein, in dem Hotel, welches ihr mir bezeichnet habt. Von diesem Tag an werde ich euch prüfen: Besteht ihr diese Prüfung, so bekommt ihr sowohl den Nugget-tsil als auch das Dunkle Wasser zu sehen, sonst aber nicht! Haltet zu den Sioux oder haltet zu den Apatschen, ganz wie es euch beliebt; die Folgen aber kommen nicht, wie ihr vorhin sagtet, über mich, sondern über euch! – – – So! Auch diese fünfzehn Minuten sind zu Ende, genau auf die Sekunde. Lebt wohl, Mesch‘schurs! Und auf Wiedersehen beim alten Pappermann in Trinidad!«

Ich steckte die Uhr wieder ein und entfernte mich, ohne mich einmal nach ihnen umzusehen. Sie machten keinen Versuch, mich zurückzuhalten. Sie sagten kein Wort; sie waren vollständig verblüfft. Ich ging direkt nach dem Clifton-House, wo Niemand ahnte, daß ich während der Nacht fortgewesen war. Wer mich jetzt überhaupt beachtete, mußte annehmen, daß ich von einem Morgenspaziergang zurückkehre.

Das Herzle hatte ihr Zimmer, seit ich fortgewesen war, nicht verlassen, also noch gar nicht gefrühstückt. Ich ging mit ihr hinab an unseren Tisch, damit sie das Versäumte nachhole. Die beiden Häuptlinge waren schon abgereist; auf ihren Plätzen saßen andere. Ich berichtete meine Zusammenkunft mit den beiden Enters Wort für Wort und erntete die mir als Eheherrn auf jeden Fall gebührende Anerkennung. Das Fenster, an welchem wir saßen, lag, wie bereits gesagt, nach dem Fluß zu. Man sah von ihm aus die Personen, die über die Brücke kamen. Eben hatte ich meinen Bericht beendet, so bemerkten wir das Brüderpaar, welches von drüben herüber nach dem Hotel kam. Der Kellner sah sie auch und sagte, nach ihnen deutend:

»Das sind die Nachbarn! Sie gingen heute sehr zeitig fort. Haben einen Brief bekommen. Sind nie am Tage zu sehen gewesen; heute aber kehren sie zurück. Werde nachschauen, was das für eine Bewandtnis hat!«

Nichts konnte uns lieber sein als diese seine Neugierde. Er ging hinaus. Schon nach einigen Minuten kam er wieder herein und meldete:

»Sie gehen! Sie reisen ab! Jetzt nach Buffalo und von da aus mit dem nächsten Zug nach Chicago. Ganz so, wie die beiden Gentlemen heute früh, die auch nach Chicago gingen. Schade, jammerschade um sie! Bezahlten nur mit Nuggets!«

Nach kurzem sahen wir die Gebrüder Enters das Hotel verlassen und über die Brücke wieder hinübergehen. Das Gepäck, welches sie trugen, bestand aus je nur einer Ledertasche. Mich etwa noch nachträglich zu erkundigen, wo und wie sie des Tags über ihre Zeit verbracht hatten, dazu gab es für mich keinen Grund; ich war, wenigstens für einstweilen, mit ihnen fertig.

»Nun reisen wohl auch wir bald ab?« fragte meine Frau.

»Ja, morgen früh«, antwortete ich.

»Bis wie weit?«

»Hm! Wäre ich allein, so würde ich in einer ununterbrochenen Tour sogleich bis Trinidad fahren.«

»Du glaubst, ich halte das nicht aus?«

»Es ist eine Anstrengung, liebes Kind!«

»Für mich nicht! Wenn ich will, so will ich! Warte, ich werde nachsehen.«

Sie ging nach der Office, um sich die betreffenden Fahrpläne zu holen. Wir schauten nach und rechneten. Es galt, uns weder in Chicago noch in Leavenworth sehen zu lasen. Das war nicht schwer, zumal wir gar nicht über Leavenworth, sondern über das ihm allerdings ziemlich naheliegende Kansas City kamen. Von da aus gab es allerdings noch eine gewaltige Strecke bis Trinidad, aber bei der Einrichtung der amerikanischen Eisenbahnwagen, die alles bieten, was an Bequemlichkeit überhaupt erreichbar ist, war dies gewiß nicht allzu schwer zu überwinden.

»Wir machen es!« sagte das Herzle. »Wir fahren ununterbrochen! Ich selbst werde die Tickets besorgen!«

Wenn sie in diesem bestimmten Ton spricht, dann weiß sie, was sie will, und so saßen wir denn schon am nächsten Morgen im telegraphisch vorausbestellten Abteil des Pullmancar und dampften dem »fernen Westen« und den uns dort erwartenden, hoffentlich nicht gefährlichen Ereignissen entgegen. Anstatt die ebenso lange wie interessante Fahrt zu beschreiben, will ich nur sagen, daß wir in der besten Verfassung in Trinidad ankamen und uns mit unseren zwei Koffern nach dem Hotel des »blauen Maksch« bringen ließen.

Ich hatte das Herzle darauf aufmerksam gemacht, daß wir von dem Augenblick an, in welchem wir in Trinidad den Eisenbahnwagen verlassen würden, für längere Zeit auf einen nicht unbeträchtlichen Teil der »Zivilisation« verzichten mußten. Es stellte sich heraus, daß ich da sehr, sehr Recht gehabt hatte. Trinidad sah zwar keineswegs mehr so aus wie damals, als ich es zum ersten Male so grad zwischen Prärie und Gebirge liegen sah, aber zu wünschen gab es doch gar Vieles noch. Als ich mich auf dem Bahnhof nach Mr. Pappermann und seinem Hotel erkundigte, antwortete der betreffende Beamte kurz:

»Gibt es nicht mehr!«

»Was?« fragte ich. »Ist es mit dem Hotel aus?«

»Nein. Es existiert noch.«

»Aber Mr. Pappermann ist tot?«

»Nein. Er lebt noch.«