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Heute oder nie!
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Heute oder nie!

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BESUCHER: (Best?rzt.) Richtig. Sagen Sie, weshalb brauchen wir denn ?berhaupt meinen Namen? Das hilft der Behandlung, nicht wahr?

DOKTOR: Um die Krankengeschichte zu beginnen. Um Sie zu beobachten. Um Sie zur Untersuchung zu schicken. Um Ihnen die Rechnung zu schicken, verdammt nochmal!

BESUCHER: Rechnung? Ich f?rchte, dann erinnere ich mich nie an meinen Namen.

DOKTOR: Mit Ihnen kann man den Verstand verlieren.

BESUCHER: Nehmen Sie das nicht zu sehr zu Herzen. Rauchen Sie eine, entspannen Sie sich. Ich habe gute Zigaretten. M?chten Sie? (Greift in die Tasche.) Hier, nehmen Sie das ganze P?ckchen.

DOKTOR: (Nimmt das P?ckchen.) Das sind keine Zigaretten, das sind Spielkarten.

BESUCHER: Karten? Umso besser. Lassen Sie uns spielen, das lenkt Sie ab.

DOKTOR: Ich hab keine Zeit f?r solche Dummheiten. Au?erdem, kann ich gar nicht spielen.

BESUCHER: Ich bring es Ihnen bei. (Mischt die Karten schnell und verteilt sie.) In welcher W?hrung nehmen Sie das Honorar f?r die Behandlung, in Euro oder in Dollar?

DOKTOR: Ich bevorzuge Euro.

BESUCHER: Ausgezeichnet. Nehmen wir an, Sie setzen 10 Euro auf die Pik-Dame. Dann..

DOKTOR: (Nimmt automatisch Karten auf, aber zu sich kommend, wirft er sie auf den Tisch.) Sie befinden sich im Behandlungszimmer eines Arztes und nicht im Casino! Das haben Sie wohl vergessen? Ich bin ein Privatarzt, und meine Zeit ist teuer. Sehr teuer! Wollen Sie die verspielen?

BESUCHER: Entschuldigen Sie. (R?umt die Karten weg.)

DOKTOR: (Ersch?pft.) Wissen Sie was? Lassen Sie uns wirklich rauchen. Obwohl ich es eigentlich schon lange aufgeh?rt habe.

BESUCHER: Hier, bitte.

DOKTOR: (Erstaunt.) Aber das sind doch keine Zigaretten, das ist ein Pass. (?ffnet den Pass, vergleicht das Bild. Erfreut.) Ja, das ist Ihr Pass!

BESUCHER: Na, was hab ich Ihnen gesagt? Ich habe ein ausgezeichnetes Ged?chtnis.

DOKTOR: (Mit Blick in den Pass.) So, lieber Anton, endlich haben wir uns bekannt gemacht. (Tr?gt seine Daten in die Krankengeschichte ein.) Anton… Gl?ckner. Gl?ckner, das sind Sie?

ANTON: Wer denn sonst?

DOKTOR: Sind Sie sicher?

ANTON: Sie nicht?

DOKTOR: Nun, gut. Lassen Sie uns endlich zur Sache kommen. Tragen Sie Ihre Beschwerden der Reihe nach vor.

ANTON: (Entschlossen.) H?chste Zeit. Ehrlich gesagt, ich bin mit Ihnen unzufrieden. Ich zahle Ihnen regelm??ig Unsummen Geld, aber als mich der LKW gerammt hat, haben Sie keinen Finger ger?hrt.

DOKTOR: Erstens, Sie bezahlen mir bisher kein Geld, schon gar nicht eine Unsumme. Zweitens habe ich keine Ahnung, dass Sie ein LKW gerammt hat.

ANTON: Seltsame Vergesslichkeit Ihrerseits. Ich habe Ihnen doch dar?ber einen Brief geschickt, auf den zu antworten Sie nicht einmal Zeit fanden.

DOKTOR: Ich erinnere mich an keinen Brief.

ANTON: Das hei?t, Sie leiden an Ged?chtnisverlust. Der Aufprall war sehr stark, die Folgen schwer. Sie waren einfach verpflichtet, unverz?glich Ma?nahmen zu ergreifen.

DOKTOR: (Tr?gt die Daten in die Krankengeschichte ein.) Wurden Sie schwer verletzt?

ANTON: Ernsthaft besch?digt ist die rechte Seite.

DOKTOR: (Tr?gt die Daten in die Krankengeschichte ein.) „Besch?digt die rechte Seite…“

ANTON: Und beide Scheinwerfer zerbrochen.

DOKTOR: (Erregt.) Bei wem ist die rechte Seite besch?digt? Bei Ihnen oder beim Fahrzeug?

ANTON: Beim Fahrzeug, nat?rlich.

DOKTOR: Und was passierte mit Ihnen? Haben Sie sich den Kopf angeschlagen?

ANTON: Warum das denn? Bei mir ist alles in Ordnung. Kein Kratzer.

DOKTOR: Und warum sollte ich dann unverz?glich Ma?nahmen ergreifen?

ANTON: Und wer wird mir Schadenersatz leisten?

DOKTOR: Schadenersatz? Wof?r? Ich hab? doch den LKW nicht gelenkt.

ANTON: Sie nicht. Aber Sie sind mein Versicherungsagent. Wann haben Sie vor, f?r die Reparatur aufzukommen?

DOKTOR: Mein Lieber, ich bin kein Versicherungsvertreter. Ich bin Privatarzt. Doktor. Verstehen Sie? Doktor.

ANTON: (Best?rzt.) Doktor?

DOKTOR: Doktor, Doktor. (Redet sanft und geduldig auf ihn ein.) Sie sind zu einem Doktor gekommen. Zum Doktor und nicht zu einem Versicherungsagenten.

ANTON: Ja, richtig… Das hab? ich v?llig vergessen. Entschuldigen Sie.

DOKTOR: Ich sehe, Ihre Krankheit ist ?u?erst ernst. ?u?erst.

ANTON: Aber sie ist heilbar?

DOKTOR: Wie soll ich Ihnen sagen… Sie haben Gl?ck, dass Sie ausgerechnet zu mir kamen. Ein anderer Arzt h?tte Sie nie und nimmer behandelt.

ANTON: Ja, das haben Sie schon gesagt.

DOKTOR: Das hei?t, Sie erinnern sich daran?

ANTON: Nat?rlich.

DOKTOR: Das ist gut. Aber erinnern Sie sich ?berhaupt an irgendetwas?

ANTON: Ich erinnere mich an alles. Kindheit, Schule, Universit?t, Arbeit. Aber ich kann vollst?ndig vergessen, was mit mir vor einer Woche oder Stunde passiert ist. Und dann pl?tzlich erinnere ich mich. Und vergesse wieder. Das ist furchtbar.

DOKTOR: Macht nichts, alles ist korrigierbar.

ANTON: Wie hei?t meine Krankheit?

DOKTOR: Eine Form von Sklerose. Vorerst schwer zu sagen, welche genau. Es gibt viele. Wie f?hlen Sie sich k?rperlich?

ANTON: Gut.

DOKTOR: (Tr?gt die Daten in die Krankengeschichte ein.) Wie verh?lt man sich Ihnen gegen?ber bei der Arbeit?

ANTON: Gut.

DOKTOR: Und wie verh?lt sich Ihre Frau zu Ihnen?

ANTON: Gut.

DOKTOR: Wann hatten Sie mit ihr zum letzten Mal enge Beziehungen?

ANTON: (Nach l?ngerem ?berlegen.) Ich erinnere mich nicht.

DOKTOR: (Greift sich verzweifelt an den Kopf.) Mein Lieber, ehrlich gesagt, ich hab? es mit Ihnen ein bisschen schwer. Lassen Sie uns eine kleine Pause machen.

ANTON: Weshalb?

DOKTOR: Deshalb, weil ich m?de geworden bin. Und mein Kopf f?ngt an wehzutun.

ANTON: (Teilnahmsvoll.) Eine Tablette vielleicht?

DOKTOR: (Schreit.) Nein, danke! Fressen Sie die selbst! (Rei?t sich zusammen.) Entschuldigen Sie, ich bin wirklich m?de geworden. Wo sind wir stehen geblieben?

ANTON: Dass Sie baten, eine kleine Pause zu machen.

DOKTOR: Was f?r eine Pause? Ach, ja… Warten Sie bitte im Wartezimmer. Ich werde Sie rufen.

ANTON: (Geht zum Ausgang, bleibt dann aber stehen.) ?brigens, wegen den engen Beziehungen… Sagen Sie, ist meine Krankheit nicht ansteckend?

DOKTOR: Im Grunde nicht. Obwohl… (Denkt nach. Ein unangenehmer Gedanke kommt ihm in den Sinn. Sein Gesicht verfinstert sich.) Neulich wurde behauptet, dass einige Formen von Sklerose von Viren verursacht werden und ansteckend sein k?nnen.

ANTON: Das hei?t, Sie wollen sagen…

DOKTOR: (Unterbricht ihn.) Warten Sie. Und gehen Sie weiter von mir weg. (Zieht hastig einen Mundschutz an und betrachtet sich besorgt im Spiegel.)

ANTON: Sie haben noch nicht auf meine Frage geantwortet.

DOKTOR: Ach, lassen Sie mich doch wenigstens f?r f?nf Minuten in Ruhe!!

Anton geht hinaus. Der Doktor nimmt von einem Regal ein dickes medizinisches Nachschlagewerk und beginnt es fieberhaft durchzubl?ttern. Nachdem er die gew?nschte Information nicht gefunden hat, wirft er es zur Seite. Er gie?t sich aus einer Thermoskanne Kaffe ein und versucht, ihn zu trinken, aber der Mundschutz st?rt ihn dabei. Er nimmt ihn ab, nimmt einen kleinen Schluck aus der Tasse und beruhigt sich langsam. Er bemerkt den Zettel Antons auf dem Tisch, schaut nach und w?hlt die Telefonnummer.

DOKTOR: Hallo? Marina? Verzeihen Sie. Hier ist wieder der Doktor. Ich will mich f?r den vorigen Anruf entschuldigen. Ja. Und ich m?chte noch sagen, dass Sie, obwohl Sie mich als frech bezeichneten, eine sehr angenehme Stimme haben. Keine Ursache. Das war ein Missverst?ndnis. Einfach weil sich in der Tasche eines meiner Patienten ein Zettel mit Ihrem Namen und der Telefonnummer befand, und er behauptete, dass Sie seine Frau seien. Anton Gl?ckner. Was!? Sie sind wirklich seine Frau? Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie keinen Mann haben! Verzeihen Sie, ich wollte Sie keinesfalls beleidigen. Einer Frau zu sagen, dass sie keinen Mann h?tte, bedeutet noch nicht, sie zu beleidigen. Au?erdem haben Sie selbst… Verzeihen Sie. Also… Also… Verstehe. Verstehe. Verstehe. (Legt den H?rer auf.) Einen Dreck verstehe ich.

ANTON tritt ein.

ANTON: Erlauben Sie?

DOKTOR: (Zieht hastig den Mundschutz an.) Bitte.

ANTON: (Tritt nahe an den Doktor heran und fl?stert ihm ins Ohr.) Doktor, ich leide an Ged?chtnisverlust.

DOKTOR: (Dr?ngt ihn von sich.) Ich wei?.

ANTON: (Verwundert.) Woher wissen Sie?

DOKTOR: Sie haben das selbst gesagt.

ANTON: Wann?

DOKTOR: Gerade eben. Und vorher auch.

ANTON: Wie konnte ich Ihnen das sagen, wenn ich Sie zum ersten Mal sehe?

DOKTOR: Mich? Zum ersten Mal?

ANTON: Und au?erdem verberge ich das vor allen. Ich kann dieses Geheimnis nur einem Arzt anvertrauen.

DOKTOR: Aber ich bin doch Arzt, beim Teufel auch!

ANTON: (Erfreut.) Tats?chlich? Endlich! Also, Doktor, ich leide an Ged?chtnisverlust.

DOKTOR: (Gie?t sich aus einer Karaffe Wasser ein, nimmt ein Tablette und schluckt sie.)

ANTON: (Gl?cklich.) Ist Ihnen schlecht?

DOKTOR: (Fasst sich ans Herz.) Ja.

ANTON: Sind Sie tats?chlich Doktor?

DOKTOR: Versteht sich.

ANTON: Und warum ist Ihnen dann schlecht? Schlecht geht es nur Kranken, und Doktoren geht es immer gut.

DOKTOR: Atmen Sie mich nicht so nahe an. Was wollen Sie von mir?

ANTON: Ich? Nichts. Sie kamen selbst hierher, ich hab` Sie nicht hergerufen

DOKTOR: Ich kam hierher? Sie haben mich nicht hergerufen? (Nimmt die zweite Tablette ein.)

ANTON: Mein Lieber, Sie sehen schlecht aus.