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Heute oder nie!
Valentin Krasnogorov
Das Buch enth?lt 7 Werke verschiedener Genres des russischen Dramatikers Valentin Krasnogorov. Er hat ?ber 40 St?cke geschrieben, die erfolgreich in 500 professionellen Theatern aufgef?hrt wurden. Нerausragende Regisseure arbeiteten an den Produktionen seiner St?cke. Kritiker bemerken, dass "Krasnogorovs St?cke leicht Grenzen ?berschreiten" und dass sie "zu den besten zeitgen?ssischen St?cken geh?ren". Viele von ihnen wurden in Fremdsprachen ?bersetzt und in verschiedenen L?ndern aufgef?hrt wurden. Er erhielt Preise bei ausl?ndischen Theaterfestivals, darunter den "Preis f?r das beste Drama" und den "Publikumspreis". Valentin Krasnogorov ist der Gr?nder der russischen Dramatiker Gild.
Valentin Krasnogorov
Heute oder nie!
?ber den Autor:
Der Name Valentin Krasnogorov ist Theaterliebhabern in Russland und vielen anderen L?ndern bekannt. Seine St?cke , die in mehr als 400 Theatern aufgef?hrt werden, finden bei Kritikern und Zuschauern sehr positive Aufnahme. Die Auff?hrungen in mehr als 700 Amateurtheatern zeugen von der gro?en Beliebtheit des Dramatikers. So herausragende Regisseure wie Georgy Tovstonogov, Lev Dodin und Roman Viktyuk arbeiten an den Produktionen seiner St?cke.
Mit gleichem K?nnen kreiert er Multi-Act- und One-Act-St?cke verschiedener Genres – Comedy, Drama, Trag?die. Die Spannungen und Konflikte seiner St?cke werden durch lebhaften Dialog und schnelles Handeln gel?st. Der Autor verwendet paradoxe Situationen und ungew?hnliche Handlungen, um Leser und Betrachter in die Welten zu ziehen, die durch seine Vorstellungskraft geschaffen werden. Scharfe Satire, subtiler Sinn f?r Humor, Groteske, Absurdit?t, Lyrik, tiefes Eindringen in die menschliche Natur – das sind die Hauptmerkmale von Krasnogorovs Werken.
Die St?cke des Dramatikers sind fest im Repertoire der Theater verankert und halten Hunderten von Auff?hrungen stand. Kritiker bemerken, dass "Krasnogorovs St?cke leicht Grenzen ?berschreiten" und dass sie "zu den besten zeitgen?ssischen St?cken geh?ren". Viele von ihnen wurden in Fremdsprachen ?bersetzt, in Theatern in verschiedenen L?ndern (Australien, Albanien, England, Bulgarien, Deutschland, Indien, Zypern, Mongolei, Polen, Rum?nien, Slowakei, USA, T?rkei, Finnland, Montenegro, Tschechische Republik) aufgef?hrt und erhielten Preise bei ausl?ndischen Theaterfestivals, darunter den "Preis f?r das beste Drama" und den "Publikumspreis". Krasnogorov fungiert auch als Prosaschreiber und Publizist, Autor von Artikeln ?ber Theater, Novellen, Kurzgeschichten und Essays, die in verschiedenen Publikationen ver?ffentlicht wurden.
Valentin Krasnogorov ist Pr?sident der St. Petersburger Dramatiker-Vereinigung. Einer der Gr?nder der Gilde der russischen Dramatiker Gild.
Liebe bis zum Ged?chtnisverlust
Любовь до потери памяти
Verr?ckte Kom?die in zwei Akten
Aus dem Russischen von Albrecht D. Holzapfel
Von einer Kom?die sollte man nicht
jedes beliebige Vergn?gen erwarten,
sondern nur das ihr eigene.
Aristoteles
Inhaltsangabe
Ein an Ged?chtnisverlust leidender Mann erscheint in der Arztsprechstunde mit der Bitte um Hilfe. Der Arzt versucht Symptome und Ursachen der Krankheit herauszufinden, doch erfolglos: Die Antworten des Kranken sind derma?en widerspr?chlich, dass aus ihm nichts Vern?nftiges herauszubekommen ist. Zum Gl?ck gelingt es, die Frau des Kranken hinzuzurufen. Sie antwortet auf alle Fragen klar und ?berzeugt, aber ihrer Meinung nach, leidet auch der Arzt an Ged?chtnisverlust. Die Situation verwirrt sich noch mehr, als unerwartet noch eine Frau auftaucht und ebenfalls behauptet, die Ehefrau des Kranken zu sein. Die Lage wird vollkommen absurd. Der Arzt wird beinahe verr?ckt. Diese dynamische und lustige Kom?die entwickelt sich zielstrebig und lebhaft, in einer unerwarteten Aufl?sung endend.
Handelnde Personen
Doktor
Anton
Johanna
Marina
Mann
Das Alter der Personen hat keine entscheidende Bedeutung.
Gut m?glich, dass sie um die Vierzig sind, der Doktor und der Mann auch etwas ?lter.
Erster Akt
Reich ausgestattetes Behandlungszimmer eines Arztes, das mehr an ein geschmackvolles Wohnzimmer erinnert, als an einen sterilen ?rztlichen Raum. In einem bequemen Sessel, am Schreibtisch, hat sich der Doktor niedergelassen – ein gut gekleideter entspannter Mann in den besten Jahren, sehr selbstsicher. Ein Besucher tritt ein.
BESUCHER: Herr Doktor, ich leide an Ged?chtnisverlust.
DOKTOR: Seit wann?
BESUCHER: Was hei?t „seit wann“?
DOKTOR: Seit wann leiden Sie an Ged?chtnisverlust?
BESUCHER: (?berlegt gequ?lt.) Ich erinnere mich nicht.
DOKTOR: Gut. Das hei?t, das ist sehr schlecht. Aber alles ist behebbar. Hauptsache, dass Sie zum richtigen Arzt gekommen sind. Zu dem, der Sie heilt. ?rzte, die heilen, gibt es nicht so viele. Und solche, die vollkommen auskurieren gibt es ?berhaupt nicht. Lassen Sie uns zuerst, wie das so ?blich ist, Ihre Krankengeschichte erfassen. (Beginnt, Daten in den PC einzugeben.) Also, Sie leiden an Ged?chtnisverlust.
BESUCHER: Woher wissen Sie das?
DOKTOR: Sie haben es mir doch gerade selbst gesagt.
BESUCHER: Ja? Sehr schade. Eigentlich verberge ich das, damit ich keine Unannehmlich-keiten bekomme.
DOKTOR: Keine Sorge, das bleibt unter uns. ?rztliches Geheimnis. Ihr Name?
BESUCHER: Mein Name? (?berlegt gequ?lt.) Den habe ich vergessen.
DOKTOR: (Beruhigend.) Regen Sie sich nicht auf, das ist nicht schlimm. Haben Sie einen Pass oder einen anderen Ausweis bei sich?
BESUCHER: Ja, nat?rlich. (Kramt in seinen Taschen.) Entschuldigen Sie, Doktor, ich f?rchte, ich habe ihn zuhause gelassen.
DOKTOR: Ehrlich gesagt, Sie bereiten mir einige Probleme.
BESUCHER: Ich wei? selbst nicht, wie das passiert ist. Ich erinnere mich, dass der Name sehr verbreitet ist.
DOKTOR: Versuchen wir, uns zu erinnern. Vielleicht Martin?
BESUCHER: (Unsicher.) Vielleicht.
DOKTOR: Oder Peter?
BESUCHER: Ich wei? nicht.
DOKTOR: Und an den Familiennamen erinnern Sie sich auch nicht?
BESUCHER: Und an den Familiennamen erinnere ich mich auch nicht. Aber regen Sie sich nicht auf. Ich muss einen Zettel bei mir haben, mit meinem Namen und der Adresse. Meine Frau steckt mir immer diesen Zettel in die Tasche, wenn ich aus dem Haus gehe. F?r alle F?lle. (Sucht in den Taschen und findet den Zettel. Triumphierend.) Hier, Sehen Sie!? Jetzt erfahren Sie, wie ich hei?e. Wenn das schon so wichtig f?r Sie ist. (Reicht dem Doktor den Zettel.)
DOKTOR: (Entfaltet den Zettel und liest.) Also… Telefonnummer. Scheint ein Handy zu sein. Und hier ist auch der Name: „Marina“. (Verbl?fft.) Aber das ist doch nicht Ihr Name!
BESUCHER: Sind Sie sicher?
DOKTOR: Sie etwa nicht? Sie sind doch ein Mann!
BESUCHER: Woher wissen Sie das? Habe ich Ihnen das gesagt?
DOKTOR: Wissen Sie denn das selbst nicht?
BESUCHER: Dass ich ein Mann bin? Wenn Sie das best?tigen, dann glaube ich Ihnen. (Gr?belnd.) Falls Marina, dann ist das nicht mein Name, aber wessen dann?
DOKTOR: (Beginnt nerv?s zu werden.) Eigentlich wollte ich Sie das fragen.
BESUCHER: Wahrscheinlich ist das der Name meiner Frau.
DOKTOR: Was hei?t „wahrscheinlich“? Erinnern Sie sich nicht an den Namen Ihrer Frau?
BESUCHER: Sie beleidigen mich. Nat?rlich erinnere ich mich.
DOKTOR: Also, ist sie das, oder nicht?
BESUCHER: Nat?rlich, sie. Meine z?rtliche, liebende und geliebte Frau. Eine treue Freundin seit den ersten Jugendtagen. Sie glauben es nicht, aber ich bin mir ihr seit der ersten Klasse bekannt. Wir haben doch in ein und derselben Schule gelernt. Ach, Doktor, erinnern denn Sie sich an Ihre Flitterwochen?
DOKTOR: (Ungl?ubig.) Und Sie erinnern sich?
BESUCHER: Und wie! Ach, was war das f?r eine Zeit! Jede Vertiefung auf ihrem K?rper war noch von einem Geheimnis umgeben. Jede Ber?hrung war aufregend, und jede Nacht erschien wie ein Wunder. Ein nicht enden wollendes Wunder. Erinnern Sie sich denn an all das, Doktor?
DOKTOR: (Seufzend, mit Gef?hl.) Wer von uns erinnert sich nicht daran?
BESUCHER: Glauben Sie mir, aber unsere Flitterwochen dauern auch jetzt noch an.
DOKTOR: Sie kann man nur beneiden.
BESUCHER: Jeden Abend, wenn ich mich ins Bett lege, setze ich die Brille auf und lese Zeitung, und meine Frau dreht sich die Haare ein und macht sich in der Zeit eine Gesichtsmassage.
DOKTOR: Das hei?t, Sie erinnern sich trotzdem an irgendetwas?
BESUCHER: Nat?rlich. Sonst w?re ich ein Vollidiot. Leider kommen manchmal Aussetzer vor. Irgendwelche Teile entfallen. Dann tauchen sie auf. Dann entfallen sie wieder. Tauchen wieder auf. Entfallen wieder. Tauchen wieder auf. Entfallen…
DOKTOR: (Unterbricht ihn.) Ich hab? verstanden. Tauchen wieder auf.
BESUCHER: Ja. Tauchen wieder auf. Aber insgesamt habe ich ein hervorragendes Ged?chtnis.
DOKTOR: Tats?chlich?
BESUCHER: Nat?rlich. Ich liebe Literatur, Philosophie, Kunst. Haben Sie Hegel gelesen?
DOKTOR: Irgendetwas habe ich gelesen.
BESUCHER: Erinnern Sie sich, wie sch?n er von Architektur und Skulptur gesprochen hat?
DOKTOR: Hm… Und Sie erinnern sich?
BESUCHER: Nat?rlich. (Mit Gef?hl.) „Die Konkretisierung der abstrakten Ideen auf dem Gebiet der Plastik erzeugt jenen Satz des sich selbst suchenden Geists, in dem er, von sich selbst absto?end, sich auf dem Gebiet der bildenden Erkenntnis der darin enthaltenen Sch?nheit potenziert“.
DOKTOR: Und das hat Hegel gesagt?
BESUCHER: Ja, und?
DOKTOR: Nicht, nichts. Wenn schon, dann erinnern Sie sich vielleicht doch, wie Sie hei?en?
BESUCHER: Ich?
DOKTOR: (Verliert die Geduld.) Sie. Doch nicht ich? K?nnen Sie denn nicht irgendwie machen, dass Ihr Name auftaucht?
BESUCHER: Nat?rlich. Ich hei?e… Ich erinnere mich nicht.
DOKTOR: Vielleicht rufen wir Ihre Frau an und erfahren Ihren Namen mit ihrer Hilfe?
BESUCHER: Gute Idee.
DOKTOR: Wer ruft an, ich, oder Sie?
BESUCHER: Besser Sie. Sonst sagt sie meinen Namen und ich vergesse ihn wieder.
DOKTOR: (Sieht auf den Zettel und w?hlt die Nummer.) Guten Tag. Kann ich mit Marina sprechen? Das sind Sie? Sehr angenehm. Entschuldigen Sie die Vertraulichkeit, aber ich wei? einfach nicht, wie ich Sie anders anreden soll. Ich rufe aus der Klinik an. Halten Sie mich nicht f?r taktlos, aber m?chte erfahren, wie Ihr Mann hei?t. Ja, ich verstehe, dass diese Frage etwas seltsam klingt… Ihr Mann interessiert mich ausschlie?lich aus medizinischer Sicht. Nein, ich spa?e nicht und spiele Ihnen nichts vor… Ich bin wirklich Doktor, und meine Nummer steht in jedem Telefonbuch… (Trocken, mit Nachdruck.) Ihr Mann hat Probleme, und Sie wissen selbst, was das f?r Probleme sind… (?rgerlich.) Entschuldigen Sie, aber Frechheit ist, wenn man einen unbekannten Menschen grundlos als frech bezeichnet. Ihr Mann…
Das Gespr?ch wird unterbrochen. Der Doktor legt ver?rgert den H?rer auf.
BESUCHER: Nun, was hat sie gesagt?
DOKTOR: Sie hat gesagt, dass sie ?berhaupt keinen Mann hat.
BESUCHER: Meine Frau hat keinen Mann? Das ist seltsam.
DOKTOR: Wirklich seltsam.
BESUCHER: Und wer ist sie denn dann?
DOKTOR: Das wollte ich von Ihnen erfahren.
BESUCHER: Und warum haben Sie sie nicht gefragt?
DOKTOR: Weil sie den H?rer aufgelegt hat. Entschuldigen Sie, aber Ihre Ehefrau ist ein ziemlich nerv?ses Gesch?pf.
BESUCHER: Wahrscheinlich, gerade weil sie keinen Mann hat.
DOKTOR: Aber sie ist doch Ihre Frau!