banner banner banner
Vor Dem Fall
Vor Dem Fall
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Vor Dem Fall

скачать книгу бесплатно

Baka nahm seinen Helm ab und starrte die Frau an. Sein braunes Gesicht blieb unbewegt. In diesem Moment wünschte Raphael, er könnte Bakas Gedanken lesen. Das war eine Fähigkeit, die kein Engel besaß, egal wie hoch er im Rang stand.

Bakas dunkle, durchdringende Augen sahen von der Frau zu Obadiah. Langsam verzogen sich seine schmalen Lippen zu einem Lächeln und er warf lachend den Kopf in den Nacken.

»Rebecca, nach all diesen Jahren schlägt dein Herz noch immer für die Schwachen«, sagte er. »Wann begreifst du endlich, dass es die Starken sind, die deine Aufmerksamkeit verdienen?«

Mit drei Schritten trat Baka vor sie und kniff sie in die Wange. Seine Hand war so groß, dass sie fast ihr ganzes Gesicht bedeckte. »Du wirst lernen, wo dein angemessener Platz ist, Frau. Und ich werde derjenige sein, der es dir zeigt.«

Zorn loderte in Raphaela auf, als er sah, wie Bakas Finger ihren Griff verstärkten, als sie versuchte, sich von ihm loszuwinden. Sie wirkte wie eine zarte Wüstenblume, die jederzeit zertreten werden konnte, wenn es den Soldaten gefiel.

Ohne nachzudenken, machte Raphael einen Schritt nach vorn. Das Einzige, das ihn davon abhielt, den Soldaten körperlichen Schaden zuzufügen und damit die Menschen der Zeltgemeinschaft vermutlich noch mehr in Gefahr zu bringen, war der Klang von Rachels Stimme.

»Raphael, hier sind Ethan und Miriam. Raphael?«

Raphael blinzelte und Rachels besorgtes Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf. Er folgte ihrem Blick nach unten und ihm wurde bewusst, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren.

Was mache ich hier?

Langsam entspannte er seine Finger. Er konnte nicht glauben, was er beinahe getan hätte. Bei seinen Engelskräften hätte eine kleine Handbewegung ausgereicht, um den Befehlshaber Baka in die Luft zu schleudern. Und bei Gott, das war genau das, was er tun wollte. Er wollte den bedrohlichen Soldaten weit weg von Rebecca – so schnell wie möglich. Aber dann würde das die anderen Soldaten dazu bringen, sie alle anzugreifen – angefangen bei Rebecca.

Er wollte zu ihr gehen. Aber er konnte es nicht. Zu viele Menschen würden darunter leiden, wenn er es täte. Und dann würde er sich vor Michael für den Missbrauch seiner Kräfte rechtfertigen müssen und für die Toten, die es mit Sicherheit geben würde.

Er sah zu Rebecca und war überrascht, dass noch immer das Feuer in ihrem Blick loderte.

»Lass mich los«, fauchte sie.

Baka sah sie einen Moment lang böse an und ließ dann seine Hand sinken. »Stures Weibsbild. Wieso willst du sie schützen?«

»Sie sind krank. Sie brauchen Hilfe.«

»Sie sind schwach und die Götter haben sich von ihnen abgewandt. Und dieser alte Mann« – Baka warf einen Seitenblick auf Obadiah – »weshalb ist er dir wichtig?«

Sie stellte sich schützend vor Obadiah. »Ein alter Mann eben.«

Baka schnaubte.

»Er verdient es, seine letzten Tage in Frieden zu verbringen. Es ist nicht an dir, zu entscheiden, wann der Tag ist, an dem ein Mensch leben oder sterben soll.«

»Du irrst dich. Es ist an mir. Ich bin es leid, mit dir zu streiten. Du wirst dich entfernen. Sofort!«

»Mein Vater wird davon erfahren«, drohte sie.

Baka packte Rebecca am Arm und riss sie an sich. Er beugte sich zu ihr, so dass seine Nasenspitze die ihre fast berührte. »Dein Vater ist derjenige, der ihre Auslöschung befohlen hat.«

Raphael konnte sehen, wie Rebeccas wilde Entschlossenheit bei Bakas Worten ins Wanken geriet. Er sehnte sich nach ihr.

»Ich werde ihn umstimmen«, erklärte sie. »Ich weiß, dass ich das kann.«

Bakas Lippen verzogen sich zu einem verschlagenen Grinsen. »Das Einzige, was ihn umstimmen wird, ist das Gefühl eines ledernen Geldbeutels an seiner Handfläche. Kannst du ihm das geben? Kannst du das?«

Verzweiflung malte sich auf ihrem Gesicht ab und das Leuchten in ihren Augen erlosch.

»Ah, wie ich sehe, bist nicht gänzlich von der Liebe zu deinem Vater geblendet und kennst seine Schwächen. Geh jetzt in die Stadt zurück und ich werde dir und deinem Weiberherzen das Ganze hier nachsehen. Schließlich wirst du meine Verlobte sein, wenn ich deinem Vater meine Geldbörse in die Hand drücke.«

Etwas in Raphaels Innern zerriss bei Bakas Worten und ehe er sich zurückhalten konnte, entfuhr ihm ein Schrei. »Lasst die Leute hier in Frieden!«

Er ignorierte Rachels Aufkeuchen und schob ihre Hand beiseite, als er auf die Soldaten zuschritt. Eine Stimme in seinem Hinterkopf rief ihm zu, dass er das hier nicht tun sollte. Er sollte nicht eingreifen. Das hatte er selbst Rachel erst vor wenigen Augenblicken erklärt. Aber der Gedanke daran, wie der unnachgiebige Soldat Baka Rebeccas sanftes Wesen brechen und sie zu seiner Frau machen wollte, war zu viel für ihn.

»Bleib stehen!« Baka streckte Raphael sein Schwert entgegen.

Raphael hielt inne. Er hatte keine Angst vor den Verletzungen, die das Schwert ihm zufügen konnte, wenn Baka sich entschied, es einzusetzen. Es würde wehtun und er würde bluten, aber es würde ihn nicht töten. Er sorgte sich, dass Obadiah oder Rebecca unabsichtlich verletzt würden, wenn sich Baka zum Angriff entschloss. Sie standen zu dicht in seiner Nähe.

Als ob er seine Gedanken gelesen hätte, wandte sich Obadiah zu Raphael um und schenkte ihm ein zahnloses Lächeln. Er ergriff Rebeccas Arm und führte sie mehrere Schritte von den Soldaten weg, so dass ein deutlich sichtbarer Pfad zwischen Raphael und Baka entstand.

Raphael hob die Hände, so dass die Handflächen nach oben zeigten.

»Ich trage keine Waffen bei mir«, sagte er und machte einen langsamen Schritt nach vorn. »Ich will dir nichts Böses.«

Bakas Augen verengten sich. »Stehen bleiben, habe ich gesagt! Wie kannst du es wagen, meinen Befehl zu missachten!«

Raphael schritt weiter auf ihn zu und hielt seinem Blick stand. Mit leiser, melodischer Stimme sagte er: »Ich hege nicht den Wunsch, dir Schaden zuzufügen. Ich komme in Frieden.«

Bakas Augen weiteten sich einen Moment lang. Er wirkte benommen. Schuldgefühle regten sich am Rand von Raphaels Bewusstsein. Er nutzte seine Engelsfähigkeit der Gedankenmanipulation, etwas, von der er nie geglaubt hätte, dass er es einmal einsetzen würde.

»Senke dein Schwert, Baka«, sagte er. »Du brauchst es nicht. Und deine Männer werden es auch nicht.«

Baka blinzelte und sah verwirrt auf sein Schwert. Dann, nach einem Moment des Zögerns, schob er es zurück in die Scheide.

»Senkt eure Waffen«, bellte Baka den Soldaten zu.

Ein Gemurmel kam in der Menge auf, die hinter den Soldaten stand. Die Soldaten wirkten verwirrt, während ihre Augen zwischen Raphael und ihrem Anführer hin- und herschossen.

»Ruhe!«, verlangte Baka. »Tut, was ich sage. Runter mit den Waffen.«

Raphael ging weiter vorwärts und sprach weiter mit der melodischen Stimme. Er war erstaunt, dass die Soldaten begannen, denselben benommen Gesichtsausdruck anzunehmen, als er weitersprach. Es war das erste Mal, dass er Gedankenmanipulation einsetzte und er hatte nicht gewusst, wie mächtig er war. Er sah zu Obadiah und Rebecca hinüber, als er an ihnen vorbeikam.

Obadiah lächelte ihn wissend an. Sein Blick war klar. Es schien, als ob die Gabe nur diejenigen beeinflusste, gegen die sie gerichtet war. Aber wie lange noch?

Dann richtete Raphael seinen Blick nach rechts neben Obadiah und seine Augen begegneten Rebeccas. Er hörte, wie sie nach Luft schnappte. Hitze wallte in seinem Körper auf. Schnell wandte er den Blick von ihr ab und richtete ihn wieder auf Baka und seine Soldaten. Er musste sich auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihm lag.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Baka und sagte: »Es ist nicht nötig, irgendjemandem hier Schaden zuzufügen.«

»Ich habe den Befehl erhalten. Alles und jeder sollen ausgelöscht werden.« Bakas Gesicht verzerrte sich.

Wieder fühlte Raphael, wie Schuldgefühle in ihm aufstiegen, als er sah, wie sich das Gesicht des Mannes verzog, als er gegen Raphaels Einfluss auf seine Gedanken ankämpfte.

»Weshalb wurde der Befehl erteilt? Die Menschen hier leben seit einiger Zeit friedlich außerhalb der Stadttore.«

»Weil…« Bakas Gesicht verzerrte sich noch mehr. »Weil…«

Raphael legte Baka eine Hand auf die Schulter. Er ignorierte sein protestierendes Gewissen, beugte sich vor und flüsterte: »Verrate es mir.«

Mit glasigen Augen sah Baka ihn an. »Der Gouverneur fürchtet, dass ihre Anwesenheit Reisende davon abhalten wird, nach Ai zu kommen aus Angst, dass sie mit Krankheit geschlagen werden könnten. Sowohl die Truhen der Stadt, als auch seine eigenen, haben sich fast völlig geleert, seitdem sie sich vor den Stadttoren niedergelassen haben.«

Raphael stieß ein tiefes Knurren aus, als Hass durch seine Adern peitschte. Wie eigennützig kann ein Mensch sein? Sie töten ihre Nächsten um des Reichtums willen!

Er schloss einen Moment lang die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Dann erinnerte er sich daran, dass Baka erwähnt hatte, dass er dem Befehl von Rebeccas Vater unterstand. Ihr Vater war der Gouverneur. Er öffnete die Augen und warf ihr einen Blick zu. Eine Träne rann ihr über die Wange und sie biss sich auf die Unterlippe, um mutiger zu erscheinen. Wie konnten zwei Menschen so verschieden sein?

»Ich verstehe«, sagte Raphael. »Vielleicht können die Leute an einen anderen Ort gebracht werden. Irgendwo fernab der Augen von Reisenden und von den Bürgern der Stadt Ai.«

»Ich kenne einen Ort.«

Beim Klang von Rebeccas sanfter Stimme setzte Raphaels Herz einen Schlag aus. Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken, als sich ihr schönes Gesicht vor ihn schob.

»Vergib mir, mein Herr. Mein Name ist Rebecca. Ich bin die Tochter von Dathan und Sarah von Ai.«

»Rebecca«, flüsterte Raphael, unfähig irgendetwas anderes zu sagen. Sie war ihm so nahe. Er bemerkte die leichte Röte, die ihre makellose Haut überzog, als sie sprach.

»Hinter dem Hügel dort drüben.« Rebecca deutete in die Richtung, die den Stadttoren entgegengesetzt lag. »Dort gibt es einen Bach, der durch das Tal fließt. Ein paar Meilen stromabwärts gibt es eine offene Fläche, die hinter Felsen verborgen liegt. Das ist nicht einmal in der Nähe der Straße, die nach Ai führt.«

Raphael war bezaubert von der Art, wie sich ihre Lippen bewegten, als sie sprach. Ihm fiel gar nicht auf, dass sie nichts weiter sagte, bis Obadiah sich räusperte.

Er riss seine Augen von ihr los und sah zurück zu Baka. »Wir haben also eine Lösung. Ihr werdet den Menschen helfen, zu diesem Ort zu ziehen.«

Baka sah auf Rebecca hinunter und einen Moment lang glaubte Raphael, seine Engelsfähigkeit habe aufgehört zu wirken. Bei Rebeccas Anblick verengten sich Bakas Augen kaum merklich. »Auf wessen Befehl hin?«

Raphael schob sich zwischen Baka und Rebecca. Er wusste, dass Baka und die anderen es sich anders überlegen konnten, sobald er fort wäre und dass er nicht in der Lage sein würde, sie aufzuhalten. Er wusste nicht einmal, ob es den Ausgestoßenen erlaubt sein würde, an dem neuen Ort zu bleiben, wenn er und Rebecca erst einmal nachhause zurückgekehrt wären.

Er konnte nur daran denken, wie Rebeccas Blick von einer Hoffnung erfüllt war, die ihr Gesicht leuchten ließ und ihm den Atem raubte. Und daran, dass er es gewesen war, der diesen Gesichtsausdruck bei ihr hervorgerufen hatte.

Er verbannte den Gedanken daran, dass Rebeccas Vater sie eines Tages mit Baka verheiraten würde, aus seinem Kopf. Heute konnte er die Dinge zum Guten wenden – selbst, wenn es nur für eine kurze Zeit währte.

»Auf meinen Befehl hin. Denn ich bin der Erzengel Raphael.«

5

Raphael saß unter dem Kirschbaum und starrte auf die Brücke jenseits der Gärten. Unter ihr hindurch floss der kleine Bach, der das Fenster zur Erde bildete. Seitdem die Brücke erbaut worden war, hatte er nie die Notwendigkeit verspürt, sie zu benutzen – bis jetzt. Seitdem er und Rachel zurückgekehrt waren, waren im Himmel erst wenige Stunden verstrichen. Er wusste, dass diese Stunden durch den Zeitunterschied mehrere Tage auf der Erde bedeuteten und fragte sich, wie es Rebecca ging.

Bakas Worte verfolgten ihn. Raphael hegte keinen Zweifel daran, dass der Soldat Rebecca zu seiner Frau machen würde. Und wie jeder andere Mann hätte Baka als ihr Ehemann das Recht, mit ihr zu machen, was er wollte. Ihm wurde übel beim Gedanken daran, wie Baka Rebecca berührte und seine ehelichen Rechte über sie ausübte.

Unfähig es noch länger zu ertragen, eilte Raphael zur Brücke und suchte nach ihr. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn er sie fand. Was konnte er tun? Vielleicht könnte er vorgeben, ihr Schutzengel zu sein und sie vor Baka warnen. Es waren schon andere Engel zur Erde hinabgestiegen, um Menschen vor dem zu warnen, was auf sie zu kam.

Frustriert schlug Raphael mit der Faust aufs Geländer. Er konnte es nicht tun. Es war den Engeln verboten, sich Menschen zu zeigen, außer sie waren ausdrücklich dazu aufgefordert worden. Und er war ein Erzengel, ein Vorbild, dem alle anderen nacheifern sollten. Ihm sank das Herz, als er fühlte, wie die Verantwortung schwer auf seinen Schultern ruhte.

»Siehst du irgendwas Interessantes?«

Beim Klang der Stimme fuhr Raphael zusammen.

»Luzifer.« Er stieß den Atem aus.

Luzifer legte eine schlanke Hand aufs Geländer und beugte sich darüber. »Ah, ich verstehe«, sagte er und in seinen grauen Augen funkelte es. »Sie ist entzückend.«

»Es ist nicht das, was du denkst, Luzifer.«

Raphael eilte zurück zu den Gärten und hoffte, dass ihm sein Freund folgen würde. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass Luzifer von ihr erfuhr. In der Vergangenheit hatte er seine Gedanken unbekümmert mit seinem Freund geteilt. Sie hatten interessante Gespräche über Himmlische Politik geführt: über den freien Willen des Menschen und darüber, ob er tatsächlich existierte oder nicht. Aber in letzter Zeit war Luzifer unruhig geworden. Es schien, als sei es für Luzifer nicht genug, Erzengel zu sein. Er wollte mehr. Damit fühlte Raphael sich nicht wohl.

»Was glaubst du denn, was ich denke?«

Raphael biss die Zähne zusammen. Luzifer war nur scheinbar behutsam, denn er wusste, dass er nicht lügen würde.

»Ich habe nach den Ausgestoßenen gesehen. Sie wurden an einen anderen Ort gebracht. Ich habe mich nur um ihr Wohlergehen gesorgt.«

»Ich könnte schwören, dass du dich um das Wohl von einigen mehr gesorgt hast, als um das von anderen.«

»Sie alle liegen mir Herzen«, erwiderte er und die Worte kamen ihm ein wenig unwirsch über die Lippen. »So, wie es sein sollte.«

»Friede, mein Freund.« Luzifer hielt inne und pflückte im Garten eine weiße Rose. »Dein Mitgefühl für die Menschen ist groß.«

Er schloss die Augen und atmete tief ein. Er verlor sich im Duft der Blüte, bevor er fortfuhr. »So groß, dass du Grenzen überschreiten würdest, um ihnen zu helfen. So, dass du vielleicht sogar deine Kräfte der Gedankenmanipulation nutzen würdest…«

Raphael spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.

Luzifers Augen öffnete sich und er lachte. »Also das ist ein Gesichtsausdruck, den ich noch nie an dir gesehen habe.«

»Woher hast du es gewusst?« Seine Stimme war ein kaum hörbares Flüstern.

»Du bist nicht der Einzige, der der Brücke von Zeit zu Zeit einen Besuch abstattet.«

»Hat es sonst irgendwer gesehen?«

»Nur Uriel.« Luzifer warf die Blüte beiseite und setzte sich auf eine Steinbank im Garten. »Keine Sorge. Du musst dich nicht beunruhigen. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.«

Raphael ließ sich neben ihn sinken. »Nein. Ich sollte zu Michael gehen und um Vergebung bitten. Ich habe meine Gabe missbraucht und sollte bestraft werden.«

»Aber, aber, Raphael. Du und ich, wir wissen beide, dass wir unsere Kräfte gelegentlich zu… anderen Zwecken eingesetzt haben. Außerdem wurdest du ausgeschickt, um den Ausgestoßenen Trost zu spenden.«

»Ja, aber – «

»Ich würde sagen, du hast deine Mission ausgeführt. Baka und die anderen Soldaten dazu zu bringen, euch dabei zu helfen, alle Ausgestoßenen an einen neuen Ort zu bringen, der den Menschen von Ai verborgen ist, war genial. Obwohl ich persönlich mir nicht die Mühe gemacht hätte.«

Schuldgefühle stiegen in Raphael auf, als er darüber nachdachte, was er getan hatte. Er hatte Baka zum Sklaven jedes seiner Worte gemacht. Schlimmer noch, es hatte ihm tatsächlich gefallen, die Kontrolle über den bedrohlichen Heerführer zu haben. Baka hatte jedem Befehl gehorcht und ihn an seine Soldaten weitergegeben. Raphael war nicht einmal klar gewesen, was er da tat, bis er den fragenden Blick auf Rachels Gesicht wahrgenommen hatte. Sie hatte nicht danach gefragt, aber er wusste, dass sie sich fragte, weshalb er seine Kräfte hatte einsetzen können, um einzugreifen, wenn sie es nicht durfte. Seit ihrer Rückkehr hatte er sich wie ein Feigling von ihr ferngehalten in der Hoffnung, so ihrem anklagenden Blick auszuweichen. Die einzige Antwort, die er ihr geben konnte, war, dass es aus eigennützigen Gründen geschehen war. Das war genau das, was er jetzt war – ein eigennütziger Feigling.

»Es war falsch«, sagte er. »Und ich habe Rachels Respekt verloren.«

»Rachel?«

»Raguel. Sie hat ihren Namen um eines Menschen willen geändert, dem sie begegnet ist.«

»Raguel.« Luzifer spuckte aus. »Ich würde keinen einzigen Gedanken an einen Engel verschwenden, der es einem Menschen gestattet, ihm einen Namen zu geben wie einem Hund. Sie ist es nicht wert, dass du deine Zeit mit ihr verschwendest.«