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Er lächelte. »Warte. Da kommt noch mehr.«
Ihre Augen weiteten sich, als sich zwei weiße Objekte hervorschoben, die sich über die Länge seines Rückens erstreckten. Er presste ein letztes Mal und sie entfalteten sich.
»Was zum…« Sie rieb sich die Augen. »Scheiße! Du bist ein Engel.«
Sie fuhr hoch, als es jemand an der Tür klopfte.
»Lahash, ich bin es, Raphael. Öffne die Tür. Ich weiß, dass du da drinnen bist.«
»Geh weg!«, knurrte Lash.
Die Tür schwang auf und Raphael trat ein. Kalte blaue Augen starrten Lash zornig an. »Ich habe genug von deinem Unsinn, Lahash.«
»Oh Gott«, sagte Megan und ihre Augen weiteten sich. »Bist du Er? Bist du –« – sie schluckte – »Gott?«
Raphael blickte herab auf das halbnackte Mädchen. Seine Augen wurden sanft. »Wie ist dein Name, mein Kind?«
»Megan.« Glasige Augen sahen ihn ehrfürchtig an.
Lash machte einen Schritt nach vorn. »Raphael, du hast kein –«
»Ich weiß, was du sagen willst. Und du irrst dich. I habe sehr wohl das Recht, hier zu sein.« Raphaels Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, als er zwischen Lashs Flügeln und Megans schockiertem Gesicht hin- und hersah. »Du hättest dich vor ihr nicht so zeigen sollen. Es wird nur eine Belastung für das arme Mädchen sein.«
»Oh, ich habe Teile von mir gezeigt, von den du nicht einmal träumen könntest.« Lash zog den Reißverschluss seiner Jeans hoch und grinste.
»Was ist mit dir passiert?« Raphael trat einen Schritt nach vorn und sein Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu besorgt. »Du hast noch nie mit solcher Verachtung zu mir gesprochen.«
»Fünfunddreißig Jahre sind passiert! Was hast du denn erwartet?« Lash faltete seine Schwingen in seinen Körper und griff nach seinem Hemd. »Sie wird wahrscheinlich denken, es ist ein Teil ihres Trips.« Um ihretwillen hoffte er, dass sie sich an nichts erinnern würde. Raphael hatte Recht – er hätte sie nie hierher bringen sollen. Er hatte allerdings nicht vor, das ihm gegenüber zuzugeben. Gabrielle mochte diejenige gewesen sein, die seinen Rauswurf veranlasst hatte, aber bis jetzt hatte er nichts von seinem sogenannten Freund gehört.
Raphael schüttelte den Kopf und wandte sich mit mitleidigem Blick Megan zu. »Komm her, mein Kind.«
Megan stolperte auf Raphael zu und war kurz davor, zu Boden zu stürzen, als er sie auffing. Er hob ihren Kopf und musterte sie aufmerksam. »Weißt du, wer ich bin?«
»Gott?«, flüsterte sie.
»Ich bin Raphael, Erzengel des Heilens, des Mitleids und der Liebe. Du hast deinen Körper entweiht, um den Schmerz zu lindern, der tief in deiner Seele wütet. Er weiß, wonach dein Herz sich sehnt. Du musst nur darum bitten, dann wird es dir gewährt.«
Sie zwinkerte verwirrt. »Wer ist Er?«
»Er ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt: Gott, Herr, Allah, Jahwe… sie sind alle ein und derselbe. Wisse dies: Er liebt dich.«
»Worum soll ich bitten?«
»Um was immer du wünschst.« Raphael streichelte sanft ihr Gesicht.
Sie blickte in Raphaels Augen und ihr Gesicht verzerrte sich. Sie ließ sich auf die Knie fallen und schlang ihre Arme um seine Beine. »Mach, dass es weggeht, bitte. Ich will den Schmerz nicht mehr fühlen.«
Raphael hockte sich auf den Boden und nahm Megans Hände in seine eigenen. »Der Mann, der sich dein Vater nennt, wird dir nicht länger weh tun. Du bist kein Sexobjekt oder die persönliche Sexsklavin, zu der er dich gemacht hat. Du bist ein Kind Gottes, und mit Vertrauen in Ihn wirst du Frieden finden.«
Es tat Lash im Herzen weh, als er sah, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und wieder nagten Schuldgefühle an ihm. Sie war nicht die erste Frau, die er benutzt hatte. Es war leicht, von einem Mädchen zum nächsten zu ziehen; es war nur Sex. Sie waren zufrieden – er war zufrieden. Was war schlimm daran? So lange er sich auf One-Night-Stands beschränkte und sie nicht näher kennenlernte, war er in der Lage, die Mauer, die er um sich selbst errichtet hatte, aufrecht zu erhalten. Aber tief im Innern hatte er gewusst, dass das, was er tat, egoistisch und falsch war.
Raphael fasste nach ihrem Arm und fuhr mit seiner Hand über die frischen Nadelstiche. Megan stöhnte, als ein Kräuseln die Länge ihres Arms hinauffuhr wie ein Wurm, der unter ihrer Haut gefangen war. Die Bewegung kam an der kleinen Einstichstelle zum Stillstand, wo sie sich die Injektion gesetzt hatte, und eine weiße, gel-artige Substanz quoll hervor.
Megans Augen weiteten sich und sie schauderte, als das weiße Gel auf den Fußboden tropfte. Als es vorüber war, sah sie zu Raphael. Ihre Augen waren klar und wach. »Danke.«
»Gehe nun und sündige nicht mehr.«
Megan küsste seine Hände. Eilig zog sie sich ihre Jeans an, griff nach ihrer Handtasche und warf deren Inhalt und ihr Drogenbesteck hinein. Als sie zur Tür ging, begegneten ihre Augen denen Raphaels und ihre Wangen röteten sich vor Scham.
Raphael berührte leicht ihre Wange. »Denke daran, was einmal war, ist nicht mehr.«
Sie begann zu lächeln. Mit einem Blick hinunter auf ihre Handtasche, drehte sie sich um und warf sie in den Mülleimer, bevor sie mit erhobenem Kopf hinausging.
Lash ging zum Mülleimer und durchsuchte die Tasche, um ein Feuerzeug und einen Joint herauszuholen. Er funkelte Raphael an und forderte ihn stumm heraus, einzugreifen, als er ihn anzündete und einen Zug nahm.
»Lahash, du kannst mir nicht weißmachen, dass dieses… dieses Zeug bei dir tatsächlich wirkt«, tadelte Raphael. »Unsere Körper reagieren nicht so auf Fremdsubstanzen, wie menschliche Körper es tun.«
»Nein«, antwortete er und hielt einen Moment lang den Atem an, um dann langsam den Rauch auszustoßen. »Ich fühle gar nichts.«
Raphael verzog das Gesicht. Lash war kurz davor, einen weiteren Zug zu nehmen, als – mit einem Wedeln von Raphaels Hand – der Rauch verschwand und sich der Joint in Asche verwandelte. »Erkläre mir doch bitte, warum du dir dann die Mühe machst, deinen Körper damit zu beschmutzen?«
»Weil es dich zur Weißglut treibt.« Er lächelte spöttisch.
Raphaels Augen wurden kalt. Er packte Lash am Hals und warf ihn gegen die Wand. Er kam ganz nah heran, sein Gesicht weniger als zwei Zentimeter von Lashs entfernt. »Es ist genau diese Einstellung, die dich aus dem Himmel verbannt hat.«
»Einen Scheiß war es das.« Lash kämpfte gegen ihn an. »Diese Schlampe Gabrielle ist Schuld. Sie hätte mich nicht anschwärzen müssen.«
»Nein, Lahash. Du warst es. Du warst es ganz allein.« Raphaels Gesicht rötete sich, während er Lash so stark gegen die Wand presste, dass dabei Risse in ihr entstanden. »Du hast in ihre Aufgabe eingegriffen und ihre Autorität als Erzengel in Frage gestellt. Alle Missionen werden aus einem Grund erteilt und sollten entsprechend ausgeführt werden. Das Mädchen hätte den Unfall nicht überleben sollen.«
»Gabrielle« – er spuckte ihren Namen aus, als hätte er einen bitteren Geschmack – »hat auf eine Gelegenheit gewartet, mich rauswerfen zu lassen. Sie hasst mich.«
»Das ist nicht wahr.«
Sein Blick verfinsterte sich. »Das tut sie. Du bist nur zu blind, es zu sehen.«
Raphael schloss seine Augen und atmete tief ein. Seine Wut half Lash nicht, zur Vernunft zu kommen; sie tat genau das Gegenteil.
»Ich weiß, dass ihr beide nicht im besten Einvernehmen steht.«
»Das ist eine Untertreibung«, murmelte Lash.
Raphael beachtete ihn nicht und fuhr fort. »Ihr liegt das Wohl aller am Herzen, auch deines. Davon bin ich überzeugt.« Er lockerte seinen Griff und trat beiseite. »Du warst leichtsinnig, diejenigen um dich herum nicht zu beachten. Ich verstehe diese Art deines Verhaltens nicht.«
Lash seufzte und setzte sich auf die Kannte des Bettes. »Ich sehe den Sinn darin nicht. Wieso geben wir uns überhaupt mit dem, was wir tun, ab? Die Menschen werden sowieso machen, was sie wollen. Wie Megan. Sie wird wahrscheinlich innerhalb einer Stunde wieder high sein.«
»Genau das ist dein Problem, Lahash. Du hast den Glauben verloren.«
»Den Glauben?« Lash schnappte sich die Fernbedienung vom Nachttisch und schaltete den Fernseher ein. Er zappte durch die verschiedenen Kanäle und hielt zwischen jedem Knopfdruck einen Moment lang inne. Er spannte de Unterkiefer an, als er düster auf jedes Bild sah, das über den Bildschirm flackerte: blutüberströmte Männer, Leichen auf einer Schotterstraße und in Schwarz gewandete Frauen, die vor Schmerz und Trauer weinten; ein zerstörtes Gebäude mit Rauch und Asche in der Luft, Frauen und Kinder, die aus ihm hinausliefen, aschebedeckt; ein dunkelhäutiger kleiner Junge, nicht älter als vier Jahre, gekleidet in schlammverschmierte Shorts, mit vor Hunger geschwollenem Bauch und leerem Gesichtsausdruck, der allein am Rande einer Straße stand.
Er stoppte bei einem Kanal, der eine Gruppe Frauen zeigte, die Kleinkinder schminkten und anzogen, so dass sie wie teure Eskort-Girls aussahen, damit sie bei einem Schönheitswettbewerb gewannen.
Lash schleuderte die Fernbedienung von sich, so dass der Bildschirm zerbrach. »Ist es das, von dem du willst, dass ich daran glauben soll? Wie soll ich an sie glauben?«
Raphael sah zum zerbrochenen Fernseher, seine Augen glänzten. »Lash, denkst du nicht, dass ich nicht genau wie du gefühlt habe? Ich hatte auch Schwierigkeiten, an Menschen zu glauben, besonders, wenn es so aussieht, als ob sich niemand um irgendjemanden schert als sich selbst.« Raphael legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Michael hat zugestimmt, dir noch eine Chance zu geben. Er wird dir erlauben, zurückzukehren, wenn du deine Hingabe und dein Vertrauen unter Beweis stellst.«
»Weshalb sollte ich das tun wollen?«, fragte Lash und täuschte Desinteresse vor. Die Mauer, die er um sich selbst errichtet hatte, um sich vor Verletzungen zu schützen, war vollkommen.
»Mich kannst du nicht täuschen. Ich weiß, dass du zurück willst.«
Scheiße. Er hätte sich denken können, dass Raphael ihn sofort durchschauen würde.
»Also gut. Was muss ich tun?«
Erleichterung leuchtete in Raphaels Augen auf und er ließ den Atem ausströmen. Er nahm einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke. »Das sind der Ort und das Foto deines nächsten Schützlings.«
Lash seufzte, riss den Umschlag auf und holte eine Karte heraus. »Naomi Duran«, las er. »Duran. Warte mal, ist sie mit Javier Duran verwandt?«
Raphael öffnete den Mund und schloss ihn dann. Lash ahnte, dass es etwas Wichtiges gab was er ihm sagen wollte, aber es sah aus, als hielte ihn etwas zurück.
»Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass es von größter Wichtigkeit ist, dass du sie beschützt«, erklärte Raphael.
Lash fluchte zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie würden es ihm nicht leicht machen. Er drehte die Karte um. Von der Rückseite blickte ihn eine hübsche junge Frau mit großen hellblauen Augen an. Stille senkte sich über das Zimmer, als er das Foto eingehend betrachtete. Er sah auf und stellte fest, dass Raphael sich erwartungsvoll zu ihm hingebeugt hatte.
»Was denn?«
»Nichts.« Raphael wandte die Augen ab. Er ging zum einzigen Fenster im Zimmer und zog den Vorhang zurück. »Schau es dir nochmal an. Wenn du ein Foto von besserer Qualität brauchst, kann ich dir eines besorgen.«
Lash sah Raphael misstrauisch an. Er verhielt sich seltsam. Lash sah noch einmal auf das Foto hinunter. Da war etwas Vertrautes an ihr, das er nicht genau benennen konnte. Er zeichnete mit einem Finger ihren vollen, roten Lippen nach. Er hatte ihr nicht in der Vergangenheit zugeteilt sein können; an jemanden, der so aussah wie sie, hätte er sich erinnert. »Das Foto ist in Ordnung. Also, alles, was ich tun muss, ist sie zu beschützen. Wovor?«
Raphael blickte zum schmutzigen Fenster hinaus und neigte dann den Kopf, als lauschte er auf etwas. »Wir sollten uns bei dem hier beeilen«, sagte er und kam auf Lash zu. Er legte seine Hände an Lashs Schläfen und eine Vision von Naomi erschien.
»Was zum… versucht sie, sich umzubringen?«, rief Lash.
Raphael zog seine Hand zurück.
»Du kannst mir das nicht einfach zeigen und verschwinden«, sagte Lash.
»Ich hätte dir das überhaupt nicht zeigen sollen.« Raphaels Gesicht spiegelte Sorge wider, während er hinausging.
Lash lief in den Flur. »Warte! Wird Michael mir wenigstens alle meine Kräfte wiedergeben?«
Raphael ging weiter, sein Bild verblasste mit jedem Schritt, den er machte, mehr. »Nein. Das hier musst du allein machen.«
5
Jane wische sich die verschwitzten Hände am Saum ihrer schwarzen Bluse ab. Sie sah aus der getönten Fensterscheibe des Mercedes hinaus auf die kleine Menschenansammlung, die sich um den geschlossenen Sarg versammelt hatte. »Das hier ist falsch, Luke. Ich sollte nicht hier sein.«
Luke nahm sein Handy vom Halter und tätschelte Janes Hand. »Wir haben das doch besprochen«, sagte er. »Es wäre schlimmer, wenn du der Familie nicht deine Anteilnahme für ihren Verlust aussprächest. Du bist vollkommen in Sicherheit. Sal wird direkt hinter dir sein.«
»Das meinte ich nicht,«, entgegnete sie. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war die Familie mit Sals Anwesenheit zu beunruhigen. »Meinetwegen ist dieser arme Mann tot. Ich bin die Letzte, die sie sehen wollen.«
»Es wurde entschieden, dass es ein Unfall war«, merkte er an.
»Der Mann ist tot.« Sie schloss die Augen und presste eine Hand gegen ihre Stirn. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für eine weitere Migräne. »Ich habe nicht auf die Straße geachtet und deshalb hat ein Mann sein Leben verloren.«
Luke nahm ihre Hand und gab ihr ein Aspirin. »Es war nicht deine Schuld.« Er reichte ihr eine Flasche Wasser. »Eine meiner Quellen in der Investigation sagte mir, dass er Alkohol im Blut hatte.«
»Ich bin sicher, das hätten sie in meinem auch gefunden, wenn sie sich die Mühe gemacht hätten, es zu überprüfen.« Jane warf sich die Pille in den Mund und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Beerdigung. Eine kleine ältere Frau, wahrscheinlich die Mutter des Mannes, lehnte sich an einen jungen Mann und weinte an seiner Brust.
»Das hast du Sals Geistegegenwart zu verdanken.« Luke drehte sich beim Geräusch von knirschendem Kies um, als ein Lieferwagen neben dem Auto zum Stehen kam. »Gut. Sie sind hier.«
»Du hast die Medien herbestellt?« Jane schnappte nach Luft. »Unglaublich.«
»Sieh mal, Jane. Wir können nicht das Risiko eingehen, dass dieser Vorfall deinen unbefleckten Ruf beschmutzt.« Luke tippte an die Rückseite des Fahrersitzes. »Sie ist so weit.«, sagte er zu Sal.
»Ich möchte das hier lieber privat erledigen.« Sie hasste den Gedanken an eine Übertragung ihrer Entschuldigung in den Abendnachrichten.
»Deine Wahl in ein politisches Amt betrifft mehr als nur dich selbst.«, sagte Luke streng. »Denk an all die Arbeitskraft und das Geld, das dich zu dem gemacht hat, was du heute bist. Du schuldest es der Partei.«
So sehr Jane es hasste, das zuzugeben, er hatte Recht; zu viele Menschen verließen sich auf sie und im Spiel der Politik war das Image alles.
Luke sah hinunter auf seine Uhr. »Es wird nur wenige Minuten dauern. In einer Stunde steht die Spendenaktion des Houstoner Kinderkrankenhauses im Stadtzentrum an.«
Janes Magen verkrampfte sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, diese bedauernswerte Familie zu verlassen und dann direkt zu einer Spendenaktion zu fahren, wo sie eine Rede über die Wichtigkeit des gegenseitigen Unterstützens in einer Gesellschaft in schweren Zeiten halten sollte. Es fühlte sich so verlogen an.
Die Tür öffnete sich und Sal streckte ihr abwartend seine Hand entgegen. Sie seufzte, reichte ihm die Hand und stieg aus. Als sie in Richtung der Versammelten gingen, konnte sie fühlen, wie ihre Augen neugierig zu ihr hinsahen. Sie blieb in einiger Entfernung stehen und wartete auf den richtigen Moment, um sich den Durans zu nähern. Sie musste an dein kleinen Jungen denken, Javier, der an jenem schicksalhaften Tag hinter ihr gesessen hatte, als ihr Flugzeug von Los Angeles abgestürzt war und alle bis auf sie beide umgekommen waren.
Als sie herausgefunden hatte, dass der Name des Mannes, in den sie hineingefahren war, Javier Duran war, hatte sie Luke gebeten, etwas über dessen Hintergrund herauszufinden. Die Wahrscheinlichkeit war gering, dass es sich um den gleichen Javier handelte, dem sie vor vielen Jahren begegnet war, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass es sich um dieselbe Person handelte. Sie war erleichtert gewesen, als Luke ihr mitgeteilt hatte, dass er untröstlich sei, aber der Javier aus dem Flugzeug sei vor Jahren an Krebs gestorben.
»Frau Senatorin.« Sal berührte sie am Ellbogen und führte sie näher an die Gruppe heran.
Jane sah zu den Medienvertretern und presste ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Die perfekte Szene, dachte sie. Stellt bloß sicher, dass ihr das Aushängesschild der American Federation Party auf das Foto bekommt, wenn sie die Familie tröstet.
Als die Beerdigungszeremonie sich dem Ende näherte, wartete Jane ab, bis die anderen gegangen waren, bevor sie sich ihnen näherte. Tief einatmend wischte sie sich die Hände ein letztes Mal an ihrem Rock ab und ging auf die trauernde Familie zu.
Naomi musste ihre ganze Kraft aufwenden, um zu bleiben, wo sie war und nicht vor dem Schmerz wegzulaufen, der sie zu überwältigen drohte. Während der letzten paar Tage der Beerdigungsvorbereitungen hatte sie es geschafft, die Trauer über den Verlust ihres Vaters in Schach zu halten.
Beim Anblick Belitas, die sich in ihr schwarzes Spitzentuch schnäuzte, zerriss es ihr das Herz und sie fragte sich, was für ein Gott ihnen das antun würde. Von all den Menschen auf der Welt, warum er? Warum jetzt? Es war nicht fair. Ihr Vater war endlich dabei gewesen, sein Leben umzukrempeln und es neu aufzubauen, nur um es innerhalb eines Augenblicks zu verlieren.
Sie legte eine Rose auf seinen Sarg und fragte sich, was sie tun würde, jetzt, da er tot war. In diesem Moment sah sie aus einem Augenwinkel heraus eine schlanke Frau aus einem schwarzen Mercedes steigen. Ihre Augen verengten sich, als sie erkannte, wer es war. Für wen zur Hölle hält sie sich, dass sie hierher kommt?
Sie stieß einen unterdrückten Fluch aus, als zwei Männer mit Kameras dicht hinter der Senatorin folgten.
Chuy stupste sie am Arm an. »Was ist los?«
»Da drüben.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung der Eindringlinge. »Die Dreistigkeit dieser Frau. Sie hat ihre eigene Crew mit dabei.«
»Wir sind hier fertig. Ich werde Lalo sagen, er soll das Auto holen. Belita muss das nicht ertragen.«Chuy eilte zu Belita, die sich gerade mit dem Priester unterhielt.