banner banner banner
Mattes Blut
Mattes Blut
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Mattes Blut

скачать книгу бесплатно


Als sie zum zweiten Mal zu Boden sank, näherte Michael sich langsam und packte Morgana am Haar. Er hob sie vom Boden hoch und hielt eine halbe Sekunde lang inne und schloss seine Augen, als der Geruch des Dämonenblutes endlich seine Sinne durchdrang.

„Dämonen sind nichts als monströse Hybriden, die von den Gefallenen Engeln, die eure Eltern waren, ausgestoßen wurden“, zischte Michael, dem plötzlich sehr klar wurde, was ein Dämon wirklich war. Er hatte die schwachen Spuren von Blut von Gefallenen Engeln in Dämonen nie zuvor bemerkt… aber jetzt wusste er, wie sie schmeckten.

Die Gefallenen Engel und die Sonnengötter waren sich in dieser Sache sehr ähnlich… sie konnten Monster erzeugen, wenn sie es wollten. Der einzige Unterschied war die Art, wie sie sie schufen.

Morgana griff nach dem Arm, der ihr Haar hielt und senkte ihre Klauen in das Fleisch, das sie erreichen konnte. Sie schrie auf, als sie plötzlich über dem Boden schwebte und hinunter in wütende, violette Augen blickte. Die billigen Stöckelschuhe fielen zu Boden und sie schloss ihre andere Hand um seinen Nacken, um zu versuchen, sein Rückgrat zu brechen, und sich zu befreien.

Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Körper erschlaffte, als dieser violette Blick sie durchdrang… sodass sie nur noch von ihrem Haar hing.

„Lass mich gehen“, flüsterte Morgana, die es nun mit der Angst zu tun bekam. Sie war stark, eine der stärksten in diesem Teil der Slums, aber dieser Vampir, von dem sie gemeint hatte, dass sie ihn leicht erledigen konnte, war viel stärker als alles, was ihr je begegnet war.

„Dich gehen lassen?“, fragte Michael, als könnte er das Konzept nicht verstehen. „Du hast all diese Menschen und Dämonen getötet und dich von ihnen ernährt, so wie es aussieht, und nun willst du, dass ich dich gehen lasse?“

„Ich kann dir all das Menschenblut besorgen, das du willst“, winselte Morgana. „Ich werde deine Dienerin sein… ich werde sie anlocken und zu dir bringen.“

„Ich brauche keine Hilfe dabei, mein nächstes Mahl zu fangen“, sagte Michael grob. Seine Stimme wurde plötzlich weich: „Aber, meine Liebe… ich traue mich zu wetten, dass Dämonen besser schmecken als Menschen.“

Morgana schrie auf, als plötzlich ein schrecklicher Schmerz durch ihre Schulter schoss und sie fühlte, wie der Vampir das Leben aus ihr saugte, sodass sie ein unmenschliches Heulen hören ließ. Sie wehrte sich wieder und schlug mit ihren Klauen nach ihm, aber die wahre Dunkelheit näherte sich von den Rändern ihres Blickfeldes.

„Wer bist du?“, flüsterte sie mit ihrem letzten Atemzug.

Michael saugte die letzten Tropfen von Morganas Lebensenergie aus ihr, ehe er sie fallen ließt. Er grinste, als ihre Leiche mit einem dumpfen Geräusch am Boden auftraf. Wer hätte gedacht, dass er einen Dämon töten konnte, indem er ihn trank… er wollte wetten, dass selbst die Dämonen diesen kleinen Trick nicht kannten, nachdem die seelenlosen Vampire nur menschliches Blut wollten.

Mit Abscheu schaute er hinunter auf den verschrumpelten Dämon: „Du kannst mich Michael nennen.“

Er landete leichtfüßig am Boden und ging zum Eingang. Mit dem Ärmel wischte er das restliche Blut von seinen Lippen, dann öffnete er die Tür, trat auf den Gehsteig hinaus und rückte seine Jacke zurecht, damit die Risse in seinem Hemd verdeckt wurden.

Michael drehte sich um und ging zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, als er eine große Gruppe Dämonen bemerkte, die nun vor dem Eingang des Hauses standen. Sie mussten Morganas Untertanen gewesen sein, die denjenigen sehen wollten, der ihre Herrin vernichtet hatte. Diese Kreaturen zeigten keinerlei Anzeichen von menschlichem Leben und Michael zollte ihnen keine Achtung, als er ruhig an ihnen vorbei spazierte.

Er hatte erledigt, was er vorgehabt hatte, und keine der anderen Kreaturen hier verdiente seine Aufmerksamkeit… ihre niedrige Macht war seine Zeit nicht wert. Je mehr Macht ein Dämon hatte, umso mehr würde er schmecken wie das Blut der Gefallenen Engel… dessen war er sicher.

Der Energieschub von Morganas Blut pulsierte nun warm und schwindelerregend durch seine Adern. Es wärmte ihn und verbesserte seine Sinne… das kannte er schon von den Malen, wo er von Aurora getrunken hatte.

Michael erstarrte, als er seine Gedanken so richtig realisierte. Panik mischte sich sofort zu dem Rausch und der Gedanke an Aurora erzeugte eine schwere Ladung Angst in seinem Magen, gefolgt von einem eiskalten Schaudern. Er erinnerte sich an Kanes Warnung am Dach nachdem sie Samuel erledigt hatten. Er hatte Aurora über die Gefahren davon gewarnt, ihn ihr Blut trinken zu lassen.

Nachdem er nach einer Ausrede suchte, konzentrierte er sich auf die Erinnerung davon, wie Samuel Aurora damit ködern hatte wollen, als er ihr von den Dämonen erzählt hatte, die frei in der Stadt herumliefen und stark genug waren, Gefallene Engel zu töten… Dämonen die schon mehrfach Gefallene Engel ermordet hatten. Diese Dämonenmeister waren eine Gefahr für Aurora… diesbezüglich hatte Samuel nicht gelogen.

Ein langsames Lächeln streichelte Michaels Lippen. Er hatte nun einen guten Grund dafür, von den Dämonen zu trinken, die in Los Angeles freigelassen worden waren. Nicht nur würde er damit Aurora beschützen, sondern er konnte auch seinen Hunger nach ihrem Blut mit dem verdünnten Blut eines Hybriden stillen. Indem er nur kleine Mengen trank, konnte er die unerwünschten Nebeneffekte wie Erdbeben und Tod durch Syn besser kontrollieren.

„Zwei Fliegen mit einer Klappe“, überlegte Michael und steckte seine Hände in seine Hosentaschen, als er sich auf die Suche nach seinem nächsten Opfer machte.

Kapitel 4

Micah seufzte zum hundertsten Mal seit er Alicia angerufen hatte. Bisher war Tasuki sechsmal gegangen, um nach der Wölfin zu sehen, Titus hatte drei weitere Polizisten vertrieben, die Phillip alleine nicht mehr von den Zellen fernhalten konnte und der gefangene Wachmann hatte begonnen, an seinem Handgelenk zu nagen, um eine Flucht aus dem Stuhl zu versuchen.

Natürlich konnte der Wachmann nicht so viel dafür, dass er plötzlich unbedingt verschwinden wollte. Ihnen war langweilig geworden und so hatten sie begonnen, ihn über die Fernsprechanlage damit zu ärgern, dass sie ihm erzählten, was Lucca ihm alles antun würde, wenn er herausfand, dass er ein Spitzel war.

„So wollte ich meinen Tag nicht verbringen“, jammerte Tasuki.

„Ganz deiner Meinung“, murmelte Micah, der hoffte, dass Alicia sich endlich beeilte. Nachdem sie gesagt hatte, dass Damon nicht bei ihr war, wollte er sie nur noch mehr sehen.

Tasuki schielte hinüber zu Micah. „Was ich dich noch fragen wollte: Wie viele Pumas und Jaguare gibt es eigentlich in der Stadt?“

„Mindestens ein paar Hundert“, antwortete Micah. „Aber nicht alle davon sind bei ihrem Rudel. Einige sind zufrieden mit ihren Partnern und versuchen, ein normales Menschenleben zu leben. Ich weiß sogar von einigen, die so tun, als wären sie völlig menschlich… sodass nicht einmal ihre Partnerinnen wissen, dass sie Formwandler sind.“

„Habt ihr nicht irgendwelche Bedürfnisse oder so?“, fragte Tasuki neugierig.

Micah lächelte. „Ja, das ist eines der wenigen Dinge, die Hollywood richtig geraten hat. Wenigstens einmal alle paar Monate müssen wir aus der Stadt hinaus und uns verwandeln. Alles, was die Formwandler, die vorgeben, dass sie Menschen sind, dafür machen müssen, ist zu sagen, dass sie ein Wochenende zelten gehen oder so. Wir können mit normalem Essen und einem normalen Leben sehr gut leben, aber wenn wir nicht ab und zu einmal in der Wildnis wir selbst sein können, werden wir häufig etwas gereizt… oder noch schlimmer.“

Tasuki grinste: „Ich schätze, es ist schon länger her, dass du in der Wildnis warst.“

Micahs böse Antwort kam nicht mehr über seine Lippen, als die Eingangstür geöffnet wurde, und er hörte, wie zwei Leute hereinkamen. Er ging zur Zimmertür und öffnete sie einen Spalt um sehen zu können. Ein Teil seiner Freude erstarb, als er sah, dass Damon auch mitgekommen war.

„Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, dass ein Sonnengott Ehrfurcht erregend sein könnte… du wirst gleich einen kennenlernen“, bemerkte Micah leicht sarkastisch. „Ich bin immer noch der Meinung, dass es nur ein anderes Wort für Volltrottel ist.“

Tasuki hob eine Augenbraue. „Ist es klug, jemanden mit dem Titel Gott einen Volltrottel zu nennen?“

„Wenn es stimmt“, meinte Micah achselzuckend.

Damon grinste und fragte sich, wie lange der uniformierte Polizist vor der Tür noch auf einem Bein stehen würde. Das hatte er davon, wenn er Alicia sagte, dass sie nicht hinein durfte. Als er Titus auf sie zu kommen sah, fragte er sich innerlich, wie ein Alphawerwolf aussehen würde, der auf seinen Händen umherlief und von unten Befehle erteilte. Damon seufzte, scheinbar war ihm jetzt schon langweilig.

„Alicia, schön, dass du gekommen bist“, sagte Titus und nickte dann Damon halbherzig zur Begrüßung zu. Er musste sich davon abhalten, sein Kinn zu berühren, als er an die Kraft von Damons Schlag bei ihrer ersten Begegnung dachte. Schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Alicia und erblickte die schwarze Ledertasche, die sie trug. „Sind das die Sachen, die du für sie gebracht hast?“

Alicia nickte und gab ihm die Tasche. „Ja, ich habe auch eine Bürste und ein wenig Makeup eingepackt, nur für den Fall.“

Titus lächelte. „Ich bin sicher, sie weiß es sehr zu schätzen. Ich habe sie in die einzige Zelle gelegt, die eine Dusche eingebaut hat. Sie ist keine Gefangene, aber als wir sie gerettet haben, war sie sehr mitgenommen und damit sehr gefährlich, daher mussten wir ihr eine Beruhigungsspritze geben“, erklärte er, wobei er den Teil, dass sie auch noch läufig war, übersprang. „Hoffentlich wird sie sich beruhigen, wenn sie all diese Sachen vorfindet, wenn sie aufwacht. Lass mich ihr das schnell bringen und dann legen wir los.“

Die Muskeln in Damons Kiefer spannten sich an, als er seine Zähne aufeinanderbiss. Er schaute hinunter auf Alicias Kopf und fragte sich, was genau Titus damit gemeint hatte, dass sie ‚loslegen‘ wollten.

Alicia biss sich auf die Lippe, als ihr einfiel, dass sie Damon noch nicht von dem anderen Grund, weshalb sie kommen hatte sollen, erzählt hatte. In dem Versuch, Titus aufzuhalten, fragte sie schnell: „Darf ich sie sehen?“

Titus zuckte die Schultern. „Wieso nicht.“

Er führte Alicia und ihren stattlichen Partner durch die Tür, die zu den Zellen führte. Als sie zur Zelle kamen, zog Titus schnell die Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Nachdem er die Tasche auf den Boden neben das Bett gelegt hatte, entfernte er sich schnell wieder.

„Sie ist hübsch“, flüsterte Alicia, der sie leidtat. „Es sieht so aus, als wäre sie seit Wochen in ihrer Wolfsgestalt… das ist gefährlich, nicht wahr?“

„Ja, ich hoffe, dass sie sich hier sicher genug fühlt, um sich wieder zurückzuverwandeln, wenn sie aufwacht“, antwortete Titus.

„Sie ist noch kaum erwachsen“, bemerkte Damon, dann legte er einen Arm um Alicia, als er ihr Mitgefühl spürte.

„Boris schätzte sie ungefähr zwanzig“, entgegnete Titus.

„Arme Frau“, sagte Alicia leise und plötzlich hatte sie sehr viel Lust dazu, den Mann ihrer Gedankenkontrolle zu unterwerfen. Wenn er hierfür verantwortlich war… ihre Augen wurden ein wenig schmäler, als sie sich überlegte, wie man ein solches Verbrechen bestrafen konnte.

Micah hatte perfektes Timing, kam gerade aus dem Beobachtungsraum, als sie wieder zurückkamen. Er riss sogar seine Augen ein wenig auf, um Überraschung vorzutäuschen, als hätte er nicht gewusst, dass sie schon angekommen war.

„Da ist ja meine verlorene Schwester“, sagte er freudig und wurde mit einer festen Umarmung begrüßt. Zu Micahs Enttäuschung ließ Alicia ihn gleich wieder los, aber er nahm an, dass Damon eifersüchtig werden würde, wenn sie einander zu lange umarmten.

„Wie geht es dir?“, fragte Micah, während er eine blonde Strähne aus ihren Augen strich.

„Gut“, antwortete Alicia und zwinkerte dann Damon zu, in der Hoffnung, ihn positiv zu stimmen, bevor sie die Bombe platzen ließen und er den anderen Grund, weshalb sie gekommen war, erfuhr. „Es tut mir leid, dass du mich so selten siehst, aber mein Partner hat die Angewohnheit, mich tagelang zu einer willigen Gefangenen zu machen.“

Damon grinste über Alicias Wortwahl, dann schaute er über Micahs Schulter, als er einen anderen Mann sah, der aus demselben Zimmer kam, in dem Micah gewesen war. Seine Stirn legte sich in leichte Falten über die merkwürdige Aura des Mannes. Obwohl er Seelen nicht sehen konnte, so wie Gefallene Engel es konnten, konnte er die Aura um Menschen meistens lesen, wenn er sich anstrengte. Bei diesem Mann hier brauchte er sich nicht anzustrengen… er leuchtete von innen fluoreszierend blau.

„Das ist Tasuki, einer der menschlichen Polizisten“, stellte Micah ihn vor. „Trevor hat zufällig herausgefunden, dass Tasuki von der Existenz der Paranormalen wusste, also wurde er in unsere Abteilung versetzt.“

Menschlich? Damon grinste über ihre Unwissenheit. Dieser Mann war so viel mehr als ein einfacher Mensch.

„Du musst Alicia sein“, sagte Tasuki mit einem offenen Lächeln und streckte dann Damon seine Hand hin, nachdem er aus Micahs Beschwerden schon genug über Damons Temperament erfahren hatte. „Es freut mich, euch beide kennenzulernen.“

Damon starrte einen Moment auf die Hand, ehe er sie ergriff. Dieser Mann stellte keine Gefahr für Alicia dar, also würde er ihn nicht auffliegen lassen.

„Also, wo ist der Werwolf, den ich meiner Gedankenkontrolle unterwerfen soll?“, fragte Alicia. „Ich nehme an, er ist einer der Typen, die die Frau entführt haben?“

Damon schaute wieder hinunter auf den Kopf seiner Partnerin, diesmal wütend. „Du hast nichts davon gesagt, dass du einen Werwolf deiner Gedankenkontrolle unterwerfen sollst.“

„Du hast mir auch nicht wirklich die Gelegenheit dafür gegeben“, sagte Alicia trotzig. „Übrigens, du schuldest mir was.“

„Ich habe die Wette nicht angenommen“, sagte Damon mit einem teuflischen Grinsen.“

„Zu dumm“, sagte Alicia mitleidig und lachte fast, als sie sah, wie Damons Augen schmal wurden, als er sie ansah. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Aufgabe, die vor ihr lag, ehe Damon einen Weg finden konnte, um sie aufzuhalten. „Ich werde diesen Mistkerl dazu bringen, dass er alles ausplaudert, bis zu seinen kleinen Sünden in der Schule, wenn du mich zu ihm bringst.“

Tasuki trat zur Seite und zeigte mit der Hand auf den Beobachtungsraum. „Dein Opfer ist hier drinnen.“

Alicia betrat das kleine Zimmer, Damon und Micah ihr dicht auf den Fersen.

Tasuki schenkte Titus ein wissendes Grinsen über deren beschützerisches Verhalten, ehe er sich zu ihnen gesellte.

Titus grinste nur kopfschüttelnd. Diese beiden würden sich wohl nie ändern, aber zumindest war es unterhaltsam, ihnen zuzusehen.

Alle fünf schauten durch das verspiegelte Fenster auf den Werwolf im Befragungsraum auf der anderen Seite der Glasscheibe. Der verdammte Idiot versuchte immer noch, sich aus dem Stuhl zu befreien. Beide Handgelenke und seine Füße waren angekettet. Mittlerweile hatte er es geschafft, die Schrauben, die den Stuhl im Boden verankert hatten, zu lockern und schaukelte nun vor und zurück, um den Stuhl zum Sturz zu bringen.

„Fünf Dollar darauf, dass er umfällt und sich den Kopf verletzt“, sagte Tasuki plötzlich.

Damon grinste über den Versuch des ‚Menschen‘ lustig zu sein.

„Zehn Dollar, dass er einfach umfällt und versucht, sich zur Tür zu bewegen“, nahm Micah die Wette an und die beiden Männer setzten sich, um zuzusehen.

Damons Grinsen wurde breiter, als er beschloss… ein wenig nachzuhelfen. Als der Wolf den Stuhl wieder bewegte, fiel er um und der Mann traf mit dem Kopf am Boden auf… so fest, dass er bewusstlos wurde.

Tasuki unterdrückte halb ein Lachen und streckte seine Hand aus, um Micah zu signalisieren, dass er ihm Geld schuldete.

„Ja,ja, Anfängerglück“, sagte Micah gutmütig, zog seine Brieftasche heraus gab Tasuki einen Zehner.

„Es war schön, mit dir Geschäfte zu machen“, sagte Tasuki und steckte die Banknote ein. „Wollen wir wetten, wie lange er außer Gefecht ist?“

Alicia hatte den Werwolf ruhig beobachtet. Sie hatte gedacht, dass sie zumindest ein wenig nervös sein würde, aber erstaunlicher Weise kam das Gefühl gar nicht auf. Sie fühlte sich mutig und holte tief Luft, wusste, dass es Damon nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte.

„Lasst mich ein paar Minuten mit ihm alleine“, sagte Alicia.

„Das glaube ich nicht“, knurrte Damon überhaupt nicht begeistert.

Alicia zeigte ihm einen Schmollmund. „Und wie erwartest du, dass ich irgendetwas lernen soll, wenn du immer da bist, um mir zu helfen?“

„Ich werde immer da sein, um dir zu helfen“, korrigierte Damon.

„Ach ja?“. Alicia stemmte ihre Hände in ihre Hüften, als sie beschloss, dass sie mit einem umwerfenden Augenaufschlag diesmal nicht weit kommen würde, also probierte sie es mit der Wahrheit. „Was ist, wenn wir irgendwie getrennt werden, und ich muss eine gefährliche Situation… alleine bewältigen?“

„Du wirst nicht alleine in das Zimmer gehen“, beharrte Damon und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Weißt du, es wäre schön, wenn du mir genug vertrauen würdest, dass ich auch einmal was alleine machen kann, statt immer ein verdammtes Kindermädchen zu haben.“ Sie kehrte ihm den Rücken zu. „Du bist schlimmer als meine Brüder.“

Damon zog seine Augenbrauen zusammen, als er Alicias Rücken betrachtete, während Micahs Gesichtsausdruck verletzt erschien.

„Könntest du nicht mit ihr hineingehen und sie zumindest alleine probieren lassen, ehe du ihr hilfst?“, fragte Micah, der ausnahmsweise einmal Frieden mit Damon schließen wollte.

Alicia schaute über ihre Schulter auf Damon, denn Micahs Vorschlag klang vernünftig.

„Wir brauchen wirklich jedes Bisschen Information, das wir von ihm bekommen können. Ich weiß sicher, dass die Frauen, die wir heute Nacht befreit haben, nicht die einzigen sind, die unsere Hilfe brauchen“, fügte Titus noch einen Grund hinzu. „Dieser Typ weiß vielleicht, wo noch mehr versteckt sind.“

Damon seufzte innerlich, als er zusah, wie ein betroffener Blick über Alicias Gesicht huschte. Er wurde zu weich. „In Ordnung, Alicia, wir werden beide in das Zimmer gehen, aber der Werwolf gehört dir alleine.“

Alicias Gesichtsausdruck veränderte sich und sie lächelte Damon an, ehe sie ihre Arme um ihn schlang und ihn dankbar umarmte. Einige Leute verstanden Damon wohl nicht, aber sie tat es… und sie liebte jeden Zentimeter von ihm.

Tasuki führte das Paar in das Befragungszimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Er gesellte sich schnell wieder zu Micah und Titus, damit er zuschauen konnte. Micah drehte einen Stuhl um und setzte sich hin, die Lehne zischen seinen Beinen, die Arme auf der Lehne verschränkt. Titus lehnte sich an die Wand neben dem Fenster, während Tasuki es sich auf der anderen Seite ebenso gemütlich machte.

„Was genau wird sie tun?“, fragte Tasuki, als er zusah, wie Damon sich bückte und den Stuhl des Mannes wieder aufrichtete, obwohl dieser noch immer bewusstlos war.

„Weißt du, wie Vampire in Filmen Menschen hypnotisieren, sodass sie Dinge tun, die sie normalerweise nicht tun würden?“, fragte Micah.

Tasuki zuckte die Schultern. „Das schon… aber ich dachte, nachdem sie eine Formwandlerin ist, so wie du, wird sie das nicht können, und außerdem habe ich mein Vertrauen in Filme schon längst verloren.“

„Normalerweise hat ein Formwandler diese Fähigkeit nicht“, erklärte Titus. „Aber Alicia ist ein anderer Fall. Die Partnerin eines Sonnengottes zu sein, hat Vorteile.“

Tasuki seufzte schwer. „Und wann werdet ihr mir erzählen, was ein Sonnengott ist?“

„Wenn wir es herausgefunden haben“, antwortete Micah selbstgefällig, als hätte er gerade das Welthungerproblem gelöst.

Der Werwolf öffnete seine Augen und warf sich plötzlich in seinem Stuhl vorwärts auf Alicia, knurrend und fauchend. „Typisch… jetzt schicken sie ausgerechnet eine Miezekatze.“

Die Bemerkung über Alicias Katzenerbe ließ Damon reagieren und bevor irgendjemand auch nur mit der Wimper zucken konnte, stand er einen halben Meter vor dem Werwolf, eine Hand um den Hals des Mannes gelegt. Zu jedermanns Schock stand Alicia plötzlich zwischen den beiden, einen wütenden Blick auf Damon gerichtet.

„Du hast es versprochen“, zischte Alicia. „Und ich nehmen an… nichts ist schwieriger meiner Gedankenkontrolle zu unterwerfen, als eine Leiche.“

Während Damon den Hals losließ, schoss er einen brandgefährlichen Blick auf den Werwolf ab, als seine violetten Augen sich verdunkelten.

Der Werwolf schluckte, als sein Stuhl zu wackeln begann und der Tisch sich gegen die Schrauben stemmte, die ihn am Boden festhielten. Eine der Schrauben schoss plötzlich aus ihrer Verankerung und klang fast wie ein Schuss in der Totenstille.