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Mattes Blut
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Mattes Blut

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Opa Hogo wartete, bis Tasuki wieder durch sein Schlafzimmerfenster geklettert war. Er atmete tief ein, wusste, dass es eine grobe Meinungsverschiedenheit geben würde, wenn seine Enkel erst einmal herausfanden, was sie nun machen würden.

„Packt eure Sachen, Kinder… wir fahren in einer Stunde los“, trug er ihnen auf.

*****

Heute… TEP-Hauptquartier im Schloss.

Storm lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte hoch zur Decke, verloren in seinen eigenen Gedanken über die Beschützer. Die Legende über die ursprünglichen Beschützer erzählte eine merkwürdige Liebesgeschichte mit einem paradoxen Ende.

Er war neugierig geworden, nachdem er die komische Legende gefunden hatte, und hatte sie zurückverfolgt bis zu einem mächtigen Kristall, der als der Schützende Herzkristall bekannt war. Das alleine war schon keine einfache Aufgabe gewesen, nachdem die Legende einmal auf Papier geschrieben war, einen Moment in Stein gemeißelt und im nächsten Augenblick wieder spurlos verschwunden war. Selbst für den Zeitreisenden war sie ein Rätsel.

Die älteste Legende über den Kristall, der zwischen den Dimensionen existieren konnte, erzählte von zwei Zwillingen, Beschützern, zwei Unsterblichen, die die Menschenwelten davor schützten, mit der Dämonenwelt in Berührung zu geraten. Diese zwei mächtigen Unsterblichen hatten sich in eine Menschenfrau verliebt, die mithilfe eines Kristalls, den ihr Vater erzeugt hatte, durch einen Riss zwischen den Dimensionen gekommen war.

Die beiden Beschützer hatten um sie gekämpft, und dabei fast die Barriere zerstört, die sie bewachen sollten.

Einer der beiden Zwillinge hatte den gefährlichen Konflikt beenden wollen, indem er den paradoxen Kristall genommen und ihn mit der Seele der Frau verschmolzen hatte, wobei er eine Statue von ihr erzeugt hatte, die aus dem Material hergestellt war, das alle Dimensionen trennte. Er hatte gedacht, dass sie in allen Welten, die sie beschützten, gleichzeitig erscheinen würde, wenn er die drei verband.

Er hatte vorgehabt, seinen Zwillingsbruder dann in einer dieser Parallelwelten einzuschließen, sodass sie beide sie haben konnten. Aber es funktionierte nicht so wie geplant. Als die Frau, die Statue und der Kristall miteinander verbunden waren, verschwand sie plötzlich aus der Dämonenwelt und der Riss war wieder versiegelt.

Als der andere Bruder herausfand, was sein Zwillingsbruder angestellt hatte, wodurch sie von der Frau getrennt worden waren, hatte die Eifersucht ihn zur Rage getrieben und er hatte seinen Bruder getötet, sodass ihrer beider Seelen zersplitterten. Nachdem sie unsterblich waren und nie wirklich sterben konnten, verwandelten sich ihre Seelen und fünf neue Beschützer erschienen, die sich allesamt immer noch zu der Frau hingezogen fühlten, die nun in allen Parallelwelten existierte.

Er betrachtete die Decke, wusste, dass diese fünf Beschützer nun im dritten Stock des Schlosses lebten.

Das Rätsel war für Storm schwer zu verstehen, denn der Kristall sprang nicht nur in Zeit und Raum… er wanderte auch zwischen den Dimensionen. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich aus Dingen herauszuhalten, die ein Zeitreisender nicht beeinflussen konnte. Jetzt, wo die Dämonen schon in LA waren und seine Mächte bis zum Äußersten beansprucht wurden, war es nicht der richtige Moment, sein Glück herauszufordern, außer er wollte riskieren, in eine Parallelwelt gesogen zu werden, ohne einen Weg zurück in diese.

Nein… die Beschützer waren auf sich alleine gestellt.

Kapitel 2

Tasukis Laune hatte sich nicht viel verbessert, seit er auf die Station zurückgekommen war. Den ganzen Weg dorthin hatte er Polizisten über Funk von Dämonensichtungen berichten gehört. Es erinnerte ihn immer wieder an das erste Mal, wo er einen Dämon gesehen hatte… in der Nacht, in der Kyoko verschwunden war.

Er berührte die Stelle an seinen Rippen, wo das Licht in jener Nacht in ihn eingedrungen war, und runzelte die Stirn, als er an die Angst und die Enttäuschung dachte, die er gefühlt hatte, als er am nächsten Morgen erkannt hatte, dass die Hogo-Familie weg war. Er war gekommen, um mit Kyoko zur Schule zu gehen, wie er versprochen hatte, aber das Haus war verlassen gewesen.

Diese Tatsache hatte ihm lange keine Ruhe gelassen und er war immer noch nicht darüber hinweg. Verdammt, er hatte immer noch Kyokos Geburtstagsgeschenk. Es war ein kleiner, goldener Freundschaftsring, den er mit Hilfe seiner Großmutter, Frau Tully, ausgesucht hatte.

In den letzten elf Jahren hatte er immer wieder Träume von Kyoko und den Dämonen gehabt. Merkwürdiger Weise war sie über die Jahre in seinen Träumen auch älter geworden und nun wurden die Träume immer häufiger und immer verstörender. Der Gedanke, dass sie irgendwo da draußen in Gefahr war, ließ ihn oft ganze Nächte lang kein Auge zutun.

Seufzend schob er Kyoko aus seinen Gedanken und sah zu, als vier der fünf Wachen aus der Lagerhalle, die sie geräumt hatten, über die Straße auf die Polizeistation gebracht wurden, damit sie dort von Boris und seinen Leuten befragt werden konnten.

Der Wachmann, der Micah fast erschossen hätte, würde in einem speziellen Verhörzimmer hier in der Abteilung befragt werden. Das Zimmer war verstärkt worden, nur für den Fall, dass sie irgendwelche Paranormalen verhören wollten… sogar niedrige Dämonen, wenn es sein musste.

Wenn es nach Tasuki ging, dann hatten sie nicht mehr gemacht, als drei der vielen entführten Frauen zu befreien und ein paar Wachleute festzunehmen, die mehr Muskeln als Hirn hatten. Er würde nicht einmal an feiern denken, es sei denn, einer der Wachleute plauderte aus, wo Lucca die restlichen Gefangenen versteckte. Er glaubte wirklich nicht, dass diese Lakaien viel mehr wussten, als das, was ihre kleinen Aufgaben betraf und sich nur um ihre nächste Zigarette kümmerten.

Er lehnte sich an die Wand und beobachtete, wie der große Lieferwagen rückwärts in die Garage ihres Gebäudes fuhr. Er nahm an, dass Titus derjenige sein würde, der das Abladen der Wolfsfrau beaufsichtigen würde… nachdem er der Alpha war und so. Wenn es nach ihm ginge, dann würde sie auf ihren eigenen beiden Beinen… oder vier… wie sie wollte, das Gebäude betreten.

So wie er die Dinge sah, hielten ihre Retter sie ebenso sehr gefangen, wie die Sklavenhändler es getan hatten.

Tasuki schaute nur mit zusammengezogenen Augenbrauen zu, als Titus auf der Fahrerseite des Wagens ausstieg und die Tür zuschlug. Der Hauptgrund für seinen bösen Blick war die kleine Gruppe Männer, die um das hintere Ende des Fahrzeugs versammelt waren und darauf warteten, einen Blick auf die Wolfsfrau zu erhaschen. Seine Aufmerksamkeit wurde von Micah abgelenkt, als dieser den fünften Wachmann um den Lieferwagen herum führte… nicht besonders sanft, musste man anmerken.

Micah hatte den Mantelkragen des Wachmanns fest im Griff und schob den Mann an dem Wagen vorbei. Tasuki grinste innerlich, als er sah, dass der Puma ein kleines Bisschen Rache üben konnte, als er den widerspenstigen Mann vor sich herschob. Die Füße des Werwolfs waren sehr eng aneinandergefesselt, sodass er nur sehr kleine Schritte machen konnte.

„Vergnügst du dich?“, fragte Tasuki, als Micah sich näherte.

„Noch nicht“, sagte Micah mit einem Grinsen und zog den Kragen des Werwolfs fest zurück, sodass das Hemd unter der Jacke gegen dessen Kehle drückte. Der Mann ließ ein gurgelndes Geräusch hören und bäumte sich auf. „Aber es wird langsam.“

Tasuki hob eine Augenbraue über Micahs Verhalten, aber er musste zugeben, dass er, wenn ihm jemand eine Pistole an den Kopf gehalten hätte… auch so handeln würde. Der Wachmann sah ihn und fauchte, wobei alle seine menschlich aussehenden Zähne sichtbar wurden, und Tasuki legte seinen Kopf zur Seite und fragte sich, wie der Werwolf auf die Idee kommen konnte, dass das beängstigend war, wenn er in seiner menschlichen Gestalt war.

„Ja, ja. Brüll, fauch, sabber dir auch, du Arschloch“, entgegnete Tasuki mit gelangweilter Stimme.

Micah lachte über Tasukis Mut angesichts eines wütenden Werwolfs. Er begann langsam zu denken, dass Tasuki derjenige wäre, der unverletzt davonkommen würde, wenn es zu einem Kampf kommen sollte. Irgendetwas an dem Neuling war anders und ein Formwandler ignorierte seine Instinkte nie.

Er schob den Wachmann vor sich her zu dem speziellen Verhörzimmer und gab ihm einen Arschtritt, nur weil er es konnte. Der Wachmann stolperte vorwärts, wobei er mit der Schulter gegen den metallenen Türrahmen stieß. Ein unwillkürliches Jaulen kam über die Lippen des Mannes… und klang genauso wie ein getretener Welpe, nicht wie ein wilder Werwolf.

„Ups.“ Micahs Stimme triefte vor Sarkasmus. „Hat das weh getan? Ich bin normal sanfter, aber ich habe anscheinend ein Problem mit Leuten, die versuchen, mir eine Kugel ins Hirn zu jagen. Also wenn ich schlecht gelaunt wirke, bitte… nimm es persönlich.“

Er holte sich noch mehr Glücksgefühle, indem er den Werwolf im wahrsten Sinne des Wortes in das Zimmer warf. Dann seufzte er zufrieden, als der Mann in den Titan-Tisch krachte, der mitten im Zimmer am Boden festgeschraubt war.

Nachdem er hinter ihn getreten war, packte Micah den Werwolf und drückte ihn in den Titan-Stuhl, der aussah wie die elektrischen Stühle, die sie in Gefängnissen für Hinrichtungen verwendeten. Sobald der Werwolf bemerkte, welche Art von Stuhl es war, schien er noch einen Energieschub zu bekommen und wehrte sich wieder. Micah machte es wirklich Spaß, die Handgelenke des Wachmanns in die Handschellen am Stuhl zu drücken und diese zu schließen.

„Und jetzt nage dir nicht die Hände ab, bevor wir fertig sind… okay?“, befahl Micah und ignorierte den langen Schwall an Beleidigungen, die ihm nachgerufen wurden.

Tasuki schüttelte den Kopf über Micahs Benehmen und richtete seinen Blick wieder auf den Lieferwagen, wo er den Rand des Käfigs durch die offenen Türen sehen konnte. Die Tatsache, dass er wusste, dass da eine Frau in dem Käfig war, verstörte ihn sehr, aber nur er konnte zur Gänze verstehen, wieso.

Er schob die Gedanken zur Seite und drückte sich von der Wand ab, als Titus mit leeren Händen auf ihn zu kam.

„Also, was wirst du tun?“, fragte Tasuki leise. „Ihren Käfig in eine Gefängniszelle stecken?“

Titus runzelte die Stirn über den sarkastischen Ton von Tasukis Stimme. „Ich werde in ein paar Minuten ihren Käfig öffnen und sie in eine Zelle setzen. Sie doppelt einzusperren, wäre ein bisschen zu viel, aber wir brauchen einen Ort, wo sie bleiben kann, bis wir uns überlegt haben, was das Sicherste für sie ist.“

„Wieso lässt du sie nicht im Night Light bleiben, mit den anderen Werwölfen? Zumindest könntet ihr sie dann immer im Auge behalten“, fragte Tasuki, der auf dem Weg hierher schon zu diesem Schluss gekommen war.

Titus schüttelte seinen Kopf. „Das ist eine noch schlechtere Idee, als sie in eine Gefängniszelle zu stecken.“

Tasuki zog die Augenbrauen zusammen. „Das verstehe ich nicht.“

„Siehst du nicht, wie sie alle um ihren Käfig versammelt sind?“, fragte Titus, während er die Menge mit einem bösen Blick musterte.

„Ja… es macht mich richtig wütend“, bemerkte Tasuki.

Titus sah ihm in die Augen, hatte plötzlich etwas mehr Respekt vor dem Neuling. „Dann sollten wir die Sightseeingtour vielleicht auflösen.“

Micah gesellte sich in genau diesem Moment zu ihm und schickte einen zornigen Blick hinüber auf die Polizisten. „Ja, sie benehmen sich wie läufige Hunde.“

Tasuki hob eine Augenbraue über den Vergleich. „In diesem Fall… ist das wahrscheinlich wahr.“

„Mehr als ihr denkt“, bemerkte Titus und wandte sich zu den besagten Männern. „In Ordnung Jungs, Zeit wieder an die Arbeit zu gehen“, erklärte er laut. „Es ist ja nicht so, als hättet ihr noch nie einen weiblichen Werwolf gesehen.“

Titus runzelte die Stirn, als einige von ihnen so aussahen, als wollten sie seinem Befehl nicht gehorchen… ihr Sextrieb ließ sie schon mit dem verkehrten Kopf denken. Er war wirklich nicht in der Stimmung, seine Autorität als Alpha spielen zu lassen. Wenn es nach ihm ging, dann war er nur zwischenzeitlich der Alpha-Mann… aber Boris schien zu meinen, dass es auf Dauer war. Nachdem Lucca der einzige andere Alpha-Mann in der Stadt war, schien es, dass es keine Option war, die Stelle nur vorübergehend zu besetzen.

„Jetzt!“, donnerte Titus, sodass die Männer die Köpfe einzogen und sich schnell verkrümelten. Als sie weg waren, ging er zu der Käfigtür und öffnete sie, um die Wölfin in die Zelle zu bringen, wo sie in Sicherheit sein würde.

„Gibt es im Night Light nicht einen Polizisten, den du damit beauftragen kannst, auf sie aufzupassen, damit sie nicht wieder eingesperrt sein muss?“, fragte Tasuki dessen Haut zu kribbeln begann, als er sich dem Käfig näherte.

„Sie braucht die Gitterstäbe als Schutz vor dem Rudel, dem du sie so dringend ausliefern möchtest“, erklärte Micah. „Verstehst du, wir sperren sie nicht ein, damit sie unsere Gefangene ist. Es geschieht zu ihrem Schutz. Ein weiblicher Werwolf, der keinen Partner hat, ist eine sehr wertvolle Sache und Titus will sein Rudel wirklich nicht dafür bestrafen müssen, dass sie mit ihren tieferen Organen denken… wenn du verstehst, was ich meine.“

„Und um alles nur noch schlimmer zu machen… haben wir in dem Mülleimer neben ihrem Käfig leere Spritzen gefunden, nachdem du gegangen bist. Die Etiketten belegen, dass sie ihr Hormone gespritzt haben“, bemerkte Titus.

„Hormone?“, fragte Tasuki, der das Gefühl hatte, dass, was auch immer die anderen ihm verklickern wollten, ihm einfach viel zu hoch war.

„Sie haben versucht, sie läufig zu machen, damit sie sie züchten können“, erklärte Titus mit kalter Stimme. „Über siebzig Prozent der Wölfe sind single und die meisten haben menschliche Partnerinnen. Es würde nicht viel brauchen, um einen Aufstand auszulösen. Soweit ich weiß… ist sie wahrscheinlich die einzige weibliche Werwölfin in der Stadt, die erwachsen ist und keinen Partner hat. Unsere Rasse neigt dazu, um Frauen zu kämpfen, noch lange bevor sie erwachsen sind.“

Tasuki runzelte die Stirn, erkannte plötzlich die andere Sichtweise. „Wenn das so ist, dann verstehe ich es sogar… aber es ist trotzdem nicht gut.“

Micah klopfte ihm auf die Schulter. „Ist schon in Ordnung… es gibt noch immer eine Menge Dinge über Formwandler, die du nicht weißt, aber du lernst ja schnell. Schon bald wirst du unsere ungeschriebenen Gesetze interpretieren können, ohne mit der Wimper zu zucken.“

„Großartig“, brummte Tasuki. „Noch mehr Gesetze zu lernen.“

Titus kletterte hoch und in den Käfig, aber als er sich bückte, um sie hochzuheben, traf ihn ihr Geruch und er fluchte. Das letzte Mal, als er in der Nähe einer läufigen Formwandlerin gewesen war, hatte er sich eine blutige Nase von der Faust eines eifersüchtigen Sonnengottes geholt. Wenn er sonst nichts konnte, dann lernte er zumindest schnell.

„He Micah, hast du noch dieses Parfum, das deinen Geruch überdeckt?“

Er fing das Fläschchen auf, als es geflogen kam. In wenigen Sekunden war die Flasche leer und er steckte sie in seine Hosentasche. Vorsichtig hob er die Wölfin hoch in seine Arme und verließ mit ihr den Käfig.

Tasuki konnte nur die Schönheit des Tieres bewundern, als Titus sie in die Helligkeit des Gebäudes trug. Ihr Fell war matt schwarz und von den wenigen Augenblicken, wo er sie in der Lagerhalle durch die Gitterstäbe gesehen hatte, wusste er, dass ihre Augen eine hübsche goldene Farbe mit blauen und grünen Flecken darin hatten.

„Ich möchte wissen, wie alt sie ist“, überlegte Tasuki leise, als wollte er sie nicht wecken, obwohl man ihm gesagt hatte, dass das Betäubungsmittel sie noch eine Weile schlafen lassen würde.

„Boris meint, dass sie etwa zwanzig ist, nach der Größe ihrer Füße zu urteilen“, antwortete Micah mit gerunzelter Stirn. „Aber es sieht so aus, als hätte ihr die Gefangenschaft ziemlich zugesetzt.“

Nachdem er sie in die leere Gefängniszelle gebracht hatte, legte Titus die Wölfin vorsichtig auf das Bett. Er hatte die Unterhaltung zwischen Micah und Tasuki gehört und betrachtete sie genauer.

Er musste im Stillen zugeben, dass Luccas Leute sie offensichtlich nicht gut behandelt hatten. Obwohl ihr Fell schön und schwarz war, war es schmutzig und zerzaust, was darauf hindeutete, dass sie sich schon seit einiger Zeit weigerte, sich wieder in ihre menschliche Gestalt zu verwandeln. Ihre Fußballen waren zerkratzt und rau und ein paar Brandwunden durch den Viehtreiber waren auch sichtbar.

Er wusste, wieso sie sich geweigert hatte, sich zu verwandeln, und bewunderte ihren Stolz. Wenn sie sie in ihrer menschlichen Gestalt vorgefunden hätten… dann hätten sie sie vergewaltigt. Sie verwendete die einzige Waffe, die sie gegen sie hatte… die Tatsache, dass ein weiblicher Werwolf in seiner tierischen Gestalt nicht schwanger werden konnte. Es zeigte nicht nur ihren starken Willen, sondern auch ihre Intelligenz.

Nachdem er seine eigenen Gefühle wieder in sich eingeschlossen hatte, verließ Titus die Zelle und verschloss die Tür hinter sich. Sie würde immer noch wütend sein, wenn sie aufwachte, aber zumindest war die Gefängniszelle um vieles besser als der Käfig, in dem sie gewesen war.

„Sollten wir nicht damit beginnen, den Wachmann zu befragen, und zu sehen, ob er weiß, wo sie die anderen Geiseln haben?“, fragte Tasuki und machte sich schon auf den Weg zum Beobachtungsraum.

Titus wollte gerade antworten, als einer der Polizisten, die bei der Räumung der Lagerhalle nicht dabei gewesen waren, durch die Tür schlüpfte und Richtung Zellen ging.

„Wo, zum Teufel, willst du hin, Phillip?“, fragte Titus scharf.

Der Polizist, einer der jüngeren Werwölfe in der Polizei, erstarrte mitten im Schritt und lächelte verschmitzt. „Ich war nicht in der Lagerhalle dabei und wollte sehen, ob sie sich schon in ihre menschliche Gestalt verwandelt hat.“

Micah stieß Tasuki mit dem Ellbogen an. „Siehst du, was ich meine?“

Tasuki zog seine Augenbrauen zusammen und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Leider.“

Der Grund, weshalb der Polizist gekommen war, ließ Tasuki rot sehen, sein Zorn brauste auf. Wenn die Wölfin sich wieder in einen Menschen verwandelte, würde sie keinerlei Würde mehr haben, weil sie nackt wäre. Diese Tatsache machte ihm sehr deutlich, dass Micahs Warnung bezüglich der Wolfsinstinkte richtig war.

„Sie ist ein lebendes Wesen so wie du, nicht eine verdammte Sex-Show“, knurrte Tasuki den Polizisten an, ehe er in das Beobachtungszimmer stürmte.

„Der Junge hat Mut, das muss man ihm lassen“, murmelte Micah.

Titus wandte sich mit erhobener Augenbraue an Phillip. „Ich schätze, du hast deine Antwort. Solange ihr keine anderen Befehle erhaltet, haben sich alle von dieser Abteilung fernzuhalten… verstanden? Oder eigentlich, wieso bleibst du nicht bei der Tür und stellst sicher, dass nicht jemand anders auch auf dieselbe Idee kommt wie du.“

„Was soll ich ihnen sagen?“ Phillip war dumm genug, das zu fragen, dann machte er schnell mehrere Schritte rückwärts, als Titus auf ihn zu kam.

„Du sagst ihnen, dass ich gesagt habe, dass der erste Idiot, der den Kopf durch diese Tür steckt, ihn abgerissen bekommt“, donnerte Titus. Er schaute Phillip wütend nach, der fast über seine eigenen Füße stolperte, als er sich eiligst aus dem Staub machte.

„Hat dir schon jemand gesagt, dass du einen verdammt guten Alpha-Mann abgibst?“, lachte Micah und klopfte Titus auf den Rücken.

Titus schüttelte den Kopf und meinte: „Wir sollten vielleicht eine Runde drehen und alle verdammten Türen und Fenster verriegeln, nur für den Fall, dass sich irgendwo ein Mutiger findet. Ich will nicht abgelenkt werden, wenn wir uns um den Idioten kümmern, der in dem anderen Zimmer angekettet ist.“

„Wir werden uns vielleicht einen Schichtplan überlegen müssen, damit immer jemand hier ist, um sie zu bewachen“, bemerkte Micah. „Aber im Augenblick denke ich, Tasuki könnte unseren Mann da drinnen in den Wahnsinn treiben, wenn wir nicht bald kommen.“

Titus hob eine Augenbraue. „Auch richtig.“

Im Beobachtungszimmer umklammerte Tasuki die Rückenlehne des Stuhls und starrte wütend auf den Werwolf auf der anderen Seite des verspiegelten Fensters. Er schloss seine Augen, konnte nicht verhindern, dass die verhassten Erinnerungen zurückkamen um ihn heimzusuchen. Es war der letzte Traum, den er von ihr gehabt hatte… aber das war das letzte Mal gewesen, wo er geschlafen hatte.

Dieses Mal war da ein Käfig gewesen, der in der Mitte einer riesigen Höhle gestanden hatte, hinter dessen Gittern Kyoko gefangen gewesen war. Aber in dem Traum hatte es sich so angefühlt, als hätte ein Monster sie ihm gestohlen. Er hatte den Käfig panisch umkreist, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihn zu öffnen und sie vor dem Monster zu retten, aber dicke Eisenstangen waren alles, was er fand. Er hatte versprochen, sie zu retten… aber wie konnte er das tun, wenn das verdammt Ding nicht einmal eine Tür hatte?

Er schielte hoch und traf Kyokos Blick gerade in dem Moment, als Hände aus der Dunkelheit sich nach ihm austreckten und ihn in seinen Tod zerrten… er erinnerte sich daran, wie er gestorben war.

Tasuki öffnete die Augen, als die Erinnerung verblasste. Egal wie oft er den Traum geträumt hatte, das Ende war immer dasselbe gewesen… er starb und Kyoko war immer noch in dem verdammten Käfig gefangen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, versuchte, sich wieder zu beruhigen. Egal wie real die Erinnerungen an die Träume erschienen… sie waren nur in seinem Kopf und dort sollten sie auch bleiben.

Mit Blick auf den Entführer im anderen Zimmer beschloss er, seine Wut an dem echten Monster abzureagieren, das Spaß daran fand, Mädchen in Käfige zu sperren. Wieso nicht… er hatte nichts Besseres zu tun.

Micah folgte Titus in das Beobachtungszimmer, wo Tasuki an dem Stuhl lehnte und mit wütendem Blick durch das verspiegelte Glas schaute. Wenn Blicke töten könnten, wäre der andere Mann nun ein Fettfleck auf dem Stuhl.

„Können wir den Strom in dem Stuhl anschalten, damit er tanzt?“, fragte Tasuki… nur halb im Scherz.

„Klingt verlockend, aber nein“, entgegnete Titus. „Phillips Grund hierher zu kommen hat allerdings eine wichtige Angelegenheit aufgeworfen.“

Tasuki nickte. „Du musst ihr Kleidung besorgen und in die Zelle legen, nur für den Fall, dass sie aufwacht und sich verwandeln will.“ Er betrachtete die beiden Formwandler, als keiner von ihnen sich regte. „Vielleicht hat die Polizistin, die in der Lagerhalle dabei war, extra Kleidung in der Garderobe. Soll ich gehen und fragen?“

„Nein, sie hat schon genug damit zu tun, die anderen Frauen zum Arzt zu begleiten“, erklärte Micah, dann rieb er sich sein Kinn, bis ihm die Lösung dämmerte. „Aber ich habe eine Idee.“

„Das ist neu“, sagte Titus und grinste, als er dafür Micahs Ellbogen in die Rippen bekam.

„Ha ha“, knurrte Micah. „Wie ich sagte… lass mich Alicia anrufen, sie kann ihr ein paar Kleidungsstücke bringen.“

„Wer ist Alicia?“, fragte Tasuki.

„Micahs kleine Schwester“, erklärte Titus. „Er ist ein wenig launisch, seit sie sich kürzlich mit einem Sonnengott gepaart hat.“

„Ein Sonnengott?“, fragte Tasuki verwirrt. Das war neu für ihn, obwohl er sich fragte, wieso er überhaupt noch überrascht war. Man sollte meinen, er wäre mittlerweile immun.