banner banner banner
Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit
Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit

скачать книгу бесплатно


Als der Raum aufhörte, sich zu drehen, und sie wieder aufrecht stand, sah Kyoko hoch zu dem Typen, der sie zuerst umgestoßen und dann den Helden gespielt hatte, alles in einer gelogenen Bewegung. „Yohji… hallo…“ Kyoko errötete, als er sie fester an sich drückte, und versuchte sofort, sich loszureißen.

‚Nicht gut! Nicht gut!‘, wiederholte eine Stimme in ihrem Kopf… sie konnte die Warnung laut und deutlich hören.

Sie hatte Yohji auf der Uni schon oft getroffen, und obwohl alle Mädchen auf ihn zu fliegen schienen, nachdem er sehr gut aussah und ein guter Sportler war, war sie ihm immer so gut es ging aus dem Weg gegangen. Er war viel zu aggressiv für ihren Geschmack und sie wollte nichts mit ihm und seinen Freunden zu tun haben.

„Ich bin in Ordnung, Yohji, du kannst mich wieder loslassen“, sagte sie lächelnd, um ihre Nervosität zu verbergen und in dem Versuch, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Yohji ließ sie nicht gehen und grinste über ihre Nervosität. „Wieso sollte ich dich loslassen, wenn ich dich endlich in meinen Armen halte, Kyoko?“

Seine Augen waren schon voller Leidenschaft, als sein Gesicht den Ausdruck eines Raubtiers annahm. Er war schon lange hinter ihr her und sie hatte ihn nie beachtet. Nun, jetzt wo ihre beiden Leibwächter nicht anwesend waren und ihn nicht aufhalten konnten, würde er sie nicht so einfach gehen lassen.

Hyakuhei beobachtete die Szene, die sich weniger als zwei Meter vor ihm abspielte, interessiert. Er konnte den Mann gut erkennen, aber von der Frau nur den Rücken sehen. ‚Dieses Mädchen…‘ Seine Augen begannen gespenstisch zu leuchten, als er sie beobachtete. Er konnte ihre Nervosität und ihre Reinheit riechen, so stark, dass sie seine Sinne überwältigten.

Was den Jungen betraf, der sie festhielt, so lag seine Lust so dicht in der Luft, dass er sie sogar schmecken konnte. Hyakuheis Augen wurden schmal, als der Drang, den Typen umzubringen, so stark wurde, dass sein Blut zu brennen begann. Er machte einen Schritt vorwärts, aber plötzlich war da eine Wand aus Regenbogenstaub, die ihm den Weg versperrte. Der bunte Glitzerstaub senkte sich zu Boden, als er sich wieder an die Wand lehnte und seine Augenbrauen misstrauisch zusammenzog. Sie wurde von den Unsterblichen beschützt?

Er streckte die Hand aus und berührte das, was von dem Schutzschild noch übrig war, ließ das beruhigende Gefühl über ihn strömen. So ein beruhigender Effekt würde seine bösen Absichten nicht lange unterdrücken. „Kleine Jungen und ihre Spielchen“, grinste er, als seine schwarzen Augen sich wieder auf das Mädchen richteten.

Ihre Aura hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Sein Blick glitt über ihren hübschen Körper und ihre Haut leuchtete wie Tau auf einer Blume vor dem Morgengrauen. Das Bedürfnis, sie zu berühren, überwältigte ihn, als er wieder einen Schritt auf sie zuging… dieses Mal ignorierte er den Schild aus schützendem Glitter, den der nervige Unsterbliche erzeugte.

Gerade als er das Mädchen in seine eigenen Arme schließen wollte, traf ihn eine weitere Welle aus Besitzeswillen wie ein Schlag ins Gesicht. Die bekannte Aura streichelte seine Sinne, eine Aura, die er seit Jahrzehnten nicht mehr gefühlt hatte. Mit einem letzten Blick auf das Mädchen, das er in Gedanken schon in Besitz genommen hatte, wurden seine dunklen Augen kurz weich, als er seine Entscheidung traf. Er würde sie haben… bald.

Ein Lächeln hob seine trügerischen Lippen, als er sich auf die neue Aura konzentrierte, während er in der Dunkelheit verschwand. „Also hat mein abtrünniger Kyou sich dazu entschieden, wieder zurück ins Spiel zu kommen… wollen wir sehen, was er wirklich vorhat.“

******

Toya stürmte in die Wohnung, die er sich mit Shinbe teilte, aber als er seinen Freund nicht gleich sah, begann er sofort zu schreien: „Shinbe, wo bist du, verdammt!“ Seine Wut war groß und aus offensichtlichen Gründen hatte er ein sehr ungutes Gefühl bezüglich Kyokos Sicherheit, vor allem nachdem Kotaro ihm von den vermissten Mädchen erzählt hatte… so vielen.

Seine Nerven waren schon mehr als nur angespannt und wenn er Kyoko nicht bald zu Gesicht bekam, würde er etwas zerstören. Andererseits, wenn er sie zu Gesicht bekam, musste sie froh sein, wenn er sie wieder aus seinen Augen ließ… jemals. Wenn er seinen Kopf durchsetzen könnte, würde er sie einfach an sich ketten, damit sie in Sicherheit war.

Shinbe kam aus dem Badezimmer, knöpfte gerade sein hellblaues Hemd zu und sah aus, als hätte er sich herausgeputzt um auszugehen. „Ich bin hier, wo ist das Feuer?“ Er setzte sich auf das Sofa und zog sich seine Schuhe an, als hätte er keine Sorge auf der ganzen Welt.

Kotaro stand hinter Toya, wartete, um zu sehen, ob Shinbe ihnen irgendwelche Informationen über Kyokos Aufenthaltsort geben konnte. Er lehnte sich an einen Küchenschrank und sah zu, wie Toya sich vor Shinbe aufbaute.

Wenn Toya sich daran erinnern könnte, was Shinbe in der Vergangenheit für ihn getan hatte, dann würde er den Mann mit mehr Respekt behandeln. Kotaro legte seinen Kopf schräg zur Seite, als er das noch einmal überdachte. ‚Nein, würde er nicht‘, korrigierte er sich selbst. Zuzusehen, wie der Junge richtig wild wurde, wäre lustig gewesen, wenn Kyoko nicht vermisst worden wäre.

„Ich habe Kyoko verloren und jetzt kann ich Suki auch nicht mehr finden!“ Toya zuckte, als Shinbe ihn nicht einmal ansah.

Shinbes arrogantes Lächeln kostete Toya den Rest seiner Nerven. Wenn Shinbe nicht schon halb hirntot wäre, weil Suki ihn immer wieder auf den Kopf schlug, dann hätte Toya jetzt zu dem Gehirnschaden beigetragen. Aber im Augenblick brauchte er seinen Freund bei Bewusstsein, damit er seine Fragen beantworten konnte.

Shinbe band seine Schnürsenkel, wusste, dass Suki ihn hierfür hassen würde, aber das störte ihn nicht. Er würde es wiedergutmachen. Sie hatten immer Spaß, wenn sie sich nach einem Streit versöhnten… sein Blick wurde unscharf bei diesem angenehmen Gedanken. Sich versöhnen würde lustig werden…

Als er ein gefährliches Knurren hörte, riss Shinbe seine Gedanken schnell wieder zurück in die Gegenwart und sah seinen Freund mit erhobener Augenbraue an. „Was?“

„Shinbe, verdammt noch mal! Ich mache keine Scherze! Wo, zur Hölle, sind Suki und Kyoko?“, fragte Toya laut, während sein goldener Blick seinen Freund wie ein Messer durchbohrte. Wenn Shinbe nicht gleich antworten würde, würde er sich nicht mehr zurückhalten können.

Shinbe runzelte verwirrt die Stirn, als er Kotaro am Küchenschrank lehnen sah. Toya und der Sicherheitschef mochten einander nicht, und schon gar nicht waren sie je zusammen unterwegs. Seine Brust verkrampfte sich. „Ich weiß es nicht sicher, aber Suki hat mir heute Abend einen Korb gegeben und gesagt, dass sie mit einer Freundin ausgehen wollte, aber sie hat nicht gesagt mit wem.“

Als Toya zu fluchen begann, stand Shinbe auf. „Warte, ich bin noch nicht fertig, also behalt deine Hosen an. Als ich vorhin in ihrer Wohnung war, sah ich einen Flyer vom Midnight Club dort liegen und das heutige Datum war eingekreist.“ Er grinste anzüglich. „Ich wollte gerade hingehen, um zu sehen, ob ich sie dort finden kann.“

Kotaro seufzte, während Toya eine Hasstirade über dumme Mädchen begann. Nachdem er keine Zeit verschwenden wollte, ging er zur Tür. „Danke, Shinbe“, sagte er noch über die Schulter, bevor er wegging, nun noch besorgter als zuvor. Er konnte nur hoffen, dass Kamui bei ihr war… sie irgendwie beschützte.

Shinbe legte den Kopf zur Seite und sah Kotaro über Toyas Schulter nach, dann richtete er sich wieder auf und sah Toya fragend an. „Was geht hier vor und wieso war Kotaro hier?“ Sorge leuchtete in seinen violetten Augen. Er hatte Kotaro schon immer gemocht, aber das konnte er vor Toya nicht zugeben, sonst würde er zum Verräter ernannt werden.

Toya packte seine Autoschlüssel, während er antwortete: „Ich erzähle es dir unterwegs.“

Er drehte sich um und verschwand durch die Tür, schaute nicht einmal, ob Shinbe ihm folgte. Er hasste es, von Kyoko getrennt zu sein. Er hatte dann immer das Gefühl, dass er verwirrt herumirrte. Es war Zeit, sie zu finden und zurück an ihren Platz zu bringen… an seiner Seite.

Kapitel 5

Kyoko gefiel die Art, wie Yohji sie fest an sich gedrückt hielt, nicht und langsam verlor sie die Geduld. Sie drückte mit ihren Handflächen so fest sie konnte gegen seine Brust und ihre Augen funkelten gefährlich, als sie versuchte, ihn dazu zu bringen, sie loszulassen.

„Komm, Yohji, lass mich einfach los, ja? Ich muss zurück zu meinem Freund.“ Ihre Augen wurden groß, als er sie einfach nur selbstgefällig ansah und sie wieder fester an sich zog. ‚Verdammt!‘ Kyoko dampfte vor Wut und stampfte mit ihrem Fuß auf, in dem Versuch, ihn auf Yohjis Zeh landen zu lassen.

Auf der anderen Seite des großen Raums hatte Tasuki eine Tasse Tee geholt und ihn auf den Tisch gestellt. Als er zur Tür blickte, um zu sehen, ob Kyoko zurückkam, verdunkelten sich seine Augen, denn er erkannte, wie Yohji sie belästigte. Die meisten Leute dachten, dass Tasuki nur ein Gentleman war, ein süßer, braver Junge und der Streber der Uni… aber auch er konnte die Geduld verlieren.

Yohji stand kurz davor, seine Wut zu spüren, wenn er Kyoko nicht gleich in Ruhe ließ.

Tasukis Zorn stand auf seinem Gesicht geschrieben, als er durch die Menschenmenge schritt, um seine süße Kyoko zu retten. Er wusste von dem, was man auf der Uni so erzählte, dass Yohji und sein Bruder mit Frauen sehr aggressiv umgingen und dass ihnen mehrfach Vergewaltigungen vorgeworfen worden waren.

Als er sich näherte, erblickte er Yohjis Bruder, Hitomi, in dessen Nähe, aber davon ließ er sich nicht beirren. Diese beiden Typen waren Gift und das wusste er. Tasukis Augen leuchteten violett, als er sich ihnen näherte. Adrenalin durchströmte ihn und er knirschte mit den Zähnen, als er erkannte, dass Kyoko versuchte, sich zu befreien.

Kyokos Augenbrauen zuckten, als Yohjis Hand nach unten rutschte, und ihren Hintern fest ergriff, sodass er ihre Mitte in ihn drückte. Sie konnte seine Lust fühlen, als er sie teuflisch angrinste.

„Das reicht!“ Sie hob ihre Hand so schnell, dass Yohji es nicht kommen sah, bevor er das Echo des Klatschens in seinem Ohr hörte.

Yohjis Bruder, Hitomi hatte das Geräusch gehört und drehte sich um, um die rote Wange seines Bruders zu begutachten. Er grinste wissend, aber dann fiel sein Blick an ihm vorbei auf den Jungen namens Tasuki, der mit einem wütenden Gesichtsausdruck geradewegs auf seinen Bruder zu marschierte.

Nachdem er wusste, dass sein Bruder das aufmüpfige Mädchen alleine unter Kontrolle bringen konnte, ging Hitomi um ihn herum, um sich Tasuki in den Weg zu stellen. „Was genau hast du vor, kleiner Junge?“

Tasuki schaute an Hitomi vorbei und sein Blick traf sofort brutal auf den von Yohji. Er konnte sehen, wie Yohjis Hand auf Kyokos… ohne zu denken konzentrierte er all seine Kraft in seiner Faust, als er sie in Hitomis Magen boxte. Zu seiner Überraschung bewegte sich der andere Junge nicht einmal wirklich.

Hitomi war so viel größer als der Streber und mit einem Schlag von ihm wurde Tasuki gegen die Wand geschleudert. Er zuckte nur die Schultern, ging davon aus, dass der Junge nicht mehr aufstehen würde, und wandte sich wieder um, um zuzusehen, wie sein Bruder mit seinem neuen Spielzeug spielte.

Als er sah, wie das Mädchen sich gegen den Typen wehrte, hoben sich Hyakuheis Lippen zu einem Lächeln. ‚Also dieses Mädchen möchte aufmüpfig sein. Es wird Spaß machen, sie zu unterwerfen.‘ Nachdem er dem jungen Mann zugesehen hatte, der gekommen war, um ihre Ehre zu verteidigen, entschied Hyakuhei, wer sein neuester Rekrut sein würde.

Schnell fing er Tasuki in seinen Armen auf, ehe der Junge in die Wand krachte, und zog ihn mit sich in die Dunkelheit.

Seine Sinne sagten ihm, dass der Junge noch rein war… eine Jungfrau… wie merkwürdig. Er hatte zugesehen, wie er mit dieser Frau und anderen umgegangen war. Er war eine gute Wahl.

„Willkommen in der Dunkelheit, mein Sohn…“, flüsterte er, bevor er seine Reißzähne in Tasukis Halsschlagader bohrte. Hyakuheis Augen wurden groß, als er das Blut des Jungen schmeckte. Verborgene Macht? Sie schmeckte nach Amethyst. Er hielt den Jungen fester, wollte mehr davon.

Tasuki hatte einen Schlag ins Gesicht einstecken müssen, aber ließ keine Schwäche erkennen, nachdem so viel Adrenalin durch ihn strömte. Er wollte gleich wieder aufstehen und zurückschlagen, aber dann packten ihn Arme von hinten und alles um ihn wurde schwarz. Er war plötzlich starr vor Angst. Eine weiche, fast verführerische Stimme hieß ihn in der Dunkelheit willkommen.

Er atmete zischend ein, als er fühlte, wie sich scharfe Zähne in seinen Hals bohrten. Als sein Leben aus ihm gesogen wurde, waren seine letzten Gedanken an Kyoko gerichtet, er musste ihr doch helfen. Er hob suchend eine Hand, wollte noch einmal nach ihr greifen, als das Bewusstsein ihn verließ und er seinen letzten Atemzug tat.

*****

Kyokos Hand brannte noch immer von der Ohrfeige, die sie Yohji verpasst hatte. Sie wollte am liebsten im Boden versinken, jetzt wo sie viele interessierte Augenpaare auf sich gerichtet fühlte. Es hatte auch nicht geholfen, dass die Ohrfeige fast so laut wie ein Schuss geklungen hatte.

‚Verdammt!‘ Das war genau das, was sie hatte vermeiden wollen, aber Yohji war so ein Arschloch. Apropos Arsch, er hatte immer noch seine Hand auf ihrem. Langsam hob sie ihren Blick wieder zu seinem Gesicht. Nach dem wütenden Ausdruck auf seinem Gesicht zu schließen, nahm sie nicht an, dass er vorhatte, sie gehen zu lassen.

Sie erwiderte seinen wütenden Blick, wartete darauf, zu sehen, ob er es ihr zurückzahlen oder sie gehen lassen würde. Wenn sie wetten müsste… würde sie auf die erste Option setzen.

Kyou wusste, dass das zarte Mädchen keine guten Karten gegen die Lust, die er von dem Typen fühlte, der sie festhielt, hatte. In seinem Kopf hatte er den übergriffigen Mann schon in tausend Stücke gehackt, weil er es gewagt hatte, das zu berühren, was er selbst besitzen wollte. Plötzlich war es ihm egal, ob Hyakuhei ihn bemerkte oder nicht, als er seine Entscheidung traf. Gerade in dem Moment, als Kyou aus den Schatten treten wollte, um sie von dem Übeltäter wegzuholen, hörte er ein tiefes Knurren.

Einen Moment lang erstarrte Kyou, denn er wusste, dass ein solches Knurren nur von einem Lykan kommen konnte. Seine goldenen Augen suchten die Quelle des Geräuschs, das noch immer vom Eingang her ertönte, nur ein paar Meter von der Frau entfernt. Der Zorn des Wolfs strömte durch den Gang.

Kyous Augen wurden schmal, als er zusah, sich fragte, ob er einer solch alterslosen Kraft so dicht bei dem Mädchen vertrauen konnte. Er hatte seit seiner Verwandlung keinen Lykan mehr gesehen, und selbst damals hatte er sie nur aus der Ferne beobachtet. Er erinnerte sich daran, wie er Toya einst erzählt hatte, dass Vampire und Werwölfe nicht zusammengehörten. Toya hatte ihn gefragt wieso, und er hatte ihm nicht geantwortet, weil er nur Hyakuheis Worte wiederholt hatte, aber den Grund dafür nicht kannte.

Es brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, als Kotaro sah, wie Yohji ‚seine Frau‘ unsittlich berührte, und er verlor jede Beherrschung. Im Handumdrehen krachte Yohji gegen die Wand, Kotaros Hand um seine Kehle, so fest, dass er einige Zentimeter vom Boden hochgehoben wurde. Er hatte schon früher mit diesen Lustmolchen zu tun gehabt, und wo ein Bruder war… war der andere nicht weit.

Seine Sinne waren in Alarmbereitschaft, als er Hitomis Gestank roch und er wusste, dass der Typ von hinten kam. Mit einem gut gezielten Tritt von Kotaro flog Hitomi rückwärts durch die Luft und landete in einem Häufchen am Boden. Die Passanten verflüchtigten sich schnell und der Gang leerte sich.

Kyoko saß dort, wo sie gerade am Boden gelandet war, ihre Augen weit aufgerissen… hatte fast nicht bemerkt, was vorgefallen war, weil es so schnell geschah. Ihr Blick schoss von der schlaffen Gestalt von Hitomi zu der wilden Gestalt von Kotaro, der noch immer den Hals von Yohji festhielt, der langsam blau anlief.

Wissend, dass sie Kotaro aufhalten musste, ehe er jemanden ernsthaft verletzte, schrie Kyoko leise und drückte sich schnell vom Boden hoch. Dann stolperte sie unsicher hinter Kotaro und legte eine Hand auf seine Schulter in dem Versuch, ihn zu beruhigen.

„Danke, Kotaro, aber mir geht es jetzt wieder gut, also kannst du Yohji loslassen. Okay?“ Ihre Stimme war weich, aber ihre Panik wuchs, als Kotaros Finger nur noch fester gegen Yohjis Hals drückten. Kotaro drehte den Kopf, um Kyoko anzusehen, und sie machte erschrocken einen Schritt zurück, als sie den roten Schimmer in seinen eisblauen Augen sah.

„Ich habe gesehen, wo seine Hand war, Kyoko, und ich denke, es ist an der Zeit, diesen Müll zu entsorgen!“, knurrte Kotaro, als er sich wieder Yohji zuwandte und mit morbider Faszination zuhörte, wie dieser gurgelnde Geräusche von sich gab, während er beängstigend blau wurde.

Kotaros Temperament freute sich über den Blauton, sodass er genug von seiner Kontrolle wiedererlangte, um zu bemerken, wie Kyoko ihn voller Schrecken betrachtete. Nachdem er ihre Angst beruhigen wollte, packte er Yohji am Kragen und ging mit ihm zur Tür, um ihm draußen Manieren beizubringen. Sie brauchte den Rest nicht zu sehen.

Kyoko blinzelte, als die Tür hinter Kotaro zugeschlagen wurde. In ihrem Schock war sie einfach nur sprachlos. Wow, Kotaro konnte echt beängstigend sein, wenn er wütend war. Sie hatte einen Moment lang sogar Mitleid mit Yohji.

Mit einem kurzen Blick über ihre Schulter sah sie Yohjis Bruder Hitomi, der noch immer am Boden lag, wo Kotaro ihn hingeschleudert hatte. Dieses eine Mal war sie sogar froh darüber, wie überfürsorglich Kotaro war. Sie erzitterte und versuchte, nicht daran zu denken, was hätte passieren können, wenn Kotaro nicht in diesem Moment aufgetaucht wäre.

Kyou beobachtete, wie sie an ihrer Unterlippe kaute, als wüsste sie nicht, was sie machen sollte. Als ihr Blick wieder zur Tür wanderte, wurde er nachdenklich. Also stand sie unter dem Schutz des Lykan. Er fragte sich, welche Mysterien das Mädchen noch umgaben. Dies war nicht ein normaler Wolf. Derjenige, den sie Kotaro genannt hatte, war so alt wie er selbst. Das konnte er fühlen.

Kyoko trat näher an die Glastüren, durch die man auf den Parkplatz sehen konnte, wollte wissen, wo Kotaro hingegangen war. Sie hob ihre Hand zum Türgriff, wollte die Tür öffnen, aber ein Junge trat vor sie und versperrte ihr den Weg. Sie stand einen Moment lang völlig regungslos da, als das Kind ihr in die Augen sah. Es war das gespenstischste Gefühl, das sie je erlebt hatte.

Der Junge hatte schneeweißes Haar und seine Haut war fast ebenso hell. Aber das war nicht das Schlimmste. Seine Augen waren so schwarz, dass es schien, als wären sie endlos, sodass Kyoko fast das Gefühl bekam, dass sie sich darin verlor. Der Junge lächelte sanft, wodurch seine unmenschlichen Fangzähne kaum sichtbar wurden, aber einen Moment lang hatte Kyoko das Gefühl, dass sie sie wirklich sah.

Eine Hand kam aus dem Nichts und packte Kyokos Schulter, sodass sie panisch aufschrie, als sie sich umdrehte, um zu sehen, zu wem die Hand gehörte.

*****

Kyou trat aus der Dunkelheit hinaus, als er Hyakuheis Jünger auf der anderen Seite des Glases sah. Er kannte diesen trügerischen Jungen. Der Jüngste, der so unschuldig aussah, war auch der Tödlichste.

Schnell trat er hinter Kyoko, seine Augen blutrot und seine Fangzähne verlängert, sodass der Geist des Jungen wusste, dass er sein eigenes, unsterbliches Leben verlieren würde, sollte er das Mädchen beißen.

Kyokos Hand hielt am Türgriff inne, unsicher, ob sie öffnen wollte oder nicht. Etwas an dem Jungen machte ihr wirklich Angst. Gerade als sie einen Schritt zurück machte, kam eine schwere Hand aus dem Nichts und packte ihre Schulter. Ein panischer Schrei entkam ihrer Kehle, als sie sich umdrehte, um zu sehen, wer es war.

Kyoko vergaß zu atmen, als sie in die Augen aus reinem Gold hochsah. Langes, weißes Haar umrahmte das Gesicht und die Schultern. Er war ein wenig älter und seinem Haar fehlte die Dunkelheit zwischen den silbernen Strähnen, aber er sah fast genauso aus wie…

„Toya?“, flüsterte Kyoko zögernd, wissend, dass sie sich irrte, aber nebenbei bemerkt… wieso drehte sich der Raum?

Sobald sich ihre Blicke trafen, verlor Kyou sich in ihren Augen. Sie schaute ihn an, als würde sie ihn kennen. Aber das war bei Weitem nicht so verwirrend, wie die Tatsache, dass sie den Namen seines toten Bruders flüsterte. Seine Arme schlossen sich um sie, als er sah, wie sie wankte, wegen der verdorbenen Flüssigkeit, die sie vorhin konsumiert hatte.

Als seine Hände über die nackte Haut strichen, wo ihre kurze Bluse sie nicht bedeckte, fühlte er, wie sein Vampirblut in Aufregung geriet, ihm zuflüsterte, dass er sie behalten sollte.

Kyokos Augen hatten beschlossen, dass sie im Moment ihre Dienste nicht verdiente. Es schien, dass der Mann einfach verschwamm, als sie neugierig zu ihm hochsah. Selbst wenn sie nicht scharf sehen konnte, so konnte sie aber doch noch den Körper fühlen, der sie festhielt.

Sie hob ihre Hand, um seine Wange zu berühren, und fragte: „Du bist nicht Toya… wer bist du?“ Ehe sie eine Antwort erhalten konnte, schaltete der Gott, wer auch immer es war, der sich über sie lustig machte, das Licht aus, als sie das Bewusstsein verlor.

Kyou zog sie fest an sich, als ihr Körper in seinen Armen erschlaffte. Sie war bewusstlos geworden, aber wenigstens nicht in den Armen des Feindes. Ihr Kopf fiel zurück, wodurch sich ihm die glatte Haut an ihrem Hals einladend präsentierte und Kyou musste gegen seine Instinkte ankämpfen. Im Stillen fragte er sich, ob sie nicht doch noch in den Armen des Feindes war. Seine Fangzähne waren gewachsen und er unterdrückte das Gefühl… diese hier war zu rein für eine solche Finsternis.

Dann fühlte er, wie seine Wut über das naive Mädchen zunahm. Wenn er nicht hier gewesen wäre, um sie zu beschützen, was wäre dann mit ihr geschehen? Seine eigenen Bedürfnisse von eben vorhin vergaß er lieber einmal. Wenn der Wolf ein geeigneter Beschützer gewesen wäre, dann hätte er sie nicht einfach zurückgelassen. Er sah sich um und erkannte, dass die Freunde, mit denen sie hergekommen war, sie auch alleingelassen hatten.

Als er seine Sinne ausschweifen ließ, konnte Kyou seinen eigenen Erzfeind, Hyakuhei, noch in demselben Gebäude fühlen. Das Böse kam von über ihm und er wusste, Hyakuhei war irgendwo in den Räumen im Obergeschoss des Clubs.

*****

Shinbe sprang aus dem Auto, bevor es überhaupt stehenblieb. Eine Sache trieb ihn an und ließ ihn so schnell er konnte zum Eingang des Clubs rennen. Der Gedanke, dass Suki oder Kyoko eine dieser vermissten Frauen werden könnten, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und er war fast panisch vor Angst.

Toya hatte ihm erzählt, was er von Kotaro erfahren hatte, und wenn er Suki wieder in die Hände bekam, dann würde er sie nicht mehr loslassen. Wo auf ihrem Körper er seine Hände lassen würde, das wusste er noch nicht, aber zuerst musste er sie finden.

Shinbe blieb wie angewurzelt stehen, als er durch die Eingangstür des Midnight Clubs stürmte. Dort, mitten am Gang stand ein Mann und hielt Kyoko in seinen Armen, und sie sah nicht so besonders gut aus. Sie regte sich nicht und war viel zu blass. Andererseits sah der Mann auch nicht wirklich normal aus. Blass war für ihn eine grobe Untertreibung… weshalb Shinbe nervös stehenblieb, als ihm klar wurde, dass der Mann ihn an seinen besten Freund erinnerte.

Das silberne Haar und die goldenen Augen… Toyas Haar war schwarz wie die Nacht, aber er hatte dieselben silbernen Strähnen wie der Mann vor ihm. Das waren doch recht ungewöhnliche Merkmale und er hatte diese Kombination bisher nur an Toya gesehen.

Als er bemerkte, dass der Mann sich regte, um mit ihr zu verschwinden, verdrängte Shinbe seine Angst. Toya würde ihn umbringen, wenn er Kyokos Entführung nicht unterband.

„Was, zur Hölle, machen Sie da mit Kyoko?“ Violette Augen leuchteten, als Shinbe den Mann zur Rede stellte und seine Füße sich wieder bewegten, ohne dass sie dazu einen Befehl erhalten hatten. Sie war zwar nicht seine Freundin, aber er mochte sie sehr gerne… lieber als er zugeben konnte, und außerdem war sie Sukis beste Freundin. Auf gar keinen Fall würde er zulassen, dass dieser Typ mit Kyoko abhaute.

Kyou senkte einen Arm unter Kyokos Knie und hob sie mühelos hoch. Er hielt sie wie ein Baby, legte ihren Kopf an seine Schulter, bemüht, ihren Schlaf nicht zu stören. Sobald ihr Kopf seine Schulter traf, schmiegte sie sich in seine Umarmung und seufzte zufrieden.

Er konnte ihr Vertrauen und ihre Ruhe in ihrer Aura fühlen, als sie es sich in seinen Armen gemütlich machte. Dieses Menschenkind verstörte ihn zunehmend und je länger er ihr beim Schlafen zusah, umso mehr wollte er sie vor allen anderen verstecken. Er wusste, dass er es konnte… wenn er wirklich wollte, und die Versuchung war tatsächlich sehr groß. Er hatte noch nie jemanden in das verwandelt, was er war… aber wenn er es wollte… konnte er.

Seine beschützenden Instinkte für das Mädchen, sowie die eifersüchtigen Gefühle verwunderten ihn und Kyou knurrte leise über seine eigenen Taten. Wie konnte dieses Mädchen ihn so durcheinanderbringen? Nachdem er endlich seinen Blick von ihrem engelsgleichen Gesicht losgerissen hatte, sah er hoch zu dem Mann, der ihn anschrie. Es schien, dass da immer mehr Männer waren, die sie wollten und die ihn aufhalten wollten.

Ein goldener Blick traf die amethystfarbenen Augen und er fühlte eine merkwürdige Vertrautheit. „Du hast hier nichts zu entscheiden, Zauberer“, warnte Kyou mit tödlicher Stimme.

In diesem Moment wusste er, dass nicht einmal Hyakuhei selbst sie ihm wegnehmen konnte. Sie gehörte ihm. Seine Arme schlangen sich fester um sie, denn ihm gefiel die Liebe für das Mädchen nicht, die er von der mächtigen Aura des anderen Mannes fühlen konnte.

Seine eigenen abtrünnigen Gedanken zurückweisend knurrte Kyou leise. Er würde nicht zulassen, dass das Mädchen seine Sinne verwirrte, aber… er war noch nicht fertig mit ihr. Er hatte zu viele Fragen und sie würde sie beantworten, ob sie wollte oder nicht.

Als er sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, beschloss Kyou zu gehen.

Shinbe ging auf Kyoko zu, als der Mann sich bewegte. Bewegte? Das war vielleicht nicht das richtige Wort. Verblasste und verschwand, und dann aus dem Nichts wiedererschien, traf es eher.

„Was zur…“ Shinbe blieb stolpernd stehen, als er in das Gesicht hochsah, dessen Blick ihn töten wollte.

Seine Augen weiteten sich vor Schreck, er fühlte sich, als hätte sein Herz gerade seinen Dienst versagt. So nahe… konnte er deutlich sehen, dass die Haut des Mannes praktisch weiß wie Porzellan war und er sah Toya so ähnlich, dass es kein Scherz sein konnte. Blinzelnd hätte er schwören wollen, dass er Fangzähne aus dem Mund des Mannes hervorragen sah, als ein warnendes Knurren sie umgab.

Shinbe blieb wie angewurzelt stehen, als der Mann einen Finger hob und ihn gegen seine Brust drückte. Das nächste, was Shinbe mitbekam, war, dass er mitten am Boden saß. Er blinzelte noch einmal und schaute verwirrt zu, als der schwarz gekleidete Mann einfach an ihm vorbeiging und dann plötzlich verschwand.

Suki erreichte den Flur gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Shinbe nicht so sanft am Boden landete und ein großer, silberhaariger Mann mit Kyoko verschwand. Sie zwinkerte einmal und weg waren sie… zuerst da, dann weg.