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Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit
Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit
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Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit

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Er war froh, dass keiner der beiden sich an die Vergangenheit erinnerte… es waren Erinnerungen, die besser vergessen werden sollten. Er wünschte sich, dass er das Privileg hätte, sie einfach zu vergessen… aber für ihn blieben die Erinnerungen… und führten oft dazu, dass er in Schweiß gebadet nachts aufwachte.

Nachdem er den Park verlassen hatte, fand er sich selbst wieder auf den Pflastersteinen, die den Weg vor dem Campus bedeckten. Kotaro richtete seine eisblauen Augen auf das Gebäude, wo Kyoko lebte. Er runzelte die Stirn, Sorge lag auf seinem Gesicht und er verspürte den plötzlichen Drang, nachzusehen, ob ‚seine Frau‘ in Sicherheit war.

Die langen Haare an seinem Hinterkopf wurden von einem tief sitzenden Gummiband zusammengehalten. Der Rest weiter vorne am Kopf sah immer ein wenig zerzaust aus, sodass er an einen ungezogenen Jungen erinnerte, aber das passte ihm ganz gut so. Dieses Aussehen hatte ihm in den letzten Jahren mehr als nur einmal genützt.

Sein Körper war groß mit schlanken Muskeln… aber man sollte ihn nicht nach dem Aussehen beurteilen. Er hatte kein Gramm Fett und war stärker als 50 Menschen zusammen. Die einzigen Leute, die von seiner unmenschlichen Stärke wussten, waren diejenigen, die ihn zu sehr ärgerten, oder es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen. Und diese wenigen hatten zu große Angst, als dass sie etwas darüber gesagt hätten. Niemand am Campus wusste von Kotaros heimlicher anderen Seite und er wollte, dass das auch so blieb.

Kotaro war verantwortlich für die Sicherheit einer jeden Person, die sich am Campus bewegte, egal ob es ein Besucher, ein Student oder ein Professor war. Seit etwa einem Monat waren immer wieder junge Frauen aus dieser Gegend verschwunden, und die meisten davon in der direkten Umgebung der Uni.

Ein tiefes Knurren ertönte in seiner Brust, als er die Gerüche um sich herum einatmete. In der Luft lag ein uralter Geruch… des Bösen. Er näherte sich demjenigen, der für mehr als nur das Verschwinden der Mädchen verantwortlich war… das konnte er fühlen. Nachdem er diese Gedanken vorerst verdrängt hatte, ging er forschen Schrittes zu den Wohnhäusern, in denen viele der unschuldigen Studenten wohnten.

Er würde gehen und nach Kyoko sehen, und wenn sie ihn in ihre Wohnung ließ… seine Augen verdunkelten sich… würde er sie den Rest des Tages nicht mehr alleine lassen… und auch nicht in der Nacht. Er hoffte nur, dass Toya heute nicht wieder in der Nähe war. Er wollte sie für sich alleine haben. Schließlich war sie eigentlich seine Frau und dieser Junge würde sein Leben anders ausfüllen müssen.

Seine Schritte wurden langsamer bei dem Gedanken… er war froh, dass Toya jetzt wenigstens ein Leben hatte. Ein fast belustigtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er innerlich dieses Leben bedrohte, wenn Toya nicht endlich aufhörte, Kyoko auf Schritt und Tritt zu verfolgen.

Allein der Gedanke daran, wie sie neben ihm auf ihrem bequemen Sofa saß, Popcorn aß und irgendeinen romantischen Film ansah, klang für ihn wie der perfekte Abend. So etwas machten sie mindestens einmal pro Woche und für ihn… war das der beste Teil jeder Woche. Dann hatte er seine ungestörte Zeit mit seiner braunhaarigen Schönheit. Es machte keinen Unterschied, ob sie einen Film ansahen, oder nur auf der Couch saßen und quatschten… er liebte einfach das Gefühl, wenn sie sich an ihn kuschelte.

Kotaro grinste zufrieden, fragte sich, wie es wäre, wenn er immer an ihrer Seite wäre… Tag und Nacht.

Sein Grinsen verblasste bei dem nächsten Gedanken… Kyoko hatte ihn noch nicht ausgewählt. Toya war immer noch im Rennen. Zumindest in diesem Leben. „Einige Dinge ändern sich nie.“ Er sah hoch in den Himmel, als wollte er ein sarkastisches Danke an irgendjemanden da oben schicken. Etwas sagte ihm, dass die Götter einen sehr verstörenden Sinn für Humor hatten.

*****

Die Prüfungen waren endlich geschafft und Kyoko sang schon den ganzen Nachmittag diese Worte. Sie war ein braves Mädchen gewesen und hatte gelernt, bis sie ihre Bücher einfach nicht mehr sehen konnte, aber es hatte sich bezahlt gemacht. Sie wusste einfach, dass sie all diese gemeinen Tests gut bestanden hatte. Schon wegen dieses Gedankens wollte sie schon den ganzen Tag einen Freudentanz aufführen.

Tatsächlich war das Erste, was sie gemacht hatte, als sie in ihre Wohnung gekommen war, ihre Bücher quer durchs Wohnzimmer zu werfen, als wären sie ansteckend und dann hatte sie endlich dem Drang nachgegeben… spontan einen Freudentanz im Flur aufgeführt, als wäre sie noch ein kleines Mädchen.

Direkt danach war sie übergegangen zu ihrer eigenen Version des Torjubels, den sie bei Toya einmal gesehen hatte, und so war sie bis in ihr Bad gehüpft, wo sie sich ein heißes Schaumbad gönnen wollte. Kyoko hatte beschlossen, dass, wenn sie das schon machen wollte, dann richtig, und hatte die Stereoanlage aufgedreht und Kerzen geholt.

Sie jubelte immer noch über ihren Erfolg als die Wanne sich gefüllt hatte, und machte kurzen Prozess mit ihrer Kleidung, indem sie sie auszog und einfach in die Luft warf. ‚Wahrscheinlich werde ich meine Unterwäsche am Ventilator wiederfinden, wenn ich fertig bin‘, dachte sie, dann zuckte sie die Schultern und setzte sich in das warme Wasser.

Sie rutschte weiter hinunter in das Bad, sodass die Seifenblasen über ihren Schultern und um ihren Hals schwammen. Ihre smaragdgrünen Augen, die dafür bekannt waren, dass sie von einem Augenblick auf den anderen stürmisch werden konnten, leuchteten zufrieden.

Die nussbraunen Wellen ihres Haares türmten sich ungeordnet auf ihrem Kopf und ihre seidig weiche Haut war unter dem Schaum versteckt. Sie war ein glückliches Mädchen… und alles, was sie jetzt noch tun wollte, war, sich den restlichen Tag zu entspannen. Ein wenig sanfte Musik im Hintergrund, süß duftende Kerzen, die das Badezimmer beleuchteten, und alles war perfekt.

Sie schloss ihre Augen, wusste, dass sein Bild bald in ihrem Kopf auftauchen würde… als wartete er auf sie. Es war ihr kleines Geheimnis.

Eisblaue Augen beobachteten sie aus ihrem Kopf heraus. Sie hatte nachts so oft von ihm geträumt, dass sie sein Bild nun auch im wachen Zustand heraufbeschwören konnte. Je tiefer sie in den Traum eintauchte, umso realistischer wurde er, bis es schien, dass er wirklich da war… neben der Badewanne kniete.

Seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln, als er die Hand ausstreckte und ihr den Waschlappen aus der Hand nahm… während seine Augen so hell leuchteten, wie blaues Feuer.

„Träume sind schön“, flüsterte sie und rollte ihren Kopf zur Seite, ließ ihn tun, was er wollte.

‚Klingeling.‘ Eines der nervigsten Geräusche der Welt hallte durch die Wohnung. Kyoko richtete sich ruckartig auf, sodass das Wasser über den Rand auf den Fliesenboden schwappte. Sie hob ihre Hand zu ihrer Wange und konnte die Hitze dort fühlen, als das Telefon wieder klingelte.

„Verdammt!“ Sie stand schnell auf, wusste, dass das Telefon am anderen Ende des Wohnzimmers stand. Während sie aus der Wanne kletterte, nahm sie ihren seidenen Bademantel von der Kommode und wickelte sich darin ein, während sie lief, um den Anruf entgegenzunehmen.

Als sie erkannte, dass sie eine Spur aus Wasser am Boden hinterließ, beschloss sie, dass sie in Zukunft das Schnurlostelefon mit ins Badezimmer nehmen musste.

Am anderen Ende der Leitung klopfte Suki mit ihren Fingernägeln auf den Küchentisch, wünschte sich, dass Kyoko sich beeilen würde. Sie hatte das sichere Gefühl, dass Shinbe jeden Moment hier auftauchen würde und sie wollte nicht, dass er erfuhr, was sie plante.

Sie hörte das Klicken am anderen Ende. „Endlich!“

Kyoko nahm das Telefon wieder weg von ihrem Ohr, um es wütend anzustarren, dann hob sie es wieder hoch. „Suki, ich war in der Badewanne!“, jammerte Kyoko, während sie sehnsüchtig wieder durch die offene Badezimmertür schielte, denn sie wusste, das Wasser war noch heiß und roch nach Jasmin. Es lockte sie, wieder zurückzukommen, um es zu genießen… ebenso wie ihr Traum. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, als sie ihren Blick von dem losriss, was sie so gerne wollte.

„Stehst du da nackt?“, kicherte Suki, die wusste, dass Kyoko immer schnell errötete.

„Suki!“, rief Kyoko vorwurfsvoll. Ihre Freundin hatte einen verrückten Sinn für Humor, was wahrscheinlich daher kam, dass sie viel zu viel Zeit mit Shinbe verbrachte. Sie grinste spitzbübisch und entgegnete. „Wolltest du etwas? Es gibt da ein heißes, duftendes Bad, das meinen Namen ruft, und du unterbrichst unser kleines Date.“

„Date?“ Suki betrachtete das Telefon und verdrehte die Augen. „Du brauchst eindeutig Hilfe, Kyoko. Wer hat denn ein romantisches Bad alleine? Du solltest zumindest deine Einbildungskraft nutzen und dir einen sexy Mann vorstellen, der dir den Rücken schrubbt, wenn du da drinnen bist.“ Sie seufzte resignierend, völlig ahnungslos, wie schockiert Kyoko gerade darüber war, dass diese Aufforderung der Wirklichkeit so nahe kam.

„Egal, jedenfalls werden wir beide gemeinsam ausgehen, um zu feiern, dass die Prüfungen vorbei sind“, verkündete Suki. Sie hatte nicht vor, Kyoko die Gelegenheit zu geben abzulehnen.

„Ich akzeptiere kein Nein, also mach dich schon mal fertig. Und trag die Klamotten, die wir letztes Wochenende gekauft haben. Das mache ich auch.“ Suki holte kurz Luft und sprach dann gleich weiter, bevor Kyoko etwas einwerfen konnte. „Ich hole dich um halb acht ab. Bis dann, Liebling!“

Kyoko blinzelte, als das Telefon klickte, um zu zeigen, dass die Verbindung unterbrochen worden war. Ihre Lippen standen noch offen, weil sie bei der ersten Gelegenheit nein hatte sagen wollen. Sie starrte still auf die Wand, die ihre beiden Wohnungen trennte, fragte sich, ob Suki von dort angerufen hatte, oder von ihrem Handy.

Nach einem kurzen Blick auf das Display seufzte sie. „Handy, klar.“ Dann nützte es wohl nichts, an die Wand zu hämmern. Aber die Vorstellung davon, wie sie Suki erwürgte, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich darf es mir ja vorstellen.“

Nachdem sie das Schnurlostelefon wieder zurückgestellt hatte, sah Kyoko hinunter auf ihren seidenen Bademantel, der nun an ihrem nassen Körper klebte, und stöhnte. Das warme Wasser auf ihrer Haut war kalt geworden und sie bekam eine Gänsehaut. Schnell drehte sie sich um, um wieder in die Badewanne zu steigen.

„Klingeling.“ Kyoko zuckte zusammen.

Sie wirbelte herum und ihre linke Augenbraue hob sich genervt. „Ich hoffe, das ist Suki, damit ich ihr sagen kann, wie gern ich es mag, wenn man mir sagt, was ich zu tun habe!“ Mit einer ruckartigen Bewegung hob sie das Telefon wieder hoch und sagte ein wenig zu laut: „Hallo!“

Toya grinste über Kyokos Begrüßung. „Ach komm schon, hat deine Mami dir nicht beigebracht, höflich zu sein, wenn du das Telefon abnimmst?“

Kyoko hatte gute Lust dazu, zum Fenster zu gehen, es zu öffnen und das Telefon aus ihrer Hand in die Tiefe fallen zu lassen. „Wieso will niemand mich mein Bad nehmen lassen?“, jammerte sie und stampfte mit dem Fuß auf, woraufhin sie fühlte, wie die Luft des Ventilators sich einen Weg unter ihren Bademantel bahnte.

Toyas Grinsen verschwand sofort, als seine Vorstellungskraft sich verselbstständigte und sehr eindeutige Bilder in seinem Kopf herumspukten. „Bist du na…“ Er brach ab, konnte sich nicht dazu bringen, sie zu fragen, ob sie nackt war. Wild schüttelte er seine Gedanken aus seinem Kopf und holte tief Luft, um sich zu beruhigen und hoffentlich seine tobenden Hormone wieder unter Kontrolle zu bringen. ‚Mist, das war ein schönes Bild…‘

Kyoko runzelte die Stirn und fragte sich, ob Toya einfach direkt neben Suki stand.

Toya versuchte es noch einmal von vorne. „Lass gut sein. Hör zu, ich komme vorbei, damit wir ins Kino gehen können, also mach dich schnell fertig.“

Kyokos Augen wurden schmal und sie fragte sich, wer bestimmt hatte, dass ihr heute alle sagen durften, was sie zu tun hatte. „Äh, ich habe schon was vor.“ Natürlich war ihr Plan gewesen, in der Badewanne zu bleiben, bis ihre Haut runzelig wurde, und sich dann auf das Sofa zu kuscheln, um einen Film anzusehen. Vielleicht wollte sie dann auch gleich dort einschlafen, aber bestimmt nicht, dass alle ihr sagten, dass sie ausgehen musste.

„Was? Sag ab, denn du kommst mit mir!“, befahl Toya, der sich darüber ärgerte, dass sie nicht machen wollte, was er sagte… als täte sie das jemals.

Kyoko schloss ihre Augen und hielt das Telefon weg von sich, während sie vor sich hinsagte: ‚Ich werde es nicht aus dem Fenster werfen, ich werde es nicht aus dem Fenster werfen.‘ „Klopf, klopf.“ Kyoko wirbelte herum und starrte die Tür an, während sie dachte: „Aber ich WERDE es auf den werfen, der vor der Tür steht!‘ Sie hörte ein verrücktes Lachen irgendwo tief in ihr, wo sie wusste, dass ihre böse Zwillingsschwester wohnte.

Ruhig ging sie zur Tür, schloss auf und öffnete sie einen Spalt breit, um zu sehen, wer es war. „Kotaro“, flüsterte sie ein wenig atemlos, dann presste sie ihre Lippen aufeinander, hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte.

Kotaros Augen leuchteten auf und verdunkelten sich gleichzeitig, als die Tür geöffnet wurde. Er war froh, Kyoko gesund und munter zu sehen… und offensichtlich halb nackt. Er hob eine Augenbraue über die Art, wie sie gerade seinen Namen ausgesprochen hatte. Eine Hand an die Tür über ihren Kopf gedrückt, schob er sie auf, sein übliches selbstsicheres Lächeln auf dem Gesicht, und trat an ihr vorbei… berührte sie dabei fast.

„Wie geht es meiner Frau heute?“ Kotaro trat in die Wohnung ein, als wäre er hier zuhause.

‚Ich werde niemanden umbringen, ich werde das Telefon nicht wegschmeißen, ich werde nicht…‘ murmelte Kyokos Kopf noch immer, als Kotaro sie mit seinem üblichen herzerweichenden Grinsen ansah. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass der Ventilator steckengeblieben war.

Wie kam es, dass dieser Mann, den man einfach nur als Sex auf Beinen bezeichnen konnte, so eine Wirkung auf sie hatte? Sie hatte immer das Gefühl, dass sie sich gerade noch davon abhalten konnte, ihn flach zu legen. Kopfschüttelnd sah sie hinunter und kreischte leise, als sie sah, dass ihr Bademantel ein wenig offen stand. Es war nicht genug, als dass man etwas sehen könnte, aber er zeigte so viel Haut, dass sie errötete.

Toya spannte sich an, als er das Klopfen an der Tür im Hintergrund hörte und dann Kotaros Stimme. Er schrie ins Telefon, um Kyokos Aufmerksamkeit zu bekommen. „Verdammt, Kyoko! Was, zur Hölle, macht Kotaro da?“, brachte er wütend heraus, ärgerte sich darüber, dass der Sicherheitstyp wieder in der Wohnung von „seiner“ Kyoko auftauchte.

Kyoko zog den Kopf ein, als das Schreien über das Telefon laut und deutlich im ganzen Wohnzimmer zu hören war. Einen kurzen Blick auf die Uhr über Kotaros Schulter gerichtet, erkannte sie, dass sie sich beeilen musste, sonst würde Suki die nächste sein, die an ihre Tür hämmerte. Genug war genug. Sie drehte sich um und ging zum Tisch, um das Telefon aufzulegen.

Sie hob den Hörer noch einmal an ihr Ohr und schrie: „Wir sehen uns!“ Dann beendete sie das Gespräch. Das wäre erledigt… fehlte nur noch einer.

Kotaro grinste, denn er wusste, es war Toya gewesen, den sie angeschrien hatte. Sein Blick wanderte über die Seide, die an ihrem gut geformten Körper klebte wie eine zweite Haut. Mit aller Macht konnte er sich nicht davon abhalten, vorwärts zu gehen… zu ihr. Langsam schloss er seine Augen nur für eine Sekunde und atmete tief ein, als sein Körper nun weniger als fünf Zentimeter von ihrem entfernt war. Der Gedanke, sie ohne echten Kontakt zu berühren, ließ ihn innerlich seinen Körper um ihren legen und sie festhalten.

Er beugte sich nach vor und brachte seine Lippen nahe zu ihrer Ohrmuschel, ehe er ihren Namen flüsterte. Seine Lippen wurden weich, ebenso wie seine eisblauen Augen. Er wünschte sich oft, dass sie sich an die Vergangenheit erinnern könnte… und wie nahe sie einander einst gestanden hatten. Was würde sie tun, wenn sie sich daran erinnern könnte, dass sie zusammengelebt hatten? Er, sie und Toya, damit sie sie beschützen konnten.

Kyoko vergaß zu atmen und fühlte, wie die Haut an ihrem Hals und ihrer Wange zu kitzeln begann. Es war schon schwer genug, noch zusammenhängend zu denken, wenn er so nahe war, aber jetzt konnte sie sogar fühlen, wie er sie berührte, obwohl er es überhaupt nicht tat. Als sie dann auch noch daran dachte, was genau sie gemacht hatte, ehe das Telefon sie unterbrochen hatte, lief sie knallrot an.

Nachdem sie nicht wollte, dass er ihre Schuldgefühle bemerkte, sah sie weiterhin von ihm weg und versuchte mühsam, die Erinnerung an das Bad zu verdrängen. Sie schloss ihre Augen und kämpfte so stark gegen den Drang an, sich nach hinten an ihn zu lehnen, dass sie den Tisch packte, um sich dort festzuhalten.

Kotaro wollte seine Hände zu ihren beiden Seiten auf den Tisch legen… sie in seinen Armen gefangen nehmen, aber plötzlich hielt er inne. Er konnte die Seife riechen, die sie im Badezimmer benutzt hatte, aber ein Geruch machte ihn neugierig… Erregung? Er trat einen Schritt zurück… fühlte, wie sein bestes Stück sich regte.

Während er sich mit der Hand durch sein zerzaustes Haar fuhr, brachte er einen sicheren Abstand zwischen sie beide und versuchte die Hitze in seinem Magen zu ignorieren… wieso war er noch einmal gekommen?… Es war wichtig gewesen.

Er fühlte, wie seine Schutzinstinkte wieder aktiviert wurden und erinnerte sich an die Meldung, die er vorhin bekommen hatte. „Wirst du den Abend mit mir verbringen?“ Die unschuldige Frage hatte einen doppelten Boden, denn er schmeckte die Lust.

Kyoko beruhigte ihren Atem wieder, bereit, gegen ihre Gefühle anzukämpfen. Sie runzelte die Stirn, wusste, dass es zu gefährlich wäre, mit ihm alleine zu sein. Plötzlich wollte sie Suki dafür danken, dass sie sie gezwungen hatte, mit ihr auszugehen.

Als er sah, dass sie nachdachte, fügte Kotaro schnell hinzu: „Wir können machen, was du willst. Einen Film ausleihen und zu Hause bleiben… oder ausgehen.“

„Einen Film ausleihen und zu Hause bleiben…“, wiederholte Kyoko sehnsüchtig, dachte, dass das genau das war, was sie tun wollte. Als sie erkannte, dass Kotaros Augen hoffnungsvoll leuchteten, erklärte sie schnell: „Das war genau das, was ich tun wollte und wenn ich nicht von jemand anders herumkommandiert worden wäre, hätte ich liebend gerne mit dir einen Film angesehen. Aber es tut mir wirklich leid, Kotaro, ich kann nicht.“ Sie schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln und stampfte innerlich wütend mit dem Fuß auf, als sie daran dachte, dass sie einen sehr warmen Abend mit dem gutaussehenden Security-Mann verpasste.

Kotaros Schultern sackten ab, aber er lächelte trotzdem, wusste, dass sie nicht versuchte, seine Gefühle zu verletzen. Er sah, dass sie wollte, dass er blieb und wunderte sich über die Stärke dieser Sehnsucht… war sie dieselbe wie seine? Für ihn war Kyoko der wertvollste Edelstein auf Erden und er würde alles tun, um sie zum Lächeln zu bringen und sie zu beschützen.

Schließlich hatte er mehr als tausend Jahre gewartet, ehe er sie wiedersehen konnte.

Nachdem es für ihn wichtig war, zu wissen, dass sie in Sicherheit war, fragte er: „Und welche Pläne hast du? Vielleicht kann ich mitmachen?“ Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln, hoffte, dass es funktionieren würde. Wenn nicht, dann konnte er ihr immer noch nachschleichen… seine perfekten Lippen verzogen sich zu einem geheimen Lächeln.

Kyoko wusste, dass Suki dem nie zustimmen würde. Mädelsabend bedeutete ‚Mädels‘-Abend. Doch sie wusste auch, dass, wenn Kotaro herausfand, dass sie nur mit Suki alleine unterwegs war… er ihnen folgen würde, und dann irgendwann wie zufällig auftauchen. Sie hatte das schon viele Male miterlebt.

Während Toya penetrant war, versuchte Kotaro immer subtil zu sein, obwohl, wenn man die beiden Männer in denselben Raum steckte, dann benahmen sie sich sehr ähnlich und nervten einander die ganze Zeit. Beide hatten sie ein Herz aus Gold und sie wusste das. Irgendwie liebte sie sie beide… so sehr, dass es schmerzte, weshalb sie entschlossen hatte, sich nicht zwischen den beiden zu entscheiden und im Moment einfach single zu bleiben. Ehrlich gesagt, wollte sie einfach keinen der beiden verletzen.

Aber einer Sache war Kyoko sich sicher: wenn Kotaro dachte, dass sie heute Nacht mit Toya ausging… würde er ihnen nicht folgen. Oder zumindest hoffte sie das.

„Es tut mir leid, Kotaro, aber ich bin schon mit Toya verabredet, aber ich verspreche, wir werden ein anderes Mal etwas gemeinsam machen.“ Kyoko senkte ihren Blick, wollte ihn nicht anlügen, aber es war ihre einzige Möglichkeit, ihn loszuwerden. Den Blick zu Boden gerichtet, sah sie, dass er einen Schritt nach vorne machte, woraufhin sie sofort einen Schritt zurück ging, dann biss sie sich auf die Unterlippe, als sie den Tisch hinter sich fühlte.

Kotaro fühlte die Eifersucht in ihm, aber hielt sich zurück. Sein einziger Trost war, dass, wenn sie mit Toya unterwegs war, er sich wenigstens darauf verlassen konnte, dass sie nicht das nächste Mädchen war, das spurlos verschwand.

Außerdem wusste er, dass Kamui insgeheim sowohl Toya, als auch Kyoko im Auge behielt. Innerlich musste er sich eingestehen, dass Toya so überfürsorglich war, dass er sicher sein konnte, dass er sie beschützen würde. Er wollte derjenige sein, der heute Nacht bei Kyoko war und sie beschützte. Aber auch wenn es ihm nicht gefiel, Toya würde sie nicht in Gefahr geraten lassen.

Er sah zu, wie sie langsam ihren Blick zu seinem Gesicht hob, und konnte die Angst sehen, dass er sie davon abhalten könnte… er wollte sie abhalten, aber er würde es nicht tun. Irgendwann würde sie selbst wählen.

Zögernd die Tatsachen akzeptierend, nickte Kotaro leicht und griff dann nach ihrer Hand, um sie kurz festzuhalten, während seine eisblauen Augen ihre stürmisch smaragdgrünen durchbohrten… das hatte er vor über tausend Jahren erkannt. Er wünschte sich nur, dass sie sich erinnern könnte.

„Abgemacht, Kyoko. Ich komme morgen wieder vorbei. Sei vorsichtig, Schönheit.“ Er beugte sich nach vorne, strich mit seinen Lippen sanft über ihre Stirn und ließ dann ihre Hand los, als er sich zum Gehen wandte.

Kyoko lächelte. „Danke, Kotaro.“ Ihre Stirn kribbelte noch, wo seine warmen Lippen sie berührt hatten. Sie war froh, dass er umgänglicher war als Toya. Er küsste oft ihre Wange, ihre Stirn oder ihre Hand, wodurch diese Stellen dann schön warm kribbelten.

Sie fragte sich, was er wohl denken würde, wenn er wüsste, dass sie noch nie jemand auf die Lippen geküsst hatte. Niemand würde das je glauben, bei einem Alter von achtzehn, aber sie war noch immer völlig jungfräulich… nun ja, körperlich zumindest. Sie errötete wieder, wusste, dass ihre Gedanken nicht ganz so unschuldig waren. Sie schob die Schuld dafür auf den Verräter, der in ihrer Brust lebte und jedes Mal an die Oberfläche kam, wenn sie an ihn dachte.

Kotaro öffnete die Tür, um hinauszugehen, ehe er ihr noch ein Lächeln über die Schulter zuwarf und hinzufügte: „Aber vergiss nicht, du bist immer noch meine Frau.“ Er ging schnell hinaus und schloss die Tür hinter sich, ein wölfisches Grinsen auf seinem Gesicht über den Kommentar.

Er wusste, sie würde mit Toya nicht zu weit gehen, also machte er sich keine Sorgen. Selbst in der Vergangenheit, wenn Toya und er sich die Köpfe eingeschlagen hatten, war sie immer für ihn eingestanden, nicht für Toya. Sie hatte Toya immer geliebt, aber Kotaro wusste, dass sie in Wirklichkeit in ihn verliebt war. Die Höhe ihres Pulses, wenn er in ihrer Nähe war, hatte ihre wahren Gefühle immer verraten… in diesem Leben ebenso wie im letzten. Er musste nur darauf warten, dass sie sich wieder darüber klar wurde.

Kotaro atmete tief ein, genoss ihren Duft. Selbst jetzt noch konnte er ihre Reinheit riechen und wusste, dass sie nicht jemand war, der in einer solchen Sache leichtsinnig handelte. Sie war so ahnungslos, was die wahre Welt betraf.

Bei dem Gedanken verblasste Kotaros Lächeln. Er war nicht sicher, ob er wollte, dass sie jemals etwas über die dunkle Seite dieser Welt herausfand… wollte ihre Fröhlichkeit nicht riskieren. Nicht einmal er selbst war, wer sie glaubte, dass er war. Er wusste, dass sie ihn trotzdem akzeptieren würde, aber die Erinnerung daran, wie er sie begraben hatte, verschloss seine Lippen, wenn es um die Vergangenheit ging. Einige Dinge sollten besser einfach für immer vergessen bleiben.

Als Kotaro aus dem Gebäude auf den Gehsteig trat, blickte er hoch zu ihrem Fenster und fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn sie die Wahrheit über ihn herausfand. Und ja, er würde es ihr erzählen… aber jetzt noch nicht. Wie erklärte man schon, dass man älter war als jeder normale Mensch, und dass man Mächte hatte, die sie nur aus Filmen kannte?

Kotaro schüttelte seinen Kopf und ging zurück zur Uni, während er sich überlegte, wie er in der Sache der vermissten Mädchen weiter vorgehen sollte.

Er wusste, was mit ihnen geschah, und dass sie höchstwahrscheinlich schon tot oder zumindest untot waren. Seine Augen blitzten einen Moment lang wütend und offenbarten dabei die dunklere Seite seiner Lykan-Seele. Er musste die verdammten Blutsauger und denjenigen, der sie anführte, aufspüren, bevor sie Kyoko wiederfanden.

Kapitel 3

Kyoko kramte in ihrem Schrank, suchte nach den Klamotten, von denen Suki sie letztes Wochenende dazu überredet hatte, sie zu kaufen. Sie kicherte, als sie sich daran erinnerte, wie Shinbe mit ihnen einkaufen gegangen war und ihnen angeboten hatte, dass sie alles anprobieren sollten, zu dem sie seine Meinung haben wollten. Was alles noch auf die Spitze getrieben hatte, war gewesen, als er in die Frauen-Umkleide gekommen war und durch den Vorhang mit Suki gesprochen hatte.

Shinbe hatte mit verstellter Stimme gesprochen, sodass Suki dachte, dass er eine Verkäuferin war, und hatte ihr angeboten, den Reißverschluss für sie zu schließen.

Suki hatte das Angebot angenommen und hatte ihren Rücken zum Vorhang gedreht. Kyoko wäre fast umgefallen vor Schreck, als Shinbe durch die Umkleidekabine geflogen und an die gegenüberliegende Wand geprallt war.

Sie hatte Suki gefragt, woran sie erkannt hatte, dass es Shinbe war, und Suki hatte geantwortet: „Ich glaube nicht, dass sie Lesben in der Damen-Umkleide arbeiten lassen würden, also, als er seine Hand in mein Kleid steckte, anstatt den Reißverschluss zu schließen… war das irgendwie offensichtlich.“

„Armer Shinbe“, seufzte Kyoko, als sie die gerüschte, weiße, bauchfreie Bluse mit Seidenärmeln, die vom Ellbogen bis zum Handgelenk ausgestellt waren, hervorholte. Sie fand sie wirklich richtig hübsch. Sie erinnerte sie ein bisschen an das Kleid eines Engels, aber sexy. Sie war kurz genug, um ihren Bauchnabel zu zeigen, wenn sie dazu den tief sitzenden Minirock trug, den sie gekauft hatte.

Nachdem sie die Kleider angezogen und die richtigen Schuhe dazu gefunden hatte, steckte sie das Haar um ihre Ohren und einen Teil von hinten hoch und ließ den Rest offen herunterhängen. Sie trug ein wenig Make-Up auf und hängte sich eine Halskette mit einem kleinen Kristall um und beschloss, dass sie bereit war, für was auch immer Suki mit ihr vorhatte.

Insgeheim wünschte sie sich, dass sie Kotaro hätte sagen können, wo sie hingingen, aber sie wusste es ja selbst nicht. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, als ihr klar wurde, dass sie ihn schon vermisste, dann bemühte sie sich, das melancholische Gefühl zu verdrängen, denn sie wusste, dass Suki es bemerken würde.

Das Allerletzte, was sie heute brauchte, war, dass ihre beste Freundin eine Million Fragen stellte, die sie nicht beantworten wollte.

*****

Shinbe fuhr mit seinen Fingern durch die blauen Strähnen, die aus seinem dunklen Haar herausleuchteten, als er sich grinsend in den Türstock lehnte. Er hatte sich beeilt, zu Suki zu gehen, als er ihren Anruf erhalten hatte, in dem sie ihm erklärt hatte, dass sie heute Abend ausgehen wollte und er nicht zu ihr kommen sollte.

„Sie hat Wahnvorstellungen, wenn sie meint, dass sie mich so einfach loswerden kann.“ Shinbe hob eine Augenbraue, als er wartete.

Als sie die Tür öffnete, ihr Haar immer noch in ein Handtuch eingewickelt, waren Shinbes erste Worte: „Oh… hab ich dein Bad verpasst, Suki?“ Er grinste, als er sah, wie Sukis Augenbraue zuckte. Vom ersten Moment an, als er Suki und Kyoko kennengelernt hatte, hatte er den Drang verspürt, immer in ihrer Nähe zu bleiben. Er hatte schon oft mit Toya und den Mädchen ein Doppeldate gehabt.

Suki wusste, dass Shinbe meinte, dass er ihr ‚Freund‘ war, weil sie sich nicht mit anderen Männern traf, aber Suki wollte sich nicht mit den Fesseln abfinden, die eine richtige Beziehung bedeuten würde. Sie versuchte, nicht zu erröten, und gab schnell zurück: „Man bräuchte Bleichmittel und eine Abrissbirne, um so schmutzige Gedanken wie deine jemals sauber zu bekommen.“

Er beugte sich nach vor, sodass sie nichts Anderes mehr sehen konnte, und seine violetten Augen verdunkelten sich etwas. „Wenn du mich hereinkommen lässt… denke ich, könnten wir einen Grund finden, weshalb du noch ein Bad nehmen solltest.“