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Atropos
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Atropos

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„Ist Ihnen seit unserer letzten Begegnung irgendetwas eingefallen, was uns Ihrer Meinung nach bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte?“ fragte er dann.

„Noch nicht, aber ich habe es nicht vergessen. Sobald ich etwas für Sie habe, werde ich Sie umgehend benachrichtigen.“

„Vielen Dank.“ sagte Marco Finocchi.

„Ich glaube, wir gehen jetzt besser. Es gibt noch viel für uns zu tun.“ Diesmal war es Ispettore Zamagni, der das Wort ergriffen hatte.

Die beiden Polizisten erhoben sich fast gleichzeitig, verabschiedeten sich von der Frau und gingen hinaus.

Sie bemerkten, dass das Blatt, das die Frau ihnen gegeben hatte, sehr detailliert war: für jeden Namen auf der Liste wurde angegeben, ob es sich um einen Bekannten oder einen Verwandten handelte sowie der Verwandtschaftsgrad und, wenn sie es wusste, auch die Adresse.

Zamagni beschloss, dass sie mit den Namen beginnen würden, von denen sie die vollständigen Angaben hatten, und es den Beamten im Büro überlassen würden, die Liste mit den fehlenden Daten zu vervollständigen.

Der Ispettore würde sich die Verwandten vornehmen und Finocchi würde sich um die Freunde kümmern.

Doch bevor sie mit der mühsamen Suche nach Informationen anfingen, gingen sie noch einmal an der Polizeistation vorbei und Zamagni nutzte die Gelegenheit, um die von der Frau angefertigten Liste zu fotokopieren: eine Kopie behielt Finocchi, die andere wurde dem Beamten übergeben, der mit der Suche nach den fehlenden Daten beauftragt war. Anschließen steckte Zamagni das Original wieder in seine Tasche.

VII

Der Bus war zu dieser Zeit am Morgen ziemlich voll: viele Schüler gingen zur Schule und hatten die meisten Plätze besetzt. Dem Mann machte es allerdings nichts aus, dass er stehen musste, denn er wusste, dass er nur eine recht kurze Strecke vor sich hatte.

Als er die seinem Ziel nächstgelegene Haltestelle erreichte, stieg er aus und ging den Bürgersteig entlang.

Er überquerte die Umgehungsstraße und lief dann auf der Strada Maggiore in Richtung Stadtzentrum. Nach etwa fünfhundert Metern bog er rechts ab, um in die Via San Vitale zu gelangen, und betrat einen unter den Arkaden befindlichen Blumenladen.

„Guten Tag.“ grüßte er. „Ich würde gerne ein paar Blumen kaufen. Sie bringen sie auch nach Hause, nicht wahr?“

„Aber sicher.“ entgegnete das Mädchen.

„Gut.“

An welche Blumen hatten Sie denn gedacht?“

„Chrysanthemen.“ antwortete der Mann. „Ein großer Strauß Chrysanthemen.“

Dem Mädchen verschlug es einen Moment die Sprache und wahrscheinlich dachte sie sich ihren Teil, dann begann sie, den Strauß zusammenzustellen.

„Ist es möglich, den Besitzer zu sprechen?“

„Der ist gerade nicht da.“

„Wann kann ich ihn sprechen?“

„Er kommt normalerweise spätnachmittags in den Laden.“

„Jeden Tag?“

„Normalerweise ja, es sei denn, er hat eine besondere Verpflichtung, die ihn daran hindert.“

„Vielen Dank für die Auskunft und für die Blumen. Kann ich sie bis heute Abend hier lassen?“

„Natürlich.“

„Gut. Also dann, bis heute Abend.“

„Kennen Sie sich?“ fragte das Mädchen, wobei sie sich auf den Besitzer und den Mann bezog, der ihn suchte. „Wenn er sich meldet, kann ich ihm ja sagen, dass Sie hier gewesen sind und heute Abend wieder vorbeikommen werden.“

„Nein, bemühen Sie sich nicht, es ist nicht so wichtig. Ich kann auch vorbeikommen, ohne dass sie ihm etwas sagen.“

Das Mädchen nickte, und erst als der Mann den Laden schon seit einigen Minuten verlassen hatte, dachte sie über sein merkwürdiges Verhalten nach.

An diesem Abend, ohne dass das Mädchen den morgendlichen Besuch des Mannes irgendwie erwähnt hatte, unterhielten sich dieser und der Besitzer des Blumenladens etwa eine Stunde lang in der Bar nebenan.

Als die beiden sich verabschiedeten, ging der Blumenhändler zurück in den Laden, nahm den Chrysanthemenstrauß und stellte ihn in den kleinen Raum am Ende des Ladens.

VIII

Ispettore Zamagni und Finocchi teilten sich die Aufgaben: der eine kontaktierte die Freunde von Lucia Mistroni, während der andere mit den Verwandten sprechen würde.

Das Wichtigste war im Moment, Informationen über das Mädchen und die Menschen zu finden, mit denen sie den meisten Kontakt gehabt hatte.

Alle Entwicklungen würden sich später als logische Konsequenz ergeben.

Sie begannen am frühen Morgen und riefen alle Personen an, um die Termine mit ihnen zu vereinbaren: Dies würde nicht nur nützliche Informationen liefern, sondern auch dazu dienen, diese Leute kennen zu lernen und sich einen ersten Eindruck von ihnen zu verschaffen.

Stefano Zamagni schaffte es, sich am selben Tag mit Dario Bagnara und Luna Paltrinieri zu treffen.

Beide, so sagten sie ihm, waren langjährige Freunde des toten Mädchens, und beide waren sprachlos, als sie die Nachricht erhielten.

Herr Bagnara war ein Immobilienmakler, der in einer Filiale in der Via Della Barca arbeitete.

Er und der Kommissar trafen sich in seinem Büro, in dem Zamagni trotz des Verkehrs pünktlich eintraf.

„Guten Tag, sind Sie Dario Bagnara?“ begann Zamagni.

„Ja, der bin ich.“

„Schön, Sie kennenzulernen. Ich heiße Zamagni... Stefano.”

„Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“ fragte der Makler. „Das war ein harter Schlag für mich. Ich bin immer noch erschüttert. Wenn ich kann, helfe ich Ihnen gerne.“

„Danke.“ sagte Zamagni. „Könnten Sie mir in der Zwischenzeit sagen, woher und wie lange Sie Lucia Mistroni kennen?“

„Schon lange.“ antwortete Bagnara. „ Wir waren Schulkameraden am Gymnasium.“

„Ich verstehe. Dann kann ich also davon ausgehen, dass Sie sich ziemlich gut kannten.“

„Ja, auf jeden Fall.“

„Und nach dem Gymnasium? Haben Sie sich weiterhin regelmäßig getroffen?“

„Ja, allerdings nicht ständig. Wir haben einige gemeinsame Abende verbracht, unter Freunden. Sie, ich und Luna, eine weitere Schulfreundin von uns vom Gymnasium. Damit, dass wir uns nicht besonders häufig getroffen haben, meinte ich, dass es, seitdem sie sich mit Paolo verlobt hatte, oft geschah, dass die beiden alleine ausgingen".

„Wann haben Sie sich das letzte Mal getroffen?“

„Letzte Woche. Nur wir drei. Wenn wir uns trafen, war Paolo normalerweise nicht mit dabei.“

„Warum?“ fragte der Kommissar.

„Das haben wir zusammen entschieden. Wir wollten einen Abend unter Freunden verbringen, ohne Partner oder Partnerinnen.“

„Auch Paolo... Meinen Sie Carnevali? Teilte er diesen Entschluss auch?”

„Ja, ihn meinte ich. Zuerst war er nicht wirklich damit einverstanden, dass wir drei uns allein sehen wollten, vielleicht aus Eifersucht... ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber dann, in letzter Zeit schien er keine Probleme mehr damit zu haben.“

„Ich verstehe. Vorhin haben Sie... Luna erwähnt?“

„Ja, Luna Paltrinieri. Haben Sie auch mit ihr gesprochen?“

„Noch nicht, aber in einer Stunde habe ich einen Termin in der Bar, in der sie arbeitet.“

Dario Bagnara nickte.

„Auch sie ist ein anständiges Mädchen.“

In diesem Moment kam eine interessierte Kundin herein und fragte, ob sie mit jemandem von der Immobilienagentur sprechen könne. Sie sei auf der Suche nach einer Wohnung, die zum Verkauf stand.

„Nur einen Moment, ich bin gleich bei Ihnen.“ antwortete Bagnara und wandte sich an Zamagni: „Wenn Sie möchten, kann ich die Dame bitten, später wiederzukommen.“

„Nein, das brauchen Sie nicht. Gehen Sie nur ruhig wieder an Ihre Arbeit. Ich melde mich bald wieder.“

Der Immobilienmakler bedankte sich bei Zamagni und noch während der Ispettore die Agentur verließ bat er die Kundin, Platz zu nehmen.

Zur geplanten Zeit traf Stefano Zamagni in der Bar von Luna Patrinieri in der Via Andrea Costa ein, die sich in der Nähe der Immobilienagentur befand, in dem Herr Bagnara arbeitete.

„Guten Tag, sind Sie Luna?“ fragte Zamagni, als keine Kunden mehr da waren.

„Ja, die bin ich.“

„Ispettore Zamagni.“

„Schön, Sie kennenzulernen. Möchten Sie einen Espresso?“

„Gerne, danke.“

Das Mädchen bereitete den Espresso zu und servierte ihn mit einer Auswahl von weißem Zucker, Rohrohrzucker und einer kleinen Tüte mit Honig.

Während er den schwarzen Espresso trank sagte Zamagni: „Ich möchte mit Ihnen über Lucia Mistroni sprechen.“

„Ich werde alles tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.“

„Danke. Könnten Sie mir schon mal erzählen, wie Ihre Beziehung zu dem Mädchen aussah? Ich weiß, dass Sie auf dem Gymnasium Schulfreundinnen waren.“

„Ja, stimmt. Darf ich fragen, von wem Sie das erfahren haben?“

„Ich habe eben mit Herrn Bagnara gesprochen. Er hat mir erzählt hat, dass Sie alle drei zusammen in der Schule waren. Ich hoffe, das ist kein Problem.“

„Ich verstehe. Wie auch immer, nein, das ist in Ordnung.”

Zamagni trank den letzten Schluck Espresso und nachdem das Mädchen die kleine Tasse, die Untertasse und den Teelöffel in den Korb des Geschirrspülers gestellt hatte, erzählte sie dem Ispettore, dass sie alle drei wirklich Schulkameraden waren, sich gleich zu Beginn des ersten Schuljahres angefreundet hatten und dass diese Freundschaft auch noch nach dem Abitur bestanden hätte. Mit ihren verschiedenen Berufen schafften sie es dennoch, sich mindestens einmal pro Woche, am Wochenende, zu sehen.

„Apropos Arbeit, können Sie mir sagen, wo Frau Mistroni gearbeitet hat? Ihre Mutter konnte da keine genauen Angaben machen.“

Sie nannte ihm den Namen des Unternehmens und dass sie als Leiterin der Abteilung für Auslandsmarketing tätig gewesen war, dann fügte sie hinzu: „Sie müssen mich entschuldigen, aber es macht mich sehr traurig, jetzt über sie zu sprechen."

Und sie fing an, zu weinen.

„Ich kann Sie gut verstehen und es tut mir natürlich leid, was passiert ist. Aber trotzdem müssen wir unsere Arbeit tun und den Schuldigen finden".

„Ich weiß.“ stimmte das Mädchen zu und nickte. „Ich hoffe, dass Sie ihn bald finden.“

„Das verspreche ich.“

„Danke.“

„Keine Ursache“, sagte Zamagni. „Können wir jederzeit auf Ihre Hilfe zählen?“

„Natürlich.“

„Sehr gut“, bedankte sich der Ispettore. „Ich denke, das ist genug für den Moment. Ich werde vorbeikommen, falls ich wieder mit Ihnen sprechen muss.“

„Ich bin ja hier.“

Zamagni verabschiedete sich mit einem Lächeln von dem Mädchen und verließ die Bar in der Hoffnung, den Fall bald zu lösen.

Er musste noch zwei von Lucia Mistronis Freunden vernehmen, und in der Zwischenzeit hatte er eine weitere neue Information erfahren: Sie würden bald auch ihrem Arbeitgeber einem Besuch abstatten.

Auf der Fahrt zu seinem Büro fragte sich Stefano Zamagni, was Finocchi auf seiner Suche nach Informationen wohl herausbekommen hätte.

IX

Finocchi hatte mit den Angehörigen von Lucia Mistroni gesprochen.

Die Mutter hatte nur ihren Bruder Atos, einen Onkel und eine Cousine genannt.

Es stellte sich heraus, dass alle bereits von Frau Balzani über das Unglück informiert worden waren, und als es dem Polizisten gelang, mit dem Bruder zu sprechen, fing dieser an zu weinen und sagte, dass er seit dem Moment, in dem er von dem Unglück erfahren hatte, nicht mehr damit aufgehört hätte.

Er lebte allein in der Via San Felice, in einer kleinen, aber zweckmäßigen Wohnung.