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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz
Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz
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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz

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Aber was schwatze ich da.

Zur Sache.

Ich liege in meinem Fenster. ich finde das Nest, in dem ich verzweifle, eigentlich unendlich poetisch. Welcher Blick auf die blaue, von goldenem Sonnenduft umwobene hohe Wand des Gebirges, durch welche sich Sturzb?che wie Silberb?nder schlingen[16 - Welcher Blick auf die blaue, von goldenem Sonnenduft umwobene hohe Wand des Gebirges, durch welche sich Sturzb?che wie Silberb?nder schlingen. – Какой вид на голубую, овеянную золотистым солнечным ароматом высокую стену горного хребта, по которой, словно серебряные ленты, петляют стремительные ручьи.]. Wie klar und blau der Himmel, in den die beschneiten Kuppen ragen. Wie gr?n und frisch die waldigen Abh?nge, die Wiesen.

Das Haus, in dem ich wohne, steht in einer Art Park, oder Wald, oder Wildnis, wie man es nennen will, und ist sehr einsam.

Es wohnt niemand darin als ich, eine Witwe aus Lwow, die Hausfrau Madame Tartakowska, eine kleine alte Frau, die t?glich ?lter und kleiner wird, ein alter Hund, der auf einem Bein hinkt, und eine junge Katze, welche stets mit einem Zwirnkn?uel spielt. Und der eine junge Katze, welche stets mit einem Zwirnkn?uel spielt, und der Zwirnkn?uel geh?rt, glaube ich, der sch?nen Witwe.

Geh?rt, glaube ich, der sch?nen Witwe.

Sie soll wirklich sch?n sein, die Witwe, und noch sehr jung, h?chstens vierundzwanzig, und sehr reich. Sie wohnt im ersten Stock und ich wohne ebener Erde. Sie hat immer die gr?nen Jalousien geschlossen. Sie hat einen Balkon, der ganz mit gr?nen Schlingpflanzen ?berwachsen ist. Ich aber habe daf?r unten meine liebe Laube, in der ich lese und schreibe und male und singe, wie ein Vogel in den Zweigen. Ich kann auf den Balkon hinaufsehen. Manchmal sehe ich auch wirklich hinauf und dann schimmert von Zeit zu Zeit ein wei?es Gewand zwischen dem dichten, gr?nen Netz.

Eigentlich interessiert mich die sch?ne Frau dort oben sehr wenig. Ich bin in eine andere verliebt, und zwar h?chst ungl?cklich verliebt, noch weit ungl?cklicher, als Ritter Toggenburg und der Chevalier in Manon l’ Escault. Denn meine Geliebte ist von Stein.

Im Garten befindet sich eine grazi?se kleine Wiese. Da weiden friedlich ein paar zahme Rehe. Auf dieser Wiese steht ein Venusbild von Stein. Das Original, glaube ich, ist in Florenz. Diese Venus ist das sch?nste Weib, das ich in meinem Leben gesehen habe.

Das will nicht viel sagen, denn ich habe wenig sch?ne Frauen, ja ?berhaupt wenig Frauen gesehen. Und ich bin auch in der Liebe nur ein Dilettant. Er ist nie ?ber die Grundierung, ?ber den ersten Akt hinausgekommen.

Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was sch?n ist, noch ?bertroffen werden k?nnte[17 - Wozu auch in Superlativen sprechen, als wenn etwas, was sch?n ist, noch ?bertroffen werden k?nnte. – К чему говорить в превосходной степени, как будто что-то прекрасное еще можно превзойти.]. Genug, diese Venus ist sch?n und ich liebe sie, so leidenschaftlich, so krankhaft innig, so wahnsinnig. Wie kann man nur ein Weib lieben, das unsere Liebe mit einem ewig gleichen, ruhigen, steinernen L?cheln erwidert. Ja, ich bete sie f?rmlich an.

Oft liege ich unter dem Laubdach und lese. Oft besuche ich meine kalte, grausame Geliebte auch bei Nacht und liege dann vor ihr auf den Knien. Das Antlitz ist gegen die kalten Steine gepre?t. Darauf ruhen ihre F??e ruhen, und bete zu ihr.

Es ist unbeschreiblich, wenn dann der Mond heraufsteigt. Er ist eben im Zunehmen. Und zwischen den B?umen schwimmt und die Wiese taucht in silbernen Glanz. Die G?ttin steht dann wie verkl?rt und badet in seinem weichen Licht.

Einmal kehrte ich durch eine der Alleen nach Hause zur?ck. Ich sah pl?tzlich, nur durch die gr?ne Galerie von mir getrennt, eine weibliche Gestalt, wei? wie Stein. Da war mir es, als h?tte sich das sch?ne Marmorweib erbarmt. Sie war lebendig und mir gefolgt. Mich aber fasste eine namenlose Angst. Das Herz drohte mir zu springen, und statt -

Nun, ich bin ja ein Dilettant. Ich blieb, wie immer, beim zweiten Verse stecken, nein, im Gegenteil, ich blieb nicht stecken, ich lief, so rasch ich laufen konnte.

Welcher Zufall! ein Jude, der mit Photographien handelt, spielt mir das Bild von meinem Ideal in die H?nde. Es ist ein kleines Blatt, die «Venus mit dem Spiegel» von Titian. Welch ein Weib! Ich will ein Gedicht machen. Nein! Ich nehme das Blatt und schreibe darauf: «Venus im Pelz».

Du frierst, w?hrend du selbst Flammen erregst. H?lle dich nur in deinen Despotenpelz, wem geb?hrt er, wenn nicht dir, grausame G?ttin der Sch?nheit und Liebe!

Und nach einer Weile f?gte ich einige Verse von Goethe hinzu, die ich vor kurzem in seinen Paralipomena zum Faust gefunden habe.

An Amor!

«Erlogen ist das Fl?gelpaar,
Die Pfeile, die sind Krallen,
Die H?rnerchen verbirgt der Kranz,
Er ist ohne allen Zweifel,
Wie alle G?tter Griechenlands,
Auch ein verkappter Teufel.»

Dann stellte ich das Bild vor mich auf den Tisch, und betrachtete es.

Die kalte Koketterie, die Strenge, H?rte, welche in dem Marmorantlitz liegt, entz?cken mich und fl??en mir zugleich Grauen ein.

Ich nehme noch einmal die Feder; da steht es nun:

«Lieben, geliebt werden, welch ein Gl?ck! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer sch?nen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit F??en tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die sch?ne Verr?terin heftete[18 - Lieben, geliebt werden, welch ein Gl?ck! und doch wie verblasst der Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer sch?nen Tyrannin zu sein, die uns unbarmherzig mit F??en tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die sch?ne Verr?terin heftete. – Любить, быть любимым, какое счастье! и все же как меркнет его сияние по сравнению с мучительным блаженством поклонения женщине, которая сделала из нас игрушку. Это сила быть рабом прекрасной тиранессы, которая безжалостно растоптала нас. И Самсон, великий герой, снова отдал себя в руки предавшей его Далилы, и она предала его, и филистимляне связали его перед ней и выкололи ему глаза, которые до последнего мгновения, опьяненные гневом и любовью, были прикованы к прекрасной предательнице.].»

Ich nahm das Fr?hst?ck in meiner Laube und las im Buch Judith. Ich beneidete den Heiden Holofernes um das k?nigliche Weib. Es hieb ihm den Kopf um sein blutig sch?nes Ende herunter.

«Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes H?nde gegeben.» Der Satz erstaunte mich. Wie ungalant diese Juden sind, dachte ich. Und ihr Gott. Er konnte auch anst?ndigere Ausdr?cke w?hlen, wenn er von dem sch?nen Geschlecht spricht.

«Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes H?nde gegeben», wiederholte ich f?r mich. Nun, was soll ich etwa anstellen, damit er mich straft?

Um Gottes willen! da kommt unsere Hausfrau. Sie ist ?ber Nacht wieder etwas kleiner geworden. Und dort oben zwischen den gr?nen Ranken und Ketten wieder das wei?e Gewand. Ist es Venus oder die Witwe?

Diesmal ist es die Witwe, denn Madame Tartakowska knickst und ersucht mich in ihrem Namen um Lekt?re. Ich eile in mein Zimmer und nehme ein paar B?nde.

Zu sp?t erinnere ich mich, dass mein Venusbild in einem derselben liegt. Nun hat es die wei?e Frau dort oben mit meinen Erg?ssen. Was wird sie dazu sagen?

Ich h?re sie lachen.

Lacht sie ?ber mich?

Vollmond! Da blickt er schon ?ber die Wipfel der niederen Tannen. Und silberner Duft erf?llt die Terrasse, die ganze Landschaft, so weit das Auge reicht.

Ich kann nicht widerstehen. Es mahnt und ruft mich so seltsam. Ich kleide mich wieder an und trete in den Garten.

Ich gehe zur Wiese, zu ihr, meiner G?ttin, meiner Geliebten. Die Nacht ist k?hl. Mich fr?stelt. Die Luft ist schwer von Blumen- und Waldgeruch, sie berauscht.

Welche Feier! Welche Musik ringsum. Eine Nachtigall schluchzt. Die Sterne zucken nur leise in bla?blauem Schimmer. Die Wiese scheint glatt, wie ein Spiegel, wie die Eisdecke eines Teiches.

Hehr und leuchtend ragt das Venusbild.

Doch – was ist das?

Von den marmornen Schultern der G?ttin flie?t ein gro?er dunkler Pelz herab. Ich stehe starr und staune sie an. Wieder fasst mich jenes unbeschreibliche Bangen. Ich ergreife die Flucht.

Ich beschleunige meine Schritte. Da sehe ich, dass ich die Allee verpasst habe. Ich wollte seitw?rts in einen der gr?nen G?nge einbiegen. Da sitzt Venus, das sch?ne, steinerne Weib, nein, die wirkliche Liebesg?ttin, mit warmem Blute und pochenden Pulsen, vor mir auf einer steinernen Bank. Ja, sie war lebendig, wie jene Statue, die f?r ihren Meister zu atmen begann. Zwar ist das Wunder erst halb vollbracht. Ihr wei?es Haar scheint noch von Stein und ihr wei?es Gewand schimmert wie Mondlicht, oder ist es Atlas? Und von ihren Schultern flie?t der dunkle Pelz. Aber ihre Lippen sind schon rot und ihre Wangen f?rben sich. Aus ihren Augen treffen mich zwei diabolische, gr?ne Strahlen und jetzt lacht sie.

Ihr Lachen ist so seltsam, so – ach! Es ist unbeschreiblich. Ich kann nicht atmen. Ich fl?chte weiter und muss immer wieder nach wenigen Schritten Atem holen. Und dieses sp?ttische Lachen verfolgt mich durch die d?steren Laubg?nge, ?ber die hellen Rasenpl?tze. Ich finde den Weg nicht mehr, ich irre umher. Kalte Tropfen gl?nzen auf der Stirne.

Endlich bleibe ich stehen und halte einen kurzen Monolog.

Er lautet – nun – man ist ja immer sich selbst gegen?ber entweder sehr artig oder sehr grob.

Ich sage also zu mir: Esel!

Dieses Wort ?bt eine gro?artige Wirkung, gleich einer Zauberformel, die mich erl?st und zu mir bringt.

Ich bin im Augenblick ruhig.

Vergn?gt wiederhole ich: Esel!

Ich sehe nun wieder alles klar und deutlich. Da ist der Springbrunnen, dort die Allee von Buchsbaum, dort das Haus, auf das ich jetzt langsam zugehe.

Da – pl?tzlich noch einmal – hinter der gr?nen, vom Mondlicht durchleuchteten, gleichsam in Silber gestickten Wand, die wei?e Gestalt, das sch?ne Weib von Stein. Ich f?rchte es. Ich fliehe.

Mit ein paar S?tzen bin ich im Haus und hole Atem und denke nach.

Nun, was bin ich jetzt eigentlich, ein kleiner Dilettant oder ein gro?er Esel? Ein schw?ler Morgen. Die Luft ist matt, stark gew?rzt, aufregend. Ich sitze wieder in meiner Laube und lese in der Odyssee von der reizenden Hexe, die ihre Anbeter in Bestien verwandelt. K?stliches Bild der antiken Liebe.

In den Zweigen und Halmen rauscht es leise und die Bl?tter von meinem Buch rauschen und auf der Terrasse rauscht es auch.

Ein Frauengewand – Da ist sie – Venus – aber ohne Pelz – nein, diesmal ist es die Witwe – und doch – Venus – oh! welch ein Weib!

Wie sie da steht im leichten, wei?en Morgengewande und auf mich blickt, wie poetisch und anmutig zugleich erscheint ihre feine Gestalt. Sie ist nicht gro?, aber auch nicht klein, und der Kopf, mehr reizend, pikant – im Sinne der Franz?sischen Marquisenzeit – als streng sch?n, aber doch wie bezaubernd. Welche Weichheit, welcher holde Mutwille. Nicht zu kleinen Mund – die Haut ist so unendlich zart, dass ?berall die blauen Adern durchschimmern, auch durch den Mousselin, welcher Arm und Busen bedeckt. Wie ?ppig ringelt sich das rote Haar – ja, es ist rot – nicht blond oder goldig – wie d?monisch und doch lieblich spielt es um ihren Nacken. Und jetzt treffen mich ihre Augen wie gr?ne Blitze. Ja, sie sind gr?n, diese Augen, deren sanfte Gewalt unbeschreiblich ist. Gr?n, aber so wie es Edelsteine, wie es tiefe, unergr?ndliche Bergseen sind.

Sie bemerkt meine Verwirrung. Das macht mich sogar unartig, denn ich blieb sitzen und habe noch meine M?tze auf dem Kopf. Sie l?chelt schelmisch. Ich erhebe mich endlich und gr??e sie. Sie kommt n?her und bricht in ein lautes, beinahe kindliches Lachen aus. Ich stottere, wie nur ein kleiner Dilettant oder gro?er Esel in einem solchen Augenblick stottern kann.

So machen wir unsere Bekanntschaft.

Die G?ttin fragt um meinen Namen und nennt mir den ihren. Sie hei?t Wanda von Dunajew.

Und sie ist wirklich meine Venus.

«Aber Madame, wie kamen Sie auf den Einfall?»

«Durch das kleine Bild, das in einem Ihrer B?cher lag —»

«Ich habe es vergessen.»

«Die seltsamen Bemerkungen auf der R?ckseite —»

«Warum seltsam?»

Sie sah mich an. «Ich habe immer den Wunsch gehabt, einmal einen ordentlichen Phantasten kennenzulernen. Die Abwechslung. Nun, Sie scheinen mir nach allem einer der tollsten.»

«Meine Gn?dige – in der Tat —» wieder das eselhafte Stottern und nochdazu ein Err?ten, wie es f?r einen jungen Menschen von sechzehn Jahren wohl passen mag. Aber f?r mich, der beinahe volle zehn Jahre ?lter -

«Sie haben sich heute Nacht vor mir gef?rchtet.»

«Eigentlich – allerdings – aber wollen Sie sich nicht setzen?»

Sie nahm Platz und bewunderte meine Angst. Denn ich f?rchtete mich jetzt, bei hellem Tageslicht, noch mehr vor ihr. Ein reizender Hohn zuckte um ihre Oberlippe.

«Sie sehen die Liebe und vor allem das Weib», begann sie, «als etwas Feindseliges an. Etwas, wogegen Sie, wenn auch vergebens Gewalt Sie aber als eine s??e Qual, eine Grausamkeit f?hlen. Eine echt moderne Anschauung.»

«Sie teilen sie nicht.»

«Ich teile sie nicht», sprach sie rasch und sch?ttelte den Kopf, dass ihre Locken wie rote Flammen emporschlugen.

«Mir ist die heitere Sinnlichkeit von der Freude ohne Schmerz – ein Ideal. Ich strebe es in meinem Leben zu verwirklichen. Denn an jene Liebe, welche das Christentum, welche die Modernen, die Ritter vom Geiste predigen, glaube ich nicht. Ja, sehen Sie mich nur an, ich bin weit schlimmer als eine Ketzerin, ich bin eine Heidin.

›Glaubst du, wie lange die G?ttin der Liebe nachgedacht hat, als ihr eines Tages im Id?ischen Anchises[19 - Anchises – Анхис, Анхиз (в древнегреческой мифологии – герой из рода дарданских царей, правнук легендарного Троя, сын Каписа и Фемисты)] gefiel?‹

Diese Verse aus Goethes r?mischer Elegie haben mich sehr entz?ckt. In der Natur liegt nur Liebe der herrischen Zeit, ›da G?tter und G?ttinnen liebten‹. Damals ›folgte Begierde dem Blick, folgte Genuss der Begier‹.

Alles andere ist gemacht und affektiert. Das Kreuz, ein grausames Emblem, vom Christentum hat etwas Entsetzliches f?r mich. Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.»

«Ja, Ihr Platz w?re im Olymp, Madame», sagte ich. «Aber wir Modernen dulden einmal die antike Heiterkeit nicht. Am wenigsten in der Liebe. Die Idee, ein Weib mit anderen zu teilen emp?rt uns. Wir sind eifers?chtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfwort geworden. Wir ziehen eine d?rftige, blasse Jungfrau, die uns allein geh?rt, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so g?ttlich sch?n ist. Aber heute den Anchises, morgen den Paris, ?bermorgen den Adonis liebt. Wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in gl?hender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns heitere Lebenslust als D?monie, als Grausamkeit. Wir sehen in unserer Seligkeit eine S?nde, die wir b??en m?ssen.»

«Also auch Sie schw?rmen f?r die moderne Frau, f?r ein armes, hysterisches Weib, das im Jagen nach einem m?nnlichen Ideal den besten Mann nicht sch?tzt. Unter Tr?nen und Kr?mpfen verletzen Sie t?glich Ihre christlichen Pflichten, betr?gend und betrogen. Immer wieder suchen und w?hlen und verwerfen. Nie gl?cklich sind, nie gl?cklich machen und das Schicksal anklagen, statt ruhig zu gestehen: ich will lieben und leben, wie Helena und Aspasia gelebt haben. Die Natur kennt keine Dauer in dem Verh?ltnis von Mann und Weib.»

«Gn?dige Frau —»

«Lassen Sie mich ausreden. Es ist nur der Egoismus von einem Mann, der das Weib wie einen Schatz vergraben will. Alle Versuche, durch heilige Zeremonien und Eide sind gescheitert. K?nnen Sie leugnen, dass unsere christliche Welt in F?ulnis ?bergegangen ist?»

«Aber —»

«Aber der einzelne, der sich gegen die Einrichtungen von der Gesellschaft emp?rt, wird ausgesto?en, wollen Sie sagen. Nun gut. Ich wage es, meine Grunds?tze sind recht heidnisch. Ich will mein Dasein ausleben. Ich verzichte auf euren Respekt. Ich ziehe es vor, gl?cklich zu sein. Die Erfinder von der christlichen Ehe haben gut daran getan, auch gleich dazu die Unsterblichkeit zu erfinden. Ich denke nicht daran, ewig zu leben. Was habe ich davon, ob mein reiner Geist in den Ch?ren der Engel mitsingt? Sobald ich aber, so wie ich bin, nicht fortlebe, aus welcher R?cksicht soll ich dann entsagen? Einem Mann angeh?ren, den ich nicht liebe. Blo? deshalb, weil ich ihn einmal geliebt habe? Nein, ich entsage nicht. Ich liebe jeden, der mir gef?llt, und mache jeden gl?cklich, der mich liebt. Ist das h??lich? Nein, es ist mindestens weit sch?ner, als wenn ich mich grausam der Qualen freue, die meine Reize erregen. Ich kehre mich tugendhaft von dem Armen, der um mich verschmachtet. Ich bin jung, reich und sch?n, und so, wie ich bin, lebe ich heiter dem Vergn?gen, dem Genuss.»

Ich habe ihre H?nde ergriffen, ohne recht zu wissen, was ich mit ihnen anfangen wollte. Aber als echter Dilettant lie? ich sie jetzt wieder eilig los.

«Ihre Ehrlichkeit», sagte ich, «entz?ckt mich, und nicht diese allein —» Wieder der verdammte Dilettantismus, der mir den Hals mit einem Hemmseil zuschn?rt.

«Was wollten Sie doch sagen…»

«Was ich sagen wollte – ja, ich wollte – vergeben Sie – meine Gn?dige – ich habe Sie unterbrochen.»

«Wie?»

Eine lange Pause. Sie h?lt einen Monolog, der, in meine Sprache ?bersetzt, sich in das einzige Wort «Esel» zusammenfassen l?sst[20 - Sie h?lt einen Monolog, der, in meine Sprache ?bersetzt, sich in das einzige Wort» Esel «zusammenfassen l?sst. – Она произносит монолог, который в переводе на мой язык можно свести к единственному слову «осел».].

«Wenn Sie erlauben, gn?dige Frau», begann ich endlich, «wie sind Sie zu diesen – zu diesen Ideen gekommen?»

«Sehr einfach, mein Vater war ein vern?nftiger Mann. Ich war von der Wiege an mit Abg?ssen antiker Bildwerke umgeben. Ich las mit zehn Jahren den Gil Blas, mit zw?lf die Pucelle. Wie andere in ihrer Kindheit den D?umling, Blaubart, Aschenbr?del, nannte ich Venus und Apollo, Herkules und Laokoon meine Freunde. Mein Gatte war eine heitere, sonnige Natur. Nicht einmal das unheilbare Leiden konnte seine Stirne jemals f?r die Dauer tr?ben. Noch die Nacht vor dem Tod nahm er mich in sein Bett und w?hrend der vielen Monate, wo er sterbend in seinem Rollsessel lag, sagte er ?fter scherzend zu mir: ›Nun, hast du schon einen Anbeter?‹ Ich wurde schamrot. ›Betr?ge mich nicht‹, f?gte er einmal hinzu, ›das f?nde ich h??lich, aber suche dir einen h?bschen Mann aus, oder lieber gleich mehrere. Du bist ein braves Weib, aber dabei noch ein halbes Kind, du brauchst Spielzeug.‹ Es ist wohl nicht n?tig, Ihnen zu sagen, dass ich, solange er lebte, keinen Anbeter hatte, aber genug. Er erzog mich zu dem, was ich bin, zu einer Griechin.»

«Zu einer G?ttin», fiel ich ein.

Sie l?chelte. «Zu welcher etwa?»

«Zu einer Venus.»

Sie drohte mit dem Finger und zog die Brauen zusammen. «Am Ende gar zu einer ›Venus im Pelz‹, warten Sie nur. Ich habe einen gro?en, gro?en Pelz, mit dem ich Sie ganz zudecken kann, ich will Sie darin fangen, wie in einem Netz.»

«Glauben Sie auch», sagte ich rasch, denn mir kam etwas in den Sinn, was ich f?r einen sehr guten Gedanken hielt. «Glauben Sie, dass Ihre Ideen sich in unserer Zeit durchf?hren lassen, dass Venus ungestraft in ihrer Sch?nheit und Heiterkeit unter Eisenbahnen und Telegraphen wandeln d?rfte?»

«Unverh?llt gewiss nicht, aber im Pelz», rief sie lachend, «wollen Sie den meinen sehen?»

«Und dann —»

«Was dann?»

«Sch?ne, freie, heitere und gl?ckliche Menschen sind nur dann m?glich, wenn sie Sklaven haben. Sie verrichten f?r sie die unpoetischen Gesch?fte vom t?glichen Leben und vor allem f?r sie arbeiten.»