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Links vom Tor steht ein kleiner Wellblechverschlag. Nachdem sie mir zuvor die Tasche abgenommen und das Schloss an der Eingangstür geöffnet haben, stoßen sie mich hinein. Ich gehe ein paar Schritte und lasse mich entkräftet auf den Boden fallen. Mein Gott, was ist hier los?
„Haben sie Sie auch gefangen?“
Ich drehe mich zu der Stimme um. Auf dem Boden sitzt ein älterer Herr. Die Gläser seiner Brille sind zersprungen, ansonsten er sehr manierlich aus.
„Ja… Sie nahmen mir alles weg und schlugen mich mit dem Gewehrkolben. Wo sind wir hier?“
„Junger Mann, das ist das ehemalige Lager der Kommunalverwaltung von Tarkow. Die Leute, die dort auf der Straße sitzen, sind gewöhnliche Banditen. Genauer Einwohner, die jetzt Banditen sind.“
„Aber sie sind bewaffnet!“
„Nicht alle haben eine Waffe. Bis jetzt. Sie werden sich schnell bewaffnen. Wohnungen plündern und alles Wertvolle wegschleppen. Dabei finden sie dann auch die Waffen.“
„Und was habe ich damit zu tun?“
Das erklärte mir mein Nachbar wie folgt. Er und seine unfreiwilligen Freunde werden schon den dritten Tag hier festgehalten. Als die mysteriösen Ereignisse begannen, hatte er (sein Name ist Pawel) auf die offizielle Evakuierung gewartet, denn seiner Meinung nach, wären die Behörden verpflichtet gewesen, alles zu tun, um die Stadtbewohner zu retten. Vergeblich, die Angestellten der Stadtverwaltung und die Beamten waren gleich auf und davon und überließen die Stadt ihrem Schicksal. Er wusste nicht, was dann geschehen war, denn als er zum Bäcker lief, fingen ihn Mitjas Kumpanen und er wurde in diese Baracke gesteckt. Seitdem jagten sie die Gefangenen zum Plündern durch die nahe gelegenen Häuser. Heute früh hatte Pawel Pech und der Rammbalken fiel ihm auf den Fuß. Nur mit Mühe erreichte er die Baracke und lag jetzt hier, um sich auszuruhen.
„Und was passiert dann mit ihnen? Gibt es hier wenigstens Essen?“
„Gestern teilten sie Fischkonserven aus. Wasser ist dort, die Toilette hat einen Wasserhahn. Ich vermute Sie wurden gefangen, um den Verletzten zu ersetzen. Mich können sie nicht mehr gebrauchen. Ich kann ja kaum gehen! Hoffentlich lassen sie mich frei…“
Toll! Das hat er sich fein ausgedacht. Sie lassen ihn frei! Und was wird aus mir? Ich werde für diese… schuften. Dieser Gedanke macht mir Angst. Mein Nachbar schüttelt mit dem Kopf. Seiner Meinung nach, ist alles halb so schlimm. Früher oder später sind die Wohnungen abgegrast. Dann brauchen sie die Gefangenen nicht mehr, die sie durchfüttern müssen.
„Sie werden auch Sie wieder laufen lassen. Sie werden sehen! Eine Woche oder etwas länger… Außerdem werden dann die Beamten und Polizisten auf jeden Fall wieder hier sein! Sie können die Stadt doch nicht einfach den Banditen überlassen. Die Banditen da draußen werden sich verantworten müssen… warum sich zusätzlich Probleme aufladen?“
Ich kann seinem Optimismus nichts abgewinnen, obwohl er nicht völlig unbegründet ist. Na gut, wie war das mit dem Wasser?
Ich trinke Wasser und wasche mir das Gesicht. Dann sehe ich mich in der Baracke um. Nichts, was uns weiterhelfen könnten und die zwei Türen, die zu anderen Räumen führen, sind nicht nur abgeschlossen, sondern auch mit Brettern zugenagelt. Ich habe genug gesehen und setze mich auf die Matratze, die an der Wand liegt. Ich war eingeschlafen und wurde mit Fußtritten geweckt. Meine Güte, wird das jetzt zur Tradition?
„Was willst du!“
„Du hast es dir auf meiner Matratze bequem gemacht!“
Ein schmaler, zotteliger Bursche schaut böse auf mich herunter.
„Such dir eine andere Matratze! Da liegen noch mehr!“
„Verpiss dich!“
Die anderen Bewohner der Baracke sehen aus der Ferne zu. Die langweilen sich wohl? Der hätte eine auf die Fresse verdient. Oder vielleicht ist Pawel die Ramme nicht zufällig auf die Füße gefallen? Er hatte es angedeutet. Jetzt bloß keine Prügelei vom Zaun brechen.
„Hier, steck dir deine Matratze sonst wohin!“
Ich stehe auf und wende mich ab, um den Platz zu verlassen. Der Bärtige tritt mit Schwung mit dem Bein nach. Jedenfalls denkt er das. Ich schaffe es, mich rechtzeitig wegzudrehen, er trifft daneben und kracht mit voller Wucht gegen die Barackenwand. Das Metall scheppert dumpf und sofort ertönt von der Tür Gebrüll.
„He, ihr langweilt euch wohl?! Haltet alle die Klappe! Sonst komm ich und sorge ein endgültig für Ordnung!“
Der Schreihals scheint es ernst zu meinen, selbst der Störenfried wird sofort ruhig. Er knirscht mit den Zähnen und kriecht zu Seite.
„Das war ein Fehler!“, rügt mich Pawel vorwurfsvoll: „Wir sollten uns nicht streiten.“
„Ich habe ihm nichts getan! Er hat selbst damit angefangen!“
„Grischa ist unser Brigadier. Den sollte man besser zum Freund haben.“
„Aha, andernfalls bekommt der nächste den Rammbock auf den Fuß?“
Mein Gesprächspartner wendet sich gekränkt ab. Aber es sieht so aus, als hätte ich Recht!
Wenigstens habe ich ausgeschlafen! Wenn auch nicht gerade ruhig. Ich war mehrmals wachgeworden und hatte mich aufgesetzt. Offenbar kein Zufall. Ich hatte das Gefühl, dass jemand über mir steht. Als ich aufwachte, war er schnell verschwunden. Er war ganz still und gab sich nicht zu erkennen. Ich war im Halbschlaf, schrie nicht und sprang nicht auf. Wozu? Lieber nicht auffallen. Ich wartete, aber es geschah nichts.
* * *
„Na ihr elenden Halunken!“ Vor uns stolziert ein rothaariger Bulle auf und ab. „Gratulation zur Verstärkung!“
Er nickt in meine Richtung.
„Deshalb werdet ihr ab jetzt mit dem gebührenden Eifer arbeiten, anstatt zu faulenzen! Ansonsten gibt es das Abendbrot zum Mittagessen! Morgen zum Mittagessen! Fragen? Nein? Dann nehmt die Beine in die Hand und Abmarsch!“
Uns fiel der Eingang eines Plattenbaus zu. Die Wache ließ die Truppe vor dem Haus antreten und wies uns mit wenigen Worten und ohne große Umschweife ein.
Die Rammbockträger gehen voran und steigen die Treppe bis zum höchsten Stockwerk hinauf. Anschließend schlagen sie die Treppe abwärts nacheinander mit dem improvisierten Rammbock alle Wohnungstüren ein. Sie arbeiten sich ohne Pause von Stockwerk zu Stockwerk durch. Die Suchtrupps folgen den Rammbockträgern, jeweils zwei Mann durchsuchen eine Wohnung. Der Wachmann mit der Pistole betritt die Wohnung zuerst und beaufsichtigt den Suchtrupp. Er verlässt die Wohnung als letzter. Ein weiterer Wachmann mit Gewehr steht auf dem höchsten Treppenabsatz und kontrolliert alles, was er sieht.
Das Essen auf dem Tisch oder in geöffneten Konserven kann gegessen werden. Konserven zu öffnen, ist verboten. Sie müssen auf den Treppenabsatz gebracht und sortiert werden. Die Träger tragen sie weg. Das ist ein Sondertrupp der Brigade. Bekleidung wie Jacken, Hosen und Schuhe werden separat abgelegt. Mäntel und Frauenbekleidung sind unnütz und bleiben in der Wohnung. Das Gleiche gilt für die Haushaltsgeräte, die keinen interessieren. Sofern Wertsachen gefunden wurden, ist das dem Wachmann sofort zu melden. Waffen, einschließlich Küchenmesser, dürfen nicht berührt werden, andernfalls droht die Erschießung an Ort und Stelle. Nicht nur dem Übeltäter, sondern dem gesamten Trupp. Für Geld, Wertsachen und Waffen gibt es als Belohnung zwei selbst gewählte Konservendosen. Die Konserven dürfen sofort gegessen werden. Man darf den anderen aber nichts abgeben, sondern werden sie einem sofort wieder abgenommen.
Medikamente sind ein Kapitel für sich. Sie werden ausnahmslos eingesammelt. Alkohol erfordert einen besonders sorgfältigen Umgang. Das war's.
„Noch dumme Fragen? Nein? Los geht's!“
Unser bärtiger Brigadier tritt nach vorn.
„He, ihr da! Du und du“, er zeigt mit dem schmutzigen Finger auf die Betreffenden: „Ihr tragt die Ramme! Und ihr zwei.“
Ich bin auch dabei.
Die Rammer sind nicht zu beneiden. Das ist mir morgens bei den Gesprächen aufgefallen. Sie laufen zwar nicht nach oben und unten wie die Träger, aber sie leiden nicht unter der groben Behandlung der Wachmänner wie die Schlächter, die die Wohnungen ausschlachten. Das war das einzig Positive daran, den berüchtigten Balken zu schleppen (eine ca. siebzig Kilogramm schwere Metallbohle mit angeschweißten Halte— und Tragegriffen). Wenn die Rammer fertig sind, helfen sie den Trägern. Aber keiner von ihnen darf sich in den Wohnungen Sachen aneignen. Das bedeutet, auf der Stelle erschossen zu werden.
Deshalb haben die Ausschlachter die „einträglichste“ (aber auch die riskanteste) Arbeit. Meistens sind das die Kumpel des Brigadiers. Da ich nicht dazu zähle, wurde ich der Ramme zugeteilt.
Ich nähere mich dem Balken und nehme Maß.
„Eh“, sagt der Wachmann.
Er wendet sich dem Brigadier zu.
„Jawohl!“
„Warum hast du diesen Schwächling für die Ramme ausgewählt?“
„Bei uns ist einer ausgefallen.“
„Hast du keinen kräftigeren Arbeiter? Der hat ja nur Haut und Knochen! Rachitis.“
„Kein Problem, der ist stark genug.“
Das Gesicht des Wachmanns verdunkelte sich.
„Willst du frech werden, du Hans Wurst?! Reiß hier nicht das Maul auf, du Pinscher! Was habe ich dir gesagt? Austauschen! Es hat gestern schon gereicht, dass dem strohdummen Brillenträger die Ramme auf das Bein gefallen ist. Oder willst du sie allein schleppen? Das kannst du haben! Na los, Befehl ausführen und zwar wie ein geölter Blitz!“
So wurde ich Träger. Im Prinzip keine schwere Arbeit. Nimm mehr, trag schneller, das ist der Trick. Sei auf der Hut, lass nichts fallen und mach nichts kaputt. Hüte die Flaschen mit Alkohol, andernfalls folgt die Strafe auf dem Fuße. Die Prämie gibt es dagegen, wenn der Haufen Plunder, den wir herumschleppen innerhalb einer Stunde die Hüfthöhe unseres Wachmanns erreicht hat. Wir erhalten ein paar Konservendosen, die er selbst auswählt. Für alle, das heißt für acht Mann. Ein Trostpreis, aber besser als gar nichts. Die Rammer erhalten überhaupt nichts.
Los! Im Laufschritt nach oben und vorsichtig nach unten stapfen, damit nichts verloren geht. Ununterbrochen, denn die Pause ist erst wieder in einer Stunde. Hoch und runter und wieder hoch. Als ich einen Blick in eine der geplünderten Wohnungen werfe, sehe ich an der Wand das Foto eines Mädchens im kurzen Kleid. Auf dem professionellen, großformatigen Foto sieht das Mädchen fast echt aus. Ich kann nicht glauben, dass es das wirklich gegeben hat. Mit diesen hübschen Mädchen sind wir einst ausgegangen. Ninel…. ich spüre förmlich den Duft ihres Parfüms.
„Schneller!“
Ich lauf ja schon. Wieder nach oben. Ich habe Durst, aber es ist verboten, die Wohnungen zu betreten.
„Rauchpause!“
Ein Eimer scheppert über den Asphalt, die Wachmänner haben einen Eimer Wasser organisiert. Etwas abseits schlürft ein Träger den Inhalt einer Konservendose. Seine Beute, eine goldene Uhr, schmückt jetzt das Handgelenk des Hauptmanns der Wache.
Wir haben noch nichts abbekommen. Der Hauptmann befahl die Ausgabe von zwei Packungen Haferflocken, sonst hätten wir jetzt nichts zu beißen. Glück gehabt.
„Schluss mit lustig!“
Und wieder hoch und runter. Die Fahrstühle im Haus funktionieren nicht, vielleicht wurden sie abgeschaltet. In den Wohnungen brennt auch kein Licht, die Wachmänner leuchten mit den Taschenlampen.
„Feierabend!“
Wir haben den gesamten Häuserblock umgekrempelt und werden die Beute nicht auf einmal wegschaffen. Der Chef sieht sich das Diebesgut an und stellt ein paar Mann als Wache ab. Jetzt schleppen wir die Beute bis zum Lager, laden sie ab und holen den nächsten Haufen. Glücklicherweise muss die Ramme nicht zurückgetragen werden, sie wird im nächsten Hauseingang gebraucht. Die Bohle stellen wir in einer Wohnung ab und die Rammer werden Träger.
Noch ein Streifzug. Ich kann kaum noch laufen, aber anstatt uns in die Baracke zu jagen, müssen wir uns in Reih und Glied vor dem Tor aufstellen. Was haben sie sich jetzt wieder ausgedacht? Wenige Minuten später kommt aus dem Gebäude ein Prozessionszug, an dessen Spitze läuft ein stämmiger Mann in Begleitung seiner Kumpane.
„Makar…“, flüstert der Nachbar links neben mir.
„Wer ist das?“
„Das ist der Boss hier, alle anderen sind ihm unterstellt.
Hinter dem Boss läuft niemand anders als Pawel. Das ist aber eine Überraschung!
„Ich begrüße euch alle!“ Makar hebt die Hand.
Die Wachmänner ziehen tierische Gesichter und wir zeigen einstimmig unsere Freude.
„Sicher erinnert ihr euch daran, dass wir versprachen, euch für hervorragende Leistungen die Freiheit zu schenken. Für eure Leistungen zum Wohle der Allgemeinheit! Es ist keine Sünde, das von den säumigen Hausherren verlassene Hab und Gut denen zu geben, die es tatsächlich benötigen. Da werden mir alle zustimmen.“
Beifällige Ausrufe und Zustimmung.
„Es ist soweit!“ Der Boss macht eine theatralische Pause. „Heute darf einer von euch, der arbeitsunfähig ist, nach Hause gehen! Aber er geht nicht mit leeren Händen! Er darf sich Kleidung aussuchen und so viele Lebensmittel mitnehmen, wie er tragen kann.“
Diese Ansprache aus dem Mund des Banditen klingt seltsam.
Auf ein Zeichen des Chefs öffnet sich das Tor des Lagerhauses. Da liegen riesige Kleiderhaufen, weder Damenhüte noch Badeanzüge, sondern genau das, was ein normaler Mensch in dieser Situation gebrauchen kann: feste Schuhe, dicke Hosen und Jacken, Leinenjacken, Lederjacken und sogar militärische Tarnjacken. Rucksäcke und Taschen liegen separat auf einem Haufen. Daneben stehen Lastkarren.
Unter aufmunterndem Beifall der Kumpane und des Chefs betritt Pawel schüchtern das Gebäude. Er wühlt in den Kleiderhaufen. Dann legt er schon mutiger seine Kleidung ab, stülpt sich eine tolle Lederjacke über und sucht sich schöne Schuhe aus. Das ist dumm! Jeder weiß doch, dass er keine schönen, sondern solide Schuhe auswählen sollte, die länger als ein paar Monate halten. Er tauscht seine Hosen gegen neue Hosen ein. Dann darf er den Karren nehmen. Er verschwindet um die Ecke, wo vermutlich die Lebensmittel gelagert werden. Nach zehn Minuten ist er wieder da. Der Karren ist voll beladen und lässt sich kaum über den Asphalt schieben.
„Da seht ihr es!“ Makar reibt sich triumphierend die Hände. „Arbeitet fleißig und auf euch wartet ebenfalls eine Belohnung!“
Das Tor öffnet sich quietschend.
„Klette und Glotzauge, begleitet den Kerl! Passt auf, dass ihm keiner was zuleide tut“, befiehlt der Boss: „Wir wollen nicht in Verruf kommen!“
Pawel traut seinen Augen kaum! Sie lassen ihn mit dem voll beladenen Karren gehen! Andere zu überzeugen ist eine Sache, sich selbst von der Richtigkeit der eigenen Worte zu überzeugen ist etwas ganz anderes. Das ist für manchen Schwätzer zu viel des Guten! Er lächelt unsicher, winkt uns und wendet sich dem Ausgang zu. Als er die Hand wieder herunternimmt sehe ich auf der rechten Jackentasche das lustige Abzeichen mit dem lächelnden Bären. Meine Kollegin im Büro trug dieses Zeichen auch, deshalb habe ich es wiedererkannt. Das Abzeichen einer Jugendbewegung… ich kann mich aber nicht genau erinnern, welcher.
Das Abendessen war ganz gut, bestimmt aufgrund des feierlichen Anlasses. Und dann… war die Feier schnell vorbei. Als wir in die Baracke eintraten, schlug mir einer hart ins Genick. Als ich zu mir kam, fand ich mich in einiger Entfernung vom Eingang wieder. Es tropft… liege ich neben der Toilette?
„Er ist zu sich gekommen…“.
Ich kann mich nicht rühren. Einer sitzt auf meinen Beinen und der andere hält meine Hände fest.
„Hör zu, du Klugscheißer“, tönt die Stimme des Brigadiers durch die Dunkelheit: „Morgen meldest du dich zum Rammbocktragen! Verstanden?“
„Das hängt nicht von mir ab! Das entscheidet der Hauptmann der Wache.“
„Egal, wer darüber entscheidet. Du äußerst einfach den Wunsch! Ist dir das klar?!“
„Klar wie Kloßbrühe.
„Hm, hm.“ Der Zottelkopf räuspert sich: „Verpasst ihm eine Packung… damit er es besser versteht und nicht für einen Scherz hält.“
Sie schlugen auf mich ein. Ich konnte danach kaum einschlafen.
Morgens beim Appell schaue ich in die Gesichter in der ersten Reihe. Wer hat gestern auf meinen Beinen gesessen und wer meine Hände festgehalten? Außerdem hat von denen auch noch einer zugeschlagen. Es müssen mindestens drei gewesen sein. Was jetzt? Wir sollten uns unter diesen Bedingungen gegenseitig unterstützen! Sollten… Die Wirklichkeit sieht anders aus. Hier kämpft offenbar jeder nur für sich selbst. Erst bist du dran und dann ich. So hieß das glaube ich früher bei den Lagersträflingen. Das habe ich irgendwo gelesen. Vermutlich fällt die Ramme demnächst auf meinen Fuß. Ich bezweifle allerdings, dass es mir ähnlich ergehen wird wie diesem Glückspilz Pawel.
Wir stapfen den Weg entlang. Es ist unangenehm sich hier umzusehen. Als ob ich das nicht schon gesehen hätte? Vielleicht entdeckte ich gerade deshalb den hellen Fleck auf dem Weg bzw. am Straßenrand. Ich habe ein gutes visuelles Gedächtnis. Das war bei meinem Job sehr nützlich. Ich sah auf dem Bildschirm schnell die kleinsten Details. Beispielsweise entdeckte ich den Längenunterschied der Zeilen immer als erster, selbst wenn er nur eine oder zwei Ziffern betrug Der Fleck befand sich nicht genau am Straßenrand, sondern im Graben am Straßenrand. Ich lief langsamer und plötzlich war meine Kehle wie ausgetrocknet.
Der Bär! Der Bär auf der Jacke unseres Glückskinds! Aha, und rote Flecken im Sand. Wetten, die waren hier gestern noch nicht zu sehen. Ich musste eine schwere Tasche mit Plunder schleppen und hatte den Blick gesenkt. Genau an dieser Stelle. Der Weg führt hier außerdem direkt zu einer Schlucht.
Auf diesem Weg begleiteten ihn somit Makars Schergen gestern. Was jetzt? Soll ich es den anderen sagen und sie um ihre letzte Hoffnung bringen? Dafür ersticken sie mich nachts mit der Matratze. Der Brigadier ist möglicherweise im Bilde oder ahnt es wenigstens. Er schwärzt mich als Aufrührer bei der Wache an, und ich werde die Baracke nicht mehr erreichen.
„Ich bin bereit, die Ramme zu tragen!“
„Halt die Klappe, du Kadaver…“, winkt der Hauptmann gleichgültig ab: „Trainiere erstmal mit den Konserven!“
Hinter meinem Rücken schnieft der Brigadier. Am Abend erwartet mich eine weitere Erziehungsprozedur. Wer weiß, ob ich danach wieder aufstehe. Schon gut, ich habe verstanden.
Und wieder geht es hoch und runter. Im Hof hallt das Krachen der Ramme wider. Wo sind sie jetzt? Im vierten Stockwerk. Zu früh… ich habe es nicht eilig. Mein Partner stößt mich in den Rücken. Los, steh nicht herum! Ich lauf ja schon.