
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Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3
«Und ist es dann nicht so«, sagte die Mutter ganz leise,»und ist es nicht so, als ob wir durch die Entfernung der Möbel zeigten, dass wir jede Hoffnung auf Besserung aufgeben und ihn rücksichtslos sich selbst überlassen? Es ist das beste, wir suchen das Zimmer genau in dem Zustand zu erhalten, in dem es früher war, damit Gregor, wenn er wieder zu uns zurückkommt, alles unverändert findet«.
Beim Anhören dieser Worte der Mutter erkannte Gregor, dass der Mangel jeder unmittelbaren menschlichen Ansprache, im Laufe dieser zwei Monate seinen Verstand verwirren hat. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er ernsthaft wollte, dass sein Zimmer ausgeleert war. Er hatte wirklich Lust, das warme Zimmer in eine Höhle verwandeln zu lassen. Er wird freilich nach allen Richtungen ungestört kriechen!
Aber die Schwester war leider anderer Meinung. Sie hatte sich angewöhnt, bei Besprechung der Angelegenheiten Gregors als besonders Sachverständige gegenüber den Eltern aufzutreten. So war auch jetzt der Rat der Mutter für die Schwester Grund genug, auf der Entfernung nicht nur des Kastens und des Schreibtisches, sondern auf der Entfernung sämtlicher Möbel, mit Ausnahme des Kanapees, zu bestehen. Es war natürlich nicht nur kindlicher Trotz und das Selbstvertrauen, das sie zu dieser Forderung bestimmte. Sie hatte doch auch tatsächlich beobachtet, dass Gregor viel Raum zum Kriechen brauchte.
Vielleicht aber spielte auch der schwärmerische Sinn der Mädchen ihres Alters mit, der bei jeder Gelegenheit seine Befriedigung sucht. Wollte sie die Lage Gregors noch schreckenerregender machen? Um dann noch mehr für ihn leisten. Denn in einen Raum, in dem Gregor ganz allein ist, wird wohl kein Mensch außer Grete jemals eintreten.
Und so ließ sie sich von ihrem Entschlusse durch die Mutter nicht abbringen. In diesem Zimmer schien die Mutter unsicher. Sie verstummte und half der Schwester nach Kräften beim Hinausschaffen des Kastens. Nun, den Kasten konnte Gregor noch entbehren. Aber muss der Schreibtisch bleiben! Kaum hatten die Frauen mit dem Kasten das Zimmer verlassen, als Gregor den Kopf unter dem Kanapee hervorstieß.
Zum Unglück war es gerade die Mutter, welche zuerst zurückkehrte, während Grete im Nebenzimmer den Kasten hielt und ihn allein hin und her schwang. Die Mutter aber war Gregors Anblick nicht gewöhnt. Er könnte sie krank machen. So eilte Gregor erschrocken im Rückwärtslauf bis an das andere Ende des Kanapees. Das Leintuch bewegte sich vorne ein wenig. Das genügte, um die Mutter aufmerksam zu machen. Sie stockte, stand einen Augenblick still und ging dann zu Grete zurück.
XII
Trotzdem sich Gregor immer wieder sagte, dass ja nichts Außergewöhnliches geschehe, sondern man nur ein paar Möbel umgestellt, wirkte doch dieses Hin- und Hergehen der Frauen, ihre kleinen Zurufe, das Kratzen der Möbel auf dem Boden, wie ein großer Trubel auf ihn. Er zog an sich seinen Kopf und Beine. Er drückte den Leib bis an den Boden. Und sagte er:
«Das kann ich nicht lange aushalten«.
Sie räumten ihm sein Zimmer aus. Sie nahmen ihm alles, was ihm lieb war. Den Kasten, in dem die Laubsäge und andere Werkzeuge lagen, hatten sie schon hinausgetragen. Sie lockerten jetzt den Schreibtisch, an dem er als Handelsakademiker, als Bürgerschüler, ja sogar schon als Volksschüler seine Aufgaben geschrieben hatte. Da hatte er wirklich keine Zeit mehr, die guten Absichten zu prüfen, welche die zwei Frauen hatten. Und die Frauen arbeiteten schon stumm. Man hörte nur das schwere Tappen ihrer Füße.
Die Frauen stützten sich gerade im Nebenzimmer an den Schreibtisch, um ein wenig zu verschnaufen. Und so brach er denn hervor. Er wechselte viermal die Richtung des Laufes. Er wusste wirklich nicht, was er zuerst retten soll. Da sah er das Bild. Das war eine Dame in Pelzwerk. Er kroch eilends hinauf und presste sich an das Glas. Das festhielt ihn. Das tat seinem heißen Bauch wohl. Dieses Bild wenigstens, dass Gregor jetzt ganz verdeckte, wird nun gewiss niemand wegnehmen. Er verdrehte den Kopf nach der Tür des Wohnzimmers, um die Frauen bei ihrer Rückkehr zu beobachten.
Sie kamen schon wieder. Grete hatte den Arm um die Mutter gelegt und trug sie fast.
«Also was nehmen wir jetzt?«, sagte Grete und sah sich um.
Da kreuzten sich ihre Blicke mit denen Gregors an der Wand. Grete behielt ihre Fassung. Sie beugte ihr Gesicht zur Mutter, um diese vom Herumschauen abzuhalten. Dann sagte sie:
«Komm, wollen wir nicht lieber noch ins Wohnzimmer zurückgehen?«
Die Absicht Gretes war für Gregor klar. Sie wollte die Mutter in Sicherheit bringen und dann ihn von der Wand hinunterjagen. Ha! Er saß auf seinem Bild und gab es nicht her. Lieber wird er Grete ins Gesicht springen.
Aber Gretes Worte hatten die Mutter erst recht beunruhigt. Sie trat zur Seite, erblickte den riesigen braunen Fleck auf der geblümten Tapete. Sie rief, ehe sie sah, dass das Gregor war, mit schreiender, rauer Stimme:
«Ach Gott, ach Gott!«
Dann fiel sie mit ausgebreiteten Armen über das Kanapee hin und rührte sich nicht.
«Du, Gregor!«rief die Schwester mit erhobener Faust und eindringlichen Blicken.
Es waren die ersten Worte, die sie an ihn gerichtet hatte. Sie lief ins Nebenzimmer, um irgendeine Essenz zu holen, mit der sie die Mutter aus ihrer Ohnmacht wecken könnte. Zur Rettung des Bildes war noch Zeit. Gregor wollte auch helfen. Er klebte aber fest an dem Glas und musste sich mit Gewalt losreißen. Er lief dann auch ins Nebenzimmer. Wollte er der Schwester irgendeinen Rat geben, wie in früherer Zeit? Während sie in verschiedenen Fläschchen kramte, erschreckte er sie, als sie sich umdrehte. Eine Flasche fiel auf den Boden und zerbrach. Ein Splitter verletzte Gregor im Gesicht. Irgendeine ätzende Medizin umfloss ihn. Grete nahm nun soviel Fläschchen, als sie nur halten konnte, und rannte mit ihnen zur Mutter hinein. Die Tür schlug sie mit dem Fuße zu.
Gregor war nun von der Mutter abgeschlossen. War sie durch seine Schuld vielleicht nahe dem Tod? Die Tür durfte er nicht öffnen. Die Schwester muss bei der Mutter bleiben. Er hatte jetzt nichts zu tun, als zu warten. Er begann er zu kriechen, überkroch alles, Wände, Möbel und Zimmerdecke und fiel endlich in seiner Verzweiflung mitten auf den großen Tisch.
Es verging eine kleine Weile. Gregor lag matt da. Ringsherum war es still. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Da läutete es. Das Mädchen war natürlich in ihrer Küche eingesperrt. Grete ging daher öffnen. Der Vater war gekommen.
«Was ist geschehen?«waren seine ersten Worte.
Gretes Aussehen hatte ihm wohl alles verraten. Grete antwortete mit dumpfer Stimme. Sie drückte ihr Gesicht an des Vaters Brust:
«Die Mutter war ohnmächtig, aber es geht ihr schon besser. Gregor ist ausgebrochen.«
«Ich habe es ja erwartet«, sagte der Vater,»ich habe es euch ja immer gesagt! Aber ihr Frauen wollt nicht hören.«
Gregor war es klar, dass der Vater Gretes kurze Mitteilung schlecht gedeutet hatte. Deshalb musste Gregor den Vater jetzt besänftigen.
Gregor flüchtete sich zur Tür seines Zimmers und drückte sich an sie. Beim Eintritt vom Vorzimmer wird der Vater her gleich sehen, dass Gregor die beste Absicht hat, sofort in sein Zimmer zurückzukehren. Das ist nicht nötig, ihn zurückzutreiben. Man muss nur die Tür öffnen, und er wird gleich verschwinden.
Aber der Vater war nicht in der Stimmung, solche Feinheiten zu bemerken.
«Ah!«rief er gleich beim Eintritt.
Gregor zog den Kopf von der Tür zurück und hob ihn gegen den Vater. So hatte er sich den Vater wirklich nicht vorgestellt, wie er jetzt dastand. Trotzdem, trotzdem, war das noch der Vater? Der gleiche Mann, der müde im Bett lag, wenn früher Gregor zu einer Geschäftsreise ausgerückt war? Der ihn an Abenden der Heimkehr im Schlafrock im Lehnstuhl empfangen hatte? Er hatte nur die Arme zum Zeichen der Freude gehoben. An ein paar Sonntagen im Jahr und an den höchsten Feiertagen ging er zwischen Gregor und der Mutter, in seinen alten Mantel. Fast immer stand er still und versammelte um sich seine Begleitung.
XIII
Nun aber war er recht gut aufgerichtet[65]. Über dem hohen steifen Kragen des Rockes entwickelte sich sein starkes Doppelkinn. Unter den buschigen Augenbrauen drang der Blick der schwarzen Augen frisch und aufmerksam hervor. Das weiße Haar war zu einer peinlich genauen, leuchtenden Scheitelfrisur niedergekämmt. Er warf seine Mütze über das ganze Zimmer auf das Kanapee hin und ging mit verbissenem Gesicht auf Gregor zu.
Er wusste selbst nicht, was zu tun. Immerhin hob er die Füße ungewöhnlich hoch. Gregor staunte über die Riesengröße seiner Stiefelsohlen. Gregor wusste ja noch vom ersten Tage seines neuen Lebens her, dass der Vater ihm gegenüber nur die größte Strenge für angebracht ansah. Und so lief er vor dem Vater her, stockte, wenn der Vater stehen blieb, und eilte schon wieder vorwärts, wenn sich der Vater nur rührte. So machten sie mehrmals die Runde um das Zimmer. Das war keine Verfolgung. Jetzt blieb Gregor auf dem Fußboden. Eine Flucht auf die Wände oder den Plafond ist besondere Bosheit.
Allerdings musste sich Gregor sagen, dass er sogar dieses Laufen nicht lange aushalten kann. Während der Vater einen Schritt machte, musste er eine Unzahl von Bewegungen ausführen. In seiner Stumpfheit dachte er an eine Rettung. Als er nun so dahintorkelte, um alle Kräfte für den Lauf zu sammeln – da flog knapp neben ihm irgendetwas nieder und rollte vor ihm her. Es war ein Apfel. Gleich flog ihm ein zweiter nach. Gregor blieb vor Schrecken stehen. Ein Weiterlaufen war nutzlos, denn der Vater hatte sich entschlossen, ihn zu bombardieren.
Aus der Obstschale auf der Kredenz hatte er sich die Taschen gefüllt und warf nun Apfel für Apfel[66]. Diese kleinen roten Äpfel rollten auf dem Boden herum und stießen aneinander. Ein Apfel streifte Gregors Rücken, glitt aber unschädlich ab. Und ein Apfel drang förmlich in Gregors Rücken ein. Gregor wollte sich weiterschleppen. Doch fühlte er sich wie festgenagelt. Er streckte sich in vollständiger Verwirrung aller Sinne.
Nur mit dem letzten Blick sah er noch, wie die Tür seines Zimmers aufgerissen wurde. Vor der schreienden Schwester hervoreilte die Mutter. Sie war im Hemd, denn die Schwester hatte sie entkleidet. Dann lief die Mutter auf den Vater zu. Sie drang auf den Vater ein. Die Mutter bat um Schonung von Gregors Leben. Nun versagte aber Gregors Sehkraft schon.
Gregor hatte die schwere Verwundung. Der Apfel blieb im Fleische sitzen, da ihn niemand zu entfernen wagte. Aber Gregor war ein Familienmitglied, das man nicht wie einen Feind behandeln durfte. Man muss alles dulden.
Und nun hatte Gregor durch seine Wunde an Beweglichkeit wahrscheinlich für immer verloren. Zur Durchquerung seines Zimmers brauchte er lange Minuten wie ein alter Invalide. An das Kriechen in der Höhe war nicht zu denken[67]. Aber bekam er für diese Verschlimmerung seines Zustandes einen vollständig genügenden Ersatz dadurch. Immer gegen Abend öffneten sie die Wohnzimmertür. So lag er im Dunkel seines Zimmers liegend und kann er die ganze Familie beim beleuchteten Tische sehen und ihre Reden anhören.
Freilich waren es nicht mehr die lebhaften Unterhaltungen der früheren Zeiten, an die Gregor in den kleinen Hotelzimmern stets mit einigem Verlangen gedacht hatte. Es ging jetzt meist nur sehr still zu. Der Vater schlief bald nach dem Nachtessen in seinem Sessel ein. Die Mutter und Schwester ermahnten einander zur Stille. Die Mutter nähte feine Wäsche für ein Modengeschäft. Die Schwester hatte eine Stellung als Verkäuferin angenommen. Am Abend lernte sie Stenographie und Französisch, um vielleicht später einmal einen besseren Posten zu erreichen. Manchmal wachte der Vater auf. Dann sagte er zur Mutter:
«Wie lange du heute schon wieder nähst!«
Dann schlief er sofort wieder ein, während Mutter und Schwester einander müde zulächelten.
Der Vater weigerte sich, auch zu Hause, seine Dieneruniform abzulegen. Während der Schlafrock nutzlos am Kleiderhaken hing, schlummerte der Vater auf seinem Platz. Er war immer zu seinem Dienst bereit. Wartete er hier auf die Stimme des Vorgesetzten? Infolgedessen verlor die Uniform an Reinlichkeit – trotz aller Sorgfalt von Mutter und Schwester. Gregor sah oft ganze Abende lang auf dieses leuchtende Kleid, in dem der alte Mann unbequem und doch ruhig schlief.
XIV
Sobald die Uhr zehn schlug, suchte die Mutter durch leise Zusprache den Vater zu wecken und dann zu überreden, ins Bett zu gehen. Hier war es doch kein richtiger Schlaf. Aber in dem Eigensinn bestand der Vater immer darauf noch länger bei Tisch zu bleiben, trotzdem er regelmäßig einschlief. Er war dann überdies nur mit der größten Mühe zu bewegen, den Sessel mit dem Bett zu vertauschen. Da mochten Mutter und Schwester mit kleinen Ermahnungen noch auf ihn eindringen. Viertelstundenlang schüttelte er langsam den Kopf hielt. Er hatte die Augen geschlossen. Er stand nicht auf. Die Mutter zupfte ihn am Ärmel, sagte ihm Schmeichelworte ins Ohr. Die Schwester verließ ihre Aufgabe, um der Mutter zu helfen. Aber beim Vater verfing das nicht. Er versank nur noch tiefer in seinen Sessel.
Erst bis ihn die Frauen unter den Achseln fassten, schlug er die Augen auf. Er sah abwechselnd die Mutter und die Schwester an und sagte:
«Das ist ein Leben. Das ist die Ruhe meiner alten Tage.«
Und hat er auf die beiden Frauen gestützt. Er erhob sich, umständlich, ließ sich von den Frauen bis zur Türe führen, winkte ihnen dort ab und ging nun selbständig weiter. Die Mutter hat ihr Nähzeug hinwarfen. Und die Schwester hat ihre Feder eiligst hinwarfen, um hinter dem Vater zu laufen und ihm weiter behilflich zu sein.
Wer hatte in dieser Familie Zeit, sich um Gregor mehr zu kümmern, als unbedingt nötig war? Der Haushalt wurde immer mehr eingeschränkt. Das Dienstmädchen wurde nun doch entlassen. Eine riesige knochige Bedienerin mit weißem Haar kam des Morgens und des Abends, um die schwerste Arbeit zu leisten. Alles andere besorgte die Mutter neben ihrer vielen Näharbeit. Es geschah sogar, dass verschiedene Familienschmuckstücke, welche früher die Mutter und die Schwester überglücklich bei Unterhaltungen und Feierlichkeiten getragen hatten, verkauft wurden. Gregor erfuhr das am Abend aus der allgemeinen Besprechung der erzielten Preise. Die größte Klage war aber stets, dass man diese große Wohnung nicht verlassen konnte. Es war nicht auszudenken, wie man Gregor übersiedeln soll. Aber Gregor sah wohl ein, dass es nicht nur die Rücksicht auf ihn war, welche eine Übersiedlung verhinderte. Man kann ihn doch in einer Kiste leicht transportieren. Das war die völlige Hoffnungslosigkeit.
Was die Welt von armen Leuten verlangt, erfüllten sie bis zum äußersten. Der Vater holte den kleinen Bankbeamten das Frühstück. Die Mutter opferte sich für die Wäsche fremder Leute. Die Schwester lief nach dem Befehl der Kunden hinter dem Pult hin und her. Aber weiter reichten die Kräfte der Familie schon nicht. Und die Wunde im Rücken fing Gregor wie neu zu schmerzen an, wenn Mutter und Schwester nahe zusammenrückten, schon Wange an Wange saßen. Wenn jetzt die Mutter, auf Gregors Zimmer zeigend, sagte:
«Mach' dort die Tür zu, Grete«.
Wenn nun Gregor wieder im Dunkel war, während nebenan die Frauen ihre Tränen vermischten[68] oder gar tränenlos den Tisch anstarrten.
Die Nächte und Tage verbrachte Gregor fast ganz ohne Schlaf. Manchmal dachte er daran, beim nächsten Öffnen der Tür die Angelegenheiten der Familie ganz so wie früher wieder in die Hand zu nehmen. In seinen Gedanken erschienen wieder nach langer Zeit der Chef und der Prokurist, die Kommis und die Lehrjungen, der Hausknecht, zwei, drei Freunde aus anderen Geschäften, ein Stubenmädchen aus einem Hotel in der Provinz, eine liebe, flüchtige Erinnerung, eine Kassiererin aus einem Hutgeschäft, um die er sich ernsthaft beworben hatte. Sie alle erschienen untermischt mit Fremden oder schon Vergessenen. Aber statt ihm und seiner Familie zu helfen, waren sie sämtlich unzugänglich. Er war froh, wenn sie verschwanden.
Dann aber war er wieder gar nicht in der Laune, sich um seine Familie zu sorgen. Wut über die schlechte Wartung erfüllte ihn. Er konnte sich nichts vorstellen, worauf er Appetit gehabt hatte. Aber machte er doch Pläne, wie er in die Speisekammer gelangen kann, um dort zu nehmen, was ihm immerhin gebührte.
Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen kann, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein. Das Aufräumen des Zimmers, das sie nun immer abends besorgte, war sehr schnell. Schmutzstreifen zogen sich die Wände entlang, überall lagen Knäuel von Staub und Unrat. In der ersten Zeit stellte sich Gregor bei der Ankunft der Schwester in derartige besonders bezeichnende Winkel, um ihr durch diese Stellung gewissermaßen einen Vorwurf zu machen. Aber er kann wohl wochenlang dort bleiben. Die Schwester sah ja den Schmutz genau so wie er, aber sie hatte sich eben entschlossen, ihn zu lassen.
Dabei wachte sie mit einer Empfindlichkeit, dass das Aufräumen von Gregors Zimmer ihr vorbehalten blieb. Einmal hatte die Mutter Gregors Zimmer einer großen Reinigung unterzogen, die ihr nur nach Verbrauch einiger Kübel Wasser gelungen war. Die viele Feuchtigkeit kränkte allerdings Gregor. Er lag breit, verbittert und unbeweglich auf dem Kanapee. Aber die Strafe blieb für die Mutter nicht aus[69].
Kaum hatte am Abend die Schwester die Veränderung in Gregors Zimmer bemerkt, als sie ins Wohnzimmer lief. Trotz der beschwörend erhobenen Hände der Mutter, brach sie in einen Weinkrampf aus. Die Eltern waren aufgeschreckt. Zuerst sahen sie erstaunt und hilflos zu. Dann fingen sie sich zu rühren an. Der Vater machte der Mutter Vorwürfe, dass sie Gregors Zimmer nicht der Schwester zur Reinigung überließ. Er links schrie auch die Schwester an:
«Du darfst niemals mehr Gregors Zimmer reinigen!«
Die Mutter suchte den Vater ins Schlafzimmer zu schleppen. Die Schwester bearbeitete den Tisch mit ihren kleinen Fäusten. Gregor zischte laut vor Wut darüber, dass es keinem einfiel, die Tür zu schließen und ihm diesen Anblick und Lärm zu ersparen.
XV
Aber selbst wenn die Schwester, erschöpft von ihrer Berufsarbeit, dessen überdrüssig war, für Gregor, wie früher, zu sorgen, so könnte noch keineswegs die Mutter für sie eintreten. Und Gregor war doch nicht vernachlässigt. Denn nun war die Bedienerin da. Diese alte Witwe hatte keinen eigentlichen Abscheu vor Gregor. Einmal hatte sie zufällig die Tür von Gregors Zimmer aufgemacht und sah ihn. Im Anblick Gregors, der hin und herzulaufen begann, stand sie still. Seitdem versäumte sie nicht, morgens und abends die Tür ein wenig zu öffnen und zu Gregor hineinzuschauen.
Anfangs rief sie ihn auch zu sich herbei, mit Worten, die sie wahrscheinlich für freundlich hielt, wie:
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Примечания
1
das Ungeziefer – мерзкое насекомое
2
panzerartig – похожий на панцирь
3
von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch – живот, разделенный дугообразными чешуйками
4
Was ist mit mir geschehen? – Что со мной случилось?
5
der Reisender – коммивояжер
6
vor kurzem – недавно
7
Es stellte eine Dame dar. – Там была изображена дама.
8
Aber schaukelte er immer in die Rückenlage zurück. – Но он опять сваливался на спину.
9
Tag ein, Tag aus auf der Reise. – Изо дня в день в разъездах.
10
als im eigentlichen Geschäft zu Hause – чем на месте, в торговом доме
11
die Zuganschlüsse – стыковки поездов
12
Der Teufel soll das alles holen! – Черт бы все это побрал!
13
Haremsfrauen – наложницы
14
auf der Stelle – сразу же
15
von Grund des Herzens – от всего сердца
16
vom Pult – с конторки
17
Dann wird der große Schnitt gemacht. – Вот тогда-то я с этим и покончу.
18
Himmlischer Vater! – Отец Небесный! Боже правый!
19
ein Donnerwetter des Chefs war nicht zu vermeiden – разноса от шефа было не избежать
20
Es war eine Kreatur des Chefs. – Это был ставленник шефа.
21
der Krankenkassenarzt – врач из больничной кассы
22
bei diesen Umständen – в этих условиях
23
nach einer kleinen Weile – через несколько мгновений
24
Ist dir nicht wohl? – Тебе нездоровится?
25
so war es das erste, dass es sich streckte – так она первым делом вытягивалась
26
Dies gelang auch leicht. – Это легко удалось.
27
um keinen Preis – ни в коем случае
28
aus dem Anblick des Morgennebels – из вида утреннего тумана
29
fiel ihm ein – ему пришло в голову
30
kaum das Gleichgewicht noch erhielt – едва сохранял равновесие
31
der Prokurist – управляющий
32
der Lehrjunge – подмастерье
33
wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt – когда он занимается выпиливанием по дереву
34
im Laufe von zwei, drei Abenden – в течение двух-трех вечеров
35
hoffentlich ist es nichts Ernstes – будем надеяться, что ничего серьезного
36
aus geschäftlichen Rücksichten – из деловых соображений (в интересах дела)
37
den Posten zu verlieren – потерять место работы
38
im Namen Ihrer Eltern – от имени ваших родителей
39
ganz und gar – целиком и полностью
40
unter vier Augen – с глазу на глаз
41
der Achtuhrzug – восьмичасовой поезд
42
Halten Sie sich nur nicht auf. – Вы только не задерживайтесь.
43
Haben Sie die Güte. – Будьте так любезны.
44
taten ihm wohl – подействовали на него благотворно
45
Immer nur heran, fest an das heran! – Ну-ка давай, ну-ка поднатужься!
46
der Türflügel – дверная створка
47
in der Klemme – в беде
48
das Heidengeld – бешеные деньги
49
hing doch davon ab – от этого зависело
50
der Damenfreund – дамский угодник
51
ein körperliches Wohlbehagen – удобство в теле
52
das Füßestampfen – топанье ногами
53
von der Ferne – издали
54
fixe Idee – навязчивая идея
55
auf diese Weise – таким образом
56
war wundgerieben – изранен
57
auf den Fußspitzen – на цыпочках
58
in ihrer Güte – по своей доброте
59
es kostete ihn große Selbstüberwindung – это стоило ему больших усилий
60
wie der eine den anderen vergebens zum Essen aufforderte – как они уговаривали друг друга поесть
61
der Kommis – приказчик
62
man hatte sich eben daran gewöhnt – к этому все привыкли
63
wie er sich diesmal benommen hatte – как он на этот раз себя вел
64
kreuz und quer – вдоль и поперек