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Schmelzendes Eis
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Schmelzendes Eis

3

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Schmelzendes Eis

„Genau.“

„Das ist wirklich schlimm“, stimmte Andrew zu.

„Ihr zwei könnt euch ruhig lustig machen, aber keiner von euch war mit Lilith, geborene Lillian verheiratet.“

„Stimmt, wir haben beide eine glückliche Ehe.“

„Habt ihr irgendeinen Ratschlag, wie ich jemanden finden kann?“

„Die Art und Weise, wie man eine Frau umwirbt, hat sich nicht geändert.“

„Ich muss es vergessen haben. Ich habe jemandem einen Antrag gemacht und sie hat mich abgelehnt. Und sie hat mich sehr vehement abgelehnt.“

Easton hob seine Augenbrauen. „Vehement?“

„Sie sagte meinem Anwalt, sie würde lieber in der Hölle schmoren, als mein Angebot anzunehmen.“

Andrew klang, als würde er sich verschlucken. Easton räusperte sich.

„Und hat diese Lady Hinweise gegeben, dass sie auf einen Antrag wartete?“

„Ich habe sie nie getroffen“, gestand Benedict.

Easton und Andrew schwiegen.

„Sagt schon“, verlangte Benedict. „Ich kann doch sehen, dass ihr etwas sagen wollt.“

„Warum machst du jemandem einen Antrag, dem du noch nie vorgestellt worden bist?“, wollte Easton wissen.

Benedict ließ einen tiefen Seufzer der Verärgerung hören.

„Zum Teufel, ihr wisst doch warum! Ich will mit Hochzeit und Ehe nichts zu tun haben. Es ist vollkommen unerheblich, wer die Lady ist, solange sie von guter Herkunft ist. Ich will kein Anhängsel haben. In keinster Weise.“ Er wurde deutlicher, „Das wurde auf diese Weise schon seit Jahren so gemacht!“

„Darf ich vorschlagen, dass du dein Anliegen persönlich vorträgst, nachdem ihr euch vorgestellt worden seid?“

Benedict fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich nehme an, das muss ich wohl. Ich habe niemals damit gerechnet, dass mein Antrag abgelehnt werden würde. Das ist fürchterlich arrogant, ich weiß.“

„Das ist verständlich, da bin ich sicher“, sagte Andrew sarkastisch.

„Darf ich fragen, wie du deine zukünftige Braut ausgewählt hast?“ Easton hob eine Augenbraue fragend an.

„Hughes hat das natürlich gemacht. Er hat mir eine Liste gemacht und ich habe ihn darum gebeten, diskret zu sein.“

Easton und Andrew tauschten Blicke aus. „Du weißt überhaupt nichts über die Ladys auf deiner Liste?“

Benedict schüttelte den Kopf. „Nur, dass die erste auf der Liste aussieht wie ein Pferd und kichert.“

„Heilige Mutter Gottes“, sagte Andrew anerkennend. „Ich gehe davon aus, sie ist nicht diejenige, der du den Antrag gemacht hast?“, fragte er nach.

„Nein, aber ich glaube, ich kann sie nicht ausschließen. Ich bin fast versucht, diejenige kennenzulernen, der ich das Angebot gemacht habe. Irgendetwas in mir sagt mir, ich solle mich beweisen, so albern wie sich das anhört. Mein Stolz will ihr zeigen, dass sie Unrecht hat.“

„Und was würdest du tun, um sie zu überzeugen? Möchtest du erreichen, dass sie ihre Entscheidung bereut?“

Er zuckte mit den Schultern, so gar nicht wie ein Edelmann. Dies war einer der wenigen Orte, an denen er seine herzogliche Maske ablegen konnte.

„Kennst du überhaupt ihren Namen?“

Er schüttelte den Kopf.

„Ich glaube, Hughes sagte, es wäre Ashburys Tochter. Ich bin nicht mit Ashbury bekannt, aber Hughes versichert mir, dass sein Ruf tadellos sei.“ Die ganze Angelegenheit klang geschmacklos, wenn er es jemand anderem erklären musste. Er ärgerte sich und war von sich selbst angewidert. Er war es nicht gewohnt, seine Entscheidungen in Frage zu stellen.

„Ich verstehe, dass du keine Liebesheirat wünschst, aber es wäre angebracht, dass du ein wenig Zeit für die Brautschau aufbringst. Ich werde vermutlich Olivia mit uns zurück in die Stadt nehmen, von daher kann ich mit dir zusammen leiden, falls du uns begleiten möchtest.“

„Charlotte sollte ebenfalls in die Stadt gehen. Aber ich weiß nicht, ob ich das noch einmal durchmachen kann. Was ist, wenn mich dieses Mädchen wegen meines Rufes ablehnt? Es wird nicht besser, wenn die Gerüchte wieder aufkochen.“

„Ich glaube, du machst dir zu viel Gedanken. Deine Einsiedelei schürt die Gerüchte an.“

„Die Leute sehen den Dukes einiges nach“, bemerkte Andrew.

„Nicht, dass es etwas gab, was man hätte übersehen müssen. Der Fehler lag nicht bei dir“, fügte Easton hinzu.

Benedict lachte kurz, zog seinen Mantel und seine Weste aus und rollte sich die Ärmel hoch. „Ich glaube, es gibt keine andere Lösung.“

Er zog einige Karotten aus seiner Tasche, die er noch von der Reise mit sich trug. Er versuchte sich dem Hengstfohlen zu nähern und hielt ihm das süße Angebot auf seiner Hand entgegen. Das junge Pferd war bei einem Fremden noch panischer. Es trat aus und sprang auf der Koppel umher, bevor es auf das Tor zu galoppierte. Seine Hinterbeine rutschten auf dem schlammigen Fleck aus und besprühten Benedict, der hastig zurücksprang. Kalte, nasse Erde klatschte auf Benedicts Gesicht und seine Vorderseite. Auf welch wunderbare Art er sich vor Elly würde verbeugen müssen!

Gelächter dröhnte in seinen Ohren. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche, wischte sich den Schlamm aus den Augen und sah Easton und Andrew, die laut lachten. Sie waren es gewohnt, ihn immer tadellos gekleidet zu sehen, daher würden sie sich in dieser Situation zweifelsohne auf seine Kosten gründlich amüsieren.

Er konnte nichts weiter tun, als selbst über den absurden Anblick zu lachen, den er vermutlich gerade bot. Gedemütigt ging er zurück zum Zaun.

„Nun gut“, er hob die Hände hoch. „Ich habe mein Talent verloren.“

„Das haben wir auch, mein Freund. Das haben wir auch.“

„Vielleicht sollten wir Elly um Hilfe bitten. Sie hat ihre eigene Art mit ihnen“, schlug Andrew vor.

Easton seufzte. „Das werden wir wohl müssen.“

Die Männer drehten sich um, als sie Hufe auf dem Rasen hörten und sahen, wie Jolie auf Hector heranritt.

„Wunderschön“, sagte Benedict leise.

„Das Pferd oder meine Cousine?“, neckte ihn Easton.

Benedict gab keine Antwort. Er war so von dem Anblick verzaubert, den die Schönheit des Pferdes und seiner Reiterin ihm bot.

Andrew ging hinüber, um Jolie beim Absteigen zu helfen. Sie lächelte und Benedict konnte noch immer seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie übergab Andrew die Zügel und klopfte sich den Staub ab. Sie ging zu dem Geländer und der schreckhafte Hengst rannte geradewegs auf sie zu. Benedict war auf dem Sprung, da er glaubte, er müsse sie retten, aber der junge Hengst zeigte keinerlei Absicht, sie zu verletzten. Stattdessen tanzte er spielerisch umher und begann sie mit der Nase anzustoßen, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.

„Hallo mein Hübscher. Sind diese Männer nicht anständig mit dir umgegangen?“, fragte sie, als sie seinen Hals liebevoll streichelte. Die Männer sahen sie mit offenkundiger Bewunderung an.

Benedict nutzte die Gelegenheit, sie unauffällig zu beobachten, während sie sich auf das Pferd konzentrierte. Sie war nicht wie eine Lady angezogen und ganz sicher ritt sie nicht wie eine. Vielleicht war sie eine arme Verwandte. Aber sie konnte mit Tieren umgehen. Ihre wunderschönen violetten Augen ertappten ihn dabei, wie er sie anstarrte, und er errötete fast. Er war aus dem Alter heraus, in dem man rot wird, aber er war sichtlich fasziniert. Er sah fort und ärgerte sich darüber, dass er sich zu dieser Frau hingezogen fühlte. Das letzte Mal, als er das zugelassen hatte, wurde er bloßgestellt. Er sah Easton neugierig an.

„Darf ich dir meine Cousine vorstellen, Jolie Winslow? Jolie, das ist mein alter Schulfreund Benedict Stanton“, sagte Easton beiläufig.

Jolie knickste kurz. Benedict nickte ihr kurz zu, als ihre Augen sich trafen. Sie scheint meiner Aufmerksamkeit nicht wert genug zu sein, sonst hätte Easton mich mit meinem Titel vorgestellt, dachte er mit einer Spur des Bedauerns, obwohl sie in der Vergangenheit immer ihre Titel ausgelassen hatten, um nicht verkuppelt zu werden.

Es fiel ihm schwer, seine Augen von ihr abzuwenden, dennoch konnte er sie schlecht anstarren, ohne mit ihr zu sprechen. Er nickte ihr erneut kurz zu und wandte sich dann an Easton. „Dürfte ich die Freude haben und Hector begrüßen?“

Easton versuchte aus irgendeinem Grund nicht zu lachen. „Natürlich“, antwortete er und wandte sich an Jolie. „Ich gehe davon aus, dass er sich gut benehmen wird.“

„Ich habe mein Bestes gegeben, damit er erschöpft ist“, antwortete Jolie.


Jolie wollte am liebsten laut lachen. Mr. Stanton hatte versucht würdevoll zu erscheinen, aber er war so wunderbar von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, dass sie kaum in der Lage gewesen war, seine bernsteinfarbenen Augen zu erkennen. Sie war sich nicht sicher, ob er ihren eigenen unziemlichen Aufzug anstarrte oder ob er nicht an den Umgang mit Frauen gewöhnt war. Man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er geschwätzig war. Vielleicht züchtete er deshalb Pferde, dachte sie. Trotz des Schmutzes war er zweifelsohne gutaussehend. Vermutlich war er der zweitgeborene Sohn, der nicht heiraten wollte und nicht in der Lage war, einer Frau den Lebensstil zu bieten, den sie gewohnt war. Sie erwischte sich dabei, wie sie darüber nachdachte, ob ihr ein einfacheres Leben ohne die Großstadt gefallen würde. Sie liebte die Großstadt, aber auf dem Land gefiel es ihr ebenfalls.

Sie drehte sich um, als sie Elly und die Kinder hörte. Sie rannten direkt in den Stall für ihre täglichen Übungen.

„Cousine Jolie!“, riefen ihr die Kinder im Vorbeilaufen zu. Die Stallburschen führten die Ponys für sie nach draußen und sie konnte sehen, wie die Männer die Stute mit Hector bekannt machten.

„Lass uns beten, dass Hector sich gut benimmt“, bemerkte Elly, als sie die Vorstellung aus der Ferne betrachtete.

Jolie lachte. „Die Kinder sind viel zu beschäftigt, als dass sie etwas bemerken würden.“

Lizzie ritt bereits im Kreis um ihre Brüder herum, während diese noch aufsaßen.

Die Kinder ritten davon, als Elly und Jolie zur Koppel gingen, um die Männer und die Pferde besser beobachten zu können.

„Wurdest du Mr. Stanton vorgestellt?“, fragte Elly mit einem Zwinkern.

„Ich nehme an, man kann es als eine Vorstellung bezeichnen. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt ein Wort gesagt hat.“

„Vielleicht ist er ein wenig zurückhaltend“, überlegte Elly.

„Zurückhaltend? Ist das der Grund? Ich war mir nicht sicher, ob er schüchtern war oder ob ich ihn geschockt hatte. Jedenfalls war er von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, vielleicht war er sich dessen bewusst.“

„Benedict war schmutzig?“ Elly hielt ihre Hand hoch, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, damit sie dem versprochenen Spektakel zusehen konnte und ging näher zum Zaun. „Tatsache, das ist er. Ich habe ihn noch nie ungepflegt gesehen, höchstens einmal mit einer Falte in seinem Halstuch!“

Jolie sah bewundert zu. „Er ist vollkommen anders als die Männer in der Stadt.“

„Er ist leidenschaftlich, was seine Pferde angeht.“

„Das kann ich nachvollziehen“, bemerkte Jolie.

„Ich glaube, Adam hat erwähnt, dass er nach einer Frau sucht.“ Elly lächelte breit, als sie diesen direkten Hinweis gab.

„Tut er das? Er strahlt es nicht unbedingt aus.“

„Das ist ein Teil seiner Anziehungskraft.“

„Mm“, Jolie klang abgelenkt, als sie ihn mit seiner Stute beobachtete.

„Es ist auch sehr anziehend, einen Mann mit seinem Tier zu beobachten“, meinte Elly, als sie liebevoll zu ihrem Mann sah.

„Allerdings“, sagte Jolie lachend. „Nun gut, ich gebe zu, ich bin neugierig.“

„Ich fragte mich, ob er überredet werden kann, uns beim Tee Gesellschaft zu leisten.“

„Muss ich sonst nichts über ihn wissen?“

„Es wird für dich wesentlich unterhaltsamer sein, wenn du die Dinge selbst entdeckst“, neckte Elly.

„Wird es das?“, fragte Jolie zweifelnd, als sie begann, der anderen Frau ins Haus zu folgen.

Vier

Benedict wurde dazu überredet, zum Tee zu bleiben. Trotz seines Protestes hatte er natürlich erwartet, dass er blieb, wie immer, und hatte deshalb auch Kleidung zum Wechseln mitgebracht. Er nahm ein Bad und als ihm klar wurde, dass er sich zum vollkommenen Dummkopf gemacht hatte, als er mit Schlamm bedeckt war, wünschte er sich nach Birmingham zurück. Er war unerklärlicherweise nervös - oder vielleicht war es gar nicht so unerklärlich. Er war ehrlich genug zu sich selbst sich einzugestehen, dass er Angst hatte, Eastons Cousine zu nahe zu kommen. Bevor er erfahren hatte, dass er heiraten musste, hätte er sie als Schönheit abgetan und hätte sich um seine Sachen gekümmert. Das wollte er jetzt auch. Aber das Bild von ihr auf dem Pferd würde ihm noch lange im Kopf umherschwirren, und er wusste, er würde alle anderen an diesem Bild messen, auch wenn es ungerecht war.

Er musste Hughes sagen, dass er die Liste weiter abarbeiten sollte. Er konnte es nicht ertragen, sich wieder emotional einzubringen. Er zog sein Halstuch ein letztes Mal zurecht und überlegte, wie er Eastons Cousine gegenüber auftreten wollte. Er konnte spüren, wie seine Gefühle wieder zum Leben erwachten und er brauchte alle Selbstkontrolle, derer er habhaft werden konnte, denn er spürte auch, wie sich die seidene Schlinge langsam um seinen Hals zuzog.

Auf dem Weg zum Salon entschloss er sich der Lady gegenüber gleichgültig und höflich aufzutreten. Wie schwer würde es schon sein, einen Tee zu trinken? Es war einfach schon zu lange her, dass er mit irgendeiner unverheirateten Frau in Kontakt gekommen war. Er war nur aus der Übung. Er hoffte, dass Easton und Elly ihn auch weiterhin als Benny ansprachen. Das würde die Spannung lösen. Wenn er bei seinen Freunden nicht bestand, würde er London niemals überleben.

Er betrat den Salon und wurde mit hellblauem Musselin konfrontiert, das um ein zierliches Bündel drapiert war, mit einem blauen Band und einem passenden Haarband, das ihr perfektes Gesicht einrahmte. Sie drehte sich um und plötzlich wünschte er sich, dass er noch den Schlamm hätte, um sich dahinter zu verstecken. Er nahm es allerdings mit etwas Genugtuung hin, dass ihre violetten Augen bei seinem Anblick kurz bewundernd aufleuchteten, bevor sie es wieder verbarg. Sie ließen auch Amüsiertheit und Überraschung erkennen, aber darüber würde er nicht nachdenken. Er bewunderte ebenfalls ihre Erscheinung. Er war sich immer noch nicht über ihre Rolle im Klaren; war sie eine Freundin oder ein Gast?

Er riss sich zusammen und verbeugte sich. „Miss Winslow.“

„Mr. Stanton.“ Sie knickste.

Er blieb in der weit geöffneten Tür stehen und war sich nicht sicher, was er als nächstes tun sollte.

„Ich glaube, es ist akzeptabel für Sie, wenn Sie mir Gesellschaft leisten. Die anderen werden gleich hier sein. Elly ging, um die Kinder zu holen.“

Sie setzte sich auf ein Sofa aus braunrotem Brokat und bedeutete ihm, sich ebenfalls zu setzen. Er sah sich nach einer Möglichkeit um, um sich zu verstecken, aber das Zimmer war zu klein. Er wählte einen Sessel am Kamin, da er sich unwohl dabei fühlte, mit ihr allein zu sein. Bitte lass sich die anderen beeilen, dachte er.

Sie saßen für einige Minuten in schmerzhafter Stille. Dann sprachen beide zur gleichen Zeit.

„Machen Sie ...“

„Sind Sie ...?“

„Ich bitte um Verzeihung, bitte, sprechen Sie zuerst“, sagte er.

„Ich wollte nur ein wenig Konversation machen.“ Sie winkte geringschätzig mit der Hand.

„Es ist ein schöner Tag“, meinte er.

Sie lachte und ihr Lächeln war bezaubernd. „So nun auch wieder nicht. Ich wollte Sie fragen, wo Sie herkommen.“

„Ach, da seid ihr zwei!“, rief Elly, als ob sie überall nach ihnen gesucht hätte. „Habt ihr schon nach dem Tee geklingelt? Die Kinder werden oben bleiben. Sie haben sich auf ihrem Ausritt nicht gut benommen.“

Benedict war überrascht, denn normalerweise waren die Kinder immer beim Tee anwesend. Das war eine der Eigenarten der Eastons. Er applaudierte jedoch der Disziplin, so sehr er sich auch wünschte, sie zu sehen.

„Dann muss ich wohl bald wiederkommen, wenn ich so von meinem Patenkind ferngehalten werde.“

„Du weißt doch, dass wir dich nie fernhalten würden. Du kannst ihn immer sehen, wenn du es wünschst.“

„Ich freue mich, das zu hören.“

„Andrew und Gwen werden uns auch keine Gesellschaft leisten. Sie ist erschöpft, was normal ist in ihrem Zustand“, sagte Elly, als sie sich setzte.

„Ist es bald soweit?“, fragte er höflich.

„Eher als wir dachten, glaube ich. Das wird Jolie freuen. Ich bin sicher, sie langweilt sich mit uns hier auf dem Land und will wieder in die Stadt.“

„Das tue ich nicht“, protestierte Jolie bezaubernd. „Ich würde gerne hierbleiben.“

„Nein, nein. Ich werde dich nicht aufhalten, sobald ich weiß, dass Gwen und das Baby gesund sind“, sagte Elly, während sie nach dem Tee klingelte.

Easton betrat das Zimmer. „Bitte entschuldigt die Verspätung. Ich habe mit Vater gesprochen.“

„Wie geht es Wyndham?“, fragte Benedict liebevoll.

„Er wird jeden Tag schwächer, fürchte ich. Er möchte, dass wir Olivia mit uns nach London nehmen. Ihm ist bewusst, dass sie jetzt in die Gesellschaft eingeführt werden sollte.“

„Ist er stark genug für einen Anstandsbesuch, bevor ich wieder gehe?“, fragte Benedict besorgt.

„Er würde es uns nie verzeihen, wenn wir das ablehnten!“ Easton lachte in sich hinein.

„Sehr wohl. Ich werde dann kurz vorbeigehen.“

Der Butler brachte das Tee-Tablett und Elly deutete Jolie an, die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen.

„Wie hat Hector Dido gefallen?“, fragte Elly, als Jolie den Tee ausschenkte und jedem seine Tasse gab.

„Dido schien nicht beeindruckt“, grübelte Benedict.

„Hector war müde!“, protestierte Easton.

„Oha. Ich habe meine Aufgabe zu gut erfüllt“, sagte Jolie entschuldigend.

„Sie machen nur Scherze. Pferde haben ihre eigenen Paarungsriten. Manchmal braucht es seine Zeit“, sagte Elly zuversichtlich.

„Ich muss gestehen, ich weiß nicht viel über Pferdezucht“, gab Jolie zu.

„Dafür kennen Sie sich aber sehr gut mit Pferden aus.“ Benedict war überrascht über sich selbst, als er das sagte. „Den Hengst haben Sie mit Leichtigkeit unter Kontrolle gehabt.“

„Vielen Dank, Mr. Stanton“, antwortete Jolie bescheiden.

Benedict sah Easton an, leicht amüsiert, dass man ihn Mr. Stanton nannte, aber Elly mischte sich ein, bevor er etwas sagen konnte.

„War Charlotte schon in der Stadt?“

„Nein, angeblich zieht sie Bücher den Bällen vor. Meine Mutter verzweifelt. Sie glaubt, es würde sie überzeugen, wenn ich selbst gehe. Ich hatte gehofft, dass mir das erspart bleibt, aber so wie es aussieht, muss ich wohl.“

„Dann könnt ihr wenigstens zu zweit das Übel ertragen“, sagte Elly zu Easton. „Wir sollten eine kleine Gesellschaft geben für Olivia und Charlotte, da es auch das Ende der Saison ist. Zu dieser Zeit wird man sowieso nirgends mehr einen freien Tag finden, nur die engsten Freunde werden anwesend sein.“

Benedict war überzeugt, dass Lady Easton dafür sorgen würde, aber würde es seiner Mutter gefallen?

„Das klingt für mich annehmbar, wenn ich London schon nicht vollkommen umgehen kann“, stimmte er zu.

Er sah zu der Cousine hinüber, um ihre Reaktion zu sehen, aber sie hatte ihr Gesicht abgewandt, als sie ihre Teetasse betrachtete.

„Jolie kann mir helfen, die Liste und die Daten aufzustellen. Ich werde deiner Mutter einen Brief mit den Namen schicken, damit sie dem zustimmen kann.“

„Sicherlich“, stimmte Jolie zu.

„Nun gut“, seufzte er resignierend.

„Es wird besser werden, als du glaubst, alter Freund“, sagte Easton, als er ihm auf die Schulter klopfte. „Soll ich dich zu Vater bringen?“


Jolie beobachtete, wie Mr. Stanton mit ihrem Cousin davonging und versuchte, ihn vor Elly nicht zu offensichtlich zu bewundern. Aber sie war verzaubert. Das war eine vollkommen neue Erfahrung für sie.

„So sieht Benedict normalerweise aus“, erklärte Elly.

„Er sah aus wie ein echter Gentleman“, bemerkte Jolie unschuldig.

„Ich kann mich täuschen, aber du wirst ihn wohl häufiger sehen, wenn wir Olivia und Charlotte zusammen vorstellen wollen." Elly schenkte ihr ein wissendes Lächeln.

„Ich freue mich über Olivias Gesellschaft. Ich war nicht besonders erpicht darauf, nach unserer Rückkehr allein zu sein. Ich habe nicht erwartet, dass du jede freie Minute mit mir verbringst“, antwortete Jolie ausweichend.

„Ich weiß, und es macht mir nichts aus. Ich war nicht der Liebling der Gesellschaft, so wie du.“

„Wenn ich es nur so gut haben könnte wie du", sagte Jolie wehmütig.

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass du den Richtigen akzeptieren wirst, wenn du ihm begegnest“, sagte Elly mit einem Zwinkern.

„Langsam fürchte ich, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass Vater etwas für mich arrangiert, aber er wollte es nicht. Und obgleich ich die Wahl habe, gibt es keinen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte“, sagte Jolie leicht frustriert.

„Du kannst dich glücklich schätzen, dass du die Wahl hast.“

„So sagt man mir. Aber im Moment tröstet es mich wenig.“

Andrew riss die Tür auf und rannte atemlos ins Zimmer. „Elly, komm mit!“

„Was ist los, Andrew? Ist alles in Ordnung mit Gwen?“, fragte Elly.

„Das Baby!“, rief er anstelle einer Erklärung.

„Ich hatte es nicht so schnell erwartet.“ Sie sprang aus ihrem Sessel, um ihrem Bruder zu folgen.

„Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?“, rief Jolie ihnen nach. „Obwohl ich so gut wie nichts über Geburten weiß.“

„Nein, ich habe jede Menge Hilfe dabei. Mach die Gästeliste für die Party“, schlug Elly vor, als Andrew sie aus dem Zimmer zerrte.

Jolie wünschte, sie hätte besser bei ihrer Mutter oder ihrer Schwester aufgepasst. Diese konnten gut organisieren, und sie hatte gelernt, sich von deren Führung des Haushaltes fernzuhalten. Aber sie ging davon aus, dass sie eine Gästeliste aufsetzen konnte, wenn sie es versuchte. Sie kannte sich gut aus in der ton, der feinen Gesellschaft, und wusste, wer für die Saison anwesend war. Sie wusste nur wenig über Mr. Stanton, aber er schien die Stadt nicht besonders zu schätzen, daher ging sie davon aus, dass es ihm egal wäre, wen sie einlud.

Sie saß an dem kleinen Eichenschreibtisch und fing an, eine Liste der Familien zu machen, von denen sie glaubte, dass sie für Olivias und Charlottes Debüt passend wären. Sie wusste, dass die Leute kommen würden, da die Eastons nur selten in die Stadt gingen oder jemanden einluden. Sie musste zugeben, dass sie sich jetzt mehr darauf freute, zurückzukommen, jetzt, da sie wusste, dass Olivia bei ihr sein würde. Und vielleicht konnte sie sich mit Charlotte anfreunden - natürlich ohne Hintergedanken. Es waren nicht weniger als einhundert Namen, als sie fertig war. Das war, so glaubte sie, noch wenig nach den gängigen Standards der Gesellschaft.

Es gab immer noch keine Nachrichten von Gwen oder dem Baby, daher schlenderte sie ins Musikzimmer, um sich etwas Zeit am Pianoforte zu gönnen. Sie freute sich jetzt etwas mehr darauf, in die Stadt zurückzukehren, und ihre Musikauswahl spiegelte ihre Stimmung wider. Mozart war etwas erhebender und fröhlicher als die gefühlvollen Stücke von Beethoven und Bach, die sie ausgewählt hatte, seit ihre Familie fortgefahren war. Nachdem sie mit der Rondo Alla Turca fertig war, sah sie auf die Uhr und war überrascht, dass sie seit einer Stunde gespielt hatte. Sie stand auf und streckte sich, bevor sie zum Fenster ging, um hinauszuschauen.

Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als sie Mr. Stanton beobachtet, der sich in der Auffahrt mit Easton unterhielt. Ein Stallbursche hatte ihm ein anderes Pferd gebracht, da er Dido hierließ. Er sah großartig aus, als der sich mit Leichtigkeit auf das Pferd schwang, einen braunen Wallach, der hervorragend zu ihm passte. Sie erinnerte sich an seine ungewöhnlichen, bernsteinfarbigen Augen, die sie mit vagem Interesse im Salon beobachtet hatten, und seine leicht gewellten, dunkelblonden Haare, die sein Gesicht mit dem markanten Kinn umspielten. Er war nicht so groß wie Easton, aber er war drahtig und kraftvoll. Er tippte sich an den Hut und trieb sein Pferd vorwärts.

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