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Der Kreis wird eng, schon ist er nah!
Wagner
Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da.
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch,
Er wedelt. Alles Hunde Brauch.
Faust
Geselle dich zu uns! Komm hier!
Wagner
Es ist ein pudeln?rrisch Thier.
Du stehest still, er wartet auf;
Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf;
Verliere was, er wird es bringen,
Nach deinem Stock ins Wasser springen.
Faust
Du hast wohl recht, ich finde nicht die Spur
Von einem Geist, und alles ist Dressur.
Wagner
Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
Ja deine Gunst verdient er ganz und gar
Er, der Studenten trefflicher Scolar.
Sie gehen in das Stadt-Thor.
Studirzimmer
Faust mit dem Pudel hereintretend.
Faust
Verlassen hab’ ich Feld und Auen,
Die eine tiefe Nacht bedeckt,
Mit ahndungsvollem heil’gem Grauen
In uns die bessre Seele weckt.
Entschlafen sind nun wilde Triebe,
Mit jedem ungest?men Thun;
Es reget sich die Menschenliebe,
Die Liebe Gottes regt sich nun.
Sey ruhig Pudel! renne nicht hin und wieder!
An der Schwelle was schnoperst du hier?
Lege dich hinter den Ofen nieder,
Mein bestes Kissen geb’ ich dir.
Wie du drau?en auf dem bergigen Wege,
Durch Rennen und Springen, ergetzt uns hast,
So nimm nun auch von mir die Pflege,
Als ein willkommner stiller Gast.
Ach wenn in unsrer engen Zelle
Die Lampe freundlich wieder brennt,
Dann wird’s in unserm Busen helle,
Im Herzen, das sich selber kennt.
Vernunft f?ngt wieder an zu sprechen,
Und Hoffnung wieder an zu bl?hn,
Man sehnt sich nach des Lebens B?chen,
Ach! nach des Lebens Quelle hin.
Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen T?nen,
Die jetzt meine ganze Seel’ umfassen,
Will der thierische Laut nicht passen.
Wir sind gewohnt, da? die Menschen verh?hnen
Was sie nicht verstehn,
Da? sie vor dem Guten und Sch?nen,
Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;
Will es der Hund, wie sie, beknurren
Aber ach! schon f?hl’ ich, bey dem besten Willen,
Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.
Aber warum mu? der Strom so bald versiegen,
Und wir wieder im Durste liegen?
Davon hab’ ich so viel Erfahrung.
Doch dieser Mangel l??t sich ersetzen,
Wir lernen das Ueberirdische sch?tzen,
Wir sehnen uns nach Offenbarung,
Die nirgends w?rd’ger und sch?ner brennt,
Als in dem neuen Testament.
Mich dr?ngt’s den Grundtext aufzuschlagen,
Mit redlichem Gef?hl einmal
Das heilige Original
In mein geliebtes Deutsch zu ?bertragen.
Er schl?gt ein Volum auf und schickt sich an.
Geschrieben steht: „im Anfang war das Wort!”
Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unm?glich sch?tzen,
Ich mu? es anders ?bersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Da? deine Feder sich nicht ?bereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, da? ich dabey nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! auf einmal seh’ ich Rath
Und schreibe getrost: im Anfang war die That!
Soll ich mit dir das Zimmer theilen,
Pudel, so la? das Heulen,
So la? das Bellen!
Solch einen st?renden Gesellen
Mag ich nicht in der N?he leiden.
Einer von uns beyden
Mu? die Zelle meiden.
Ungern heb’ ich das Gastrecht auf,
Die Th?r’ ist offen, hast freyen Lauf.
Aber was mu? ich sehen!
Kann das nat?rlich geschehen?
Ist es Schatten? ist’s Wirklichkeit?
Wie wird mein Pudel lang und breit!
Er hebt sich mit Gewalt,
Das ist nicht eines Hundes Gestalt!
Welch ein Gespenst bracht’ ich ins Haus!
Schon sieht er wie ein Nilpferd aus,
Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebi?.
O! du bist mir gewi?!
F?r solche halbe H?llenbrut
Ist Salomonis Schl?ssel gut.
Geister auf dem Gange
Drinnen gefangen ist einer!
Bleibet hau?en, folg’ ihm keiner!
Wie im Eisen der Fuchs,
Zagt ein alter H?llenluchs.
Aber gebt Acht!
Schwebet hin, schwebet wieder,
Auf und nieder,
Und er hat sich losgemacht.
K?nnt ihr ihm n?tzen,
La?t ihn nicht sitzen!
Denn er that uns allen
Schon viel zu Gefallen.
Faust
Erst zu begegnen dem Thiere,
Brauch’ ich den Spruch der Viere:
Salamander soll gl?hen,
Undene sich winden,
Silphe verschwinden,
Kobold sich m?hen.
Wer sie nicht kennte
Die Elemente,
Ihre Kraft
Und Eigenschaft,
W?re kein Meister
Ueber die Geister.
Verschwind’ in Flammen
Salamander!
Rauschend flie?e zusammen
Undene!
Leucht’ in Meteoren-Sch?ne
Silphe!
Bring’ h?u?liche H?lfe
Incubus! incubus!
Tritt hervor und mache den Schlu?.
Keines der Viere
Steckt in dem Thiere.
Es liegt ganz ruhig und grins’t mich an,
Ich hab’ ihm noch nicht weh gethan.
Du sollst mich h?ren
St?rker beschw?ren.
Bist du Geselle
Ein Fl?chtling der H?lle?
So sieh dies Zeichen!
Dem sie sich beugen
Die schwarzen Schaaren.
Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren.
Verworfnes Wesen!
Kannst du ihn lesen?
Den nie entsprossnen,
Unausgesprochnen,
Durch alle Himmel gegossnen,
Freventlich durchstochnen.
Hinter den Ofen gebannt
Schwillt es wie ein Elephant,
Den ganzen Raum f?llt es an,
Es will zum Nebel zerflie?en.
Steige nicht zur Decke hinan!
Lege dich zu des Meisters F??en!
Du siehst da? ich nicht vergebens drohe.
Ich versenge dich mit heiliger Lohe!
Erwarte nicht
Das dreymal gl?hende Licht!
Erwarte nicht
Die st?rkste von meinen K?nsten!