скачать книгу бесплатно
Dich von dem L?gengeist best?rken,
So hab’ ich dich schon unbedingt —
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungeb?ndigt immer vorw?rts dringt,
Und dessen ?bereiltes Streben
Der Erde Freuden ?berspringt.
Den schlepp’ ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Uners?ttlichkeit
Soll Speis’ und Trank vor gier’gen Lippen schweben;
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Und h?tt’ er sich auch nicht dem Teufel ?bergeben,
Er m??te doch zu Grunde gehn!
Ein Sch?ler tritt auf.
Sch?ler
Ich bin alhier erst kurze Zeit,
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.
Mephistopheles
Eure H?flichkeit erfreut mich sehr!
Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
Habt ihr euch sonst schon umgethan?
Sch?ler
Ich bitt’ euch, nehmt euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Muth,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
M?chte gern’ was rechts hierau?en lernen.
Mephistopheles
Da seyd ihr eben recht am Ort.
Sch?ler
Aufrichtig, m?chte schon wieder fort:
In diesen Mauern, diesen Hallen,
Will es mir keineswegs gefallen.
Es ist ein gar beschr?nkter Raum,
Man sieht nichts Gr?nes, keinen Baum,
Und in den S?len, auf den B?nken,
Vergeht mir H?ren, Seh’n und Denken.
Mephistopheles
Das kommt nur auf Gewohnheit an.
So nimmt ein Kind der Mutter Brust
Nicht gleich im Anfang willig an,
Doch bald ern?hrt es sich mit Lust.
So wird’s euch an der Weisheit Br?sten
Mit jedem Tage mehr gel?sten.
Sch?ler
An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
Mephistopheles
Erkl?rt euch, eh’ ihr weiter geht,
Was w?hlt ihr f?r eine Facult?t?
Sch?ler
Ich w?nschte recht gelehrt zu werden,
Und m?chte gern, was auf der Erden
Und in dem Himmel ist, erfassen,
Die Wissenschaft und die Natur.
Mephistopheles
Da seyd ihr auf der rechten Spur;
Doch m??t ihr euch nicht zerstreuen lassen.
Sch?ler
Ich bin dabey mit Seel’ und Leib;
Doch freylich w?rde mir behagen
Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib,
An sch?nen Sommerfeiertagen.
Mephistopheles
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen,
Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.
Mein theurer Freund, ich rath’ euch drum
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist euch wohl dressirt,
In spanische Stiefeln eingeschn?rt,
Da? er bed?chtiger so fort an
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz’ und Quer,
Irlichtelire hin und her.
Dann lehret man euch manchen Tag,
Da?, was ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frey,
Eins! Zwey! Drey! dazu n?thig sey.
Zwar ist’s mit der Gedanken-Fabrik
Wie mit einem Weber-Meisterst?ck,
Wo Ein Tritt tausend F?den regt,
Die Schifflein her?ber hin?ber schie?en,
Die F?den ungesehen flie?en,
Ein Schlag tausend Verbindungen schl?gt:
Der Philosoph der tritt herein,
Und beweis’t euch, es m??t’ so seyn:
Das Erst’ w?r’ so, das Zweyte so,
Und drum das Dritt’ und Vierte so;
Und wenn das Erst’ und Zweyt’ nicht w?r’,
Das Dritt’ und Viert’ w?r’ nimmermehr.
Das preisen die Sch?ler aller Orten,
Sind aber keine Weber geworden.
Wer will was lebendig’s erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
Dann hat er die Theile in seiner Hand,
Fehlt leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennt’s die Chimie,
Spottet ihrer selbst und wei? nicht wie.
Sch?ler
Kann euch nicht eben ganz verstehen.
Mephistopheles
Das wird n?chstens schon besser gehen,
Wenn ihr lernt alles reduciren
Und geh?rig klassificiren.
Sch?ler
Mir wird von alle dem so dumm,
Als ging mir ein M?hlrad im Kopf herum.
Mephistopheles
Nachher vor allen andern Sachen
M??t ihr euch an die Metaphysik machen!
Da seht, da? ihr tiefsinnig fa?t,
Was in des Menschen Hirn nicht pa?t;
F?r, was drein geht und nicht drein geht,
Ein pr?chtig Wort zu Diensten steht.
Doch vorerst dieses halbe Jahr
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
F?nf Stunden habt ihr jeden Tag;
Seyd drinnen mit dem Glockenschlag!
Habt euch vorher wohl pr?parirt,
Paragraphos wohl einstudirt,
Damit ihr nachher besser seht,
Da? er nichts sagt, als was im Buche steht;
Doch euch des Schreibens ja beflei?t,
Als dictirt’ euch der Heilig’ Geist!
Sch?ler
Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen!
Ich denke mir wie viel es n?tzt;
Denn, was man schwarz auf wei? besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.
Mephistopheles
Doch w?hlt mir eine Facult?t!
Sch?ler
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
Mephistopheles
Ich kann es euch so sehr nicht ?bel nehmen,
Ich wei? wie es um diese Lehre steht.
Es erben sich Gesetz’ und Rechte
Wie eine ew’ge Krankheit fort,
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,
Und r?cken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage;
Weh dir, da? du ein Enkel bist!
Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
Von dem ist leider! nie die Frage.
Sch?ler
Mein Abscheu wird durch euch vermehrt.
O gl?cklich der! den ihr belehrt.
Fast m?cht’ ich nun Theologie studiren.
Mephistopheles
Ich w?nschte nicht euch irre zu f?hren.
Was diese Wissenschaft betrifft,
Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden,