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Trotze Nicht Dem Herzen
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Trotze Nicht Dem Herzen

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Toya wartete einen Moment, ehe er Shinbe ansprang. „Verdammt, dreh mir nicht den Rücken zu!“ Er traf Shinbe hart, sodass er stolperte und sein Stab über die Lichtung flog.

Shinbe rollte sich schnell weg und stand dann sofort wieder auf, um Toya wieder zu begegnen. Sein langes, dunkelblaues Haar bewegte sich im Wind und seine violetten Augen glühten gefährlich. Beide Beschützer waren einen Moment lang still, als sie einander wütend gegenüber standen. Das Gras um sie und um die Jungfernstatue glitzerte mit einer unbemerkten Aura, die der Feind hinterlassen hatte.

Unbewaffnet und im Nachteil hob Shinbe seine Hände vor sich, die Flächen nach oben, und rief seine Beschützerkräfte. Die Felsbrocken um sie herum begannen, sich vom Boden zu heben, in dem sie so lange gefangen gewesen waren. Er wusste, dass er nicht die Zeit haben würde, den Zauber zu Ende zu bringen, als Toya ihn wieder angriff. Er versuchte, auszuweichen, aber fühlte, wie seine Beine nachgaben, als er auf der Jungfernstatue auftraf.

Die schweren Steine fielen wieder zurück zu Boden, als Toya in ihn stürzte und ihn an der Kehle ergriff. Shinbe ergriff Toyas Hemd als sie beide in einen See aus warmem, blauem Nebel stolperten.

Anstatt mit einem Krachen aufzukommen, wie Shinbe erwartet hatte, fühlte er sich in ein weiches, blaues Licht eingewickelt. Sein erster Gedanke war, dass er gestorben sein musste, denn Toya hatte ihn gewürgt, gerade als sie fielen. Als sie aus der Zeitlupe ausbrachen, verschwand der geheimnisvolle Nebel und sie landeten… hart. Toyas Hände waren immer noch an seiner Kehle.

Als seine Sinne wieder zurückkamen, griff Shinbe hoch zwischen Toyas Arme und konnte die Hände des Beschützers von seiner Kehle drücken.

Toya landete auf seinem Rücken, als Shinbe ihn wegstieß. Dabei erkannte er, wo sie waren. „Was zum…?“ Toya starrte hoch in die Dunkelheit und sah das Dach über seinem Kopf. Sie waren in Kyokos Zeit gesprungen? Shinbe war in Kyokos verdammter Zeit? „Nein!“ Toya knurrte laut als er sich von dem Holzboden hoch drückte und Shinbe sehr böse anstarrte. Keiner der Beschützer war jemals durch das Herz der Zeit gekommen, außer ihm. Er war der einzige Beschützer, der hier sein durfte. Eifersucht brachte Toyas Blut zum Kochen.

„Jetzt werde ich dich wirklich umbringen!“ Toya ging wieder auf Shinbe los und verpasste ihm einen harten Schlag gegen die Schläfe.

Aber Shinbe war nicht so schwach, wie er aussah. Er schüttelte seinen Kopf und streckte ein Bein aus, ließ sich schnell fallen und trat Toya in die Seite und brachte ihn zum Stolpern.

Toya knurrte als er seitlich gegen die Schreinwand krachte.

Shinbe lehnte sich gegen die Holzwand und rang nach Luft. Sein Mantel war an manchen Stellen zerrissen und sein Kopf dröhnte von Toyas Schlag. Er sah zu Toya hinüber, dem kein Schaden anzumerken war… sein einziger Ausdruck war stinkwütend.

Toya ging in die Hocke und schrie: „Du darfst hier nicht sein!“ Er schoss auf Shinbe zu, aber krachte mit einem harten Schlag gegen die Wand, als Shinbe in letzter Sekunde in Deckung ging.

Toya war wohl stärker, aber Shinbe war schneller. Als er sich duckte, drehte sich Shinbe um und schoss einen Lebensenergiestrahl ab, der einen Gott verletzt hätte.

Toya wurde zurückgeworfen, aber durch seinen Zorn konnte er sonst nichts fühlen. Er wischte das Blut von seiner Lippe als er Shinbe mit Quecksilberaugen anstarrte. Er musste sich beruhigen, aber noch als der Gedanke in seinem Kopf auftauchte, wurde er von der Raserei verdrängt. Er wollte Shinbe verletzen, schwer. Er sah wie Shinbe sich nach vorne beugte, seine Hände auf seinen Beinen abstützte und schwer nach Luft rang. Er ergriff diese Chance um Shinbe am Mantel zu nehmen und aus der Tür des Schreinhauses zu werfen.

Beschützer konnte man nicht umbringen… wenigstens in der Theorie… es war eine Lüge. Hyakuhei hatte ihren Vater umgebracht und niemand war unsterblich. Shinbe schlitterte über den Kies, ehe er zum Halten kam und dann aufstand während er Blut und Dreck aus seinen Augen wischte.

*****

Kyoko lag im Bett und fragte sich, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie konnte Schläge und erstickte Schreie hören, also nahm sie an, dass Opa noch so spät auf war und fern sah. Sie fuhr beinahe aus der Haut vor Schreck, als Tama in ihr Zimmer stürmte.

„Kyoko!“, Tama zeigte auf das Fenster. „Jem… jemand kämpft in… im… im Garten“, er brachte die Worte kaum heraus, als Kyoko zum Fenster rannte und hinaussah. Sie konnte nicht wirklich etwas sehen, denn offenbar war der Lichtmast, der am Rand des Gartens gestanden hatte, weg.

Tama stand neben ihr und starrte hinaus in den Garten, gerade als ein Blitz aus Rot und Schwarz näher am Haus auftauchte, wo er durch das Licht der Haustür beleuchtet wurde.

Er zeigte hinunter: „Es, es ist…“

„Toya!“, schrie Kyoko als sie fühlte, wie Panik sie ergriff. Mit wem kämpfte er… einem Dämon… in ihrer Welt? Sie sah zu als er plötzlich in die Luft gehoben wurde und rückwärts in den großen Baum geschleudert wurde, auf den sie als Kind immer geklettert war. Das Problem war… sie sah nichts, das ihn geworfen hatte, es sei denn er kämpfte mit einem Geist.

„Tama, geh und wecke Opa auf. Ich muss Toya helfen.“ Sie griff schnell nach ihrem Bogen und rannte zur Tür hinaus während Tama im Schock zurückblieb.

Sie rannte barfuß in den Garten, einen Gedankenpfeil schon im Bogen angelegt. Als sie versuchte, ihr Ziel auszumachen erschrak sie, als sie erkannte, dass da nicht ein Beschützer war, sondern zwei. Das ließ sie mitten im Schritt ruckartig anhalten.

„Shinbe“, flüsterte Kyoko als sie zusah, wie er gegen die Außenwand des Schreinhauses krachte. Sie hatte beinahe das Gefühl, dass sie den Stoß genauso fühlen konnte wie er, nur dass er bei ihr eine tiefe Delle in ihrem Herzen hinterließ. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung von der Seite wahr und richtete ihre grünen Augen dorthin. Es war Toya, und er war gerade dabei, Shinbe noch einmal anzugreifen.

Sie warf ihren Bogen weg und hob ihre Hand um den Zähmungszauber anzuwenden, der nur an dem silbernen Beschützer funktionierte.

„Toya! Nein!“, schrie Kyoko.

Toya war gerade mitten im Sprung als er plötzlich wie ein Ziegelhaufen abstürzte, sein Gesicht im harten Boden vergraben.

Kyoko rannte zu Shinbe und rutschte in ihrer Eile auf dem Gras aus. Sie fiel neben ihm auf die Knie, ihre Lippen öffneten sich, wissend, dass es schlecht um ihn stand. „Shinbe, alles in Ordnung?“

Shinbe öffnete mühsam ein Auge und schielte hinüber zu Toya. „Das muss wehtun.“ Er versuchte zu grinsen, aber wurde bewusstlos, ehe er es zuwege brachte.

Toya sah aus seiner ungemütlichen Position zu Kyoko hoch und knurrte darüber, wie ihre Lippe zitterte. Wie konnte sie es wagen, sich auf die Seite des Lustmolches zu stellen, nach dem, was Shinbe gesagt hatte?

Kyoko wandte sich ihm zu, Tränen in den Augen. „Was hast du getan?“

Er hatte keine Möglichkeit zu antworten als ihr Bruder und Großvater in den Garten gerannt kamen. Großvater mit seinen Dämonenzaubern in der Hand, bereit alles zu zerstören, was es wagte, seine Enkelin zu verletzen.

Kyoko begann zu schluchzen und wusste nicht, was sie tun sollte. „Helft mir, Shinbe ins Haus zu bringen.“

Tama und Großvater stellten keine Fragen sondern hoben Shinbe hoch um ihn ins Haus zu tragen. Opa sah Toya nur aus zusammengezogenen Augen an während Tama ihn überhaupt keines Blickes würdigte. Sie gingen weg und ließen Toya am Boden liegend zurück.

Toya machte sich nicht die Mühe, sich zu bewegen. Er wusste, dass Kyoko so wütend war, dass sie wahrscheinlich diesen verdammten Zauber wieder und wieder anwenden würde, wenn er es wagen sollte, das Haus zu betreten. Es war nicht fair. Verstand sie nicht, dass er sie nur beschützte?

Das Licht des Mondes wurde von den silbernen Strähnen in seinem dunklen Haar reflektiert als er sich mit schwerem Herzen umdrehte. Er drückte sich vom Boden hoch und ging zurück durch das Herz der Zeit.

*****

Als die Sonne über dem Jungfernschrein aufging war Toya noch immer dort und ging auf und ab während er sich fragte, was zur Hölle passiert war. Wie konnte Shinbe plötzlich durch das Herz der Zeit? Es war einfach nicht erlaubt. Die Frage ging ihm wieder und wieder durch den Kopf und machte ihn verrückt.

Suki kam mit Kamui und Kaen auf die Lichtung, auf der Suche nach Toya und Shinbe. Sie sah Toya und winkte ihm.

'Verdammt, gerade was ich jetzt brauche', fluchte Toya innerlich als er zusah, wie Suki näher kam. Sie blieb stehen und starrte ihn einen langen Moment an, ehe sie sprach und der besorgte Blick in ihren Augen traf ihn unvorbereitet.

„Toya, ist alles in Ordnung? Was ist passiert?“ Sie streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und er zuckte zusammen. Sie starrte auf die sich heilenden Wunden, die sein Gesicht schmückten und das trockene Blut auf seinen Kleidern und Händen. Sie sah wieder auf seine Hände. Toya ließ Blut nie auf diese Art an seinen Fingern trocknen. Was ging hier vor?

„Toya, wessen Blut ist das?“ Als er nicht antwortete, sondern das Gesicht von ihr wegdrehte, sah sie sich nach Shinbe um, denn sie wusste, er würde ihr erzählen, was los war. Nachdem sie ihn nicht sah, wurden ihre Augen groß und Panik war in ihrer Stimme hörbar: „Wo ist Shinbe?“

Kamui war mit Kaen am Rand der Lichtung gestanden, als er Toyas Aufregung fühlte und die Entfernung zwischen ihnen schnell überbrückte. Er hatte die Frage gehört und er betete, dass er sich bei der Antwort täuschte. In der Hoffnung, die beiden zu beruhigen, versuchte er, einen Scherz zu machen, indem er fragte: „Toya, erzähl mir nicht, dass du Shinbe umgebracht hast?“

Toya fletschte die Zähne: „Ich habe niemanden umgebracht, du kleiner Zwerg, also halt's Maul!“ Er drehte sich von den anderen weg und sah hinunter auf seine blutigen Fingernägel… er hatte sie noch nicht einmal bemerkt.

'Habe ich?', fragte Toya sich selbst. Dieser letzte Schlag, den er Shinbe verpasst hatte, musste doch einen ernsten Schaden angerichtet haben. Er erinnerte sich daran, wie sich seine Klauen in das Fleisch an Shinbes Seite gegraben hatten, als er ihn in den Baum geworfen hatte. Toya wusste, dass seine Klauen tödlich sein konnten, wenn sie im Kampf länger wurden… nicht nur für Dämonen, sondern für alle Unsterblichen, auch Beschützer.

Er hätte nicht mit seinem Bruder kämpfen sollen, aber er war so rasend gewesen vor Wut, dass er sich nicht zurückhalten hatte können. Wieso hatte er seine Beherrschung so verloren, wenn er doch wusste, dass dann die Gefahr bestand, dass sein Dämonenblut wieder an die Oberfläche kam? Er hatte normalerweise mehr Kontrolle über sich selbst. Verdammt. Wenn Kyoko nicht im rechten Moment herausgekommen wäre, wusste er nicht, was er ihm angetan hätte. Er hatte noch nie mit Shinbe gekämpft… was zur Hölle ging hier vor sich?

Das panische Gefühl überkam ihn wieder als er die Augen von Suki und Kamui in seinem Rücken fühlte. Shinbe war sein Bruder… ein Beschützer. Was hatte er getan? Ohne sie anzusehen ballte Toya seine Hände zu Fäusten und rief plötzlich: „Ich habe nichts getan!“ Damit rannte er über die Lichtung davon in den Wald, er musste alleine sein.

Kaen und Kamui sahen einander an und teilten dasselbe Unheil verkündende Gefühl.

*****

Kyoko saß an ihrem Schreibtisch, Nadel und Faden in der Hand. Sie hatte beschlossen, Shinbes Mantel zu flicken, nachdem er an einigen Stellen zerrissen war. Sie musste sich selbst beschäftigen, denn nachdem Toya weg war und Shinbe bewusstlos… konnte sie niemanden fragen, was zum Teufel geschehen war. Sie hatte das Gefühl, dass es ihre Schuld war, dass sie kämpften.

„Es war doch nur ein dummer Kuss“, murmelte sie beschämt.

Nachdem ihr Großvater Shinbes Kleider ausgezogen hatte, hatte sie sie genommen und das Blut herausgewaschen, während Tama seinem Großvater half, die Wunden zu versorgen, die schon zu heilen begonnen hatten. Wenn Shinbe nicht ein Beschützer gewesen wäre und den zusätzlichen Vorteil hätte, dass er schnell heilte, wäre er innerhalb von Minuten verblutet. Als sie auf einen der Risse in dem Stoff blickte, stellte sie sich Toyas Klauen dort vor, und zitterte.

Er sah ziemlich schlecht aus, aber der Schlag, den sein Kopf abbekommen hatte, war das Schlimmste. Ihr Großvater sagte, dass er davon wohl eine Weile schlafen würde. Er hatte sie auch darüber informiert, dass, wenn zwei Beschützer miteinander kämpfen, es ein wenig gefährlicher war, als wenn zwei Menschen sich miteinander anlegten. Opa und seine Legenden… sie brauchte keine Legende um zu wissen, dass dies schlecht aussah. Sie hoffte nur, dass Shinbe keinen Gehirnschaden davontragen würde. Dass er so lange bewusstlos war, war kein gutes Zeichen. Sie betete, dass er bald aufwachen und ihr sagen würde, dass alles in Ordnung war.

Kyoko hatte an seiner Seite gesessen, seit ihr Großvater ihn verbunden und sorgfältig im Bett zugedeckt hatte. Sie hatte nicht geschlafen, seit es passiert war, aus Angst, dass er aufwachen würde, ohne, dass sie es merkte.

Shinbe öffnete langsam seine Augen in der schwachen Beleuchtung des Raums. Wo war er? Er starrte verwirrt hinauf zu der weißen Decke. Sein Kopf, oh Mann, tat er weh. Er versuchte, sich im Zimmer umzusehen, aber das tat auch weh. Alles war rosa. Wo war er?

„Autsch!“ Kyoko stach sich selbst mit der Nadel und nahm den Finger in ihren Mund und lutschte ihn. Sie hatte sich halb in ihrem Stuhl umgedreht und Shinbe sah sie, das Licht der Tischlampe erleuchtete ihr Gesicht.

„Ich muss im Himmel sein“, flüsterte Shinbe mit trockenen Lippen. Er sah zu, wie Kyokos Augen groß wurden und sie sich langsam umdrehte, um ihn anzusehen. Er versuchte zu lächeln, aber sein Kopf schmerzte zu sehr und so schloss er wieder seine Augen.

Kyoko warf beinahe den Stuhl um, als sie versuchte, so schnell wie möglich an seine Seite zu gelangen. „Shinbe, nein, bitte, schlaf noch nicht wieder“ bettelte sie mit zitternder Stimme. Sie war den Tränen sehr nahe. Shinbe öffnete seine Augen als er Salz in der Luft roch. Weinte sie? Er versuchte sich aufzusetzen, aber der schreckliche Schmerz, der seinen Kopf durchzuckte, hielt ihn zurück.

Kyoko legte ihre Hand auf seine Schulter: „Versuche nicht, dich aufzusetzen. Du wurdest sehr schwer verletzt.“ Sie strich mit ihrem Handrücken über ihre feuchte Wange und lächelte als er seine Augen wieder öffnete.

„Meinst du?“ Er versuchte zu lächeln, aber sein Kopf fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Er hob eine Hand zu seinem Hinterkopf und strich darüber. 'Hm, große Beule', er sah Kyoko fragend an.

Kyoko konnte sich nicht zurückhalten: „Du Vollidiot, du hättest dich beinahe umbringen lassen.“ Sie brach in Tränen aus und hob ihre Hände vor ihr Gesicht als sie schluchzte.

Shinbe streckte seine Hand aus und strich mit einem Finger über ihre Wange. „Es tut mir leid, Kyoko. Ich hoffe nur, dass Toya so schlecht aussieht, wie ich mich fühle.“

Kyoko nahm die Hände von ihrem Gesicht und starrte ihn an. „Keine Ahnung.“ Sie drehte sich von ihm weg und ging hinüber zu ihrem Tisch. Dort nahm sie einen Wasserkrug und goss etwas davon in ein Glas. Plötzlich war sie wütend auf alle beide. Sie sollten doch gemeinsam den Talisman suchen und nicht miteinander kämpfen.

„Du weißt es nicht?“ Shinbe versuchte, eine Augenbraue zu heben, aber erkannte, dass es nichts in seinem Körper gab, was nicht schmerzte. Er entschied, dass, das nächste Mal, wenn er mit Toya kämpfte, er mehr machen würde, als nur sich zu verteidigen… nächstes Mal würde er auch angreifen.

Kyoko kam wieder zum Bett zurück und half ihm, etwas Wasser zu schlürfen. Sie lächelte auf ihn hinunter, ein Funkeln in ihren Augen. „Ich habe Toya nicht gesehen, seit ich den Zähmungszauber auf ihn geworfen habe, drüben beim Schreinhaus.“ Irgendwie wusste sie, dass das Shinbe aufmuntern würde.

Er versuchte zu lachen, aber musste dann husten. „Zähmungszauber?“ Mit einer Hand auf seiner verbundenen Brust stöhnte er: „Bitte bring mich nicht zum Lachen. Das tut weh.“

Kyokos Gesichtsausdruck wurde schmerzlich. „Es tut mir so leid, Shinbe. Wir konnten dich nicht zu einem Menschenarzt bringen ohne… nun ja, du weißt schon. Großvater hat versucht, dich so gut wie möglich zu verbinden, und die meisten der sichtbaren Wunden sind geheilt.“

Shinbe blinzelte sie an, anstatt zu versuchen, zu nicken. „Ich verstehe. Danke, dass du für mich gesorgt hast.“ Die Neugier übermannte ihn: „Aber du bist nicht gegangen um Toya zu sehen?“

Kyoko stand auf und drehte ihm den Rücken zu. „Nein, ich war hier bei dir, wartete, dass du aufwachst.“ Sie ging zurück zu ihrem Schreibtisch und nahm eine Dose mit Aspirin aber stellte sie zurück, wissend, dass es einem Beschützer nicht helfen würde. „Worüber habt ihr beide gekämpft?“, flüsterte sie, sie wollte die Antwort gar nicht hören. Sie hob die Dose wieder hoch und dachte, es konnte ja nichts schaden.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, flüsterte Shinbe in dem Versuch, den Schmerz so gering wie möglich zu halten. Er hatte ihre Frage gehört, aber… das blieb besser zwischen ihm und Toya.

Sie drehte sich um und kam wieder zu ihm zurück. „Mehrere Stunden.“ Kyoko hob das Aspirin zu seinen Lippen und hielt ihm das Glas Wasser hin. „Hier, nimm das.“

Er tat wie ihm geheißen und dachte: 'Sie war die ganze Nacht bei mir?' Er schloss seine Augen und dachte darüber nach. Dann fühlte er ihre kühle Hand auf seiner Stirn und sah sie wieder an.

Kyoko lächelte. „Ich kann nicht glauben, dass du hier bist… auf meiner Seite des Herzens der Zeit.“ Sie zuckte die Schultern, als wäre es egal, aber das war es nicht. „Nun, jetzt, wo ich weiß, dass du wieder gesund wirst, denke ich, ich sollte gehen und den anderen sagen, dass du mal eine Weile nicht zurückkommst. Schlaf du jetzt, und ich werde hier sein, wenn du aufwachst.“

Shinbe starrte sie sprachlos an. Sein Blick streifte wieder durch den Raum und er erkannte plötzlich, was ihm eigentlich entgangen war. Er war in ihrer Welt! Er musste sich seinen Kopf wirklich hart angestoßen haben, dass ihm das nicht gleich aufgefallen war.

Warte. Er richtete seine violetten Augen wieder auf sie. Was redete sie da: 'er sollte nicht mit ihr zurück gehen?' Was, wenn Toya sie nicht mehr zurückkommen ließ? Was, wenn ihr etwas passierte? Er sollte mit ihnen nach dem Talisman suchen. Er sollte dort sein und sie vor Hyakuhei beschützen.

Shinbe versuchte, sich aufzusetzen und ihr das zu sagen, aber der Schmerz, der durch sein Gehirn schoss, war zu viel und er fiel mit einem Stöhnen wieder zurück auf das Bett.

Kyoko blieb mitten im Schritt stehen und drehte sich mit einem bittenden Blick zu ihm um. „Bitte, Shinbe. Versuche nicht aufzustehen. Wir wissen nicht, ob du innerlich geheilt bist, und ich würde nicht wollen, dass du verblutest, während ich weg bin“, sagte sie fast scherzend, aber er hatte noch Schmerzen und das bedeutete, dass er Schaden anrichten konnte, wenn er nicht ruhig hielt.

„Kyoko, ich kann nicht hier bleiben. Ich weiß noch nicht einmal, wo hier ist.“ Panik begann in ihm hochzusteigen bei dem Gedanken, dass sie ihn verlassen würde. Sie musste seine Angst gefühlt haben, denn sie sprach leise, als sie die Tür öffnete, um zu gehen.

„Mach dir keine Sorgen, Shinbe. Ich werde Großvater schicken, damit er dir Gesellschaft leistet.“ Sie schloss die Tür, ehe er Zeit hatte, zu widersprechen.

Kapitel 6 "Missverständnisse"

Nachdem sie ihren Großvater gefunden hatte, und ihm gesagt hatte, dass Shinbe wach war, nahm Kyoko ihren Rucksack und füllte ihn mit allen Dingen, von denen sie wusste, dass ihre Freunde sie mögen würden. Sie packte Trockenfleisch für Toya, Schokoriegel für Kamui und natürlich ihre Lieblingskaugummis für alle.

Dann packte sie auch noch einige Flaschen Limonade und Mandeln mit Schokoladenüberzug für Suki und Sennin. Kyoko grinste, sie fühlte sich viel besser, jetzt, wo sie wusste, dass es Shinbe bald wieder gut gehen würde. Dennoch… sie würde ein ernstes Gespräch mit Toya führen müssen, darüber, dass er mit seinem eigenen Bruder gekämpft, und ihn beinahe getötet hatte. Sie fragte sich im Stillen, wie Shinbe durch das Herz der Zeit gelangen hatte können. Der Schrein würde ihn nicht ohne Grund passieren lassen.

„Wahrscheinlich damit ich den Kampf unterbrechen konnte“, murmelte Kyoko zu sich selbst.

Sie packte dann auch noch die übliche Ausrüstung, die sie ihnen normal brachte, wie Verbandszeug und Aspirin. Als sie sich in der Küche umsah, fragte sie sich, ob sie noch ein letztes Mal nach Shinbe sehen sollte, aber entschied sich dann dagegen. Es war so schon schwer genug, ihn zurückzulassen. Sie konnte noch immer den bittenden Ausdruck in seinen violetten Augen sehen, als würde er sie bitten, nicht zu gehen, aber sie würde nur für ein paar Stunden weg sein. Großvater und Tama würden sich inzwischen um ihn kümmern. Sie schloss ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zum Schreinhaus.

*****

Die kleine Gruppe hatte die letzten Stunden damit verbracht, Shinbe zu suchen. Sie konnten nicht einmal seine Spur riechen, also hatten sie keine Ahnung, wo sie suchen mussten. Sie konnten nur das Schlimmste befürchten, auch wenn sie keine Anzeichen für irgendeinen Kampf fanden. Es machte sie buchstäblich verrückt vor Sorge. Um alles noch schlimmer zu machen, war auch Toya nicht mehr zu der Hütte zurückgekommen, sodass sie denken mussten, dass er vielleicht an dem Verschwinden beteiligt war.

Als er mehrere Stunden lang nicht zurückgekommen war, war Suki sicher, dass es so war. Und nachdem auch Kyoko noch weg war, erschien es alles nur noch schlimmer. „Ich schwöre, wenn Toya jemals zurückkommt, werde ich ihn persönlich umbringen“, schluchzte Suki in ihre Hände, während Sennin sie sanft festhielt.

Kamui saß still neben ihr als Gedanken von Shinbe, der irgendwo tot lag, durch seine Gedanken blitzten. Aber er würde es wissen, wenn Shinbe gestorben wäre… nicht wahr? Er und Kaen hatten gewusst, dass es etwas gab, was nicht ausgesprochen wurde, sobald sie die Lichtung betreten hatten… etwas mit den Schwingungen in der Gegend stank nach Wut und etwas Anderem, das er nicht wirklich benennen konnte.

Ein weiteres Anzeichen war, dass die Steine um die Jungfernstatue ausgegraben worden waren. 'Und wo war Kyoko?' Dieser Gedanke brachte Kamui dazu, sich zu fragen, was genau passiert war… war auch Kyoko verletzt? Sie war noch nicht zurückgekommen und er begann sich Sorgen zu machen. Er seufzte, wissend, dass Kaen noch immer draußen war und suchte.

„Hallo, jemand zu Hause?“, fragte Kyoko mit fröhlicher Stimme, als sie die Tür der Hütte öffnete. Sie sah sofort, wie gequält Suki aussah. Sie warf ihren Rucksack an der Tür ab und rannte zu Suki. „Was ist los? Was ist passiert?“ Sie ging neben ihrer Freundin in die Hocke, denn Suki weinte nie… sie war viel zu stark für so mädchenhafte Dinge.

Suki schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Ihre Lippen öffneten sich und sie versuchte zu sprechen: „Oh, Kyoko.“ Sie drehte sich wieder von ihr weg, unfähig ihrer Freundin von ihren Ängsten zu erzählen.

Sennin legte seine Hand auf Kyokos Schulter, sah auf seine Tochter und sprach dann mit einer leisen Stimme: „Kyoko, kann ich draußen mit dir sprechen?“

Kyoko sah von Sennin zu Suki und stand dann langsam auf. 'Etwas Schreckliches muss passiert sein', überlegte Kyoko besorgt. 'War Toya etwas passiert, oder hatten sie Neuigkeiten über das Verschwinden von Sukis Bruder Hikaru gehört?' Ein sehr, sehr schlechtes Gefühl kroch über ihren Rücken.

Sie folgte Sennin nach draußen. „Was ist es Sennin? Was ist passiert?“ Kyoko kam es gar nicht in den Sinn, dass sie sich um Shinbe Sorgen machen könnten. Sie dachte, dass Toya ihnen erzählt haben würde, wo sie ihn finden konnten.

Sennin drehte Kyoko den Rücken zu, wissend, dass er nun mit noch einer Herzschmerz-Szene zu tun bekommen würde. Es war zu viel für ihn. Es würde Kyokos Herz brechen, wenn sie herausfand, dass Toya vielleicht Shinbe umgebracht hatte. Er beschloss, ihr einfach ihre Ängste zu erzählen.

„Kyoko, wir glauben, dass Toya vielleicht Shinbe verletzt hat… und wir können keinen der beiden finden.“ Seine Stimme klang noch älter als normal und war voller Trauer und etwas angeschlagen. Er wartete auf das schmerzvolle Kreischen, das gleich von seiner jungen Freundin kommen musste. Als es nicht kam, drehte er sich um, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Kyoko zurück in die Hütte ging.

Kyoko setzte sich neben Suki auf den Boden und nahm ihre Freundin in die Arme. „Suki, es ist gut. Shinbe geht es gut.“ Sie streichelte das Haar ihrer Freundin. „Irgendwie… ist er mit Toya auf die andere Seite des Herzens der Zeit gekommen. Er ist verletzt, aber es wird alles wieder gut.“

Suki hörte einen Moment auf zu atmen, dann atmete sie scharf ein und riss sich los, starrte Kyoko an während sie mit der Hand über ihre Augen fuhr. „Shinbe… ist nicht tot?“ Sie starrte Kyoko weiterhin an.

Kyoko runzelte die Stirn. „Nein, er hat viele Verletzungen, aber er ist nicht tot. Ich bin zurückgekommen um euch zu sagen, dass er sich erholt.“ Sie fragte sich im Stillen, wieso Toya ihnen nicht gesagt hatte, was passiert war.

Kamui hörte Kyokos Worte und wunderte sich darüber. Nun wusste er, wieso er Shinbe nicht spüren konnte… er war nicht einmal in dieser Welt. Er verließ die Hütte um Kaen zu suchen und ihm zu sagen, dass er die Suche einstellen konnte. Er wünschte sich, dass seine anderen Brüder, Kotaro und Kyou irgendwie auftauchen und ihm helfen würden, das wieder in Ordnung zu bringen, was auch immer los war. Seine Gedanken wanderten wieder zurück zu Kyoko.