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âSo lange sie nur einander verletzen und nicht sieâ, flüsterte Kamui, aber der Knoten in seiner Brust wollte sich nicht auflösen. Wenn er musste⦠würde er sie ganz alleine beschützen.
Suki stand auf. âEr, er war die ganze Nacht bei dir, Kyoko? Wir, wir sahen Toya mit Blut an seinen Händen.â Sie erzitterte und hielt inne. Wut staute sich in ihr auf, auf Kyoko gerichtet, weil sie es geheim gehalten hatte.
Kyoko stand auf. âWo ist Toya überhaupt? Wenn ich ihn in die Hände bekomme, werde ichâ¦â Suki schnitt ihr den Satz ab.
âEr war die ganze Zeit bei dir? Shinbe war bei dir in deiner Zeit?â Sukis Stimme enthielt einen anklagenden Ton und Kyoko war sprachlos. âDu hast so lange gewartet, ehe du kamst um es uns zu sagen. Meinst du nicht, dass wir um ihn besorgt waren?â
Kyoko schüttelte den Kopf. âEs tut mir leid, Suki. Ich wollte ihn nicht alleine lassen, ehe ich wusste, dass erâ¦â Sie sah wie Sukis Gesicht rot wurde und zog sich zurück.
âSchon gut? Den ganzen Morgen haben wir ihn gesucht, hatten Angst, dass er tot war, oder irgendwo verletzt lag! Nun kommst du zurück, ganz fröhlich und erzählst mir, er ist bei dir!â Sie zeigte anklagend mit dem Finger auf ihre Freundin. âDu hättest früher kommen sollen. Du hättestâ¦â Sie brach ab, als ein Schluchzen aus ihr ausbrach, aus Erleichterung darüber, dass es Shinbe gut ging.
Kyoko legte einen Arm um die Frau um sie zu beruhigen. âEs tut mir leid, Suki. Ich habe nicht daran gedacht. Seine Verletzungen waren ziemlich schlimm. Ich hatte Angst, ihn alleine zu lassen, ehe er aufwachte. Ich hatte solche Angst, dass ich ihn verlieren würde.â
Suki riss sich von Kyoko los, ihr Zorn kochte wieder als sie Kyokos Worte hörte. âDu⦠dachtest, du würdest ihn verlieren?â Sie starrte Kyoko an während sie ihre Tränen weg blinzelte. âWorum haben sie überhaupt gekämpft, Kyoko? Um dich?â
Kyoko wurde durch die Frage überrascht. Sie wusste nicht, wie sie antworten sollte. Sie konnte Suki nicht sagen, dass sie Shinbe geküsst hatte, und dass Toya sie gesehen hatte. Das hier war Suki, ihre Freundin, die insgeheim in Shinbe verliebt war. Schuldgefühle übermannten sie. Betrog sie ihre Freundin? Sie sah hinunter auf den Holzboden, den sie plötzlich sehr interessant fand.
Sie war nicht in Shinbe verliebt, aber sie⦠'Mann, was denke ich da?' Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, wurde zornig auf sich selbst, weil sie so über Shinbe dachte, wo doch diejenige, die ihn wirklich liebte, genau vor ihr stand. Sie musste wissen, was Suki wirklich fühlte.
âSuki, liebst du Shinbe?â, fragte sie schnell, nicht weil sie der Frage, weshalb die zwei Beschützer gekämpft hatten, ausweichen wollte.
Suki wandte ihr den Rücken zu als ihre Wangen bei der Frage erröteten. Liebte sie ihn? Das wollte sie auch wissen. Ja, sie hatte Gefühle für ihn, aber Liebe, wie Kyoko meinte? Sie schüttelte den Kopf. Sie würde nie einen Mann lieben. Und schon gar nicht Shinbe. Das kam einfach nicht in Frage. Vielleicht könnte sie ihn lieben, wenn sie Hyakuhei tatsächlich töten und Shinbes Fluch auslöschen könnten. Aber⦠nein, sie konnte sich einfach nicht in ihn verlieben. Sie könnte noch mehr Herzschmerz nicht ertragen.
Verwirrt über ihre eigenen Gefühle drehte sie sich wieder zurück zu Kyoko. âDu weichst der Frage aus, Kyoko! Ich habe gefragt, ob sie um dich gekämpft haben?â Nun war sie diejenige, die einer Frage auswich, aber es war eine, die sie wirklich nicht beantworten wollte, oder auch nur darüber nachdenken.
Kyoko seufzte und zuckte die Schultern. âIch weià es nicht. Hat Toya euch nicht erzählt, was passiert ist?â Sie sah zur Tür und fragte sich, wieso er nicht da war. âWo ist Toya überhaupt? Geht es ihm gut?â Kyoko fröstelte plötzlich als ihr klar wurde, dass Toyas Abwesenheit der Grund war, wieso sie nicht wussten, was passiert war.
Suki explodierte: âWas?!! Toya lief weg, nachdem wir ihn gefunden haben. Seine Klauen waren blutig, Kyoko! Er warâ¦â Suki wurde unterbrochen als Sennin in die Hütte kam.
âWillst aufhören zu brüllen, Suki?â Er setzte sich auf die Matte, nahm einen Ast und stocherte damit in dem Feuer vor ihm herum. âKyoko, komm, setz dich. Und erzähl uns alles, was weiÃt.â
Kyoko sah zu Suki. Es gefiel ihr nicht, dass ihre Freundin sauer auf sie war. Wieso stritten sie plötzlich alle miteinander? Sie hatten immer zusammen gehalten und einander verteidigt⦠etwas stimmte nicht. Sie setzte sich hin und begann, zu erzählen, was passiert war, von dem Moment bei der Quelle bis zu Shinbes Erscheinen in ihrer Zeit.
Natürlich erzählte sie ihnen nichts von dem Kuss, nur dass Toya wütend war, weil sie in ihrer Unterwäsche gewesen war.
âNun, das war eigentlich alles. Er ist schlieÃlich aufgewacht, gerade bevor ich hierher kam. Es geht ihm aber wirklich nicht gut.â Sie schüttelte ihren Kopf und sah hinunter auf ihre Hände. âGroÃvater sagt, dass es zumindest einige Tage dauern wird, bevor er wieder aufstehen und sich bewegen kann.â
Sukis Kopf hob sich ruckartig. âWas? Er kann nicht in deiner Zeit bleiben!â Sie senkte sofort wieder den Blick und fühlte sich merkwürdig. Woher kam diese Eifersucht plötzlich?
Sennin legte eine Hand auf Sukis Arm. âBeruhige dich, würdest nicht wollen, dass er reist, wenn er noch verletzt ist.â
Suki seufzte: âAber es ist zu lang. Wir können auch hier für ihn sorgen.â Ihr gefiel die Tatsache nicht, dass die Gruppe zersplittert war.
Sennin kicherte: âUi, aber um ihn hierher zu bekommen, muss er durch das Herz der Zeit reisen. Der Stress, etwas zu tun, was nicht erlaubt ist, könnte zu viel für seine Verletzungen sein.â
Kyoko stand auf. âIch möchte wirklich bleiben, aber ich bin nur gekommen um euch zu sagen, dass es ihm gut geht. Ich sollte wieder zurückgehen, ehe GroÃvater und Tama ihn verrückt machen.â Sie hob ihren Rucksack auf und lächelte nervös als Kamui zurück in die Hütte kam, wobei sich ihre Blicke trafen.
Kamui konnte sich nicht davon abhalten, Kyoko fest zu umarmen. Er fühlte sich nun viel besser, jetzt, wo er wusste, dass Toya Shinbe nicht ernsthaft verletzt hatte. Als Kyoko nicht zurückgekommen war, hatte er schon das Schlimmste befürchtet.
âIch behalte sie von dieser Seite in den Augen. Du geh und bring unseren Shinbe zurückâ, lächelte er wobei Liebe in seinen vielfarbigen Augen tanzte. Er wollte, dass sie wusste, dass er nicht sauer auf sie war, so wie Suki.
Kyoko lächelte zu ihm hoch als sie ihm eine Schachtel Schokolade gab. âAber iss sie nicht alle auf einmal. Ich will nicht, dass du Bauchschmerzen bekommst.â Sie strich mit ihrer Hand durch die seidigen, violetten Strähnen in seinem Haar und umarmte ihn auch. Sie war dankbar dafür, dass wenigstens einer von ihnen nicht sauer auf sie war. Kamui hatte schon immer das weichste Herz gehabt.
Sie flüsterte in sein Ohr, sodass Suki es nicht hören konnte: âWenn Toya zurückkommt, sag ihm, dass ich ihn sehen muss.â
Kamui nickte.
Suki saà mit dem Rücken zu Kyoko gewandt. âSag Shinbe, dass er sich besser beeilen sollte, mit gesund werden.â Sie schniefte und Kyoko fühlte sich plötzlich sehr schuldig. Sie lieà Kamui los und stellte all die Sachen, die sie für sie gebracht hatte, bei der Tür ab, da sie Suki in diesem Moment nicht noch einmal stören wollte. Sie wusste, sie würde die Vorräte und Leckereien später finden. Sie verabschiedete sich und ging alleine zurück zum Schrein während sie sich fragte, wo Toya war.
*****
Auf der anderen Seite des Zeitportals lag Shinbe mit geschlossenen Augen im Bett und versuchte, GroÃvaters sinnloses Geplapper mit seinen eigenen Gedanken zu ertränken. 'Wann würde Kyoko zurückkommen und ihn retten?' in seinen Gedanken lachte er wie ein Geisteskranker. Ja, sie war die einzige, die ihn nun retten konnte.
Selbst mit seinen Verletzungen konnte er nicht aufhören, an sie zu denken. Dies musste die Bestrafung der Götter für seine Sünden sein. Er war sich dessen sehr bewusst, dass er jetzt nicht mehr atmen würde, wenn Toya die ganze Wahrheit gekannt hätte.
Die anderen, inklusive Toya, hatten immer angenommen, dass er Suki wollte, nur weil das genau das war, was er wollte, dass sie dachten. Suki wollte nichts von Liebe wissen und dadurch war sie gefahrlos gewesen⦠ohne es zu wissen, spielte sie eine groÃe Rolle in seiner Lüge. Er versank langsam wieder in Schlaf während Visionen von Kyoko in seinen Armen durch seine Gedanken blitzten.
*****
Mit gemischten Gefühlen ging Kyoko langsam zurück zum Jungfernschrein. Wieso war Toya weggelaufen? Und nun fühlte sie sich egoistisch dafür, dass sie die anderen so lange in Sorge alleine gelassen hatte. Es war nur, dass sie gedacht hatte, dass Toya ihnen erzählen würde, was passiert war. Diese ganze Sache geriet auÃer Kontrolle. Sie mussten immer noch die Bruchstücke des Talismans finden und Hyakuhei war irgendwo da drauÃen und plante wahrscheinlich ihr aller Ende. In diesem Moment schien die ganze Bande zu zersplittern.
Toya beobachtete Kyoko wie sie wieder zu dem Schrein zurückging. Er hatte ihre Ankunft gerochen und er hatte sie gesucht bis er herausgefunden hatte, dass Shinbe nicht bei ihr war. Also war der violette Beschützer noch in Kyokos Zeit⦠und nun sah es danach aus, als würde sie zu ihm zurückgehen.
Seit er zurückgekommen war, war Toya in einer Höhle nicht weit weg geblieben. Der Kampf mit Shinbe tat ihm nicht leid, aber er hatte ihn nicht so schwer verletzen wollen, wie er getan hatte. Aber würde Kyoko ihm glauben? Seine goldenen Augen beobachteten sie von den Spitzen der Bäume herab. Er wusste, er würde mit ihr sprechen müssen, ehe sie zu Shinbe zurückging.
Kyoko sah hoch und erkannte, dass sie schon beim Herzen der Zeit war. Sie war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht auf den Weg geachtet hatte. Sie seufzte, dann hob sie ihr Kinn ein paar Zentimeter an und sammelte ihren Mut, entschied, dass sie mit Shinbe sprechen würde müssen, wenn sie zurückkam.
Kyoko hielt im Schritt inne, als sie eine verschwommene Bewegung aus ihrem Augenwinkel sah. Bevor sie auch nur mit der Wimper zucken konnte, stand Toya zwischen ihr und dem Schrein. Er sah sie gespenstisch an, durch die Haarsträhnen, die in sein Gesicht gefallen waren und seine Augen verdeckten. Sein Haar und seine Kleider flatterten noch von seiner schnellen Landung.
Wie kam es, dass er die merkwürdigsten Dinge tun konnte, und ihr ganzer Körper aufleuchtete als wäre eine elektrische Schockwelle durch sie gefahren? Die Handvoll Schmetterlinge, die durch ihren Magen tanzten, schienen in einen Paarungsrausch zu verfallen. Sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, versuchte noch immer seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Sie konnte alle Arten von Gefühlen sehen, alles von Schuld bis Zorn⦠sogar ein leises Anzeichen von Depression.
Als sie endlich ihre Stimme wiederfand, obwohl sie sogar in ihren eigenen Ohren verängstigt klang, sagte sie: âIch⦠Toy-ya?â Ihre Augen wurden groà als sein Gesicht sich ruckartig hob und sich ihre Blicke trafen. Kyoko wollte keinen Schritt zurück machen, aber sie tat es ohne zu denken. Als sie sah, dass sich seine Augen zusammen zogen, als er sah, wie sie vor ihm zurückwich, blieb sie stehen und sah ihn fest an. Schüchtern machte sie einen Schritt auf ihn zu um zu zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte.
Toya beobachtete sie still, fühlte die Angst in ihr. Als sie vor ihm zurückwich machte ihn das wütend genug, sodass er tatsächlich fühlte, wie sein Blut zu kochen begann. Er wartete um zu sehen, was sie tun würde, und beruhigte sich wieder, als sie wieder näher kam und die Entfernung, die sie zwischen sie gebracht hatte, wieder verringerte. Er wollte nicht, dass sie vor ihm Angst hatte.
âKyokoâ, seine Stimme war gleichmäÃig und ernst, âdu weiÃt, dass ich dich nie verletzen würde.â Seine Hände ballten sich zu Fäusten an seinen Seiten. âIch weiÃ, dass du das weiÃt.â Seine Stimme war fordernd.
Kyoko biss sich auf die Unterlippe als sie die Anspannung in seiner Stimme hörte. Ja, sie wusste, dass er sie nie absichtlich verletzen würde⦠aber sie erinnerte sich auch daran, dass Hyakuhei etwas mit seinem Blut gemacht hatte, das ihn sehr gefährlich machte, wenn er wütend wurde. Sie atmete ruhig ein und begann langsam auf ihn zu zu gehen. âWo warst du?â
Toya konnte Sorge in ihrer Stimme hören und seine Augen wurden groà als er sich darüber wunderte. War sie um ihn besorgt gewesen? Er hatte gedacht, dass sie ihn nur noch hassen würde, nach dem, was er getan hatte. Er hatte sich selbst verrückt gemacht, als er nur daran gedacht hatte.
âWie geht es⦠Shinbe?â, er fletschte die Zähne über den Namen.
Kyoko runzelte die Stirn. âEr überlebt es. Aber es wird eine Weile dauern, ehe es ihm gut genug geht, um zurückzukommen. Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, ihn zu fragen, was passiert ist, also wieso erzählst du es mir nicht? Wieso hast du⦠das getan?â Ihre Stimme verstummte einen Moment, dann flüsterte sie: âSuki und die anderen dachten, dass er tot war.â Ihre Stimme wurde wieder ein paar Stufen lauter und beschuldigend: âDu hättest ihnen zumindest sagen können, wo er war.â
Sie sah hinter ihn auf den Jungfernschrein und wich seinem Blick aus. Die Rohheit seiner Augen war in diesem Moment zu viel für sie.
Toya war gleichzeitig heià und kalt. Das Gefühl alleine war schon verstörend. Alles, woran er denken konnte, war, dass sie ihn hassen würde, und das war die eine Sache, die er nicht ertragen würde. Und der Gedanke daran, dass sie alleine mit Shinbe in ihrer Zeit sein würde, war auch zu viel für ihn zu schlucken. Besonders nach dem, was sein Bruder gesagt hatte. Es war dasselbe als würde er sie bedrohen.
Kyoko beobachtete die Emotionen, die durch seine goldenen Augen jagten, die sich nun gedankenverloren verdunkelten. Er war tödlich ruhig, was sie langsam beängstigte. Sie machte ein paar Schritte, als wollte sie an ihm vorbei zum Schrein gehen, aber er machte einen Schritt zur Seite und stellte sich ihr in den Weg und das verunsicherte sie nur noch mehr.
âSchau, wenn du nichts sagst, dann werde ich zurückgehen um nach dem Schaden zu sehen, den du bei deinem Bruder Shinbe angerichtet hastâ, rief sie.
Toya konnte nicht mehr. Im Handumdrehen hatte er sie, hielt sie gefangen in seinen Armen, alle seiner Instinkte sagten ihm, dass er sie nicht durch das Herz der Zeit gehen lassen durfte⦠zurück zu dem Beschützer, dem nicht zu trauen war.
âKyoko, warte.â Seine Stimme war immer noch etwas barsch und er versuchte, ruhiger zu werden, als er fühlte, wie sie sich von ihm weg drückte. âKyoko, du weiÃt nicht, wieso wir gekämpft haben. Du weiÃt nicht, was er gesagt hat. Du kannst ihm nicht vertrauen. Ich vertraue ihm nicht. Er hat sich verändert, und es gefällt mir nicht.â
Kyoko fühlte, wie sich seine Arme noch fester um sie schlossen und sie wusste, dass er es ernst meinte. Toya hatte sie nie belogen⦠aber es machte einfach keinen Sinn. Sie versuchte, sich in seinen Armen zurück zu lehnen, sodass sie seine Augen sehen konnte. âWas meinst du? Er ist derselbe wie immer.â
Toya knurrte tief in seiner Kehle. âNein, Kyoko, er versteckt es vor dir. Da geht etwas mit ihm vor und ich weià nicht, was es ist, aber ich kann es fühlen. Er versteckt etwas.â Toya hoffte, dass sie auf seine Worte hören würde, und nicht nur denken würde, dass er eine Ausrede erfand, weil er ihn verprügelt hatte.
Kyoko runzelte die Stirn. Sie hatte kleine Dinge an Shinbe bemerkt. Aber für sie waren die Veränderungen nicht schlecht gewesen, doch sie wusste, dass Toyas Instinkte sehr gut waren, also würde sie es nicht einfach verwerfen. Nur um sicher zu gehen, seufzte sie: âDu sagst das nicht alles nur wegen dem Kuss, nicht wahr?â Sie fühlte, wie Toyas Brust gegen ihre pochte.
âDieser Kussâ, knurrte Toya und hob eine Hand um ihr Kinn zu ergreifen und ihr Gesicht dem seinen zuzuwenden. Es gab da eine Frage, die ihn innerlich auffraÃ. âKyoko, wieso würdest du ihn dafür küssen, dass er dich rettet, aber mich nicht? Ich verstehe es nicht.â Seine Augen senkten sich auf ihre schmollenden Lippen und ehe sie ihn zurückweisen konnte, senkte er seine Lippen auf ihre, fühlte zum ersten Mal ihre seidigen Lippen auf seinen.
Als sie bei dem plötzlichen Angriff auf ihre Gefühle schreien wollte, vertiefte Toya den Kuss und suchte nach ihrer Reaktion. Er konnte hören, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte und er konnte fühlen, wie sich ihr Körper erhitzte.
Kyoko bekam den Kuss, den sie immer haben wollte, aber irgendwo, weit hinten in ihrem Kopf konnte sie nicht verhindern, dass sie dachte, dass es nur aus völligen falschen Gründen war. Küsste er sie, weil Shinbe es getan hatte? 'Nein, das ist falsch.' Sie drückte eine Hand gegen seine Brust auch aus anderen Gründen als nur, dass sie zu Luft kommen musste.
âWarte Toyaâ, keuchte sie. âHör auf, ich kann nicht denken.â
Toya grinste, lieà seine Arme lockerer, aber lieà sie nicht ganz frei. âDas ist ein gutes Zeichen, Kyoko.â Er hatte bei dem Kuss etwas gefühlt und er fühlte sich besser, weil er wusste, dass sie es auch gespürt hatte. Vielleicht würde er sie doch nicht an Shinbe verlieren. Er erinnerte sich an die Drohung mit der Shinbe ihn geärgert hatte.
âShinbe darfst du nicht ganz vertrauen. Mir wäre es lieber, wenn du hier bei mir bleibst und im Moment deine Familie für ihn sorgen lässt.â Er hielt ihren Blick in einer stillen Bitte gefangen.
Kyoko runzelte die Stirn: âNein, ich muss zurückgehen. Er ist erst kurz bevor ich hierhergekommen bin um euch zu sagen, dass er in Ordnung ist, aufgewacht.â Schuldgefühle machten sich in ihr breit. âAuÃerdem fühle ich mich, als wäre es meine Schuld, dass ihr gekämpft habt, also werde ich mich um ihn kümmern, bis es ihm besser geht und dann bringe ich ihn zurück.â Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen: âUnd wir müssen zusammenhalten um den Rest des Talismans zu finden.â
Sie stach mit einem Finger in seine Brust und machte nun doch einen Schritt zurück, heraus aus seiner Umarmung, âDas bedeutet kein Kämpfen mehr, verstanden? Du hättest ihn beinahe umgebracht.â Ihre Augen suchten in den seinen nach der Wahrheit.
âDann komme ich mit dir zurückâ, sagte Toya angespannt, verschränkte seine Arme in seinen Ãrmeln und richtete sich zu seiner vollen GröÃe auf. âShinbe stinkt nach Schuldgefühlen und ich weià nicht wieso.â Insgeheim war er froh, dass sie noch keine Zeit alleine mit ihm verbracht hatte, angesichts dessen, dass er eben erst aufgewacht war. âIch vertraue ihm nicht alleine mit dir zu sein.â
Kyoko blinzelte: âEs kommt gar nicht in Frage, dass du im Moment auch nur in Shinbes Nähe gehst. Er hat immer noch starke Schmerzen und du bist derjenige, der ihn so zugerichtet hat.â Sie wollte nicht gemein sein⦠sie wollte die beiden für jetzt einfach getrennt halten. âMachen wir einen Deal. Ich komme morgen zurück und erzähle euch allen, wie es aussieht, wenn du versprichst, dass du zur Gruppe zurückgehst.â
Als sie sah, wie seine Dickköpfigkeit in seine Augen kroch, schaute sie kurz zu Boden und flüsterte schwerfällig: âWir sind doch noch eine Gruppe⦠nicht wahr? Wir müssen immer noch den Talisman finden, bevor Hyakuhei es tut.â
Toyas Augen glitzerten gefährlich. âWenn er etwas tut, und ich bin nicht da⦠kann ich dich nicht beschützen, undâ, seine Stimme wurde ein paar Stufen lauter, âich bin dein Beschützer, nicht er!â
Kyokos Kopf kam bei seinen Worten ruckartig wieder hoch. Toya zeigte nicht oft sein Herz, aber in den seltenen Momenten, wo seine Abwehr unten war, konnte sie es so deutlich sehen.
Sie lächelte und versuchte, ihn zu beruhigen: âSieh her, Shinbe ist viel zu schwach um etwas zu versuchen, also mach dir keine Sorgen. Ich werde morgen zurück sein.â Sie machte ein paar Schritte auf das Herz der Zeit zu und sah, wie er sich bewegte, um sie aufzuhalten.
âToya!â, rief sie, hob ihre Hand und sprach den Zähmungszauber.
Mit weicher Stimme sagte Kyoko: âSchau, ich weiÃ, dass du Shinbe nicht vertraust, aber vertrau wenigstens mir. Ich werde morgen Abend zurückkommen. Alles wird gut werden⦠du wirst sehen.â Damit berührte sie die Hand der Jungfer und verschwand. Sie konnte noch seine Flüche hören, als das Herz der Zeit sie auf die andere Seite brachte.
Kyoko runzelte gedankenverloren die Stirn als sie wieder im Schreinhaus war. Sie konnte noch den Schaden sehen, den der Kampf angerichtet hatte. Als sie sich umdrehte, legte sie einen Sperrzauber auf die Hände der Jungfer als sie entschied, lieber auf Nummer sicher zu gehen.
Kapitel 7 "Fragen"
Kyoko machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus, das nun schon im Dunklen lag, und fand Shinbe dort schlafend vor. Sie fragte sich im Stillen, ob sie ihm von ihrem Treffen mit Toya erzählen sollte. Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch um die zerrissenen Kleider fertig zu flicken, aber die Gedanken an Toya machten sie langsam.
Er hatte sie überrascht, als er sie küsste. Sie hatte früher davon geträumt, wie sie einander küssten⦠sie hatte es sich gewünscht. Sie musste zugeben, dass der Kuss genau so war, wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte⦠es war der Zeitpunkt, der sie so verwirrte. Vielleicht wollte Toya sie einfach nur von ihrer Wut ablenken. Er hatte früher nie versucht, sie zu küssen, also wieso sollte er es jetzt sonst tun?
Sie dachte an seine Lippen auf ihren und hob instinktiv ihre Finger zu ihrem Mund, weil sie sich darüber wunderte⦠dann kam ihr ein anderer Kuss in Erinnerung. Als sie gemächlich ihre Lippen an Shinbes gestreift hatte, war es gewesen, als wäre ein elektrischer Schlag durch sie gefahren. Wäre Toya nicht in dem Moment aufgetaucht⦠hätte sie gerne noch mehr mit dem Kuss herum experimentiert.
Sie schüttelte ihren Kopf und biss sich auf die Lippe. Wo zum Teufel war dieser Gedanke hergekommen? Sie schielte hinüber zu Shinbe. Wie konnte sie sich selbst je vergeben, dass sie die Ursache war, dass all dies passiert war? Sie hatte nicht gewollt, dass jemand verletzt wurde. Sie ging langsam hinüber zum Bett und beobachtete ihn als sie sich auf die Kante setzte und mit einer Hand das dunkelblaue Haar aus seinem Gesicht strich. Wenigstens schlief er friedlich.
Ihr Blick strich über sein Gesicht und blieb an seinen Lippen hängen. In ihrem Traum waren sie so weich gewesen, das war der Grund gewesen, weshalb sie ihn küssen wollte, in dem Moment als Toya sie erwischte. Sie hatte nur wissen wollen, ob sie in Wirklichkeit ebenso weich waren, wie in ihrem Traum⦠und das waren sie.
Kyoko sah hinunter auf die Decke, die hinunter gerutscht war und seine Schultern und Brust entblöÃte. Er hatte noch immer einen Bluterguss an einer Schulter und sie streckte unbewusst die Hand danach aus und strich mit einem Finger sanft darüber. Shinbe stöhnte im Schlaf auf und sie zuckte zurück, zog ihre Hand weg und legte sie auf ihre Lippen. Schuldbewusst drehte sie sich um und schaute weg.
Shinbe öffnete ein Auge, ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Er hatte ihr Gewicht am Bettrand gefühlt und so getan als würde er schlafen, aber insgeheim hatte er sie durch seine Wimpern beobachtet, hatte die Gefühle gesehen, die über ihr Gesicht spielten, als sie ihn beobachtete. Wie sehr sein Körper auch schmerzte, er konnte nicht verhindern, dass er sich durch ihre Gegenwart erregt fühlte⦠es war für ihn schon immer so gewesen. Er hoffte, dass sie nicht weiter nach unten sah, denn er war sicher, dass sich in den unteren Regionen ein Zelt gebildet hatte.
Als sie seine Schulter berührte, hatte er ungewollt gestöhnt. Sobald sie sich wegdrehte, hielt er den Atem an. Er lieà die Luft langsam wieder aus und seine Lippen öffneten sich leicht als er seine Hand langsam in ihre Richtung schob. Bevor er etwas sagen konnte, stand sie auf und ihm entfuhr ein enttäuschtes Seufzen.
Kyoko drehte sich schnell wieder um und sah, wie er sie anstarrte, und auch seine ausgestreckte Hand entging ihr nicht. âShinbe⦠was machst du?â, sie starrte auf seine Hand und legte den Kopf neugierig zur Seite.
Shinbe versuchte, seine Hand wieder unter der Decke zu verstecken und stöhnte vor Schmerzen. Kyoko war sofort an seiner Seite und strich mit ihrer Hand über seinen Arm, im Versuch, seine Schmerzen zu lindern, nicht wissend, dass das nicht die Art Schmerz war, unter der er litt.
âBitte sei vorsichtig, Shinbe. Ich möchte, dass du gesund wirst, und dir nicht noch mehr Schmerzen zufügst.â Sie sah mit mitleidigem Blick auf ihn hinunter.
Er lächelte zu ihr hoch und genoss jeden Moment ihrer Zärtlichkeit. âEs ist schon gut, Kyoko. Mir geht es gut. Es geschieht mir recht für meine unverschämten Gedanken.â Er versuchte zu lächeln und sie runzelte die Stirn.
Er gab es einfach zu? In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie sich wieder neben ihn auf das Bett setzte. Die Erinnerung daran, was Toya zu ihr auf der Lichtung gesagt hatte, suchte sie wieder heim.
âShinbe, wir müssen wirklich darüber reden, worüber du mit Toya gekämpft hast. Er meint, dass du etwas versteckst, und er sagt, ich soll dir nicht trauen.â Sie fühlte sich unbehaglich dabei, ihn das zu fragen, aber er war derjenige, der in ihrem Bett schlief⦠also hatte sie das Gefühl, dass sie das Recht hatte, wenigstens zu fragen. âVerschweigst du⦠etwas?â
Shinbes Gedanken wanderten zurück zu der Nacht wo Kyoko betrunken durch das Herz der Zeit gekommen war. In welches Dilemma hatte er sich da gebracht. Nicht nur würde Toya ihn umbringen, sondern Kyoko würde es wahrscheinlich zulassen.
Er seufzte und sah von ihr weg als seine Wangen rot anliefen. âNein, ich verschweige nichts.â
Kyoko sah ihn weiterhin genau an. Er wich ihrem Blick aus und sie war überzeugt, dass er etwas vor ihr verschwieg. âDu weiÃt, dass wir Freunde sind, Shinbe. Du kannst mit mir über alles reden.â Sie lächelte und streifte mit ihrer Hand die seine, wodurch er erzitterte. Sie zog die Decke hoch über seine Schultern, in der Meinung, dass ihm kalt war.
Er beobachtete sie, als sie weiterhin auf ihn hinunter starrte, ihre Hände immer noch am Rand der Decke, so dass sie seine Schultern gerade noch berührten.
Er flüsterte ihren Namen mit heiserer Stimme: âKyoko.â
Sie schielte zu seinem Gesicht hoch und errötete, als sie bemerkte, wo ihre Hände waren. Sie drehte ihm den Rücken zu, weil sie fühlte, wie ihre Wangen heià wurden. Sie hatte auf seinen Hals gestarrt und an den Traum gedacht, fühlte das Verlangen, sich hinunter zu beugen und ihn dort zu küssen.
âShinbe, erinnerst du dich, als ich zurückkam⦠nach der Party? Wo warst du, als ich durch das Zeitportal kam?â, fragte sie ängstlich. Sie wollte nicht albern klingen, aber der Traum begann sie auf eine Art zu beeinflussen, die ihr Sorgen bereitete.
Shinbe wurde durch die Frage überrascht. Erinnerte sie sich daran, was passiert war, und hatte sie nur nichts gesagt? Er starrte auf ihren Rücken. âKyoko, wieso fragst du? Ist etwas passiert?â
Kyoko errötete. Sie stand auf und ging zum Fenster hinüber um hinaus zu sehen. âNein, ich wollte nur wissen, wo du warst, als ich zurückkam.â Sie wandte sich wieder um, lächelte, versteckte, was ihr am Herzen lag. âIch meine mich daran zu erinnern, dass du mir vom Schrein zu Sennins Hütte zurück geholfen hastâ, log sie. Sie konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wie sie dorthin gelangt war.
Shinbe seufzte und schloss seine Augen. Er musste diese Information verdauen. Also erinnerte sie sich an etwas⦠woran erinnerte sie sich noch? Nun stieg Ãbelkeit aus seinem Magen hoch. Wenn sie sich daran erinnerte, dann erinnerte sie sich wahrscheinlich auch daran, was er getan hatte. Oder kam sie langsam auf den Verdacht, dass es vielleicht doch kein Traum gewesen war? Er musste von nun an vorsichtig sein.
Er wollte aufstehen und das Chaos, das er angerichtet hatte, wieder in Ordnung bringen, aber die Schmerzen in seinem Kopf waren langsam schlimmer geworden statt besser und in diesem Moment waren sie so stark, dass sie seine Sicht einschränkten. Er fühlte, wie er weiter weg driftete, egal wie sehr er sich bemühte, die Dunkelheit, die über ihn hereinbrach, zu bekämpfen.