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Moon Dance
So wie es eingerichtet war, konnte man von den Tänzern nur die FüÃe und Unterschenkel sehen, und der Rest ihrer Körper lag im Schatten.
Envy lehnte sich über das Geländer, um zu sehen, ob es unten noch eine weitere Bar gab, aber da war nichts auÃer der Tanzfläche. Sie erinnerte sie irgendwie an eine Grube. Wenn man einmal die Treppen hinuntergelaufen war, war man der Dunkelheit ausgeliefert, die den Tanzenden ihre Privatsphäre bot.
âSind es drei Stockwerke?â, fragte sie, während sie zu der massiven Decke über ihnen hochstarrte. Wenn man das Untergeschoss mitzählte, wäre das der dritte Stock und sie fragte sich, ob er ein Teil des Clubs war, oder ob das Betreten verboten war.
Rufe und Pfiffe erregten ihre Aufmerksamkeit und sie wandte ihren Blick wieder hinunter zur Tanzfläche. Ungläubig starrte sie hin als ein eisblauer Scheinwerfer sich auf einen Käfig in der Mitte der Grube richtete. Sie wurde sofort von dem Mann hinter den Gittern in seinen Bann gezogen.
Chads Blick blieb auch an dem Käfig hängen. Er sah aus wie eine kleine Gefängniszelle. Drinnen waren ein Mann und eine Frau, und sie umkreisten einander. Selbst aus dieser Entfernung konnte er die Hitze ihrer Bewegungen fühlen. Seine Fingerknöchel verfärbten sich weiÃ, als er das Geländer fester umklammerte, als der Mann im Käfig seine Tanzpartnerin gegen die Gitterstäbe drückte, und sie sich gleich unter seinen Arm hindurch duckte, als er versuchte, sie mit seinem Körper festzunageln.
Der Mann wirbelte herum und ergriff ihr Handgelenk und zog sie zurück, sodass ihr Körper fest an den seinen gedrückt wurde, dann begleitete er ihre Hände zu den Gitterstäben vor ihr. Er lieà sie sich an den Stäben festhalten und rieb sich dann selbst an ihrem fast nackten Körper, bis sie ihren Kopf rückwärts in seine Brust warf, als würde sie es genieÃen.
Es war irgendwie animalisch, fast wie eine Art primitiver Paarungstanz. Chad und Envy wurden von der Vorführung gefesselt, wobei beide unterschiedlich getroffen wurden.
Chad sah noch ein paar Minuten schweigend zu, als sich die beiden Partner in der Mitte mit einem Sprung voneinander entfernten, nur damit der Mann sie in einer anderen Position festhalten konnte. Durch die Hitze ihrer Bewegungen wurden seine Jeans plötzlich eng, als die Hüften des Mannes nach oben gegen den Hintern der Frau stieÃen. Frustriert wandte Chad seinen Blick ab und zwang sich dazu, die Dekoration an den oberen Wänden zu betrachten, die er aus seinem Blickwinkel sehen konnte.
Es waren vor allem blinkende Lichter mit schwarzen Dauerlichtern neben riesigen Malereien von schlanken Körpern von Jaguaren, einige die kämpften und einige Einzeltiere auf der Jagd. Die tödlichen Tiere schienen beinahe lebendig. Die regungslosen Malereien schienen sich durch die Lichter zu bewegen, sodass der Eindruck entstand, dass die Tiere lebten und zusahen.
Er musste zugeben, dass die Ausstattung einmalig war, und sie funktionierte. Sein Blick folgte der Bewegung der Lichter über die Wände und er bemerkte, dass Ketten zwischen den Bildern hingen, einige mit Halsbändern mit Stacheln und schwarzen Lederpeitschen.
Er schielte wieder zurück in die Richtung des Käfigs, und wollte sich gerade auf die Suche nach Jason machen, als er Trevor auf der Tanzfläche in der Nähe eines der Scheinwerfer erkannte. Der Idiot war zwischen zwei Mädchen eingezwängt und sah aus, als vergnügte er sich köstlich. Nach einem kurzen Seitenblick auf Envy wusste Chad, dass er kein Wort zu sagen brauchte, als er bemerkte, dass sie geradewegs auf das Trio starrte.
Envy legte ihren Kopf schräg und versuchte, Trevor zu betrachten, als würde sie ihn nicht kennen. Und dann fragte sie sich, wieso sie überhaupt je mit ihm ausgegangen war.
Sie musste zugeben, dass er für die Augen schon etwas hergab. Verdammt gutaussehend wäre die beste Bezeichnung. Er sah aus wie eine Art Kalifornischer Surfer mit seinem wehenden, blonden Haar, goldenem Teint und grau-blauen Augen. Er war zum AnbeiÃen und sie hatte viel Spaà mit ihm gehabt.
Aber wenn man sein gutes Aussehen wegnahm, dann gab es nicht wirklich viel, das ein Mädchen anziehen könnte. Alles, was übrig blieb, war ein verzogener Angeber-Student mit einem silbernen Löffel im Mund. Wenn er dagewesen war, war er sehr aufmerksam gewesen, aber er war auch einfach so verschwunden, manchmal tagelang.
Das Einzige, was sie sonst noch positiv über ihn sagen konnte, war, dass er ziemlich heià in seiner Unterhose war, und er ihr einige der besten Momente ihres Lebens geschenkt hatte.
Und sie hatte ernsthaft gedacht, dass er sie wirklich mochte⦠mehr als nur mochte. Das zeigte, wie viel, zum Teufel, sie über Männer wusste. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie es einfach satt gehabt, alleine zu sein⦠aber das war doch noch lange kein Grund, um mit einem Mann auszugehen.
Sie seufzte sehnsüchtig, als sie zusah, wie er den Po des Mädchens, das sich an ihn drückte, umklammerte und erkannte, dass sie keinerlei Eifersucht fühlte. Wenn sie wirklich in ihn verliebt gewesen wäre, würde sie dann jetzt nicht richtig wütend sein, statt nur leicht verletzt? Was sie am meisten störte, war, dass er gelogen hatte, als er gesagt hatte, dass er nur sie wollte.
Jason hatte von seinem Barhocker nahe der Tür Ausschau nach Envy gehalten. Er hatte gewusst, dass sie kommen würde, und war nicht überrascht, Chad bei ihr zu sehen. Nachdem er ihnen ein paar Minuten gegeben hatte, um sich umzusehen, grinste er zufrieden, als er sah, wie sich Envys Schultern anspannten, und er wusste, dass sie ihren Freund mit einer anderen auf der Tanzfläche gesehen hatte.
Er hatte in den letzten Monaten versucht, seine Eifersucht zu verbergen, und er wollte sie nicht verletzen, aber wenn es das war, was es brauchte, um sie von Trevor loszureiÃen, dann war es nur zu ihrem Besten.
Jason lächelte, als er sich wieder an Kat, die hübsche Barfrau wandte, mit der er gequatscht hatte: âIch habe dir gesagt, dass sie kommen werden.â Er nickte in die Richtung von Envy und Chad.
Er war schon seit über einer Stunde hier, aber nachdem er gesehen hatte, wie Trevor Envy betrog, war er nicht in der Stimmung gewesen, um sich in Gesellschaft zu begeben. Er hatte sich gelangweilt und mit Kat zu plaudern begonnen, um sich die Zeit zu vertreiben. Er hatte ihr sogar von Envys Freund, der sie betrog, erzählt.
âAlso das sind dein bester Freund und seine Schwester?â Kat betrachtete die beiden, aber ihr Interesse galt dem Polizisten. Wenn Jason ihr nicht erzählt hätte, dass Chad ein Bulle war, hätte sie es nie erraten. Er war heià wie die Hölle.
Er war etwa 1,85 groà mit leicht gebräunter Haut und braunem Haar mit goldenen Strähnen. Es war ein wenig länger als der übliche Polizisten-Haarschnitt und sah aus, als hätte der Wind den GroÃteil auf eine Seite geblasen, was ihm ein etwas wildes Auftreten verlieh. Sie bemerkte, dass sie ihn mit Quinn verglich, und blinzelte, als sie sich dabei ertappte, dass sie es schon wieder tat. Sie schielte wieder zurück auf Jason, wusste, dass sie beide über ihre alten Flammen hinwegkommen mussten, sonst würden sie sich ständig verbrennen.
âEr sieht nicht wie ein Bulle ausâ, sagte Kat während sie Chad betrachtete und sich fragte, ob er eine Freundin hatte. Jason hatte darüber nichts erwähnt.
âNun ja.â Jason schmollte beinahe, als er bemerkte, wie sie Chad anstarrte. Er schüttelte den Kopf. âIch bin gleich zurück.â
Er trank seine Limonade aus und rutschte von seinem Barhocker um zu seinen Freunden hinüberzugehen. Nachdem er sich weit genug genähert hatte, legte er seine Hand auf Envys Schulter. Er senkte seine Lippen auf die Höhe ihres Ohrs und flüsterte: âWillst du tanzen?â
Envy lächelte ohne sich umzudrehen. âOh ja, und wie!â, rief sie und lief dann über die nächste Treppe hinunter, lieà Jason einfach neben Chad stehen, seine Hand noch immer auf einer eingebildeten Schulter liegend. Er blinzelte, als er Chad lachen hörte.
âVerdammtâ, seufzte Jason und sah ihr nach.
Chad klopfte Jason mitleidig auf die Schulter während er ihn zurück zur Bar begleitete und sich gegen die Theke lehnte. âLass dich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ich glaube, Envy hat im Moment nur eines im Kopf, und das beinhaltet Rache.â
Er schielte hinüber zu dem Mädchen hinter der Bar und einen Moment lang vergaà er, dass Jason überhaupt da war. Sie war überwältigend mit ihrem bronzenen Teint und ihrem sehr langen, dunklen Haar, das sich über ihre Schulter hinab bis zu ihren Hüften schlängelte. Ihre Augen waren genau das Gegenteil: hellblau mit einem sehr groÃen schwarzen Ring um die hellere Farbe.
Es waren ihre vollen Lippen, die seinen Blick auf sich zogen als er sagte: âNur ein Soda bitte.â
âTrinkst du heute nichts?â, fragte Jason und versuchte, seinen Freund nicht böse anzustarren, als Chads Augen immer noch an Kat hängenblieben, als er antwortete. Wieso mussten alle Mädchen auf Polizisten stehen?
âNein, ich habe das Gefühl, dass ich besser nüchtern bleiben sollte. Ich mag Trevor nicht so gerne, also habe ich Envy meinen Elektroschocker gegeben, um damit zu spielen.â Chad riss seinen Blick lang genug von der Frau los, um Jason ein kurzes Grinsen zuzuwerfen. âUnd ich bin mit dem Dienstwagen gefahren.â Er wusste, dass Jason zwischen den Zeilen lesen würde.
Jason drückte sich von der Theke ab, verzieh seinem Freund plötzlich, dass er so magnetisch auf Frauen wirkte. âZum Teufel, dann will ich nichts verpassen!â Er ging zurück zum Geländer, Chads Lachen folgte ihm.
âNun, damit habe ich heute Nacht schon zwei Leute glücklich gemacht.â Chad zwinkerte Kat zu, wissend, dass sie zugehört hatte, und bezahlte dann sein Getränk. Er sollte besser gehen und Envy im Auge behalten, um zu sehen, was sie vorhatte.
Kat nickte, als Chad ihr eine Zwanzig-Dollar-Note zusteckte und ihr sagte, dass sie den Rest behalten sollte, ehe er ging, um sich neben Jason zu stellen. Diese beiden Männer konnten für die Hormone einer Frau eine Gefahr darstellen. Jason hatte langes, sandbraunes Haar und das Gesicht und den Körper eines Rettungsschwimmer-Models.
Sie hatte bemerkt, wie die meisten Frauen, die an ihm vorbeigingen, versuchten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Jason schien keine von ihnen zu bemerken, schien völlig in seinen eigenen Gedanken verloren zu sein⦠bis er begonnen hatte, ihr von seinen besten Freunden zu erzählen, von Chad und dem Mädchen, von denen beide so überfürsorglich sprachen.
Sie vermisste das, dass jemand anders als ihre Brüder sich um sie sorgten. Sie blinzelte langsam und verdrängte das Bild von Quinn aus ihrem Kopf, konzentrierte sich lieber auf das Problem vor ihren Augen.
Es war die Bemerkung über die Elektroschockpistole, die ihr geholfen hatte, die Gedanken an Quinn beiseite zu schieben. Kat beschloss, ihre Brüder vor dem Unterhaltungsprogramm zu warnen, das bald beginnen würde. Sie hatten in letzter Zeit schon genug Probleme gehabt, als sie versuchen mussten, mit der Mordserie, die den Club umgab, fertig zu werden. Das Allerletzte, was sie brauchen konnten, war noch mehr negative Aufmerksamkeit.
Chad beugte sich ein wenig über das Geländer und hielt Ausschau nach Envy. Zum Glück waren die Tänzer im Käfig noch da, und die zugehörigen Scheinwerfer, sodass es einfacher war, sie zu finden. Als er ein leises Stöhnen von Jason hörte, folgte er Jasons Blick bis er sie sah, wie sie zwischen mehreren Männern tanzte, nahe dem Schein des Lichts am Käfig. Er runzelte die Stirn und fragte sich, was sie vorhatte.
âWenigstens schaut sie in Richtung Trevor. Danke übrigens, für den Anrufâ, sagte er mit ernster Stimme. âIch habe darauf gewartet, dass etwas Derartiges geschieht.â
Jason zuckte die Schultern. âIch habe es nicht für mich getan, sondern für sie. Sie verdient etwas Besseres als ihn.â Er versuchte zu lächeln während er sie beobachtete, wissend, dass sie nun single sein würde. Aber der Anblick von all den anderen Männern, die ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, führte dazu, dass sein Lächeln ein wenig traurig aussah.
Kapitel 2
Envy fühlte, wie Hitze sie wie eine zweite Haut umgab, als sie die Treppen hinunterging. Sie versuchte, ihre angespannten Muskeln zu entspannen und betrat die Tanzfläche. Sie machte mehrere Schritte in Trevors Richtung und fühlte sich schnell wie in einer Schlammfläche aus Sex, als Fingerspitzen ihre nackte Haut berührten, und unbekannte Körper sich an ihrem rieben.
Die Tanzfläche war dunkler als in anderen Clubs, die sie besucht hatte, oder wo sie gearbeitet hatte, und sie musste zugeben, dass die Privatsphäre, die dadurch entstand, angenehm war. Es waren nicht wirklich einzelne Paare, die tanzten, sondern mehr eine durchmischte Gruppe warmer Körper. Als sie sich langsam der Stimmung des Clubs hingeben konnte, hob sie ihre Hände und lieà in der Dunkelheit ihre eigenen Fingerspitzen über andere Fremde streichen. Der Adrenalinschub, der dadurch entstand, pochte im Rhythmus der anregenden Musik durch sie.
Nachdem sie sich nicht gerade auf ihre Auseinandersetzung mit Trevor freute, nahm sie sich einen Augenblick um ihre Augen zu schlieÃen und sich einfach mit der Musik zu bewegen, die nur als der Gesang der Leidenschaft beschrieben werden konnte.
Als sie fühlte, wie die flüchtigen Bewegungen dreister wurden, öffnete Envy ihre Augen und sah direkt auf mehrere männliche Brustkörbe, einige davon zeigten durch ihre aufgeknöpften Hemden viel Haut, andere waren in so eng anliegenden Stoff gehüllt, dass sie mindestens ebenso verführerisch wirkten. Sie wagte es nicht, in deren Gesichter zu sehen, weil sie Angst hatte, ihre Blicke zu treffen.
Ein wenig aufgedreht begann sie, sich rückwärts von den Männern zu entfernen und es störte sie nicht, als diese ihr in einem verführerischen Tanz folgten. Als sie das kalte Metall des Tanzkäfigs in ihrem Rücken fühlte, hob sie langsam ihren Blick zu der kleinen Plattform. Sie traf den Blick des Mannes in dem Käfig, während dieser das Mädchen, das bei ihm war, in eine unterwürfige Position auf die Knie zwang.
Der ganze Raum schien zu verblassen, als er ihren Blick festhielt. So wie er sie ansah, hatte Envy das Gefühl, dass sie diejenige war, die sich ihm unterwarf. Er hatte eisblaue Augen mit einem sehr breiten, schwarzen Ring um seine Iris. Sie konnte sich nicht erinnern, je derart auffällige und durchdringende Augen gesehen zu haben. Sie hätte stundenlang in sie starren können, und würde immer noch mehr wollen, und das machte ihr Angst.
Seine Augen erzeugten in ihr den Eindruck, dass er wusste, wie sie nackt aussah. So wie sein Blick über ihren Körper wanderte und an bestimmten Stellen anhielt⦠meinte sie fast, dass seine Hände sie an diesen Stellen berührten. Der Drang, sich selbst gegen die Eisenstäbe zu werfen und ihn anzuflehen, ihre Hand zu nehmen, war fast zu stark um zu widerstehen.
Indem sie ihren Blick von dem Anblick, der sie besessen machte, losriss, versuchte Envy sich daran zu erinnern, dass sie die Tanzfläche jederzeit verlassen konnte, wenn sie wollte.
Trevor hatte keinen SpaÃ, obwohl er versuchte, sich von der Musik und dem Tanz treiben zu lassen und so gut er konnte normal zu agieren. Aber heiÃe Mädchen und Tanzen waren nicht die wahren Gründe, weshalb er hier war. Sein Blick klebte fest an dem Mann im Käfig, denn dieser war sein eigentliches Ziel.
Der Name des Mannes war Devon Santos und er war der Letzte, der mit Kelly Foster, dem 20-jährigen Mädchen, das letzte Woche in einer nahe gelegenen Seitengasse gefunden wurde, gesehen worden war. Sie war mit Devon in demselben Käfig gewesen, in der letzten Nacht ihres Lebens.
Bis jetzt hatte er herausgefunden, dass das Mordopfer gerade bei einem Club in der Gegend, der Night Light hieÃ, gekündigt hatte. Sie hatte nur für eine Nacht im Moon Dance gearbeitet⦠die Nacht, in der sie starb. Ihr Tod war nicht der einzige Mordfall, in dem er ermittelte, aber durch sie hatte sich eine Spur ergeben. Wer auch immer sich ihrer Leiche entledigt hatte, hatte das mit Bedacht in der Nähe der Pumas und der Jaguare getan, als wäre sie ein Geschenk.
Devon war Teilinhaber des Clubs, gemeinsam mit seinen beiden Brüdern, Nick und Warren, und ihrer einzigen Schwester, Kat. Es gab Gerüchte, denen zufolge die beiden Clubs in einen kalten Krieg verwickelt waren, und dass die beiden Familien, seit beide Väter vor zehn Jahren verschwunden waren, eigentlich Rivalen waren.
Trevors Augen wurden schmal, denn er kannte den wahren Grund, weshalb es den Zwist zwischen den beiden Clubs gab. Dieses waren keine normalen Clubs; ihre Eigentümer und Geschäftsführer waren Formwandler. Der Club, in dem Kelly gearbeitet hatte, wurde von Werpumas geleitet. Sie hatte dort gekündigt, und war am nächsten Tag hierhergekommen um für die Werjaguare zu arbeiten, nur um am nächsten Tag als Leiche aufzutauchen. Das waren zu viele Zufälle um sie zu ignorieren.
Wenn die Menschen wüssten, dass Formwandler unter ihnen lebten, dann würde Panik ausbrechen⦠aber sie waren schon lange Zeit ein Teil der Gesellschaft, ohne dass das Geheimnis bekannt geworden war. Solange sie sich an die Gesetze der Menschen hielten, gab es keinen Grund, eine Massenpanik zu riskieren, indem man sie bekannt machte. Die menschliche Mentalität würde wieder ins Mittelalter zurückkehren, wenn das je geschehen sollte.
Die Taktik, die man für die Schwarzen Operationen in der Abteilung für Paranormales des CIA anwendete, war dieselbe, mit der man auch mit UFOs und Sichtungen von AuÃerirdischen umging: lügen, verstecken und vertuschen. Es gab dort drauÃen noch viel schlimmere Dinge als Formwandler, die sich ausgezeichnet in die menschliche Gesellschaft einfügten⦠andere, gefährlichere Kreaturen, aus denen Menschen nur schlechte Horrorfilme machten, und einige, von denen die Menschen noch überhaupt keinen blassen Schimmer hatten.
Aber wenn Menschen verschwanden oder starben, schwärmte sein Team aus, um herauszufinden, was vor sich ging.
Als er sah, dass Devon die Frau im Käfig verlieÃ, um sich den Gitterstäben zu nähern und auf jemanden hinunter zu starren, wandte Trevor seinen Blick dorthin. Er fühlte, wie sein Blutdruck sofort um ein paar Grad zunahm, als er Envy sah, wie sie sich mit dem Rücken gegen den Käfig lehnte, während sie umgeben wurde von einer schrumpfenden Masse Männer.
Was, zum Teufel, machte sie hier? Ohne zu zögern lieà er seine Tanzpartnerinnen stehen und drängte sich durch die Menge zu ihr.
Devon knurrte tief in seiner Kehle, als das Mädchen, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte, ihre Hände hob und sich an die Gitterstäbe hinter sich klammerte. Er konnte riechen, dass sie läufig war, sie roch stärker als alle anderen im ganzen Club und der Geruch zog ihn an. Er legte seine Hände auf ihre und lieà zwischen den Eisenstangen seine Finger verführerisch über ihre Arme gleiten.
Gerade als Envy zu dem erotischen Tänzer hochsehen wollte, ergriff jemand einen ihrer Arme und riss ihn vom Käfig los. Ihr Mund öffnete sich leicht, als sie sah, wer es war. Sie hatte Trevor völlig vergessen! Die verführerische Stimmung verflog sofort und sie wurde wieder wütend, als sie sich daran erinnerte, wieso sie überhaupt erst zum Moon Dance gekommen war⦠Rache.
âWas, zum Teufel, machst du hier?â, fragte Trevor ein wenig zu barsch, während er versuchte, sie vom Käfig und Devons gefährlichen Armen wegzuziehen. Wenn der Jaguar der Mörder war, dann bedeutete die Art, wie er Envy betrachtete, dass sie sein nächstes Ziel war.
Envy hielt sich mit ihrer anderen Hand am Käfig fest, einfach weil ihr die Art, wie Trevor mit ihr umging, nicht gefiel. Er benahm sich, als hätte sie etwas Verbotenes getan, und nicht er. Mit ihrem süÃesten Lächeln erklärte sie ihm: âIch bin gekommen um zu tanzen⦠ebenso wie du.â
Trevors Lippen wurden dünn, er wusste, dass sie gesehen hatte, wie er mit den anderen Frauen getanzt hatte, aber was sie nicht verstand war, dass er diese nur als Tarnung verwendete. Sie bedeuteten ihm nicht einmal genug, um sie nach ihren Namen zu fragen. Er und Envy starrten mehrere Herzschläge lang böse in die Augen des jeweils anderen, bevor er seufzte.
Er beugte sich nahe zu ihrem Ohr hinunter und flüsterte: âIch kann es erklären.â Er hatte ihr nicht erzählen wollen, wer er wirklich war, weil er Angst hatte, dass sie, ebenso wie der Volltrottel, ihr Bruder Chad, denken würde, dass er sie nur verwendete, um Zugang zu den Lokalen zu erhalten, wo sie arbeitete.
âKomm schon.â Er versuchte sie noch einmal von Devons hitzigem Blick wegzuziehen. Er schielte noch einmal zu Devon hoch und wenn Blicke töten könnten, dann wäre er nun ein Blutfleck am Boden. Er erwiderte den Blick, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Freundin.
Envy schüttelte ihren Kopf. Sie konnte sich vorstellen, dass er eine Erklärung parat hatte. âIch bin hergekommen um zu tanzen. Ich kann mit diesen netten Jungs tanzen, oder du kannst deinen Arsch hochkriegen und mit uns tanzen.â Sie hob eine elegante Augenbraue, als wollte sie sagen, dass es ihr egal war, wie er sich entschied.
Trevor drehte langsam seinen Kopf und starrte über die Schulter wütend auf die geilen Männer, die sich immer noch in der Nähe aufhielten um zu sehen, ob sie eine Chance haben würden. âZieht Leine!â, sagte er ihnen mit tödlicher Stimme und kam dann näher zu Envy. Wenn sie tanzen wollte, dann würde sie mit ihm tanzen, verdammt.
Envy zeigte ihm einen Schmollmund aber insgeheim fragte sie sich, wieso er sich so eifersüchtig benahm, wenn er doch gerade noch so erotisch mit zwei anderen Frauen getanzt hatte. âDas macht keinen Spaà mit dir.â Endlich lieà sie das Gitter los und strich mit ihren Händen über ihren Körper, wobei sie kaltblütig den Elektroschocker aus ihrer Tasche zog, dann streichelte sie mit ihren Händen über seine Rippen.
Devon richtete sich hoch auf und starrte hinunter auf die kleine Rothaarige, die mehr als nur seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ihm gefiel der Geruch des Typen nicht, der sie sich unter den Nagel reiÃen wollte. Er roch nach altem Schwarzpulver und das bedeutete, dass er irgendwo an sich eine Waffe versteckt hatte. Er hob seine Hand und öffnete die Käfigtür während er seiner Tanzpartnerin sagte, dass sie eine Pause machen sollte.
Devon hob einen Finger zu seinem Ohr und hörte zu, wie sein Bruder ihn durch das fast unsichtbare Funkgerät informierte, dass das Mädchen bei seinem Käfig eine Elektroschockpistole hatte, und sie an einem Mann verwenden wollte. Er sah über die Tanzfläche hinüber zu dem schwarzen Licht, das die Stufen beleuchtete und erblickte Nick, der dort stand, bereit einzuschreiten, wenn es notwendig wurde.
Im Funk hatte er Warrens Stimme gehört, also nahm Devon an, dass sein ältester Bruder durch eine der Infrarotkameras, die unter dem Geländer über ihm hingen, zusah.
Als er seinen Blick wieder nach unten richtete und die kleinen Hände sah, die nun über den Körper des Typen glitten, fühlte Devon einen plötzlichen Drang, dem anderen den Kopf abzureiÃen. Zumindest bis er etwas silbern aufblitzen sah, als ihre Hand nach unten in Richtung seiner Hüfte glitt. Seine Lippen lieÃen einen leichten Anflug eines Lächelns vermuten und er entschied, noch nicht einzugreifen.
âLass mich das regelnâ, flüsterte Devon in sein Funkgerät.
Chad und Jason grinsten einander an, wissend, dass das Schauspiel gleich beginnen würde, und liefen dann zu den Treppen, die auf die Tanzfläche hinunter führten.
Trevor wurde plötzlich klar, dass Envy ihm auch nicht gesagt hatte, dass sie herkommen würde, also wieso fühlte er sich so schuldig? âIch habe gefragt, was du hier machstâ, wiederholte er und dieses Mal war seine Stimme ruhig während er seinen Körper an dem ihren rieb. Das war ein Fehler, er konnte beinahe nicht mehr denken, als der GroÃteil seines Blutes in seine Hosen schoss und er zum ersten Mal, seit er den Club betreten hatte, eine Erektion bekam.