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Blutsbande
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Blutsbande

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„Dieser Ort wird nicht mehr lange hier sein, es sei denn, ich kann die Zukunft verändern.“ In seiner Stimme war die Wut zu hören, die er fühlte, als er gegen den Schmerz kämpfte. „Ehe ich beschloss, dich hierher zu bringen, bin ich mehrmals in die Zukunft gegangen… nur ein paar Jahre. Jedes Mal war das Ergebnis ein anderes, aufgrund einer Verschiebung in den Dimensionen… oder viele davon, die genau hier in LA passieren.“

Storm wischte das Blut weg, das aus seinen Augen und seiner Nase zu tropfen begann. „Das letzte Mal, wo ich versucht habe, hierher zu kommen… war ein Teil des Schlosses eingestürzt und die Wände, die noch standen, waren voller Blut, das die Sonne in den Stein gebacken hatte.“

„Halt den Mund.“ Ren sah ihn böse an, denn es gefiel ihm nicht, wie die Farbe aus Storms Gesicht verschwunden war, als die Blutungen begannen. Storm hatte immer Scherze darüber gemacht, dass er niemandem von der Zukunft erzählen konnte… es zu tun würde ihn umbringen, aber Ren fand es nicht mehr lustig, als er die Wahrheit sah. „Ich habe die Quintessenz verstanden und den Rest werde ich schon selbst herausfinden.“

Storm stolperte zu dem Stuhl, hielt seinen Kopf fest. „Ich versuche, unsere Chance zu erhöhen, indem ich so viele von uns nach LA bringe, wie ich kann.“

Ren stand auf und ging um den Tisch herum, ergriff Storms Schulter und einen Lidschlag später waren sie wieder zurück auf der Insel. „Wenn du noch einmal versuchst, mir von der Zukunft zu erzählen, werde ich dir einen Arschtritt verpassen.“

Bevor Storm wieder klar genug sehen konnte, um zu erkennen, wo er war, war Ren verschwunden. Als er die schrecklichen Kopfschmerzen fühlte, von denen er wusste, dass sie wahrscheinlich Tage anhalten würden, lächelte er, denn er wusste, dass es das wert gewesen war. Ren war auf seinem Platz und jetzt, wo Angelica auch in der Stadt war, sollte sie eine weitere versteckte Macht anziehen, die das Glück wieder auf ihre Seite bringen konnte… sie brauchten die Götter auf ihrer Seite.

*****

Ren hatte die letzte Woche damit verbracht, durch die Straßen der Stadt zu spazieren und die Aktivitätszentren in seiner eigenen Karte einzutragen. Er wusste von den Dokumenten, die er aus der TEP-Datenbank heruntergeladen hatte, wo einige der Nicht-Menschen waren, aber als er wanderte oder auf seinem Motorrad fuhr, konnte er eine Macht fühlen, die nicht zu den Dingen auf jener Liste gehörten.

Er schaltete den riesigen Bildschirm an, der eine ganze Wand seines Arbeitszimmers bedeckte, und öffnete die Stadtkarte, dann lehnte er sich in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück. Für jeden anderen erschien die Karte ein wenig wie Weihnachtsbeleuchtung, denn sie war voller Stecknadelköpfe und Lichtern in verschiedenen Farben.

Jetzt waren es die Farben, die er studierte. Er konnte genau sehen, wo die Formwandler waren… er hatte sogar den Moon Dance und das Night Light besucht. Seine Mundwinkel zuckten bei der Erinnerung daran. Er hatte den Fehler gemacht, Heat zu bestellen, und es war ihm gut gegangen, bis er schließlich nach Hause gegangen war. Auf halbem Weg zu seinem Haus war er längst außerhalb der Reichweite der Formwandler und stockbesoffen gewesen.

Die Reviere der Formwandler wurden vor allem mit grünen Lichtern markiert, mit ein paar roten und blauen Markierungen… blau war das TEP-Team, das in der Gegend stationiert war, und alles, was dort passierte, überließ er ihnen… dasselbe galt für das Wolfsrudel.

Michael, Damon und Kane waren in seinen Augen allesamt tickende Zeitbomben, womit sie gelbe Fähnchen verdienten, und ihre seelenlosen Nachkommen, die in den Schatten der Stadt lauerten, trugen ein geschmackvolles Blutrot. Zumindest war diese feige Gruppe nett genug, sich tagsüber zu verstecken und sie blieben auf nachts meist in Gruppen zusammen, wodurch es einfacher wurde, ihre Nahrungsgründe zu lokalisieren.

Die Gefallenen Engel, auf der anderen Seite, waren ein anderes Thema. Sie waren anfangs schwer aufzuspüren gewesen, aber mittlerweile waren sie so instabil, dass er es aufgegeben hatte, obwohl er wusste, wenn sie in der Nähe waren… konnte er sie fühlen. Er erinnerte sich an den Geschichtsunterricht, den er von Storm bekommen hatte.

Die Kurzfassung war, dass die Gefallenen Engel ihre eigene Welt beinahe zerstört hatten, indem sie in unsere Dimension eingebrochen und einige unserer Frauen gestohlen hatten, weil sie sie schön fanden. Menschen zu stehlen war nur der erste Fehler gewesen. Als sie wieder zurück auf der anderen Seite des Wurmlochs waren, hatten sich die Gefallenen Engel mit den gestohlenen Frauen gepaart.

Das Problem war… die Kinder, die aus diesen Vereinigungen entstanden, waren nicht, was sie erwartet hatten, und die Geburt führte immer zum Tod der menschlichen Frauen.

Nur ein kleiner Teil der Kinder wurde als vollblütige Gefallene Engel geboren und nur einer von hundert war weiblich. Die anderen waren als Dämonen bekannt… Hybriden, die überhaupt nichts Vollblütiges waren. Die meisten Hybriden waren das, was die Menschen Monster nannten. Als sich diese Monster gegen ihre eigenen Schöpfer wandten, begannen die Gefallenen Engel die Hybriden in ihrer Welt auszulöschen, unabhängig davon… ob sie Monster waren, oder nicht.

Als sie mit ihrem Genozid fertig waren, erkannten sie, dass es nun mehrere Dutzend Männchen für jedes Weibchen in ihrer Welt gab. Also waren die Idioten zurück durch das Wurmloch gekommen und diesmal ließen sie ihre Schöpfungen auf unserer Seite, als sie sich mit so vielen Frauen paarten, wie sie nur konnten… so schnell sie konnten.

Als die Kinder geboren wurden und die Mütter starben, nahmen die Gefallenen Engel jeden vollblütigen Gefallenen und brachten ihn zurück in ihre Welt, ließen die Hybriden zurück. Nachdem sie die männlichen Kinder, die geboren wurden, nicht brauchten, lehrten sie sie, ihre Hybrid-Geschwister zu bekämpfen.

Kurz bevor jene Knaben in die Pubertät eintraten, schickten die Anführer der Gefallenen Engel sie hierher zurück und verschlossen das Wurmloch zwischen den beiden Dimensionen… überließen all die Kinder hier ihrem Schicksal, abgesehen von den weiblichen Gefallenen Engeln, für die sie so viele Leben geopfert hatten.

Die Geschichte hatte damit nicht geendet. Diese jungen Krieger waren erzogen worden, um dasselbe zu tun, was ihre Väter getan hatten… Löcher in die Wände zu den angrenzenden Dimensionen zu reißen… nur nicht zu ihrer Heimatwelt. Diese neue existierte so nahe, dass sie nur einen Atemzug entfernt war. Man konnte nur annehmen, dass daher die Theorie der Hölle kam. Sie war so nahe, dass Menschen mit scharfen Sinnen sie manchmal fühlen konnten.

Als die Krieger Jagd auf die Hybriden machten, mussten sie erkennen, dass viele ihrer Rivalen ebenso mächtig waren, wie die vollblütigen Gefallenen Engel. Das Blutvergießen traf beide Seiten und es gab sogar Berichte darüber, dass einige der Engel in die andere Dimension zu den Hybriden gezerrt worden waren.

Die mordenden Anführer, die ihre Kinder hierhergeschickt hatten, hatten gewusst, dass es ein Todesurteil war. Sie hatten sich darauf verlassen, dass ihre Nachkommen einander umbringen würden, und das Chaos beseitigen, das sie hinterlassen hatten.

Nur eine Handvoll dieser Knaben war noch auf der Erde und die meisten waren jünger als die erste Gruppe, waren angekommen, nachdem der Krieg beendet war und die überlebenden Hybriden sich versteckt hatten. Nach Rens Meinung war das der Moment, wo alles verworren wurde. Nicht alle Hybriden waren das, was man dämonisch nennen würde… und wenn sie nicht erkannt wurden, dann konnten sie gänzlich wie Menschen oder Tiere wirken… und Jahrtausende lang wieder Hybriden erzeugen.

Das große Geheimnis, das Storm schützte, war die Tatsache, dass die meisten der paranormalen Kreaturen, Formwandler und Wertiere und auch Menschen mit nur der kleinsten abnormalen Fähigkeit höchstwahrscheinlich Nachkommen eines dieser Hybriden waren… auch die Sukkubus-Mächte, die er verwendet hatte, um sie aufzuspüren und sie dann gegen sie zu verwenden. Es erzeugte immer noch ein unangenehmes Gefühl in Ren, wenn er bedachte, dass er teilweise ein Hybrid war.

Zu seiner Verteidigung war Ren ziemlich sicher, dass die Dämonen, die er in der Vergangenheit getötet hatte, nicht von der harmlosen Sorte waren… entweder das, oder er konnte es Selbstverteidigung nennen, denn sie hatten auf jeden Fall versucht, ihn umzubringen.

Um alles noch schlimmer zu machen, musste Storm auch noch die Bombe platzen lassen, dass einige der ursprünglichen Hybriden nicht böse waren, obwohl sie dieselbe Aura ausstrahlen, wie ein Dämon einer hohen Klasse. Und wenn das noch nicht genug Kopfschmerzen verursachte, dann kam noch die Tatsache dazu, dass Vampire gar keine Hybride waren… sondern etwas völlig Anderes, das sich auf der Erde niedergelassen hatte.

Ren rieb über seine linke Schläfe, während er auf den Stadtplan sah. Alle Gegenden, wo er einen Machtschub gefühlt hatte, wurden mit schwarzem Licht beleuchtet und angesichts der Tatsache, dass Misery sich nicht lange an einem Ort aufhielt… war das fast die ganze Stadt. Aber wenn man bedachte, dass sie in die seelenlosen Vampire vernarrt war, konnte er ihr nur die Gebiete zuschreiben, die in der Nähe der Vampirnester waren.

Damit blieb noch eine Menge Macht übrig, die niemandem auf seiner Liste zuzuschreiben war, und irgendwo dahinter steckte der Grund für Storms blutige Prophezeiung. Apropos Storm: er hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er seinen wahrsagerischen Hintern zurück auf die Insel geschickt hatte, und bisher war niemand aufgetaucht, der behauptete, zum TEP zu gehören.

Ren grinste, wusste genau, wie er Storms Aufmerksamkeit bekommen konnte. Er hatte sich so gut an das hochmoderne Computersystem angepasst, dass er nichts mehr zu tun brauchte, als nur noch im selben Zimmer zu sein. Er beobachtete, wie der Bildschirm aufblitzte, als er eine Verbindung mit dem Hauptsystem des TEP herstellte, dann verschob er den Stadtplan hinter die dicken Schutzwände, die nur er und Storm durchbrechen konnten.

Es brauchte normalerweise nur ein paar Minuten, ehe Storm antwortete, oder aus dem Nichts auftauchte, also wurde Ren langsam besorgt, als die Minuten vergingen. Dann blinkte der Bildschirm.

Storm erschien am Monitor, sodass Ren ihn sehen konnte, und er senkte ein blutrot geflecktes Tuch von seiner Nase, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Ren über die Kamera ansah.

Ren runzelte die Stirn, aber konnte auch sehen, dass Storm zu Hause auf der Insel war. „Es erstaunt mich, dass du nicht selbst gekommen bist… aber so wie es aussieht, hast du wieder die Regeln gebrochen“, schalt Ren ihn mit gehobener Augenbraue.

„Die Zeitströme in deiner Gegend halten mich davon ab, dorthin zu kommen und bereiten mir höllische Kopfschmerzen“, erklärte Storm und ballte seine Faust um die blutigen Taschentücher.

„Dann versuch es nicht wieder.“ Ren schenkte ihm einen strengen Blick.

Storm nickte. „Wir werden auf diese Art in Kontakt bleiben müssen, bis sich die Dinge auf deiner Seite beruhigen. Inzwischen hast du TEP-Teams, die kommen, und es wird Zeit, dass du um aller Willen lernst, wie du mit ihnen zusammenarbeiten kannst. Nachdem du ein fotografisches Gedächtnis hast, und ihre Dokumente gelesen hast, bin ich sicher, dass du mehr über sie weißt, als sogar sie selbst wissen.“

„Also stellst du mich schließlich doch in die Mitte einer Menge von Leuten mit Mächten? Ist das schlau? Was, wenn ich es nicht kontrollieren kann?“, fragte Ren, dem die Aussicht darauf, mit jemand anders als Storm zu arbeiten, nicht gefiel.

Storm grinste und hob seine Schultern. „Übung macht den Meister, Ren, und du wirst einen Crashkurs in sozialen Umgangsformen bekommen. Zachary und Angelica werden bei dir einziehen, damit sie Zugang zu der Datenbank und all der Ausrüstung haben, die ich im Schloss gelagert habe. Sie werden auch die meisten der TEP-Teams koordinieren, die kommen. Was dich betrifft: deine Aufgabe ist es, herauszufinden, was, zum Teufel, diese Zeitströme erzeugt und mich davon abhält, in die Gegend zu kommen.“

Er hielt einen Augenblick inne und beugte sich nach vor zu seinem Monitor. „Mach die Tür auf.“

Die Videoverbindung wurde abrupt unterbrochen, und Ren starrte mit gehobenen Augenbrauen auf den leeren Bildschirm. Ein lautes Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit und er warf dem Monitor noch einen letzten wütenden Blick zu.

„Ich hasse es, wenn er das macht“, brummte Ren, stand von seinem Stuhl auf und griff nach seinen Sonnenbrillen, um seine Augen zu verbergen.

Ren ging durch die Doppeltür, die ins Foyer führte und öffnete die Haustür. Er starrte auf seine Besucher… bald Mitbewohner.

Zachary lächelte, als er den jungen Mann auf der anderen Seite der Tür stehen sah. „Es ist schön, endlich das wirkliche ‚Ass im Ärmel‘ kennenzulernen, von dem Storm schon redet, seit ich ihn kenne.“

Ren knirschte mit den Zähnen, aber ergriff Zacharys ausgestreckte Hand und nickte Angelica zu, ehe er einen Schritt zur Seite machte, und sie einließ. Er kannte die Gesichter eines jeden Mitglieds des TEP und wusste, was ihre Fähigkeiten waren. Er hatte sich alle Profile gemerkt, bald nachdem Storm ihn angestellt hatte.

Storm hatte in den geheimen Teil der Profile Bemerkungen geschrieben und Ren hatte auch diese in sein Gehirn kopiert. Storm hatte recht… wahrscheinlich wusste er mehr über sie, als sie selbst.

Zachary war ein bisschen ein wilder Junge mit etwas, was Storm als Persönlichkeitsspaltung beschrieb… in einem Augenblick machte Zachary Scherze und im nächsten war er so tödlich wie eine wütende Kobra. Er hatte die Nachrichten über das Feuer gesehen, das das Haus des Mafiabosses vor Kurzem vernichtet hatte, und all die Umstände schienen TEP, genauer noch Zachary, als Namensschild zu tragen. Am nächsten Morgen hatte Zachary einen Bericht in das System des TEP hochgeladen und Rens Vermutungen bestätigt.

Angelicas Macht war ein wenig komplizierter, sie konnte Dämonen mit der Magie, mit der sie geboren worden war, töten. Storm hatte sie einmal ihren Schlüssel genannt, aber nie gesagt, was, zur Hölle, sie damit aufsperren konnten.

Ihre Akte war dicker als die von allen anderen… es war, als hätte Storm jede ihrer Bewegungen seit ihrer Geburt dokumentiert. Ren hatte keine Ahnung, wieso… und es war ihm im Moment auch herzlich egal. Ohne ein Wort schloss er die Tür und ging in das Zimmer, das er als Büro nutzte. Er hatte irgendwie gewusst, dass sie ihm folgen würden.

„Also“, sagte Zachary nach weniger als einer Minute peinlichen Schweigens. „Wohnst du hier alleine?“

„Nein“, sagte Ren. „Ich habe neue Mitbewohner.“

Angelica grinste über den bescheuerten Ausdruck, der auf Zacharys Gesicht erschien. „Ich glaube, er versucht, das Eis zu brechen.“

„Er macht es nicht besonders gut“, sagte Ren, der schon Platzangst bekam.

„Ich weiß“, beruhigte Angelica, die einen stillen Einzelgänger erkannte, wenn sie einen traf.

Zachary warf Angelica einen gespielt wütenden Blick zu. „He, du solltest doch auf meiner Seite sein.“

„Wieso?“ Angelica lachte. „Ob du es glaubst, oder nicht, manche von uns können tagelang durchhalten, ohne den Mund zu öffnen. Du… ich muss mich schon glücklich schätzen, wenn du mal zwei Sekunden lang dich nicht über irgendwas beschwerst.“

„Ich kann still sein!“, rief Zachary. „Schau!“

Zachary ging zu dem Sofa und ließ sich in die weiche Polsterung sinken, verschränkte seine Arme vor der Brust und presste seine Lippen fest aufeinander. Angelica verdrehte sie Augen, ehe sie näher an das Computersystem trat, das Storm installiert hatte.

Ren beobachtete sie genau, war bereit, jegliche Fragen zu beantworten, die sie haben könnte und schielte kurz hinüber zu Zachary. Aus irgendeinem Grund schien der andere Mann etwas sehr Spannendes an seinen Hemdknöpfen gefunden zu haben. Innerlich zählte Ren von fünf rückwärts, ehe die unausweichliche Explosion kam.

„UAH!“, rief Zachary. „Ich halte das nicht aus.“

Ren lachte, so dass Angelica und Zachary ihn überrascht ansehen. Es dauerte nicht lange und Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, ehe er die anderen betrachtete. „Ihr könnt das Schloss erkunden, es gibt eine Menge Schlafzimmer“, sagte er, als alle Spuren von Humor aus seinem Gesicht verwunden waren.

Angelica nickte. „Ich hole meinen Koffer.“

Als sie weg war, sah Ren zu Zachary hinüber und fand sich Angesicht zu Angesicht mit der anderen Seite der Persönlichkeit des Feuermannes. „Ich bin neugierig… welche Macht hast du?“

„Deine.“ Ren grinste. „Und Angelicas… und die von allen anderen, die in die Reichweite meines Sukkubus kommen.“

Zachary hielt seine Handfläche geöffnet hoch und schien erleichtert, dass seine Macht noch da war.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich deine Macht weggenommen habe.“ Ren zuckte die Schultern, weigerte sich, kleine Zaubertricks zu spielen, um zu beweisen, was er sagte. Er hielt Zachs Blick fest und sah den verstörten Mann hinter der Maske. „Indem du in meine Nähe kommst, gibst du mir dieselbe Macht“, sagte er zur Klarstellung.

„Ich kümmere mich um Angelica, während sie hier ist“, erklärte Zach zusammenhanglos.

„Ich bin kein Kindermädchen und du kannst dich um alle kümmern, die auftauchen“, korrigierte Ren. „Das ist nicht meine Aufgabe.“

Zach nickte, als hätte er gerade eine strategische Schlacht gewonnen. „Ich weiß, Storm stellte eine Armee auf.“

Ren nickte. „Ja.“

„Er wird eine brauchen.“ Zach rieb seine Hände über seine Hosenbeine und stand auf. „Wen hat er sonst noch gerufen?“

„Fast alle, soweit ich weiß“, antwortete Ren. „Aber es gibt ein paar, die er nicht aufspüren hat können.“

„Kann ich irgendwie behilflich sein?“, fragte Zach.

Ren nickte in Richtung des Computers. „Finde die, die Storm nicht erreicht. Er hat eine Liste von allen gemacht, die noch fehlen.“

Zach grinste und ging zum Computer hinüber. „Lass uns sehen, wen der Allmächtige nicht finden kann.“

Ren sah zu, war völlig in den Bann gezogen von der völligen Veränderung seiner Persönlichkeit. Er wusste nicht, welche Seite er lieber mochte… aber er wusste, welcher er mehr vertraute.

Kapitel 4

Angelica lag auf dem Bett, ein paar Kissen gegen das Kopfbrett gelehnt und versuchte, nicht einzuschlafen… ihre neue Lieblingsbeschäftigung. Kaum, dass sie mit ihrem Koffer zurückgekommen war, wusste sie, dass Zachary vor Ren seinen kleinen Schalter umgelegt hatte, als sie den anderen Mann am Sofa sitzen und ihn anstarren sah. Zachary hatte ihr gesagt, dass sie gehen und ein Schlafzimmer suchen und schlafen sollte, also hatte sie mit der größten Freude so getan, als würde sie genau das tun wollen.

Sie war eine kurze Weile durch die langen Gänge spaziert, ehe sie per Zufall eine Tür auswählte und sie öffnete. Als sie das Innere des Zimmers sah, lächelte sie und stellte ihren Koffer auf das Bett. Der Raum war in verschiedenen violetten Tönen mit goldenen Akzenten und helleren Lilatönen gestaltet.

Das Bett war riesig, wahrscheinlich kaiserlich, ein Himmelbett mit goldenen und violetten Kissen und einer Tagesdecke. Die Laken waren lila und sie kicherte beinahe, als sie die goldenen Quasten an den Ecken sah.

Ein großer Schrank stand auf der anderen Seite des Zimmers. Als sie ihn öffnete, erwartete sie fast, dort altmodische Ballkleider zu sehen. Zu ihrer Enttäuschung war er leer. An der gegenüber liegenden Wand stand ein antiker Schminktisch mit einem großen Spiegel.

Neben dem Bett stand ein Schreibtisch mit einem Vorrat an Kugelschreibern und Papier, ebenso wie ein Zettel mit der Nachricht, dass der Anschluss für ihren Laptop an der Wand unter dem Tisch war. Angelica hätte beinahe gelacht, als sie das las, aber sie beugte sich hinunter, um nachzusehen. Und da war der Anschluss und sie kramte sofort ihren Laptop aus ihrem Koffer, um ihn anzustecken.

Von ihrer faulen Position auf dem Bett aus hatte sie einen perfekten Ausblick durch die Balkontüren auf das Mondlicht, das auf das Meer schien. Sie lächelte, denn es war ein echter Balkon.

Die meisten Leute, die sie kannten, würden denken, dass sie sich nichts aus derart mädchenhaften Dingen machte… aber alle kleinen Mädchen hatten den Traum davon, eine Prinzessin in einem Schloss zu sein, und sie war nicht anders. Sie hatte sogar gespielt, dass sie Aschenputtel oder Dornröschen war und darauf gewartet, dass ihr Prinz kam und sie mitnahm.

Zu dumm, dass sie nicht mehr an die Vorstellung eines Ritters in glänzender Rüstung glaubte, der sie vor den großen, bösen Dämonen rettete, die das Schloss umzingelten.

Mit einem Seufzen schaute Angelica hinunter auf ihre Zeichnung und fügte noch ein paar Striche hinzu, ehe sie den Bleistift wieder auf das Nachtkästchen neben ihr legte. Sie legte das Papier in ihren Schoß und hob ihre Handfläche vor ihr Gesicht, studierte das Symbol, das dort eingebrannt war. Es war keine Verbrennung oder eine Tätowierung oder Ähnliches… es war einfach nur da.

Sie hob das Bild von Syn, das sie gezeichnet hatte, wieder auf, und fügte das Symbol in die rechte untere Ecke des Blattes ein. Sie blinzelte, als die Zeichnung verschwamm und senkte sie wieder in ihren Schoß, schloss ihre Augen einen Moment lang, um das Brennen zu stoppen.

Syn erschien an Angelicas Bett, kaum dass sie eingeschlafen war. Er hatte sich still einen Weg durch das Schloss und die Stadt gebahnt und in die Gedanken von allen gesehen, die mit ihr Kontakt gehabt hatten. Er musste mehr über ihr Leben erfahren, damit er genau wusste, womit er es zu tun hatte. Bisher war die interessanteste Information aus Zacharys Kopf gekommen.

Der blonde Mann war scharf wie eine Rasierklinge, aber er versteckte diese Tatsache unter vielen Schichten. Als Hybrid hatte er auch seine eigene Macht. Zachary war als ihr Aufpasser eingeteilt worden und nahm diese Aufgabe sehr ernst. Syn wusste, dass Zachary seine Verliebtheit in Angelica schnell loswerden würde müssen… der Hybrid konnte sie nicht haben.

Zachary hatte ihre Akte gelesen, die das TEP über sie besaß, die alles von ihrer Geburt bis jetzt auflistete. Die Details waren sehr genau und als er diese Informationen aus Zacharys Gedanken saugte, wusste Syn, dass es mehrere Menschen in ihrer Vergangenheit, ihrer Kindheit genau genommen, gab, die später ein sehr unglückliches Schicksal treffen würde.

Syn schwor sich im Stillen, dass er ihre Leben auslöschen würde, ohne dass sie davon wusste. Sie würde nie wieder den Schmerz der Zurückweisung oder Gewalt in irgendeiner Form erfahren.

Syn hatte durch Zacharys Augen die Erinnerungen gesehen, wie Angelica die Monster dieser Welt bekämpfte, und wusste, dass sie von Glück sprechen konnte, dass sie noch am Leben war. Er war sicher, dass sie selbst das auch wusste, obwohl sie, mit ihrer interessanten Sichtweise, das nie zugeben würde. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen, wusste den wahren Grund, weshalb er heute Nacht zu ihr gekommen war.

Indem er sich über sie beugte, stützte Syn seine Hände sanft zu beiden Seiten ihres Kopfes in die Kissen und ließ seine Lippen verführerisch nahe über ihren schweben. Als sie in ihrem Schlaf tief einatmete, öffnete sich sein Mund leicht und er blies sanft. Er beobachtete die silbernen Fäden der Macht, die von seinen Lippen in ihre flossen. Es war sein Versprechen… das Geschenk eines Sonnengottes, der seiner Partnerin seinen Lebensatem schenkte, um sie zu schützen. Von jetzt an würde jede Verletzung, die sie erlitt, ebenso schnell heilen, wie sie entstand… und sie würde nicht mehr altern.

Er richtete sich wieder auf und sah mit liebevollem Blick auf sie hinunter. Ihr dunkelbraunes Haar lag verworren über dem Kissen, glänzte leicht im Mondlicht. Die edlen Kissen erinnerten ihn daran, wie sie ausgesehen hatte, als er sie zum letzten Mal beim Schlafen auf ihrer Heimatwelt beobachtet hatte.

Ihre rechte Handfläche war nach oben gedreht, sodass die Markierung sichtbar war, die er dort hinterlassen hatte. Sie hatte schon ihre Wirkung gezeigt, ihre Mächte erweckt, und bald würde ihre Sehnsucht nach ihm folgen.

Er versuchte noch einmal, in ihre Gedanken zu blicken, aber ihre Fähigkeit, ihn abzuwehren war in diesem Leben ebenso stark, wie sie in der Vergangenheit gewesen war. Er fühlte, wie Eifersucht sein ganzes Sein ausfüllte, weil Zachary ihre Gedanken lesen konnte, und er nicht. Er wunderte sich darüber, aber entschied, dass es mit Vertrauen zu tun haben musste. Sie vertraute Zachary genug, um ihre Schutzschilde in seiner Gegenwart abzuschalten… er hatte vor, ihr Vertrauen ebenfalls zu gewinnen.

Wenn sie ihm je etwas gelehrt hatte, dann war es, eine obszöne Menge an Geduld zu haben, und ihm wurde klar, dass er diese gerade dabei war, zu verlieren. In diesem Moment waren ihre mentalen Schutzschilde voll intakt, aber er freute sich darauf, daran zu arbeiten und sie davon zu überzeugen, ihn wieder in sie eindringen zu lassen. Jetzt, wo sie durch seine Macht geschützt wurde, würde er alle Zeit haben, die er brauchte.

Syn setzte sich auf die Bettkante und hob den Notizblock auf, um zu sehen, woran sie gearbeitet hatte. Eine überwältigende Ruhe überkam ihn, als er sein Ebenbild auf dem Papier sah… sie suchte schon nach ihm und wusste es noch nicht einmal.

Angelica fühlte, wie sich etwas neben ihr bewegte und öffnete ihre Augen, dachte, dass es Zachary war. Nur er würde den Nerv haben, in ihr Zimmer zu kommen, wenn sie schlief.

Sie blinzelte, als sie den dunkelhaarigen Mann sah, den sie gerade gezeichnet hatte, der nun auf ihrer Bettkante saß und die Zeichnung hielt, an der sie gearbeitet hatte. Angelica reagierte instinktiv, warf sich auf ihn, ihre Hand ausgestreckt, um ihn auszutreiben, so wie sie es mit jedem anderen Dämon machen würde.

„Hallo Partnerin.“ Syn packte ihr Handgelenk, ohne von dem Bild hochzusehen und betrachtete es noch weiter, ehe er den Blick aus seinen dunklen, violetten Augen zu ihrem hob.

Angelica spannte ihren Ellbogen an, sodass ihr Arm steif wurde. Sie hob eine elegante Augenbraue und ignorierte, dass er sie Partnerin genannt hatte… Dämonen waren trügerisch.