banner banner banner
Gefangenschaft
Gefangenschaft
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Gefangenschaft

скачать книгу бесплатно


Die Frau kreischte und Lawson sah den anderen Mann auf ihn zurennen. Jaah, dieser Scheißkerl mit dem Betäubungsgewehr hatte keine Ahnung. Dieser Mann war viele Male in seinem Raum gewesen und stand immer wie ein Feigling am Rand, beobachtete mit einem selbstgefälligen Ausdruck auf seinem Gesicht, wie Lawson Prügel nach Prügel einsteckte. Er war kurz davor Lawsons Wut zu spüren und er würde es genießen zuzusehen, wie der Laborant sich einpisste.

Sobald der Mann in Reichweite war, ging Lawson in die Hocke und fegte sein rechtes Bein heraus. Der Mann schlug schnell auf dem Bodenbelag auf und Lawson ergriff seine Füße, zog ihn zu seinem Körper. Sekunden später schlangen sich seine Ketten um den Hals seines Geiselnehmers und er konnte spüren, wie das Leben den Körper des Mannes verließ, während er mit all seiner Kraft zudrückte. Als die Augen des Mannes zurückrollten, ließ Lawson den leblosen Körper los.

Ein weiterer Aufschrei der Frau ließ ihn sich umdrehen, um sie anzusehen. Entsetzte grüne Augen stachen tiefer als die unzähligen Nadeln, die sie in ihn gesteckt hatten. Er konnte ihre Furcht riechen, ganz abgesehen von ihrem Geschlecht. Seine sensiblen Nasenlöcher hatten seit einer langen Zeit kein Weibchen mehr gerochen. Es war überwältigend und sein Körper antwortete instinktiv.

Ursprüngliches Verlangen strömte durch seine Venen und ein tiefes Knurren entfloh seiner Kehle, als sein Wolf an die Oberfläche streunte und verlangte freigelassen zu werden.

»Raus!«, schrie er und riss an seinen Ketten. »Ich wandle mich nicht für dich oder irgendjemand anderen. Komm in meine Nähe und du wirst neben diesen beiden auf dem Fußboden sein!«, bellte er und kickte den toten Wachmann in ihre Richtung.

Sie trat auf ihn zu, ihre Arme kapitulierend ausgestreckt. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich wusste nichts von diesem Bereich des Gebäudes. Lassen Sie mich Ihnen helfen«, flehte sie.

Als sie näherkam, neckte und verlockte ihr süßes Parfüm seinen Körper. Sein Schwanz wurde hart, brauchte mehr eine Erlösung als er Luft zum Atmen brauchte. Er fühlte sich von Menschen nicht einmal angezogen, aber gerade jetzt war er bereit sie vollkommen auszuziehen, sie vorzubeugen und den Teufel aus ihr zu ficken.

Außerhalb seiner Kontrolle zitternd schwang er aus. Nicht, um sie zu treffen, sondern um ihr Angst zu machen. Wenn sie einen Meter näher in seine Richtung käme, hätte er die Frau in seinen Fängen und man konnte nicht sagen, was er ihr antun würde.

»Fick dich, Weib. Du willst helfen? Schließ die hier auf«, verlangte er und riss wieder an den Metallhandschellen.

Sie zögerte und Lawson war nicht sicher, aber sie schien seine Worte zu bedenken, als sie sich plötzlich umdrehte und aus dem Raum flüchtete. Ein Teil von ihm wollte sie zurückrufen und erklären, dass er kein kaltblütiger Mörder war. Lawson mochte den Schrecken nicht, den er repräsentierte, aber er sah keine andere Option. Er konnte unter solcher Erregung nicht in ihrer Gegenwart sein.

Lawson zog wieder an den Ketten, versuchte sich loszureißen. Nicht, dass er nicht jeden wachen Moment damit verbracht hatte zu versuchen zu flüchten, aber die Tür war angelehnt und dies mochte die einzige Chance sein, die er jemals bekommen würde. Er musste aus diesem Höllenloch herauskommen. Wenn er noch einmal mehr Prügel ertragen oder unwillentlich eine Unze mehr Blut geben musste, schnappte er vielleicht über.

Er hatte vor langer Zeit aufgehört die Tage zu zählen, die er in Gefangenschaft gewesen war. Nach seiner Schätzung musste er für mindestens zwei Jahre eingesperrt gewesen sein, vielleicht mehr. Er hatte die ganze Zeit lang keine anständige Mahlzeit, eine heiße Dusche oder ein warmes Bett gehabt. Er wurde einmal am Tag gefüttert, einmal in der Woche mit eiskaltem Wasser abgespritzt und schlief auf einer schmutzigen Matratze ohne auch nur ein Laken, um ihn warm zu halten.

Entschlossen, dass er nicht eine Nacht länger in dem Scheißloch verbrachte, stütze Lawson seinen Fuß gegen die Betonwand für einen besseren Hebel. Er holte tief Luft und zog an den schweren Ketten. Nichts. Er versuchte es noch einmal. Der an der Wand befestigte Verschluss gab nicht einmal leicht nach. Er platzierte beide Füße an der Wand und zog, bis seine Armmuskeln sich anfühlten, als ob sie durch die Spannung reißen würden.

Es kam ihm plötzlich in den Sinn, dass die Wache wahrscheinlich seine Zugangskarte bei sich hatte. Es gab ein kleines Tastenfeld am Fuß der Handschellen, das diese elektronisch verschloss. Alles an diesem verdammten Ort war durch das Sicherheitssystem verbunden.

Er wünschte sich, dass er die Wache nicht außer Reichweite getreten hätte, und ging so weit es die Ketten erlaubten. Er streckte sich und griff nach den Füßen des Mannes. Schließlich berührten seine Finger die Lederstiefel und er schnappte die Sohlen. Er zog so gut er konnte und hatte schließlich den Mann Zentimeter um Zentimeter genug bewegt, so dass er seine Knöchel ergreifen konnte.

Lawson riss ihn an seine Seite und durchsuchte rasch die Uniform des Mannes. Er könnte endlich fliehen, wenn er die verdammte Karte finden konnte. Ein Hochgefühl erfüllte sein Herz. Er musste dringend nach Hause gehen. Seine Mom, sein Dad, sein Bruder und seine Schwestern mussten krank vor Sorge sein. Hielten sie ihn für tot? Waren sie in Sicherheit? Er wusste, dass andere in Gefangenschaft gehalten wurden, weil er die Prügel in der Nähe hörte, aber er hatte keine Ahnung, wie viele es gab oder ob er sie kannte.

Ein Fluchen verließ seine Lippen, als er nichts in den Vorder- und Gesäßtaschen der Wache fand. Es war schwer für Lawsons große Hände in der Jacke herumfummelnd zu suchen. Fuck, er zitterte vor Dringlichkeit. Linke Seite, leer. Als er sich zur rechten Tasche bewegte, drang eine tiefe Stimme in seine Konzentration ein.

»Und was zum Teufel glaubst du, was du da tust?«

Lawson schaute auf, um Jim Jensen zu sehen. Der rückgratlose, schwanzlose, derbe Mistkerl, der das Sagen bei dieser ganzen Operation hatte. Lawson hatte Fantasien davon gehabt ihn mit seinen bloßen Händen zu erwürgen. Fünf weitere Männer traten in seine Zelle und Lawsons Wonne fiel, mitsamt seiner Hoffnung aus dem Gefängnis herauszukommen, in sich zusammen.

»Schnapp ihn dir, Kevin. Sieht aus, als ob unser Freund hier ein Verbrechen begangen hat«, spottete Jim und rieb sich missbilligend über sein Kinn mit Grübchen, während er die Leichen auf dem Boden begutachtete. Lawson würde ein Ei dafür geben ihn nur ein verdammtes Mal auf dieses arschförmige Kinn zu boxen.

Kevin trat auf ihn zu und Lawson stürzte vor, entblößte seine Fänge. Während die Gruppe von Männern ihn langsam umkreiste, hockte sich Lawson in eine Kampfhaltung. Da die Chancen gegen ihn standen, beschloss Lawson, dass, wenn er unterging, er es mit fliegenden Fahnen tun würde.

[bad img format]

* * *

Liv warf dem Kassierer einen Zehndollarschein hin und brauste in den Nachtclub, noch immer verunsichert davon, was passiert war. Sie war zu Tode erschrocken und hatte ein dutzend Mal nach ihrem Handy gegriffen, hin und hergerissen dazwischen ihren Chef anzurufen oder die Polizei über das zu alarmieren, von was sie Zeugin geworden war. Schließlich beschloss sie mit Cassie zu sprechen, bevor sie irgendetwas tat, denn, ehrlich gesagt war sie von der Vorstellung verstört, dass ihre bekannte Firma in etwas so Abscheuliches involviert sein könnte.

Sie suchte die Fläche ab, entdeckte Cassie und sprintete zu der Nische, wo sie saß. Liv ließ sich gegenüber ihrer Freundin plumpsen und schnappte sich den Drink, der vor Cassie stand, schüttete ihn herunter. Der Tequila war ein Gasbrenner, der einen Pfad ihre Kehle herunter brannte.

»Hey, was zum Teufel? Ich habe fünfzehn Minuten gewartet, um diesen Drink zu bekommen«, rief Cassie über das laute Wummern der Musik. »Und du bist zu spät. Ich musste drei Versagern dürftige Entschuldigungen geben, die mich angebaggert haben. Wo bist du gewesen?«

»Mädchen, du hast keine Ahnung. Wo ist überhaupt diese Kellnerin? Ich brauche nach dem, was ich gerade durchgemacht habe, eine Flasche«, erklärte Liv, suchte den Club nach dem vertrauten Trägerhemd ab, das »LECK MICH« über der Brust übermäßig vergrößerter Brüste zur Schau trug und normalerweise im Popsicles arbeite, dem örtlichen Hot Spot in Chattanooga.

»Na ja, spuck’s aus. Es ist aber besser gut, weil das, was du gerade heruntergeschüttet hast, der gute Scheiß war. Das ist kein Ausgehabend und ich bin ziemlich sicher, dass du für mich später nicht die Beine breit machst«, rief Cassie aus, während sie schmatzend einen Kaugummi kaute.

»Hör auf mit deinen Zickereien und hör mir zu. Ernsthaft, du wirst nicht glauben, was gerade auf der Arbeit passiert ist«, warf Liv ein, wobei sie lebhaft mit den Armen ruderte. »Ich habe gerade beobachtet, wie zwei Männer verdammt nochmal genau vor mir erwürgt wurden. Tot. Hörst du mich? Tot!« Als sie die Worte laut rief, konnte sie diese selbst kaum glauben.

Braune Augen traten hervor, als ob sie zugegeben hätte eine Heroinabhängige zu sein, die in einer Kirche Crack rauchte. »Ähmmm, wie bitte? Ich muss dich falsch verstanden haben, Liv. Hast du … tot gesagt?«

»Ja! Tot. Zwei Männer. Tot! Wie im Gegenteil von lebend«, rief Liv laut, entdeckte eine Angestellte, die in ihre Richtung lief. Als Liv erkannte, dass die Titten in Absätzen geradewegs auf den Tisch mit halbstarken College-Jungs zuging, trat sie seitlich in ihre Blickrichtung.

»Ich hätte gerne eine Flasche Tequila. Nicht ein Glas, sondern die ganze verdammte Flasche. Und ich kann mir das wirklich gute Zeug nicht leisten, also behalt das im Hinterkopf, wenn du von mir erwartest dafür zu bezahlen. Oh, und zwei Gläser und ein paar Limetten, bitte«, sprudelte Liv hervor und klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht, von dem sie wusste, dass es gestört sein musste, und versuchte ruhig zu erscheinen, obwohl sie kurz davor war vor Aufregung zu explodieren.

»Sicher, Süße. Ich kümmer’ mich drum. Bin gleich wieder da«, erwiderte die blonde Sexbombe und tippte auf ihr Tablet.

Liv atmete aus, versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen und quetschte sich dann in die Nische neben Cassie. Jeder im Club würde wahrscheinlich denken, dass sie Lesben waren, aber das war ihr egal. Sie musste im Privaten mit ihr sprechen.

»Okay, mach langsam und fang von vorne an«, forderte Cassie auf, legte eine beruhigende Hand auf Livs und lächelte unterstützend. Liv hätte sich keine bessere Nachbarin und Freundin als Cassie wünschen können. Sie haben alles zusammen durchgemacht, von Feiern zu gebrochenen Herzen, und wenn es eine Sache gab, auf die Liv zählen konnte, war es Cassie. Sie war die Art von Freundin, wenn Liv sagte, dass sie eine Leiche loswerden musste, würde sie sich ohne zu zögern eine Schaufel schnappen.

Liv erinnerte sich an das erste Mal, als sie sich trafen. Sie hatte seit ungefähr einer Woche in ihrem Zuhause gelebt und hörte ein Hämmern an der Haustür. Als sie hinging, stand Cassie in einem T-Shirt für Männer und sonst nichts dort, wollte Honig ausborgen. Sie hat später herausgefunden, dass er benutzt wurde, um komplett über ihren Körper und den ihres Freunds verteilt zu werden. Sie hat Cassie gesagt, dass sie den Honig behalten konnte, aber sie waren schnell zu Freundinnen und Komplizinnen geworden.

Sie schnappte aus ihrer Erinnerung und sammelte ihre Gedanken, bevor sie die Vorkommnisse der Arbeit erzählte. Sobald sie zu sprechen begann, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie erzählte ihr von dem geheimen Flur, den Wandlern, die als Gefangene gehalten wurden, und davon, wie die Wache und der andere Wissenschaftler durch die Hände des Mannes, der dann gedroht hatte sie zu töten, gestorben waren. Das Merkwürdige war, dass sie ihm nicht geglaubt hatte. Seine grauen Augen hielten Wärme und Nettigkeit, obwohl er rasiermesserscharfe Fänge entblößt hatte.

»Heilige Scheiße! Was wirst du tun? Hat sich dein Chef je bei dir gemeldet?«, fragte Cassie, als die Bedienung, Penny, sich ihrem Tisch näherte und eine Flasche Camarena Tequila, zwei Schnapsgläser und eine kleine Schüssel Limettenschnitze auf dem Tisch abstellte.

Es war anständiger Tequila. Wahrscheinlich würde das Doppelte verlangt werden, als wenn sie ihn im Schnapsladen bezahlen würde, damit ein wenig außerhalb von Livs Mitteln lag, aber zumindest wäre ihr am nächsten Tag nicht schlecht oder sie hätte keinen furchtbaren Kater.

»Kann ich euch zwei sonst noch etwas bringen?«, fragte Penny unaufmerksam, zwinkerte einem der Typen am Tisch neben ihnen zu.

»Nein. Alles gut, danke«, antwortete Liv und Penny raste schnell zu dem Muskelprotz mit dem großartigen Lächeln. Liv wandte ihre Aufmerksamkeit zurück auf Cassie und erwiderte: »Ich habe keine Ahnung. Was denkst du? Die Polizei miteinbeziehen? Meinen Chef anrufen und kündigen? Ich brauche diesen Job wirklich. Vielleicht waren die Männer nicht tot, sondern nur bewusstlos«, regte Liv an.

Die Wahrheit war, dass sie es nicht sicher wusste. Es war so schnell passiert. Vielleicht lag sie falsch damit, dass sie tot waren.

»Ich würde die Polizei nicht anrufen, besonders, wenn du falsch liegen könntest. Das würde sicher dafür sorgen, dass du gefeuert wirst. Hier, das schlage ich vor. Geh am Montag zur Arbeit und verhalte dich, als ob alles normal ist. Du wirst bald genau wissen, was vor sich ging. Hoffentlich hast du Unrecht mit PRL. Jim schien ziemlich nett, als ich ihn letztes Jahr beim Picknick getroffen habe. Vielleicht hast du dich von deiner Vorstellungskraft übermannen lassen«, erklärte Cassie, während sie jedem von ihnen einen Kurzen eingoss und das mit dem Logo geprägte Glas Liv reichte.

Liv warf es zurück und schnappte eine Limette, während sich ihr Gesicht durch den scharfen Geschmack verzerrte. Sie biss zu und saugte. Beste Kombi überhaupt. Die Säure der Limette beruhigte ihren Gaumen und ein warmer Schwips folgte nach.

»Du hast Recht. Tu so, dann wirst du so, richtig?«, witzelte Liv und goss ihnen beiden einen weiteren Kurzen ein.

»Darauf trinke ich!««, gellte Cassie, stieß mit den Kurzen an.

Liv spürte eine Vibration in ihrer Tasche und bemerkte, dass sie noch immer ihren Labormantel trug. Okay, das war peinlich wie Hölle. Kein Wunder, dass sich kein Mann ihrem Tisch genähert hatte. Sie waren die bekloppten Lesben, die sich in der Ecknische anmachten, dachte sie, während sie nach ihrem Handy griff.

»Oh Scheiße, das kann nicht gut sein«, platzte Liv hervor, als sie auf die Nachricht auf dem Bildschirm schaute.

»Was? Wer ist es?«, frage Cassie neugierig.

»Es ist Jim. Er sagt, dass er mich morgen früh gleich als erstes sehen muss«, hauchte Liv und starrte auf ihr Handy.

Sie bekam langsam das Gefühl, dass die Scheiße ihr bald um die Ohren fliegen würde, und sie stand dort, von Mist bedeckt.

Kapitel Drei

»Herein«, bellte Jim durch die geschlossene Tür seines Büros.

Liv zuckte bei der barschen Stimme zusammen und versuchte seine Stimmung zu entziffern. Sie wollte nicht darüber ausgefragt werden, was sie bei den Wandlern gesehen hatte. Sie hatte sich mit der Begegnung der vorigen Nacht zwanghaft beschäftigt und der Tequila hatte nichts getan, außer ihr Kopfschmerzen zu schenken. So viel dazu, dass sie gedacht hatte, es sei eine anständige Marke. Andererseits hatten sie die ganze Flasche weggeputzt.

Liv gab ihre Untersuchung auf, öffnete die Tür und wurde mit einem ernsten Gesichtsausdruck begrüßt. Augenscheinlich war er verärgert. Das war nicht der richtige Tag, um mit Schlafentzug und einem Kater bei der Arbeit zu erscheinen.

Zwischen dem Vorfall im Labor, dem Trinken und der Textnachricht ihres Chefs, hatte sie kein Auge zugemacht. Sie trank drei Tassen Kaffee, bevor sie ihr Apartment verließ, in der Hoffnung, dass es ihr helfen würde sich zu konzentrieren. Unglücklicherweise, da sie Jims Aufregung hörte, gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kaffee wieder hochkommen würde.

Die große Frage war, ob Jim sich des möglichen Doppelmords bewusst war und, noch wichtiger, ob er wusste, dass sie Zeuge davon war. Ihre Fäuste ballten und öffneten sich an ihrer Seite, während ihr Herz eine Nachahmung eines Schachtelmännchens machte, bereit jeden Moment aus ihrer Brust zu platzen. Schweiß tropfte ihre Wirbelsäule herunter, während sie zu seinem Schreibtisch ging.

»Guten Morgen, Jim. Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen«, stammelte sie, hasste den Bruch in ihrer Stimme.

Wenn der Typ die Details der vorigen Nacht nicht kannte, würde er dies bald genug. Schuld musste über ihr ganzes Gesicht geschrieben sein. Sie wusste, dass ihr Gesichtsausdruck in großen Neon-Buchstaben schrie: Ich verstecke etwas. Ausflüchte und Ausreden waren nicht ihre Stärke.

Sogar als Kind konnte Liv nicht mit Lügen davonkommen. Eine anklagende Aussage und sie würde nachgeben, ihr Herz ausschütten und ihre Sünden gestehen. Selbstverständlich bestanden ihre Sünden, als sie ein Kind war, daraus, dass sie sich vor dem zu Bett gehen nicht die Zähne putzte, sich einen Keks erschlich oder die Hausaufgaben nicht machte.

Jetzt war sie zu weitaus größeren Verbrechen fortgeschritten, die Brutalität und Mord umfassten. Sie hatte sich nicht beteiligt, aber sie stand daneben, während ein Wandler brutal angegangen wurde, hatte dann zugesehen, als der Mann Vergeltung übte, Leben nahm.

Oh Teufel. Liv hatte nicht darüber nachgedacht, was dies für sie bedeuten könnte. Könnte sie ins Gefängnis gehen? Sie verfluchte sich dafür nicht die Polizei gerufen zu haben. Was würde die Polizei mit ihr anstellen, wenn sie still blieb? Machte sie das zur Komplizin? Oh Gott, sie würde festgenommen werden.

Ihr Verstand wirbelte durch die Möglichkeiten. Sie war dann an der Vorstellung hängengeblieben, dass Jim ihr letzte Nacht eine Galgenfrist gegeben hatte und sie jetzt feuern, dann der Polizei übergeben würde.

Ihre Atmung wurde unregelmäßig und ihr Kopf drehte sich. Mist, sie musste sich hinsetzen, bevor sie bewusstlos wurde. Das koffeinhaltige Getränk schwappte und wühlte ihren Bauch auf. Bäh. Gott sei Dank war sie nicht in der Lage gewesen an diesem Morgen irgendetwas Nahrhaftes zu essen, sonst würde sie jetzt in Jims Abfallkorb reihern, bevor er das erste Wort sprach.

»Morgen. Ich bin schon eine Weile hier, aber nicht wegen Ihnen. Ich danke Ihnen, dass Sie am Sonntag gekommen sind. Bitte, setzen Sie sich«, bot er mit einer raschen Geste auf den Sessel vor seinem Schreibtisch an. Liv ging zu dem schwarzen Ohrensessel und setzte sich.

»Ich habe mich um das Problem mit der Klimaanlage gekümmert, weswegen Sie mir gestern geschrieben haben. Ich hoffe, dass es nicht zu schwierig war zu arbeiten. Waren Sie in der Lage irgendetwas fertig zu bekommen?«, fuhr Jim fort und hob neugierig eine Augenbraue.

Der stämmige Mann saß mit über der Brust verschränkten Armen hinter seinem großen Schreibtisch. Er war groß und kräftig, ganz zu schweigen von einschüchternd.

Hatte er sie ernsthaft hergeholt, um sie danach zu fragen, wie es war in der Hitze zu arbeiten? Er wusste es besser, als sie zu hinterfragen. Sie hatte den Mitarbeiter des Monats öfter gewonnen, als sie sich erinnern konnte. Sich um die Erfüllung von Pflichten zu drücken war nicht in Livs genetischem Aufbau.

Stellte er sie auf die Probe, um zu sehen, was sie wusste? Seine dunkelblauen Augen gaben keinen Hinweis auf seine Gedanken. Der Mann hatte ein mörderisches Pokergesicht und sie zog in Betracht vorzuschlagen, dass er vom Golf spielen zu Karten wechseln sollte.

»Ähm, tatsächlich war die Hitze unerträglich und ich habe früher zusammengepackt. Sie funktioniert jetzt definitiv«, äußerte sie, während sie sich wegen der Kühle über die Arme rieb.

Es war grenzwertig eisig in Jims Büro und ein Schauer lief ihren Rücken herunter. Zugegeben, ihr Zittern hatte mehr mit ihrer Angst zu tun, dass er ihren Arsch feuerte und sie an die Polizei übergab.

»Olivia, ich mag Sie wirklich, weshalb sie aufhören müssen, während sie einen Vorsprung haben«, riet er und verengte seine Augen, während er sich nach vorne lehnte und seine Ellbogen auf den Schreibtisch stützte.

»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folge, Sir«, erwiderte sie vorsichtig, stellte ihre Beine wieder nebeneinander und verlagerte sich auf dem Sessel.

Während sie mit ihren Händen in ihrem Schoß rang, fühlte Liv, wie eine Schamesröte ihre Wangen färbte. Oje, sie war erbärmlich. Der Drang zu gestehen wühlte durch ihren Magen. Wenn sie sich nicht durch die Wahrheit befreite, war sie sicher, dass sie bewusstlos werden würde.

»Lassen Sie uns offen sein, oder?«, fragte er. »Ich bin gestern Nacht angekommen und habe in einem der Labore zwei tote Männer aufgefunden. Sie können sich meinen Schock und meine Besorgnis vorstellen. Dies ist nicht die Art von Sache, bei der wir es brauchen können, dass es zu den Medien durchsickert. Dies ist ein angesehenes Unternehmen und ich hätte gerne, dass es auch so bleibt. Nun, warum teile ich Ihnen das mit? Na ja, lassen Sie uns einfach sagen, dass ich die Sicherheitsbänder von letztem Abend überprüft habe. Wollen Sie darüber sprechen, was Sie gesehen haben?«, fragte Jim.

Sein Tonfall verlor seine schroffen Kanten und seine Augen kniffen sich vor Sorge zusammen. Liv fragte sich, ob die Besorgnis, die sie auf seinem Gesicht sah, ehrlich war. Er schien nicht verärgert oder beunruhigt zu sein, dass zwei Männer tot waren. Sie sah keine Gewissensbisse bei ihm, was alarmierend war.

»Mr. Jensen, ich schwöre, dass ich nicht herumgeschnüffelt habe. Ich war auf meinem Weg zum Pausenraum, als ich eine offene Tür bemerkt habe. Ich habe gehofft, dass jemand anderes arbeitete und mir mit dem Klima-Problem helfen könnte«, platzte sie heraus, als die Schleusentore sich öffneten und Worte aus ihrem Mund strömten.

»Es ist okay. Ich beschuldige Sie nicht. Sie müssen in Bezug auf den Mann in Ketten Fragen haben. Bitte, zögern Sie nicht zu sagen, was auch immer Sie beschäftigt«, beschwatzte er mit einem Grinsen, bevor er schnell seinen Gesichtsausdruck maskierte.

Liv standen die Haare im Nacken zu Berge. Sie musste mit Bedacht vorgehen, bis sie seine wahre Absicht herausfand. Ihr Instinkt sagte ihr, dass ihr Leben in Gefahr war. Durch ihn, nicht die Polizei. Er wusste von dem Missbrauch, der in seinem Labor ausgeteilt wurde, und billigte es. Was sagte das über ihren Chef aus? Nichts Gutes.

»Na ja, ich werde nicht lügen. Diesen Mann angekettet und geschlagen werden zu sehen war schockierend, ebenso wie erschreckend«, murmelte sie, da sie wusste, dass er ihre anfängliche Reaktion auf Band gesehen hatte. »Warum halten wir ihn gegen seinen Willen fest? Was hat er getan, um eine solche Behandlung zu verdienen?«, fragte sie, hoffte, dass sie mit ihrer Trotzhaltung keine Grenzen überschritt.

»Sind Sie sich bewusst, dass er ein Wandler ist?«, fragte er ungläubig, als ob das alles erklären sollte.

»Ja, aber das sagt mir nicht, warum wir ihn als Gefangenen halten«, gab sie zu, während sie von ihrem Sessel aufstand.

Ihr Blut raste durch ihre Adern und ihr Gemüt erhitzte sich, da sie wusste, dass dieser Mann die Handlungen der Wache als berechtigt betrachten könnte. Der Wandler handelte rein aus Selbstverteidigung. Ja, er hatte mehr wie ein tollwütiges Tier ausgesehen, aber wer wäre unter diesen Zuständen nicht mörderisch? Plötzlich flog ihr Selbsterhaltungstrieb aus dem Fenster.

»Olivia«, warf er ein und stand von seinem Sessel auf, ging um den Tisch herum, um ihre Hände zu ergreifen. Sie waren kalt und schweißbedeckt, und ohne nachzudenken, riss sie diese aus seinem Griff.

Er verengte seine Augen und fuhr fort: »Ich weiß, dass Sie sich unserer kontinuierlichen Forschung an Krebs und ein Heilmittel für die tödliche Krankheit zu finden bewusst sind. Das ist der Eckpfeiler dieses Unternehmens. Davon abgesehen müssen wir schwierige Experimente und Forschung durchführen, um die Antworten zu bekommen, die wir suchen.«

Von ihrem Beweggrund wissen? Selbstverständlich tat sie das. Es war eines ihrer Babys. Sie hatte tausende Stunden in Akte #4467557 investiert. Ganz abgesehen davon, dass sie ihre Großmutter an Ovarialkrebs verloren hatte, als sie erst zehn Jahre alt war. Zu beobachten, wie sie verkümmerte und starb, eine Hülle der Frau, die sie gekannt hatte, hinterließ ein unauslöschliches Mal.

Liv rieb über den Ring mit Geburtsstein an ihrer linken Hand, während sie an ihre Großmutter dachte. Es war das einzige Schmuckstück, das ihre Großmutter getragen hatte, und sie hatte ihn Livs Mom gegeben, um darauf aufzupassen, bis Liv achtzehn wurde. Es waren Livs Liebe und Hingebung für ihre Großmutter, die sie so entschlossen werden ließen ein Heilmittel für die Krankheit zu finden.

»Selbstverständlich bin ich mir dessen bewusst. Was hat das mit dem Wandler zu tun?«, erfragte sie, war sich nicht sicher, wohin Jim damit führte.

»Wir haben Grund zu glauben, dass Wandlerblut den Schlüssel hält. Jeder weiß, dass sie eine überlegene Fähigkeit zu heilen haben. Wir sind etwas auf der Spur … Ich weiß es. Olivia, wir könnten an der Schwelle eines Durchbruchs stehen. Stellen Sie sich die Anerkennung vor, die mein Unternehmen, unser Unternehmen, erhalten würde, wenn wir die Ersten wären, die ein Heilmittel finden«, prahlte er aufgeregt, grinste dabei von einem Ohr zum anderen.

Wieder stellten sich die Haare in ihrem Nacken auf. Etwas ging nicht auf. Sie wollte so sehr ein Heilmittel wie jeder andere auch, aber nicht auf Kosten von anderen. Sie erinnerte sich, wie der Wandler sie angeschrien hatte, sich weigerte ihr oder irgendjemand anderem Blut zu geben.

Wie fand PRL diese Versuchspersonen? Es war gegen das Gesetz Experimente an Menschen durchzuführen, sogar Wandlern. Sie sah nicht, dass diese Männer auf eine Anzeige antworteten, um zusätzliches Geld zu verdienen, indem sie ihr Blut spendeten. Außerdem war keiner der Männer, die sie gesehen hat, freiwillig dort. Der einzige Weg, wie sie Antworten bekommen würde, war wieder mit dem Wandler in den Raum zu kommen und mit ihm zu sprechen. Jim war ihr Ticket, um hineinzukommen.

»Das sind wundervolle Neuigkeiten, Jim. Ich möchte nichts lieber als ein Heilmittel zu finden. So viele Leben wurden verloren. Was genau erzählen Sie ihnen? Wie haben Sie die Erlaubnis bekommen, dass diese Wandler teilnehmen, und warum ist die Situation so unbeständig? Weigert er sich zu kooperieren? Ist er deshalb angekettet?«, fragte sie, versuchte damit ein Zugehörigkeitsgefühl mit Jim.

»Ja und nein«, gab er ausatmend an, ignorierte völlig ihre Frage über die Legalität der Studie. »Der Mann, den Sie gesehen haben, behauptet, dass sein Blut nicht helfen kann. Er weigert sich, sich für uns zu wandeln, wovon ich glaube, dass es passieren muss. Meine Theorie ist, dass das Blut seines Tiers sich von seinem menschlichen Zustand unterscheidet, und hinter dem Blut bin ich her. Außerdem haben Sie gesehen, wie gewalttätig er wird. Er ist angekettet, so dass nicht mehr meiner Angestellten umgebracht werden. Ich weigere mich ihre Leben zu riskieren«, erklärte Jim, als er in seinem geräumigen Büro damit begann auf und ab zu gehen.

»Ich kann verstehen, warum Sie das sagen würden. Ich war nicht auf den Zorn und die Gewalt vorbereitet, die er zur Schau stellte. Ich wusste, dass ich nicht aus dem Raum hätte rennen sollen, aber ich hatte schreckliche Angst. Er hat gedroht mich auch umzubringen«, sagte Liv zu ihrem Chef, und ein weiteres Schaudern lief ihre Wirbelsäule entlang, als sie sich an seine mit Rage gefüllten, grauen Augen erinnerte.

Erneut hinterfragte sie diese Drohung. Sie war nahe genug gewesen, so dass er sie hätte packen können, wenn er es gewollt hätte, aber dennoch tat er es nicht.

»Ja, ich habe alles gehört, als ich das Band angesehen habe. Also können Sie verstehen, warum dieser Abschnitt des Gebäudes verschlossen ist. Wir haben über fünfzig Angestellte und ich kann eine Wiederholung von letzter Nacht nicht riskieren. Ich will Sie nirgendwo wieder auch nur in der Nähe dieses Flurs. Haben wir uns verstanden?«, fragte Jim, aber es war keine Bitte. Es war ein Befehl.

Ein Teil von Liv wollte einen Bogen um diesen furchtbaren Gang machen. Sie log nicht, wenn sie sagte, dass es erschreckend war. Nichts in ihrem Leben war so entsetzlich gewesen, wie Zeugin von zwei Morden geworden zu sein. Die Vorstellung, dass es durch die bloßen Hände des Wandlers war, erschreckte sie zu Tode. Er könnte ihr Genick mit einer Hand brechen.

Sie legte eine Handfläche über ihren aufgewühlten Bauch, während ihr Verstand mit der Sherlock-Holmes-Routine weitermachte. Sie musste tiefer in diese Angelegenheit tauchen. Jim hatte das offensichtlich geheim halten wollen. Zwei Leben waren verloren. Wie konnte er das verstecken? Was war mit den Familien? Sie erinnerte sich nicht, ob David eine Familie hatte, aber sicherlich würde ihn jemand vermissen. Und warum zur Hölle bezog Jim nicht die Polizei ein?

Liv hatte unzählige Gründe den Wandler zu meiden. Und dennoch würde sie keiner davon fernhalten. Seine stahlgrauen Augen hatten sich in ihren Verstand gebrannt und sie konnte sie nicht abschütteln. Ungeachtet seiner Handlungen, er wurde gefoltert. Wenn sie danebenstand und nichts tat, könnte sie ebenso gut eine Waffe an seinen Kopf halten und den Abzug drücken.

Warum konnte sie kein Fußabtreter sein und mit ihrem Kopf nicken wie ein gutes kleines Mädchen und mit ihrem Leben weitermachen? Das wäre die sicherste Wahl, aber sie konnte es nicht. Nicht auf Kosten des Lebens einer anderen Person. Ihr musste Zugang zu ihm gewährt werden und sie musste herausfinden, was genau hinter den Kulissen des Unternehmens, für welches sie arbeitete, vorging, aber sie musste das vorsichtig angehen. Und aus dem richtigen Winkel.