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Три товарища / Drei Kameraden
Три товарища / Drei Kameraden
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Три товарища / Drei Kameraden

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»Binding?« fragte ich. »Sie sind mit Binding verabredet?«

Sie nickte. »Mit Binding und noch jemand. Auf diesen Jemand kommt es an. Ernsthaft geschäftlich. Können Sie sich das denken?«

»Nein«, erwiderte ich, »das kann ich mir nicht denken.«

Sie lachte und sprach weiter. Aber ich hörte nicht mehr zu. Binding – das war mir wie ein Blitz in die Knochen gefahren. Ich dachte nicht daran, daß sie ihn viel länger kannte als mich. Das Mädchen paßte ja überhaupt nicht zu mir! Was war ich denn schon? Ein Fußgänger, der sich mal einen Cadillac geborgt hatte, eine Schnapsdrossel, nichts weiter! So was war an jeder Straßenecke zu finden. Zurück, dachte ich, rasch zurück! Eine Ahnung, eine Hoffnung – was war schon viel gewesen! Es war sinnlos, sich darauf einzulassen. Nichts wie zurück!

»Wir können uns morgen abend treffen, wenn Sie wollen«, sagte Patrice Hollmann.

»Morgen abend habe ich keine Zeit«, erwiderte ich.

»Oder übermorgen oder irgendwann in dieser Woche. Ich habe in den nächsten Tagen nichts vor.«

»Es wird schwierig sein«, sagte ich. »Wir haben heute einen eiligen Auftrag bekommen, da müssen wir wahrscheinlich die ganze Woche durch bis nachts arbeiten.«

Es war Schwindel, aber ich konnte nicht anders. Wir überquerten den Platz und gingen die Straße am Friedhof entlang. Ich merkte, daß sie mich ansah.

»Ich glaube, wir müssen jetzt umkehren«, sagte sie.

»Ja«, erwiderte ich, »das glaube ich auch.«

Wir standen vor der Haustür.

»Leben Sie wohl«, sagte ich, »und viel Vergnügen noch.«

Sie antwortete nicht. Mit ziemlicher Mühe brachte ich meine Augen von dem Klingelknopf an der Tür los und sah sie an. Ihre Augen flimmerten, und dann lachte sie, herzlich und unbekümmert, sie lachte mich einfach aus.

»Sie Kindskopf«, sagte sie, »o Gott, was sind Sie noch für ein Kindskopf!«

Ich starrte sie an.

»Na ja. Sie finden mich wohl etwas idiotisch, was?«

Sie lachte. Rasch machte ich einen Schritt vor und zog sie fest an mich, mochte sie denken, was sie wollte. Ihr Gesicht war dicht vor mir, ich spürte den schwachen Pfirsichgeruch ihrer Haut – dann näherten sich ihre Augen, und ich fühlte plötzlich ihre Lippen auf meinem Mund – Sie war fort, ehe ich richtig wußte, was los war.

Ich ging zurück und kam an Muttchens Wurstkessel vorbei.

»Gib mir mal eine große Bockwurst«, sagte ich strahlend.

»Mit Senf?« fragte Muttchen in ihrer sauberen, weißen Schürze.

»Mit sehr viel Senf, Muttchen!«

Ich aß die Wust genießerisch im Stehen auf und ließ mir aus dem International von Alois dazu ein Glas Bier herausreichen.

»Der Mensch ist ein komisches Wesen, Muttchen, was?« fragte ich.

»Das kannst du wohl glauben«, erwiderte sie eifrig. »Kommt da gestern ein Herr, ißt zwei Wiener mit Senf, und nachher kann er sie nicht bezahlen. Schön, es war spät, kein Mensch sonst da, was sollte ich machen, das kennt man ja, ich lasse ihn laufen. Und stell dir vor, heute kommt er wieder und bezahlt die Wiener und gibt mir noch ein Trinkgeld.«

»Gib mir noch eine Bockwurst«, sagte ich, »ich habe so eine Lust am Leben.«

»Hast du deinen feinen Posten noch?« fragte sie mich.

Ich nickte. »Ja, Muttchen. Ich verdiene jetzt gut.«

»Sieh man zu, daß du ihn hältst.«

»Werde schon aufpassen, Muttchen.«

Ich kam nach Hause. Ich klopfte bei Georg Block. Eine Lichtritze stand unter seiner Tür. Er büffelte.

»Komm, Georgie, fressen«, sagte ich.

Er sah auf. Sein blasses Gesicht rötete sich.

»Hab‘ keinen Hunger.«

Er dachte, es wäre aus Mitleid. Deshalb wollte er nicht.

»Sieh dir‘s erst mal an«, sagte ich. »Es wird sonst schlecht. Tu mir den Gefallen.«

Im grellen Oberlicht der Bude standen die Brokatsessel von Frau Zalewski. Die Hassesche Lampe prangte, die Ananas leuchtete, die hochfeine Leberwurst, der Lachsschinken, die Flasche Sherry… Als ich mit dem sprachlosen Georgie im besten Einhauen war, klopfte es an die Tür. Ich wußte, was jetzt kam.

»Paß mal auf, Georgie«, flüsterte ich und rief: »Herein!«

Die Tür öffnete sich, und herein trat, funkelnd vor Neugier, Frau Zalewski. Zum erstenmal in meinem Leben brachte sie mir persönlich die Post. Sie hatte ein Spitzenkleid mit Fransenschal und Brosche mit dem Bild des seligen Zalewski als Medaillon. Ein zuckersüßes Lächeln gefror jäh auf ihrem Gesicht; verblüfft starrte sie auf den verlegenen Georgie. Ich brach in ein herzloses Gelächter aus. Sie faßte sich rasch.

»Aha, versetzt«, sagte sie giftig.

»Stimmt«, gab ich zu.

Welch ein Glück, daß es mit der Einladung nichts geworden war.

»Und da lachen Sie noch? Ich habe ja immer gesagt: Wo andere Menschen ein Herz haben, sitzt bei Ihnen eine Schnapsflasche.«

»Ein gutes Wort«, erwiderte ich. »Wollen Sie uns nicht ein wenig die Ehre geben, gnädige Frau?«

Sie zögerte. Aber dann siegte die Neugier, vielleicht doch noch etwas zu erfahren. Ich öffnete die Flasche Sherry.

Spät, als alles still geworden war, nahm ich meinen Mantel und eine Decke und schlich über den Korridor zum Telefon. Ich kniete vor dem Tisch nieder, auf dem der Apparat stand, legte mir Mantel und Decke über den Kopf, hob den Hörer ab und hielt mit der linken Hand den Mantel unten zu. So war ich sicher, daß mich niemand belauschen konnte. Patrice Hollmann war zu Hause.

»Sind Sie von Ihrer geheimnisvollen Besprechung schon lange zurück?« fragte ich.

»Schon fast eine Stunde.«

»Schade. Hätte ich das gewußt.«

Sie lachte. »Nein, es hätte nichts genützt. Ich liege zu Bett und habe schon wieder etwas Fieber. Es ist ganz gut, daß ich früh nach Hause gekommen bin.«

»Fieber? Was ist denn das nur für ein Fieber?«

»Ach, nichts Wichtiges. Was haben Sie denn heute abend noch gemacht?«

»Ich habe mich mit meiner Wirtin über die Weltlage unterhalten. Und Sie? Hat Ihre Sache geklappt?«

»Ich hoffe, daß sie klappt. Gute Nacht – schlafen Sie gut…«

9

Sonntag. Der Tag des Rennens. Köster hatte die letzte Woche jeden Tag trainiert. Abends hatten wir dann bis in die Nacht Karl bis kontrolliert, geschmiert und in Ordnung gebracht. Jetzt saßen wir am Ersatzteillager und warteten auf Köster, der zum Startplatz gegangen war. Wir waren alle da: Grau, Valentin, Lenz, Patrice Hollmann und vor allem Jupp. Jupp im Overall, mit Rennbrille und Rennhaube. Er war Kösters Beifahrer, weil er am leichtesten war.

»Wie kommen Sie eigentlich zu Ihrem englischen Vornamen?« fragte Gottfried Patrice Hollmann, die neben ihm saß.

»Meine Mutter war Engländerin. Sie hieß auch so. Pat.«

»Ah, Pat, das ist was anderes. Das spricht sich viel leichter.«

Er holte ein Glas und eine Flasche hervor.


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