
Полная версия:
Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11
Der sonst so friedliche Felix wurde richtig wütend, je länger er sprach. „Du hast nicht nur eigensüchtig gehandelt, sondern mit deinem Tun das ganze Weihnachtsfest in Gefahr gebracht. Du musst das wieder in Ordnung bringen!“
Balu schluckte den letzten Bissen der Kekskrümel hinunter und fuhr sich nachdenklich durch das Fell.
„Ich stimme Felix zu und du hast uns noch nicht mal einen Krümel mitgebracht. Halten Freunde, wie wir es sind, nicht zusammen?“ Galoisʼ Stimme hatte einen vorwurfsvollen Klang bekommen.
„Ja, einer für alle und alle für einen wie bei den vier Musketieren!“, rief der kleine DʼArtagnan in die Runde.
Felix und Galois schlugen sich mit der Pfote vor die Stirn. „Wir müssen jetzt nicht melodramatisch werden, DʼArtagnan“, sagte Galois und wandte sich dann Balu zu. „Lieber Freund, was gedenkst du jetzt zu tun?“
Balu trat von einer Pfote auf die andere. „Ich gebe zu, dass ich egoistisch und es nicht richtig war, das Weihnachtsfest zu gefährden. Allerdings muss ich noch mal betonen, wie groß mein Hunger war. Ich werde den Schlüssel zurückbringen. Und ich habe einen Lebkuchen für schlechte Zeiten versteckt, den möchte ich euch schenken, damit ihr nicht mehr böse auf mich seid.“
Felix musste bei den treuherzigen Worten seines Freundes lächeln und auch Galois konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Als Letztes entspannten sich die Gesichtszüge von DʼArtagnan.
So kam es, dass Felix, Galois und DʼArtagnan den letzten Lebkuchen mit Behagen verspeisten, während Balu durch den kalten Schnee lief und den Zündschlüssel ins Haus brachte. Die pummelige Maus brauchte einige Zeit, bis sie den Schlüssel auf das Bett des Weihnachtsmannes gehievt hatte. Die Platzierung auf dem Bauch des Weihnachtsmannes ging mithilfe seiner drei Freunde leichter. Als Balu den Schlüssel gerade losgelassen hatte, fing der Weihnachtsmann an sich zu bewegen.
Als der Weihnachtsmann aus seinem Tiefschlaf erwachte, fühlte er sich kräftiger und erholter. Beschwingt schwang er die Beine aus dem Bett. Jetzt würde er nach dem Zündschlüssel suchen. Es war seine Pflicht, das Weihnachtsfest zu retten, auch wenn er bislang keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Da rutschte etwas von seiner Brust und fiel klirrend auf den Steinboden.
Verwirrt bückte er sich und hielt den Zündschlüssel seines Schlittens in der Hand. Ein überraschtes „Ho, ho, ho“ entsprang seinen Lippen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das Weihnachtsfest war gerettet.
Während die Wichtel feierten und der Weihnachtsmann eine weitere heiße Schokolade zur Stärkung trank, erhielt Balu von Galois unter dem Bett eine Kopfnuss. „Und das machst du nie wieder! Fast wäre wegen deines ständigen Hungers Weihnachten ausgefallen.“
Balu grinste und rieb sich sein Mäusebäuchlein. „Also, ein kleines bisschen Hunger habe ich gerade schon wieder.“
DʼArtagnan, Galois und Felix verdrehten die Augen.
Dr. med. Barbara Bellmann wurde 1984 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn begann sie in Aachen ihre Facharztausbildung zur Kardiologin am dortigen Universitätsklinikum. Seit August 2017 arbeitet sie als Kardiologin an der Universitätsklinik Köln. Sport und Literatur begeistern sie neben ihrer Tätigkeit als Ärztin.
*
Himmelsschätze
Viele schöne Himmelsschätze
Sind im Menschenkind versteckt
Fügen sich zu Sätzen
Wollen auf Erden ihren Platz
Haben sich unaufdringlich leise
Umgeformt in Erkenntnis Sicht Weisen
Um durch bekannte Sphären Klänge
Noch Unbekanntes zu bezeugen
Ingeborg Henrichs, gebürtige Paderbornerin, zu Hause in Ostwestfalen, verfasst bevorzugt kürzere Texte; einige Veröffentlichungen.
*
Fridolin backt Weihnachtsplätzchen
Über Nacht ist es Winter geworden. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel und hüllen den Wald in einen weißen Mantel. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist das Zwergenland mit einer dichten Schneedecke überzogen. Ein eisiger Wind bläst Fridolin um die Nase, als er das Fenster öffnet. In einigen Tagen ist Weihnachten und es wird höchste Zeit, sich um die Weihnachtsbäckerei zu kümmern.
Der kleine Zwerg Fridolin ist heute schon sehr früh aufgestanden. Wie in jedem Jahr möchte er mit seinem Freund Kuno Weihnachtsplätzchen backen. Die beiden Zwerge naschen für ihr Leben gerne und freuen sich auf die süßen Weihnachtsleckereien. Schon gestern haben sie eine lange Einkaufsliste geschrieben. Mehl, Zucker, Butter ...
„Wir müssen unbedingt Schokolade kaufen“, sagt Kuno und setzt seine Mütze auf.
Fridolin lacht. „Backpulver und Eier müssen wir auch holen.“
Mit einem großen Korb machen sie sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Kaufmann.
„Guten Morgen, Herr Lehmann“, sagt Fridolin freundlich, als sie den Laden betreten.
Staunend betrachten die Zwerge die vielen leckeren Dinge, die in den Regalen stehen.
„Sieh mal, da ist unsere Schokolade“, ruft Kuno aufgeregt.
Herr Lehmann lacht und legt eine große Tafel Schokolade auf den Tresen.
Nach und nach wandern Mehl, Zucker, Eier, Butter und Backpulver in Fridolins Korb. Die Zwerge haben es eilig, denn es wartet noch eine Menge Arbeit auf sie. Rasch verabschieden sie sich von Herrn Lehmann und laufen durch den Schnee nach Hause.
Fridolin holt eine große Schüssel aus buntem Porzellan aus der Speisekammer und stellt sie auf den Tisch. Kuno bringt alle Zutaten für die Weihnachtsplätzchen in die Küche. Vorsichtig schlägt er nun ein Ei nach dem anderen in die Schüssel. Dann kommen feiner weißer Zucker und Butter dazu. Der kleine Zwerg schüttet zum Schluss Mehl und Backpulver in den Teig. Kuno hält die Schüssel mit beiden Händen fest, während Fridolin kräftig rührt.
„Halt!“, ruft Kuno plötzlich und sieht seinen Freund erschrocken an. „Wir haben die Schokolade vergessen.“
Fridolin greift in seine Jackentasche. „Was wären Schokoladenplätzchen ohne Schokolade?“, sagt er und lacht.
Die Zwerge brechen kleine Stückchen von der Schokolade ab und mischen sie unter den Teig.
„Ich kann nicht mehr, jetzt darfst du rühren“, sagt Fridolin erschöpft und reicht seinem Freund den Löffel.
Während Kuno nun kräftig mit dem Rührlöffel arbeitet, schleckt Fridolin von dem süßen Teig. „Hm, ist das köstlich, probier doch einmal.“
Das lässt Kuno sich nicht zweimal sagen. Die Zwerge naschen und schlecken so lange von dem leckeren Schokoladenteig, bis fast nichts mehr übrig ist.
Gemeinsam schieben sie schließlich das schwere Backblech in den Ofen und bald duftet es in der Zwergenküche herrlich nach goldgelben Weihnachtsplätzchen.
Wenn ihr, liebe Kinder, Appetit bekommen habt, hier ist das Rezept:
Schokoladenplätzchen
300 g Mehl
150 g Butter
100 g Zucker
2 Eier
1 P. Backpulver
125 g geriebene Schokolade
Alles zu einem Teig verarbeiten. Kleine Teighäufchen auf ein Backblech setzen und bei 180 Grad circa zehn Minuten backen.
Fröhliche Weihnachten!
Helga Licher wohnt in Bramsche.
*
Heiligabend im Winterwald
Es war am Heiligen Abend vor einigen Jahren. Das unfreundliche Wetter an diesem Tag konnte mich nicht davon abhalten, eine kurze Auszeit einzulegen, um mir Zeit zum Nachdenken zu nehmen, bevor ich entspannt dem Weihnachtsfest entgegensehen konnte. Es war ein unangenehmer, nasskalter Tag, als ich beschloss, einen Spaziergang mitten durch die Feldgemarkung zu unternehmen. Die Temperaturen bewegten sich entlang der Frostgrenze und der eisige Wind fegte die letzten farbigen Blätter von den Bäumen.
Ich hatte einen Weg eingeschlagen, der mich geradewegs zu einem nahen Waldrandgebiet führen würde. Die letzten Meter vor dem Eintauchen in den weitgehend vom Blattwerk befreiten Buchenwald musste ich entlang einiger kleinerer Wohnhäuser zurücklegen, die mit ihrem Erscheinungsbild keinen Zweifel daran ließen, dass das Weihnachtsfest vor der Tür stand. Überall waren glitzernde Girlanden in den Vorgärten zu sehen und einige stattliche Tannenbäume versuchten, mit ihrer Festbeleuchtung mit einzelnen Weihnachtsbäumchen zu konkurrieren, die zwischen den Vorhängen der anmutig verzierten Fenster hindurchblinzelten.
Ich hatte den Waldrand inzwischen erreicht und der Wind störte mich nicht mehr allzu sehr. Ich empfand die Ruhe um mich herum als angenehm und ausgesprochen wohltuend.
Nach etwa 500 Metern auf meiner weiteren Wanderung bemerkte ich zum ersten Mal dieses merkwürdige Rascheln im Unterholz, das mich offenbar zu begleiten schien. Ich konnte die Ursache nicht erkennen, aber meine Neugierde war jetzt geweckt. Und dann sah ich es. Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber jetzt starrte mich ein Paar leuchtende Augen an, das ich sofort einer großen Katze zuordnen konnte, wenn nicht sogar einer Wildkatze.
Ich verlangsamte meinen Schritt und begann mich meinem Begleiter zu nähern. Verblüffenderweise lief das Tier nicht davon, sondern es ließ mich mit aller gebotenen Vorsicht langsam näher kommen. Mein Erstaunen hätte nicht größer sein können, als es seine Deckung vollständig verließ und wenige Meter vor mir mit einem geschmeidigen Satz auf dem Weg landete und danach keine Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen.
Ich glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass es sich um eine echte Wildkatze handelte, viel zu zutraulich erschien mir das Tier und dieser Eindruck bestätigte sich auch sehr schnell. Doch es sollte noch viel verwunderlicher werden.
Das Tier schien mich inzwischen auffordern zu wollen, ihm hinterherzulaufen. Es bewegte sich behutsam, aber zielstrebig von mir weg und achtete offensichtlich darauf, dass ich in seiner Nähe blieb. Gut 100 Meter kletterten wir gemeinsam eine leichte Anhöhe hinauf, als mir langsam klar wurde, dass das intelligente Kerlchen mir wahrscheinlich etwas sehr Wichtiges zeigen würde.
Aber noch bevor ich den Gedanken zu Ende bringen konnte, bahnte sich die Auflösung eines geradezu unglaublichen Erlebnisses für mich an. Lange bevor ich es sehen konnte, war es schon zu hören. Ein leises, unverkennbar von einer kleinen Katze stammendes Wimmern drang an mein Ohr.
Meine Begleiterin bewegte sich jetzt immer schneller und blieb urplötzlich vor einem gut versteckten Reisighaufen stehen, auf dem ein offenbar erst vor Kurzem herabgefallener Ast liegen geblieben war. Und das kleine Katzenbaby unter all diesen Ästen war nicht mehr in der Lage, sich alleine daraus zu befreien.
Ich hatte verstanden. Bevor ich nun damit begann, den großen Ast zur Seite zu räumen, warf ich noch einen Blick auf die Katzenmama, die ihren Kopf zur Seite neigte und mit einem weithin vernehmbaren Miauen ihre Zufriedenheit ausdrückte.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Kaum war die kleine Katze befreit, hüpfte sie zur Seite und die beiden entfernten sich schnell von mir. Aber sie liefen nicht einfach davon. Sie blieben noch einmal stehen und sahen sich nach mir um. In den Augen der Katzenmama glaubte ich, eine innige Dankbarkeit erkennen zu können.
Dann sprangen sie gemeinsam in das unübersichtliche Gebüsch und entzogen sich damit meinem Blickfeld.
Nachdem ich wieder zu Hause angekommen war, musste ich noch lange über diese seltsame Begebenheit nachdenken. Ich habe die Geschichte nie vergessen können und die damit verbundenen Weihnachtstage gehören bis heute zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens.
Gerhard P. Steil schreibt schon seit vielen Jahren Gedichte und Geschichten. Seine Sammlung ist inzwischen so groß geworden, dass er beschlossen hat, das eine oder andere in Buchform zu pressen. Den größten Spaß hat er jedoch daran, wenn er Weihnachtsgeschichten unter die Leute bringen kann.
*
Die Nacht davor
Morgen schon ist Heiligabend,
wie doch jetzt die Zeit verfliegt,
vieles, das zu tun noch wartet,
weil es mir am Herzen liegt.
Hab den Baum bereits im Zimmer,
er ist zauberhaft und schön,
geh mit ihm gleich auf die Reise,
werd das Land der Kindheit sehn.
Muss wohl heuer etwas sparen,
reiche trotzdem ungelenk,
aber freudig und von Herzen
meinen Liebsten ein Geschenk.
Für den Bruder, für die Schwester,
für mein Kind, für meinen Mann,
für die Eltern, deren Alter
man wohl Gnade nennen kann,
für die Freundin, die das Leben
manchmal so vergnüglich macht,
allen sei durch kleine Gesten
meine Liebe dargebracht.
Morgen wird das Christkind kommen
und ich fühle mich bereit,
manches werde ich nicht schaffen,
ist halt viel zu kurz, die Zeit.
Doch das Christkind wirdʼs nicht stören,
was im Haushalt ich versäumtʼ,
es erblickt wohl meine Seele
und mein Herz ist aufgeräumt.
Morgen wird ein Tag der Freude,
ich bin dankbar, ruhig und fromm
und es drängt mich, froh zu bitten:
„Liebstes Christkind, bitte, komm!“
Monika Krautgartner, Schriftstellerin, Kolumnistin, Illustratorin, geboren am Pfingstsonntag 1961, lebt und arbeitet in Tumeltsham. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern ist gelernte Zahnarzthelferin und seit 1993 freischaffend künstlerisch tätig. Sie hat bereits über 50 Bücher veröffentlicht, ihr Schaffen wurde mehrfach mit Preisen und Anerkennungen ausgezeichnet, u.a. mit einem internationalen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Schwanenstadt und 2008 mit der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. Die vielseitige Autorin begrüßt die Gäste auf ihrer Homepage mit dem Statement: „Ich schreibe, weil ich muss, aber auch, weil ich es kann.“
*
Wo ist Papa?
Jedes Jahr, wennʼs draußen schneit,
die Natur im weißen Kleid,
kommt der liebe Weihnachtsmann
mit dem großen Schlitten an.
Hat Geschenke mitgebracht,
viel zu tun damit die Nacht.
Er verteilt die Gaben dann.
So ist halt der Weihnachtsmann.
Ist der Gute endlich da,
frag ich: „Wo ist denn Papa?“
„Der nur kurz nach draußen ist“,
sagt die Mutter, „doch ihr wisst,
er kehrt wieder. Komm, fang an,
lieber guter Weihnachtsmann!“
Die Bescherung nun beginnt
und die Zeit ganz schnell verrinnt.
Endlich ist es dann geschehn,
auf dem Tisch Geschenke stehn.
Eingewickelt in Papier
liegen viele Dinge hier.
Spannung liegt jetzt in der Luft.
Weihnachtskerzen, Weihnachtsduft.
Und der Alte will hinaus,
sagt Ade, geht aus dem Haus.
Da kommt auch schon der Papa.
„Warum warst du denn nicht da?“,
frag ich Papa. Doch der lacht:
„Ich hab nur noch Holz gemacht
für den Ofen, denn der Frost
bringt uns kalte Winterkost.
War der Weihnachtsmann schon hier?
ʼs stand ʼn Schlitten vor der Tür.“
„Ja, der Alte ist schon fort,
muss noch weiter in dem Ort.
Schau mal die Geschenke an,
die gebracht der Weihnachtsmann!
Nur eins, das versteh ich nicht,
trotz der Larve im Gesicht
sah der Mann fast aus wie du!“
Mutti zwinkert drauf mir zu.
Ulli Lanin
*
Was für ein Geschenk!
Adil mochte Weihnachten nicht. Zu Hause hatte Weihnachten nie eine Rolle gespielt. Er verstand nicht, warum die anderen hier so ein Bohei darum machten. Aber nach den Weihnachtsferien kamen sie mit neuen Schuhen, neuen Pullovern, neuen Etuis, neuen Handys in die Schule. Manche hatten auch eine neue Frisur.
Adil hatte nichts Neues. Er würde auch nichts vom Weihnachtsbraten erzählen können. Er musste sich aus allen Gesprächen über Weihnachten heraushalten. Wer den höchsten Weihnachtsbaum hatte, die dicksten Kugeln, die meisten Geschenke, den meisten Besuch.
Adil und seine Mutter bekamen nie Besuch, die ganzen dreizehn Monate nicht, seitdem sie hier angekommen waren. Der Rest der Familie, auch Adils Vater, sein Bruder, seine Cousinen und Vettern, war immer noch unterwegs. Über das Mittelmeer oder die Balkanroute.
Adil wusste nicht, wie viele Weihnachten sie noch ohne Besuch bleiben mussten. Wenn sein Vater, sein großer Bruder und seine Onkel und Tanten kämen, sähe Weihnachten sicher ganz anders aus. Es gäbe Tee, Umarmungen, viel Gelächter und Lammbraten. Vielleicht endlich auch eine eigene Wohnung.
Solange das nicht so war, mochte Adil Weihnachten nicht. Niemand hatte etwas von der Familie gehört – trotz Handys. Nur ein früherer Nachbar hatte angerufen. Er saß irgendwo in einem Ankerzentrum fest. Also würde auch er nicht zu Besuch kommen.
Schön war, dass Adils Mutter bald aus dem Krankenhaus entlassen werden würde. „Am 24. Dezember bin ich wieder bei dir“, hatte sie gesagt, als sie die Krankenhaustasche gepackt hatte.
Jetzt war der 24. Dezember, also Weihnachten. Keine Mutter in Sicht, kein neuer Pullover, kein Etui, kein Lammbraten.
Adil malte alles auf ein Stück Papier. Sogar einen Weihnachtsbaum mit roten Kugeln. Der Pullover unter dem Baum war auch rot. Seine Mutter trug ein neues rotes Kleid und neue Schuhe. Adil malte auch Tiere, Hunde, Katzen und einen Vogel.
Adil sang beim Malen. Er sang sich Weihnachten schön. „Alles wird gut werden“, dachte er.
Kaum hatte er das gedacht, ging die Tür auf und Adils Mutter kam ins Zimmer. Sie lächelte und legte den Finger auf die Lippen. Pst!
Hinter ihr stand jemand. Es war Baschar, der große Bruder.
Gerade als Adil ihm entgegenstürzen wollte, um ihn zu umarmen, schüttelte Baschar den Kopf. „Hier, dein Weihnachtsgeschenk“, sagte er und stellte einen Karton auf den Tisch.
In dem Karton fiepte etwas. Adils Hand stieß auf etwas Weiches, Felliges.
„Die kleine Hündin lief mir auf Schritt und Tritt auf dem langen Weg über die Berge nach“, sagte Baschar. „Sie wollte zu dir. Sie heißt Inaaya.“
Und genauso sah Inaaya auch aus. Etwas struppig, eben ungekämmt, aber was für ein Geschenk!
Gudrun Güth hat Anglistik und Romanistik an der Ruhr-Universität Bochum und der University of Bristol/England studiert. Promotion mit der Dissertation „Typen des englischen Arbeiterromans“. Bis 2013 war sie als Fremdsprachenlehrerin an Gymnasien und einer Gesamtschule sowie an der Deutschen Schule Brüssel tätig. Fachleiterin für Englisch am Studienseminar Recklinghausen (Lehrerausbildung). Literarisches Schaffen in den Sparten Lyrik und Prosa: Veröffentlichungen in Zeitschriften, in Anthologien und im Rundfunk. Bücher: ein Kinderbuch, ein Krimi, zuletzt Spike Dickus & Co.
*
Weihnachtsküche
Oh, wie gut riecht es in unsʼrer Küche!
Weihnachtsplätzchen backen. Oh, wie fein!
Jedes Jahr zur Weihnacht die Gerüche
stimmen uns aufs Weihnachtsfest jetzt ein.
Weihnachtsplätzchen riechen gut,
Weihnachtspätzchen schmecken fein.
Wer nicht Weihnachtsplätzchen isst,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann
in den großen Sack hinein!
Oh, wie gut riecht es in unsʼrer Küche!
Weihnachtsstollen backen. Oh, wie fein!
Jedes Jahr zur Weihnacht die Gerüche
stimmen uns aufs Weihnachtsfest jetzt ein.
Weihnachtsstollen riecht so gut,
Weihnachtsstollen schmeckt so fein.
Wer nicht Weihnachtsstollen isst,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann
in den großen Sack hinein.
Oh, wie gut riecht es in unsʼrer Küche,
Weihnachtsgans gebraten. Oh, wie fein!
Jedes Jahr zur Weihnacht die Gerüche
stimmen uns aufs Weihnachtsfest jetzt ein.
Weihnachtsbraten riecht so gut,
Weihnachtsbraten schmeckt so fein.
Wer nicht Weihnachtsbraten isst,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann,
steckt der Weihnachtsmann
in den großen Sack hinein.
Ulli Lanin
*
Vom kleinen Stern, der sein Licht verlor
Es war Weihnachtszeit. Der Schnee bedeckte Felder und Wiesen und versteckte Häuser und Bäume unter weißen Hauben.
Ivo, der große graue Mäuserich, hatte alle seine Freunde zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Zu diesem Zweck hatte er in der Scheune Unmengen von Strohsternen aufgehängt. An den Fenstern glitzerten Eisblumen und der Tisch war gedeckt mit knackigen Nüssen und getrockneten Äpfeln. Sogar Käse gab es. Wo Ivo den wohl stibitzt hatte?
Nun musste er nur noch die Kerzen am Christbaum anzünden – und die Gäste konnten kommen.
Schon klopfte es.
„Schöne Weihnachten!“, rief Emma, Ivos Nachbarmaus. Sie umarmte den Mäuserich, küsste ihn auf beide Wangen und überreichte ihm eine große Walnuss. „Die hab ich eigens für dich im Herbst gesucht“, erklärte sie.
Auch Emmas Mäusetochter Mia war mitgekommen. Heute Abend würde es zwar spät werden, aber welche noch so kleine Maus ging am Weihnachtsabend schon früh zu Bett?
Nach und nach trafen alle Mäusegäste ein. Sie begrüßten sich, wünschten sich schöne Weihnachten und setzten sich an den Tisch. Der Festschmaus konnte beginnen.
Zur gleichen Zeit stand oben, inmitten der Weite des Himmels, ein kleiner Stern und staunte. Die Erde unter ihm war heute Nacht über und über mit Lichtern bedeckt. Was für ein wunderschöner Anblick!
Der kleine Stern beugte sich weit vor, damit er alles ganz genau sehen konnte. Dörfer und Städte glänzten und glitzerten, sogar am Nordpol entdeckte er einen leuchtenden Schein. Der kleine Stern reckte und streckte sich und plötzlich – Hilfe! – verlor er das Gleichgewicht und purzelte kopfüber vom Himmel. Vor Schreck blieb ihm fast das Herz stehen. Wie eine Sternschnuppe sauste er durch die Nacht, bis er auf etwas Weichem landete.
Benommen richtete er sich auf und schnupperte. Dann rümpfte er die Nase. Oh nein! Ausgerechnet auf einen Misthaufen war er gefallen! Vorsichtig kletterte er von dem weichen, warmen Hügel herunter. Dann blickte er sich neugierig um. Gleich neben dem Misthaufen stand eine Scheune. Unter der Tür drang ein Lichtstreifen hindurch ins Freie. Dahinter hörte der kleine Stern Stimmen. Und wie gut es hier duftete!
Kurz entschlossen drückte er die Tür auf. Auf einen Schlag verstummten das Reden und das Lachen. Unzählige Mäuseaugen starrten auf den kleinen Stern.
„Wer bist denn du?“, fragte Ivo schließlich, nachdem ihm ein Käsestück beinahe im Hals stecken geblieben wäre.
„Ich bin ein Stern und gerade vom Himmel gefallen“, erklärte der kleine Stern.
„Mhm“, räusperte sich Ivo. „Ein Stern also ...“ Er begutachtete den Kleinen nachdenklich.
„Sterne sehen anders aus“, rief Elvira, die Kirchenmaus, vorlaut. „Und sie riechen auch nicht so wie du!“ Elvira kannte sich da ganz genau aus. Schließlich war die Kirche mit unzähligen Sternen geschmückt.