
Полная версия:
Satan und Ischariot I
»Was das betrifft, so brauchen Sie sich nicht bange sein zu lassen, denn ich habe keine Lust, mich zu blamieren. Sennor Melton würde mich für verrückt halten, da er unmöglich glauben könnte, daß ich eine solche Dummheit einem anderen nachsprechen würde; er müßte also annehmen, daß dieselbe in meinem eigenen Kopfe entstanden sei. Ich werde also über alles schweigen. Nur über eins muß ich noch mit Ihnen sprechen. Wie steht es mit Ihrer Anstellung als Buchhalter? Melton hat Sie Ihnen wirklich versprochen?«
»Ja.«
»Unglaublich, geradezu unglaublich! Er weiß ja ebensogut wie ich, daß ich keinen Buchhalter brauche.«
»So hat er nur die Absicht gehabt, mich mit diesem Versprechen hierher zu locken.«
»Wozu? Was sollten Sie hier?«
»Weiß ich es?«
»Da haben Sie es! Sie haben nur Behauptungen, aber kein Wissen. Ich nehme an, daß dieser Buchhalter eben auch nur in Ihrer Phantasie existiert.«
»Damit erklären Sie mich für einen verrückten Menschen, Don Timoteo!«
»Nun, für verrückt halte ich Sie nicht, aber irgend ein Rädchen geht in ihrem Kopfe schneller, als es eigentlich laufen sollte. Ich gebe Ihnen den Rat, sich in einer Heilanstalt untersuchen zu lassen, denn vielleicht ist es jetzt noch Zeit, das übrige Räderwerk zu retten.«
»Danke, Don Timoteo! Der Kopf arbeitet bei dem einen ganz naturgemäß schneller als bei dem andern, woraus die komische Situation erfolgen kann, daß dieser andere dem einen allzu große Phantasie und dieser eine dem andern allzu große Denkfaulheit vorwirft. Auf den Buchhalter verzichte ich. Es ist überhaupt von vorn herein nicht meine Absicht gewesen, auf diese Anstellung zu reflektieren.«
»Das ist mir lieb, Sennor, denn da Sie von Denkfaulheit reden, sehe ich ein, daß Sie möglichst schlecht zu mir gepaßt hätten. Wann reisen Sie wieder ab?«
»Mit Ihrer Erlaubnis morgen früh.«
»Ich gebe Ihnen diese Erlaubnis schon heute, gleich in diesem Augenblicke.«
»Das heißt, Sie weisen mich zu Ihrem Thor hinaus?«
»Nicht nur zum Thore hinaus, sondern über meine Grenze.«
»Don Timoteo, das ist eine Härte, welche allen Gepflogenheiten des Landes widerspricht!«
»Thut mir leid! Sie selbst sind schuld daran! Diese scheinbare Härte ist nichts als eine Vorsichtsmaßregel, welche Ihnen beweisen kann, daß ich denn doch nicht so denkfaul bin, wie Sie angenommen haben. Sie warnten mich vor einem Indianerüberfall, welcher nur in Ihrer Einbildung vorhanden ist; er würde nur dann, und zwar sofort, zur Wirklichkeit werden, wenn ich Sie und Ihre Begleiter bei mir behielte. Sie haben den Sohn des Häuptlings der Yuma erschossen und werden von dem Häuptling unbedingt verfolgt. Behalte ich Sie bei mir, so habe ich ihn und seinen Stamm augenblicklich auf dem Halse. Sie sehen also wohl ein, daß ich Sie fortschicken muß!«
»Wenn Sie damit meinen, daß Sie Ihren Voraus- Voraussetzungen gemäß handeln, so widerspreche ich nicht und werde also gehen.«
»Wem gehört das Pferd, welches Sie ritten?«
»Melton stellte es mir in Lobos zu Verfügung.«
»So gehört es mir, und Sie werden es hier zurücklassen. Da Sie vorhin davon sprachen, daß Ihre Begleiter nur deshalb hierher gekommen sind, um sich möglicherweise beritten zu machen, so muß ich Ihnen sagen, daß ich Ihnen kein Pferd überlassen kann. Ich würde Ihnen auch ohne Geld, welches Sie jedenfalls nicht haben, einige Tiere geben, denn die Mimbrenjos sind ehrliche Leute und würden bald einen Boten senden, um mir die Pferde wieder zu bringen oder irgend eine Bezahlung anzubieten; aber ich darf Sie nicht unterstützen, da ich mir sonst die Yuma zu Feinden machen würde.«
»Die Vorsicht, mit welcher Sie verfahren, ist nur lobenswert, Don Timoteo. Ich habe nur noch zu fragen, wie man gehen muß, um baldigst über Ihre Grenze zu kommen.«
»Was das betrifft, so werde ich Ihnen einen Führer mitgeben, da Sie sonst durch Ihre Phantasie leicht irre geleitet werden könnten. Sie sehen, wie besorgt ich um Sie bin!«
»Vielleicht ist es mir dafür vergönnt, einmal besorgt um Sie zu sein. Ich bin ein dankbarer Mensch.«
»In diesem Falle nicht nötig. Ich verzichte auf Ihre Dankbarkeit, denn ich wüßte wirklich nicht, wie ein armer Teufel, der nicht einmal ein Pferd besitzt, mir, dem reichen Haziendero, erkenntlich sein könnte.«
Er klatschte in die Hände, worauf der Major domo so schnell erschien, daß er draußen an der Thüre stehen geblieben sein mußte, um unsere Unterhaltung zu belauschen. Als der aufgedunsene »Sennor Adolfo« den
Auftrag erhalten hatte, uns über die Grenze schaffen zu lassen und darauf zu sehen, daß mein Pferd zurückbleibe, verließ ich das Zimmer, und er kam hinter mir drein. Draußen vor der Hausthüre sagte er in hämischem Tone lachend zu mir:
»Mit dem Tenedor de libros war es also nichts! Du bist das, wofür ich dich gleich gehalten habe, ein Vaga – —«
»Und du bist der größte Schafskopf, der mir jemals vorgekommen ist,« unterbrach ich ihn, »sollst aber für dein freundschaftliches Hablarle de tu[12], eine Anerkennung bekommen. Hier hast du sie!«
Ich gab ihm erst auf seine linke Wange eine Ohrfeige, daß er nach rechts taumelte, und dann auf die rechte Backe eine doppelt kräftige, sodaß er nach links zu Boden stürzte. Vielleicht hätte ich das nicht gethan, aber ich sah, daß der Haziendero sein Fenster geöffnet hatte, an welchem er stand, um meinen Abzug anzusehen. Er hatte jedenfalls die Worte seines Major domo gehört und sollte meine darauf erfolgende Antwort nicht nur auch hören, sondern sogar sehen. »Sennor Adolfo« sprang schnell wieder auf, zog sein Messer, welches dort jedermann stets im Gürtel trägt, heraus und drang auf mich ein, indem er brüllte:
»Lump, was hast du gewagt! Das sollst du büßen!«
Ich parierte seinen Stoß mit Leichtigkeit, indem ich ihm das Messer aus der Hand schlug, nahm ihn rechts und links an den Hüften, hob ihn empor und schleuderte ihn neben der Brücke in den Bach hinab, dessen Wasser über ihm zusammenschlug. Es war aber nicht so tief, daß er ertrinken konnte. Er kam schnell wieder zum Vorschein und stieg schnaubend und pustend an das Ufer.
Vielleicht hätte er mich noch einmal angegriffen, in welchem Falle er sicher wieder in das Wasser geflogen wäre, es kam aber einer dazwischen, den ich in diesem Augenblicke nicht hier zu sehen erwartet hätte.
Als ich den Major domo in das Wasser warf, hatte ich mich von dem Hause ab- und dem Bache zuwenden müssen. Dabei fiel mein Blick auf das noch offen stehende Thor, durch welches soeben Melton, der Mormone, hereingeritten kam. Er sah, was geschah, sah auch den Haziendero am offenen Fenster stehen, trieb schnell sein Pferd herbei und rief:
»Was geht hier vor? Ich glaube gar, ein Kampf! Das muß auf einem Versehen beruhen, welches ich gleich aufklären werde. Haltet also Ruhe!«
Diese letzteren Worte waren an den Major domo gerichtet; dann wendete er sich an mich:
»Wir suchten Sie vergeblich. Wie kommen Sie hierher?«
»Auf die allereinfachste Weise,« antwortete ich. »Sie wissen, daß mein Pferd durchging, es ist mit mir bis hierher gelaufen.«
»Sonderbar! Sie werden mir später von diesem eigentümlichen Ritte zu erzählen haben!«
»Dazu giebt es keine Zeit; ich muß fort; man hat mich hinausgeworfen.«
»Und dafür machen Sie sich das Vergnügen, die Leute ein wenig ins Wasser zu werfen!«
»Allerdings. Das ist so eine Eigentümlichkeit von mir, die ich nicht wohl abzulegen vermag.«
»Ich muß erfahren, was geschehen ist, und es wird sich alles aufklären. Warten Sie nur, bis ich mit Don Timoteo gesprochen habe! Bleiben Sie noch da; ich komme bald zurück!«
Er stieg vom Pferde und ging in das Haus. Der nasse Majordomo hinkte hinter ihm drein, ohne mir das Entzücken zu gönnen, einen seiner Blicke aufzufangen.
Was sollte ich thun, bleiben oder gehen? Ich war natürlich fest entschlossen, die Hazienda zu verlassen, besaß jedoch auch Neugierde genug, zu erfahren, wie der Mormone es anfangen werde, mich hier zu halten, denn es stand bei mir fest, daß es nicht in seiner Absicht lag, in meine Entfernung zu willigen. Ich brach also nicht sofort auf, ging aber zu meinem Pferde, um das Paket, in welchem sich mein neuer Anzug befand, vom Sattel zu schnallen. Meine Gewehre hingen am Sattelknopfe. Ich nahm auch sie herab. Dabei benachrichtigte ich die beiden Knaben und die Squaw:
»Meine jungen Brüder und meine Schwester haben gesehen, daß man mich nicht freundlich empfangen hat. Der Haziendero nimmt uns nicht auf, weil er die Rache des Häuptlings der Yuma fürchtet. Wir werden also fortgehen und diese Nacht im Walde schlafen.«
»Wer ist der Reiter, welcher jetzt kam und mit Old Shatterhand gesprochen hat?« fragte der ältere der Brüder.
»Ein Freund des großen Mundes, ein böser Mann, vor dem wir uns sehr zu hüten haben.«
Das Pferd der Squaw hatte nun die drei indianischen Sättel zu tragen. Wir schnallten oder banden sie fest und waren nun also alle vier Fußgänger geworden. Da kam der Mormone aus dem Hause und über die Brücke eilig zu uns gegangen.
»Sennor,« meldete er, »die Angelegenheit ist geordnet. Sie werden auf der Hazienda bleiben.«
»Wieso?«
»Don Timoteo, welcher allerdings bisher keines Buchhalters bedurfte, hat, als er mit Ihnen sprach, gar nicht daran gedacht, daß er nach dem Eintreffen der vielen Arbeiter einer solchen Hilfe gar nicht entbehren kann. Kommen Sie also wieder mit herein! Er will Sie engagieren. Sie dürfen hier bleiben.«
»So? Ich darf also, darf, darf! Dieser Ausdruck ist wohl falsch. Ums Dürfen handelt es sich nicht, sondern darum, ob ich will.«
»Meinetwegen! Aber Sie werden doch gewiß wollen!«
»Nein, ich will nicht. Sie sehen, daß wir im Begriff stehen, aufzubrechen.«
»Begehen Sie keinen Fehler!« mahnte er eifrig. »Sie kennen die hilflose Lage, in der Sie sich befinden. Hier wird Ihnen eine Zukunft geboten, welche eine glänzende genannt wer – —«
»Bitte, keine Redensarten!« fiel ich ihm ins Wort. »Ich weiß, was ich von denselben zu halten habe.«
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «Литрес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на Литрес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.
Fußnoten
1
Stadtschreiber.
2
Buchhalter.
3
Angeld, Draufgeld.
4
Kleiderhändler.
5
Aufwärter.
6
San Francisco.
7
Großer Mund.
8
Kleiner Mund.
9
Der starke Büffel.
10
Aeltere Schwester.
11
Bärentöter.
12
Duzen, jemand du nennen.
Вы ознакомились с фрагментом книги.
Для бесплатного чтения открыта только часть текста.
Приобретайте полный текст книги у нашего партнера:
Полная версия книги
Всего 10 форматов