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Das Entwirren
Das Entwirren
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Das Entwirren

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Stille strahlte von dem Mann und der Katze aus. Dann wankte das Lächeln der Katze leicht und er ging in einen Busch zurück. Melody blickte einmal mehr zu dem Mann und sein Gesicht war leer. Keine Emotion, kein Ausdruck. Eine Leere.

»Ich verstehe.« Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.

Nicht sicher, ob sie eine größere Zicke war als er ein Arsch, eilte sie hinter ihm her. »Moment! Es tut mir leid! Ich wollte es besser formulieren.«

Er hielt an und Melody rannte beinahe in ihn hinein. Sunny fuhr ihre Krallen tiefer in ihre Haut aus. Als der Mann sich umdrehte, um etwas zu erwidern, erhaschte sein Blick ihren Arm und er runzelte die Stirn. »Dein Biest hat dich verwundet.«

»Sie ist kein Biest.« Melody verlagerte die Katze ein wenig höher und hob ihr Kinn. »Sie hat Angst und sie stellt sicher, dass ich sie nicht in der Nähe von diesem … Ding absetze.«

Bei der Beschreibung der merkwürdigen Katze schmunzelte der Mann. »Komm mit mir mit. Devrel wird … Devrel?«

Die seltsame Katze hatte sie verlassen.

»Verdammt sei diese lästige Kreatur. Dann werden wir eben gehen. Ich bedaure, dass es nicht sehr nah ist, aber wir sollten in mehr als genug Zeit für den Tee dort sein.«

Sie zögerte, wägte ihre Optionen ab. Er war nicht gerade gastfreundlich gewesen und mehr als das, erfuhr sie jetzt die Wahnvorstellung ihrer Schwester. Selbstverständlich war sie aller Wahrscheinlichkeit nach hingefallen, hatte sich den Kopf angeschlagen und dies alles war ein Komatraum oder so etwas. In diesem Fall, was würde es schaden zu sehen, was passierte, wenn sie mit ihm ging?

»Okay.«

Da sie nirgendwo anders hatte, wo sie hinkonnte, folgte sie ihm. Sunnys Gewicht war längst eine Bürde geworden, aber sie wagte es nicht die Katze abzusetzen. Sie wanderten schweigend für, wie es schien, eine Ewigkeit. Zu ihrer Linken erstreckte sich über Meilen eine Waldfläche gefüllt mit regenbogenfarbenen Bäumen. Sie verharrte, um ein Schild zu untersuchen, auf dem Pfeile in unterschiedliche Richtungen zeigten. Zwei zeigten in den Wald und besagten TULGEY WALD und ROTES KÖNIGREICH. Der Eine, welcher in die Richtung zeigte, aus der sie kamen, sagte SCHIFFSBRUCH BUCHT. Zwei Pfeile mehr zeigten in die Richtung, in die sie gingen: WEIßES KÖNIGREICH und DER HUTMACHER.

»Ich sehe, Sie haben Ihr eigenes Schild.«

Der Hutmacher nickte. »Das habe ich.«

»Also sind wir in der Nähe.« Es war keine Frage, sondern eine ernste Hoffnung. Ihre Armmuskeln kribbelten und ihre Füße brachten sie um. Sie weigerte sich jedoch um eine Möglichkeit zu bitten sich zu setzen und das Unbehagen bereitete ihr Sorgen, dass die Wahnvorstellung am Ende doch die Realität sein könnte.

»Nahe genug.«

Mit einem Seufzen zottelte sie dorthin, wo er verharrte, um auf sie zu warten. Im Wald kreischte ein Tier, weckte Sunny aus ihrem leichten Schlummer und führte zu punktierten Wunden. »Was war das?«

Der Hutmacher legte einen Arm um ihre Schulter und bewegte sie an seine rechte Seite und weg von der Baumgrenze. Ein subtiler, würziger Duft, wie Klee, erfüllte ihre Sinne und sie widerstand dem Drang sich in seine Berührung zu lehnen. »Wir sollten weitergehen«, sagte er vorsichtig. »Das Bandersnatch-Rudel kommt normalerweise nicht so nahe an den Rand des Tulgey Walds. Es ist das Beste wegzubleiben.«

»Ich möchte nicht einmal fragen, was ein Bandersnatch ist.« Es klang sehr vulgär, was auch immer es war.

»Hoffe, dass du nie einem begegnest. Die Bandersnatche sind Raubtiere im Rudel. Sie können nicht wie die zivilisierten Kreaturen dieses Lands sprechen. Versuche einen zu überzeugen dich nicht anzugreifen und du gibst den anderen nur Zeit sich hinter dir anzuschleichen.«

Sie erschauderte. »Wundervoll. Bisher gab es einen toten Typen auf einem gesunkenen Schiff, mörderische Tiere in den Wäldern und eine sprechende Katze mit Alptraumzähnen. Noch etwas, um das ich mir Sorgen machen sollte?«

Der Hutmacher presste in einem gescheiterten Versuch ein Lächeln zu verstecken seine Lippen zusammen. »Eine Bindung zu entwickeln. Am Ende des morgigen Tages, deinem zweiten Tag im Wunderland, wirst du nach Hause gehen. Von dem, was du von deiner Schwester enthüllt hast, hätte sie von einem solchen Ratschlag profitieren können.«

Das war … eher traurig. Der Hutmacher schien auch traurig, trotz seiner kratzbürstigen Haltung.

Eine Weile später entdeckte Melody ein großes Haus im Cottage-Stil auf einer Aue. In der Nähe beschirmte ein Pavillon einige Tische, die zusammengeschoben wurden, mit Stühlen, die um ihn herum gruppiert waren. Die berühmte verrückte Teeparty, aber niemand hatte dort Platz genommen.

Das ist surreal. Wenn sie allein gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich hinübergerannt und hätte die Teetassen berührt und über die Stühle gestreichelt. Sie war aber nicht allein und der Hutmacher warf sein verurteilendes Starren in ihre Richtung. Sie stampfte ihre Neugierde nieder, wollte nicht, dass er noch schlechter von ihr dachte, als er das offensichtlich bereits tat. Er hatte sie in seinem Zuhause willkommen geheißen und sie würde während ihres Aufenthalts ein Gefühl von Würde und Anstand beibehalten.

Als sie das Haus erreichten, führte der Hutmacher sie hinein. Hüte bedeckten jede Wand auf Regalen, Holzhaken und sogar Gestellen, welche die Mitte dessen einnahmen, was ein Ausstellungsraum oder ein Geschäft zu sein schien.

»Wow.« Sie drehte sich im Kreis. Die Farben waren leuchtend. Manche Hüte waren grell mit unanständig großen Knöpfen und Schleifen, aber andere prachtvoll und geschmackvoll mit genau der richtigen Prise Bändern oder Federn. »Sie haben die alle gemacht?«

»Das habe ich.«

»Sie sind wunderschön. Sie sind wirklich talentiert.« Sie blickte ihn an, aber er kontrollierte schnell einen eigenartigen Ausdruck. Seine Finger zuckten, als er sie anstarrte, und er bewegte seine Hände hinter seinen Rücken.

»Danke. Ich bezweifle, dass Devrel hier ist, also kannst du deine Kreatur gerne freilassen ohne der Angst Bürde. Ich glaube nicht, sollte er in die Nähe kommen, dass er sie verletzen würde.« Er blickte finster drein, als er fertig gesprochen hatte, und drehte sich weg. Widerte ihn der Gedanke, dass Sunny frei herumrannte, an oder war es …die Art und Weise, wie er jetzt gerade gereimt hatte?

Melody kniete sich hin und versuchte Sunny abzusetzen, so dass sie ihre schmerzenden Arme erleichtern konnte, aber das arme Ding war noch immer zu verängstigt, um sie loszulassen. »Komm schon, Sunny. Du bist okay. Nichts wird dich kriegen.« Schließlich hüpfte die Katze herunter und Melody streichelte sie beruhigend.

Als sie aufstand, rückte der Hutmacher näher zu ihr und hob ihren Arm, um ihn zu untersuchen. »Die Kreatur hat überall Löcher in deine Haut gestochen.« Sein Blick wanderte zu ihrer Schulter hoch, wo rote Flecken den blauen Stoff ihres Kleids verunstalteten. »Dreh dich.«

Sie zögerte, aber gehorchte.

»Deine Robe ist ruiniert.« Er zog das Material über ihre Schulter herunter und sie erschauderte. »Du solltest dich wahrscheinlich saubermachen. Ich kann dir eine neue Robe machen.«

»Oh, nein. Wirklich, es gibt keinen Grund sich die Mühe zu machen. Das Wunderland wird mich wie Cadence rauswerfen, richtig?« Was war, was sie wollte. Also warum schien es beinahe unfair von Beginn an zu wissen, dass ihre Zeit hier ein Auslaufen hatte?

Er antwortete nicht sofort, aber nickte dann.

»Ich kann das bis dahin tragen.«

Sein dunkler Gesichtsausdruck sagte ihr, dass sie ihn nicht nur zum zweiten Mal beleidigt hatte, sondern auch keine Wahl hatte. In seinem Haus ging es nach ihm oder gar nicht.

3

Erfrischt von einer langen heißen Dusche schob Cadence die Fliegengittertür auf und trat nach draußen, um sich bei Melody zu entschuldigen, aber ihre Schwester war nicht dort. Ihr Buch war aufs Geratewohl auf die Veranda geworfen, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Sie blieb an den meisten Tagen unfassbar organisiert.

Schulterzuckend stieg sie die Stufen hinab und beschloss einen Spaziergang den Radwanderweg entlang zu machen, um ihre Gedanken zu leeren. Dunkle Wolken bewegten sich am Himmel, also bezweifelte sie, dass sie lange hatte, um die freie Natur zu genießen, bevor ein Gewitter sie alle als Geißel im Haus hielt.

Überall war besser als im Inneren. Seit ihrer Rückkehr vom Wunderland hatten sich ihre Eltern von ihr und voneinander zurückgezogen. Sogar ihre Schwester dachte, dass sie durchgedreht war. Vielleicht war sie das. Es wäre zu einfach gewesen sich selbst glauben zu lassen, dass sie sich alles eingebildet hatte, wenn der DNS-Beweis nicht gewesen wäre, den sie gefunden hatten. Keiner ihrer Freunde hatte sie berührt. Obwohl sie nicht leugnete, dass es genug Zeit gewesen war, so dass sie ein Fremder hätte schänden können, war nichts ihrer Kleidung deplatziert. Kein Schmutz oder anderer Nachweis wurde gefunden, um anzudeuten, dass ihre Hose gegen ihren Willen entfernt worden war, so dass ein solcher Vorfall auftreten konnte. Sie war im Wunderland gewesen und Gareth war real gewesen. Sie wusste, dass er real war.

Cadence trat einen Pinienzapfen über den Weg und seufzte. Zwei Tage waren nicht lange genug gewesen, um eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen. Obwohl sie Gareth dann gemocht hatte, hatte sie auch jeden Grund ihm nicht zu vertrauen. Sie hatte ihn sogar überzeugen müssen sie ins Rote Königreich mitzunehmen anstatt sie zurückzulassen.

Dennoch war sie mit ihm mitgegangen und ihre Gefühle für ihn hatten zugenommen. Er schien auf dieselbe Art für sie zu empfinden, bevor sie gegangen ist. Wenn sie einen Tag mehr gehabt hätten, nur einen, dann wäre sie vielleicht geblieben. Vielleicht hätten sie die ersten Anzeichen der Liebe dort anbinden können. Nun wurde sie davon heimgesucht, was hätte sein können, und weiterzumachen schien unmöglich. Abenteuer wie sie sie im Wunderland erfahren hatte, kamen niemals in ihrer Welt vor, in einer kleinen Stadt, wo niemand ein Wort davon glaubte, was sie sagte, und sie konnte sich niemals mit einem langweiligen durchschnittlichen Leben abfinden. Außerdem konnte kein anderer Mann es wagen sich mit Gareth zu messen, also waren ihre Aussichten weiterzuziehen nichtig.

Eine Kurve auf dem Weg verbarg den Pfad voraus hinter einer Ansammlung von Ahornbäumen. Cadence überlegte zum Haus zurückzukehren, als weiches Geprassel vom Regen gegen die nackte Haut ihrer Arme zu krachen begann, was sie sich wünschen ließ, dass sie eine Jacke trug. Dennoch, als ob sie von einem Magneten angezogen wurde, ging sie weiter vorwärts, nur um den massiven Krater zu entdecken, als sie die Bäume umrundete.

In der Nähe waren im feucht werdenden Schmutz Fußspuren von Schuhen und den weichen Ballen einer Katze sichtbar, welche bald weggewaschen werden würden. Am Loch, das so tief und dunkel war, dass sie nicht feststellen konnte, wie tief herunter es ging, ohne sich näher heranzubewegen – was sie nicht tat, da der Boden vielleicht instabil sein könnte. Waren Melody und Sunny hier draußen gewesen, als das aufgetreten war? Oh Gott, waren sie in den Krater gefallen?

Ein seltsames Gefühl ließ sich in ihrem Bauch nieder. Furcht, Aufregung, Sorge … alles vermischte sich und kämpfte um die Vorherrschaft. Sie konzentrierte sich nicht darauf, erlaubte es ihrer vorrangigen Sorge für Melody zu sein. Das Letzte, was sie wollte, war, dass ihre Schwester verletzt wurde.

Verzweifelt rief sie ihre Namen aus, hoffte, dass einer von ihnen aus den Wäldern auftauchen würde. Vielleicht würde Sunny ihren orangefarbenen Kopf aus einem Busch stecken. Aber niemand antwortete. Das bedeutete, dass sie entweder zurück nach Hause gegangen waren, oder dass ihre Schwester in dem Loch sein könnte, verletzt oder tot, während sie nichts tat, um ihnen zu helfen.

Oder sie konnte gegangen sein …

Ein Jahr war vergangen. Niemand war für sie gekommen und sie konnte keinen Weg zurück finden. Wenn sie so geistesgestört war, wie jeder dachte, würde sie ihren Verstand zu dem Schluss schweifen lassen, der ihr beinahe vor lauter hoffen schlecht werden ließ. Vielleicht war sie wahnsinnig. War das nicht sowieso, was jeder ihr immer wieder erzählte? Wenn sie es sich für einen Moment glauben ließ, dass Melody in ein Portal zum Wunderland anstatt einen Krater gefallen war, dann war sie das vielleicht auch.

Cadence wirbelte herum, bereit zurück zum Haus zu sprinten, als etwas Glänzendes die Reflektion der Sonne erhaschte, als diese durch die Regenwolken spähte. Sie beugte sich vornüber, um es zu untersuchen, wischte die Blätter aus dem Weg und nahm die winzige Taschenuhr an der Kette hoch. Sie sah mehr wie eine dieser Taschenuhr-Halsketten für Frauen aus; die Uhr selbst war von der Größe eines Vierteldollars. Das Gehäuse war aus Gold, auf der Rückseite ein dekoratives Herz und ein winziges W.K. eingeätzt. Mit ihrem Daumen öffnete sie die Uhr und vergaß, wie man atmete.

Die Uhr hatte dreizehn Stunden anstatt zwölf. Sie purzelte aus ihrer Hand in den feuchten Schmutz. Der zweite Zeiger gab weiterhin ein tick, tick, tick von sich, während das Ziffernblatt sie mit Gedanken verspottete, die sie nicht erfahren sollte. Sie hatte diese weggeschlossen, um es mit Vernunft zu versuchen, nur damit dies jetzt passierte. Sie lachte laut auf für niemanden als sich selbst, der es hören konnte. Sie klang sogar wahnsinnig.

Wenn das Wunderland nicht real war, wenn ich es mir eingebildet habe, wie die Therapeuten und alle anderen glauben, kann das nicht passieren. Hatte sie einen psychotischen Zusammenbruch? Würde sie bemerken, dass sie einen hätte, wenn sie einen hatte? Ich bin so verwirrt.

Cadence hob die Uhr auf und ließ sie zuschnappen. Das W.K. kennzeichnete den Besitzer davon. Konnte W.K. für Weißes Kaninchen stehen?

Sie legte einen zitternde Hand über ihr rapide schlagendes Herz. Dann verlagerte sich ihr Blick ganz langsam zu dem Loch. Es ist der Kaninchenbau. Sie konnte sich nicht länger vor dem Gedanken verstecken und den Abdrücken und Zeichen um der Seite herum nach zu schließen, war ihre Schwester ihn vielleicht heruntergegangen.

Melody könnte verletzt sein, also warum wollte sie plötzlich einen Glaubenssprung in das Loch machen anstatt nach Hilfe zu rufen? Wenn sie falschlag und das nicht ein Kaninchenbau ins Wunderland war, könnte sie sich im Grunde selbst umbringen, wenn sie selbst hineinging. Was ihr mehr Angst machte als alles andere, war, dass sie nicht wusste, ob sie aufgeregt gewesen wäre das Loch gefunden zu haben, wenn Melody auf der Veranda gewesen wäre, als sie hinauskam, oder nicht. Wäre sie hier hinaus gekommen und blind hineingesprungen?

Ich bin nicht verrückt, aber sogar das hört sich lächerlich geisteskrank an.

Sie wusste, dass, was passierte, real war. Dennoch, nach einem Durchgang zurück zu suchen und ihn zu finden waren zwei verschiedene Dinge. Das Loch im Boden bot einen möglicherweise einseitigen Fall, der nicht ungeschehen gemacht werden konnte. Angenommen, selbstverständlich, dass er ins Wunderland führte, oder ein Kran muss meinen toten, gebrochenen Körper herausziehen.

»Cadence«, sagte sie zu sich selbst und schloss ihre Augen. »Was, wenn sie Recht haben und du verrückt geworden bist? Die Uhr könnte ein Spielzeug sein. Ein Streich.«

Als sie ihre Augen ein zweites Mal öffnete, war das W.K. noch immer dort, klar wie der helle Tag, und sie erkannte, dass sie dort gelassen wurde, so dass sie diese fand. Jemand wollte sie zurück. Hatte Gareth das Kaninchen geschickt? Devrel? Ihr Magen verknotete sich vor gespannter Erwartung und Beklemmung.

»Es tut mir leid«, flüsterte sie. Ob zu sich selbst, ihrer Familie, einer höheren Macht, war sie sich nicht gänzlich sicher. »Ich muss es versuchen. Ich muss es sehen. Was, wenn ich nicht verrückt bin? Was, wenn ich nicht gehe und es niemals eine weitere Möglichkeit gibt?«

Da sie nicht wollte, dass sie dasselbe Thema wie zuvor zurückhielt, zog sie ihr Handy aus der Hosentasche ihrer Jeans und schaltete die Kamera an, filmte das Loch und dann die Uhr. Sie kippte den Bildschirm, so dass er zu ihr zeigte, und holte tief Luft.

»Ich weiß nicht, ob das ein Kaninchenbau ist oder nicht, aber ich denke, dass Melody und Sunny hineingefallen sind. Ich habe diese Uhr in der Nähe gefunden.« Sie hielt sie hoch, um sie auf dem Bildschirm zu zeigen. »Die Zeit im Wunderland verging schnell, aber ich erinnere mich ausdrücklich, dass meine Zeit am zweiten Tag zur dreizehnten Stunde geendet ist. Ich bin ziemlich sicher, dass dies vom Weißen Kaninchen zurückgelassen wurde. Ich weiß, wie verrückt das klingt, glaubt mir, ich weiß es.« Sie biss sich auf die Lippe und studierte das Loch.

»Jedes bisschen gesunder Menschenverstand sagt mir, dass ich weggehen soll, aber ich muss das tun. Ich muss es wissen. Wenn ich falschliege und das überlebe, werde ich mich gerne überstellen, um psychiatrische Hilfe zu erhalten. Ich werde nicht länger dagegen ankämpfen. Wenn ich jedoch Recht habe und nicht zurückkehre, wollte ich sagen, dass es mir leidtut. Es tut mir leid, dass ich euch verlassen musste. Ich liebe euch, Mom. Dad. Danke für alles. Ich wünschte, dass ich beide Welten haben könnte, aber wenn ich wählen muss, will ich ein Leben von Abenteuer. Ich will wissen, ob Gareth und ich die Liebe haben können, die ihr beide geteilt habt, bis meine Situation zwischen euch kam. Ich werde es nie wissen, wenn ich bleibe.«

Cadence hielt inne und fügte schnell hinzu. »Wenn Melody auch dort ist und das Wunderland sie nicht zurückgibt, bin ich sicher, dass sie einen Grund gefunden hat, um zu bleiben. Wir werden euch immer lieben. Glaubt niemals etwas anderes.«

Der Regen wurde stärker, als sie aufhörte aufzunehmen. Sie konnte das Handy nicht hier lassen, ohne dass der Regen es demolierte, also suchte sie herum für irgendeine Art von Schutz. Einer der Bäume weg vom Pfad hatte eine Aushöhlung in seinem Stamm, ungefähr auf Brusthöhe. Sie schob das Handy und die Uhr hinein, erlaubte es der Kette über den Rand zu hängen. Zur Sicherheit entfernte sie ihren roten Gürtel von ihrer Jeans und schnallte ihn um den Stamm. Indem sie Stöcke benutzte, fertigte sie eine Spur aus Pfeilen, die vom Pfad zum Baum wiesen. Dieses Mal würde sie das Bedauern sich nicht verabschiedet zu haben nicht daran hindern zu bleiben. Sie hoffte nur, dass sie nicht kurz davor war Selbstmord zu begehen.

Wenn dies der Weg ist, um zurück zu Gareth zu kommen, kann ich es mir von Furcht nicht wegnehmen lassen. Ich habe ein Jahr lang versucht das zu finden. Mach den Glaubenssprung.

Wenn sie es nicht besser wüsste, hatte sich die Größe des Baus verringert, während sie ihre Verabschiedungen aufgenommen hatte.

Oder du bist so verrückt wie ein Hutmacher.

Cadence schnaubte, setzte sich auf den feuchten Boden und rutschte dann so nahe sie konnte an den Bau. Sie ließ ihre Beine über den Rand baumeln. Sie konnte nichts unter ihren dunkelgrauen Nikes sehen und ihre Füße schwebten definitiv über leerem Raum.

Wird schon schiefgehen. Sie drückte sich mit ihren Armen ab und ließ sich fallen.

Cadence überschlug sich in der Dunkelheit, nicht in der Lage das Kreischen, das während des freien Falls aus ihr herauskam, zu verhindern. Das Licht von oberhalb schwand in einen winzigen weißen Punkt, bevor er vollkommen verschwand. Es gab keine Bücherregale und Tische und Lampen auf dem Weg wie in den Illustrationen oder Cartoons. Nur Finsternis und der moschusartige Geruch feuchtkalten Erdbodens. Als sie glaubte, dass sie jede Sekunde auf den Boden platschen könnte, verlangsamte sich ihr Schwung, als ob die Schwerkraft nicht länger existierte. Sie war eine Astronautin, die in die Vergessenheit des Weltraums trieb, ohne dass die Sterne oder Sonne ihren Weg erleuchteten. Dann richtete ihr Körper sich selbst auf und ihre Füße pflanzten sich wieder auf festen Boden, ganz weich.

Nachdem sich ihr Puls beruhigt hatte, drehte sie sich in einem Kreis um. Sie war noch immer im Dunklen und die Luft war heiß und feucht anstatt kühl. »Äh … hallo?«

Ihr Echo antwortete, aber niemand kam, um sie zu begrüßen.

Cadence zuckte mit den Schultern, streckte ihre Hände aus und wanderte blind herum, bis sie eine steinige Wand spürte. Es erinnerte sie an eine Höhle, die sie als Kind besucht hatte. Sie behielt Kontakt mit der Wand bei und huschte entlang, bis die Oberfläche zu glattem Holz wurde.

Eine Tür?

Sie tastete nach einem Türknauf herum und drehte ihn problemlos in ihrer Hand. Durch die Türöffnung, am Ende eines hölzernen Tunnels, winkte ihr helles Licht zu. Sie hat es geschafft. Sie hat es zurückgeschafft! Ein Rausch von Aufregung gemischt mit dem Adrenalin ihres Falls und sie konnte nicht schnell genug durch den Tunnel rennen.

Du könntest ebenso gut gestorben sein und das ist das weiße Licht am Ende des Tunnels, Schwachkopf. Du bist durch ein Loch im Boden gesprungen. Nur wahnsinnige Leute tun das!

Ihre negativen Gedanken ignorierend, joggte sie hastig in Richtung des Lichts, stolperte prompt über etwas, das aus dem Boden herausragte und brach auf ihren Händen und Knien aus einem Baum hervor. Die Größe des Orts, den sie verlassen hatte, konnte unmöglich hineinpassen, aber es machte ihr keine Sorgen. Sie war zurückgekehrt.

Cadence kletterte auf ihre Füße, streifte den Schmutz ab, grinste breit und erwartete entweder ein Kaninchen oder Gareth oder sogar Devrel zu sehen, die auf sie warteten, als sie nach oben blickte. Sicherlich hatten sie arrangiert, dass der Kaninchenbau außerhalb ihres Zuhauses erschien. Die strahlend gefärbten Blätter der Wunderlandbäume am Rande des Tulgey Walds waren jedoch die einzige Zusicherung, dass sie dort war, wo sie sein wollte. Sie stand auf einer Klippe und der gewaltige Ozean wühlte über tödliche Felsen, die unter den krachenden Wellen versteckt waren. Ein schwerfälliger Mast eines Schiffswracks erregte ihre Aufmerksamkeit. Ihre Augen wurden groß.

Heilige Scheiße, da ist ein toter Typ.

Skelette waren die Geringsten ihrer Sorgen. Ihr wurde merklich bewusst, dass ihre Rückkehr am Ende doch ein Unfall sein könnte. Niemand war dort, um sie zu begrüßen, und nirgendwo ein Anzeichen ihrer Schwester. Niemand wusste, dass sie dort war.


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