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Mit Dem Wind
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Mit Dem Wind

3

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Mit Dem Wind

Sie erinnerte sich an das erste Mal, dass sie mit Aidan sprach, als sie am Fluss saß und in ein Buch vertieft war.

Sie blickte auf und sah ihn in seiner Kniehose stehen, strumpflos, und mit einer Forelle, die am Ende seiner Angelschnur baumelte.

Er war sanft, sogar beim Angeln; er zog den Fisch mit Leichtigkeit ans Ufer. Als er sich endlich umdrehte und sie sah, lächelte er freundlich. „Guten Tag, Lady Anjou. Mir war nicht aufgefallen, dass Sie dort lesen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe.“

„Woher wissen Sie, welche Schwester ich bin?“

Er überlegte für einen Moment. „Ich weiß es einfach. Sie sind anders als ihre Schwestern.“

„Das bin ich ...“ Sie ließ ein wenig den Kopf hängen, da sie es als Schwäche empfand.

Mit nur wenigen, ruhigen Schritten durch das Wasser kam er zu ihr. Er kniete sich hin und hob ihr Kinn an.

„Es war als Kompliment gemeint.“

„War es das?“, fragte sie zweifelnd. „Aber meine Schwestern sind wesentlich lebhafter und angenehmer.“

„Nicht für mich“, sagte er leise. „Jeder hat seine eigene Vorstellung von Schönheit.“

Sie errötete und wandte den Blick ab, als sie seinen Fisch bemerkte.

„Warum angeln Sie gerne?“ fragte sie, was sehr ungewöhnlich war, denn normalerweise hatte sie Angst vor Fremden - auch wenn er ein Freund von Charles war.

„Warum lesen Sie gerne?“, fragte er mit spitzbübischem Grinsen, wohl wissend, dass er gerade eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet hatte.

Sie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. „Ich möchte lieber entfliehen. Ich brauche nicht diese dauernden Aktivitäten wie meine Schwestern sie anscheinend benötigen. Ich bin gern allein und habe meine Ruhe.“

„Das geht mir beim Angeln genauso.“

„Es erscheint mir sehr langweilig zu sein. Und sind Fische nicht schleimig?“

„Möchten Sie es versuchen?“

Sie konnte ihre Antwort selbst kaum glauben. „Ich ... ich denke schon.“

Er stand auf und hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen.

„Sie sollten besser Ihre Röcke hochbinden, es sei denn, dass Sie sie unbedingt nass haben möchten.“

„Oh, das darf nicht passieren! Dann würde meine Mutter wissen, dass ich meinen Unterricht geschwänzt habe!“

„Ich werde auch nicht hinsehen. Versprochen.“

Er drehte ihr den Rücken zu, während sie ihre Röcke in Kniehöhe zusammenband und in das flache Wasser stieg. Er gab ihr eine Rute und der Haken baumelte von einem Stück Schnur.

„Halten Sie das für einen Moment, während ich den Köder hole.“

Als er sich neben sie ins Wasser stellte, hielt er einen Wurm zwischen den Fingern.

Sie starrte nur auf den Wurm.

„Nur zu, nehmen Sie ihn“, sagte er, als er ihn ihr näher hinhielt. Sie schluckte ängstlich, aber wollte ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich fürchtete.

Sie nahm den Wurm und versuchte nicht daran zu denken, was sie in ihrer Hand hielt, als dieser sich drehte und wendete.

„Jetzt müssen Sie ihn am Haken festmachen.“

Als er hochblickte und ihr Gesicht sah, verschonte er sie und zeigte ihr, wie es geht.

„Als Nächstes hängen Sie ihn ins Wasser und warten darauf, dass etwas anbeißt.“

Sie gehorchte und sah zu, wie er seinen Köder befestigte und ihn ein gutes Stück von ihr entfernt ins Wasser hing.

Sie standen für eine Weile in Ruhe und Frieden, hörten und spürten, wie das Wasser sanft vorbeifloss.

Nach einigen Minuten, oder vielleicht sogar einer Stunde, spürte sie ein Ziehen an ihrer Schnur.

„Ich glaube, ich habe etwas“, rief sie aus.

„Holen Sie die Leine ein“, wies er sie an.

Als sie zog und das Objekt näherkam, verspürte sie Freude und hatte gleichzeitig das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Unglücklicherweise war der Fisch zu klein, um ihn zu behalten.

Aidan zeigte ihr geduldig, wie sie den Fisch vom Haken nehmen konnte, ohne sich selbst zu verletzen. Sie war zu aufgeregt, um zu bemerken, dass er direkt hinter ihr stand und seine Hände auf ihren lagen.

„Er ist ganz sicher schleimig“, sagte sie, obwohl sie es schaffte.

Er lachte und wurde dann still, als er sie mit einem Blick bedachte, der ihr bewusst machte, dass sie in seinen Augen kein Kind mehr war. Vielleicht sah er in ihr eher eine nervige, jüngere Schwester seines Freundes. Ihr Herz schlug schneller und sie atmete anders. Plötzlich fiel ihr auf, wie verletzlich sie gegenüber diesem Mann war, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Sie blickte ihm direkt in die dunklen Augen, als er seine Hand hob, um ihr ein widerspenstiges Haar von der Wange zu wischen.

„Sie sollten besser wieder zum Unterricht gehen“, flüsterte er atemlos.

„Ja, das sollte ich wohl“, sagte sie, als seine Worte sie aus ihrem Traum weckten. „Danke, dass Sie mir gezeigt haben, wie man angelt.“

„Es war mir ein Vergnügen, mylady.“ Er sah sie an und sein Glück verwandelte sich in Traurigkeit.

„Vielleicht können wir noch einmal angeln, bevor Sie wieder nach Oxford gehen?“

„Ich kann morgen wieder mit Ihnen angeln, falls Sie mich hier treffen können.“

Sie nickte voller nervöser Vorfreude, nachdem sie den schönsten Nachmittag verbracht hatte, an den sie sich erinnern konnte, obwohl sie wusste, dass ihre Eltern das nicht gutheißen würden. „Ich werde hier sein.“

Er bückte sich, um ihr Buch und ihre Decke aufzuheben, während sie versuchte, ihre Röcke zu ordnen, dann gab er ihr beides. Ihre Hände berührten sich und sie spürte ein merkwürdiges Gefühl der Freude, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie lächelte und ging davon, während sie sich fragte, was das alles bedeutete.

Sie hörte ein Klopfen an der Tür. Bevor sie antwortete, wischte sie sich eine Träne fort, die über ihre Wange geperlt war.

Hannah trat ein und ihre braunen Augen wurden riesig, als sie die Unordnung sah, die Anjou mit der Truhe veranstaltet hatte und als sie die räumliche Enge in Augenschein nahm.

„Gibt es etwas, was Sie benötigen, mylady? Wohin soll ich die Sachen aus Ihrer Truhe packen? Hier kann man sich kaum umdrehen!“

„Ich habe gefunden, was ich wollte. So wie es aussieht, kann man nichts auspacken. Es gibt nur dich, unsere Truhen und mich.“

„Sehr wohl. Ich werde versuchen, zumindest eine Schüssel oder ein wenig Wasser für Sie zum Waschen zu bekommen“, antwortete Hannah, die einen missbilligenden Ausdruck in ihrer sonst sanften Miene zeigte.

Anjou nickte und Charles kam herein, als die Zofe ging.

Kapitel Zwei

„Wie geht es dir bisher?“, fragte Charles.

Anjou seufzte höhnisch. „Es waren erst zwei Stunden, Charles!“

„Ich wollte lediglich ein wenig Konversation machen.“ Er lachte leise. „Willst du während der ganzen Reise in dieser winzigen Kabine bleiben?“

„Ich glaube, das werde ich. Der Kapitän schätzt meine Anwesenheit offensichtlich nicht an Bord“, sagte sie mit für sie ungewöhnlicher Gereiztheit.

„Mach dir keine Gedanken wegen Edward. Er hatte seit Jahren keinerlei Kontakt zu wirklichen Damen.“

„Das ist vermutlich auch das Beste“, murmelte sie.

„Wie auch immer, du kannst nicht wochenlang in dieser Kabine bleiben.“

„Du solltest von allen Leuten am besten wissen, dass ich kein Problem damit habe, allein zu sein.“

„Stimmt, aber es gibt schon einen Grund dafür, dass es den Begriff „Lagerkoller“ gibt. Du kannst nicht für über einem Monat in einem kleinen, dunklen Zimmer ohne Fenster bleiben.“

Sie verzog ihren Mund. „Vielleicht gehe ich mit dir umher, wenn der Kapitän schläft.“

„Das könnte schwierig werden. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so wenig schläft wie Edward Harris. Wie auch immer, ich werde versuchen, es dir angenehm zu machen. Ich kann nicht behaupten, dass ich dem mit Freuden entgegensehe, nach allem, was er am Ufer gesagt hat, aber er ist im Grunde ein guter Mensch - ich kenne ihn seit der Schule. Er hatte es nicht leicht, daher ist seine schroffe Art schon verständlich.“

„Was meinst du damit?“, fragte Anjou mit unglaublicher Neugierde, was den gutaussehenden Kapitän anging, auch wenn es sie geärgert hatte, wie er sie behandelte. Sie beobachtete Menschen genau, was sie auf ihre schüchterne Art zurückführte. Er war definitiv ein Gentleman, auch wenn er es gut verbarg. Warum hatte sie sich anfangs in seiner Gegenwart wohl gefühlt?

„Ich meine, er kommt aus einer erstklassigen Familie, aber sein nutzloser Vater hat das ganze Vermögen der Familie durchgebracht. Er ging von zuhause fort, um seine Geschwister finanziell zu versorgen, und hat ein beachtliches Vermögen erwirtschaftet. Die meisten Leute meiden ihn deshalb.“

„Die Engländer vielleicht. Die Franzosen würden ihm Beifall klatschen.“

„Falls sie sich die Mühe machten, ihn zu fragen, bevor sie ihm den Kopf abschlagen. Egal, ich werde zurückkommen, sobald Edward ein wenig schläft.“ Charles drehte sich zum Gehen um, aber hielt inne. „Falls du zufälligerweise auf ihn triffst, denk daran, was ich dir gerade gesagt habe.“

„Natürlich. Ich werde mich vermutlich eher ducken und den Mund halten. “

Er lächelte und klopfte zweimal auf die Kabinentür, bevor er sie hinter sich schloss.

Anjou dachte an ihre Unterhaltung mit Lady Easton vor einiger Zeit, als sie zuerst mit der Idee gespielt hatte, sich selbst auf die Suche nach Aidan zu machen.

„Ich muss gestehen, die Reise ist sehr lang“, hatte Lady Easton gesagt. „Wir waren auf einem sehr großen Schiff, dass nicht schnell fuhr. Es gab Tage, an denen wir uns überhaupt nicht bewegten, wie es schien! Ich habe gehört, dass es einige neu entwickelten Schiffe gibt, die die Reise in unter einem Monat schaffen! Ich glaube, sie sind kleiner, aber es wäre eine Überlegung wert. Wir hatten eine kleine Kabine mit einem Wohnzimmer, das der Kapitän normalerweise für seine Familie benutzt, obwohl sie während des Krieges nicht reisten. Ich weiß nicht, wie es auf anderen Schiffen aussieht.“

„Ich kann mir einen ganzen Monat auf einem Schiff nicht vorstellen“, hatte Anjou mit Grauen gesagt. „Ich kann kaum die kurze Fahrt über den Kanal aushalten.“

„Ich finde die Fahrt über den Kanal auch sehr oft unangenehm“, gestand Lady Easton mitleidig. „Es scheint immer raue See zu herrschen. Zum Glück werde ich nicht seekrank. Mein Bruder und meine Schwester hingegen schon, und meine Zofe!“ Sie lachte, als sie sich daran erinnerte. „Armes Ding - sie war fast die ganze Reise über in ihrer Koje.“

„Ich habe mehr Angst als alles andere, glaube ich.“

„Die meisten Menschen finden, dass sie sich daran gewöhnen und es nach einem Tag oder zweien besser geht.“

„Womit kann man sich die Zeit vertreiben?“

„Ich habe den größten Teil der Reise damit verbracht, Lord Eastons Kriegswunden zu versorgen. Ich würde das keinem empfehlen“, scherzte Lady Easton. „Ich würde allerdings Medizin mitnehmen, wenn ich noch einmal ginge, und ich würde meine alte Heimat gerne bald wieder besuchen. Ich würde einige Dinge einpacken, sechs Bücher bestimmt, und jedes mehrere Male lesen. Viele Frauen nähen, spielen Karten, führen Tagebuch oder spielen ein Instrument.“

„Ich lese sehr gerne und ich kann nähen. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, meine Bratsche mitzunehmen.“

„Der Kapitän auf unserem Schiff hatte eine Vorliebe für kulinarische Köstlichkeiten und wir waren gut mit Lebensmitteln ausgestattet. Du musst deine Erwartungen herabschrauben, aber das gleiche Mahl alle drei Tage war schon ermüdend.“

„Ich habe mir über das Essen gar keine Gedanken gemacht. Auf dem Land nimmt man es als gegeben hin.“

„Ja, in der Tat! Ich glaube, frisches Wasser war der größte Luxus, das fehlte mir am meisten. Wohin nach Amerika möchtest du denn gehen?“

Anjou hatte niemandem außer ihren Eltern von ihrer Ehe erzählt, darauf hatten sie bestanden. Sie begründeten es damit, dass Aidan zuerst lebend zurückkehren sollte. Es machte für sie keinerlei Sinn.

„Ich glaube, ich würde gerne nach Washington gehen“, antwortete sie vage.

„In die Hauptstadt? Das ist in der Nähe meiner Heimat, gegenüber dem Fluss in Virginia.“

„Ja, ich habe davon gehört.“

Lady Easton sah nachdenklich aus. „Darf ich fragen, warum du gehen willst, wenn du Angst vor der Überfahrt hast? Du musst mir nicht antworten, wenn ich zu aufdringlich bin.“

Anjou zögerte und hatte Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren.

„Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich niemandem etwas sage.“

„Dann brauchst du das auch nicht. Wie auch immer, ich bestehe darauf, dass du in meinem Haus bleibst, während du dort bist. Ich werde meiner alten Zofe Josie schreiben, die jetzt dort die Haushälterin ist. Ihr Ehemann, Buffy, war Eastons Offiziersbursche in der Armee. Er ist unser Diener. Sie werden dir gerne mit allem helfen, was du brauchst.“

„Mit allem?“, fragte sie überrascht.

Lady Easton nickte. „Natürlich.“

„Darf ich noch erst mit meinen Eltern reden, bevor Sie einen Brief senden? Ich muss sie davon überzeugen, dass sie mich gehen lassen.“

„Du beabsichtigst aber nicht allein zu gehen, oder?“, fragte Lady Easton mit warnender Stimme.

„Ich hatte vorgehabt, meine Zofe mitzunehmen.“

Lady Easton schüttelte den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Du darfst nicht allein gehen. Ich bin nur mit meiner Zofe hergekommen, weil es nicht anders ging. Wir versuchten, einem Krieg zu entkommen, und obwohl ich meine Familie hatte, die mich in England erwartete, waren wir dennoch mit Konsequenzen der Gesellschaft konfrontiert. Ich weiß nicht, warum du gehen möchtest, aber ich nehme an, du hast deine Gründe dafür. Die Amerikaner sind wunderbare Menschen, aber einer Engländerin gegenüber könnten sie misstrauisch sein, speziell einer, die unverheiratet ist und allein reist. Du hast niemanden dort, der dich in Empfang nimmt, und du kannst dich nicht allein in gesellschaftlichen Kreisen bewegen.“

„Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht“, gab Anjou zu.

„Ich war jung, als wir von dort weggingen, und ich bin seitdem nur einmal wieder zurückgekehrt, aber ich gehe davon aus, dass sich diesbezüglich nicht viel verändert hat. Ich war ein ziemlicher Wildfang in jungen Jahren, und wenn mich mein Vater nicht beschützt hätte, hätte ich sehr gelitten. Ich würde vorschlagen, dass du deinen Vater mitnimmst, wenn er sich darauf einlässt.“

„Ich glaube kaum“, flüsterte Anjou niedergeschlagen.

„Vielleicht deinen Bruder?“, schlug Lady Easton vor.

„Vielleicht.“ Bei diesem Vorschlag flackerte ein wenig Hoffnung in ihr auf.

„Darf ich dir etwas im Vertrauen sagen?“, fragte sie.

Anjou nickte.

„Meine Schwester Sarah lebt dort allein. Sie wollte England für eine Zeitlang verlassen.“

„Wird ihr die Störung viel ausmachen?“

„Nein. Es waren schon andere Besucher dort. Das Haus ist groß genug, so dass sie sich zurückziehen kann, wenn sie will.“

„Ich verstehe. Ich selbst bevorzuge es meist allein zu sein.“

Lady Easton nickte. „Das dachte ich mir. Sarah erholt sich von dem gewaltsamen Tod ihres Ehemanns. Es geschah kurz vor Weihnachten.“

„Lady Abernathy?“, fragte Anjou erstaunt, während sie versuchte, sich an die Gerüchte zu erinnern, die sie gehört hatte. Sie war sich der Verbindung nicht bewusst gewesen, obwohl es gut möglich war, dass ihre Mutter es erwähnt hatte.

„Eben diese. Die Einzelheiten des Duells und der schmutzigen Affären sind unglücklicherweise nur zu bekannt.“

„Das tut mir leid zu hören. Ich werde sie nicht belästigen.“

„Ich sage dir das auch nur, damit du ihr keine unnötigen Fragen stellst. Sie würde auch keine passende Anstandsdame sein, da sie sich nicht in der Gesellschaft bewegt.“

„Nein, natürlich nicht“, stimmte Anjou zu.

„Lass es mich wissen, wenn du dich entschieden hast. Es wird einige Zeit dauern, bis ein Brief bei ihnen ankommt.“

„Ich muss meinen Bruder davon überzeugen, mich zu begleiten, und natürlich meine Eltern. Ich fürchte, dass diese Hindernisse einfacher zu überwinden sind als meine eigenen Ängste.“

„Nur Mut, meine Liebe. Du musst darüber nachdenken, was passieren kann, wenn du gehst, und natürlich auch, wenn du nicht gehst.“

„Ja, das werde ich tun. Vielen Dank, Lady Easton.“

„Gern geschehen. Und bitte, nenn mich Elly.“

Elly hatte ihr mehr geholfen, als Anjou sich hätte vorstellen können. Abgesehen von den Worten, die sie letztlich anstachelten, eine Entscheidung zu treffen, hatte sie ihr alle nur denkbaren medizinischen Dinge geliehen, Kleidung, Stiefel, Ingwerkekse und Bücher, die ihr bei der Reise helfen sollten. Anjou hatte auch einige Näharbeiten mitgenommen und ihre Bratsche, um sich die Zeit zu vertreiben. Wenn sie sich einmal an die Bewegungen des Schiffes gewöhnt hatte, war sie sicher dankbar für die ganzen Ratschläge.


„So kann man es fast aushalten“, meinte Charles, als er sich bewundernd in der Kapitänskajüte umsah und seine Hand über die Mahagoniverkleidung gleiten ließ, mit der die drei Fensterscheiben eingefasst waren, die nach Achtern hinausgingen. Es fühlte sich schon fast wie zuhause an. „Danke, dass du mich aufgenommen hast.“

„Es ist die meiste Zeit mein Zuhause. Es ist klein, aber ich komme zurecht. Danke, dass du bei der Takelage mitgeholfen hast“, erwiderte Edward, der sah, wie Charles seine wunden Hände rieb.

„Ich sollte keine Gewohnheit daraus machen. Sonst sehe ich hernach noch aus wie du“, scherzte Letzterer.

„Segeln ist nichts für Gentlemen, das steht fest. Du kannst hier schlafen“, sagte Edward und zeigte auf eines von zwei Betten, die an der Wand der Kabine standen. Ein schmaler Schreibtisch und ihre Truhen vervollständigten die Ausstattung. Der angrenzende Raum war ein kleiner Salon, wo der Kapitän und seine Maaten ihre Mahlzeiten einnahmen. Auf der anderen Seite des Schotts lagen zwei kleine Kabinen. In einer waren die Maaten untergebracht und in der anderen Anjou und Hannah. Sie waren noch kleiner als die Hälfte dieser Kajüte, die nicht größer als drei mal drei Meter war, inklusive der Kojen. Die Ladung nahm bei einem Handelsschiff den meisten Platz ein, obwohl einige Schiffe auch luxuriöse Unterkünfte für gut zahlende Passagiere hatten. Unter der Besatzung gab es sogar eine Rotation, da beim Wachwechsel die Hängematten geteilt wurden. Segeln war ein Unternehmen, das vierundzwanzig Stunden dauerte, etwas, was Charles nie so bewusst war, bis er es aus nächster Nähe erlebte. Seit er auf dem Schlachtfeld gewesen war, hatte er sich nicht mehr so verausgabt.

„Ich bin neugierig“, begann Edward, als er es sich bequem gemacht hatte. „Deine Schwester erwähnte, dass sie dieses Schiff ausgesucht hat.“

Charles nickte. „Sie hat sich oft mit Lady Easton über ihre Reise unterhalten. Sie war der Meinung, dass sie es nicht sechs oder mehr Wochen auf See aushalten könnte, daher ging sie die Zeitungen durch und fand dabei dein Schiff.“

„Obwohl es schmeichelhaft ist, kann ich nicht garantieren, dass es eine schnelle Reise wird. Es kommt immer auf das Wetter an, und wenn du meine Männer jetzt fragtest, würden sie dir bestimmt sagen, dass ihre Anwesenheit unsere Reise verflucht.“

„Eine Reise auf dem Postschiff hätte sicherlich länger gedauert und sie hat Angst, auf einem Schiff zu sein.“

„Eine wunderbare Kombination“, sagte Edward bissig. „Ich habe meine Männer gewarnt, damit sie sie in Ruhe lassen.“

„Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird“, sagte Charles, der sich unsicher war, ob er ihm sagen sollte, dass sie beabsichtigte, ihre Kabine nicht zu verlassen.

„Ich hatte damit gerechnet, dass sie ihre Kabine sieht und mich dann aus meiner wirft, wie es die meisten Damen getan hätten“, spottete er.

„Meine Schwestern sind härter im Nehmen, als es den Anschein hat. Anjou hält sich meist von Fremden fern und wird es jetzt erst recht tun, da sie weiß, dass du mit ihrer Anwesenheit nicht einverstanden bist. Sie wird sich verstecken.“

„Willst du damit sagen, dass sie mich während der ganzen Überfahrt meiden will?“ Edward brach in ein röhrendes Gelächter aus.

„Sie mag schüchtern sein, aber sie ist auch sehr dickköpfig“, erklärte Charles.

„Das könnte unterhaltsamer sein als alles andere der vergangenen Jahre“, sagte Edward und klopfte mit seinem Glas auf die Karte, die auf seinem Schreibtisch lag.

„Nur die Ruhe, Kapitän“, sagte Charles ein wenig verteidigend, als er sich fragte, was sein Freund im Hinblick auf seine Schwester plante.

„Keine Sorge, mein Freund. Ich werde ihr nichts tun. Sie könnte sich verletzen ...“

„Da bin ich aber beruhigt“, sagte Charles mit einem Seitenblick auf seinen Freund.

„Mein Koch konnte auf diese Reise nicht mitkommen, da er sich um einen erkrankten Verwandten kümmern muss. Ich hatte überlegt, ob sie sich vielleicht in der Kombüse nützlich machen könnte. Außer, dir schmeckt, was der Stewart zusammen rührt.“

Charles verzog angewidert das Gesicht. „Ich kann mir vorstellen, dir schmeckt es noch weniger als mir, wenn ich mich an deinen Geschmack richtig erinnere.“

„Mach dir um die Versorgung mit Getränken keine Sorgen - es ist lediglich das Essen, das in genießbare Form gebracht werden sollte.“ Edward nahm eine Flasche Rum aus seinem Schrank und goss etwas davon in zwei Gläser.

„Es beunruhigt mich eher zu wissen, dass der Kapitän des Schiffs sich während der gesamten Reise betrinkt.“

„So schlimm ist es nicht, aber noch bevor die Woche zu Ende ist, wirst du mich um einen Drink bitten“, versicherte ihm Edward und gab ihm sein Glas. „Ich besteche die Mannschaft mit ihren täglichen Rationen. Ich wette, dass auch du darum betteln wirst.

Charles streckte ihm die Hand entgegen, um die Wette anzunehmen.

„Ich würde auch darum wetten, dass ich es schaffe, deine Schwester aus ihrer höllischen Kiste heraus und aufs Wasser zu locken.“

„Abgemacht. Aber bei der Unternehmung werde ich dir nicht helfen.“

„Ich wäre auch sehr enttäuscht, wenn du es tätest“, bemerkte er mit hinterhältigem Grinsen. „Wenn deine Schwester so schüchtern ist, wie in aller Welt hat sie Gardiner dazu gebracht, sie zu heiraten? Im ersten Jahr in Eton hat er doch kaum zehn Worte hervorgebracht.“

„Erstklassig beobachtet“, sagte Charles. „Ich habe mich das auch schon mehrfach gefragt. Allerdings war er oft bei mir in den Ferien.“

„Dieser schlaue Fuchs“, sagte Edward anerkennend, als er an seinem Glas nippte. Er lehnte sich gegen die Wand und stellte sein Bein auf eine der Truhen.

„Vielleicht kannst du diese Information ja selbst aus Anjou herausbekommen, da du dich ja für clever genug hältst, sie herauszulocken“, schlug Charles vor.

„Ich kann von Glück reden, wenn sie mich nicht in kleine Stücke hackt, bevor die Reise vorbei ist.“

„Nicht nur dich allein!“

„Sind deine anderen Schwestern auch so schön?“

„Aye. Sie sind eineiig, das ist wirklich ein Fluch! Wie auch immer, um die beiden lebhafteren können sich meine Eltern kümmern.“

„Wie wirst du mit der verfahren, die du hast?“

„Ich werde mein Bestes geben, damit sie Gardiner findet. Nachdem er vom Kriegsministerium für tot erklärt wurde, sendete mein Vater Privatdetektive aus, die nach ihm suchen sollten. Aber sie kamen mit leeren Händen zurück.“

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