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Aus Der Dunkelheit
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Aus Der Dunkelheit

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„Guten Morgen, Lieutenant Holdsworth.“ Die Köchin begrüßte ihn fröhlich wie jeden Tag.

„Guten Morgen“, antwortete er, als er durch die Küche ging. Es war der kürzeste Weg zum Speisesaal.

„Heute Morgen hab‘ ich Ihre Lieblingsspeise gemacht“, antwortete sie mit ihrem dicken, schottischen Akzent. Er lebte jetzt seit drei Jahren hier und musste sich immer noch konzentrieren, um sie zu verstehen. Er belohnte sie mit einem Lächeln.

„Sie machen den Speck jeden Tag nur für mich?“ , fragte er, während er sich eine Scheibe von der Platte nahm.

„‘türlich mach ich das. Jetzt aber husch. Der Master ist schon da.“ Sie machte eine scheuchende Bewegung mit ihrer Hand.

„Ja, meine Liebe“, neckte er sie, während er den Gang entlang und schließlich durch die Tür zum Frühstücksraum humpelte. Er blieb kurz stehen. Die ganze Familie saß bereits um den Tisch. Normalerweise hatten er und Lord Craig ein paar Minuten Zeit, um Geschäfte zu besprechen, bevor sich der Rest zu ihnen gesellte.

„Guten Morgen, Mylord, Mylady, Miss Catriona und Miss Maili.“ Er bemühte sich, so normal wie möglich zu gehen, aber es würde niemals elegant aussehen.

„Guten Morgen“, antworteten sie grüßend. Er füllte seinen Teller aus Schüsseln, die auf der Anrichte standen, und setzte sich auf seinen üblichen Platz.

„Ich habe heute Morgen alle gebeten, sich uns anzuschließen, damit wir unsere Pläne besprechen können.“

Sie hörten alle auf zu essen und sahen Lord Craig an.

„Seht mich nicht so an. Wir diskutieren seit mehreren Monaten über das bevorstehende freudige Ereignis Eurer Tante Beaujolais. Es ist an der Zeit, dass wir Pläne für die Abreise schmieden.“

„Ja“ Lady Craig ergriff das Wort. „Meine Schwestern sind bei solchen Gelegenheiten nach Möglichkeit immer gerne zusammen.“

„Ich habe vor, fast sofort danach zurückzukehren“, fuhr Lord Craig fort und schenkte seiner Frau ein nachsichtiges Lächeln, „da es so kurz vor der Ernte noch viel zu tun gibt. Yardley wird Euch rechtzeitig zum Sonnenwendball und zum offiziellen Debüt von Catriona auf der Rückreise begleiten.“

„Lady Vernon hat euch beiden eine besondere Einladung zu einem Besuch ausgesprochen und erwähnt, dass sie Catriona in der nächsten Saison vorstellen möchte. Auch wenn das natürlich noch einige Zeit dauert.“

John warf Catriona einen Blick zu, die aussah, als hätte sie einen Geist gesehen. Johns Herz sank.

“Catriona?”, fragte Lord Craig besorgt. Offenbar hatte er auch die Bestürzung des Mädchens bemerkt.

Sie schüttelte den Kopf.

„Was ist los, Liebes?“ Lady Craig streckte ihrer Tochter die Hand entgegen.

„Ich möchte nicht gehen. Muss ich wirklich?“

John beobachtete sie interessierter, als er sollte, doch er konnte sich nicht zurückhalten. Ihre grauen Augen funkelten vor zurückgehaltenen Tränen und sie hatte offensichtlich Mühe, ihr zitterndes Kinn unter Kontrolle zu bringen.

„Zu Yardley oder nach London?“

„Kann ich nicht hierbleiben? Du weißt, wie sehr ich das Reisen fürchte.“

John hatte gewusst, dass der Tag kommen würde, aber er hatte nicht so schnell damit gerechnet. Er würde sie mehr vermissen als er sollte.

„Es ist nur für ein paar Wochen, Catriona“, antwortete Lord Craig.

Lady Craig seufzte laut.

„Aber du hast gesagt, du kommst sofort zurück. Ich möchte die Arnika nicht verpassen.“

Lord und Lady Craig sahen sich an.

„Bitte, Papa. Darf ich bleiben?“, bettelte sie.

„Allein?“

„Tante Ida ist hier und auch Lieutenant Holdsworth.“

John schluckte schwer. Er wollte in diesem Gespräch lieber unsichtbar bleiben.

„Ich weiß nicht, Catriona. Wir werden so weit weg sein. Und Tante Ida war vor einigen Jahren schon zu alt, um Margaux zu beaufsichtigen. Sie kommt heutzutage nicht mehr oft aus ihren Zimmern.“

Lady Craig streckte ihre Hand aus und berührte sanft ihren Mann. „Warum besprechen wir das nicht nachher unter uns?“

„Sehr wohl. Ich werde später mit dir reden, Catriona.“

Sie nickte, entschuldigte sich für das Verlassen des Tisches und Maili folgte ihr.

Nachdem das Echo der Schritte durch den langen Korridor verklungen war, sah Lord Craig zu seiner Frau.

„Was soll ich tun? Sie ist kein Kind mehr, und ich werde in ein paar Tagen zurückkehren.“

„Sie hat sich immer vor Kutschfahrten gefürchtet, aber eines Tages muss sie die Ängste überwinden. Auf die Arnika hat sie aber schon einige Zeit gewartet. Ich hatte nicht gewusst, dass ihre Ernte mit der Reise zusammenfallen würde.“

John fühlte sich in diesem Gespräch fehl am Platz, also stand er auf und bereitete sich darauf vor, sich zu entschuldigen.

„Haben Sie eine Meinung dazu, John?“, fragte Lord Craig und sah ihn mit seinen strahlend blauen Augen an.

Er hatte durchaus eine Meinung, aber keine, die er mit jemandem teilen wollte. Er schluckte schwer, als Lady Craig ihn ebenfalls ansah, um seine Antwort zu finden.

„Sie ist ihrem Garten sehr verbunden. Vielleicht wäre sie eher bereit zu gehen, wenn sie beruhigt wäre, dass er richtig gepflegt wird.“

„Vielleicht hat John recht. Ich kann nicht glauben, dass sie ihre Tante und das neue Baby nicht sehen möchte.“

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir sie hierlassen, John?“, fragte Lady Craig und suchte in seinem Gesicht nach Antworten.

„Sie stört mich nicht, Ma'am.“

„Wir möchten Ihnen nicht noch mehr Arbeit aufbürden, als Sie ohnehin schon haben werden“, sagte Lady Craig zuvorkommend.

„Sie ist alt genug, um sich größtenteils allein zurechtzufinden, und Sie beide fühlen sich wohl in der Gesellschaft des anderen“, fügte Lord Craig hinzu. „Sie sind der Onkel, den sie nie hatte.“

„Wir kommen gut miteinander aus. Es ist für mich überhaupt kein Problem, das versichere ich Ihnen. Und es ist nur für ein paar Tage, das ist kürzer als früher die Mädchen mit ihrer Amme und Gouvernante zurückblieben.“

"Es ist ein zweischneidiges Schwert, fürchte ich. Auf der einen Seite ist sie kein Kind mehr, aber an die Einschränkungen einer Dame ist sie noch nicht gewöhnt.“

Catriona eilte zu ihrem heiligen Ort – ihrem Garten. Ihre vierbeinige Begleiterin Shadow trottete neben ihr her, wie sie es seit Catrionas Rettung getan hatte. Seit dem Sommer, als sie zum ersten Mal nach Castle Craig gekommen war, hatte sie sich für Heilkräuter interessiert. Aus der Not heraus hatte sie bei einem Brand im Nachbarhaus geholfen, Salben zu mischen und Umschläge zuzubereiten, aber die Aufgabe war zu ihrer Leidenschaft geworden. Ihre damals noch neue Mutter, Lady Margaux, war schwer verletzt worden und Catriona hatte geholfen, sie wieder gesund zu pflegen. Lady Easton, die während ihres Aufenthalts in Amerika eine medizinische Ausbildung gemacht hatte, hatte ein Rezept für eine Wundersalbe geschickt. Als Catriona die schrecklichen Narben praktisch verschwinden sah, war sie von der Kunst besessen. Es hatte ihr dabei geholfen, vom Waisenkind zu diesem Leben zu finden, wobei sie manchmal das Gefühl hatte, nicht ganz dazuzugehören.

Sie atmete den mittlerweile vertrauten Düften von Lavendel und Flieder tief ein, die zu dieser Jahreszeit den Garten erfüllten. Sie entspannte sich sofort.

„Der Lavendel muss geschnitten und aufgehängt werden“, erklärte sie Shadow. Sie ging zu ihrem Gewächshaus, um ihr Werkzeug zu holen und ihre Handschuhe auszutauschen. Mr. Wallace würde noch etwas Arnika brauchen, die nächste Woche blühen sollte, und ihr Vorrat an Brennnesseln und Heidekraut war gering. Sie überprüfte ihre Fingerhutknospen und war erfreut zu sehen, dass sie begannen, Blüten zu bilden.

“Catriona?”

Sie fuhr zusammen, als sie ihren Namen hörte. Sobald sie den Garten betrat, hatte sie alles um sich herum vergessen und vertiefte sich in ihre Arbeit.

„Ja, Mama“, antwortete sie Lady Craig.

„Können wir kurz reden? Du kannst deine Arbeit gern fortsetzen.“

„Natürlich.“ Catriona nahm einen Korb aus dem Regal und eine Schere. Sie konnte beim Reden keine Salben mischen, aber ernten.

Schweigend gingen sie weiter, bis Catriona ihren Korb abstellte und anfing, die Stängel des Lavendels zu büscheln und zu schneiden.

„Gibt es einen anderen Grund, warum du nicht nach Yardley gehen möchtest?“, fragte ihre Mama.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“, antwortete Catriona ausweichend.

„Wirklich nicht?“

„Ich bin sehr glücklich hier. Ich liebe es, Papa bei seiner Arbeit zu helfen. Ich glaube, es ist ein richtiges Gottesgeschenk.“

„Das kann man wohl sagen. Das verstehe ich. Aber es ist auch akzeptabel, sich etwas Zeit für Freizeit und Reisen zu nehmen. Tatsächlich tut es der Seele gut, sich auszuruhen.“

„Ich bin sicher, dass es so ist, aber ich fühle mich jetzt ausgeruht. Kann ich nicht bis zu einem anderen Zeitpunkt warten?“

„Es erscheint einfach ungewöhnlich, dass du hier allein bleiben möchtest“, Lady Craig blieb hartnäckig.

„Ich werde nicht allein sein“, wiederholte Catriona.

Lady Craig seufzte. „Hast du Angst, in die Gesellschaft zu gehen?“

Catriona zögerte. „Ich weiß nicht, ob ich die Ursache meines Widerwillens richtig benennen kann. Vielleicht ist das ganz normal, Maili und ich sind schließlich Waisen. Das soll nicht heißen, dass ich nicht dankbar bin, dass du und Papa uns deinen Namen gegeben haben, aber in der Gesellschaft dreht sich alles um Blutlinien und Abstammung, von denen ich keine habe.“

„Euer Vater war ein Gentleman.“

„Für Londoner Verhältnisse einer von sehr niedriger Bedeutung!”, protestierte Catriona.

„Ich habe mich selbst nicht groß für die Gesellschaft interessiert, aber es gibt viele Menschen, denen du am Herzen liegst und die dich gerne sehen würden."

„Haben du und Papa es eilig, mich verheiratet zu sehen?“

„Natürlich nicht!“ Lady Craig sah verletzt aus. „Wir lieben deine Arbeit und freuen uns, dich hier zu haben. Wir möchten nur, dass dir alle Möglichkeiten offen stehen.“

„Ich weiß es zu schätzen, aber ich fühle mich noch nicht dazu bereit. Darf ich dieses Jahr zu Hause bleiben und vielleicht als nächstes einen Aufenthalt in London in Erwägung ziehen?"

Ihre Mama legte den Kopf schief und sah nachdenklich aus. „Ich wage zu behaupten, dass ich deinen Papa überreden könnte, wenn Miss Potts als Anstandsdame bleibt.“

„Tante Ida war gut genug für dich.“ Catriona hielt sich zurück, um nicht laut zu stöhnen. Sie und ihre Gouvernante waren nicht immer einer Meinung.

„War sie das?“, Lady Craig kicherte. „Ich war auch einige Jahre älter als du und viel welterfahrener. Wie auch immer, die Dorfbewohner haben mir nicht vergeben.“

„Sie kannten dich noch nicht. Ich verspreche dir, ich werde genau das tun, was ich heute mache.“

„Ich weiß, dass du das wirst. Darum mache ich mir keine Sorgen.“ Ihre Mama strich mit ihrer Hand leicht über Catrionas Gesicht und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. „Ich werde mit deinem Papa sprechen, wenn er von der Inspektion der Brennblasen zurückkommt.“

„Wann reist ihr ab?“

„Am nächsten Montag. Wir werden vor dem Sonnenwendeball zurückkehren.“

Auf dem Gut drehte sich alles um die Ernte. „Das wird nicht mehr lange dauern. Du kannst sicher sein, dass ich nicht zu Schaden kommen werde.“

„Die Entscheidung liegt bei deinem Papa, aber ich werde ein gutes Wort für dich einlegen.“

„Danke Mama.“

Kapitel Zwei

John blieb am Rand des Gartens stehen und beobachtete Catriona einige Minuten lang. Irgendwann war sie für sein Glück unentbehrlich geworden. Wann genau, konnte er nicht sagen. Er hatte zugesehen, wie sie sich von einer Heranwachsenden zu einer Frau entwickelt hatte, und sie war irgendwie seine beste Freundin geworden. Sie hatte ihn nie so behandelt, als wäre er anders – wahrscheinlich, weil sie ihn nicht als Bedrohung ansah. Für sie war er wohl wie ein Onkel. Sie war ihm zweifellos zugetan, aber das spielte keine Rolle, denn daraus konnte nie etwas werden.

Tief in seinem Inneren hatte er gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem sie das Nest verlassen und davonfliegen würde. Selbstsüchtig hatte er gehofft, dass es nicht so bald sein würde, aber vielleicht war es besser so. Es würde weniger weh tun, wenn er das Unvermeidliche nicht hinauszögerte.

Er stieß das Eisentor auf, das daraufhin knarrte. Shadow hob ihren Kopf und legte ihn dann wieder ab. Catriona sah ihn mit diesen grauen Augen und dem Lächeln an, das sie nur für ihn hatte – das Lächeln, das ihm jeden Morgen half, aus dem Bett zu kommen. Er würde bald einen anderen Grund finden müssen, dachte er traurig.

„Wo waren Sie denn? Und warum das Stirnrunzeln?“

„Ich habe mit Ihrem Papa gesprochen und Vorbereitungen für Ihre Reise getroffen.“

Sie stieß frustriert den Atem aus, wodurch die Haarsträhnen, die ihr Gesicht umrahmten, flatterten. „Ich hoffe, Papa wird mich nicht zwingen zu gehen.“

„Ich kann mich während Ihrer Abwesenheit um den Garten kümmern, falls Ihnen das Sorge bereitet.“

„Das ist sehr nett von Ihnen, da bin ich mir sicher. Aber ich fürchte, Sie könnten eine Pflanze töten, wenn Sie sie nur ansehen. Ich habe viele Jahre gebraucht, um meinen jetzigen Wissensstand zu erreichen“, sagte sie mit ernster Stimme.

„Ich habe keinen Zweifel, wenn Sie genaue Anweisungen hinterlassen, kann ich sie befolgen.“

Sie schenkte ihm ein amüsiertes Grinsen und legte ohne offensichtlichen Ekel ihre Hand auf seinen halben Arm.

„Danke für das Angebot, John. Ich möchte einfach nicht gehen. Es gibt nichts, was mich an einer Reise nach Yardley oder London reizt.“

„Ich denke, Sie wollten die Familie besuchen? War Lady Vernon nicht diejenige, die Sie unterstützt hat, bevor Lord Craig Ihr Vormund wurde?“

„Ja, aber ich kann sie auch sehen, wenn sie Alberfoyle besuchen. Ich werde ihr einen sehr hübschen Brief schreiben, in dem ich alles erkläre.“

Er zuckte die Achseln, als wäre es ihm gleichgültig. „Wie Sie wünschen. Es wird weniger Arbeit für mich sein, wenn Sie hierbleiben.“

„Vielen Dank auch“, sagte sie untypisch schnippisch. „Ich freue mich zu erfahren, dass ich Ihnen so viel bedeute.“