Читать книгу Der letzte Mohikaner (James Fenimore Cooper) онлайн бесплатно на Bookz (2-ая страница книги)
bannerbanner
Der letzte Mohikaner
Der letzte Mohikaner
Оценить:
Der letzte Mohikaner

3

Полная версия:

Der letzte Mohikaner

»Wir wollen uns nicht über die Vortrefflichkeit des Weges streiten«, versetzte Heyward lächelnd. »Es ist genug, wenn ich Euch sage, daß wir uns einem indianischen Führer anvertraut haben, der uns einen wesentlich kürzeren Weg führen wollte. Er muß sich scheinbar verirrt haben.«

»Ein Indianer in den Wäldern verirrt!« sprach der Kundschafter, bedenklich den Kopf schüttelnd. »Es ist seltsam, daß sich ein Indianer zwischen dem Horican und der Krümmung des Flusses nicht mehr zurechtfinden soll! Ist er ein: Mohawk?«

»Nicht von Geburt, obgleich er von diesem Stamme aufgenommen worden ist. Ich glaube, er ist einer von denen, die Ihr als Huronen bezeichnet.«

»Howgh!« riefen die zwei Begleiter des Kundschafters, die bis dahin dem Gespräch unbeweglich und scheinbar gleichgültig zugehört hatten.

»Ein Hurone!« wiederholte der Kundschafter bedenklich. »Das ist ein diebisches Geschlecht. Es sollte mich nicht wundern, wenn Ihr es nicht noch mit mehreren von ihnen zu tun bekommt.«

»Ihr vergeßt, unser Führer ist jetzt ein Mohawk und dient als Freund bei unserem Heer.«

»Und ich sage Euch, wer als Mingo geboren ist, als Mingo auch stirbt«, entgegnete der Jäger bestimmt.

»Ich will jetzt nicht den Charakter eines Mannes untersuchen, den ich kenne und der Euch fremd ist«, sprach Heyward ungeduldig. »Sagt mir lieber, wie weit wir von Fort ›Edward‹ entfernt sind.«

»Das kommt darauf an, wer Euch führt«, erwiderte ausweichend der Kundschafter.

»Ich wünsche keinen Streit mit Euch«, bemerkte Heyward in höflicherem Ton. »Wenn Ihr mir die Entfernung von Fort ›Edward‹ sagt und mich dahin führt, so soll Eure Bemühung nicht unbelohnt bleiben.«

»Wer bürgt mir dafür, daß ich keinen Feind oder Spion Montcalms nach den Festungswerken des Heeres führe? Nicht jeder, der Englisch spricht, ist deshalb ein Ehrenmann.«

»Wenn Ihr bei dem Heere dient und dessen Kundschafter seid, so müßt Ihr das sechzigste Regiment des Königs und seinen Major kennen.«

»Seinen Major?« unterbrach der Jäger. »Wenn ein Mann im Lande ist, der Major Effingham kennt, so bin ich es.«

»Das Korps hat mehrere Majore. Den Ihr kennt, meine ich nicht. Ich spreche von dem jüngsten, der die Kompanien in ›William Henry‹ befehligt.«

»Ich habe auch von ihm gehört. Er ist noch recht jung für einen solchen Rang, doch sagt man, er sei ein geschickter Soldat.«

»Was er auch immer sein mag, er spricht jetzt mit Euch und Ihr habt daher keinen Feind in ihm zu fürchten.«

Der Kundschafter betrachtete Heyward erstaunt und antwortete immer noch etwas argwöhnisch:

»Ich habe gehört, daß heute morgen eine Abteilung aus dem Lager nach dem Ufer des Sees abgehen sollte.«

»Da habt Ihr recht gehört. Ich wählte einen kürzeren Weg und verließ mich dabei auf den indianischen Führer.«

»Und er täuschte Euch und lief davon.«

»Keines von beiden, denn er ist noch in meinem Gefolge.«

»Ich möchte mir diesen Menschen etwas näher ansehen.

Wenn es ein echter Irokese ist, dann erkenne ich ihn sofort an seinem falschen Blick und an der Farbe seines Gesichtes«, sprach der Kundschafter und schritt an Heywards Pferd vorbei.

Nachdem er das Gebüsch beiseite geschoben hatte, traf er einige Schritte weiter auf die Frauen, die der Besprechung mit Sorge zugehört hatten. Etwas abseits lehnte der Läufer an einem Baum. Mit unveränderter Miene hielt er der Prüfung des Kundschafters stand. Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Forschungen verließ ihn der Jäger und kehrte zu Heyward zurück.

»Ein Mingo ist und bleibt ein Mingo«, sprach er. »Wenn wir alleine wären, so könnte ich Euch den Weg nach ›Edward‹ in einer Stunde zeigen. Aber mit den Frauen in Eurem Gefolge ist das unmöglich.«

»Warum? Sie sind zwar ermüdet, aber für einen Ritt von ein paar Meilen noch kräftig genug!«

»Es ist vollkommen ausgeschlossen«, wiederholte der Kundschafter bestimmt. »In Begleitung Eures indianischen Läufers möchte ich nach Einbruch der Nacht keine Meile in diesen Wäldern gehen. Sie sind voll von lauernden Irokesen und Euer falscher Mohawk weiß genau, wo er sie zu finden hat.«

»Seht Ihr die Sache so an?« sprach Heyward jetzt leiser. »Ich selbst habe auch schon Verdacht geschöpft und wollte ihm nicht länger folgen. Deshalb ließ ich ihn hinter mir hergehen.«

»Ich wußte, daß er ein Schurke ist, als ich ihn sah!« versetzte der Kundschafter. »Der Dieb lehnt am Fuße des jungen Baumes. Ich kann ihn von hier aus aufs Korn nehmen und dafür sorgen, daß ihm wenigstens für einen Monat das Herumstreichen in den Wäldern vergeht.«

»Das dürft Ihr nicht, er kann auch unschuldig sein.«

»Auf die Schurkerei eines Irokesen darf man mit Sicherheit rechnen«, sprach der Kundschafter und griff nach seiner Büchse.

»Halt!« unterbrach ihn Heyward. »Wir müssen an etwas anderes denken – auch wenn ich Grund habe zu glauben, daß er mich getäuscht hat.«

Der Jäger, der seine Absicht, den Läufer lahm zu schießen, aufgegeben hatte, sann einen Augenblick nach. Dann machte er ein Zeichen, das seine zwei roten Begleiter an seine Seite rief. Sie sprachen leise, aber lebhaft in delawarischer Sprache miteinander. Die beiden Indianer hatten seine Wünsche bald verstanden, legten ihre Gewehre weg und wandten sich in entgegengesetzter Richtung in das Dickicht.

»Jetzt geht zurück«, sprach der Jäger wieder zu Heyward. »Haltet den roten Teufel mit Reden hin. Die Mohikaner wollen ihn lebendig fangen, ohne seine Schminke zu verderben.«

»Nein«, sprach Heyward stolz, »ich will ihn selbst fassen.«

»Pah! Was vermögt Ihr zu Pferde gegen einen Indianer?«

Heyward befolgte den Rat, obgleich ihm die Rolle, die er zu spielen hatte, nicht behagte. Von Sorgen bedrückt, verließ er den Kundschafter und ritt nach der Stelle, wo der Läufer immer noch an den Baum gelehnt stand.

»Du siehst, Magua«, sprach er vertraulich, »daß die Nacht einbricht und wir immer noch in der Nähe von ›William Henry‹ sind. Du hast den Weg verfehlt. Doch zum Glück haben wir einen Jäger getroffen, der ist mit den Fährten des Wildes vertraut und verspricht uns nach einem Platze zu fuhren, wo wir uns bis morgen ausruhen können.«

Der Indianer heftete seine funkelnden Augen auf Heyward und fragte in seinem gebrochenen Englisch: »Ist er allein?«

»Allein?« wiederholte verlegen Heyward. »Du weißt ja, daß wir bei ihm sind.«

»Dann kann le Renard Subtil gehen«, erwiderte der Läufer. »Und die Bleichgesichter werden nur Leute ihrer eigenen Farbe sehen.«

»Wen nennst du le Renard Subtil?«

»Diesen Namen haben mir meine kanadischen Väter gegeben«, antwortete stolz der Läufer.

»Es ist gut, Magua«, sprach Heyward. »Sind wir nicht Freunde? Warum sollen böse Worte zwischen uns gewechselt werden? Komm, ruhe deine müden Glieder jetzt aus und öffne deine Reisetasche, um dich zu stärken. Wir haben nur wenig Zeit, und wenn die Frauen ebenfalls gegessen haben, wollen wir weitergehen.«

»Die Bleichgesichter machen sich zu Hunden ihrer Frauen«, murmelte der Indianer in seiner Muttersprache. »Und wenn sie essen wollen, müssen ihre Krieger den Tomahawk beiseite legen.«

»Le Subtil sagt, es ist gut.«

»Was sagst du, Renard?«

Der Indianer blickte Heyward scharf ins Gesicht. Als er aber seinem Blick begegnete, wandte er sich schnell ab, nahm den Rest eines früheren Mahles aus der Tasche und begann zu essen.

»So ist es recht«, fuhr Heyward fort, »Renard wird morgen wieder die Kraft haben, um den rechten Weg zu finden.« Er hielt in seiner Rede inne, denn er hörte das Knistern dürrer Reiser und das Rauschen von Blättern. Auch Magua ließ seine Hand vom Munde herabsinken und bog lauschend den Kopf seitwärts. Heyward, der seinen Bewegungen wachsam folgte, ließ nachlässig die Hand zu seinem Pistolenhalfter hinabgleiten. Jetzt stand le Subtil vorsichtig auf. Heyward fühlte, daß der Augenblick gekommen war, um zu handeln. Er stieg aus dem Sattel und sprach immer noch in vertraulichem Tone: »Le Renard Subtil ißt nicht. Ich will sehen, ob ich unter meinem Vorrat etwas finde, was ihm besser schmeckt.«

Magua hielt die Reisetasche hin. Doch kaum fühlte er, daß Heywards Finger sich vorsichtig über seinen nackten Arm bewegten, da schlug er die Hand des jungen Mannes zurück und sprang mit einem großen Satz in das gegenüberliegende Dickicht. Im nächsten Augenblick erschien die Gestalt Chingachgooks und eilte dem Entflohenen nach. Kurz darauf folgte Unkas und dann wurde der Wald durch einen Feuerschein erhellt, dem ein scharfer Knall aus der Büchse des Jägers folgte.

5. Kapitel

Die plötzliche Flucht des Irokesen und das wilde Geschrei der Verfolger setzten Heyward in Erstaunen. Auch er stürzte in das nahe Gebüsch, um sich an der Jagd zu beteiligen. Kaum hatte er aber einige Schritte zurückgelegt, als er bereits die drei Waldbewohner von ihrer fruchtlosen Verfolgung zurückkehren sah.

»Warum so schnell den Mut verlieren?« rief er, »der Schurke muß sich hinter einem der Bäume verborgen haben.«

»Wollt Ihr den Wind mit einer Wolke jagen?« fragte ärgerlich der Kundschafter. »Da, seht einmal diesen Strauch an, seine Blätter sind rot, und doch weiß jeder Mann, daß er nur im Monat Juli blüht.«

»Das ist Blut von le Subtil! Er ist verwundet!«

»Ich habe ihn leider nur leicht verwundet und dafür hüpft der Bursche um so länger«, entgegnete der Kundschafter.

»Wir sind aber vier kräftige Männer gegen einen Verwundeten!«

»Wollt ihr euer Leben verlieren?« unterbrach der Kundschafter. »Der rote Teufel brächte uns in den Bereich der Tomahawks seiner Gesellen, ehe wir uns von der Jagd erhitzt hätten. Kommt, Freunde, verlassen wir diesen Platz, sonst trocknen morgen um diese Stunde unsere Skalpe im Winde!«

Diese kaltblütige Erklärung des Kundschafters erinnerte Heyward an die Wichtigkeit des Amtes, das er freiwillig übernommen hatte. Seine Einbildungskraft verwandelte jedes Gebüsch, jeden Stamm in menschliche Gestalten und oftmals glaubte er die furchtbaren Gesichter lauernder Feinde zu erkennen.

»Was ist nun zu tun?« fragte er ziemlich hilflos. »Verlaßt mich nicht und helft die mir anvertrauten Damen verteidigen. Ich werde es euch lohnen!«

Der Jäger und seine Begleiter, die sich in der Sprache Ihres Stammes berieten, achteten nicht seiner Worte, Ihre Unterhaltung wurde leise und vorsichtig geführt. Offenbar besprachen sie Maßnahmen, die das Wohl der Reisenden betrafen. Ungeduldig trat Heyward näher zu dieer Gruppe heran, um sein Anerbieten zu wiederholen. Da machte der Weiße mit der Hand eine Bewegung und sagte wie im Selbstgespräch:

»Unkas hat recht! Es wäre unmenschlich, diese harmlosen Geschöpfe ihrem Schicksal zu überlassen. Die Mohikaner und ich wollen alles tun, um die beiden Damen vor Schaden zu bewahren und ohne Hoffnung auf andere Belohnung als solche, die Gott immer rechtschaffenem Handeln zuteil werden läßt. Zuvor müßt Ihr aber in Eurem Namen, wie auch für Eure Freunde zweierlei versprechen.«

»Redet bitte!«

»Erstens müßt ihr euch noch stiller verhalten als diese Wälder hier, möge auch geschehen, was will. Zweitens müßt Ihr uns versprechen, den Ort geheimzuhalten, wohin wir euch bringen werden.«

»Ich verspreche Euch alles zu tun, um diese beiden Bedingungen zu erfüllen.«

»So folgt mir denn.«

Heyward folgte dem Kundschafter nach der Stelle, wo er die Reisegesellschaft zurückgelassen hatte. Dort machte er die ängstlichen Frauen mit den Bedingungen ihres neuen Führers bekannt. Schweigend ließen sich die Damen aus den Sätteln helfen und gingen schnell an den Rand des Wassers, wo sich bereits die Mohikaner befanden.

»Was machen wir bloß mit den Pferden?« murmelte der Jäger.

»Wir geben ihnen die Zügel frei und lassen sie im Walde laufen«, riet Heyward.

»Nein, nein, es ist besser, wir leiten die Indianer irre.«

Die beiden Indianer schienen den gleichen Gedanken wie der Kundschafter zu haben. Sie ergriffen die Zügel und führten die erschreckten Pferde in das Bett des Flusses hinab. In der Zwischenzeit zog der Kundschafter ein Kanu aus Baumrinde aus einem Versteck hervor und ließ die Frauen, Heyward und den Sänger einsteigen. Der Kundschafter stieß mit dem Fuß das Boot von dem Ufer in den Fluß und sprang dann selbst noch auf das Fahrzeug. Geschickt steuerte Falkenauge das Kanu, das sich bald dem Ufer näherte und bald wieder entfernte, um Felsblöcke oder tiefe Stellen zu vermeiden. Manchmal hielt er an und horchte aufmerksam, ob nicht ein Laut zu vernehmen war. Dann erst, als er sich überzeugt hatte, daß alles ruhig war, fuhr er vorsichtig weiter. Endlich erreichten sie eine Stelle in dem Fluß, in der Heyward eine Gruppe schwarzer Gegenstände bemerkte. Falkenauge beruhigte den jungen Mann und sprach:

»Hier haben die Mohikaner die Pferde untergebracht. Das Wasser läßt keine Spur zurück.«

Jetzt war die ganze Gesellschaft vereinigt und eine erneute Beratung zwischen dem Kundschafter und den Indianern erfolgte.

Die Pferde waren an Sträuchern festgebunden und mußten im Wasser stehend so die ganze Nacht zubringen. Jetzt hieß der Kundschafter seine Begleiter sich in den vorderen Teil des Bootes setzen, während er sich selbst aufrecht an das andere Ende stellte. Die Indianer zogen sich zurück und der Kundschafter stemmte seine Ruderstange gegen einen Felsen und trieb mit kräftigem Stoß das gebrechliche Fahrzeug mitten in die wilde Strömung hinein. Mehrere Minuten tobte ein erbitterter Kampf zwischen dem leichten Boot und den Strudeln des Stromes. Voller Angst glaubten die Reisenden, daß sie kentern müßten, doch jedes Mal drückte die kräftige Hand des Steuermannes das Kanu der Strömung entgegen. Schon glaubte Alice, von dem Strudel am Fuße des Wasserfalles verschlungen zu werden, da blieb plötzlich das Kanu an der Seite eines flachen Felsens wie angewurzelt liegen.

»Wo sind wir?« fragte aufatmend Heyward.

»Ihr seid am Fuße des Glenns!« rief der Kundschafter mit lauter Stimme im Brausen des Wasserfalles, »Jetzt steigt schnell aus, denn ich muß noch die beiden Mohikaner und das Wildbret holen.«

Sichtlich froh befolgten die Insassen des Bootes seine Weisung. Kaum hatte der letzte seinen Fuß auf den Felsen gesetzt, da steuerte der Kundschafter erneut das Fahrzeug in die wilde Strömung. Verlassen blieben die Reisenden einige Minuten in hilfloser Ungewißheit zurück. Doch bald lag das Kanu wieder an der Seite des flachen Felsens, und der Kundschafter sowie die beiden Indianer entstiegen ihm.

»Jetzt haben wir eine Festung, eine Besatzung und Proviant! « rief erfreut Heyward. »Habt Ihr drüben auf dem Land etwas von Euren Irokesen gesehen?«

»Irokesen hin, Irokesen her!« rief der Kundschafter mißgelaunt. »Jeder Eingeborene, der eine fremde Sprache spricht, gilt für mich als Feind. Wenn Webb von einem Indianer Treue und Redlichkeit verlangt, so hole er die Stämme der Delawaren und jage seine Irokesen zum Teufel.«

Heyward bemerkte, daß der Kundschafter auf die Abstammung seiner roten Gefährten den größten Wert legte und bemühte sich, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.

»Ich sehe jetzt wohl, daß Eure zwei Begleiter vorsichtige und tapfere Krieger sind. Hörten oder sahen sie etwas von unseren Feinden?«

»Einen Indianer spürt man vorher, ehe man ihn sieht«, antwortete der Kundschafter und stieg den Felsen hinan.

Der Jäger nahm jetzt einige Geräte auf und verließ, von den Mohikanern begleitet, die Reisenden. Bald waren die drei Männer hinter der finsteren Wand eines senkrechten Felsens verschwunden.

6. Kapitel

Heyward und seine Begleiter blieben voller Unruhe zurück. Wenn auch das Betragen des Jägers bis jetzt vollkommen einwandfrei war, so konnte doch sein wildes Aussehen, zusammen mit dem Wesen seiner beiden schweigsamen Genossen, Mißtrauen erregen. Da ließen sich plötzlich gedämpfte Männerstimmen vernehmen und ein plötzlicher Lichtstrahl enthüllte das Geheimnis des Ortes.

An dem fernen Ende einer engen und tiefen Höhle saß der Kundschafter und hielt einen Fichtenbrand in der Hand. Der helle Schein des Feuers fiel auf sein verwittertes Gesicht. In seiner Nähe stand Unkas. Die Reisenden prüften aufmerksam die schlanke Gestalt des jungen Mohikaners. Zum ersten Male hatten Duncan und seine Gefährten Gelegenheit, die markanten Züge ihrer beiden indianischen Begleiter zu betrachten. Alice war sichtlich erstaunt über die stolze Haltung des jungen Indianers.

»Ich könnte ruhig schlafen«, flüsterte Alice, »wenn ich diesen jungen Mann zu meiner Schildwache hätte. Bestimmt, Duncan, werden die grausamen Mordtaten und die furchtbaren Marterszenen nicht verübt, wenn einer wie er dabei wäre.«

»Vertrauen wir, daß dieser Mohikaner unsere Hoffnungen nicht enttäuscht und sich als Freund erweist!«

Das kurze Schweigen wurde durch den Kundschafter unterbrochen, der ihnen zurief, in die Höhle zu treten.

»Sind wir sicher in dieser Höhle?« fragte Heyward, nachdem sie hineingegangen waren. »Ist kein Überfall zu befürchten? Hätte nicht ein einziger bewaffneter Mann am Eingang uns alle in seiner Gewalt?«

Da schritt eine dunkle Gestalt aus der Finsternis hervor, ergriff einen Fichtenzweig und hielt ihn gegen das andere Ende des Versteckes. Es war Chingachgook. Er hob einen Vorhang, und er zeigte, daß die Höhle zwei Ausgänge hatte.

»So alte Füchse, wie Chingachgook und ich, lassen sich nicht so leicht in einem Bau mit einem Ausgange fangen«, bemerkte Falkenauge lachend. »Der Wasserfall war früher einige Schritte unter uns. Der Platz hat eine eigenartige Umwandlung erfahren. Das Wasser hat sich tiefe Höhlen gegraben und ist dann um einige hundert Fuß zurückgetreten.«

»So sind wir denn auf einer Insel?«

»Ja! Zu beiden Seiten haben wir die Wasserfälle und um uns glänzt der Fluß. Wenn es Tag wäre, könnten wir auf die Höhe des Felsens treten und das Spiel des Wasser betrachten.«

Nach Falkenauges Beschreibung waren die Reisenden über die Sicherheit des Versteckes merklich beruhigt und nahmen erfreut das einfache, aber kräftige Mahl ein. Unkas bediente die Damen und verrichtete diese kleinen Aufmerksamkeiten mit einer Mischung von Würde und Ängstlichkeit, die Heyward sehr belustigten.

Chingachgook hatte sich ebenfalls näher in den Bereich des Lichtes gesetzt, und die häufigen unruhigen Blicke seiner Gäste ruhten auf ihm. Neben den Indianern saß der Kundschafter und ließ sich das Essen munden.

»Kommt, Freund«, sprach Falkenauge zu dem Gesangmeister und zog unter einem Haufen Laub ein kleines Fläschchen hervor. »Versucht einmal dieses Getränk. Ich trinke auf gute Freundschaft – wie heißt Ihr eigentlich.«

»David Gamut«, antwortete der Singemeister und tat einen kräftigen Schluck aus dem stark duftenden Gefäß.

»Ein sehr guter Name. Was ist Euer Beruf?«

»Ich bin Gesanglehrer in der Kunst, Psalmen zu singen.«

»Ein seltener Beruf«, murmelte Falkenauge, in sich hineinlachend.

»Laßt uns hören, was Ihr zu leisten vermöget.«

»Mit höchster Freude stimm' ich ein«, versetzte David, holte sein Büchlein hervor und machte seine Brille zurecht.

Dann sang er feierlich eine Hymne. Die beiden Frauen begleiteten ihn mit ihren hellen Stimmen. Während des Gesanges schauten die Indianer auf die Felsen und horchten aufmerksam, als ob sie in Stein verwandelt wären. Die harten Gesichtszüge des Kundschafters wurden weicher. Da ertönte plötzlich von draußen ein furchtbarer Schrei, der die Winkel der Höhle und die Herzen aller, die ihn vernahmen, durchdrang. Dann tiefe Stille, nur das Wasser rauschte.

»Was war das?« fragte Heyward.

Weder Falkenauge noch die Indianer gaben eine Antwort. Immer noch horchten sie, ob sich der Laut wiederhole. Dann unterhielten sie sich in der delawarischen Sprache, und Unkas verließ vorsichtig die Höhle.

»Ich glaube, es gibt keinen Schrei, den Mensch oder Tier ausstoßen könnten, den mein Ohr nicht schon vernommen hätte«, sprach der Kundschafter. »Doch einen solchen Laut habe ich in den dreißig Jahren, in denen ich die Wälder durchzogen habe, noch nicht gehört. Nun Unkas?« fragte er den jungen Häuptling, der unterdessen wieder eingetreten war.

Der Mohikaner antwortete kurz in delawarisch.

»Da draußen ist nichts zu sehen«, fuhr Falkenauge fort. »Unser Versteck liegt noch in der Finsternis. Geht in die andere Höhle und versucht zu schlafen. Ehe morgen die Sonne aufgeht, müssen wir auf den Beinen sein.«

Kora ging mit gutem Beispiel voran und zögernd folgte ihr Alice.

»Verlassen Sie uns nicht, Duncan«, sprach Alice. »Noch immer tönt uns der schreckliche Schrei in den Ohren. Aber es gibt auch noch andere Sorgen, die uns nicht schlafen lassen. Wir müssen immer wieder an unseren Vater denken, der nicht weiß, wo sich seine Kinder in der Wildnis aufhalten.«

»Er ist Soldat und weiß, was einem in den Wäldern alles begegnen kann. Als er von Ihrer Ankunft in Fort ›Edward‹ hörte«, sprach Heyward freundlich weiter, »war er sehr unentschlossen, wie er sich verhalten solle. Doch die Liebe zu seinen Kindern gewann die Oberhand. Immer wieder sprach er von seinen beiden Töchtern. Einmal sagte er –«

Duncan sprach nicht weiter, denn plötzlich erscholl wieder der laute gräßliche Schrei wie zuvor. Voll ängstlicher Erwartung blickten die beiden Frauen Heyward an, ob sich dieser furchtbare Schrei wiederhole. Da hob sich langsam die Decke und der Kundschafter stand in der Öffnung mit einer Miene, die zeigte, daß er die sie bedrohende Gefahr richtig erkannt hatte.

Конец ознакомительного фрагмента.

Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

Вы ознакомились с фрагментом книги.

Для бесплатного чтения открыта только часть текста.

Приобретайте полный текст книги у нашего партнера:


Полная версия книги
bannerbanner