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Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)
Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)
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Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

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Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)
Amy Blankenship

Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben. In den Diebesring des Untergrundes, der von den Dämonen betrieben wurde, hinein zu gelangen, war einfach gewesen… wieder zu entkommen, als sie entschieden, sie umzubringen, das war es, was Lacey Probleme bereitete. Als ihr Partner stirbt, nur damit sie einen Vorsprung haben kann, lässt sie das Opfer nicht umsonst sein und rennt, als wäre eine Horde Dämonen hinter ihr her… was zutrifft. Wie hätte sie wissen sollen, dass ihr Fluchtweg sie direkt in die Mitte eines Dämonenkriegs führte, und geradewegs in die Arme eines sexy Fremden, der mächtiger war, als ihr schlimmster Albtraum? Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben.

Amy Blankenship, RK Melton

Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

Todeswunsch

Blutsbündnis-Serie Buch 12

Amy Blankenship, RK Melton

Translated by Martina Hillbrand (https://www.traduzionelibri.it/profilo_pubblico.asp?GUID=fed007dfaf061d98c1cfff6a25035574&caller=traduzioni)

Copyright © 2013 Amy Blankenship

Zweite Auflage herausgegeben von Amy Blankenship

Übersetzt ins Deutsche von Martina Hillbrand

Alle Rechte vorbehalten

Kapitel 1

Ren schielte hinunter auf die Frau in seinen Armen, als er durch Gypsys Wohnzimmer im Bombenkeller zu dem Vorhang aus Perlenschnüren ging, der ihr Schlafzimmer abgrenzte.

Was seine Aufmerksamkeit am stärksten auf sich zog, war die dünne Schmutzschicht, die ihr Gesicht bedeckte wie Make-Up, das ihre makellose Haut verstecken sollte. Unfähig, sich selbst davon abzuhalten, ließ Ren seinen Blick langsam wieder zu ihren perfekten Lippen gleiten und dann zurück zu ihren langen, dunklen Wimpern, die ihre Wangen berührten. Es brauchte mehr als Schmutz und übergroße Kleidung, um ihre Weichheit und Schönheit vor ihm zu verbergen.

Er konnte den dicken Stoff fühlen, den sie fest um ihre Brust gewickelt hatte, und es ärgerte ihn. Kein Wunder, dass sie oben in Ohnmacht gefallen war… er bezweifelte, dass sie überhaupt normal atmen konnte, wenn sie ihre Brüste so eng zuschnürte. Insgeheim fragte er sich, wessen geniale Idee es gewesen war, sich als Junge zu verkleiden… hoffentlich nicht ihre.

Ren blieb neben dem Bett stehen und beugte sich darüber, um Lacey auf die weiche Matratze zu legen. Es war sein Pech, dass die Frau genau in diesem Moment aus ihrer Ohnmacht erwachte, und sich gegen ihn wehrte.

Das Erste, was Lacey auffiel, waren die starken Arme, die sie so besitzergreifend festhielten. Ihr Gehirn schaltete automatisch auf Panik um, als ihre paranoiden Gedanken sofort meinten, dass der gefährliche Dämon, vor dem sie seit zwei Wochen auf der Flucht war, sie endlich gefangen hatte.

Wenn dies ihr Ende sein sollte, dann würde sie keinesfalls kampflos aufgeben. Ehe die Dunkelheit auch nur die Gelegenheit hatte, ihr Blickfeld zu verlassen, begann sie, Faustschläge gegen das Monster auszuteilen, das sie festhielt.

„Lass mich los, du herzloser Mistkerl!“, rief Lacey und begann zu strampeln, um den Dämon umzuwerfen.

Ren war nicht auf den Angriff vorbereitet gewesen, und fing seine Sonnenbrille aus der Luft auf, die sie aus seinem Gesicht geboxt hatte, während er keine Hand freigehabt hatte, um sich zu verteidigen. Nachdem er schnell genervt wurde, knirschte er mit seinen Zähnen und ließ sie einfach auf die Matratze fallen.

Während er seine Sonnenbrille noch in seiner Hand hielt, richtete Ren sich zu seiner vollen Größe auf und sah zu, wie sie einmal von der Matratze hochfederte, und es dann irgendwie schaffte, in der Luft ihre Knie anzuziehen, sodass sie darauf landete. Die Bewegung war schnell für einen Menschen… sehr beeindruckend.

Lacey blinzelte und fühlte sich mehr als nur erleichtert, als ihr Blick endlich klar wurde und sie erkannte, dass es nur Gypsys übermäßig gutaussehender Leibwächter war. Dennoch zog sie ihre Augenbrauen zusammen, als ihr Blick auf seine merkwürdigen Augen fiel. In weniger als einer Sekunde entschied sie, dass die Farbe seiner Augen sie an Quecksilber mit einem blauen Rand erinnerte. So dumm das auch erschien, machten ihn seine Augen nur noch attraktiver, denn sie war sehr sicher, dass er nicht blind war.

„Oh, du bist es nur“, murmelte sie dankbar und zog innerlich den Kopf ein, als er eine Augenbraue hob und sie fragend ansah.

„Wer dachtest du, dass ich bin… der Teufel?“, fragte Ren und setzte seine dunkle Sonnenbrille wieder auf. Er war immer noch überwältigt von der Tatsache, dass sie ihm geradewegs in die Augen gesehen hatte und nicht vor Furcht zurückgeschreckt war.

Lacey starrte ihn einen Moment lang an und zwang sich dazu, das beängstigende Bild des Dämons und seiner Untertanen aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sagte mit so viel Sarkasmus, wie sie hervorbringen konnte, während ihr Herz raste: „Nein, du bist kein Teufel… nur irgendein Spanner, der es scheinbar nicht schafft, seine Hände von mir zu lassen.“

Ren grinste halb, halb starrte er sie wütend an und entgegnete mit ebenso viel Sarkasmus: „Das hättest du wohl gerne.“

„Hätte ich gerne?“, fragte Lacey scharf und richtete sich auf, sodass sie auf der Matratze kniete.

Sie streckte ihre Arme an ihren Seiten nach unten und ballte ihre Fäuste, während sie immer noch gegen die Angst ankämpfte, die durch ihr Rückgrat krabbelte. Sie hatte keine Zeit hierfür. Wenn sie hier nicht schnell herauskam, dann bestand die Gefahr, dass es zu spät war, um abzuhauen, und der Grund für ihre Verspätung stand genau vor ihr.

„Ja… das hättest du gerne“, wiederholte Ren, während er sich fragte, wie eine dermaßen wilde Frau so hübsch aussehen konnte, wenn sie als Junge verkleidet war.

„Ich sage dir, was ich gerne hätte: Ich hätte gerne, dass du mich einfach das holen lässt, wofür ich gekommen bin, damit ich mich wieder auf den Weg machen kann“, verkündete sie mit erhobenem Kinn.

„Wo wir davon sprechen… was war es eigentlich, was du stehlen wolltest, und für wen wolltest du es stehlen?“, fragte Ren, während er sich ein wenig zu ihr hinunterbeugte, um sie einzuschüchtern, damit sie die eine Frage beantwortete, die ein Loch in sein Gehirn fressen wollte. Der Gedanke, dass sie sich selbst in Gefahr brachte, indem sie mit Dämonen zusammenarbeitete, gefiel ihm überhaupt nicht und er unterdrückte den Drang, sie zu packen und zu schütteln, bis sie ihren Verstand wiederfand.

Obwohl sie seine Augen aufgrund der Sonnenbrille nicht sehen konnte, konnte Lacey den silbernen Blick auf sich fühlen und sie musste ein Schaudern unterdrücken. Ihren misstrauischen Blick fest auf ihn gerichtete, rutschte sie rückwärts über das Bett, um Abstand von ihm zu gewinnen, nur um dann überrascht zu blinzeln, als er plötzlich aus ihrem Blickfeld verschwand.

Sie konnte ein leises, ängstliches Kreischen nicht unterdrücken, das ihr entkam, als sie fühlte, wie zwei Hände ihre Schultern in genau dem Moment packten, als ihre linke Hand und ihr Knie plötzlich gleichzeitig in die Luft griffen. Wenn er sich nicht so schnell bewegt hätte, dann wäre sie rückwärts vom Bett gefallen.

„Wie wäre es, wenn du endlich einmal nur eine verdammte Minute ruhig sitzenbleibst?“, fragte Ren etwas barscher als geplant, aber diese Frau würde sich entspannen müssen, um zu verhindern, dass sie sich selbst verletzte.

Laceys Atem ging schneller und ihr Blick schoss durch den Raum auf der Suche nach irgendeiner Waffe. Zu ihrer Erleichterung erkannte sie mehrere Waffen an den Wänden und sie grinste darüber, dass ihr Großvater immer so klug gewesen war, vorauszudenken. Zu dumm, dass sie alle außerhalb ihrer Reichweite waren.

Der Mann, der ihre Schultern festhielt, hatte sich viel zu schnell bewegt, als dass er ein Mensch sein konnte… das bedeutete, dass er ein Dämon war. Aber wenn das so war, was, zur Hölle, machte ein Dämon im geheimen Bombenkeller ihres Großvaters und wieso war sie mit ihm alleine?

Plötzlich blinzelte sie und all ihre Gegenwehr erschlaffte, als eine Erinnerung sie wie eine Ohrfeige traf. Opa war tot. Ein Geräusch an der Tür ließ sie ihren Kopf herumreißen und sie erblickte Gypsy und den anderen Mann, der die Ladentür eingetreten hatte, der nun mit ihr ins Schlafzimmer kam.

Gypsys Schultern sackten ab, als Laceys Gesichtsausdruck sich langsam von Trauer in Wut veränderte, als sie einander anstarrten.

„Kannst du sie hier rauswerfen, damit ich ein wenig Zeit habe, um wieder klar zu denken?“, fragte Lacey ärgerlich, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die der Gedanke, dass sie ihren Großvater nie wieder sehen würde, hervorrief.

„Muss ich dich daran erinnern, dass du diejenige bist, die sich hier uneingeladen hereingeschlichen hat?“, bemerkte Ren scharf, wünschte sich, dass irgendwo in der Nähe ein Dämon wäre, der Gedanken lesen konnte, damit er dessen Macht anzapfen konnte. Er würde sein ganzes Geld geben, um zu erfahren, was die Frau gerade dachte. Das Allerletzte, was er jetzt tun wollte, war, ihr genug Zeit zu geben, um eine schöne Lügengeschichte zu erfinden, ehe er die Wahrheit aus ihr herausbekommen konnte.

„Ren, bitte… kannst du mit Nick nach oben gehen und uns Frauen ein wenig Zeit für uns selbst geben?“, fragte Gypsy freundlich, denn sie hatte Mitleid mit Lacey. Sie selbst hatte schon Zeit gehabt, ihre Trauer um ihren Opa zu überwinden… aber Lacey hatte es gerade erst erfahren.

Ren starrte Gypsy einen Moment lang an, ehe er wieder auf das Mädchen hinuntersah, das er immer noch festhielt. Seine Finger umklammerten ihre Schulter ein wenig fester, als er sich hinunterbeugte, sodass seine Lippen nur zwei Zentimeter von ihrem Ohr entfernt waren. „Ich werde in der Nähe sein.“

Lacey war sicher kein Neuling im Business und sie verstand die Drohung, die zwischen den Zeilen seiner Worte lag, ausgezeichnet.

Gypsy seufzte und schüttelte ihren Kopf, ehe sie mit weiten Handbewegungen beide Männer aus dem Zimmer winkte. „Geht schon, ich komme schon alleine klar.“ Sie blies ihre Stirnfransen aus ihren Augen, als sie das Schlafzimmer verließen, aber direkt dahinter im Wohnzimmer stehenblieben und sie anstarrten.

Mit gerunzelte Stirn schritt sie ruhig zur Tür des Bombenkellers und zeigte hinaus. „Ich will euch nicht zu nahe treten, aber ich habe meine Cousine seit über einem Jahr nicht gesehen und ich denke, sie hat mindestens genauso viele Fragen wie ihr… also raus.“

Nick legte eine Hand auf Rens Schulter und schob ihn sanft Richtung Tür. Er zog die Hand schnell wieder zurück, als Ren sie abschüttelte und vor ihm durch die Tür stürmte.

Ehe er ihm folgte, drehte Nick seinen Kopf und lächelte Gypsy beruhigend an. „Wir werden gleich hier draußen sein, falls du etwas brauchst. Lasst euch ruhig Zeit.“

Ren wirbelte herum, um Nicks letzter Aussage zu widersprechen, aber die Worte erstarben auf seinen Lippen, als er sah, dass Lacey nun direkt hinter Gypsy stand, ein zufriedenes Grinsen auf ihrem Gesicht, als hätte sie gerade alles bekommen, was sie wollte. Diese kleine Göre ging ihm furchtbar auf die Nerven und war kurz davor, ihn zur Weißglut zu bringen… also beschloss er, ihr kleines Spielchen mitzuspielen.

Den Kopf so zur Seite gelegt, dass sie das Silber seiner Augen sehen konnte, erwiderte Ren ihr Grinsen mit einem finsteren Ausdruck, sodass ihr Lächeln ein wenig verblasste.

Lacey konnte nicht glauben, dass dieser Typ sie tatsächlich angrinste, als wüsste er etwas, was sie nicht wusste. Nun, zur Hölle mit ihm. Als Rache streckte sie die Hand aus und warf die Tür so fest ins Schloss, dass ein lautes Donnern ertönte, ehe sie sie absperrte.

‚Da hast du, du sexy 80er-Verschnitt‘, maulte sie innerlich, wobei sie die Tatsache, dass sie ihm mit dieser Beleidigung gerade ein Kompliment gemacht hatte, einfach überging.

„Du kleines…“, donnerte Ren und streckte die Hand nach dem Rad aus, um die Tür wieder aufzuschließen, aber Nick schlug den Arm schnell weg.

„Ach komm schon, ich bezweifle, dass sie gefährlich ist“, meinte Nick in dem Versuch, Ren zu beruhigen. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, sie zittert fast vor Angst, sie hat nicht vor, die Weltmacht an sich zu reißen. Außerdem gibt es nur einen Weg aus diesem Bombenkeller und wir stehen genau davor. Glaub mir… diese Frau stellt keine Gefahr dar.“

„Verpiss dich!“, zischte Ren verbittert. „Wenn sie so verdammt unschuldig ist, wieso ist sie dann als Junge verkleidet und bricht mitten in der Nacht in den Laden ihres Opas ein? Oh, und lass uns nicht vergessen, dass sie geradewegs zu dem Tresor gegangen ist, in dem bis gestern noch eine Menge sehr mächtiger Stücke lagen, für die jeder Dämon sein Dämonenschwert geben würde? Erklär mir das, Robin“, endete er großspurig.

Nick grinste und schüttelte langsam den Kopf. „Oh nein… ich bin Batman.“

„Wie du willst… Robin“, sagte Ren, während er seine Hand ausstreckte und flach auf die Tür legte und seine Augen schloss, um sich zu konzentrieren.

Er runzelte die Stirn, als Nicks Gedanken, die nicht besonders nett waren, plötzlich laut und deutlich durch seinen Kopf schossen. Ren konnte sich nicht davon abhalten, still über die Macht des Gedankenlesens zu jammern, die gerade vorhin, als er sie gebraucht hätte, nicht dagewesen war. Wo auch immer dieser gedankenlesende Dämon war… er musste einmal stehenbleiben, verdammt.

Gypsy seufzte über Laceys Dickköpfigkeit und drehte sich um, um ihre Cousine zu betrachten. Sie machte sich nicht die Mühe, ihr zu sagen, dass beide Männer wussten, wie sie die Tür öffnen konnten, die sie ihnen gerade vor der Nase zugeschlagen hatte. Wenn sie Ren weiterhin so gegenübertrat, dann würde sie es bald herausfinden… dessen war Gypsy sicher.

„Was, um alles in der Welt…“, begann Gypsy, nur um ihre Lippen fest aufeinanderzupressen, als Lacey plötzlich die Hand ausstreckte, ihre Fingerspitzen auf Gypsys Lippen legte und „pssst“ machte.

„Wo ist unser Kristall?“, flüsterte Lacey kaum hörbar, ehe sie durch das Zimmer ging und die große Anzahl von Glaskugeln betrachtete, die Gypsy in ihrer Privatsammlung hatte.

Gypsy lächelte, als ihr klar wurde, wonach Lacey suchte, und sie ging zu ihrem Schreibtisch, um den leuchtend roten Kristall zu holen, der dort lag. Als Kinder hatten sie ihn oft benutzt, um einander die Geheimnisse zu erzählen, die sonst niemand hören durfte… vor allem keine Erwachsenen.

Der Kristall war ihr Geheimnis gewesen, ihr Großvater hatte ihn den beiden Mädchen gegeben. Als sie älter geworden waren, war der Stein zum Ausstellungsstück verkommen, weil sie keine Verwendung mehr für ihn hatten. Gypsy wusste nicht, wieso dieser Kristall immer noch bei ihr war, anstatt weiterzureisen, so wie die meisten Kristalle das machten… vielleicht würde sie nun die Antwort darauf finden.

Ren hatte seine Hand immer noch an die Tür gepresst, um durch den dicken Stahl zu lauschen. Seine Augen wurden schmal, als Gypsys Stimme plötzlich mitten im Satz verstummte.

Nick stand neben ihm, sein Ohr an das kalte Metall gepresst. Er musste sich sehr anstrengen, aber er konnte immer noch dasselbe hören wie Ren.

Ren runzelte die Stirn, als er hörte, wie Lacey Gypsy nach einem Kristall fragte, ehe der Raum still wurde, abgesehen von dem Klang ihrer Schritte.

„Was hat ein Kristall damit zu tun?“, fragte Nick.

Ren warf ihm einen Blick zu, der im Wesentlichen sagte, dass er die Klappe halten sollte, ehe er seine Augen wieder schloss und sich wieder konzentrierte.

Gypsy und Lacey setzten sich gegenüber auf das Sofa, wobei Gypsy den Kristall in ihrer Hand hielt und Lacey ihre Hand auf Gypsys legte, sodass der Kristall zwischen ihren Händen eingeschlossen war, dann seufzte Lacey schwer.

„Erzähl mir alles, was passiert ist, seit ich weggegangen bin“, sagte Lacey leise.

Ren wurde langsam ungeduldig, als er sich bemühte, zu lauschen, während er versuchte, die Reichweite seines Sukkubus auszudehnen. Doch nur einzelne Fragmente ihrer Konversation erreichten ihn, wie bei einem Radiosender mit sehr schlechtem Empfang, und plötzlich wurde ihm klar, dass er von irgendeiner Form von Magie abgehalten wurde. Die Luft um sie enthielt ein wenig Macht und die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, ehe er die Tür wütend anfauchte.

Nick löste seinen Kopf verwirrt von der Tür. „Ich kann kein Wort mehr hören.“

„Es scheint, dass Gypsy etwas hat, womit man eine private Unterhaltung abschirmen kann“, sagte Ren und seine Lippen wurden schmal vor Anspannung. „Sie verwenden einen Zauber, um uns davon abzuhalten, sie zu belauschen.“

Nick schnaubte darüber, dass der große, böse Ren so leicht überlistet werden konnte. „Willst du mir erklären, dass du, mit all deiner Macht, diesen Zauber nicht durchbrechen kannst?“

Rens Zähne knirschten, als er an der Macht des Kristalls zog und den Schutzschild so weit ausdehnte, bis er selbst drinnen war. „Das habe ich nicht gesagt. Es braucht mehr als das dumme Spielzeug eines kleinen Mädchens und einen schlappen Zaubertrick, um mich abzuhalten.“ Er beugte sich ein wenig näher zu der Tür und sah Nick mit einem spitzbübischen Grinsen an. „Willst du hören, was sie sagen?“

„Was, meinst du ich bin bescheuert… natürlich will ich das“, antwortete Nick mit einem ebensolchen Grinsen. Wenn es ihm nützlich erschien, dann war Lauschen absolut nicht tabu für ihn. Genau genommen war er normalerweise der Meister darin.

Ren winkte den Jaguar zu sich und legte eine Hand auf seine Schulter, wobei er ein wenig zu fest drückte, nur weil er wollte.

Nick zuckte unter der groben Berührung, aber ignorierte sie, als seine Augenbrauen in die Höhe schossen, als er plötzlich die Stimmen der Frauen so deutlich hörte, als wäre er mit ihnen im selben Zimmer.

„Sehr gut“, flüsterte er widerwillig.

Gypsy saß im Schneidersitz am Sofa, während sie Lacey alles erzählte, was seit Opas Tod geschehen war. Die Geschichte zu erzählen dauerte nicht so lange, wie sie erwartet hatte, und sie beugte sich ein wenig nach vor, als sie Lacey von Nick, Ren und dieser Sache mit Samuel erzählte. Sie errötete, als sie zugab, dass sie seit Jahren ein wenig in Nick verliebt war.

Draußen, vor der Tür, atmete Nick beruhigt aus, als er Gypsys Bekenntnis hörte, und schielte hinüber zu Ren, um zu sehen, wie er es aufnahm. Es war ein wenig enttäuschend zu sehen, dass der andere Mann völlig unbeeindruckt wirkte.

„Halt’s Maul.“ Ren runzelte die Stirn, wünschte sich, dass Nick aufhören würde, so laut zu denken.

Nick wollte lachen, aber unterdrückte den Drang, denn er wollte auch hören, was drinnen im Raum gesprochen wurde.

Als Gypsy fertig war und Lacey auf den neuesten Stand gebracht hatte, rieb diese ihre Schläfe mit ihrer freien Hand und ihre Augenbrauen waren zusammengezogen als hätte sie starke Kopfschmerzen.

„Nach all dem bist du immer noch am Leben? Und Opa dachte ernsthaft, dass er mir den gefährlichen Job gegeben hat. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“, fragte Lacey und betete, dass es nicht noch mehr schlechte Nachrichten gab.

Gypsy dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann langsam ihren Kopf. „Nein, ich denke, das war im Moment alles Wichtige.“

„Es ist ein Wunder, dass das Hexenbräu noch steht“, flüsterte Lacey und umklammerte die Hand ihrer Cousine ein wenig fester, ehe sie sie hochhob. „Und du hast versucht, einen Dämon mit einer Holzkugel zu erschießen.“ Sie schüttelte ihren Kopf beeindruckt aber mitfühlend. Mutig und dumm schien etwas zu sein, was auf sie beide zutraf. „Ich bin so froh, dass dieser Michael die Macht hatte, dich zu heilen. Ich wäre gestorben, wenn ich nach Hause gekommen wäre, und ihre beide, du und Opa… weg gewesen wärt.“

„Mir geht es gut und du bist jetzt zu Hause. Du bleibst doch hier… nicht wahr?“, fragte Gypsy und ließ die Hoffnung in ihren Augen leuchten.

Lacey wollte gerade verneinen, aber hielt dann inne und biss auf ihre Unterlippe, als sie versuchte, etwas zu verstehen, was ihre Cousine ihr erzählt hatte. Sie hob ihr Kinn und sah Gypsy fest in die Augen, fragte sich, ob sie vielleicht wirklich gerade die Sicherheit gefunden hatte, die sie suchte. Wenn die Dämonen sie hier nicht finden konnten, dann würde sie sich sicher nicht beschweren.

„Warte mal… hast du das ernst gemeint, als du sagtest, Dämonen können ohne deine Erlaubnis nicht in dieses Gebäude?“, fragte sie, denn sie wusste, wenn etwas so klang, als wäre es zu schön um wahr zu sein… dann war es das meist auch.

„Es ist wahr“, bestätigte Gypsy enthusiastisch. „Wir haben den Zauber sogar getestet, um sicherzugehen, dass er funktioniert und, nun… er funktioniert ausgezeichnet.“ Sie versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, als sie sich daran erinnerte, wie Nick und Ren zur Ladentür hinausbefördert worden waren.

„Nun, das ist das Beste, was ich seit hmmm… ungefähr einem Jahr gehört habe“, sagte Lacey ehrlich und fühlte, wie ein Teil der Anspannung in ihren Schultern sich löste. Vielleicht konnte sie eine Weile bleiben, und sich ein wenig erholen, bevor sie dem Sensenmann gegenübertrat. „Und du sagtest, das war einer der Zaubersprüche, die die ganze Zeit im Tresor gelegen haben?“

Insgeheim fragte sie sich, ob er aus demselben Zauberspruchbuch kam, in dem auch der Zauber stand, der die Macht der Dämonenmarkierung, die sie trug, abwehren konnte. So wie sie es verstanden hatte… würde der Zauber es fast unmöglich machen, sie mithilfe der Dämonenmarkierung zu finden. Es würde die Markierung nicht entfernen, aber es war fast ebenso wirkungsvoll.

Sie musste herausfinden, wohin sie das Buch gebracht hatten. Danach würde sie das Versteck der mächtigsten Hexe der Stadt finden und sie davon überzeugen, ihr mit dem Zauber zu helfen. Das Problem war… jemand hatte das verdammte Buch weggenommen.

Gypsy legte ihren Kopf besorgt zur Seite, als die Erleichterung in Laceys Augen verblasste und die Sorge wieder erschien. „Lacey, wo warst du das letzte Jahr? Was ist passiert, weshalb bist du nicht mehr nach Hause gekommen?“

Als Lacey nicht gleich antwortete, senkte Gypsy ihren Blick auf ihrer beider Hände, die noch immer den Kristall festhielten. „Du musst wissen, dass Opa sich schreckliche Sorgen um dich machte, als du einfach verschwunden bist. Er versuchte, es vor mir zu verstecken, aber du bist so lange weg gewesen, dass er schließlich überzeugt war, dass du nicht mehr zurückkommen würdest… dass dir etwas Schlimmes zugestoßen war.“

Lacey verzog leicht das Gesicht, wusste, dass Opa am wenigsten verantwortlich war, für die Patsche, in der sie nun saß. Das hatte sie ganz alleine geschafft.

Sie hatten Gypsy nie etwas erzählt, aber jetzt, wo Opa weg war, schien es keinen Grund mehr zu geben, nicht zumindest einen Teil zu erzählen. Außerdem, falls ihre Vergangenheit sie einholte, dann würde Gypsy zumindest wissen, was ihr wirklich zugestoßen war, und vielleicht würde sie sogar einen Grabstein neben Opa aufstellen, um ihrer zu gedenken.

Sie fühlte, wie sie völlig ruhig wurde, als sie beschloss, ihrer Cousine die geheimen Aktivitäten ihrer Familie zu offenbaren.

„Opa hat dich immer zu den Versteigerungen und an die sicheren Orte geschickt, um die Artefakte zu bekommen, die er für seine Sammlung wollte, um seine Klienten zu beeindrucken. Das war deine Aufgabe und du warst sehr gut darin.“ Sie schenkte ihrer Cousine ein stolzes Lächeln, ehe sie hinzufügte: „Aber ich… mein Talent war etwas ganz anderes.“