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Night Light
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Night Light

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Jewel versuchte, ruhig zu bleiben. Während sie sich Zentimeter für Zentimeter der noch offenen Tür näherte. Freiheit… wie kam es, dass sie sich immer wieder in Situationen befand, wo sie vor verrückten Männern flüchten musste?

„Bringe mich nicht dazu, dich zu jagen“, zischte Steven, als er seinen Kopf herumriss und ihren Blick festhielt. „Er kann nach Hause gehen… du nicht.“

Jewels Lippen öffneten sich leicht, als sie mitten in der Bewegung erstarrte. Wie konnte er es wagen, ihr einen Befehl zu erteilen? Sie knirschte mit den Zähnen, als ihr klar wurde, dass sie ihm sowieso schon gehorcht hatte. Sie hob ihr Kinn trotzig ein paar Zentimeter und kam zu einem Entschluss. Sobald sie hier raus war, würde sie weglaufen… vor ihnen allen, auch vor ihrem Vater.

„Was haben Sie mit ihr vor?“, fragte der Priester ungehalten.

„Ich werde tun, was Sie nicht tun können… sie in Sicherheit bringen“, rief Steven, der keine Lust hatte, darüber zu diskutieren. Der Bluterguss auf Jewels Wange hatte seine Nerven buchstäblich zerfetzt und er wollte eher in der Hölle schmoren, als sie zu dem Mann zurückzuschicken, der es getan hatte.

„Ich brauche nicht noch einen Beschützer.“ Jewel drehte sich um, aber hielt dann plötzlich inne, als sie zwei gefährlich aussehende Männer sah, die die Tür versperrten.

Dean hatte Stevens Aufregung bis hinunter zum Eingang gefühlt und jetzt, wo er das Mädchen ansah, das sie hervorgerufen hatte, verstand er, wieso. Als er in ihre Seele blickte, erhaschte er einen kurzen Blick auf den so schwer zu fassenden Engel des Todes.

„Du täuschst dich.“ Er bewegte sich so schnell, dass sogar die beiden Formwandler im Zimmer es nicht sahen. „Du brauchst einen Beschützer.“

Jewel unterdrückte einen Schrei, als die Handfläche des Mannes sich auf ihre schmerzende Wange drückte und seine Augen die Farbe von Quecksilber annahmen. Die kalte Hand, die sich schon seit so langer Zeit mit ihren eisigen Fingern um ihr Herz geklammert hatte, schmolz. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an Gefühle, von denen sie vergessen hatte, dass sie existierten… Wärme, Sicherheit… Liebe.

Der Priester lehnte sich an seinen Schreibtisch als der Schatten von Flügeln aus dem Rücken des Mannes erschien, hell aufleuchtete und dann verschwand.

„Ich warte unten“, erklärte Dean als der Wind angeweht kam, um den Raum aufzufüllen, von dem er verschwunden war.

Steven wusste nicht, wieso Dean diesen Moment gewählt hatte, um seine Macht zu zeigen, aber er war froh, dass der Gefallene Engel es getan hatte. Jewels Wange war geheilt und der Priester sah aus, als hätte er soeben seine Erleuchtung gefunden.

„Wir müssen gehen… jetzt“, sagte Nick von der Tür her.

Steven ergriff Jewels Hand und ging mit ihr auf die Tür zu, war froh, dass der Schock für den Augenblick ihre Gegenwehr erlahmt hatte.

„Warten Sie“, rief der Priester, woraufhin Steven und Nick stehenblieben, und zu ihm zurücksahen. „War das…?“ Ihm fehlten die Worte, als er auf die Stelle zeigte, wo Dean vor wenigen Momenten gestanden hatte.

Steven lächelte aufrichtig über die freudige Aufregung in den Augen des Priesters. „Ja… war es.“

Der Geistliche lächelte, als Steven und Nick mit Jewel das Zimmer verließen. Er nickte einmal und kramte dann seine Werkzeuge zusammen. In seinem Kopf bereitete Gott die Erde auf Seine Rückkehr vor.

Steven und Nick verließen die Kirche, aber Steven zog an Jewels Arm, um sie zum Stehen zu bringen, sodass er nach oben zu dem Fenster des Büros sehen konnte. Er seufzte erleichtert als er sah, wie das Licht ausging.

„Es scheint, dass der alte Knacker deinem Rat folgt“, sagte Nick.

Steven schüttelte den Kopf. „Eher erkannte er Dean als das, was er ist, und hat eine Art religiöse Erfahrung. Er hat mir seine Telefonnummer gegeben, ich werde ihn anrufen, wenn die Luft rein ist.“

„Ich glaube nicht, dass ein paar Stunden genügen werden“, erklärte Nick.

„Es ist so, wie es ist“, entgegnete Steven. „Aber jetzt lass uns zurück in den Club gehen, damit wir Warren und Quinn unsere Neuigkeiten mitteilen können.“

Dean saß am Dach der Kathedrale und lächelte auf das Trio hinunter, als sie die Kirche hinter sich ließen. Er hatte Steven geholfen, so viel er konnte, aber der Beruhigungszauber, dem er dem Mädchen auferlegt hatte, würde nicht ewig wirken. Er konnte fühlen, wie die Dunkelheit unter dem Gebäude wuchs, als die Vampire begannen, aus ihrem Tunnel zu kriechen.

Anders als die von der letzten Nacht, waren diese von etwas beeinflusst, das noch dunkler, noch böser war, als alles, was Dean je getroffen hatte.

Dean runzelte die Stirn und fragte sich, wieso er es nicht gefühlt hatte, als sie die erste Gruppe weggeputzt hatten, die sich hier eingenistet hatte. Diese Beeinflussung war sehr alt und sehr mächtig. So plötzlich wie er sie erkannt hatte, war die Dunkelheit wieder weg und nur die Anwesenheit der Vampire war zu spüren.

Der Gefallene Engel betrat die Kirche noch einmal, um nach dem alten Mann zu sehen, und sicherzustellen, dass er lebend herauskam.

Kapitel 4

Trevor und Kat hatten den Vampir verfolgt, den sie auf halbem Weg durch die Stadt gefunden hatten.

„Was, zum Teufel, macht er?“, flüsterte Kat, der es langsam verdächtig vorkam.

„Es scheint, als wollte er einkaufen gehen“, antwortete Trevor, als der Vampir vor einem Schaufenster stehenblieb und auf die Auslage schaute.

Dieser Vampir war jung, kaum achtzehn, so wie er aussah. Er hatte glattes, schwarzes Haar und trug runde Brillen. Wenn er sein Haar zusammengebunden hätte, hätte er fast präsentabel ausgesehen, abgesehen von seiner bleichen Haut.

Die beiden gingen schneller, als der Vampir sich plötzlich von dem Fenster abwandte und wieder der Straße entlang spazierte. Obwohl die Läden alle geschlossen waren, waren um diese Nachtzeit noch viele Menschen auf den Gehsteigen unterwegs.

Sie hatten die Leiche des jüngsten Opfers des Vampirs auf einem gut gepflegten Rasen liegend gefunden. Mit ihren Geruchssinnen hatten sie den Blutsauger einholen können, gerade als der Vampir den Rodeo Drive erreicht hatte. Von dort weg, hatte Trevor Kat ein wenig zurückhalten müssen, indem er ihr erklärte, dass zu viele Menschen unterwegs waren, als dass sie einfach blind drauflos rennen könnten.

Und jetzt waren sie hier, verfolgten einen Vampir zu Fuß, und keiner der beiden war in der Laune für Smalltalk. Kurz danach waren sie in einem Stadtbus, ohne überhaupt darauf zu achten, welche Linie es war. Schließlich hob der Vampir seine Hand um den Knopf zu drücken und auszusteigen. Kat und Trevor fuhren noch eine Station weiter und stiegen dann selbst aus, ehe sie ihre Verfolgung wieder aufnahmen. Der Vampir marschierte weiter und Kat knurrte frustriert.

„Ich frage mich langsam, ob der Vampir auf Drogen ist. Wir sind quasi im Kreis gelaufen“, beschwerte sie sich. „Wir sind nur ein paar Häuserblocks vom Club entfernt.“

„Und weg ist er!“, rief Trevor und rannte auf die Seitenstraße zu, wo der Vampir plötzlich verschwunden war.

Trevors Turnschuhe quietschten leise, als er die Seitenstraße erreichte und vorsichtig hinein schielte. Kat stellte sich neben ihn und duckte sich ein bisschen, sodass sie unter ihm um die Ecke spähen konnte.

„Verdammt“, fluchte Trevor und zog seine Pistole.

„Ich verstehe immer noch nicht, wieso du eine Pistole trägst“, sagte Kat, obwohl sie wusste, dass auch Nick eine trug. Es war nicht die Pistole, auf die sich Nick verließ… sondern die speziell gefertigten hölzernen Kugeln, mit denen sie geladen war. „Diese Dinger sind nutzlos gegen Vampire.“

Trevor grinste. „Du vergisst, für wen ich arbeite. Diese Kugeln sind speziell gefertigt und explodieren, wenn sie auftreffen. Innen sind sie hohl und mit ein wenig Salzsäure gefüllt. Das Zeug ätzt sich durch so ziemlich alles.“

„Wieso zerfrisst es dann die Kugel nicht?“, fragte Kat, die insgeheim Informationen sammelte, mit denen sie Nick bestechen konnte.

„Eine Innenschicht wird um das Loch in der Kugel aufgetragen, wenn sie ausgehöhlt wird, und die ist säurebeständig. Ich habe ihren Namen vergessen“, erklärte Trevor. „Aber es ist stark genug, sodass es durch die Säure nicht weggeätzt wird, aber zerbrechlich, sodass es bricht, wenn es irgendwo auftrifft.“

Kat richtete sich langsam auf. „Sollen wir hineingehen?“

Trevor umklammerte seine Pistole fester und ging voraus, gefolgt von Kat, die in der Hand einen rasiermesserscharfen Dolch hielt, dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt von Trevor. Sie durchsuchten die ganze Straße, bis sie erkannten, dass der Vampir verschwunden war.

Trevor entspannte seine Haltung und senkte den Arm mit der Pistole. „Er ist weg!“

Kat ließ ein frustriertes Seufzen hören. „Nun, nachdem wir schon hier sind, können wir auch zurück in den Club gehen.“

„Wie sehr es mir auch gefallen hat, heute Nacht zwei von euch Idioten eine Stadtführung zu geben“, sagte eine Stimme hinter ihnen, „so muss ich doch darauf bestehen, dass ihr zum Abendessen bleibt.“

Kat und Trevor wirbelten herum und erstarrten dann, als sie den Vampir, den sie verfolgt hatten, zusammen mit weiteren fünf sahen.

„Der Hurensohn wusste, dass wir ihn verfolgten“, knurrte Trevor, als er seine Waffe wieder hob und zielte.

Mit den Wänden an drei Seiten und den Vampiren vor ihnen, wusste Kat, dass sie und Trevor sich den Weg nach draußen würden erkämpfen müssen. Sie ging tief in die Hocke, als die Vampire sich schnell näherten. Einer mit leuchtend rotem Haar sprang in die Luft, hoffte, dass er sie von oben in Angriff nehmen könnte.

Kat drückte sich sofort aus der Hocke hoch und packte den Vampir mitten im Sprung. Ihre langen Fingernägel schienen wie Krallen, obwohl keine Veränderung stattgefunden hatte. Sie stürzten zu Boden, der Vampir unter ihr, mit dem Rücken voran.

Der Blutsauger umklammerte ihr rechtes Handgelenk so fest, dass sie fühlte, wie die Knochen sich schmerzvoll aneinander rieben. Sie schluckte die Übelkeit, die mit dem Schmerz kam, hinunter und drehte ihr Handgelenk nach unten, wodurch sie den Dolch in den Unterarm des Vampirs trieb, um es ihm zurückzuzahlen. Als sie ihre Freiheit wiedererlangte, verlor Kat keine Zeit bevor sie ihre rechte Hand in die Brust des Monsters grub und sein Herz herausriss.

Trevor zielte und schoss auf den Vampir, den sie die ganze Nacht verfolgt hatten. Die Kugel traf den Vampir in der Kehle und einen Augenblick lang starrte er Trevor nur ungläubig an, ehe er begann zu schreien und sich seinen eigenen Hals zerkratzte. Der Schrei riss abrupt ab, als die Säure aus der Kugel den Kehlkopf des Vampirs erreichte.

Trevor sah nicht wirklich, was danach geschah, als er sofort von einem weiteren Vampir angegriffen wurde. Sein Körper wurde gegen eine Mauer geschleudert, wo er zu Boden sank. Seine Pistole flog davon, während er versuchte, nicht die Sterne zu zählen, die vor seinen Augen tanzten. Der andere Vampir näherte sich, als Trevor etwas an seinem Bein fühlte. Als er hinunter sah, erkannte er den Kopf des Vampirs, den er erschossen hatte, und griff danach.

Er packte den verwüsteten Kopf am Haar und warf das Objekt, an dem die Säure noch immer fraß, auf den Blutsauger, der sich näherte. Die Kreatur duckte sich und knurrte ihn an, bereit, anzugreifen. Etwas Glänzendes zuckte durch sein Sichtfeld und Trevor sah einen langen Dolch aus seiner Brust ragen. Als er den Kopf drehte, erkannte er Kat, die dort stand und nach blutigem Gemetzel aussah.

„Vorsicht!“, rief Trevor.

Kat hob ihren anderen Dolch und schrie auf als der Vampir ihre Hand ergriff und die Klinge in einem Bogen nach unten direkt in die Innenseite ihres Oberschenkels stieß. Der Schmerz allein gab ihr die Kraft, den Vampir von sich zu drücken. Sie stolperte schnell rückwärts, auf Trevor zu, und schaffte es dabei, den Dolch herauszuziehen. Warme Flüssigkeit folgte schnell und bahnte sich einen Weg über ihr Bein hinunter.

Trevor wusste, dass etwas getan werden musste. Sie waren mittlerweile beide verletzt. Er konnte die Schmerzen in seinen Rippen und seiner Schulter fühlen, wo er gegen die Wand geschleudert worden war, und hatte Schwierigkeiten zu atmen. Während er zu Kat hochsah, die schützend vor ihm stand, dachte er nach, was sie tun sollten.

Er musste sich in etwas verwandeln, was groß und stark genug war, um die Gegner zu besiegen und zu überleben. Der Nachteil war, wenn er sich verwandelte, dann würde er Kat seine wahre Identität verraten. Seine Gattung war aufgrund ihrer Vielfalt nie gut mit anderen Formwandlern ausgekommen. Sie konnten sich in alle Klans einschleichen und spurlos verschwinden, manchmal jahrzehntelang. Sie waren perfekte Waffen im Krieg.

Jedes Tier, das er wählte, würde immer noch zehnmal stärker sein, als das echte Tier. Auch in seiner menschlichen Gestalt traf das zu, aber bisher hatte es ihnen nicht viel geholfen. Aber wenn er sich nicht verwandelte, würden sie bald blutleer sein.

Plötzlich ließ Kat ihre Waffe fallen und ließ ihren Oberkörper nach vorne sinken. Aufgrund ihrer Verletzungen war die Verwandlung einige Sekunden langsamer als normal. Ihr Körper veränderte sich, bis sie auf allen Vieren lief. Die Kleider fielen von ihr ab und ein hübscher, dunkelgelber Fellmantel mit schwarzen Flecken ersetzte sie.

Einer der verbleibenden Vampire griff an und Kat stieg hoch auf ihre Hinterbeine, hielt ihn mit einer Art Judogriff ab. Ihre Klauen senkten sich in die Schultern der Kreatur und sie zeigte ihre langen Zähne. Ohne noch einmal darüber nachzudenken, wählte Trevor diesen Moment, um sich zu verwandeln.

Die beiden verbliebenen Vampire zischten wütend, als der Mensch, auf den sie zustürmten, sich in einen Braunbären verwandelte. Trevor schlug mit einer riesigen Pratze nach dem, der ihm am nächsten war, und riss die obere Hälfte des Körpers einfach ab, sodass die Beine leblos zu Boden fielen. Wissend, dass der Vampir nicht tot war, spazierte Trevor auf ihn zu und zermalmte seinen Kopf zwischen seinen kräftigen Kiefern.

Er richtete sich auf, um Kat zu helfen, als die letzten beiden Vampire ihn mit all ihrer Kraft angriffen. Trevor stolperte ein paar Schritte zurück, ehe er laut brüllte, und einen von sich riss und die Straße hinunter schleuderte. Er brüllte noch einmal, als der andere seine Zähne in sein Schulterblatt rammte. Er hörte Kats Jaguarschrei und fühlte, wie die Ziegelmauer in seine Schläfe krachte, bevor er durch die Wucht des Aufpralls zu Boden fiel.

*****

Quinn und Warren hatten die gesamte Umgebung im Umkreis von mehr als fünf Kilometer um den Club abgesucht.

„Nichts los hier“, stellte Quinn fest, und versuchte, seinen Frust abzuschütteln. Etwas war nicht so, wie es sein sollte… er fühlte es in der Luft.

Warren hörte die Anspannung in Quinns Stimme. „Nach dem Kampf in der Lagerhalle wundert mich das nicht.“ Sein Handy biepte und beide Männer zuckten zusammen, wodurch ihnen erst klar wurde, wie angespannt sie waren. Er zog das Telefon aus seiner Hosentasche.

„Hallo“, sagte Warren in das Handy und nickte dann nach ein paar Sekunden. „Gut, wir sehen uns das an.“ Er legte auf und schob das Telefon zurück in seine Tasche. „Das war Nick. Offenbar haben sie einen Tunnel unter der Kirche gefunden.“

„Wir sollten gehen und uns das ansehen“, meinte Quinn, und versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass seine Haut voller Adrenalin kribbelte und er keine Ahnung hatte, woher das kam.

Der unverkennbare Schrei eines Jaguars durchbrach die stille Nacht und beide Männer erstarrten mitten im Schritt. Sie drehten ihre Köpfe in die Richtung des Geräuschs, ehe sie einander ansahen.

„Kat!“, riefen sie beide gleichzeitig.

Warren zog sofort sein Handy aus einer Hosentasche und gab es in eine elastische Tasche an seinem Knöchel.

Ohne noch weiter zu zögern hatten sich beide Männer wenige Sekunden später verwandelt und rannten mit Höchstgeschwindigkeit die Straße hinunter. Menschen schrien und rannten, um den riesigen Katzen auszuweichen, und es entstand ein ziemliches Gedränge. Quinn lief voraus und rannte auf die Straße, sodass ein Auto scharf bremsen musste. Das Auto hinter diesem krachte in das vordere und es gab eine Kettenreaktion. Warren sprang auf die Motorhaube des ersten Autos und schielte hinein, um sicher zu gehen, dass die Menschen drinnen nicht schwer verletzt waren, bevor er Quinn über die Straße verfolgte.

Der Fahrer des Autos war völlig im Schock darüber, was gerade geschehen war, als er nach seinem Handy griff.

*****

Jason war zu Tode gelangweilt. Die letzten paar Tage war wirklich nichts passiert, und jetzt, wo auch noch Tabby und Envy nicht in der Stadt waren, wurde er langsam verrückt.

Als das Telefon klingelte fuhr er beinahe aus der Haut vor Schreck und griff schnell nach dem Hörer.

„Rangerstation“, sagte Jason mit lahmer Stimme.

„Ja“, antwortete eine zittrige Stimme. „Ich möchte etwas Ungewöhnliches berichten.“

Jason seufzte innerlich und griff nach Papier und Bleistift. „In Ordnung, erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben“

„Das Verrückteste, was ich je gesehen habe“, sagte der Mann atemlos. „Ich habe gerade einen Puma und einen Jaguar frei mitten durch die Stadt rennen gesehen. Ich machte eine Vollbremsung, als der Puma direkt vor mir auf die Straße rannte und der Jaguar sprang auf meine Motorhaube, sah mich an und rannte dann hinter dem Puma her.“

„Es ist wohl wieder ein Gefangenschaftsflüchtling aus dem Zoo“, sagte Jason, obwohl das eine Lüge war, erzählten sie das der Öffentlichkeit, um die Tatsache zu verbergen, dass die Stadt in letzter Zeit voller gefährlicher, wilder Tiere war.

„Nein“, rief der Mann. „Der Jaguar hatte ein Handy um seinen Knöchel gebunden.“

Jason sah hoch zu Jacob Savage, dem anderen Ranger, der mit ihm im Büro saß.

„Also Sie behaupten, dass der Jaguar ein Handy um sein Bein geschnürt hatte?“, fragte Jason.

Jacob verschluckte sich an seinem Kaffee und stellte die Tasse schnell hin, während er sich die Nase putzte, was bedeutete, dass ein Teil der Flüssigkeit wohl dort gelandet war.

„Genau so war es!“, kreischte der Mann laut genug, sodass auch Jacob es hören konnte.

Jason nickte: „In Ordnung, beruhigen Sie sich. Sie sagten, dass er davongelaufen ist, also sind sie nicht in Gefahr. Vielen Dank für den Anruf, wir werden uns die Sache ansehen.“

Jason legte schnell den Hörer zurück und starrte das Telefon einen Moment lang an, als hätte er Angst, dass das Gerät hochspringen und ihn auffressen würde.

„Also dann“, brachte Jacob hervor, als er aufgehört hatte zu husten.

*****

Warren holte Quinn schließlich ein, gerade als sie sich einer Seitengasse näherten, wo Kats Geruch am stärksten war. Als sie um die Ecke bogen, kamen sie gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Kat einem Vampir die Kehle herausriss und ein riesiger Bär seine langen Krallen durch die Brust eines weiteren stieß. Die Bärenklaue kam aus dem Rücken des Vampirs wieder heraus und zerplatzte das blutige Herz der Kreatur wie einen Luftballon.

Kat blinzelte, als ihr klar wurde, dass während des Kampfs irgendwie… die Vampire mehr geworden waren. Sie hatte kaum Zeit Luft zu holen, bevor sie von einem weiteren verbleibenden Vampir angegriffen wurde. Sie ließ einen Urschrei hören, als sich die scharfen Zähne in ihre Seite bohrten. Ihre Klauen krallten sich in den Rücken des Vampirs und sie versuchte, ihn abzuschütteln. Plötzlich war das Gewicht, das sich an ihre Seite geklammert hatte, weg und sie fiel, war durch den Schmerz, den Blutverlust und die Ermüdung ohnmächtig geworden.

Quinn sah, wie der Vampir Kat angriff und fühlte, wie die Wut sich in seiner Brust zusammenbraute. Er rannte die Gasse entlang und kümmerte sich nicht darum, ob Warren bei ihm war, oder nicht. Mit Wucht riss er den Vampir zu Boden und knurrte bösartig bevor er mit seinen scharfen Zähnen seinen Hals in Stücke riss. Er konnte fühlen, wie sich Krallen panisch in ihn bohrten, aber es kümmerte ihn nicht, und er zerstückelte den Körper noch mehr. Als er den Kopf zur Seite geschleudert hatte, drehte er sich zu Kat um und knurrte.

Trevor hatte mit dem letzten Vampir kurzen Prozess gemacht, ihn zerrissen, bis nichts mehr von ihm übrig war, als ein kopfloser Körper ohne Gliedmaßen. Er sah hoch, als er Kat schreien hörte, dann sah er einen Puma auf den Vampir springen, der sie angegriffen hatte. Als sie sich wieder in ihre menschliche Gestalt verwandelte, lief Trevor hinüber zu ihrem nackten, bewusstlosen Körper und kauerte sich über sie, um sie vor einem weiteren Angriff zu schützen.

Ein tiefes Knurren erregte seine Aufmerksamkeit und er traf den Blick eines sehr bösen Pumas, der auf ihn zu schritt, mit der eindeutigen Absicht, ihn zu töten… Quinn Wilder.

Durch den Kampf war Trevor müde und seine Reflexe langsam. Er konnte Quinn nicht abwehren und die ganze Wucht seines Angriffs traf ihn in seiner Seite. Trevor wurde zum zweiten Mal in dieser Nacht über die Straße und in die Ziegelmauer geschleudert.

Trevor knurrte und konnte ganze zwei Sekunden auf seinen Hinterbeinen stehen, ehe er zu Boden stürzte. Quinn näherte sich und er wollte sich nicht vor dem Puma verwandeln, aber er wusste, dass er es musste. Kat würde es ihm irgendwann sowieso erzählen… also was hatte er zu verlieren? Unfähig seine Wunden durch das Fell zu sehen, verwandelte er sich langsam wieder zurück und versuchte noch einmal, sich auf die Beine zu stellen.

Quinn hielt inne, als er den menschlichen Mann von der Bar sah… Warren hatte ihn Trevor genannt. Er zischte, als sein Geruchssinn ihm sagte, dass Trevor kein normaler Formwandler war… zumindest nicht von einer Sorte, die ihm schon einmal begegnet war. Nicht zu wissen, womit er es zu tun hatte, machte seine Laune nicht gerade besser.