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Der Sohn des Gaucho
Der Sohn des Gaucho
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Der Sohn des Gaucho

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»Oh, es waren nur drei.«

»Führten sie Lanzen?«

»Nein.«

»Por le nombre de dios, was ist das?«

»Fürchtet Ihr Gefahr?« fragte der Fremde und schien einigermaßen erstaunt.

»Was haben die Puelchen hier in der Pampa zu schaffen? Wie benahmen sie sich übrigens gegen Euch?«

Der Deutsche lachte knurrend. »Oh, ich bin ganz gut mit ihnen fertig geworden«, sagte er. »Ich habe sie in ihrem Lager überrascht. Sie zogen etwas grimmige Gesichter, schienen aber Respekt vor meiner Büchse zu haben.«

»Wie waren sie gekleidet?«

»Einer trug den Poncho, die anderen Fellmäntel. Und alle drei hatten sie Perlenbänder in den Haaren.«

»Puelchen!« Der Gaucho schien noch immer fassungslos. »Und sie ließen Euch entkommen?« staunte er.

»Was heißt entkommen?« lachte der Deutsche. »Wir verkehrten freundschaftlich miteinander. Der mit dem Poncho sprach ganz gut Spanisch. Vielleicht haben mein Äußeres und meine Sprechweise ihnen gesagt, daß ich kein Argentinier sei. Sie forschten nach meiner Landsmannschaft, mit der sie natürlich, als ich sie ihnen verriet, nicht viel anzufangen wußten.«

»Sagten sie nicht, was sie hier wollten?«

»Wenn ich sie richtig verstanden habe, wollten sie nach dem Parana, um Stuten in Empfang zu nehmen, die ihnen die Regierung versprochen hat.«

Der Gaucho war sehr ernst geworden. So hoch nach Norden kamen diese Burschen? Das sah verdächtig aus. »Außer diesen dreien saht Ihr keine Indios?« fragte er.

»Nein.«

»Wunderbar genug, daß sie Euch entkommen ließen.«

»Und warum sollten sie mir feindlich gegenübertreten?«

»Ihr kennt die Puelchen nicht, Aleman«, sagte der Gaucho. »Sei überzeugt, daß Ihr Euer Leben nur Eurer Büchse zu verdanken habt. Alle Wetter! Die Roten in der Pampa! Laßt uns eilen. Das müssen die Nachbarn wissen. Die Grenze muß gewarnt werden. Und sprecht bitte nicht mit Aurelio von dieser Begegnung. Es sind jetzt sechs Jahre her, daß wir mit den Puelchen kämpften, nachdem sie unvorstellbares Elend über die einsam gelegenen Estancias gebracht hatten. Sicher wollen sie jetzt, da die Pampa mehr denn je von Truppen entblößt ist und sie neue Kraft gewonnen haben, abermals einen Ansturm versuchen. Hinter den drei Burschen, die Ihr getroffen habt, lauert sicherlich der teuflische Jankitruß. Vorwärts! Vorwärts!« rief er den anderen zu, und alle setzten sich in Galopp.

Die Pampa ist pfadlos. Der Estrangero würde ohne den Kompaß, den er mit sich führte, sicherlich nie den Weg zu den Bergen von Cordoba zurückgefunden haben. Der Gaucho aber, von früher Jugend an mit der Pampa vertraut, mit den Augen eines Falken und dem Ortssinn eines Hundes begabt, richtet sich nach unscheinbaren Merkmalen, um den Weg in der Wüste mit unfehlbarer Sicherheit zu finden. Er sieht am fernen Horizont Dinge, die ein ungeübtes Auge selbst mit dem Fernglas nicht wahrnehmen würde.

So nahm denn die kleine Reiterschar unter der Führung Don Juans ihren Weg in schnurgerader Richtung durch die Ebene. Die Pferde liefen in leichtem Galopp; sie sollten nicht überanstrengt werden, vor allem das Muli des Deutschen, das indessen wacker durchhielt, obgleich es an seinem Reiter und dessen Gepäck nicht eben leicht zu tragen hatte.

Auf dem weiteren Ritt fand Aurelio Gelegenheit, sich dem Deutschen zu nähern. Er hatte das ernste, verschlossene Gesicht Don Juans wahrgenommen, aber nicht zu fragen gewagt. Nun sah er, daß auch der Deutsche in ernste Gedanken versunken schien. Er zögerte ein Weilchen, dann sagte er leise: »Denkt Ihr an Eure Heimat, Estrangero?«

»Nein«, sagte der Fremde; es war offensichtlich, daß er über diesen Gegenstand nicht zu sprechen wünschte.

»Ihr habt sicherlich viel von der Welt gesehen«, fuhr der Junge nach einer kleinen Weile fort, »gewiß auch viele Städte.«

»O ja, mein Junge«, antwortete der Fremde, »vieler Menschen Städte.«

»Auch Buenos Aires?«

»Gewiß, Aurelio.«

»Ich möchte so gern einmal die Städte des Ostens sehen«, sagte der Junge. »Schon oft habe ich Vater gebeten, mich mitzunehmen, aber er hat es mir jedesmal abgeschlagen.«

»Du wirst die Städte noch früh genug kennenlernen«, versetzte der Deutsche. »Dann wirst du dich zurück nach der Pampa sehnen. Dein Vater wird Gründe gehabt haben, dich bisher nicht mitzunehmen.«

»Habt Ihr in Buenos Aires auch Don Manuel gesehen?« fragte der Junge nach einer Pause.

Der Deutsche schüttelte den Kopf.

»Er soll ein gewaltiger Mann sein. Viele sagen, er bringe dem Lande Segen.«

»Ich weiß«, sagte der Fremde, »die Gauchos hängen an ihm.«

»Aber – —«; Aurelio zögerte und fuhr dann mit etwas gedämpfter Stimme fort, »mein sanfter Doktor gerät außer sich, wenn der Name de Rosas erwähnt wird.«

»Dein Doktor ist ein kluger Mann«, sagte der Deutsche trocken. »Was sagt denn dein Vater von Don Manuel?«

»Gar nichts«, antwortete der Junge, »er spricht nie über ihn, weder Gutes noch Böses.«

»Und der Rotkopf? Euer Majordomo?«

»Oh«, lachte Aurelio, »der denkt und sagt immer nur, was Vater denkt und sagt.«

»Ja, sie sind ein recht merkwürdiges Paar«, sagte der Deutsche.

»Sagt nichts gegen Pati«, sprudelte Aurelio heraus, »er hat in vielen Schlachten Seite an Seite mit Vater gekämpft, jeder von ihnen hat dem anderen das Leben gerettet. Pati ist Vater auf Tod und Leben ergeben.«

»Waffenbrüderschaft bindet«, sagte der Deutsche.

Die Sonne neigte sich schon und warf lange Schatten in das Gras der Pampa, als die Reiter sich dem Rio Quinto näherten. Die Pferde bekamen neue Spannkraft, und ihr Galopp gewann an Munterkeit.

Sie waren eben so weit, daß sie das andere Ufer des Flusses überblicken konnten, da zügelte Don Juan plötzlich sein Roß und musterte mit scharfem Blick die Gegend. Alle verhielten die Pferde. Sie sahen einen Reiter in geringer Entfernung sein augenscheinlich erschöpftes Tier zur Anspannung seiner letzten Kräfte antreiben.

»Was hat das zu bedeuten?« fragte der Gaucho.

Das taumelnde Tier kam näher; es drohte Jeden Augenblick zusammenzubrechen. Der Reiter trug die Tracht der wohlhabenden Hazienderos des Ostens. Sein Kopf war unbedeckt, das dunkle Haar umflatterte wild seine Stirn. Langsam ritt Juan zum Ufer des Quinto, von den anderen gefolgt. Außer dem erschöpften Reiter war weit und breit kein lebendes Wesen zu erblicken. Der Mann schien weder den Fluß noch die Männer zu sehen; er nahte dem Ufer, das Pferd stolperte und brach ruckartig zusammen. Der Reiter stürzte über seinen Kopf weg zu Boden.

Kurz entschlossen spornte der Gaucho sein Pferd und ritt eilig durch das seichte Wasser; Aurelio, der Estrangero und die Peons folgten ihm. Drüben sprangen sie von den Tieren und näherten sich dem betäubt daliegenden Mann. Aurelio kniete nieder und hob das bleiche Gesicht des Gestürzten empor. Der Ohnmächtige war ein nicht mehr junger Mann, dessen jetzt erschlaffte Züge edle Formen zeigten.

Auf einen Wink Juans holte einer der Peons in seinem Hut Wasser aus dem Fluß und besprengte damit die Stirn des Mannes. Der öffnete bald darauf die Augen und richtete einen verstörten Blick auf die ihn umstehende Menschengruppe. »Macht‘s rasch, Leute«, sagte er in heiserem Ton; sein flackerndes Auge wanderte von einem zum anderen. »Wer seid ihr?« stammelte er, »seid ihr seine Henker?« Jetzt haftete sein Blick auf Aurelios Gesicht, wurde starr und verschleierte sich. »Fernando«, stöhnte er, »Fernando! Jesus, wo bin ich?« Sein Blick wanderte, er traf Juan und den Deutschen und wurde sogleich wieder finster. »Macht‘s kurz«, sagte er, »ihr habt mich ja nun. Ich bin José d‘Urquiza, der Sieger von Indios muerte, und weiß zu sterben.«

»Wer verfolgt Euch, Señor?« fragte Don Juan.

»Wer denn anders als ihr? Oder wie?« Er richtete sich etwas auf; seine Augen flackerten. »Seid ihr nicht Salis Spürhunde?« flüsterte er.

»Wir sind friedliche Leute, Señor«, sagte der Gaucho. Der Name d‘Urquiza hatte ihn aufhorchen lassen und der Name de Salis noch mehr. »Warum verfolgt man Euch, Señor?« fragte er.

Der Mann schien wieder bei sich, er richtete sich auf. »Was denn? Wer seid Ihr denn? Wo kommt Ihr denn her? Warum hat man mich verfolgt? Weil es den edlen de Salis nach meinen Gütern gelüstet. Darum mußte ich plötzlich ein Unitarier, ein Hochverräter sein! Die Mörder sind mir dicht auf den Fersen.« Er richtete den Blick wieder auf Aurelios Gesicht und ließ ihn lange darauf haften. Juan war sehr erregt, denn er wußte, daß er in dem General José d‘Urquiza, einen der besten Männer des Landes vor sich hatte, ebenso aber auch, wie gefährlich es war, der Rache des Diktators oder eines seiner Günstlinge ein Opfer zu entziehen. Der Zwiespalt seiner Gefühle war seinen Zügen abzulesen.

Der Estrangero gewahrte die tiefe Bewegung des Gauchos. Er kannte dessen aufrichtigen Charakter und wußte genug von der innerpolitischen Lage des Landes; so war es ihm nicht schwer, Juans Gedanken nachzuempfinden. Ihn selbst hinderten keinerlei Bedenken. Deshalb wandte er sich jetzt an den Verfolgten und sagte: »Wenn es Euch recht ist, Señor, bringe ich Euch über den Fluß und führe Euch zu einer sicheren Zufluchtsstätte. Ich fürchte nämlich, meine Freunde hier werden Euch beim besten Willen nicht schützen können.«

Der Gaucho atmete erleichtert auf und ergriff impulsiv die Hand des Deutschen, um sie zu drücken. Der Verfolgte blickte aufmerksam in das offene bärtige Gesicht. »Ich vertraue Euch, Señor«, sagte er, »und ich folge Euch.« Darauf wandte er sich an Juan, sah forschend in seine Züge und richtete alsdann den Blick wieder auf Aurelio. »Um der Liebe Gottes willen, Señor«, fragte er mit eigentümlich bebender Stimme, »wer ist dieser Junge?«

»Mein Sohn, Señor«, entgegnete Juan Perez ruhig; man merkte ihm die tiefe Betroffenheit, die die Frage in ihm ausgelöst hatte, nicht an. D‘Urquiza sah noch einmal prüfend in Aurelios Gesicht, dann wandte er sich mit einem leisen Seufzer ab. »Nun, Gott segne ihn«, sagte er.

»Vorwärts, Señor«, mahnte der Deutsche. »Zeit ist nicht zu verlieren.« Er half dem Erschöpften in den Sattel seines Maultieres. »Adios, muchas mercedes!« murmelte der und ritt auf dem von seinem Eigentümer geführten Maultier in das seichte Wasser. Bald war er am jenseitigen Ufer, und der Deutsche leitete das Tier dem nahen Waldsaum zu, der den Quinto weiter oberhalb begrenzte.

»Kommt zur Estancia«, rief Juan kurz und ritt das Ufer hinauf. Ohne sonderliche Überraschung gewahrte er, oben angelangt, einen Reitertrupp, der auf erschöpften Pferden flußabwärts kam. Er blieb stehen und musterte die Reiter. Es waren ihrer sechs, von denen fünf bewimpelte Lanzen führten, während der Voranreitende nur einen Säbel trug. Den Leuten fielen Ponchos von den Schultern, aber die Beine steckten in Hosen und Stiefeln, wie sie von den Lanceros getragen wurden.

»Reite zum Haus«, rief Juan Aurelio zu, »sage Pati, er möge seine Flinte bereithalten. Du selbst bleibe dort.«

Aurelio eilte sofort zu den Gebäuden hinüber, wo der Majordomo schon sichtbar war; er wunderte sich über die Weisung, selbst dort bleiben zu sollen, aber er war gewöhnt, den Wünschen und Befehlen des Vaters bedingungslos nachzukommen.

»Löst die Bolas, Männer«, sagte Juan zu seinen Peons, »man weiß nicht, wer da kommt.« Die Vaqueros nahmen die Wurfgeschosse zur Hand, hielten sie aber unter dem Poncho verborgen. Wenige Minuten später hielten die Lanzenreiter vor dem sie ruhig erwartenden Gaucho.

»Habt ihr ihm zur Flucht verholfen?« schrie der voranreitende Soldat, den die goldene Schnur um den breitrandigen Hut als Offizier auswies. »Es geht Euch schlecht, wenn Ihr es tatet. Wo steckt der Verräter?«

»Ich weiß nicht, von wem Ihr sprecht, Señor«, entgegnete Juan ruhig.

»Er ist hier auf den Fluß zugeritten«, schrie der Offizier, »wir haben es genau gesehen. Leider hat er uns von der Fährte abgebracht, und das Wasser war weiter oben nicht passierbar.«

»Wenn Ihr den Mann meint, der eben zu Tode erschöpft hier ankam und dessen Pferd dort liegt, der reitet da drüben auf dem Maultier«, versetzte der Gaucho.

In dem scheidenden Licht konnten die Reiter soeben noch gewahren, wie der Deutsche und der Verfolgte unter den Bäumen verschwanden.

»Ihm nach!« schrie der Offizier, »wir haben ihn! Wo ist die Furt?«

»Was habt Ihr mit dem Mann?« fragte mit gemessener Höflichkeit der Gaucho.

»Seht Ihr nicht, was ich bin, wer wir sind? Wir setzen einem Hochverräter nach, auf dessen Kopf ein hoher Preis gesetzt ist«, brüllte der Soldat.

»Oh«, Juan Perez lächelte leicht, »der Mann sagte, er würde von einer Mörderbande verfolgt.«

»Caracho! Wir werden ihm die Mörderbande eintränken. Wo ist die Furt?«

»Da drüben«, antwortete der Gaucho und wies die Richtung. »Aber ich würde Euch raten, vorsichtig zu sein. Der Flüchtige ist von einem Manne begleitet, der eine Doppelbüchse trägt und von dem ich zufällig weiß, daß er auf zweihundert Schritt einen Peso trifft.«

Der Häscher stutzte. Zwar trug er im Gürtel Pistolen, und einige seiner Männer, die dem Gespräch stumpfsinnig lauschten, waren mit Karabinern ausgerüstet, doch schien es ihm wohl bedenklich, sich einer weittragenden Büchse auszusetzen, noch dazu im Wald, der den Schützen deckte. Seine Wut richtete sich gegen den Anwesenden. »Ihr habt ihm durchgeholfen«, schrie er, »das sollt Ihr büßen.«

Juan Perez zog die dunklen Augenbrauen zusammen und entgegnete in einem Ton, der eine unverkennbare Drohung mitschwingen ließ: »Wer bist du denn, mein Bursche, daß du es wagst, gegen mich eine solche Sprache zu führen? Ich bin der Alkalde dieses Bezirkes und hätte nicht übel Lust, dich meinen Lasso fühlen zu lassen, wenn du nicht bald höflich wirst.«

»Was?« brüllte der Mann mit verzerrtem Gesicht, »du Gauchoschlingel wagst es, mir Widerstand entgegenzusetzen und mir zu drohen? Ich halte hier mit Vollmacht des Gobernadors von Santa Fé, Don Francisco de Salis, als Alguacil, um einem Verbrecher nachzusetzen, und du trittst mir entgegen? Du machst dich selber des Hochverrates schuldig!«

»Leere Worte, Mann!« sagte Juan Perez wegwerfend. »Hindere ich dich, dein Opfer einzufangen? Ich hindere dich nicht, ich habe dir sogar gezeigt, wo es zu finden ist. Außerdem sind wir hier in der Provincia Cordoba und nicht in Santa Fé, und dein Señor de Salis hat hier nichts zu sagen.«

»Alle Gobernadors haben Befehl, den verruchten d‘Urquiza einzufangen«, rief der Alguacil. »Befehl des Präsidenten. Willst du dich dem auch widersetzen?«

»Ich widersetze mich überhaupt nicht«, sagte der Gaucho. »Tu was du mußt, und laß friedliche Leute in Ruhe«; er wandte sich nachlässig ab.

Die Lanceros hatten inzwischen, als der Wortwechsel zwischen ihrem Anführer und dem Gaucho heftiger wurde, ihre Karabiner schußfertig gemacht. Als der Offizier, der außer sich vor Wut war, dies bemerkte, riß er eine Pistole aus dem Halfter und schrie: »Du bist mein Gefangener! Ergib dich, Hochverräter, oder ich schieße dich nieder!«

Er hatte das kaum zu Ende gesprochen, da flog er mit unbegreiflicher Geschwindigkeit aus dem Sattel und fand sich neben Pati wieder, der ihn mit kräftiger Faust aufrechthielt, ihm aber zugleich die Pistole aus der Hand nahm. Der Majordomo war unbemerkt herangekommen und hatte schon neben dem Offizier gestanden, als dieser die Pistole zog. Juan lachte herzlich über des Mannes verdutztes Gesicht, wandte aber den Kopf, als er Hufschlag vernahm. Im gleichen Augenblick hielt Aurelio neben ihm, eine gespannte Büchse in der Hand. Die Sonne sandte ihre letzten Strahlen auf sein zornflammendes Gesicht. Der Soldat starrte den Jüngling verblüfft an; seine Augen weiteten sich. »Nombre de dios!« entrang es sich seinen Lippen, »Don Fernando!« Juan und Pati zuckten zusammen; sie verstanden, was in dem Alguacil vorging.

»Was wollen diese Leute, Vater?« fragte Aurelio.

»Mich als Hochverräter verhaften.«

»Sie sollen es wagen!« Der Junge hob das Gewehr und blitzte den Offizier an. Der erwiderte den Blick. »Wer seid Ihr?« fragte er. »Der Sohn meines Vaters, Señor«, antwortete Aurelio.

Der Offizier holte tief Atem und sah sich im Kreise um. Neben ihm stand, die Flinte in der Hand, der furchtbare Rotkopf, der ihn aus dem Sattel gerissen hatte. Dort hielten Juan und seine Peons die Bolas zum Schleudern bereit, außerdem näherten sich eben zwei Neger mit Spießen in der Hand. Sein Blick haftete dann wieder auf Aurelio, der ihm mit schußbereiter Büchse gegenüberstand. Seine Reiter schienen angesichts der Lage durchaus nicht bereit, zu seinem Beistand einzugreifen.

Er verbiß seinen Grimm und wandte sich Juan zu. »Ich ersuche Euch, Señor«, sagte er, »keine weitere Gewalt gegen mich anzuwenden. Ich bin eine obrigkeitliche Person.«

Der Gaucho zuckte die Achseln. »Mag immerhin sein«, sagte er. »Erlaubt Ihr Euch aber Übergriffe gegen freie Bürger des Staates, dann dürft Ihr Euch nicht wundern, wenn wir Gewalt mit Gewalt begegnen.«

»Es ist gut, Señor. Kann ich jetzt unbehindert reiten?«

»Wohin Ihr wollt, Señor«, versetzte höflich der Gaucho. »Wir haben zuviel Achtung vor den Befehlen Seiner Excellenza und den Vollstreckern seiner Befehle, als daß wir es wagen würden, Euch hindernd in den Weg zu treten.« Dabei zog er, zur Verabschiedung grüßend, den Hut. Der Alguacil stieg in den Sattel, und Pati händigte ihm die abgenommene Pistole ein. Gleich darauf ritten die Lanceros den Quinto hinauf davon.


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