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Ich seufzte. Das Verhör machte mich langsam ärgerlich.
Jedes Mal dasselbe.
Ich hasste es, wenn meine Gesundheit zu einer Staatsaffäre wurde.
„ Sieh mal, ich mache mir doch nur Sorgen um dich.“
„ Ja, ich weiß. Aber es geht mir doch gut, deshalb verstehe ich den Grund all dieser Fragen nicht.“ brach es ärgerlich aus mir heraus.
Der Priester runzelte die Strin.
„ Viele Leute sorgen sich um dich und unternehmen alles, damit du am Leben bleibst. Viele wichtige Leute kümmern sich um deine Gesundheit, wie die Kardinäle Montagnard und Siringer. Du müsstest ein wenig freundlicher sein und das anerkennen!“ flüsterte er mahnend.
Montagnard und Siringer? Schon wieder diese Namen.
So eine Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen.
„ Bitte entschuldigen Sie. Ich wusste nicht, dass ich die Aufmerksamkeit so wichtiger Leute auf mich gezogen habe aber… wer sind die Kardinäle Montagnard und Siringer?“ versuchte ich, mit unschuldiger Stimme zu fragen.
Tante Cecilia hatte ein ganz blasses und angespanntes Gesicht, aber schließlich gelang es ihr, mir zu antworten.
„ Das ist meine Schuld. Sieh mal Vera, in Wirklichkeit habe ich dir eines nie erzählt. Als meine Cousine Annie, also deine Mutter, zu mir kam, war sie schon in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft. Ich war zu der Zeit leider in einem Kloster in Portugal und wusste nichts von ihr. Wir hatten schon viele Jahre nichts mehr voneinander gehört. Es war Kardinal Montagnard, der dann den Kontakt zu uns hergestellt hat, und er war es auch, der sich um dich gekümmert hat, als du geboren wurdest, bevor ich nach Irland zurückkehrte. Leider war deine Mutter bereits begraben worden, als ich in der Klinik ankam, in der ihr ward. Niemand hat jemals den Namen deines Vaters in Erfahrung gebracht, trotz der Nachforschungen von Kardinal Siringer", erklärte Tante Cecilia schwser atmend.
Ich war bestürzt.
„ Warum hast du mir das nie gesagt?“, fragte ich flüsternd.
„ Bitte entschuldige, ich wollte dir nicht noch mehr Schmerz bereiten, Kleines,“ murmelte meine Tante, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.
Ich merkte, dass das Thema sie traurig stimmte.
Ich umarmte sie fest und lächelte ihr zu.
„ Mach dir keine Sorgen.“
Pater August trank in der Zwischenzeit seinen Kaffee aus.
Er war nervös. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass er zu viel gesagt hatte und beschloss, zu gehen. Vor allem auch, um weitere Fragen zu vermeiden.
Ohne noch etwas hinzuzufügen näherte er sich der Tür.
„ Es ist spät geworden. Ich muss gehen.“ verabschiedete er sich von uns.
Wir erwiderten seinen Gruß und begannen, das Abendessen vorzubereiten, ohne das Thema meiner Mutter und meiner Geburt noch einmal zu berühren, obgleich meine Tante von ihren Enthüllungen noch immer ziemlich erschüttert schien.
Eine Woche verging ohne besondere Neuigkeiten.
Es war ein eisiger Wind aufgekommen und alle blieben lieber zu Hause.
Auch Patty schien sich beruhigt zu haben.
Und ich hatte eine weitere gute Note in Biologie bekommen.
Am Wochenende legte sich der Wind und die herbstliche Sonne kam wieder hervor.
Ich verbrachte den ganzen Samstag damit, Ahmed bei den übliche Hofarbeiten zu helfen. Ich war eigentlich eher sein Hilfsarbeiter.
Wir ölten das Tor, reparierten meine Schranktür und beendeten die Reparatur des Zauns.
„ Kommst du mit, das Hühnerfutter von Kevin zu holen?“ fragte mich Ahmed, der mich ärgern wollte.
Er wusste, dass ich schrecklich in Kevin Moore verknallt war, den Lehrling, der bei John McKaine's Agricenter arbeitete.
Blond, blaue Augen, ein strahlendes und intelligentes Lächeln. Er sah einfach umwerfend gut aus.
Er war sechs Jahre älter als ich und auch verlobt und war seiner schönen Clara Shue treu, Pattys nicht ganz so unausstehlichen Schwester.
Und das sollte die Gerechtigkeit der Welt sein?
Aber trotzdem lief ich ihm nach, in der Hoffnung, dass er mich irgendwann bemerken würde.
Und für ihn wollte ich meinen ersten Kuss aufbewahren. Ich wusste, wie lächerlich das war, aber ich konnte nicht anders.
Ich war gerade dabei, mit Ahmed ins Auto zu steigen, als Pater Dominick aus dem Bus stieg.
Er stieg mühsam aus den Fahrzeug und kam schaukelnd auf uns zu.
Ich musste lächeln. Wenn er ging, sah er aus wie ein Pinguin.
„ Guten Tag. „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte er uns mit funkelnden Augen.
„ Hühnerfutter kaufen.“ antwortete ich sofort.
„ Ich kann mir vorstellen, dass dieser Wunsch, zum Agricenter zu fahren, auf der Tatsache beruht, dass du an das Wohlergehen deiner Tiere denkst und nicht an einen gewissen Schönling namens Kevin.“
Ich wurde rot bis an die Haarwurzeln.
Weshalb nur hatte ich ihm davon erzählt? Wieso konnte ich vor den anderen keine Geheimnisse haben?
„ Anstatt dich mit diesen Dingen zu befassen, weshalb gehst du nicht lieber ins Haus und leistest Tante Cecilia Gesellschaft, die Konserven macht, während wir in den Ort fahren? Sag Tante, dass wir gleich wieder da sind, ok?“
„ Übrigens, wie geht es deiner Tante? Sie klang so merkwürdig am Telefon, als sie mich bat, zu kommen.“
„ Eben. Sie hat sich noch nicht richtig wieder von dem Gespräch mit Pater August erholt.“
„ Pater August?“
„ Ja. Diese ganze Geschichte meiner Geburt und der Kardinäle Siringer und Montagnard“ schnitt ich ab, um so schnell wie möglich loszukommen
Bei diesen Worten erblasste Pater Dominick zusehends. Ich konnte ihn gar nicht fragen, ob es ihm gut ging, weil er bereits eilig auf das Haus zustrebte.
Ich wusste nicht, ob ich ihm folgen oder zu Kevin gehen sollte.
Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und nahm mir vor, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen um zu verstehen, was da vor sich ging.
Eine Viertelstunde Fahrt und da war er, nur ein paar Schritte von mir entfernt, während er einige Bündel Pressholz in den Lastwagen eines alten Mannes lud.
Ich stieg aus dem Auto und näherte mich ihm mit meinem strahlendsten Lächeln.
„ Hallo Kevin,“ rief ich mit einer Stimme, die bestimmt eine Oktave höher war als üblich.
„ Vera, wie schön! Wie geht es dir?“ begrüßte er mich und schaute mich mit seinen blauen Augen an, die mein ganzes Nervensystem durcheinander brachten.
Wie süß! Er war immer so freundlich!
„ Gut, und du?“ fragte ich mit der üblichen Euphorie, die mein Herz erfüllte, wenn ich in seiner Nähe war.
„ Großartig. Ich habe großartige Neuigkeiten, und ich möchte, dass du sie als Erste erfährst, weil du mir eine liebe Freundin bist“, antwortete er mir, während er mir durch die Haare fuhr, so wie er es tat, als ich zehn Jahre alt war. Er war immer so warmherzig zu mir gewesen, weshalb ich nur noch stärker in ihn verliebt war.
Er kam noch näher an mich heran und flüsterte in mein Ohr, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte: „Herr McKaine hat mir gestern gesagt, dass er sehr zufrieden mit meiner Arbeit ist. Ich arbeite jetzt ja schon fünf Jahre für ihn. Da hat er mich gefragt, ob ich im Mai, am Ende meiner Lehrzeit, sein Partner werden möchte. Auf diese Weise könnte ich sehr viel mehr verdienen und ernsthaft beginnen, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Weißt du, ein Haus, eine Familie…“.
„ Aber das ist doch großartig!“ .
„ Genau... Und jetzt kommt die zweite und noch wichtigere Bombennachricht...“.
Ich war so aufgeregt und glücklich für ihn, ich konnte es kaum erwarten!
„… Ich habe Clara gefragt, ob sie mich heiraten möchte!“
Mehr als eine Bombe fühlte es sich eher wie eine Landmine an, auf die ich gerade getreten war.
Die leichte Rötung, die meine Wangen in seiner Gegenwart färbte, entwich, und ich spürte, wie meine Mundwinkel nach unten sanken.
„ Geht es dir gut? Du bist ja ganz blass geworden,“ fragte er sofort ganz besorgt.
„ Ach, es ist nur meine Anemie. Du sagtest gerade, dass du heiraten willst?“ brachte trotz meiner Atemnot hervor.
„ Ja, aber natürlich nicht vor Mai! Clara sagt, Anfang Juni wäre der perfekte Zeitpunkt, mit all den blühenden Bäumen und der ersten heißen Sonne, die uns wärmt", schwärmte er.
In diesem Moment wünschte ich ihr nur ein Gewitter mit Blitz und Donner. Er hatte soeben meinen Traum zerstört!
Und außerdem schien es, dass es niemand bemerkt hatte.
Ich versuchte, ihn anzulächeln, brachte es aber nur zu einer Art Grimasse.
„ Kevin, wo hast du die Säcke mit Hafer hingestellt, die heute Morgen angekommen sind?“ schrie John McKaine neben mir mit seiner üblichen Baritonstimme.
In diesem Augenblick hasste ich auch ihn.
Wenn er nicht angeboten hätte, Partner zu werden, hätte Kevin diesen Wahnsinn nie begangen!
Ich war so in meine düsteren Gedanken versunken, dass ich nicht einmal bemerkte, dass Kevin sich zusammen mit seinem Arbeitgeber entfernte.
„ Tschüs Vera. Komm uns bald mal wieder besuchen.“
„ Tschüs Kevin.“
Addio.
Ich stand lange Zeit da und blickte auf seinen sich entfernenden Rücken, bis Ahmed mich aufforderte, nach Hause zu gehen.
„ Vera. Nach Hause.“
„ Ja, ich komme.“
Ich ging zum Auto und stieg ein, wobei ich auf den Agricenter starrte.
Als wir weiter weg waren, hatte ich das Gefühl, wieder zu atmen als traurig zu seufzen.
„ Er heiratet, nicht wahr?“ bemerkte Ahmed.
Wie schön, dass ich es als erste erfahren musste.
Ich beobachtete Ahmed auf der Suche nach einem Hinweis auf eine mögliche Telepathie.
„ McKaine.“
McKaine hatte es ihm gesagt.
Nun fühlte ich mich auch noch von Kevin auf den Arm genommen, aber ich hoffte immer noch auf eine Veränderung.
„ Ja, aber bis Mai kann sich noch viel ändern“, stellte ich in Aussicht.
„ Sie werden heiraten“, prophezeite er überzeugt.
„ Wir werden sehen.“
Ahmed schüttelte den Kopf und machte den Mund erst wieder auf, als wir nach Hause kamen.
Auf den letzten Kilometern dachte ich über tausend Dinge nach, die in sechs Monaten noch passieren konnten.
Währenddessen wartete meine Tante zu Hause mit einem schönen dampfenden Tee und zwei großen Scheiben Apfelkuchen auf uns.
Im Haus herrschte ein Geruch von Kuchen und Äpfeln, der den ganzen Raum erfüllte.
Auf dem Sofa im Wohnzimmer saß Pater Dominic, der immer noch mit seinem Stück Kuchen beschäftigt war. Es war bestimmt schon das zweite oder dritte Stück. Er war ein echtes Leckermaul.
„ Ist alles gut gelaufen“, fragte Tante, die sich über den Einkauf und meinen düsteren Ausdruck Sorgen machte.