banner banner banner
Geheimnisse
Geheimnisse
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Geheimnisse

скачать книгу бесплатно


Martin Nash parkte seinen silberfarbenen Prius auf dem Angestelltenparkplatz bei seiner Arbeit. Neben ihm, in seiner Lunchbox, hatte er alle Werkzeuge eingepackt, die er brauchte, um eine Spezialaufgabe zu vollenden, während er im unterirdischen Ingenieur- und Technikgang war. Aufregung kitzelte durch seine Nerven.

Im Inneren von Global Cabling tippte er auf den Computer, um sich anzumelden, und sammelte von Gregory, seinem Routen-Manager, seine Route für den Tag. Wie erwartet, war er auf der Südseite der Stadt.

Das bedeutet, dass ich mich um mein Geschäft mit Haley ganz planmäßig kümmern kann.

Sie war so hübsch, mit langem Haar und schönen, liebevollen Augen. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen vor Hoffnung und Glaube, dass sie anders als die anderen war, dass sie die Eine war, die Eine, die endlich die Worte sagen würde, die er hören musste.

Gregorys Stimme drang in seine Gedanken ein und er blickte geradewegs hoch, als Gregory seine Augen von Martins Namensschild zog. Obwohl sie beinahe jeden Tag sprachen, musste Gregory noch immer das Gesicht mit dem Namen in Einklang bringen. Ich bleibe unsichtbar, dachte er, wie meine Mutter es mich gelehrt hat. Ein Mann ohne Gesicht.

»Nash, Sie sind heute unten im Loch«, gab Gregory an.

Martin mochte Gregory, schätzte seine Bemühung ihn beim Namen zu nennen, auch wenn er diesen Namen jeden Tag überprüfen musste. »Jep, runter in’s Loch«, erwiderte er.

»Weil Sie die Tunnel besser kennen als jeder andere. Ich sag’s Ihnen, wenn ich Sie wäre und ich Ihr Geld und dieses große, alte, abbezahlte Haus hätte,« Gregory blickte sich rasch um und fügte hinzu, »wäre ich hier im Null Komma nichts draußen. Sie sind jung genug. Sie müssen rauskommen und das Leben genießen.«

»Ich genieße alles, was ich tue«, antwortete Martin. »Und Sie wissen, was man über Müßiggang sagt.« Er winkte Gregory mit seinem Routenpaket zu und ging zu seinem Van hinaus. Er verstaute seinen Henkelmann voller Spezialausrüstung im hinteren Teil und sicherte die Hecktüren. Er rieb seine nicht so müßigen Hände aneinander, ließ den Van an und fuhr vom Parkplatz, lächelte die ganze Strecke über.

Ich komme nicht wegen Geld hierher.

Er fuhr zu seiner Route und prüfte nochmals das Navi für die Lage des Kanaldeckels, obwohl er ganz genau wusste, wo dieser war. Gregory hatte Recht, keiner kannte das Tunnelsystem von ober- oder unterhalb besser als er. Nachdem er geparkt hat, zog er die orangefarbenen Kegel heraus und öffnete den Kanaldeckel. Er platzierte das Sicherheitsgeländer und ließ den Belüftungsschlauch in das Loch fallen.

Bevor er hinunterkletterte, hielt er neben seinem Van mit einem Bild von Haley in seinem Geist inne. Von den Fotografien auf der Dating-Website erinnerte sie ihn so sehr an seine Mutter, sogar noch mehr als Jenny oder Tanya. Aber er musste mehr Informationen haben, bevor sie sich trafen, musste in ihr Leben treten, um festzustellen, ob sie die Eine wäre.

Eine Stimme im Inneren erhob sich, um zu debattieren.

Das hast du dir auch von den anderen erhofft und sie haben versagt.

Er schob die Stimme beiseite. Nichts würde diese Eine ruinieren; er dachte aufrichtig, dass Haley die Eine sein könnte, welche die Worte sagte. Falls nicht, dann würde er weitermachen, denn irgendwo da draußen war sie.

Etwas rieb gegen seinen Knöchel und er schaute nach unten. Eine herumstreunende Katze hatte ihn mit jemandem verwechselt, den es kümmerte. Er saugte an seinen Zähnen und trat das Vieh in die Rippen, ließ sie zum Gehsteig segeln. Sie landete mit einem schrillen Schrei und flitzte davon.

Er holte sein liebstes Bild von Haley in seinen Geist zurück, um ihm Gesellschaft zu leisten, bevor er das Loch hinunterkletterte. Seine Kabelwartungs-Route des Tages war klar markiert, alles Teil eines Gebiets, in dem er während des vergangenen Monats gearbeitet hatte. Zum Glück für ihn war Haleys Nachbarschaft ganz in der Nähe. Indem er seine Untergrund-Karte benutzte, machte er die Datenleitung zu ihrem Wohnblock aus.

Dieser Teil des Informationensammelns schenkte ihm ein Gefühl von Macht. Von hier unten in den Tunneln war er nicht aufspürbar, wahrlich unsichtbar. Mehr als wenn er zufällig in der Menge gegen sie strich. Mehr als wenn er eine Verkleidung anlegte, ihre Leben absteckte und ihre Heime betrat. Mehr als wenn er vor ihnen stand und fragte: »Was siehst du?«

Er fuhr die kurze Entfernung zu Haleys Wohnblock, parkte und stellte seine Kegel auf, bedacht darauf die Fassade eines ungesehenen Typen eines Versorgungsunternehmens aufrechtzuerhalten. In dem Hauswirtschaftsraum des Blocks wählte er das Kabel, das hineinführte, und suchte die Leitungen aus, die ihrer Apartmentnummer dienten. Innerhalb von Minuten installierte er eine Abzweigung in der Leitung, die es ermöglichte eine Fernzugriff-Schadsoftware in ihren Computer zu schicken.

»Das sollte reichen. Ich habe jetzt die Kontrolle über deinen Computer und alles, das er berührt.« Er summte, sammelte seine Werkzeuge ein und kehrte zu seiner Untergrund-Route zurück. Er beendete seine Schicht und freute sich darauf, was er heute Abend über Haley erfahren würde.

Zuhause fuhr er um die Rückseite und in die Kellergarage. Er liebte dieses große alte Haus. Wenn er gewusst hätte, welche Geheimnisse im Keller auf seine Entdeckung warteten, als er es gekauft hatte, hätte er freudig mehr bezahlt.

Er verschob es den Feed von Haleys Computer zu öffnen, stellte den Moment zurück, um die Aufregung sein Inneres kitzeln zu lassen. Das Abendessen bestand aus einem einfachen Teller mit Pasta und Butter mit einer gegrillten Hähnchenbrust. Er zwang sich langsam zu kauen und seine Mahlzeit zu genießen, wusste, dass das voyeuristische Dessert durch sein Warten umso süßer wäre.

Die Schadsoftware tat bereits ihre Arbeit. Als er seinen Computer öffnete, war alles, was er tun musste, sich einzuloggen und Haleys Webcam anzuschalten. Mit einem leichten Klopfen war sie da auf seinem Monitor, wie sie sich geschäftig in ihrem Apartment herumbewegte.

Sein Herz raste von dem Kitzel sie zu sehen. Sie war ein hübsches Mädchen und er wollte, dass sie die Eine war, welche die Worte sagte. »Bald, Haley«, versprach er. »Bald komme ich, um dich zu sehen.«

Beim FBI, nachdem sie den Tag verbracht hatte, um über Beweise zu gehen und nichts von wert zu produzieren, sehnte sich Dreya verzweifelt nach einem Hinweis. »Komm schon, gib mir etwas«, nuschelte sie. Irgendeine Art von Anhaltspunkt, so dass sie diesen hässlichen Fall aschließen konnten, bevor dieser Killer ein weiteres Leben nahm.

Unglücklicherweise war der Beweis einfach nicht da.

»Gar nix. Nada. Null Komma nichts«, beschwerte sie sich. Sie breiteten den Inhalt der zwei Kisten aus und entdeckten, dass die einzigen Indizien, die angesammelt waren, die Geschichte der Opfer und die Notizen der von Haus-zu-Haus-Befragungen waren.

»Du machst wohl Witze«, sagte sie, während sie durch die Kisten ging.

Simon lieferte die schlechten Nachrichten. »Keine Witze. Wir haben keine DNS, keinen Zeugen, keine Abdrücke, keine Fasern, keine Knöllchen, keine gekreuzten Wege und keinen mit einem Motiv.«

Quinn fügte hinzu: »Alle Frauen waren beliebt, ohne Drogen, keine bösen festen Freunde und keine Ex-Männer, die randalieren. Tatsächlich gab es überhaupt keine verdächtigen Freizeitaktivitäten. Also haben wir keine Verbindung zwischen den Opfern irgendeiner Art außer einem Serienmörder.«

»Abgesehen von ihrem Aussehen haben sie nichts gemeinsam«, sagte Simon. »Ich kann einen genaueren Blick auf ihre Leben werfen, wenn du mir zeigst, woran ich arbeiten soll.«

Quinn schlug vor: »Diese vier sind in der ersten Hälfte im März passiert. Es muss eine Verbindung geben zu einem mit Datum versehenen Vorfall; ich überprüfe Vergangenheitsdaten.«

Dreya machte einen Anruf und ließ zwei kleine Schreibtische mit Computern hereinbringen und aufstellen. Das machte ihr Büro überfüllt, aber nicht mehr, als sie es ohnehin gewohnt waren. Wenn sie irgendwo hineingezwängt werden musste, würde sie diese Typen auswählen, um das mit ihnen zu sein. Mit ein wenig technischer Unterstützung vergruben sich Simon und Quinn in ihren Aufgaben.

Rhys lehnte sich mit seinen Händen in seinen Taschen gegen ihren Schreibtisch – seine Haltung, wie sie gelernt hatte, für tiefe Gedanken. Sie gesellte sich zu ihm an den Schreibtisch, Hüfte berührte Hüfte, dachte über die unentdeckten Geheimnisse von der Tafel nach. »Was denkst du?«

»Hmpf«, grunzte er und drückte eine Augenbraue hoch. »Dieser Killer ist kein glücklicher Mann. Die Strangulationen werden gewalttätiger.«

»Warum, glaubst du, nimmt er das Auge? Er mag nicht, was er sieht?«

Er antwortete langsam, sagte schließlich: »Ich denke, dass er nicht mag, was sie sehen.«

Sie starrte auf die Tafel, kaute auf ihrer Lippe. »Wenn du Recht hast, was will er, das sie sehen?«

»Entdecke das und du hast den Schlüssel zu unserem Killer.«

Ohne irgendwelche neuen Anhaltspunkte schleifte sich der lange Tag dem Ende zu, nicht früh genug für Dreya. Zuhause in ihrem Apartment setzte sie sich an den kleinen Esstisch und nippte an einem Glas Wein, ihr Verstand von dem frustrierenden Fall abgeschaltet. Stattdessen benutzte sie ihre scharfen Augen, um sich darauf zu konzentrieren, was Nobility in ihr Leben gebracht hatte, ihre außergewöhnlichen Männer.

Die Veränderungen an ihnen waren subtil; die Effekte dieser Veränderungen verwirrten sie.

Vielleicht sind es meine irren Augen; sehe ich, was nicht dort ist?

War es möglich, dass sie gutaussehender waren als zuvor? Viriler? Intelligenter? Verlockender? Begehrenswerter?

Quinn hatte eine Art und Weise zu ihr hochzuspähen, wie ein zerknirschter Welpe. Wenn er das tat, war er so niedlich, dass ihr Herz so weich wurde wie warmer Honig, begierig auf den Tag, wenn er schließlich in ihre offenen Arme laufen würde.

Bei Simon, in den seltenen Momenten, wenn er seinen Schutz fallen ließ, erhellte ein frisches und ehrliches Licht seine Augen, was ihn jungenhaft werden ließ. Wenn er so war, wollte sie sich an ihm reiben, bis diese strahlenden Augen vor Leidenschaft rauchig wurden.

Und Rhys, der Vater der Truppe, ein Mann wie ein Baum mit einem Anflug von Clown. Wie der Rabe war er intelligent und engagiert, seine Augen unergründlich. Aber sie wusste, dass sein Herz und Verstand ihr gehörten, wenn sie bereit war diese zu beanspruchen.

Das Rudel gewöhnte sich ein. Sogar in diesen beengten Quartieren koexistierten sie friedlich. Obwohl sie für ein Haus mit mehr Privatsphäre im Badezimmer dankbar wäre, gab es einen beneidenswerten Vorteil mit drei gutaussehenden Männern zu leben.

Sie nippte an dem Wein und seufzte. Allein der Gedanke sich mit ihnen zu paaren schenkte ihr ein erwartungsvolles Kribbeln. Sie konnte keinen auswählen, den sie von den dreien zuerst wollte, aber Rhys war bereit ihre Beziehung zu vollziehen und das lebenslange Band zu besiegeln, von dem Lazar sprach. Sie erschauderte durch die berauschende Erwartung.

Wie wäre es mit jedem dieser unglaublichen Männer im selben Moment telepathisch und körperlich verbunden zu sein?

Rhys setzte sich neben sie und sie zuckte zusammen.

»Wie eine Katze mit einem Vogel im Maul«, sagte er. Er brachte die Weinflasche und stellte sie auf den Tisch. Seine nahe Gegenwart ließ ihren Glücks-Motor anspringen; wie Simon schnurrte sie. »Ich bin überrascht über deine Wortwahl, Vogel im Maul?«

»Na ja, aufgrund deines Gesichtsausdrucks schien es äußerst angemessen.«

Simon und Quinn gesellten sich zu ihnen, aber der kleine Tisch konnte nur eine gewisse Anzahl langer schlanker Beine beherbergen, als sie sich mit beträchtlichem Kniestoßen unterhalb niederließen.

»Du wolltest mit uns die Unterhaltung teilen, die du heute Morgen mit Jarvis hattest«, sagte Rhys.

»Hmh«, grunzte Simon. »Also das ist ein Mann, den man auf seiner Seite will. Ich würde nicht gegen ihn angehen wollen.«

Quinn räusperte sich. »Ich muss sagen, dass ich froh war außerhalb seiner Reichweite zu kommen. Was ist vorgefallen, nachdem wir gegangen sind?«

»Er riecht ein Geheimnis«, sagte Dreya. »Aber es ist ihm egal, solange wir nicht unangemessen sind.«

»Pah! Unangemessen?« Simon bekam Glupschaugen und seine Lippen verzerrten sich durch einen weiteren Einwand, seine Worte bereit ausgekotzt zu werden.

»Er fragte, ob wir sexuell sind. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt: nein.«

Ihre Worte brachten ihn zum Schweigen. Eine schwere Stille ließ sich nieder, brachte ein plötzliches Interesse auf die Tischoberseite. Sie leckte sich ihre Lippen. Das Rudelkonzept war unangenehm, sogar in einem Noblen Haushalt. »Aber«, fügte sie hinzu, »ich glaube, dass er mehr weiß als er durchblicken lässt.«

Sie schauten auf und ein angstvoller Blitz hüpfte über ihre Gesichter. Sie erinnerte sich an die Flut von Signalen, die sie auf Jarvis’ Gesicht entdeckt hatte, als er sagte, dass ihm ihr Geheimnis egal war. »Ich glaube, dass er etwas weiß, aber ist noch nicht willens es zu teilen.«

»Machen wir uns Sorgen?«, fragte Quinn.

Auf Jarvis’ Gesicht hatte sie auch ein zugrundeliegendes Ziel gelesen – Schweigen. »Nein«, antwortete sie. »Vorläufig keine Sorge. Aber in der Zwischenzeit?«

»Finden wir etwas Größeres zum Leben«, schlug Simon mit einem Grinsen vor.

Quinn ergänzte: »Ich muss rennen.«

Sie zog eine Grimasse. Außer sie zog nach Kanada, wusste sie nicht, wo ihr Wolf und Puma rennen könnten. »Das ist eine große Aufgabe, aber wir werden daran arbeiten. Zuerst müssen wir einen Killer fangen, bevor er wieder tötet. Ihr wisst, wie sehr ich es hasse, wenn ein weiteres Opfer auftaucht, sobald ich an einem Fall bin.«

2

Martin stieg seine Kellertreppe hinab und ging geradewegs zu einem massiven, versenkten Bücherregal. Das große Holzregal war ein Projekt, an dem er drei Monate lang gearbeitet, das Stück an der südlichen Wand angebracht hatte. Er zog an einem Hebel, der das Bücherregal auf Z- Scharniere hob, und, mit einem sanften Drücken, öffnete es sich zu dem Freiraum dahinter.

Dieser versteckte Raum machte sein Haus einzigartig wertvoll, gab ihm einen geheimen Zugang zu einem Gewirr alter unterirdischer Tunnel, welche die Hauptversorgungskorridore der Stadt verbanden. Von der Privatsphäre seines eigenen Zuhauses konnte er ungesehen und unbemerkt durch große Bereiche der Stadt reisen. Er eilte durch die Tunnel dahin, brauchte keine Karte, um sein Ziel zu erreichen.

Er erreichte den Kanalschacht in einer Gasse hinter Haleys Lieblingscafé, schob die Abdeckung beiseite und sprang hinaus. Innerhalb von Sekunden legte er die Abdeckung zurück, glättete seine Jacke und ging um die Ecke.

Haley saß neben dem Fenster, wo das Sonnenlicht des frühen Morgens ihren blonden Kopf erhellte. Als sie ihr Haar über ihre Schulter warf, musste er sich abwenden. Sein Magen flatterte vor Aufregung.

Ein Platz, Rücken an Rücken mit ihr, wurde frei und er schob sich mit seinem schaumigen Latte durch die Menge. Er zog den Stuhl heraus, stieß ihren dabei an. Sie drehte sich um und gab ihm die Ehre eines Lächelns. »Oh, bitte entschuldigen Sie«, sagte sie und rückte nach vorn, um ihm mehr Platz zu machen.

Der Latte war köstlich, so wie der vorzügliche Duft ihres Haars, der über seine Schulter waberte. Nicht blumig, wie seine Mutter es benutzt hatte, sondern ein frischer und würziger Geruch. Er inhalierte ihn tief, sog ihn ein. Er befand ihn für gut.

Ihre Stimme war nett, während sie mit ihrer Freundin plauderte, einer jungen Frau, die brünett war, und deshalb keine Kandidatin, um die Worte zu sagen. Die spezielle Frau, die er auswählte, musste blond und schön sein, wie seine Mutter.

»Irgendwelche guten Aussichten auf AlleyOop?«, fragte Haleys Freundin.

»Was für ein Online-Dating-Witz«, lamentierte Haley. »Wenn AlleyOop repräsentiert, was da draußen verfügbar ist, bin ich in Schwierigkeiten. Nur deren Fotos anzuschauen ist mir nicht geheuer. Wer weiß, was diese Männer zum Online-Dating brachte?«

Martin spürte, wie seine Brust vor Freude anschwoll.

Sie versteht es!

Er drückte sich in seinem Stuhl zurück, um besser hören zu können.

»Vielleicht sagen sie dasselbe, wenn sie dich anschauen«, sagte die Freundin lachend.

»Ha!« Haley fiel in das Kichern ein. »Ich habe nie daran gedacht.« Sie seufzte vor Sehnsucht. »Ich würde nur einfach gerne einen netten Kerl treffen, der nach Liebe sucht.«

Ihre Worte ließen seine Augen feucht werden. Er unterdrückte den Drang aufzuspringen und zu brüllen: »Ich bin hier. Ich bin der Eine. Ich suche nach Liebe.« Da er wusste, dass dies nicht die Zeit und der Ort war, tupfte er seine Augen mit einer Serviette trocken und zog seinen Kopf an, um sein Gesicht zu verstecken, das Gesicht, das niemand sah.

Unsichtbar, sogar für meine eigene Mutter.

Er war sieben Jahre alt, als er wusste, dass seine Mutter ihn nicht liebte. Nachdem er von dem Baum gefallen war, sprach er wochenlang nicht mit ihr – das schien ihnen beiden zu passen. Er vergaß nie ihren hohlen Blick, wie sie sein Schmerz nicht kümmerte. Haley wäre nicht so. Wie er, suchte sie nach Liebe.

Haley, ich bin genau hier und ich bin genau, was du willst.

Die zwei Mädchen plauderten und Haleys Stimme beruhigte ihn in einen Zustand der Zufriedenheit, denn er wusste, dass sie beide bald ein Date hätten.

Sein Verstand trieb zu einer Nacht im Februar, als er zwölf war, eine bittere Nacht, die sein Leben auf einigen Ebenen veränderte. Es war beinahe neun Uhr, als ein Klopfen an ihrer Tür erklang. Er sprang auf, begierig auf jedwede Ablenkung, um den trostlosen Abend allein mit seiner Mutter zu unterbrechen.

»Öffne nicht die Tür, Martin«, sagte sie. »Sieh zuerst nach. Wer ist es?«

Tief in dem Moment konnte er klar ihre Stimme hören, konnte in seinem Geist sehen, wie seine Hand langsam den Türgriff berührte. Er drückte sein Auge auf das Guckloch der Tür. Draußen und beinahe außer Sicht waren zwei dunkle Gestalten, ganz eingemummelt.

Ihre Gesichter waren versteckt. Ein instinktiver Teil von ihm wusste sofort, dass diese beiden nichts Gutes im Sinn hatten. Seine Hand zog sich vom Türgriff zurück.

Hinter ihm saugte seine Mutter an ihren Zähnen. »Also?«, fragte sie, ihre ständige Verachtung eine vernichtende Zurückweisung seiner bloßen Existenz. Er atmete aus und legte seine Stirn vorsichtig auf die Tür, während er darum kämpfte seinen Zorn zu kontrollieren.

Mein ganzes Leben und du konntest dich nicht dazu bewegen mich zu lieben.

Er verlor den Kampf, sein Zorn übernahm. Er drehte den Griff und öffnete die Tür, ließ sie hinein. Was er in dieser Nacht gelernt hatte, verließ ihn nie. Er lernte den Wert der Furcht und des Verlangens und er entdeckte, dass alle Barrieren durchdrungen werden konnten, auf die eine oder andere Weise.

Im Café stand Haley auf und ihr Stuhl knallte in seinen, rüttelte ihn aus seinen Erinnerungen. »’Tschuldigung«, sagte sie lächelnd. In seinem Geist blieb sie und sprach mit ihm. Während einem weiteren Latte wurden sie schnell zu Freunden und gingen Hand in Hand.

»Oh, kein Problem«, stieß er hervor, aber sie hatte sich bereits umgedreht, um hinauszugehen. Seine Worte verklangen zu einem Murmeln und er schaute nach unten, die Augen gegen den Schmerz der Zurückweisung fest zusammengedrückt.

Haley, bist du die Eine?

Am nächsten Morgen starrte Dreya auf die Mordtafel in ihrem Büro, suchte nach diesem einen Stück, das zu einem Hinweis werden würde. »Ich habe nichts.«

Simon stand neben ihr. »Abgesehen von den körperlichen Ähnlichkeiten waren diese Frauen Fremde. Eine Kellnerin, eine Verkäuferin, eine Sekretärin, eine Hochzeitsplanerin und eine Veterinärtechnikerin. Keine hatte ein Haustier, keine hat im Geschäft der Verkäuferin eingekauft, keine aß bei der Arbeit der Kellnerin, keine war mit irgendeiner der anderen befreundet, auch nicht auf irgendeine Weise verwandt, keine von der Planerin verheiratet.«

»Haben die irgendetwas auf den Computern oder Handys gefunden?«, fragte sie.

»Ich habe bei der Asservatenkammer angefordert, dass deren Handys geliefert werden. Die einzige Anmerkung ist –«