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Blut Und Feuer
Blut Und Feuer
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Blut Und Feuer

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Im Genetiklabor fragte ein junger Mann: »Ich werde einer der neuen ›Draco Dämonen‹ sein?«

Dr. Anthony Lazar tätschelte den Arm des jungen Mannes. »Der Beste und der Neueste; Sie sollten ein langes und produktives Leben hier auf der Draco Station haben. Sie treffen die richtige Entscheidung; es wird sich ein Leben lang um Sie gekümmert.«

»Legen Sie los, Doc.« Der junge Mann schloss seine Augen.

Lazar schob eine Spritze in den Infusionszugang. »Sie werden etwas Unwohlsein während der genetischen Verwandlung verspüren, aber das wird vorbeigehen. Wir bringen sie in einen ruhigen Raum, wo wir Sie während ihrer Wandlung überwachen können.« Er injizierte langsam die neueste Version der Draco Dämon-Lösung in die Infusion. »Wenn ich Sie das nächste Mal sehe, werden Sie brandneu sein.«

Das Bett des jungen Manns wurde zu einer isolierten Kammer davon geschoben, wo seine Schreie nicht gehört werden konnten. Hinter Lazar murmelte die Ansammlung an besuchenden Würdenträgern. Er riss seine Handschuhe ab und entsorgte sie im Abfallkorb. Er rief über seine Schulter: »Hier entlang, Gentlemen.«

Er hasste diesen vierteljährlichen Werbezirkus, aber Unternehmens-Normalos erforderten mehr Aufmerksamkeit als seine neuen Drachen. Er öffnete die Tür und führte seine Gäste in den Schlüpf-Flügel. »Hier ist es, wo neue Drachen für die ersten paar Tage bleiben.«

Sie hielten vor einem Beobachtungsfenster an, das auf eine niederere Ebene blickte, wo ein dutzend würfelförmige Käfige mit Betten, Toiletten und Waschbecken einen frisch gewandelten Draco Dämon beherbergten. Lazar trat zur Seite, so dass die Unternehmensherde seine neueste Schöpfung betrachten konnte.

Diese Drachen waren in verschiedenen Stadien ihre neue DNS zu ›äußern‹. Manche wachten gerade aus ihrer Wandlung auf, andere waren mit dem Verändern vollständig erfahren, huschten in Sekunden vom Menschen zum Drachen und zurück.

»Wie Sie sehen können, sind sie –«

»Spektakulär«, murmelte einer der Unternehmer.

Sehr menschlich in ihrer Form, hatten diese Drachen vier menschliche Extremitäten mit großen Flügeln, die mit ihrem Rücken verbunden waren. Ihre Brust war übergroß, ihre Arme und Beine muskulös und ihre Haut eine glatte, glänzende reptilische Schuppe, die in einem Regenbogen aus Farben schimmerte.

Einer der geübten Drachen verwandelte sich und öffnete seine Flügel zu ihrer vollen Ausdehnung von dreieinhalb Metern. Mit den Händen auf seinen Hüften drehte er sich auf zwei stark muskulösen Beinen, brüstete sich, um seine Nackenkiemen mit ihren glänzenden rotgoldenen Schuppen zu präsentieren.

»Er war ein großer Mann«, sagte Lazar, während er auf ihn zeigte. »Deshalb seine maximale Flügelspannweite.«

Der Drache blickte hoch, als er seine Flügel mit einem Knacken beugte, dabei ein lautes Krachen verursachte. Er zwinkerte Lazar zu, bevor er seine Flügel einzog und sich zurück zum Menschen wandelte.

»Was ist er wert? Der eine da unten?«, fragte ein Unternehmer.

Lazar wusste, dass sie den Wert des Drachens in Profiten hören wollten. »Die Vulkillium-Produktion dieses Draco Dämons wird sich auf eine Milliarde Dollar pro Jahr beziffern. Das macht ihn zu einem zwanzig-Milliarden-Dollar Drachen. Darum werden sie so gut bezahlt.«

»Wie lange arbeiten sie pro Schicht?«

Er musste nach unten blicken, um eine scharfe Erwiderung zu kaschieren, die herauszubrechen drohte. Egal wie produktiv er seine Drachen machte, die Unternehmer wollten mehr. Unglücklicherweise für Pantheon und die Draco Dämonen zollten die Unternehmer der Gewinnspanne mehr Aufmerksamkeit, als den teuflischen Details. »Ich mache konkrete Empfehlungen für sichere Arbeitspensen für Draco Dämonen, Warnungen über Überexposition eingeschlossen.«

»Aber wie entscheidend ist es innerhalb Ihrer Empfehlungen zu bleiben?«

»Drängen Sie die Arbeitspensen außerhalb meiner Empfehlungen und Sie werden das mit beträchtlicher Gefahr tun.«

»Gefahr für was, Dr. Lazar? Können Sie das verdeutlichen?«

Seine Drachen waren menschengemacht, obgleich von einem brillanten Mann. Aber ohne einige Millennien der Evolution, um die Genetik herauszufordern und zu perfektionieren, gab es Einschränkungen.

Die Psychologie davon beides zu sein, Tier und Mensch, war ein schwieriges Konstrukt für manche menschlichen Psychen, um sich daran anzupassen. Während genetische Tests Fehlermarker im Genom eines Individuums für körperliche Ausschlüsse identifiziert, gab es keine solche Mittel den Verstand zu garantieren. Letztendlich war es das Beste die emotionalen und geistigen Grenzen eines Drachen nicht herauszufordern, indem man den physischen Körper belastet.

Er starrte den Fragesteller über seine Nase an. »Die Gefahr für das zwanzig-Milliarden-Dollar Individuum, die Station und Pantheons Quintessenz. Nur ein Idiot würde das Risiko eingehen. Verdeutlicht das die Situation für Sie?«

Stille kroch in den Beobachtungsraum. Er bemerkte, dass ihre Gesichter nicht länger Neugierde zeigten.

Ah. Es ist gut in den Zoo zu gehen; aber noch besser ihn hinter sich zu lassen.

»Halten Sie sich die Gefahr vor Augen, wenn sie die Produktionsforderungen erhöhen.«

Gegenwart Draco Station

Nate Givens, Vorarbeiter und hochrangiger Draco Dämon, atmete die heiße Luft von Draco Prime ein und öffnete krachend seine Flügel. Die hochgefährliche Oberfläche mit ihren atmosphärischen Gasen, die für Menschen so giftig sind, war Balsam für seine Sinne. Er atmete ein, sog die Mischung tief in seine Lungen und flatterte mit seinen Flügeln, hob gerade genug vom Boden ab, um auf seinen Zehenspitzen zu tanzen. Er war versucht hoch in den Himmel zu fliegen, obwohl ein solches Verlangen zutiefst ursprünglich und drachenartig war.

Und von Pantheon strengstens verboten.

Behaltet eure Menschlichkeit bei.

Er hatte nichts außer Verachtung für die Protokolle übrig, die geschaffen wurden, um die Menschlichkeit beizubehalten. Die Oberfläche auf Draco Prime war die Hölle und hier war er ein Drache, kein Mensch.

Verdammt seien die Protokolle.

Er flüchtete von der roten Oberfläche, faltete seine Hände hinter seinem Rücken, während seine Flügel hart arbeiteten, um Auftrieb zu bekommen. Er atmete ein, ließ seine Brust anschwellen, um mehr Luft aufzunehmen, trieb Kraft in seine Flügel. Sein Blut sang bei dem Kitzel des Fliegens, während er durch die Luft kletterte und tauchte, seine Drachenmuskeln und den Teil seines Gehirns, der die Flugfähigkeit kontrollierte, trainierte.

Verboten, flüsterte sein menschlicher Verstand. Zu fliegen lässt den Drachen frei.

Sie hatten Recht. Zu fliegen baut die reptilischen Verlangen aus und mindert die menschlichen Hemmungen, was es dem Drachen erlaubt sich über den Menschen hinwegzusetzen, das Tor zum Drachenverhalten öffnete – besonders dem Blutdurst. Er kam auf die Oberfläche herunter und ließ sich auf einem hohen Punkt nieder, auf welchem er den großen Kessel überblicken konnte, den die Draco Dämonen im Namen von Vulkillium gegraben hatten. Er warf seinen Kopf zurück und schrie eine drachenartige Freudenerklärung, bevor er seine Flügel einzog.

»Mich zu verhalten wie ein Drache ist mein Recht«, rief er, während er eine Faust erhob.

Sie können mir nicht Flügel geben und es mir verbieten zu fliegen.

Er stützte seine Hände auf seine Hüfte, spürte die undurchdringlichen Schuppen, die seine Gestalt bedeckten, wenn er ein Drache war. Er hatte sich niemals weniger menschlich gefühlt.

Ich bin zu lange auf Draco gewesen.

Sein letztes Mal auf der Erde war eine verblasste Erinnerung. Jahrelang lebte er auf der Station, verwandelte sich unter Lazars Ermutigung zu einem Drachen, als er die Drachen-Rezeptur perfektioniert hatte. Einer der vielen Vorteile ein Draco Dämon zu sein, war der Ruhestand; um Drachen wurde sich bis zum Tod gut gekümmert. Die Arbeit war hart, aber sein Drachenkörper liebte es an die Oberfläche zu kommen und eine volle Schicht in reptilischer Form zu verbringen.

Dann gab es da die erotischen Vorteile, die in der menschlichen Form vorkommen. Es war allgemein auf Draco bekannt, dass, sobald eine Frau einen Drachen hatte, sie selten ihren Drachenliebhaber verließ.

Ein gutturaler Schrei formte sich in seinen Lungen. Er musste noch einmal fliegen, bevor er seine Schicht beendete und das Shuttle zurück zur Station bestieg – auch wenn es gegen die Regeln war. Er ließ seine Flügel aufschnappen und hob ab.

Er stieg über den Bergbaubetrieb und drehte über die Ebene ab, wo er außer Sichtweite fliegen konnte. Der heiße Wind riss an seinem Gesicht und sein Drachenherz hämmerte, stieß Blut in seine Flügel. Die Fläche seiner Flügel trug ihn schneller und schneller, ließ den menschlichen Aspekt seines Gehirns zusätzlich hungern. Ein von Hormonen getriebener Rausch ursprünglicher Kraft verzehrte ihn, während er in der Luft herumtollte. Der Drache übernahm vollständig, als Visionen von Blut und Feuer seinen Geist füllten. Er brüllte vor Drachen-Entzücken.

Blut und Feuer; Feuer und Blut.

Der Stoff aus Drachenträumen.

An der Shuttle-Abholstelle auf der Oberfläche von Draco Prime schloss David Armstrong seine Drachenflügel und trat hinein. Er wandelte sich zum Menschen und griff nach seinem Rucksack in der Ablage über ihm. Er zog schnell seinen Overall an, nahm Platz und schnallte sich an. Gegenüber von ihm war der Vorarbeiter und hochrangige Draco Dämon, Nate Givens.

David drehte sich, so dass er Nate aus seinem Augenwinkel beobachten konnte. Nate war einer der älteren Draco Dämonen. Seine Produktionsstände waren unter den Besten, während er eine beispielhafte Akte beibehielt. Er hatte eine dauerhafte Frau, die er mit zwei anderen Dämonen teilte und seine Ansammlung an Credits war der Stoff aus Legenden.

Nate war das Pantheon Aushängeschild.

Aber ich kenne dein Geheimnis.

David spielte am Ende seines Gurts herum. Es war verboten zu fliegen, doch er hatte Nate gesehen, wie er jenseits des Tagebaufelds aufgestiegen war. Der Anblick von Nate, wie er wild flog, rüttelte in ihm das Verlangen wach mitzumachen, um wissentlich trotz der Auflagen zu fliegen, sein Drachenblut singen zu hören.

»Nein«, murmelte er. Als Drache zu fliegen ging auf die Kosten des sinnlichen Menschen. Wenn Dämonen ihrem Drachenverstand nachgaben, litt der menschliche Verstand. Schade dem menschlichen Verstand und alles andere litt dementsprechend … besonders der Sex.

Lazar hatte es in der Tiefe erklärt. »Dieses Unterstützungssystem – gestaltet, um die Balance im Verstand zu erhalten, ist im Labor unberechenbar. Als ich die menschliche und tierische Natur kombiniert habe, hat Mutter Natur entschieden, wie sich der neue Organismus an diesen Mix anpassen würde. Dieser Schutzmechanismus spielt die Freude des Drachen am Fliegen gegen die Freude des Menschen am Sex aus. Diese zwei sind unaufhaltsam miteinander verschlungen. Es ist der Balancepunkt zwischen dem reptilischen Verstand und dem menschlichen Verstand.«

Hilde, dachte David. Eine Welle des Verlangens erfüllte seine Lenden. Der Gedanke an sie schenkte ihm immer eine Erektion.

Ich kann fliegen oder ich kann Hilde haben.

Für ihn gab es keine Alternative; Hilde war exotisch und wunderschön und er liebte sie. Er würde sie oder seinen Verstand nicht gegen die Freude des Fliegens eintauschen. Er blickte schnell zu Givens, fragte sich –

Wie viel deines menschlichen Verstands hast du wegen diesem einen Flug eingebüßt? Wie viele weitere Flüge hast du gestohlen?

Der Verstand eines Drachen war zerbrechlich.

Ein Schauer schüttelte seine Wirbelsäule.

»Leonard, wie geht es dir heute?«

Leonard Jeffrey nahm Platz in der Bar in Dracos beliebtestem Feierort, dem End of the Line. Er lächelte den Barkeeper an. »Kepler, ich bin ein Mann, der hier mit dem Anfang der Schlange im Visier in der buchstäblichen Endstation sitzt.«

»Oh, denkst du das?« Kepler wischte über die Bar und warf eine Serviette hin. »Soll ich dir den Anfang-der-Schlange-Drink machen?«

»Nein.« Leonard streckte seine Hand aus. »Ich will es nicht verschreien, weißt du. Die Liste ist noch nicht raus. Aber ich bin genau in der Schlange. Bring mir ein Bier und behalt es für dich, über was wir gesprochen haben, okay?«

Kepler schenkte ein Bier ein und stellte es vor Leonard. »Du bist ein abergläubischer Kerl, mein Freund.«

Leonard nippte an seinem Bier. Sein Fünfjahresvertrag war vorbei und er wollte von der Draco Station herunter. Manche würden dafür töten auf Draco zu bleiben, andere würden dafür töten zu gehen.

»Also ist dein Vertrag und deine Credits alles aufgestellt?«, stupste Kepler.

»Jep, warte einfach meine Zeit ab, bis der nächste Flug raus geht«, sagte er.

»Kein Risiko in den Limbus zu fallen?«

Leonard erschauderte. Ein Schauer krachte seine Wirbelsäule herunter wie ein Brocken arktisches Eis. Limbus war eine von Pantheon ausgeklügelte Todesspirale, welche viele dazu zwang einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Für ihn wären das weitere fünf Jahre auf der Station.

»Ich nicht«, platzte er heraus. »Ich nicht.« Der Gedanke an einen weiteren Fünfjahresvertrag ließ ihm den Atem stocken und brachte seine Augen zum Tränen. Er nippte an seinem Bier, zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.

Ich bin ein Kurzzeitler. Alles was ich tun muss, ist den Anfang der Schlange zu erreichen.

Hilde Martin saß vor ihrem Schminktisch, wartete auf David, ihren Drachenliebhaber, dass er nach seiner Schicht hereinkam. Sie kämmte langsam ihr langes schwarzes Haar, Augen geschlossen, wagte es nicht ihr Spiegelbild anzublicken.

Dieser Ort hat mich verändert.

Draco Station war ein abhängig machender, verführerischer und hedonistischer Außenposten, wo die Zeit vorgab nicht zu existieren. »Oh, aber die Zeit ist ganz sicher hier.« Sie legte die Bürste ab und zwang ihre Augen auf. Ihr Spiegelbild war ehrlich, zeigte eine gerunzelte Stirn und einen zögerlichen Blick.

Mit David zusammen zu sein war unglaublich. Aber die größere Wahrheit war, dass sie nicht bleiben konnte und er nicht gehen konnte. Sie befürchtete, dass wenn sie nicht in den nächsten Flug kam, sie Dracos abhängig machende Natur einsaugen würde und sie niemals von der Station herunterkam und auf die Erde zurückkehrte.

»Wenn ich bleibe … wird die Zeit vergehen und eines Tages werde ich verrunzelt und alt sein, und wenn ich auf der Station sterbe, wird mein Körper in den Weltraum ausgeworfen.«

Sie ächzte bei dem entsetzlichen Traumbild, das sich in ihrem Verstand verwurzelt hatte. Wenn man auf der Station stirbt, gab es keinen Freifahrtschein nach Hause für eine irdische Beerdigung. Dein Körper wurde durch eine Luftschleuse mit dem Müll über Bord geworfen, um für immer alleine in der gefrorenen Weite des Weltalls zu treiben. Die Vorstellung ihrer Überreste in den endlosen Tiefen des Weltalls versetzte sie in Angst. Aber Draco Station zu verlassen, würde Davids Herz brechen.

Meins auch, ich liebe ihn. Aber sogar noch mehr fürchte ich, dass ein auf dieser Station verbrachtes Leben ein verschwendetes Leben ist.

»Verdammt.« Sie hasste sich selbst. Zu bleiben bedeutete ein Leben endloser leidenschaftlicher und erotischer Liebe. Die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen soll, hatte sie seit Beginn ihrer Beziehung verfolgt. Aber sobald David sie in die sinnlichen Vergnügen eines Drachenliebhabers eingeführt hatte, konnte sie sich nicht dazu bringen zu gehen, in der Hoffnung die Entscheidung zu vertagen.

Aber er hat ihr einen Ring gekauft.

Plötzlich tickte die Uhr.

Sie starrte unnachgiebig auf ihr Bild. Konnte sie ihn tatsächlich verlassen? Glücklicherweise, wie alle weiblichen Unterhaltungs-Dienstleister, war sie in der Lage Draco zu jeder Zeit zu verlassen. Sie schaute auf ihre Uhr.

Ich muss meinen Namen auf die nächste Abflugliste bekommen.

2

Draco Station

Hilde fuhr zum obersten Deck von Ebene 3, wo das Pantheon Management residierte. Sie glättete ihr Kleid über ihrer Hüfte und als die Aufzugtüren sich öffneten, schaute sie rasch nach rechts und links, da sie nicht wollte, dass man sie sah.

Sie wusste, dass sie kurz davor war etwas moralisch Falsches und explizit entgegen der Regeln der Station zu tun, aber sie ging geradewegs zu Mr. Meyers’ Tür, dem für den Transport zuständigen Personalmanager. Letzte Nacht, nachdem David mit ihr geschlafen hatte, wie es nur ein sinnlich verstärkter Drache konnte, sah sie, wie er auf den Ring spähte, den er neben dem Bett versteckt hatte.

Auf Meyers zuzugehen, um auf die Liste zu kommen, machte ihren Magen nervös und Schweiß befeuchtete ihre Handflächen. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei dem, was sie tun würde, aber sie konnte das Bild von ihrer Leiche, die ewig durch den Weltraum schwebte, nicht auslöschen.

Sie atmete aus und leckte sich über ihre Lippen.

Ich will runter von der Draco Station, bevor ich hier sterbe.

Sie drückte den Klingelknopf.

»Wer ist da?«

»Hilde Martin, Mr. Meyers. Ich bin eine der Entertainerinnen. Ich muss mit Ihnen sprechen.«

»Kommen Sie morgen in mein Büro, Hilde.«

»Sir, es ist persönlich.« Sie hasste es zu betteln. Sie schloss ihre Augen, sah umgehend ihren Leichensack völlig alleine dahintreiben. Das Bild ließ sie sich mulmig fühlen und sie legte eine Hand über ihren Mund – aber die Vorstellung wollte nicht weggehen. »Bitte, darf ich hereinkommen?«

Die Tür öffnete sich und Meyers prüfte sie sorgfältig von oben bis unten. Er hatte Knopfaugen und seine Haut war blass. Sie unterdrückte einen Schauer, fühlte sich, als ob eine Ratte ihr Kleid hochgekrochen war. Sie lächelte stattdessen.

Er lehnte sich gegen die Türzarge, witterte einen Handel in der Luft. Sex war eine häufige Währung auf der Station. Aber Sex, um die Abflugliste zu ändern, war streng verboten. Wenn David, oder irgendjemand, herausfand, was sie tat, würde es sie teuer zu stehen kommen. Vom Ausdruck auf Meyers’ Gesicht konnte sie sagen, dass er sich im Moment nicht um die Rechnung sorgte.

»Hilde, Sie sind eine Tänzerin, oder?« Er trat zurück und bedeutete ihr hereinzukommen.

Dankbar aus dem Flur draußen zu sein, trat sie über die Schwelle. Er schloss die Tür und sie schluckte. »Mr. Meyers –«

»Bitte, nennen Sie mich Chuck.«