banner banner banner
Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes
Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes
Оценить:
Рейтинг: 0

Полная версия:

Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes

скачать книгу бесплатно


Keaton täuschte rechts an. Patty hatte die Gelegenheit zum Gegenangriff, trat stattdessen jedoch einen Schritt zurück und ließ sich einfach gegen Grizz fallen. Er fing sie auf und drückte ihren üppigen Körper an sich. Mit einem Schlag verließ sie die Kampfeslust, und auch aus ihm schwand der Widerstand.

Es war lange her, dass er Patty das letzte Mal berührt hatte. Jahre, seitdem sie auf der Couch aneinander gekuschelt gesessen hatten und Patty ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte.

Grizz’ Blick fiel auf Pattys Mund. Patty öffnete die Lippen. Ihre rosa Zunge schnellte hervor und befeuchtete diese Lippen. Sein Griff verstärkte sich. Alles in seinem Inneren schrie nur ein Wort.

Meins.

»Ha«, rief Keaton aus. »Erwischt. Halt sie gut fest, Grizz.«

Ja! Genau das sollte er tun. Patty festhalten und nie mehr loslassen. Ihren Kopf an die Brust drücken, damit sie hörte, wie sein Herz für sie pochte. Ihr Kinn anheben, um ihr dabei zusehen, wie sie die Lippen befeuchtete und dann ihren Mund erobern.

Grizz ließ Patty los. Seine Arme streckten sich widerwillig, als er sie von sich wegschob. Patty schwankte auf unsicheren Beinen, und Grizz musste an sich halten, nicht erneut nach ihr zu greifen.

Als sich ihre Blicke begegneten, war der Glanz in Pattys Augen erloschen. Das glitzernde Azur war einem verschmiertem Blau gewichen, das man fast grau nennen konnte. Patty machte einen Schritt zur Seite. Die Zurückweisung war ihr anzusehen. Sie nickte allen kurz angebunden zu und stakste davon.

Keaton gab Grizz einen Stoß. »Warum hast du sie gehen lassen?«

Der Stoß von seinem besten Freund war nicht besonders kräftig gewesen, doch Grizz’ schwankte, als würde er gleich umfallen. Er hatte gerade das Einzige auf dieser Welt losgelassen, das er verzweifelt haben wollte, aber nicht haben konnte. Er hatte gerade die kleine Schwester seines besten Freundes gehen lassen.

»Ich sehe, dass du verstehst, was ich mit der einen meine.« Mac klopfte Grizz auf den Rücken. »Du bist so was von erledigt.«

Grizz war in der Tat erledigt. Er war in Patricia Keaton verschossen. Mac hatte das womöglich erkannt. Grizz hoffte nur, dass er seine Gefühle gut genug verbarg, damit sein bester Freund es nicht ebenfalls herausfand.

Kapitel Zwei

Auch wenn Keaton der beste große Bruder war, den ein Mädchen sich wünschen konnte, Patty würde ihn umbringen. Er hatte sie nie verpetzt. Auch nicht, wenn sie ihr Gemüse nicht gegessen hatte. Stattdessen hatte er ihr gezeigt, wie sie das Grünzeug in den Müll schmuggeln konnte, wenn sie am Esstisch saßen und ihre Eltern gerade wegsahen.

Keaton ließ Patty mit ihm und seinen Freunden oft mitkommen, insbesondere weil niemand annahm, dass seine Clique etwas im Schilde führen würde, solange Keatons kleine Schwester dabei war. Damit lagen die Leute aber meistens falsch. Wann immer Patty etwas mit ihrer eigenen Clique ausheckte, wollte Keaton wissen, was sie geplant hatte, denn er war sich sicher, einen besseren Plan austüfteln zu können. Damit hatte er auch gewöhnlich recht.

Es gab da jedoch diesen einen Plan, von dem sie Keaton nie erzählt hatte. Es war der Plan, der ihr Leben bestimmte. Patty hatte sich vorgenommen, einmal den besten Freund ihres Bruders zu heiraten.

Patricia Keaton war es gewohnt, dass sie ihren Willen bekam. Von klein auf wusste sie, dass sie alle wichtigen Eigenschaften besaß, um zu bekommen, was sie wollte. Mit ihren kleinen Händen hatte sie als Kind ihre speckigen Wangen befühlt, die man so oft gestreichelt und in die man ebenso häufig hineingekniffen hatte. Sie hatte manchmal in den Spiegel geschaut und ihre Lippen zu einem offenen Lächeln verzogen, um zu verstehen, was andere in diesem zahnlückigen Lächeln sahen. Sie hatte in ihre blauen Augen gestarrt und versucht, das Strahlen darin zu erkennen, von dem die Freunde ihrer Mutter so felsenfest behaupteten, dass es da wäre. Sie hatte nichts dergleichen darin entdeckt, wohl aber begriffen, dass andere darauf ansprachen und es ihr einen Vorteil verschaffte.

Außer wenn es um Grizz ging.

Grizz war nicht immun gegen Pattys Charme. Er verbrachte viel Zeit damit, sie zum Lachen zu bringen. Sie wusste, dass umgekehrt ihr Kichern ihn zum Lachen brachte. Sie wusste, dass sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, wenn sie in seine Augen blickte.

Patty wusste, dass Grizz sie mochte. Nur nicht auf dieselbe Weise, wie sie ihn mochte. Denn sie mochte Grizz nicht einfach nur, sie liebte ihn.

Sie wusste, dass sie ihn liebte, seit ihre Mutter ihr das Wort beigebracht hatte. Als Kind liebte Patty ihre Mutter. Sie liebte ihren Vater. Sie liebte ihren Bruder.

Die gleichen warmen und seltsamen Gefühle brachte sie auch Grizz entgegen. Aber sie waren gleichzeitig auch irgendwie anders, irgendwie mehr. Seit Patty das Wort für Liebe gelernt und Grizz’ Namen erfahren hatte, wusste sie, dass die Worte Grizz und Liebe in denselben Satz gehörten.

An diesem Tag hatte sie beschlossen, alles nur Erdenkliche über Grizz in Erfahrung zu bringen. Sie kannte seine Lieblingssendungen im Fernsehen. Er liebte Schwarzweißklassiker wie Erwachsen müsste man sein und die Andy Griffith Show, welche eine einfachere Zeit beschrieben. Grizz liebte die Poesie von einfachen Sachen wie Dr. Seuss’ Geschichten bis hin zu den komplexen, lyrischen Werken von Byron, welche Patty nicht verstand. Sie wusste, dass Grizz sein Steak liebte, wenn es nur kurz vom Feuer beleckt wurde. Im Gegensatz zu ihr mochte er allerdings die Gemüsebeilagen. Trotz dieses Makels liebte sie ihn und wusste, dass sie beide es schaffen würden.

Patty hatte gehofft, dass Grizz sie am Abend ihrer Abschlussparty endlich so sehen würde, wie sie sich das erhoffte. Sie hatte das perfekte Kleid im Stil der Fünfzigerjahre ausgewählt, ihre Haare wie Donna Reed zu einem Knoten hochgesteckt und sogar Perlen angelegt. Sie war das perfekte Abbild einer perfekten Gattin.

Dann kam ihr Bruder und ruinierte alles.

»Patty. Nun hab dich doch nicht so«, rief Keaton ihr nach, als sie von der Gruppe wegstürmte.

Keaton hatte sie immer genauso wie alle anderen behandelt, was ihn manchmal vergessen ließ, dass sie ein Mädchen war. Sie war nie hilflos oder ängstlich gewesen, wenn sie irgendwelche Käfer gesehen hatte, wie viele ihrer Freundinnen, oder hatte geheult, wenn sie einen Fleck auf ihrer Kleidung entdeckt hatte. Patty Keaton konnte sich gegen alles behaupten, egal ob Jungs, Krabbeltiere oder wilde Bestien.

Doch an diesem Abend wollte sie nicht von ihrem Bruder als gleichwertig betrachtet werden. Sie wollte als das Mädchen von Grizz gesehen werden. Aber vielleicht bestand gerade darin das Problem? Ein anständiges Mädchen hätte nicht mit ihm gekämpft. Sie hätte sich zurückgezogen.

Patty wusste, was sie tun musste, auch wenn es sie wurmte. Sie verlangsamte ihren Rückzug und ließ Keaton aufholen. In dem Moment, in dem Keaton sie einholte, verdrehte sie den Absatz ihres Schuhs und stieß einen Schmerzenslaut aus. Sie ließ ihren Körper sacken und sorgte beim Fallen dafür, dass ihre Gliedmaßen elegant arrangiert waren, als sie zu Boden ging. Die Party kam zu einem abrupten Stillstand. Alle Augen waren auf sie gerichtet, doch Patty kümmerte sich nur um die dunklen Augen, die sich ihr bedrohlich näherten.

»Keaton«, grollte Grizz. »Was hast du getan?«

»Nichts.« Keaton hob, ausnahmsweise einmal unschuldig, die Hände. »Ich habe sie ja nicht mal berührt.«

Grizz schob Keaton aus dem Weg. »Vorsicht. «

»Sie spielt uns nur etwas vor!«

Patty unterstrich ihre vorgetäuschte Verletzung mit einem lauten Schniefen. Es war eine beeindruckende Aufführung, für die sie damit belohnt wurde, dass Grizz sie in seine Arme nahm und mühelos vom Boden aufhob.

Patty schlang die Arme um Grizz' Hals, als er sich umdrehte und auf das Haus zusteuerte. Da er sich ganz auf die Hintertür konzentrierte und seinen Freunden den Rücken zuwandte, konnte Patty nicht widerstehen. Sie streckte ihrem Bruder die Zunge heraus.

Bevor Keaton sich revanchieren konnte, schlug die Hintertür zu. Das Haus war leer. Ihre Mutter war bei einer Nachbarin auf der anderen Straßenseite, im festen Glauben, dass nichts schiefgehen konnte, solange Keaton und seine Freunde auf die frischgebackenen Schulabgänger aufpassten.

Holly Keaton war nicht dumm. Sie wusste, dass ihre beiden Kinder bei jeglichem Chaos vorne mit dabei sein würden. Sie wusste aber auch, dass sie in Griffin Hayes einen Spion in deren Mitte hatte, der über ihre Kinder wachte.

Grizz respektierte Holly Keaton mehr als seine eigene Mom. Wahrscheinlich weil Amanda Hayes selten zuhause war, seit Jahren keine warme Mahlzeit auf den Tisch gebracht und Grizz, kaum dass er Schreiben konnte, beigebracht hatte, wie man ihre Unterschrift auf Schuldokumenten fälschte. Alles nur, um sich nicht mit der Post aus seinem Schulranzen herumschlagen zu müssen. Grizz war seit Jahren sein eigener Elternteil. Er konnte nur abschalten, wenn er zum Haus der Keatons kam, wo er eine warme Mahlzeit aus dem Ofen erhielt, gescholten wurde, wenn er sich nicht benahm, und eine Umarmung bekam, bevor er nach Hause zum Schlafen ging.

Grizz setzte Patty auf dem Tisch ab. Sie wollte ihre Arme nicht von seinem starken Oberkörper lösen, tat es aber, als er auf ein Knie herabsank. So stellte sie es sich vor, wenn er um ihre Hand anhielt. Doch anstatt ihre linke Hand zu ergreifen, nahm er ihren rechten Knöchel in Augenschein.

»Sieht so aus, als hättest du nicht mal einen Kratzer abbekommen.«

»Holst du mir den Eisbeutel?«

Grizz ging zum Kühlschrank. Er öffnete die Tür und studierte den Inhalt, als wäre es sein eigenes Zuhause. Er hatte praktisch seit seinem achten Lebensjahr hier gewohnt. Sie war damals fünf gewesen. Alle ihre Kindheitserinnerungen enthielten ihn.

Als Grizz den Eisbeutel auf ihren Knöchel legte, sog sie zischend den Atem ein. Sein Blick schoss zu ihr, Besorgnis zeigte sich in den haselnussbraunen Augen, die schließlich zu ihren Lippen huschten.

Und da war er, der Beweis, dass er sie wollte. Männer sahen immer auf ihre Lippen, wenn sie sprach. Je älter sie wurde, desto besser verstand sie, dass die Männer nicht am Lächeln und den Grübchen in ihren Wangen interessiert waren. Doch Patty hatte sich nie gewünscht, dass die Lippen eines Jungen ihren nahekamen. Sie war achtzehn und noch nie geküsst worden. Sie sparte sich diese Ehre für den Mann vor ihr auf.

»Halt einfach den Eisbeutel drauf.« Grizz machte Anstalten, sich zu erheben. »Ich sollte …«

Patty ergriff seine Hand, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Er war stärker als sie, also konnte er sich ihr jederzeit entziehen, wenn er wollte. Er hielt jedoch still und wandte seinen Blick ab.

»Danke, dass du zur Party gekommen bist, Grizz.«

»Natürlich bin ich hier. Warum sollte ich das nicht sein?«

»Weil die Dinge zwischen uns derzeit seltsam laufen.«

Bevor Grizz zum Militär gegangen war, war zwischen ihnen alles okay gewesen. Es lag nun ein Jahr zurück, seit sie das letzte Mal zu zweit Zeit miteinander verbracht hatten. Sie hatten zusammengerollt auf der Couch gelegen und einen Marathon der Patty Duke Show angeschaut. Eine von Pattys Lieblingssendungen, und das nicht nur, weil die Hauptfigur ihren Namen trug. Sie liebte die Zwillingscousinen, von denen eine vornehmer und die andere abenteuerlustiger war. Sie erinnerten sie an sie selbst, insbesondere da die Hauptdarstellerin beide Cousinen spielte. Patty hatte sich wie immer, seit sie ein Kind gewesen war, an Grizz gelehnt, doch aus unerfindlichen Gründen hatte er sich an diesem Abend auf einmal versteift und war dann von ihr abgerückt. Er hatte fadenscheinige Ausreden fabriziert, dass er nach Hause müsste, um seine Mom zu sehen, und war dann aus dem Haus gestürmt.

Sie waren seitdem nie wieder zu zweit gewesen.

Eine ganze Weile antwortet Grizz nicht. »Ich würde deine Party um nichts in der Welt verpassen. Du bist praktisch meine kleine Schwester.«

Patty senkte den Kopf und drückte die Fingerkuppen in das Holz des Tisches. Sie versuchte, sich zusammenzureißen und nicht zu schmollen oder herumzuschreien, wie sie es noch wenige Jahre zuvor getan hätte, wenn sie nicht ihren Willen bekommen hatte. Sie mochte für immer Keatons kleine Schwester sein, aber sie war jetzt erwachsen und entschlossen, wie eine Erwachsene zu handeln.

Ab jetzt. Was sie draußen vorhin auf der anderen Seite der Tür angestellt hatte, um Grizz für sich allein zu haben, zählte nicht.

»Du gehst bald aufs College«, fuhr Grizz fort.

Das war ein Thema, das sie nicht ansprechen wollte. Sie hatte nicht den geringsten Wunsch, aufs College zu gehen. Den einzigen Abschluss, den sie machen wollte, war ein MRS. Sie war ihr Leben lang zur Hayes-Schule gegangen und bereit für die Abschlussprüfung. Für jene Prüfung, die ihr einen lebenslangen Job als Mrs. Griffin Hayes verschaffte.

»Du wirst viele neue Erfahrungen sammeln.« Grizz hörte einfach nicht auf. »Neue Freunde. Collegejungs.«

»Ich werde mich nicht mit Collegejungs einlassen. Es gibt nur einen Mann, den ich jemals haben wollte.«

Grizz ging auf Abstand. Patty sprang auf die Füße und gab allen Anschein, dass ihr Knöchel verletzt war, auf. Sie würde ihn nicht noch einmal davonkommen lassen. Insbesondere, weil er bald zum militärischen Training abreisen würde. Sie hatte kein Problem damit, eine Fernbeziehung mit ihm zu führen. Der Schlüssel lag darin, überhaupt erst einmal eine Beziehung mit ihm anzufangen. Sie wartete schon ihr ganzes Leben darauf, ihm zu sagen, was sie fühlte, und darauf, dass er sie ernst nahm. Der Zeitpunkt war gekommen.

»Grizz, Ich denke, du weißt, was ich für dich empfinde.«

Grizz schüttelte den Kopf. Patty hatte den Eindruck, dass er ihren Worten nicht widersprach. Sein Blick war nach innen gerichtet, als würde er mit einer Stimme in seinem Kopf diskutieren.

»Patricia, das ist nicht möglich.«

»Was stimmt denn nicht mit mir?« Patty konnte es nicht verhindern. Ihre Unterlippe zitterte.

Grizz’ gequälter Blick hob sich, gefolgt von den Händen, die ihr Gesicht umfingen. »Gar nichts. Du bist perfekt.«

»Warum dann nicht?« Patty stampfte mit dem Fuß auf, ließ damit die Erwachsenenrolle fallen. Sie hatte gelächelt, sich herausgeputzt und diese furchtbar unbequemen Schuhe angezogen. Was hätte sie sonst noch tun sollen?

Grizz hob eine Augenbraue. Dann seufzte er. »Du bist die Schwester meines besten Freundes.«

»Dann schick Keaton in die Wüste. Er hält dich nur zurück.«

Grizz biss sich auf die Lippen, allerdings ohne Erfolg. Ein Glucksen entkam seinen perfekt geformten Lippen. Obwohl er sich als Mitglied der US-amerikanischen Streitkräfte, was das Rasieren anging, ein strenges Regime auferlegte, zeigten sich erste Bartstoppeln. Er war schon immer so behaart gewesen wie ein lebensgroßer Teddybär.

»Du weißt, dass Keaton immer das Beste für mich möchte«, sagte Patty. »Scheint mir so, als wäre das sein bester Freund.«

»Das ist ganz reizend.« Grizz kniff ihr in die Wange. Bevor er ihr Gesicht freigab, umschloss sie seine Hand mit ihrer und hielt ihn nahe bei sich.

Grizz schüttelte den Kopf. Resignation verdunkelte seinen Blick. Erneut hätte er sich aus ihrem Griff befreien können. Er war stärker als sie. Aber er tat es nicht. Er fuhr stattdessen mit dem Daumen den oberen Rand ihrer Wange entlang und sagte die Worte, die ihr das Herz brechen würden.

»Das wird nicht passieren, Patty Cakes. Du gehst aufs College, machst deinen Abschluss und triffst einen netten Jungen.«

»Einen netten Jungen? Du willst, dass ich irgendeinen armen kleinen Jungen in zwei Hälften zerlege?«

Für die allzu wahren Worte schenkte Grizz ihr ein weiteres Grinsen.

»Du bist der Einzige, der weiß, wie ich behandelt werden muss. Ich bin dazu bestimmt, Mrs. Griffin Hayes zu sein. Deine Babys zu bekommen. In deinem Bett zu liegen.«

Wieder huschte sein Blick zu ihren Lippen. Patty konnten seinen Atem schmecken. Er schluckte schwer, als müsste er sein Verlangen hinunterschlucken. Der Hunger wich nicht aus seinem Blick.

Grizz’ Daumen fuhr über ihre Unterlippe, als hätte der Finger seinen eigenen Willen. Als ob der Finger testen dürfte, was dem Mund verwehrt blieb. Auf ihrem unberührten Fleisch fühlte sich seine Fingerkuppe rau an.

Patty öffnete die Lippen, bereit, darum zu betteln, sie zu erobern. Sie wusste, der Deal würde besiegelt sein, sobald er sie nur küsste.

Grizz stieß die Luft aus. Das Ausatmen schien ihn so niederzudrücken, dass sein Gesicht ihrem näherkam. Er stand ganz dich vor ihr. Sein Oberkörper strich gegen ihre Brust. Patty hörte förmlich, wie ihr eigenes Herz in einen anderen Gang schaltete und sich mit dem des Mannes synchronisierte, für den sie bestimmt war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde.

»Patty?«

Beim Klang von Keatons Stimme aus dem anderen Zimmer sprangen sie unwillkürlich auseinander und wandten sich um. Patty hatte keine Ahnung, warum ihr Bruder die Vordertür und nicht den Hintereingang gewählt hatte.

»Mom hat von Mrs. Jenkins aus angerufen. Sie hat gesehen, was passiert ist und sagt, ich soll mich bei dir entschuldigen. Auch wenn du selbst dran schuld bist, dass du ausgerutscht bist.«

Ihre Mutter hatte ihre Augen überall. Natürlich hatte sie mitbekommen, was zwischen ihren Kindern vorgefallen war. Die Frage war, ob sie auch sehen konnte, was mit Patty und Grizz passieren würde.

Patty sollte es jedoch nicht mehr herausfinden, denn als sie sich wieder umdrehte, war Grizz ihr bereits entkommen. Er schlüpfte durch die Hintertür nach draußen. Das Letzte was sie hörte, war, wie die Tür leise ins Schloss fiel. Dann war Grizz fort.

Kapitel Drei

Gegenwart

»Du stehst hier und erlaubst es denen, dass sie das mit jemandem von deinen Verwandten machen?«

Grizzs Lippen verzogen sich vor Abscheu über die Worte, die in der späten Nachmittagsluft erklangen. Dabei waren die Worte nicht einmal an ihn gerichtet. Doch er spürte deren Wirkung. Grizz sah zu Angel Bautista hinüber. Der junge Mann war der unglückliche Empfänger der Anschuldigung.

Angel verzog angewidert das Gesicht und drehte seinem Onkel den Rücken zu. Er ballte seine Fäuste und ein knackendes Geräusch war zu hören. Hellbraune Schalen fielen zu Boden, als Angel Erdnüsse in den Mund stopfte.

Manuel Bautista kämpfte gegen seine Handschellen an als er seinen Neffen weiter anschrie. »Du bist eine Schande für deine Familie.«

»Nein, Onkel«, rief Angel über seine Schulter, ohne sich umzudrehen, um den Blick seines Onkels zu erwidern. »Die Schande bist du.«

Kurz vor der Morgendämmerung hatte Manuel, ein ehemaliger Rancharbeiter der Vance Ranch, beschlossen, dass seine Abfindung die neuen Kälber sein sollten, die zum Brandmarken separiert worden waren. Glücklicherweise hatten Grizz und seine Army Ranger Brüder ihn aufgehalten und den Dieb gefangengenommen, bevor er die Herde in das Niemandsland jenseits der Grenzen der Purple Heart Ranch und der benachbarten Vance Ranch hatte treiben können.

Angel, der seinem Arbeitgeber treu geblieben war, hatte dabei geholfen, seinen missratenen Onkel zu fassen. Jetzt wandte der junge Mann sich von seinem früheren Mentor ab und durchtrennte die letzte Verbindung.

»Was glaubst du, wohin du jetzt gehst, Angel?«

Beim Klang der Stimme des Deputy Sheriffs drehte sich der jüngere Bautista um. Es war nicht so, dass in Deputy Newmans Stimme echte Autorität steckte. Sie strotzte vor unangebrachter Selbstherrlichkeit.

»Du wirst noch für eine Befragung in dieser Untersuchung gebraucht, Junge.« Der Deputy verfrachtete seine erste Beute in den Streifenwagen und schlug die Tür zu. Er umrundete das Fahrzeug und hielt den Blick dabei die ganze Zeit auf seine neue Beute gerichtet.

Angel wich nicht zurück, als Newman auf ihn zukam. Er behauptete sich und hielt den dunkelhaarigen Kopf hoch erhoben. Doch hinter seinem Rücken konnte Grizz erkennen, wie der junge Mann seine Faust schloss und wieder öffnete, als suche er nach Rettung. Stattdessen knackte er nur weiter Erdnüsse und wurde dafür mit einer Handvoll Kerne belohnt.

Es war der Deputy, der zurückwich. Newmans Körper bog sich förmlich von Angel weg. Seine Miene verzerrte sich vor Entsetzen. »Ich bin allergisch dagegen.« Newman deutete auf die Schalen rund um Angels Stiefel.

»Das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Angels Stimme klang kein bisschen aufrichtig.

Grizz konnte das Grinsen über den jungen Mann nicht verbergen. Er wusste, was es hieß, wenn die Fehler von Verwandten auf einen selbst projiziert wurden, auch wenn man im Leben nichts falsch gemacht hatte. Das Gleiche passierte nun Angel.