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Ihr Mund klappte vor Schock auf. Wie konnte er es wagen … „Aber der Anwalt hat dir bereits meine Bezüge für dieses Quartal gegeben. Wie soll ich denn leben?“
„Das ist nicht mein Problem und dankenswerterweise du auch nicht. Sei nicht mehr in diesem Haus, wenn ich zurückkehre, oder du wirst es bereuen.“
Dieser grässliche, grässliche Mann—sie hasste ihn so sehr. Warum hat nicht ein anständiger Mann den Titel ihres Vaters erben können? Sie hatte wenig Auswahl und keine Idee, wo sie hingehen sollte. Ihr Taschengeld würde ihr nicht lange ausreichen und sie hatte drei weitere Monate, bis der Anwalt mehr Gelder freigeben würde. Alles, was sie besaß, war in ihrem Zimmer in der Redding Manor. Alles von Wert war abgelöst worden, als John übernommen hatte. Zumindest hatte er kein Recht auf ihr Geschmeide oder ihre Kleidung. Sie konnte etwas davon verkaufen, wenn sie es musste.
„Ich bereue nur, dass wir auf irgendeine Weise das gleiche Blut teilen“, spie Hannah aus. „Du bist ein niederträchtiger Mann und ich bin froh, dass ich dich nie wieder sehen muss.“
„Du Miststück“, sagte er und ohrfeigte sie. „Dafür will ich, dass du verschwunden bist bevor wir unser Fasten brechen. Ich werde kein weiteres Essen an deinesgleichen verschwenden.“ Er grinste höhnisch. „Die Welt braucht keine Blaustrumpf[1 - „Blaustrumpf“ war gegen Ende des 18. und im 19. Jahrhundert ein Schimpf- und Spottname für Frauen, die dem zeitgenössischen Frauenbild widersprachen und als unweiblich galten. Das beinhaltete nach Emanzipation strebende und intellektuelle Frauen.]-Mauerblümchen mehr. Kein Wunder, dass du keinen Ehemann finden konntest.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Hannah hob ihre zitternde Hand und wischte über ihren Mund. Ein Tropfen Blut fiel auf ihre Fingerspitze. Was hatte sie getan? Ihr Mund hat sie wieder in Schwierigkeiten gebracht. Zeit war von äußerster Wichtigkeit und ihre lief schnell ab. Sie zog einen Koffer heraus und begann ihn mit all ihren Gegenständen zu füllen. Sie faltete ihre Kleider, ihr zusätzliches Unterkleid und ihre Unterwäsche. Sie hatte drei Tageskleider und eine Abendrobe. Sie hatte nicht oft Gäste und Bälle—niemand lud sie mehr zu diesen ein. Ihr Schmuck und ihre kleineren Gegenstände kamen zuletzt hinein. Sie ließ eines ihrer Tageskleider draußen um es anzuziehen. Die letzten Dinge, die sie in den Koffer gab, waren ein Miniaturgemälde ihrer Eltern und einen Stapel Briefe. Dies waren ihre kostbarsten Gegenstände.
Hannah beließ ihr Haar in einem langen geflochtenen Zopf, der ihren Rücken herunterfiel. Es war keine Zeit es ordentlich herzurichten. Es musste genügen, bis sie herausgefunden hat wohin sie gehen würde. Sie zog sich schnell an und schleppte dann ihren Koffer oben an die Treppe. Wie sollte sie es schaffen ihn irgendwohin außerhalb des Hauses zu bekommen? Sie starrte die Stufen herab und kaute auf ihrer Unterlippe. Es schien unmöglich.
„Miss Hannah“, eine tiefe Stimme füllte ihre Ohren. „Was tun Sie denn da?“
Hannah drehte sich, um in die freundlichen Augen des Butlers zu blicken. Viele der Angestellten hatten gekündigt, oder waren von John entlassen worden. Der einzige ursprüngliche Diener, der übrig geblieben war, war Grimly. „Der neue Viscount kann sich nicht mit mir abgeben. Mir wurde mein Marschbefehl gegeben.“
„Dieser …“ Sein Gesicht war zerknirscht und er flüsterte leise etwas vor sich hin. Hannah wusste es besser, als dass sie fragen würde, was er gerade gesagt hatte. „Wo gehen Sie hin?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich versuche noch herauszufinden, wie ich auf eigene Faust den Koffer die Treppe herunter bekomme.“
„Ich übernehme das für Sie. Lassen Sie mich auch eine Kutsche für Sie beauftragen.“
Hannah lächelte ihn an. „Ihm wird das nicht gefallen. Du könntest für den Ungehorsam gegenüber seiner Anweisungen deinen Posten hier verlieren.“
Sie wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass Grimly seine Anstellung verlor. Es gab keinen Ort, wo er hingehen könnte, und ein Bediensteter würde ohne Empfehlungsschreiben in keinem anderen Haushalt angestellt werden. Die Gesellschaft war grausam und ignorierte jene, die Hilfe am nötigsten hatten.
„Der einzige Grund, warum ich so lange geblieben bin, war um auf Sie aufzupassen“, sagte er. „Wenn Sie gehen, gehe ich auch. Abgesehen davon werden Sie jemanden bei sich brauchen, wo auch immer Sie hingehen.“
Hannah lächelte traurig. „Du bist ein Schatz, aber du weißt, dass ich dich nicht bezahlen kann. Ich weiß noch nicht einmal wo ich hingehe.“
Ein Einfall bildete sich in ihrem Geist, während sie dies sagte. Es gab einen Ort, an welchen sie gehen konnte. Lady Manchester würde ihr helfen, wenn sie zum Schloss ging. Sie war immerhin ihre Patentochter. Warum hatte sie nicht schon eher daran gedacht.
„Ich frage mich, ob John seine Kutsche vermissen würde, wenn diese für ein paar Tage fehlt …“
Grimlys Lippen neigten sich nach oben. „Kümmert es Sie, falls er das tut?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht besonders. Lass uns eine der nicht gekennzeichneten nehmen. Ich würde nicht eine mit dem Familienwappen darauf nehmen wollen und es ihm damit leichter machen uns nachzujagen.“
Der Butler schnappte ihren Koffer und hievte ihn über seine Schulter. „Wohin gehen wir?“
„Die Wildnis von Kent“, sagte sie glücklich. Das letzte Mal, als sie dort gewesen war, war zehn Jahre her und es war eine ihrer glücklichsten Zeiten ihres Lebens gewesen. Unglücklicherweise war die Person, die diese so glücklich gemacht hatte, nicht mehr dort, aber das machte nichts. Es war ihre letzte Hoffnung und sie würde sie ergreifen.
Garrick rieb seinen Schenkel mit seiner Hand und zog vor Schmerz eine Grimasse. Der Säbel der hineingeschnitten hatte, hatte sein Mal hinterlassen und die Muskeln brannten von Zeit zu Zeit noch immer. Besonders wenn er mehr ritt, als er sollte … Das Pferd, auf dem er saß, schnaubte und schüttelte seinen Kopf. „Jaah ich weiß“, antwortete er geistesabwesend. „Ich bin dieser Reise auch müde.“
Sie waren seinem Familiensitz nahe. Er freute sich nicht sonderlich darauf zurückzukehren. Er war unter glücklicheren Umständen gegangen und kehrte nun zu miserablen zurück. Als er sein Offizierspatent erkauft hatte, hatte er nie gedacht, dass er jemals die Verantwortlichkeiten der Grafschaft übernehmen müsste. Sein Bruder hätte im vergangenen Jahrzehnt zumindest einen Sohn haben sollen. Hatte er das? Nein, natürlich nicht. Dann hatte dieser Bastard auch noch sterben müssen. Er konnte es immer noch nicht glauben. Nathaniel war tot und begraben. Als der Brief ihn ausfindig gemacht hatte, war es sechs Monate her gewesen und er hatte ein weiteres halbes Jahr gebraucht um zurückzukehren. Er war im Kampf verletzt worden und hatte Zeit zum Heilen gebraucht. Seine Mutter hatte ihm danach noch einmal geschrieben, rügte ihn für seine Langsamkeit seine Verantwortlichkeiten aufzunehmen. Er freute sich nicht besonders darauf die gleiche Tirade persönlich zu hören.
Garrick trat mit seiner Ferse in die Seite des Pferds und das Pferd begann wieder zu traben. Ein paar weitere Meilen und er wäre wieder Zuhause. Dann würde er mehr zu bestreiten haben, als ihm lieb war. Sein Körper war ermattet, aber nicht so sehr, wie es seine Seele war. Der Krieg hatte sich tief in sein Inneres gegraben und ihn auf Weisen verhärtet, die er niemals für möglich gehalten hätte.
Die Entfernung zwischen ihm und dem Schloss fiel weg und es erhob sich am Horizont. Es war ein wunderschöner Anblick anzusehen. Sogar er musste das zugeben. Es war eine Fantasie, die von den Seiten eines Geschichtenbuchs zum Leben erwacht war. Wäre er eine schrullige Person gewesen, hätte es sein Herz erwärmt. Stattdessen erfüllte es ihn mit Zorn, wie er ihn noch nie zuvor erfahren hatte.
„Hol dich der Teufel, Nate“, brüllte er. „Warum hast du gehen und sterben müssen?“
Es schmerzte ihn in diesem Moment mehr, als es das jemals zuvor getan hatte. Sein Tod hatte bis zu diesem Moment nicht real geschienen. Sein Zuhause zu sehen hatte ihn mit einem unerwarteten Schlag in die Realität befördert. Es war Zeit seiner Familie entgegenzutreten und sie wiederherrichten, wie auch immer er es konnte. Er pfiff und drückte sein Knie in das Pferd, um anzuzeigen, dass er wollte, dass es schneller lief. Das Pferd startete und eilte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf das Schloss zu. Der Wind fühlte sich gut auf seinem Gesicht an und erfüllte ihn mit einem Hochgefühl, wie er es seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Sein blendendes Bedürfnis hatte ihn abgelenkt und er sah die Kutsche nicht, bis es zu spät war. Das Pferd peitschte vorbei und der Fahrer verlor die Kontrolle. Die Kutsche kippte auf die Seite und krachte einen der Hügel hinab. Die Befestigung an den Pferden war weggerissen und sie hatten freien Lauf.
„Verdammt“, rief Garrick. Das war alles seine Schuld. Wann würde er es endlich lernen?
Er verlangsamte sein Pferd und rannte zur Kutsche. Der Fahrer war von der Kutsche gefallen und in Sicherheit gerollt. Die Frau im Inneren jedoch war bewusstlos geschlagen. Sie war ein Wirrwarr aus braunem Haar und Musselin. Er zog sie aus der Kutsche heraus und sog tief Luft ein.
„Hannah“, flüsterte er.
Gott, lass sie bitte lebendig sein … Er atmete einen erleichterten Seufzer aus, als er sah, wie sich ihre Brust hob und senkte.
„Wir müssen sie zum Schloss bringen“, sagte der Mann. „Und nach einem Arzt rufen.“
Garrick nickte. „Ich nehme sie auf mein Pferd. Das wird schneller sein. Sobald ich auf seinem Rücken bin, reich sie mir hoch.“
Der Fahrer nickte. Garrick hüpfte zurück auf sein Pferd und streckte sich nach Hannah aus. Er hätte sie töten können. Wenn sie gestorben wäre—er hätte sich das nie vergeben. Sie war das einzige Strahlende in seinem Leben und er würde lieber sterben, als sie zu verletzen. Er ließ sie bequem in seine Umarmung gleiten und bedeutete dem Pferd zu traben. Zumindest waren sie dem Schloss nahe. Als er davor anhielt, schwang die Türe unverzüglich auf. Der Butler kam heraus und verbeugte sich.
„My Lord“, sagte er. „Es ist schön Euch wiederzusehen.“
„Ich habe keine Zeit, Bentley. Hilf mir mit ihr, sie wurde verletzt.“
Der Butler reagierte unverzüglich und half Garrick mit Hannah. Sie brachten sie in ein Zimmer ein Stockwerk höher und legten sie auf ein Bett. Sie war so weiß …
„Rufe unverzüglich einen Arzt herbei“, sagte er.
„Ja, my Lord“, sagte Bentley und verließ das Zimmer.
Seine Mutter stürmte in das Zimmer. „Was hast du jetzt getan?“
Garrick zuckte angesichts des Tons in ihrer Stimme zusammen. „Nicht jetzt Mutter. Ich habe keine Zeit für einen Vortrag.“
Hannah war wichtiger als alles, was seine Mutter zu ihm sagen konnte. Sie musste leben und er würde dafür sorgen. Auch wenn es das Letzte ist, was er tat. Ohne sie hätte er den Krieg möglicherweise nicht überlebt.
Sie blickte auf das Bett und japste. „Ach du meine Güte, es ist Hannah. Was hat sie hier gemacht?“
„Du hast sie nicht erwartet?“
Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. „Ich bin allerdings nicht überrascht. Beide ihrer Eltern sind jetzt verstorben und der Cousin, welcher den Titel geerbt hat, ist ein Nichtsnutz.“ Sie seufzte. „Ihre Mutter ist vor Jahren gestorben und ihr Vater ist letztes Jahr verschieden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hierher kam. Ich hätte nach ihr schicken sollen, aber mit Nates Tod …“
Arme Hannah. Jeder, der ihr auf der Welt wichtig war, war nicht mehr da und jene, auf welche sie sich üblicherweise verließ, hatten sie verstoßen. Er hätte früher heim kommen sollen—sein Offizierspatent verkaufen und nach Hause kommen. Vielleicht hätte er etwas für sie tun können. Er würde ihr jetzt helfen. Es war das Mindeste, was er dafür tun konnte, dass er sie beinahe durch seine Rücksichtslosigkeit umgebracht hatte.
„Ich habe nach einem Arzt rufen lassen“, sagte Garrick. „Kannst du dich zu ihr setzen, bis er kommt? Es ist nicht richtig, dass ich im Zimmer bin.“
„Natürlich“, seine Mutter nickte. „Du bist gerade erst gekommen, ruh dich aus. Ich lasse es dich wissen, wenn der Arzt fertig ist.“
Garrick machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Er hatte eine Menge Fragen, aber die konnten warten. Er wollte wissen, warum Hannah vor ihrem Cousin floh und sobald er alle Antworten hatte, würde er diesem Mann einen Besuch abstatten. Wenn er ein anständiger Verwandter wäre, hätte er besser auf sie aufpassen sollen. Garrick wollte Blut und war sich nicht zu schade nach Gerechtigkeit zu trachten.
KAPITEL ZWEI
Garrick starrte aus dem Fenster auf die weitreichenden Hügel, die in Richtung des Meeres führten. Er war begierig darauf einen Ausritt oder langen Spaziergang zu machen. Das Schloss war bereits an einem guten Tag erstickend—heute war kein guter. Hannah war noch immer nicht aufgewacht und er musste auf etwas, irgendetwas, schlagen, um den Ärger herauszulassen, der in ihm brodelte. Er hasste, dass er so hilflos war und nichts für sie tun konnte. Was bräuchte es, damit sie ihre Augen aufmacht? Der Doktor sagte, dass sie keine gebrochenen Knochen hat, ihr Kopf aber die Seite der Kutsche ziemlich hart getroffen hatte. Da war ein riesiger lila und blauer Bluterguss auf ihrer Stirn, der langsam zurückging. Während er heilte, würde hoffentlich das, was Hannah am schlafen hielt, es ebenfalls tun.
Er strich mit seiner Hand durch sein Haar und seufzte. Es gab mehr als Hannah, mit dem er sich beschäftigen musste. Er war mit dem Verwalter durch die Bücher gegangen und sein Bruder hatte irgendwie das Besitztum in tiefe Schulden getrieben. Zu sagen, dass seine Führungsqualitäten mangelhaft waren, war eine Untertreibung. Nathaniel hatte keinerlei Talent gehabt das Besitztum zu verwalten. Garrick hätte sich niemals vorgestellt, dass sein Bruder so verflixt sorglos mit dem Familienvermögen sein könnte. Das Wenige, das er hatte, würde nicht decken was es benötigte, um ihre Bücher wieder schwarze Zahlen schreiben zu lassen. Es würde ein Wunder brauchen, dass dies passierte. Obwohl seine Geldmittel helfen würden die Gläubiger davon abzuhalten, Blut sehen zu wollen—es würde ihm Zeit erkaufen, um herauszufinden was sein nächster Schritt sein sollte.
„Garrick“, sagte seine Mutter, als sie in das Arbeitszimmer kam. „Wir müssen eine Unterhaltung führen. Du kannst mich nicht weiter meiden.“
Er konnte es sehr wohl versuchen. Seine Mutter war besorgt. Er verstand das, aber das bedeutete nicht, dass er bereit war ihr entgegenzutreten. Sie hatte Nathaniel ihm immer vorgezogen und muss enttäuscht sein, dass ihr perfekter Sohn gestorben war. Nun hatte sie den Makelbehafteten als Graf und Kopf der Familie am Hals.
„Ich entschuldige mich, Mutter“, sagte er und drehte sich zu ihr hin. „Ich war nachlässig darin mich um deine Bedürfnisse zu kümmern. Wie kann ich behilflich sein?“ Garrick hob eine Braue.
„Es geht um Amelia“, sagte sie. „Das Mädchen braucht Hilfe und ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Sie ist eine Waise“, sagte Garrick sachlich. „Es kann nicht einfach für sie sein. Sie kannte ihre Mutter und ihren Vater nie …“ Er ließ seine Stimme allmählich verstummen. Es hätte keinen Sinn in der Wunde herumzustochern und sie größer werden zu lassen. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was du von mir erwartest, dass ich tun soll. Ich weiß nichts über kleine Mädchen.“
Sein Bruder hat seine Pflicht einen Sohn zu haben, der den Titel weiterführt, nicht erfüllt, aber er hatte es fertig gebracht eine Tochter zu zeugen. Ein kleines Mädelchen von nicht mehr als fünf Sommern und unglücklicherweise war Lenora bei ihrer Geburt verstorben. Alles, was sie gehabt hatte, seit sie ihren ersten Atemzug genommen hatte, war ihr Vater. Von den Geschichten, welche die Diener erzählen, war das auch nicht viel gewesen. Nathaniel hatte nicht viel Interesse an diesem Kind gezeigt. Er war zu betrübt über den Verlust seiner geliebten Frau. Garrick konnte ihm dies nicht wirklich verdenken. Wenn er die Liebe seines Lebens verloren hätte, wäre er eventuell ebenfalls dem Kummer verfallen. Amelia hatte allerdings besseres verdient. Er wollte sich seiner Nichte gegenüber anständig verhalten, aber er hatte nicht gelogen. Mädchen waren ein Rätsel und er hatte keine Ahnung, wie er verfahren sollte.
„Ich habe nach Lady Corinne geschickt“, sagte seine Mutter. „Eventuell wird sie auf ihre Tante mütterlicherseits ansprechen.“
„In Ordnung“, sagte Garrick mit einem Winken seiner Hand. „Es klingt, als ob du das gut gehandhabt hast. Wofür benötigst du mich?“
Seine Mutter verblieb still, während sie ihn anstarrte. Es entnervte ihn und für einen Moment fühlte er sich wieder wie ein kleiner Junge. Sie hatte schon immer diesen Effekt auf ihn gehabt. Irgendwie konnte seine Mutter ihn mit einer Leichtigkeit, die er hasste, in eine Zeit zurückkehren lassen, wo er keine Kontrolle hatte.
„Es ist eine vorübergehende Lösung“, sagte sie schließlich. „Corinne kann nicht für immer hier verbleiben. Wir müssen entscheiden, was mit Amelia zu tun ist, wenn sie geht.“
„Und das muss heute entschieden werden?“, fragte er gereizt. Zum Teufel … Seine Mutter würde ihn in ein frühes Grab bringen. Kein Wunder hatte sich Nathaniel in seiner liebsten Spirituose ertränkt. Er verlor seine Frau und hatte mit ihrer Mutter täglich umgehen müssen. Es war eventuell an der Zeit vorzuschlagen, dass sie in das Dowager House[2 - Haus auf dem Anwesen, das der Witwe zur Verfügung steht; wenn der Nachfolger heiratet oder verheiratet ist, zieht die als „dowager“ bezeichnete Witwe in dieses Haus, während der Erbe in das Haupthaus zieht] zieht.
„Ich bin sicher, dass wir Zeit haben“, sagte sie sanft. „Aber nicht zu viel. Sie hat bereits mehr verloren, als es ein kleines Mädchen sollte. Ich habe aber eine Idee, was helfen könnte.“
„Was?“, fragte er. An diesem Punkt war er bereit jeglichem zuzustimmen, so dass sie ihn in Frieden lassen würde.
„Du musst heiraten.“
Außer dem. Garrick wollte niemals heiraten. Er würde keiner Frau ein guter Ehemann sein. Er war innen wie außen vom Kampf gezeichnet. Jegliche Frau, die sich an ihn band, würde es zunehmend bereuen. Nichts, was seine Mutter sagte, würde ihn dazu bringen zu glauben, dass Heirat eine gute Idee wäre.
„Das steht außer Frage“, sagte Garrick eindringlich. „Der Titel kann meinetwegen mit mir sterben.“
Es gab vermutlich irgendeinen entfernten Cousin irgendwo auf dem Familienzweig, der erben konnte. So oder so kümmerte es Garrick einen Dreck. Er hat nie erwartet der Earl of Manchester zu sein.
„Mach dich nicht lächerlich“, sagte seine Mutter. „Du wirst heiraten und einen Sohn haben, um den Familienzweig fortzuführen.
Er brach in Gelächter aus. „Befiehlst du mir irgendjemanden zu heiraten und sie zu schwängern, Mutter? Was, wenn ich eine Tochter habe, wie Nathaniel?“ Er hob eine Braue. „Was dann?“
„Es besteht keine Notwendigkeit so derb zu sein“, spottete die verwitwete Gräfin und hielt ihre Hand an ihre Brust. „Du bist jetzt Amelias Vormund. Wenn du nicht um deinetwillen oder für die Pflicht gegenüber des Familienzweigs eine Frau findest, ist das Mindeste, was du tun kannst, eine Mutter für das arme Mädchen zu finden.“
Garrick ignorierte seine Mutter und bewegte sich auf den Dekanter mit Brandy zu. Wenn es jemals eine Zeit für ein starkes Getränk gab, dann war das jetzt. Sie tat ihr Bestes ihm Schuldgefühle zu machen, so dass er sich auf das einließ, was sie glaubte, dass es Eheglück sein würde. Amelia mag eine mütterliche Figur brauchen, aber das bedeutete nicht, dass er jemanden dafür heiraten musste. Sie könnten eine Wegbegleiterin einstellen—nein, zu diesem Zweck eine Gouvernante.
Er goss zweifingerbreit Brandy in ein Glas und hob es dann an seinen Mund und schluckte den Inhalt in einem großen Schluck. Er brannte, während er seine Kehle hinunterreiste und Wärme breitete sich in seinem Bauch aus, als er sich in ihm niederließ. Das Getränk half seinen Ärger genug zu lindern, um ihr wieder gegenüberzutreten. Er goss mehr Brandy in sein Glas und drehte sich dann zu seiner Mutter.
„Ehe ist nichts für mich, Mutter“, sagte er eindringlich. „Finde jemand anderen, auf den du deine Aufmerksamkeit konzentrieren kannst. Ich werde nicht zulassen, dass du mich unter Druck setzt, etwas zu tun, wogegen ich von ganzem Herzen bin.“
„Du bist ein widernatürliches Kind“, sagte seine Mutter elend. „Warum verhältst du dich auf diese Weise?“
Er schloss seine Augen und betete um Geduld. Seine Mutter machte ihn komplett verrückt. Sie müssten ihn vielleicht in einem Tollhaus einschließen und wo würden ihre Bestrebungen ihn zu verheiraten dann hingehen? „Ich habe mein Leben immer so gelebt, wie es mir gefiel. Was ließ dich glauben, dass sich das geändert hätte? Ich bin nicht Nathaniel und ich werde verdammt noch mal nicht etwas tun, weil du es befiehlst.“
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